Meine sehr verehrten Herren! Es ist ja
bezeichnend, daß sich gerade der èechischen
Öffentlichkeit immer wieder, wenn von einer Revision der
Friedensverträge gesprochen wird, die größte Erregung
bemächtigt. Die deutet darauf hin, daß gerade in diesem
Staate, die führenden Staatsmänner ein außerordentlich
schlechtes Gewissen haben müssen. Denn wäre dies nicht
der Fall, dann könnten sie ruhig es auf die Feststellung
eines Exempels ankommen lassen, denn letzten Endes würde
ja doch bei einer solchen Abänderung der Friedensverträge
im Rahmen des Völkerbundes eine Volksabstimmung in den in
Frage kommenden Gebieten stattfinden, und wenn Dr. Beneš
und seine Konsorten so fest darauf bauen, daß alle Volksteile
dieses Staates mit diesem Regierungssystem zufrieden sind, dann
möge er doch endlich eine solche Abstimmung herbeiführen
helfen. Unsere Einstellung zur Aktion des Lord Rothermere habe
ich bereits ausführlich während der Beratungen des Budgetausschusses
gekennzeichnet. Mit Rücksicht auf die Kürze der mir
zur Verfügung stehenden Zeit will ich hier die Wiederholung
meiner Ausführungen unterlassen. Nur will ich darauf hinweisen,
daß es bezeichnend ist, wie weit man heute schon in der
Sorge einer allfälligen Abänderung dieser Friedensverträge
geht. Vor kurzem wurden aus einem Artikel, den ich unter dem Titel
"Die Sudetendeutschen und Lord Rothermere" veröffentlicht
habe, folgende Stellen konfisziert, und zwar mit der Begründung,
daß sie die Sicherheit des Staates gefährden. Ich schrieb:
"Die seit Monaten von dem Lord Rothermere zugunsten Ungarns,
d. h. zugunsten der anläßlich der Pariser Verträge
von Ungarn losgerissenen und der Fremdherrschaft ihrer (Další
èást øeèi byla usnesením pøedsednictva
poslanecké snìmovny ze dne 28. listopadu 1927 podle
§u 9, lit. m) jedn. øádu
vylouèena z tìsnopisecké zprávy. Viz
str. 54 této tìsnopisecké zprávy.)
unterworfenen magyarischen Volksteile
geführt worden ist." Da wurde konfisziert: (Dalši
èást øeèi byla usnesením pøedsednictva
posl. snìmovny ze dne 28. listopadu 1927 podle §u
9, lit. m) jedn. øádu
vylouèena z tìsnopisecké zprávy. Viz
str. 54 této tìsnopisecké
zprávy.) Und weiter wurde
konfisziert: "Die Feststellung, daß 31/2
Millionen Sudetendeutsche (Dalši èást
øeèi byla usnesenim pøedsednictva posl. snìmovny
ze dne 28. listopadu 1927 podle §u 9,
lit. m) jedn. øádu vylouèena z
tìsnopisecké zprávy. Viz str. 54 této
tìsnopisecké zprávy.) In
dieser Feststellung sieht man eine Bedrohung, eine die Sicherheit
dieses Staates gefährdende Äußerung. Das ist für
die hier herrschenden Verhältnisse restlos bezeichnend. Aber
interessieren würde es uns, was zu einer solchen Konfiskationspraxis
der deutsche Vizepräsident Zierhut zu sagen hat. Der
Zusammenbruch der Abrüstungsbestrebungen bedeutet meines
Erachtens auch den Zusammenbruch der gesamten Völkerbundpolitik.
Der Kriegsminister Udržal
erklärte im Budgetausschuß, die Èechoslovakei
müsse rüsten, weil sie klein sei, und sie könne
erst dann abrüsten, wenn die großen mit gutem Beispiel
vorangegangen sind. Das heißt mit anderen Worten: Der verantwortliche
Mann in diesem Staate erklärt, daß die Èechoslovakei
niemals abrüsten werde, denn praktisch
läuft seine Äußerung auf nichts anderes hinaus.
