Ètvrtek 14. èervence 1927

Meine Damen und Herren! Sie haben ja im Ausschuß gehört, was der Herr Minister zu tun gedenkt, beziehungsweise was die Regierung bereit gestellt hat. Wir müssen sagen, daß es geradezu entsetzlich wenig ist, was man uns zunächst einmal versprochen hat. Man hat in die bedrängten Gebiete militärische Hilfe geschickt, man hat aber den Gemeinden sofort erklärt, daß die militärische Hilfe nur dann arbeiten könne und nur dort bleiben könne, wenn sie pro Mann und Kopf 9 Kè täglich an Verpflegskosten für die Soldaten bekommt. (Výkøiky na levici.) Meine Herren, das einer Gemeinde zu sagen, angesichts einer so unerhörten Katastrophe wie es z. B. der Gemeinde Schönwald oder Tellnitz geschehen ist, wo 30 Häuser vollständig vernichtet wurden, bedeutet einen Hohn auf die Zustände. Und das ist keine Hilfe, sondern eine Verhöhnung der Bevölkerung und meine Herren, täuschen Sie sich nicht darüber, daß diese Behandlung unserer Grenzgebiete doppelt schmerzlich für unsere Bevölkerung sein muß, in demselben Augenblicke, wo wir einige Schritte von uns entfernt die sächsische und reichsdeutsche Hilfsaktion vor unseren Augen sehen. Die Bevölkerung sieht ja über die Grenze, ja ich kann Ihnen sogar sagen, daß ein èechoslovakischer Kapitän mir gegenüber erklärt hat, daß er sich schämt, wie gering die Hilfe ist, die von unserer Seite aufgeboten wird gegenüber dem, was drüben im Reiche geschieht. Am Freitag ist das Unglück in Deutschland geschehen, am Samstag hat der Reichstag bereits einen Kredit von 1 Million sofort zur Verfügung gestellt. Am selben Tage hat der sächsische Landtag 10 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Im gleichen Augenblick ist eine große Hilfsaktion seitens der Geschäftsunternehmungen, der Banken und Industriellen eingeleitet worden. Der Ministerpräsident von Sachsen Held kommt in das Unfallsgebiet und er überzeugt sich persönlich. Die Reichswehr erscheint mit 450 Mann und sogar die technische Nothilfe von Magdeburg und Hamburg erscheint im Unfallsgebiet. Mit Dampfpflügen, mit technischem Material und Hilfsmitteln aller Art wird der in Not geratenen Bevölkerung tatsächlich zu Hilfe geeilt. Gewiß, die Katastrophe im sächsischen Nachbargebiet ist noch weitaus größer als bei uns und dazu sind auch weitaus größere Hilfsmittel nötig. Aber den guten Willen haben wir bei uns vermißt. Wir haben vermißt, daß bei uns jene öffentlichen Mittel in Bewegung gesetzt werden, wie es dort der Fall war.

Meine Herren, glauben Sie nicht, daß solche Dinge nicht rückwirken, daß das ein bitteres Gefühl in dem Herzen unserer deutschen Grenzbevölkerung hervorrufen muß, wenn sie da drüben im Reich solche Hilfsbereitschaft eines brüderlichen Volkes sieht, das keine Parteien kennt in der Zeit der Not, während hier bei uns so viel wie nichts unternommen wird. Ich war gestern bei einer Versammlung der geschädigten und betroffenen Gemeinden und Bezirke. Die Leute wissen nicht wo ein und aus, sie sind nicht nur dadurch geschädigt, daß ihre Häuser vom Unwetter heimgesucht wurden, daß ihre kleinen Grundstücke, ihr landwirtschaftlicher Besitz vollständig vernichtet, meterhoch mit Schottermaterial übersät sind, auch die Felder sind teilweise so vernichtet, daß sie niemals wieder nutzbar gemacht werden können. In diesen Gebieten weiß die Bevölkerung ja kaum, was sie unternehmen soll. Im sächsischen Gebiete haben die Gemeinden von Berggießhübel und Gottleuba zu uns Ausschreibungen herübergeleitet, daß Arbeitslose hinüberkommen sollen mit einer Mark Arbeitslohn pro Stunde, um Hilfsarbeit zu leisten, während bei uns nicht einmal Heller zur Verfügung sind, um die dringendsten und wichtigsten Arbeiten zu leisten, um die Häuser zu stützen, die vor dem Zusammenbruch stehen. Und da kommt der Herr Minister und erklärt, es ist alles mögliche geschehen (Výkøiky posl. Knirsche.) Ja es ist wahr, was eben mein Kollege gerufen hat: Die Soldaten sind zu uns nach Schönwald herausgekommen und haben nicht einmal Schaufeln gehabt und nicht die geringste Möglichkeit zu arbeiten.

