Pátek 26. listopadu 1926

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 54. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské

v Praze v pátek dne 26. listopadu 1926.

1. Øeè posl. Scharnagla (viz str. 899 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Wenn ich hier namens meiner Partei in der Spezialdebatte des Staatsvoranschlages das Wort ergreife, geschieht dies, um öffentlich zu beweisen, daß weder Zölle noch Kongrua uns veranlaßt haben, in die Regierung einzutreten. Wenn wir die uns dargebotene Hand annahmen, haben wir nur jenes Programm erfüllt, welches wir seit Jahren verfolgten. Sind wir auch mit diesem uns vorgelegten Staatsvoranschlag nicht in allen Belangen einverstanden, so dürfen wir doch nicht verhehlen, daß wenigstens der Versuch zu sparen gemacht wurde, wenn auch nicht immer am rechten Platz. Man verdächtigt uns sehr gern als schuldtragende an der Teuerung, ohne zu untersuchen, wo eigentlich die Schuld dieser Teuerung liegt. Erstens ist es die völlige Mißernte dieses Jahres, zweitens die hiesige Bodenreform und drittens die Vernachlässigung der Landwirtschaft durch die Regierung, speziell der Gebirgsbauern. So will ich über den Voranschlag des Bodenamtes und des Landwirtschaftsministeriums eine kleine Betrachtung anstellen, ohne annehmen zu wollen, den einen oder den andern der Verfasser zu bekehren. Das Bodenamt legt seinen Voranschlag für 1927 vor, der eine gute Rechenübung und ein Beispiel von Zahlen darstellt, aber kein klares Bild ergibt, wieviel Boden das Bodenamt enteignet hat oder enteignen will, was es mit diesem Boden gemacht hat, wieviel Geld es für diesen Boden per Hektar empfangen hat und wieviel es für den enteigneten Boden bezahlt hat u. s. w. Diese nackten, kommentarlosen Zahlen sind völlig ungenügend. Keine Staatsbehörde verfügt über solche Milliardenwerte, kein Staatsamt ist so selbstherrlich und kontrollos. Das Bodenamt verfügt nicht nur über Millionen- und Milliardengelder, sondern über unersetzlichen Boden, über Industrieunternehmungen Wenn irgendwo genaue und peinliche Rechnungslegung am Platze wäre, dann nur beim Bodenamte. Ohne eine solche Rechnungslegung muß der Unordnung, den Affären, der Korruption Tür und Tor geöffnet werden. In jeder Budgetdebatte der früheren Jahre wurden dem Bodenamt von den deutschen Parteien die heftigsten Vorwürfe gemacht. Jedes Jahr wurde der Antrag gestellt, das Bodenamt solle endlich einmal einen wirtschaftlichen und finanziellen Rechenschaftsbericht erstatten. Das Bodenamt lassen jedoch alle diese Anfragen und Aufträge kalt. Mit verbundenen Augen und zugestopften Ohren, nicht in die Vergangenheit schauend, nicht die Gegenwart berücksichtigend, nicht in die Zukunft blickend zerschlägt, zerteilt, verteilt es Besitz auf Besitz, Wald auf Wald. Wir sind nicht in die Regierung eingetreten, um das zu decken, was man bis jetzt unter dem Namen Bodenreform getrieben hat. Kein rechtlich und wirtschaftlich denkender Mensch kann dieses Treiben gutheissen. Die Verantwortung für die hiesige Bodenreform tragen jedoch die, welche diese Gesetze geschaffen haben. (Sehr richtig!) Wir als soziale Partei sind gewiß für eine vernünftige und gesunde, gerechte Bodenreform, was aber hier geschieht, das haben wir früher stark verurteilt und das müssen wir auch heute noch verurteilen. Was das Bodenamt gemacht hat, ist keine Reform des Bodens, nein das führt zur Deformierung der Bodenbesitzverhältnisse. Die hiesige Bodenreform ist eine Sünde wider die ehernen Gesetze der Vernunft, Wirtschaft und Volkswirtschaft. Der hiesigen Bodenreform fehlt trotz zahlreicher Programme ein positiver Plan. Wenn im Durchschnitt nicht ganz ein Hektar Grund an kleine Leute zugeteilt wurde, ist das keine Bildung oder Stärkung von Kleinhäuslern, von Heimstätten, das ist ein Bankerott der Bodenreform. Die Bodenreform bei uns hat zwar keinen positiven, dafür aber einen negativen Plan, wie sie überhaupt nicht aufbauend, sondern nur zerstörend wirkt. Ihr Streben ist es, geschlossene hochintensive Wirtschaftseinheiten zu zerschlagen und aufzuteilen und zu verschenken. Unsere land- und forstwirtschaftliche Intelligenz macht man brotlos, die modernen landwirtschaftlichen Maschinen auf den Gütern werden altes Eisen. Leuten, die nichts von der Landwirtschaft verstehen, Bank- und Fabriksdirektoren, Ministerialräten und Rechtsanwälten gibt man die enteigneten Meierhöfe. (Posl. Sehweichhart: Das könnten Sie doch ändern, wenn Sie in der Regierung sind!) Werden wir auch versuchen und haben es versucht, aber Sie haben im Zeichen der Bodenreform die Wahlen gemacht, Herr Kollege! (Posl. Schweichhart: Keine Spur!) Früher war die Güterschlächterei gesetzlich verboten, heute übt sie das Bodenamt öffentlich aus. Wenn heute jemand mit 10% Verdienst arbeitet, wird er wegen Wuchers verurteilt werden. Das Bodenamt arbeitet jedoch ungestraft schon jahrelang mit einem Verdienst bis 300% und noch mehr. Die alten erprobten Unternehmungen, die höchste Hektarerträgnisse und Qualitätswaren lieferten, denen unser Zucker-, Gersten- und Holzeport seine Blüte verdankt, zerschlägt man und neue landwirtschaftliche Riesenunternehmungen ballt man in den Händen èechischer sozialdemokratischer oder èechischer nationalzosialistischer Genossenschaften zusammen. Das ist keine Bodenreform, das sind Bodenschiebungen zur Bereicherung des èechischen Besitzstandes Maierhöfe, die früher 60 bis 80 Stück erstklassiges Vieh aufwiesen, beherbergen heute vielfach kaum 10 Stück minderwertigen und ausgemergelten Viehes. Die früheren mustergültigen Felder sind heute zum Teile nicht, zum Teil schlecht bebaut und verunkrautet. Wie wird es erst nach Jahren aussehen, wo der in dem Boden gelegte Kunstdünger verbraucht und nicht mehr ersetzt sein wird!