Nach dieser allgemeinen Stellungnahme zu diesen beiden
Kapiteln "Landesverteidigung" und "auswärtiges
Amt" möchte ich noch darauf hinweisen, daß die
Summen, welche von der Außenvertretung des Landes und von
der Landesverteidigung verschlungen werden, in Wirklichkeit bedeutend
höher sind, als in diesen beiden Kapiteln ausgewiesen wird.
Ich weise darauf hin, daß die im Kapitel "Landesverteidigung"
ausgewiesene Gesamtsumme 1400 Millionen beträgt, in Wirklichkeit
sind aber in anderen Kapiteln gut verschleiert ebenfalls Ausgaben
für das Militärwesen untergebracht zur bewußten
Irreführung der Weltöffentlichkeit. Es handelt sich
hier um einen Betrag im Ministerium für soziale, Fürsorge,
für die Alters- und Invaliditätsversicherung der Soldaten
16 Millionen, Militärpensionen 186 Millionen, Erhaltung der
militärischen Gebäude in Kapitel "Arbeitsministerium"
26 Millionen. Rüstungsfond 315 Millionen, zusammen 1.943
Millionen. In Wirklichkeit kommt hiezu noch die Amortisation und
die Verzinsungsquote des Anteils des Heeresministeriums an der
allgemeinen Staatsschuld im Betrage von 6 Milliarden, welche Quote
rund 300 Millionen ausmachen dürfte, so daß wir, noch
hinzugezählt 164.9 Millionen für die auswärtigen
Angelegenheiten, zu einer Gesamtsumme dieser beiden Kapitel von
2.4 Milliarden gelangen. Es ist klar, daß diese
ungeheure Summe schwer auf der gesamten Staatswirtschaft, aber
umso schwerer auf der deutschen Volkswirtschaft und den deutschen
Steuerträgern lasten muß. In früheren Jahren fanden
wir bei der Bekämpfung dieser ungeheuerlichen und unsinnigen
Ausgaben die heutigen deutschen Regierungsparteien Schulter an
Schulter mit uns. Im Vorjahre erklärten die deutschen Regierungsparteien
- es war dies einige Tage nach dem Eintritt in die Regierung -
daß sie gewissermaßen als politische Waisenknaben
an dem vorgelegten Staatsvoranschlag unschuldig seien, weil sie
erst am 12. Oktober in die Regierung eingetreten seien und in
diesem Zeitpunkt der Staatsvoranschlag bereits im Druck vorgelegt
war. Diese Feststellung allein erwies ja von vorneherein, wie
weit ihre Teilnahme an der Macht sich in diesem Staate gestalten
werde. Aber heuer haben sich diese Verhältnisse grundsätzlich
geändert, heuer erklärten die deutschen Regierungsparteien
durch ihr Ministerorgan "Deutsche Presse", und zwar
am 16. Oktober 1927 wörtlich: "Daß diesmal die
deutschen Regierungsparteien für den Staatsvoranschlag 1928
mit verantwortlich sind, und zwar dem gesamten deutschen Volke,
und daß es daher ihre Pflicht sei, den Voranschlag nicht
nur zu kritisieren, sondern auch dafür einzusetzen, daß
den deutschen Minimalforderungen Rechnung getragen werde."
Unwillkürlich erinnert man sich in diesem Augenblicke an
die vor einigen Tagen hier von dieser Stelle auch gehaltenen Reden
der christlichsozialen Abgeordneten Dr. Luschka und des
Herrn Prälaten Dr. Feierfeil. Prälat Dr. Feierfeil
hat hier von dieser Stelle aus eine scharfe Kritik an dem Voranschlag,
besonders an den Kapiteln "Außenministerium" und
"Heereswesen" geübt. Er erklärte laut "Deutscher
Presse" wörtlich: "Es fällt uns nicht leicht.
für die Erfordernisse des Außenministeriums zu stimmen."
Der Einleitungssatz war schon bezeichnend für die wahren
Absichten dieser Ausführungen. "Wir sind der Ansicht,
daß dasselbe nicht bloß die Verantwortung für
die Auslagen welche das eigene Ressort erfordert. zu tragen hat,
sondern daß das Außenministerium zum großen
Teil verantwortlich ist für die abnorme Höhe, des Heeresbedarfes.