(Výkøiky na levici.) Ja, meine Herren, es ist soweit gegangen, daß z. B. die Verpflegung für die Soldaten beigestellt werden mußte, und da kommt der Herrn Minister Èerný und hält in seinem Exposé im Ausschuß noch eine Ansprache und erklärt, ja, das, was im Erzgebirge oder im Brüxer Gebiet geschehen ist, ist ganz klein und minderwertig. Der Herr Minister hat sich wahrscheinlich einen falschen Bericht vorlegen lassen oder er hat überhaupt nicht Gelegenheit genommen, sich einen ordentlichen Bericht zu machen. Nun erkläre ich Ihnen, daß dort oben im mittleren Erzgebirge es ebenso schlimm aussieht wie in Mückenturm, in Mariaschein, Marschen, Hohenstein, Tellnitz, Arbesau, Schönwald und im ganzen Eulaubachtal, das von Königswald bis Bodenbach vernichtet ist.

Wir anerkennen es, daß der Herr Minister Dr Spina am Sonntag nach dem Unglück in unser Gebiet gekommen ist. Wir anerkennen. Aber zu solchen Lobeshymnen, wie es Herr Koll. Böhm gebracht hat, ist diese Erfüllung selbstverständlicher ministerieller Pflichten durchaus nicht geeignet. Worauf lassen sich denn diese ununterbrochenen Unglücksfälle in unseren Gebieten immer wieder zurückzuführen? Wir haben bei uns im Eulaubachtal durch die Gemeinde Bodenbach durch Jahre hindurch den Eulaubach zu regulieren gesucht. Mehr als 21/2 Millionen Kronen haben Stadt und Bezirk Bodenbach in die Regulierung hineingesteckt. Mehr war nicht möglich, weil die Mittel nicht zur Verfügung standen. Der Landesausschuß und die staatlichen Behörden haben für diese Dinge kein Geld. Wir haben in unseren Gebieten eine ganze Reihe von Fällen - ich könnte sie einzeln anführen - wo wir seit Jahren in geradezu entwürdigendster Art und Weise immer betteln gehen müssen, und doch kommt es dann höchstens zu einer kommissionellen Besichtigung. Aber zu einer wirklichen, großzügigen Arbeit in unseren Grenzgebieten ist es bis heute nicht gekommen. (Posl. L. Wenzel: Dreimal ist die Regulierung immer wieder zerstört worden!) Ich sage Ihnen nun folgendes - wie Koll. Wenzel richtig sagt: Dreimal ist die Regulierung immer wieder zerstört worden. Wenn jetzt nach diesem ungeheuren Unglück in wenigen Wochen vielleicht ein neues Unwetter über die Gebiete losgeht, dann wird es noch katastrophaler sein, dann werden Sie dort nicht nur Millionenschaden, sondern auch Menschenleben zu beklagen haben.