Die bisherige Durchführung der Bodenreform ist auch eine Sünde gegen die nationale Gerechtigkeit und gegen den nationalen Frieden. Klar vor Augen liegt es heute für jedermann, wie verschieden die Bodenreform im èechischen und im deutschen Sprachgebiet durchgeführt wurde. Im èechischen Sprachgebiet Kleinzuteilungen an die ortsansässige Bevölkerung, wobei natürlich parteipolitische Rücksichten ausschlaggebend waren. Denn der enteignete Boden diente dazu, die Anhänger der Regierungsparteien bei der Stange zu halten. (Posl. Schweichhart: Jetzt kriegt Ihr wahrscheinlich auch etwas!) Wir wollen hoffen. Das kommt dann Ihren Leuten zugute. Wir selbst wollen nichts. Deshalb auch der große Kampf der èechischen Parteien um den Boden, mit all seinen häßlichen Ordnung und Sitten untergrabenden Begleiterscheinungen. Im deutschen Sprachgebiet gab es, ganz geringe Einzelfälle abgerechnet, keine Kleinzuteilung. Wo dies trotzdem geschah, wurde vielfach die Bedingung gestellt, daß die Bodenwerber ihre Kinder in die èechische Schule schicken müssen. Man hat sogar Pachtgründe, welche Deutsche Jahre hindurch innehatten, gekündigt und sie zu den neuen Staatshöfen hinzugeschlagen, die Maierhöfe wurden den bisherigen Besitzern enteignet, dem Staatsbesitz hinzugefügt und unverändert an èechische Pächter, die den Regierungsparteien entnommen wurden, zugewiesen. Die ortsansässige einheimische Bevölkerung hat nichts erhalten, und wenn hie und da geringfügige Zuteilungen erfolgten, so geschah dies nur aus dem Grunde, um sagen zu können, daß auch die Deutschen beteilt wurden. Die deutschen Gemeinden haben bisher kaum 5% von dem Bodenausmaß erhalten, das die Stadt Prag allein erhalten hat. Von den 1257 Restgütern, die gebildet wurden, haben Deutsche kaum   1/4% erhalten. (Posl. Schweichhart: Jetzt wird es ja besser werden!) Selbstverständlich wird es besser werden. Die Deutschen langjährigen Kleinpächter erhielten ca 31.000 Hektar von insgesamt 120.000 Hektar. Diese Aktion wurde aber durch die Gerichte durchgeführt, die unparteiisch vorgehen müssen. Im übrigen erhielten die Deutschen vom Bodenamt 3000 Hektar gegenüber den annähernd 900.000 Hektar, die bis jetzt zur Aufteilung gelangten, mit anderen Worten: die Deutschen erhielten nicht einmal   1/2%. Diese Ergebnisse sind so haarsträubend und so unglaublich, daß man es fast für unmöglich hält. Dabei hat sich die Èechoslovakei in den Friedensverträgen verpflichtet, alle Bürger dieses Staates ohne Unterschied der Nationalität, Rasse und Sprache gleich zu behandeln.