Wir haben schon zur Zeit unserer Opposition immer betont, daß
wir nirgends einen ausreichenden Grund sehen für die Belastung,
welche der Bevölkerung durch die Militärauslagen aufgebürdet
ist, sondern daß die Heeresmacht nur die Auswirkung der
ganz französisch eingestellten Außenpolitik ist. Wir
sind auch jetzt noch dieser Meinung." Koll. Dr. Feierfeil
hat mit diesen Worten mit aller Eindeutigkeit erklärte, daß
sich an dem Voranschlag des Außenministeriums und des Heeresministeriums
gar nichts gegen früher geändert hat, daß sie
aber trotz dieser scharfen niederschmetternden Kritik bereit sind,
für diesen Staatsvoranschlag zu stimmen. Aber bezeichnend
sind noch seine weiteren Worte. in welchen er den Eintritt seiner
Partei und der anderen deutschen Regierungsparteien begründete.
und zwar als "mit Rücksicht auf unser gesamtes sudetendeutsche
Volk. Nicht ein Atom unserer nationalen Programmforderungen haben
wir aufgegeben, wir wollen sie vielmehr der Erfüllung zuführen".
Heute, wo sie teilnehmen an der Macht im Staate. in der Regierung
durch zwei Minister vertreten sind, wo sie trotz der 13monatigen
Teilnahme an der Macht im Staate berufen gewesen wären. an
der Ausarbeitung dieses Staatsvoranschlages mitzuarbeiten, und
zwar in der Richtung nach dem Abbau des deutschfeindlichen Systems.
heute sehen sie sich gezwungen, durch den Mund zweier führender
Persönlichkeiten schärfste niederschmetterndste Kritik
an diesem Staatsvoranschlag zu üben, und trotzdem erklären
sie, für diesen Staatsvoranschlag zu stimmen. Koll. Dr. Luschka
erklärte, auch wörtlich: "Wir stimmen einer Aus!andspropaganda
zu, welche sich zum Ziele setzt, dem Geiste des Hasses und der
Feindschaft überall entgegenzutreten, die Abrüstungsbewegung
und den Völkerbundgedanken zu stärken, niemals aber
Pläne, welche geeignet sind, völkerrechtliche Wunden
der Nachkriegszeit aufzuwirbeln und den Machtverhältnissen
Europas in antideutschem Sinne entgegenzuwirken." Er erklärte,
daß sie eine Auslandspropaganda verlangen, genau in dem
entgegengesetzten Sinne wie die vom Minister Dr. Beneš
vertretene und im Staatsvoranschlag wörtlich niedergelegte
Einstellung des Außenministers. Ich glaube, diese Feststellungen
der Ausführungen der Kollegen Feierfeil und Luschka
genügen, um zu beweisen, wie wenig ernst es den Regierungsparteien
mit ihren Worten ist. Vor wenigen Minuten hat noch Koll. Windirsch
hier erklärt, daß er auf dem Standpunkt stehe,
daß es leicht sei. große Worte zu setzen, aber dann
es an den Taten ermangeln zu lassen. Hier sehen wir, daß
die Wortführer der deutschen Regierungsparteien mit großen
Worten schärfste niederschmetterndste Kritik an dem Voranschlag
geübt haben und daß sie trotzdem keine Taten folgen
lassen, es seien denn Taten wie die Zustimmung zum Staatsvoranschlag,
also in antideutschem Sinne zugunsten des èechischen Nationalstaates.
Wenn ein Redner unserer Partei hier erklärt
hat, daß wir in Ausführung des Reichsparteibeschlusses
vom Dezember 1926 in Znaim und der Reichsparteileitung vom September
1927 in Mähr. Schönberg jederzeit bereit sind, im aufbauenden
Sinne für unser angestammtes Volkstum zu arbeiten, was selbstverständlich
ausschließt, auch nur glauben zu dürfen, daß
wir jemals bereit sein könnten, die heutige deutsche Regierungspolitik
zu unterstützen, die unter bewußter Preisgabe der am
18. Dezember 1925 hier von dieser Stelle feierlich abgegebenen
Erklärung durch den Mund Prof. Spinas
und aufgestellten Bedingungen sich auf den Boden des èechoslovakischen
Nationalstaates gestellt und unter schweren
Schädigungen innen- und außenpolitischer Natur und
Irreführung der breiten Volksmassen sich für eine Titularteilnahme
an der Macht im Staate bereit erklärt hat und trotz der hier
von dieser Stelle verkündeten Einflußlosigkeit neuerlich
bereit ist, für den vorliegenden deutschfeindlichen Staatsvoranschlag
zu stimmen. Eine solche, sich nur aktiv zugunsten des èechischen
Nationalstaates auswirkende aktivistische Betätigung lehnen
wir grundsätzlich und unter allen Umständen ab.