Wir fordern vor allem anderen, daß endlich einmal die Regierung und die maßgebenden Stellen anerkennen, daß unsere Gebiete dort oben Wildbachgebiete sind. Wer heute nach Tellnitz kommt oder in das Eulautal kommt, nach Mariaschein, und dort noch Zweifel hegt, ob das ein Wildbachgebiet ist oder nicht - und an diesem Zweifel ist immer wieder gescheitert, daß die Regulierungsarbeiten durchgeführt worden sind - wer nicht einsieht, daß das ein Wildbachgebiet kat exochen ist, dann müssen wir sagen, daß da nur böser Wille vorwaltet, der mit allen Mitteln die Regulierungsarbeiten verhindern will. Dabei könnten gerade diese Gebiete für uns wertvoll sein. Wasserkräfte gibt es dort in Mengen. Wir könnten im Eulaubachtal wie im Tellnitztal wunderbare Wasserkraftwerke besitzen. Wir könnten die Energie unserer Wasserquellen in segensbringende Kraft umwandeln, nicht aber, wie wir es heute sehen, in zerstörende Kräfte. Wir wundern uns, daß hier vor das Haus der Koll. Böhm getreten ist und hier gerade in dem Augenblicke der größten Verzweiflung unserer Bevölkerung eine Rede hält, die ein Hohn auf die Wirklichkeit ist.

Was ist denn eingetreten? Der Schaden bei uns beträgt gegenwärtig an 120 vollständig oder nahezu vollständig devastierte Häuser. Wir haben Schaden an den Fluren, Wäldern, Wegen und Häusern, der mindestens 10 bis 12 Millionen Kè, wie bisher geschätzt worden ist, beträgt. Und da gibt uns die Regierung 250.000 Kè! Ich frage Sie: Ist nicht das wirklich ein Hohn? Und das ist noch dazu ein Industriegebiet, das die reichste Steuerquelle in der Republik ist. Der Bezirk Aussig ist eine der größten Steuerquellen der ganzen Republik und es ist ein Hohn, daß man der Bevölkerung, die dem èechoslovakischen Staate täglich Millionen abliefert, ein paar Heller hinschmeißt, derselben Bevölkerung, die nicht nur ihre Häuser verloren hat, deren Gemeinden durch die Katastrophe an den finanziellen Ruin gebracht worden sind, sondern die auch noch ihre Arbeitstellen verloren haben. Vergessen Sie nicht, daß wir eine ganze Reihe Industrien haben, die geradezu vernichtet worden sind, die große Porzellanfabrik in Tellnitz, Arbesau, die 500 Arbeiter beschäftigt, ist zur vollständigen Arbeitseinstellung gezwungen. Der ganze Vorrat an Kaolin ist weggeschwemmt, die Maschinen und Werkstätten sind begraben, das Gebäude sieht wie eine Ruine aus, 500 Arbeiter sind arbeitslos geworden, ihre Häuschen sind weggeschwemmt, die kleinen Gärtchen sind ruiniert und auch die Arbeitsstätte ist ruiniert.

Nun kommen Sie mit einem lächerlichen Betrag. Dasselbe ist bei der Papierfabrik Tellnitz, bei den Lehrmittelwerken Leis in Bodenbach, von denen auch Koll. Dr Keibl gesprochen hat, wo wir noch dazu den traurigen Fall haben, daß derselbe als Reichsdeutscher natürlich keine Unterstützung bekommt. (Pøedsednictvi pøevzal mistopøedseda Zierhut.) Was wird geschehen? Der Betrieb wird überhaupt nicht mehr aufgenommen werden, er wird gesperrt werden, die Arbeitsmöglichkeit unserer Arbeiter wird auf dauernde Zeit vernichtet sein. So geht es der großen Schlosserei Fritsche in Niederullersdorf, der Möbelfabrik Fritsche und einigen Unternehmungen in Bünauburg, Eulau und anderen Orten. Aber wir gehen noch ein Stück weiter, wo wir den schlechten Willen unserer Regierung nachweisen, was geradezu typisch für unsere Verhältnisse ist. Wir haben ja nicht nur kein Gegenseitigkeitsverhältnis mit den benachbarten Staaten im Bezug auf die Unterstützung der durch Wasser- oder anderes Unglück geschädigten Städte. Wir haben nicht einmal ein Übereinkommen hinsichtlich der Grenzhilfe. So kam es einmal, daß bei einem großen Brande im Böhmerwald die bayrische Feuerwehr nicht herüber durfte, weil unsere èechoslovakische Feuerwehr will, daß wir allein löschen müssen. (Výkøiky na levici.) So ist es auch diesmal. Wir haben keine gegenseitige Grenzhilfe und wir sind in diesen Gebieten so auf das schlimmste gestellt.