Die Bodenreform wurde bisher dazu mißbraucht, das deutsche Volk zu berauben, unseren Besitzstand zu verringern und uns arm zu machen, das èechische Volk dafür zu bereichern und einen neuen Stand von èechischen Landedelleuten zu begründen und mit Boden auszustatten, wie sich der frühere Präsident des Bodenamtes Dr. Viškovský so oft aussprach. (Posl. Schweichhart: Er ist ja jetzt Euer Verbündeter!) Sind Sie uns neidisch, Herr Kollege? (Posl. Schweichhart: Aber nein, macht es besser!) Daß vor allem an den Sprachgrenzen èechische Kolonien errichtet werden, um die Sprachgrenze immer mehr ins deutsche Gebiet vorzutreiben, ist ja allgemein bekannt. Diese armen èechischen Kolonisten, die aus Polen und Rußland hergebracht wurden, die dort ihren Besitz schnell und deshalb mit Verlust veräußern mußten, werden dem Bodenamt wenig Dank wissen, sie haben hier Schulden machen müssen und können mit unserer hochentwickelten landwirtschaftlichen Bevölkerung nicht gleichen Schritt halten und sehen sich immer mehr ins Hintertreffen kommen.

Der neue Präsident des Bodenamtes Dr. Voženílek hat am 12. November im Budgetausschuß versucht, die bisherige Politik des Bodenamtes zu verteidigen. Es ist begreiflich, weil er ja selbst der Generalstabschef dieser Aktionen war. Leider schlagen aber seine Behauptungen der Wahrheit und den Tatsachen ins Gesicht. In den Zeitungen sind die Angaben des Dr. Voženílek ausführlich widerlegt worden. Wir hatten gehofft, daß mit einem neuen Leiter auch ein neuer Geist der Gerechtigkeit und der wirtschaftlichen Vernunft ist das Bodenamt einziehen wird. Doch wenn es richtig ist, was die Zeitungen melden, so hat der Präsident Dr. Voženílek bei seinem Antritt des neuen Amtes erklärt, er wolle im alten Geiste sein Amt führen. (Posl. Schweichhart: Da müssen Sie jetzt einen neuen Geist einführen!) Das werden wir versuchen, Herr Kollege, und unterstützen Sie uns nur dabei. Wenn dies zutreffen sollte, so werden weiterhin unserer Staats-, Volks- und Nationalwirtschaft zahlose unheilbare Wunden geschlagen, das Verháltnis zwischen Deutschen und Èechen in diesem Staate weiterhin vergiltet werden.

Das Bodenamt ist der größte und sorgloseste Schuldenmacher in diesem Staate. Was nützt es, wenn der noch so tüchtige Finanzminister Dr. Engliš an allen Ecken und Enden zu sparen, in unsere Wirtschaft ein System, Ordnung und kaufmännisches Gebahren zu bringen bestrebt ist, wenn das Bodenamt Tag für Tag lustig und unkontrolliert weiter enteignet, den Boden verteilt, den Erlös hiefür zur Aufrechterhaltung seines Betriebes verwendet, ohne sich zu fragen, was dieser Boden wert ist, was hiefür zu zahlen ist, welche Zinsen für die geschuldeten Beträge zu leisten sind usw.