Es ist für das schlechte Gewissen der
Regierungsparteien kennzeichnend, daß sie sich bemühen,
jedes Wort unsererseits, mit dem wir die selbstverständliche
Bereitwilligkeit kundtun, uns positiv zugunsten unseres hartbedrängten
Volkstums einzusetzen, als Bekenntnis zu ihrer verhängnisvollen
Politik umzudeuteln. Ich glaube, daß nach dem Hinweis auf
die beiden Reden der Herren Kollegen Dr. Luschka und Dr.
Feierfeil es sich erübrigt, auf diese Politik noch
weiter einzugehen, denn sie hat nach 13monatiger Auswirkung den
Beweis erbracht, daß dieses Regierungsexperiment vollständig
in sich zusammengebrochen ist.
Und doch will ich noch kurz auf die Ausführungen
des Koll. Dr. Luschka zurückkommen. Er erklärt,
daß die Christlichsozialen nur einer Auslandspropaganda
und Außenpolitik zustimmen können, die sich nicht in
antideutschem Sinne auswirkt. Das ist bezeichnend entweder für
den mangelnden Ernst der Teilnahme an den Beratungen oder aber
für die bewußte Irreführung der Öffentlichkeit.
Denn in dem Augenblicke, wo er als Führer eine solche grundsätzliche
Äußerung abgibt, ist er verpflichtet, auch die Konsequenzen
zu ziehen. Nun bin ich in der Lage - ich habe dies bereits zur
größten Überraschung des Herrn Außenministers
im Budgetausschuß getan - nachzuweisen, daß
die deutschfeindliche Auslandspolitik und Propaganda des èechischen
Staates offiziell niedergelegt ist, und zwar im Regierungsantrag
Druck Nr. 1224 auf Seite 200, bei Kap. 4 "Ministerium für
auswärtige Angelegenheiten", und im Zusammenhang damit
im Heft "Auswärtiges Ministerium"
Kap. 4 auf Seite 58. Hier steht wörtlich zu lesen: "Die
europäische Außenpolitik des Jahres 1927, einerseits
gekennzeichnet durch die Erfolge in Locarno und den Eintritt Deutschlands
in den Völkerbund, andererseits durch die Neigung
zur Verschärfung des Verhältnisses zwischen England
und Sowjetrußland und die größere Aktivität
verschiedener anderer Staaten. Die Èechoslovakische Republik
beharrt allen diesen Erscheinungen gegenüber auf dem Standpunkt
der Einhaltung der Friedensverträge als
der festen Basis der Neuordnung Europas. Europa braucht vor allem
Ruhe und Frieden. Von diesem Standpunkte aus beurteilte auch die
Öffentlichkeit in den Staaten der Kleinen Entente die künstlich
aufgerollte Frage des Anschlusses Deutschösterreichs an Deutschland
und die Revision des Trianoner Friedensvertrages."
Hier ist also auf die angeblich künstlich
aufgerollte Frage des Anschlusses Österreichs an Deutschland
hingewiesen und im § 3, Seite 58, wird die Erhöhung
des Propagandafondes mit den Worten begründet: "Der
Kredit ist bestimmt für diejenigen Auslagen, die aus den
Beziehungen zu internationalen Ereignissen und zum Schutz der
staatlichen Interessen im Auslande erfließen, da ja aus
den internationalen Beziehungen sich häufig unvorhergesehene
zwischenstaatliche und internationale Fragen ergeben, zu deren
Lösung man oft augenblicklich größere Mittel zur
Hand haben muß, um die oben angeführten Aufgaben
erledigen zu können."