Ich möchte nicht nur Ihnen von den èechischen Parteien, sondern auch Ihnen von den deutschen Regierungsparteien wirklich ernst vor Augen halten: Denken Sie daran, daß das auch für Sie in diesem Staate Steuerträger sind, daß diese Bevölkerung, unsere Grenzbevölkerung arbeitsam und opferfreudig ist. Wenn es auch nicht Èechen sind, wenn sie also auch keine Grenzhilfe brauchen, weil die Grenzen überall, wo sie sind, nicht die Staatsgrenze beinhalten, denken Sie daran, daß auch unsere Grenzbevölkerung ein Recht darauf hat gegenseitige Hilfe hinüber und herüber zu bekommen. Wir stellen Ihnen warnend vor die Augen: Glauben Sie nicht, daß Sie diesmal der Bevölkerung nur mit leeren Worten kommen dürfen! Wenn die Regierung glaubt, mit 250.000 Kronen hätte sie alles getan und nach unserer Erfahrung ist es so - da kommt man mit paar Kronen in der ersten Zeit, wir haben mehr als 2000 Geschädigte und nur 250.000 Kronen stehen zur Verfügung, vielleicht also 1.200 Kronen auf den Kopf. Was werden die Leute noch bekommen? Nichts, sage ich Ihnen, gar nichts. Man macht sogar unseren Leuten bei der Steuerabschreibung die größten Schwierigkeiten, weil vielleicht da und dort ein landwirtschaftlicher Gemeindevorsteher nicht rechtzeitig die Steuerabschreibung bei der Behörde angemeldet hat. Wir rufen den verantwortlichen Leitern dieses Staates zu und wir warnen Sie! Helfen Sie ausgiebig; denn was hier am Spiele steht, ist mehr als nur eine soziale oder wirtschaftliche Unterstützung. Hier steht tatsächlich vor uns die Frage, ob sich unsere Bevölkerung in diesem Staate überhaupt nur fühlen darf als Steuerträger und als das Tragtier für alle Lasten oder ob sie auch die Möglichkeit hat, teilzunehmen an der allgemeinen Unterstützung und der allgemeinen Hilfe, wenn die Not bei ihr eingekehrt ist. (Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany nár. socialistické.)

14. Øeè posl. Krumpe (viz str. 2697 tìsnopisecké zprávy):

Meine Herren, wenn wir für die gegenwärtige Vorlage stimmen, so tun wir es nicht etwa deshalb, weil wir sie als ausreichend und hinlänglich empfinden, wir tun es deshalb, weil wir diese ganze Unterstützung als einen Anfang betrachten, dem bald weiteres folgen muß. Wir stimmen auch für die Abänderungen, die der Senat vorgenommen hat, weil wir die jetzige Formulierung als die mildere ansehen, wobei es zu sehr der bürokratischen Auslegung unterworfen ist, ob die Existenz des Einzelnen gefährdet ist oder nicht. Diese Vorlage ist nicht berufen, etwa dem gegenwärtigen Übelstand, der gegenwärtigen Not abzuhelfen, diese Vorlage bietet keine momentane Hilfe, diese Vorlage wendet sich hauptsächlich an die landwirtschaftlichen Kreise, während bei dieser furchtbaren Katastrophe der Schaden nicht so sehr das landwirtschaftliche Gebiet traf wie hauptsächlich Kommunikationen, Wohnstätten, Kleinbetriebe und Fabriksanlagen. (Posl. dr Koberg: In Mähren, Schlesien sind lauter Landwirte betroffen!) Ich spreche jetzt von der Wetterkatastrophe am 8. Juli. Infolgedessen kommt es, daß die jetzige Vorlage diesen Betroffenen wenig Hilfe bietet. Diese Vorlage ist eine Sache auf lange Sicht, gegenwärtig aber brauchen wir eine dringende und sofortige Hilfe, eine Hilfe, die Pflicht der gesamten Öffentlichkeit ist, in erster Linie selbstverständlich des Staates. Wenn der Innenminister zur Unterstützung der privaten Geschädigten als erste Summe eine Viertelmillion angewiesen hat, so ist dies wiederum nur ein Anfang. Diese Viertelmillion ist nach meiner Kenntnis heute bereits in den Händen der leitenden politischen Bezirksverwaltungen von Tetschen und Aussig und es ist deren Geschick überlassen (Výkøiky posl. Grünznera.), dieses Geld so schnell als möglich in die Hände der Bedürftigen gelangen zu lassen. Eine Viertelmillion Kronen für die privaten Geschädigten ist selbstverständlich nicht die Idee einer wirklichen Hilfe. (Posl. inž. Jung: Gott sei Dank, daß Sie es einsehen!) Ich sehe es ein, ist nicht die Idee einer wirklichen Hilfe bei diesem furchtbaren Umfang der Not und wir sind froh, daß wir die Viertelmillion sofort bekommen haben in der Hoffnung, daß dieser ersten Viertelmillion nicht nur weitere Viertel, sondern ganze Millionen folgen mögen. Daß die hiesige Staatsverwaltung auch an den höchsten Stellen dem Beispiele des Deutschen Reiches nicht gefolgt ist, ist eine bedauerliche Sache, die zu konstatieren ich nicht anstehen will. (Posl. inž. Jung: Herr Kollege von der aktivistischen Seite, jetzt reden Sie irredentistisch!) Ich habe keine Ursache, Dinge, die zu verurteilen sind, zu bemänteln oder zu beschönigen. Dazu verpflichtet mich kein Aktivismus.

Stellenweise haben die politischen Behörden sofort ihre Tätigkeit entfaltet und man muß anerkennen, was anzuerkennen ist. Insbesondere möchte ich von der Tribüne des Parlaments dem Bezirkshauptmann Dr. Kahler in Tetschen den Dank aussprechen, daß er Tag und Nacht arbeitete. Er ist nicht der leitende Bezirkshauptmann, er war nur Stellvortreter und sandte diese notwendigen Berichte, ohne die es nun einmal nicht geht. (Posl. L. Wenzel: Er wollte nicht, das ist ja gar nicht wahr, wir von der Stadt Bodenbach haben es verlangt! - Rùzné výkøiky.) Es ist Tatsache, daß Dr. Kahler viel Arbeit geleistet hat.

Langsamer ging die Sache im Bezirke Aussig. Dort mußte ich den ganzen Tag mit der Bezirkshauptmannschaft kämpfen, daß sie in der ärgsten Not Pioniere zur Verfügung stellt. In der Nacht erstattete bereits das Gendarmeriekommando den ersten Bericht an die Bezirkshauptmannschaft, am frühen Morgen schickte der Vorsteher den Bericht an die Bezirkshauptmannschaft, vormittag um halb Zehn sandte ich einen Boten nach Aussig um sofortige Hilfe und um 12 Uhr schickte die Bezirkshauptmannschaft Aussig einen Beamten, der erklärte, die Pioniere müssen bezahlt werden. (Výkøiky posl. dr Koberga.) Erst am nächsten Tag rückten die Pioniere in Tellnitz ein und leisteten tatsächlich Arbeit. In Schönwald griff aus eigener Initiative die dort liegende Militärabteilung des ersten Grenzjägerbataillons ein und es muß gesagt werden, daß es tatsächlich dem Eingreifen dieser Soldaten zu verdanken ist, daß in Schönwald die Katastrophe nicht ähnliche Formen angenommen hat wie in Gottleuba und Berggießhübel, denn die Bewohner, die sich in die Dachstuben geflüchtet hatten, mußten mit Gewalt herausgetragen, mußten so dem sicheren Verderben eintrissen werden. Es gebührt diesem Militär Anerkennung. (Hluk.) Daß das übrige Militär vollkommen weltfremd an der Katastrophe vorüberging, muß leider Gottes konstatiert werden. Das Furchtbare ist natürlich die Instruktion, an die sich die Einzelnen krampfhaft hielten. (Trvalý hluk. - Mistopøedseda Zierhut zvoni.) Ich will an dieser Stelle an eine Körperschaft nicht vergessen, die im Rettungswerk geradezu Heroisches geleistet hat, das waren unsere Feuerwehren, die zwei Tage in Uniform im Wasser standen und denen es zu verdanken ist, daß nicht noch mehr Dinge weggeschwommen sind. (Hluk. - Výkøiky posl. Kreibicha a Myslivec.) Die sofortige Rekultivierung des verheerten Gebietes muß in Angriff genommen werden, freilich aber auch wohlüberlegt, und deswegen ist es zu begrüßen, daß der Arbeitsminister tatsächlich sofort die technischen Kommissionen in das bedrohte Gebiet entsendet hat, damit kein wildes Drauflosbauen seitens des Bezirkes und der Gemeinden geschieht, sondern planmäßig vorgegangen werde. Sie mögen es auslegen wie Sie wollen, Sie wollen nicht anerkennen, daß Minister Spina tatsächlich etwas geleistet hat, und die anderen verlangen, daß auch der Justizminister hinauskomme, wahrscheinlich um Wassermauern zu bauen, weil das in sein Fach gehört. (Výkøiky posl. inž. Junga.) Das Wichtigste