Wir sehen also, daß die Erhöhung
in erster Linie zur Bekämpfung der Anschlußbewegung
und der Bestrebungen nach einer Revision der Friedensverträge
angesprochen wird. Trotz der gegenteiligen öffentlich abgegebenen
Äußerungen des Klubobmannes der christlichsozialen
Partei wird diese Partei in wenigen Tagen für dieses Kapitel
die Hand erheben.
Herr Dr. Luschka hat auch besonderes
Gewicht darauf gelegt, daß die ganze Auslandspropaganda
keinen deutschfeindlichen Anstrich bekommen dürfe. Es ist
bezeichnend, daß der Außenminister dieses Staates
trotz seiner Zugehörigkeit zur èechisch-deutschen
Regierung sich durchaus nicht bemüht, diesen Forderungen
des christlichsozialen Parteiführers nach Neutralität
nur irgendwie Rechnung zu tragen, sondern er stellt sich nach
wie vor auf den Standpunkt, er sei Vertreter des im Jahre 1918
künstlich und mit Gewalt ins Leben gerufenen Nationalstaates,
er fühlt sich nur als der Faktor der großslavischen
Bestrebungen und er ist bemüht, dem Slavismus in Europa zu,
restlosen Siege zu verhelfen. Beweis hierfür nicht nur die
1924 bei dem Kongreß èechischer
Hochschullehrer in Brünn getane Äußerung: "Schrecken
wir die Deutschen nicht, indem wir von den politischen Zielen
des Allslavismus reden," sondern vor zwei Monaten ließ
Dr. Beneš in der Pariser Zeitschrift "Revue Mondiale"
einen Aufruf an alle slavischen Völker erscheinen. Dort heißt
es: "Die slavische Politik möge ausgedrückt werden
durch die folgende Form: Die offizielle Politik jeder einzelnen
slavischen Nation kann und soll der Idee der Verwandtschaft der
slavischen Völker volle Rechnung tragen; sie soll Rechnung
tragen dem unter ihnen bestehenden Gemeinschaftsgefühl, begründet
auf Verwandtschaft von Sprache und Kultur. Eine solche Politik
darf jedoch nicht von Gefühlen bestimmt werden, obgleich
auch diese, wohl verstanden, nicht aus den Augen gelassen werden
dürfen. Aus dieser Formel ergibt sich, daß die Politik
aller slavischen Staaten dieselbe Richtung in allen Fragen der
Kultur innehalten muß. Im allgemeinen schließe ich
mich der Ansicht an, welche die slavischen Kongresse in den Jahren
1848 und 1867 formuliert haben und welche seitdem zum "Neoslavismus"
in weiterem Sinne und mit gesteigerter Aussicht auf Verwirklichung
ausgedehnt worden ist. Im Einzelnen soll von alledem hier nicht
geredet werden. Es ist jedoch angezeigt, hinzudeuten auf die hervorragende
Bedeutung, eine gemeinsame Aktion, so großartig als irgend
möglich unter den mannigfachen kulturellen, technischen und
wirtschaftlichen Organisationen der slavischen Staaten zu beginnen.
Das Ineinanderfügen der mannigfachen Versuche dieser Art
ist Sache der Spezialisten und ihrer Hilfsarbeiter. Die Aufgabe
der slavischen Staaten wird es sein, ihre Politik so zu führen,
daß diesen Unternehmungen die möglichst große
Unterstützung erwächst: Die Staaten müssen zu diesem
Zwecke alles tun, was zu tun möglich ist, und zu diesen
Unternehmungen ermutigen und einladen." Siehe Erhöhung
des Propagandafondes im èechischen Staate, was zum Gelingen
dieses Unternehmens notwendig ist. "Die Èechoslovakei
hat diese Linie des Verfahrens beobachtet in ihren Beziehungen
mit dem Westen Europas, namentlich mit Frankreich und den angelsächsischen
Ländern; mit stärkerem Nachdruck muß das geschehen
im Verhältnis zu den slavischen Staaten, von woher ihr so
viele Lehren gekommen sind und denen beizustehen Pflicht ist."
Wir sehen hier Beneš nach wie vor am Werke, im Namen
der von ihm als slavischer Staat bezeichneten Èechoslovakischen
Republik alles zu tun - und zwar mit staatlicher Unterstützung
- um den Slavismus auf der ganzen Welt zu fördern, also um
die Einkreisung gegen das Deutschtum in Mitteleuropa zu vollenden.