ist die Vorbeugung für ähnliche Katastrophen. Wir müssen zugeben, gegen Katastrophen von solchen Umfang werden wir uns niemals ganz schützen können. Wenn binnen drei Stunden auf dem Kamm des Erzgebirges in Adolfsgrün 209 mm Wasser fallen, solche Sicherungsbauten zu schaffen, kann auch der bestfundierte Staat nicht tun. Der große Fehler aber ist, daß drei Stellen, das Ministerium für öffentliche Arbeiten, das Landwirtschaftsministerium und die politische Landesverwaltung sich sozusagen darum streiten, auf einem Gebiete nichts machen. Die Organisation der Ämter muß dem voran gehen. Diese Aktion bezüglich der Verbauung des Eulautales ist nicht etwa eine kurzdauernde, diese Aktion geht schon bis in die 70iger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück, und ich behaupte, daß, wenn jede Kommission, die dort war, auch nur einen Stein gelegt hätte, sie schon ungefähr fertig wäre. Sofort anfangen, und zwar mit allem Nachdruck anfangen, und wir werden in der Lage sein, den Vorwurf, den viele Redner erhoben haben, zu widerlegen und zu entkräften, indem tatsächlich ein Fortschritt der Menschlichkeit inbezug auf die Gleichstellung der Geschädigten in der Èechischen Republik und im Deutschen Reiche zu verzeichnen ist. (Posl. Kreibich: Èechoslovakische Republik heißt es!) Ich weiß, Herr Kreibich, ich wollte nur kürzer sprechen. Es besteht tatsächlich ein Übereinkommen. Am 25. Juni hat durch eine Note das Außenministerium dem Deutschen Reiche bekanntgegeben, daß den Geschädigten in diesem Staate, gleichgültig, ob sie Staatsbürger sind oder nicht, die gleiche Hilfe zuteil wird, u. zw. auf Grund der Reziprozität. Das Deutsche Reich hat im Vorjahre in den Amtshauptmannschaften Zittau, Löbau und Pirna 12 èechoslovakischen Staatsbürgern eine Summe von 14.000 Mark zur Verfügung gestellt. Im Vorjahre hat dieser Staat es noch abgelehnt, Reichsdeutschen Hilfe zu leisten, und gerade das Beispiel Leis in Ullersdorf ist ein sprechendes Beispiel; denn von der Subvention, die für die weggerissene Mühle bewilligt wurde, ist ihm kein Heller ausgezahlt worden, weil er ein Reichsdeutscher ist. Heute ist bereits auch an die Bezirkshauptmannschaften der Auftrag des Ministeriums hinausgegangen, reichsdeutsche Staatsbürger gleich zu behandeln, und ich freue mich, das als einen Fortschritt mitteilen und konstatieren zu können. Aber ich will Ihnen noch etwas mitteilen. Der jetzige Zustand ist eine Volksnot, dem wir Volkshilfe entgegensetzen müssen. Die Volkshilfe, die wir Parlamentarier auf staatlichem Gebiet organisieren und bewirken wollen, die Volkshilfe, die auch das gesamte Land erfaßt, muß gebracht werden. Weil es sich um schwer geschädigte Volksteile handelt, würden wir es eines Tages bedauern, wenn gewisse politische Parteien auf den Gewässern in die Höhe schwimmen und mit der großen Volksnot Mißbrauch treiben wollten, um selbst ihre Parteisuppe zu kochen, und daß dann erst die Geschädigten daran kommen. Dagegen werden wir uns wehren, und werden die Zwecke des Volkes über die der Partei stellen. (Potlesk.)