Es ist daher tief bedauerlich, feststellen zu müssen, daß
unter der Mitregierung dreier deutscher Parteien der èechische
Außenminister Dr. Beneš diese Politik fortführen
darf, ja noch mehr, daß er dieser Unterstützung sich
voll bewußt ist; wie wir ja hörten, konnte er sich
in Paris damit brüsten, daß die deutschen Minister
in seinem Kabinett restlos mit der Führung seiner Außenpolitik
einverstanden seien.
Verehrte Anwesende! Wir Sudetendeutsche haben
eine bestimmte Aufgabe in Mitteleuropa. Ein Teil der sudetendeutschen
Führung behauptet zwar unter Irreführung ihrer Anhängerschaft,
daß diese unsere Stellung dazu dienen müsse, um dem
Slaventum eine Brücke zu schlagen gegen Westen, und wie wir
uns nicht verheimlichen dürften, auf Kosten des Sudetendeutschtums.
Wir volksbewußten Sudetendeutschen stehen nach wie vor auf
dem Standpunkt, daß wir 31/2 Millionen
Sudetendeutsche als ein Teil des geschlossenen mitteleuropäischen
Deutschtums die Pflicht haben, unter allen Umständen an unserem
Volkstum festzuhalten, unter allen Umständen für uns
als maßgebend zu erachten die Losung, die da lautet: "Alles
für unser Volk!"
Meine Herren, ich schreite zum Schluß,
obwohl es selbstverständlich noch viel hiezu von dieser Stelle
zu sagen gäbe, aber die Kürze der Redezeit läßt
das nicht zu. Ich schließe mit der Feststellung, daß
die deutsche Nationalpartei nach wie vor im Interesse unseres
angestammten Volkstums gewillt ist, wo immer sich die Möglichkeit
bietet, für die Sicherung unseres deutschen Besitzstandes
aktiv einzutreten, daß wir unter allen Umständen es
aber ablehnen, und auch in Hinkunft ablehnen werden, auch nur
einen Handgriff zu tun, der unserem Volke schaden könnte,
auch nur einen Handgriff zu tun, der nur dem èechischen
Nationalstaat als solchem Vorteile bringen könnte. Unsere
Losung gilt nach wie vor: Alles für unser angestammtes Volkstum!
(Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany národni.)
Hohes Haus! Es sind erst wenige Wochen
her, daß ich Gelegenheit nahm, im Haushaltsausschusse
des Abgeordnetenhauses aus An laß der Behandlung des heurigen
Schulvoranschlages zum Schulproblem zu sprechen. Obwohl hiebei
meine und meiner Partei Meinung über die künftige Befriedigung
der nationalen und kulturellen Bedürfnisse der Nationen des
Staates vollständig zum Ausdrucke kam, können wir es
doch nicht versäumen, auch im Hause hierüber zu sprechen.
Es wird das keine bloße Wiederholung sein, zudem wir die
im Ausschuß nicht möglich gewesene Antwort auf das
Exposé des Herrn Ministers für Schulwesen zu erstatten
haben Wir lassen aber vorausgehen die allgemeine Kritik
zum Schulvoranschlage.
Der Schulvoranschlag ist ein Gradmesser für
jedes staatliche Leben. Er zeigt nicht nur den Willen auf nach
kultureller Vorwärtsentwicklung, meßbar an der Größe
des Opfers, welches innerhalb des Gesamtopfers den Kultureinrichtungen
gebracht wird, sondern er beweist auch das Können des Staates
in dieser Richtung. Wir, meine Gesinnungsgänger, prüfen
den Schulvoranschlag nach diesem Willen und Können. Ankern
wir hiebei an den Zahlen des heurigen Staatsvoranschlages,
so müssen wir gestehen, daß der Wille nach kultureller
Vorwärtsentwicklung nicht zu leugnen ist. Wir präliminieren
für das Jahr 1928 893.8 Millionen Kronen Ausgaben des Ministeriums
für Schulwesen und präliminierten für das Jahr
1927 782.3 Millionen Kronen. Also es sind die Ausgaben für
kulturelle Zwecke um 111.5 Millionen Kronen höher als im
Vorjahre.