15. Øeè posl. Matznera (viz str. 2699 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Heute zum erstenmal hat mich ein deutsch er Vizepräsident èechisch aufgerufen. Wenn die Debatte nicht so ernst wäre, so hätte ich auf meine Redezeit verzichtet. Das heurige Jahr ist überaus reich an verherenden Wetterkatastrophen. Es vergeht fast keine Woche, wo nicht ungeheuere Wetterschäden gemeldet werden. Kaum waren die wolkenbruchartigen Gewitter zu Anfang Mai in einer derart vernichtenden Wirkung über Schlesien und Nordmähren niedergegangen, wie man es schon lange nicht gesehen hatte, so prasselten im Juni neuerdings ungeheuere Hagel- und Wassermassen über die geängstigten Menschen in diesem Gebiete herab, vernichteten vollends alles, was noch unbeschädigt geblieben war. Die kurze Redezeit erlaubt es mir nicht, auf jeden einzelnen Fall einzugeben. Ich will nur eine Reihe sehr schwer betroffener Gemeinden hervorheben. Im Römerstädter Bezirke ist zunächst Römerstadt selbst sehr schwer betroffen worden, im Bezirk selbst ist Hangenstein, Edersdorf, Kleinstuhl, Großstuhl, Neufang, Friedland und Mohra, Johnsdorf, Janowitz, Obermohrau, Niedermohrau, Imsdorf, im Bärner Bezirk Neu-Rode, Karlsberg, Rautendorf u. a., im Freiwaldauer Bezirk Niederlindewiese, im Freudenthaler Bezirk Altstadt bei Freudenthal, Lichtewerden, Engelsberg, Klein-Mohrau, Dürrseifen, Altwasser, Oberwildgrub, Niederwildgrub, Messendorf, Langenberg, Spillendorf, Freudenthal, Schlesisch-Kotzendorf, Mähr. Kotzendorf, Dittersdorf, im Benischer Bez. Seitendorf, Freihermersdorf, Großherlitz, Kleinherlitz, Raase, Lichten, Spachendorf, Schles. Hartau, Zattig, Koschendorf, Alt-Erbersdorf, Ebersdorf, Brättersdorf, Boidensdorf, im Mährisch Schönberger Bezirk ging in derselben Zeit ein überaus schweres Unwetter nieder. Die Gemeinden GroßUllersdorf, Hansdorf, Seibersdorf, Neudorf, Cibulkenfeld, Buchelsdorf, Wiesenberg, Reigersdorf, Stollenhau, Märzdorf, Lauterbach, Beckengrund, Geppersdorf, Neu-Ullersdorf mit Elbe, Goldenstein, Spornhau haben Schäden zu verzeichnen, die nie mehr mit Menschenhand gutzumachen sind.