Das könnte uns, die wir auf dem Standpunkte stehen, gegenüber
den Kulturbedürfnissen zu den größten Opfern uns
bereit zu halten, beruhigen, wenn die Begründung eines so
gestalteten Schulvoranschlages nicht in Worten erfolgt wäre,
die erkennen lassen, daß die Ausgaben für Schulzwecke
weder im Willen der Staatsführung zumindest ihres bestimmenden
Teiles der Finanzverwaltung gelegen sind, noch von der Finanzverwaltung
als tragbar für den Staat angesehen werden. Wir verweisen
zunächst ganz kurz auf die diesbezüglichen Äußerungen
des Herrn Ministers für Finanzen vom 25. Oktober 1927. Gerade
an diese Worte binden wir die erste Etappe unserer Kritik. Wir
haben aus den Worten jene Teile heraus, die uns besorgt machen.
"Die Schulausgaben sind ein Finanzproblem des Staates."
Das ist die Hauptäußerung des Herrn Ministers Engliš.
Wenn gerade Herr Engliš sich oftmals schon in gleichen
Tönen äußerte, so geschah es doch immer milder.
So vernehmlich für alle hat er seine Meinung über das
künftige Verhältnis der Finanz- zur Schulverwaltung
doch noch niemals ausgesprochen. Die Worte zeigen die kommenden
finanziellen Revisionen auf dem Gebiete des Schulwesens auf.
Was führt den Herrn Minister zu diesen Plänen? Daß
der Kulturetat 1/10 des Gesamtetats ausmacht,
absolut der eingangs erwähnte Betrag von 894 Millionen Kronen,
wozu noch weitere 11/2 Hundert Millionen
Kronen für kulturelle Ausgaben der anderen Verwaltungszweige
als der Schulverwaltung kommen, mit Ausnahme der Unternehmungen
und der Lehrerbesoldung, daß diese Ausgaben mit den analogen
Ausgaben der Selbstverwaltungskörper für das Jahr 1927
im Betrage von 1.658 Millionen Kronen zusammen 2.724 Millionen
ausmachen, daß wir für 1928 eine Steigerung in der
Gesamtheit der Kulturausgaben gegenüber jenen des Jahres
1927, in welchem Jahre diese Ausgaben nur 2.470 Millionen betrugen,
verzeichnen. Ist es die Höhe des finanziellen Opfers, welches
den Herrn Finanzminister ausschließlich besorgt sein läßt
um die Erhaltung des Staates und seines finanziellen Gleichgewichtes?
Es sind gewiß Zahlen besonderer Höhe. Wer wollte es
leugnen? Aber sie bedeuten kein Unglück für den Staat,
gerade sie nicht. Sie sind vielmehr der Niederschlag eines ungeheuren
Vorwärtsdranges, des Willens zum Aufstieg. Wie sehr derselbe
über die engere Staatsführung hinaus besteht, geht eben
aus der Höhe des Kulturopfers der Selbstverwaltungsverbände
hervor. Noch nie aber war der lebenden Generation ein Opfer für
die Kultur zu groß. Noch nie, so oft auch die Schulvoranschläge
der früheren Jahre unter die kritische Lupe genommen wurden,
haben dieselben als Teile des Gesamtvoranschlages
des Staates eine ablehnende Begründung etwa in der Richtung
der Höhe des Kulturopfers gefunden. Auch die Vertreter der
Minderheitsnationen wendeten sich niemals gegen die Höhe
des Kulturopfers an sich, lediglich die Art seiner Verteilung
auf die einzelnen Nationen begegnete ihrem Widerstande. Ihre Kritik
forderte nur stets die konsequente Beachtung des Proporzgedankens,
der aliquoten Beteilung bei allen entsprechenden Posten des Schulbudgets.
Das ist auch dieses Jahr nicht anders.
"Das Hauptproblem sind die Volksschulen."
Die Tendenz dieser Worte ist ungeheuerlich. Wir begegnen derselben
schärfstens und sagen: Die Volksschulen waren immer das Hauptproblem
des Staates und werden es insolange bleiben, als der Staat in
dem Sinne ein Kulturstaat bleiben will, eine gebildete breite
Schicht von Menschen zu seiner Bevölkerung zu zählen.