Die Schäden, die an Äckern, Wiesen, Gärten und Gebäuden verursacht wurden, gehen in die vielen Millionen. Dazu kommen noch die Schäden, die an Wegen, Stegen, Straßen und Brücken angerichtet wurden, die ebenfalls Millionenbeträge ausmachen. Elektrizitätswerke, Fabriken, Brettsägen und andere Betriebe erleiden Unsummen von Schäden und Beschädigungen, Hunderte von Menschen, die in den Fabriksbetrieben beschäftigt waren, werden brot- und arbeitslos. Die Not ist überall grenzenlos. Man arbeitete noch an der Ausbesserung der Schäden in den vorgenannten Gemeinden, und schon wieder melden die Blätter schwere Schäden, fast noch schwerere Schäden aus Nordböhmen. Viele, viele Millionen von Werten haben die wilden Fluten auf Nimmerwiedersehen weggeschwemmt. Leider ging auch eine Reihe von Menschenleben in den Sturzfluten unter. Daß es überhaupt zu diesen Katastrophen kommen konnte, hat seinen Grund darin, daß die Regierung dem Verbauen der Wildbäche nicht die notwendige Aufmerksamkeit widmete, obwohl wir bei jedem Anlasse darauf hinwiesen, wie notwendig zum Schutze der bedrohten Gegenden diese Arbeiten sind. Wenn die Wildbäche im èechischen Gebiete ihren Ursprung nehmen würden, dann hätte die Regierung gewiß viele Millionen flüssig gemacht, um dem Wasser einen geregelten Lauf zu geben. So aber sind es deutsche Gemeinden, und für die gibt es kein Geld für Wildbachverbauungen. Steuern zahlen aber können die Deutschen bis zum Weißbluten. Soll die Regierung aber bei schweren Schädigungen bei Hochwasserschäden im deutschen Gebiete einen Notpfennig hergeben, dann gibt es kein Geld in den Kassen. Im ursprünglichen Gesetzestext heißt es, daß 10 Millionen Kronen gegeben werden sollen. Hinter den Kulissen wurde beschlossen, daß 20 Millionen Kronen gegeben werden sollen, allerdings in einer Form, die ich nicht gutheißen kann. Es heißt, daß diese Millionen zu einer niedrigen Verzinsung, zu 3% hergegeben werden sollen. Daß ist eigentlich ein Bettel, wenn man die Sache nachrechnet. Es wurde schon vorhin vom Koll. Keibl hervorgehoben, daß das 600.000 Kronen im Jahre ausmacht. Das ist doch ganz bestimmt eine ganz kleine Summe die überhaupt nicht im Verhältnis steht zu den ungeheuerlichen Schäden. Das kleine Land Schlesien allein hat sofort, nachdem die Wetterkatastrophe gemeldet worden war, 200.000 Kronen als Subvention gegeben. Das ist etwas von diesem kleinen Lande Schlesien, es ist viel wichtiger, als die Beschlüsse, die jetzt gefaßt werden sollen - von diesem Schlesien, das die deutschen Regierungsparteien mit umgebracht haben. Die Èechoslovakische Republik gibt für die Hunderte Millionen Schäden 250.000 Kronen und für diesen Bettel sprechen deutsche Abgeordnete der Regierung das größte Lob aus. Da ist es drüben im Reiche ganz anders, wo auch ungeheuere Schäden zutage getreten sind. Da hat z. B. das Land Sachsen augenblicklich 360.000 Goldmark flüssig gemacht und das Geld zur Linderung der Not sofort hergegeben und das Reich als solches hat den betroffenen Gemeinden 11/2 Millionen Goldmark zur Verfügung gestellt, nicht etwa zu einer niedrigen Verzinsung, sondern zur tatsächlichen Linderung der Not. Der sächsische Landtag beschloß, nicht wie es in diesem Staate der Fall ist, daß 90% der gesamten Schadenssumme vom Lande getragen werden soll. Der Reichswehrminister Gessler war sofort nach Ausbruch der Katastrophe an Ort und Stelle, aber hier in diesem Staate haben es die Herren Minister nicht so eilig hinauszufahren, um zu sehen, wie schwer die Schädigungen sind. Es ist sehr wichtig, wenn man weiß, wie hier und wie anderwärts gehandelt wird. Für den Bau der Talsperren, wie z. B. für das Teß- und Mohratal, die ungemein segensreich wirken würden, hat man kein Geld, obwohl die Pläne schon längst fertig sind.

Ich habe Anträge eingebracht, ich habe es auch schon gestern im landwirtschaftlichen Ausschuß getan und einer dieser Anträge lautet auch, daß statt dieser 20 Millionen die zur Verzinsung gegeben werden sollen, 50 Millionen gegeben werden, aber nicht zu einer niedrigen Verzinsung, sondern als Subvention. Ich bin neugierig, wie sich die Regierungsparteien verhalten werden, ob sie für diese Erhöhung auf 50 Millionen stimmen werden. Sie würden sich ganz bestimmt den Dank derer sichern, die heute so schwer und so hart betroffen wurden. (Potlesk poslancù nìm. strany národní.)


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