Mittel- und Hochschulen sind ja doch nur einer Auslese zugänglich.
Aber in den Volksschulen, da wird der Grund gelegt zur Bildung
der Massen. Hier wird der Qualitätsarbeiter geschaffen, der
dem Leben gegenüber genügend ausgerüstete Bauer
und Gewerbsmann. Die sozialen Schranken machen es den Massen nicht
möglich, sich anders zu bilden als in den Volks- und Bürgerschulen.
So ist es verständlich, daß die Volks- und Bürgerschulen
den großen Komplex der Schulen ausmachen und daß es
innerhalb der Schulausgaben den Verhältnissatz von 2/3
Ausgaben für Volksschulen und 1/3 Ausgaben
für die anderen Schulzweige gibt. In der Volksschule und
ihrem Lehrer ist aber auch das Fundament des Staates gelegen.
Lassen wir deshalb die Volksschule und
ihren Lehrer leben! Ihr Leben ist uns Zukunft. Lassen wir die
Volksschule und den Lehrer der Staatsverantwortung nur Problem
im besten Sinne des Wortes sein und sorgen wir für deren
Ruhe!
Ich spreche hier auch ein Wort den Lehrern,
deren rechtlich materielle Stellung vom Herrn Engliš
so unklar bezeichnet wurde. Wir wissen das auch, aber wir sind
für die Klarlegung der Grundlagen der Lehrer, besonders der
Klarlegung der Grundlage der Lehrerbesoldung. Die 11/2
Milliarden Kronen, die hiezu erfordert werden, sind allein in
den historischen Ländern in deren Voranschlägen zu einer
Milliarde ungedeckt. Der Staat zahlte bisher die Beträge
der Lehrerbesoldung, welche die Länder nicht aufzubringen
in der Lage waren, an die letzteren vorschußweise. Heuer
sind nur 600 Millionen dem Staate für diesen Zweck reserviert,
400 Millionen dieser vom Staate in den letzten Jahren regelmäßig
geleisteten Überweisung an die Länder sind abgängig
und können auch nicht beschafft werden. Die Depurierungsaktion,
die Mittel schaffte, geht zu Ende. Die Angelegenheit der Lehrerbesoldung
ist also eine offene Frage. Aber die Frage kann nicht bis zur
Katastrophe offen und ungelöst bleiben. Sie ist im Augenblick
zu lösen. Die Frage des Herrn Ministers nach dem Träger
der Lehrerbesoldung ist müssig. Diese Aufgabe kann nur der
Faktor tragen, der hiezu die Möglichkeit hat. Sollen es die
Selbstverwaltungskörper in Hinkunft in ihrem Aufgabenkreise
finden, die Lehrerbesoldung ganz zu tragen, so ist denselben nur
die nötige Finanzhoheit zu geben.
Aber gerade da liegt der große Widerspruch
in der Begründung des Kapitels durch den Chef der Finanzverwaltung,
daß er in Bezug auf die Selbstverwaltungskörper seit
Jahr und Tag eine Politik fördert, die für diese Verbände
einen immer größer werdenden Verlust ihrer finanziellen
Selbständigkeit bedeutet, um ihnen dann, wenn sie unvermögend
sind, ihren Aufgaben nachzukommen, mit Kritik zu begegnen. Wir
haben diesen Vorgang zu wiederholtenmalen genügend klassifiziert.
Heute steht es nicht zur Tagesordnung, das, was in der gezeichneten
Politik gegenüber den Selbstverwaltungskörpern geschah,
wiederum ins rechte Licht zu rücken. Ich erwähne die
Politik des Herrn Finanzministers als widerspruchsvoll nur in
Beziehung auf Schule und Lehrerbesoldung und die Kompetenzen in
der Schule. Der Herr Finanzminister sagt zum zweitenmale am 25.
Oktober: "Die Kompetenz und Entscheidungsgewalt muß
mit der finanziellen Verantwortlichkeit verbunden sein. Der Personalaufwand
der Lehrer muß auf die Gemeinden, Bezirke, die Länder
und den Staat aufgeteilt sein."