Man greift sich an den Kopf, daß Hunderttausende von Hektar enteignet wurden, erst Jahre nachher wurde die Farce einer Schätzung vorgenommen vielfach von privaten Firmen durchgeführt, die pro Hektar für die Schätzung ganz ansehnliche Beträge erhalten. Vertreter solcher privaten Schätzungsfirmen sitzen auch heute in den verschiedensten Körperschaften und blasen laut in das Horn weiterer Verstaatlichung, damit sie weitere ihre Geschäfte machen können. Das Bodenamt bleibt fast allen Boden, den es enteignet, schuldig. (Posl. Heeger: Spina wird es jetzt besser machen!) Das wollen wir hoffen. (Rùzné výkøiky.) Die 27 Millionen Einnahmen, die das Bodenamt ausweist, sind Erlöse für enteigneten Boden. Davon müssen die mehr als 600 Beamten und Angestellten des Bodenamtes bezahlt und der gesamte Sachaufwand gedeckt werden. Das Bodenamt zehrt den enteigneten Boden buchstäblich auf und übrig bleiben nur die Schulden.

Wir fragen im Interesse einer geordneten Staatswirtschaft: Ist es schon bekannt, wie viele Hunderte von Millionen wir für den enteigneten Boden werden zahlen müssen? Ist es bekannt, wie viel Boden bereits geschätzt, wie viel entschädigt, wie viel enteignet aber noch nicht geschätzt ist? Die langen Jahre bis jetzt hat noch niemand von den verantwortlichen Faktoren diese Frage berührt. Ist es bekannt, wie viel Millionen an direkten Steuern und Vermögensabgabe dem Finanzärar durch diese sinnlosen Enteignungen des Bodenamtes verloren gehen? Doppelt und dreifach werden wir dadurch geschädigt, denn dem enteigneten Boden werden wir aus Steuergeldern bezahlen müssen. Bodenerwerbern, besonders aber den Genossenschaften, wurden Millionenkredite zum Betriebe der Unternehmungen gewährt, die früher hohe Erträgnisse abwarfen, und außerdem verloren wir Millionen an Steuern und Vermögensabgabe. Allmählich dämmert es aber auch in unserer èechischen Öffentlichkeit, daß es nicht angeht, die Ausländer ohne angemessene Entschädigung zu enteignen. Man erinnert sich jetzt nach dem Ablaufen des Enteignungsrausches, daß es so etwas wie ein Völkerrecht gibt, das zur Ermöglichung eines friedlichen Zusammenlebens der Völker die Bestimmung enthält, daß ein Staat Ausländer nur enteignen darf, wenn es das allgemeine Wohl erheischt und dann nur gegen Gewährung einer angemessenen, d. h. vollen Entschädigung. Man erinnert sich jetzt auch, daß es einen internationalen Schiedsgerichtshof im Haag gibt, daß es eine Reihe weiterer internationaler Schiedsgerichte gibt, welche dem erwähnten Grundsatz des Völkerrechtes in zahlreichen Fällen zum Siege verholfen haben und Staaten verurteilten, die sich gegen diesen Grundsatz des Völkerrechtes bei Enteignungen vergangen haben. Ob es das allgemeine Wohl erheischt, daß der Abgeordnete X oder Y einen Meierhof und eine Spiritusbrennerei und dazu noch Wald erhält, das wollen Sie selbst beurteilen. (Posl. Sehweichhart: Die Kirche kann es haben und auch irgend ein reicher Graf und Fürst, da macht es nichts aus!) Nur Beweise liefern. Es ist auch vor dem Völkerrecht gleichgiltig, ob man diese Enteignungsmaßnahmen Bodenreform nennt oder sonst mit einem andern schönschillernden Namen deckt. (Posl. Schweichhart: Ihr wolltet ja keine Bodenreform!) Ich habe betont, daß wir als soziale Partei die Bodenreform wollen, aber nicht in dem Sinne und in der Form. (Posl. Schweichhart: Ihr seid gegen jede Bodenreform!) Oha, oha! Herr Kollege, es war schon eine Forderung der alten christlichsozialen Partei im Wiener Parlament, daß man langjährige Kleinpächter selbständig macht. Das haben wir schon früher gefordert als Ihr. Es ist auch gleichgiltig, ob man die eigenen Bürger fast ohne Entschädigung enteignet und ihnen gegenüber die Grundsätze außer Kraft setzt, die den Ausländern gegenüber gelten müssen. Ob dies ein besonderer Beweis für die Höhe unserer Kultur, Zivilisation und Sitte ist, das beantworten Sie ebenfalls selbst. Mehr als 100.000 Hektar Bodens wurde den Ausländern bisher durch die jetzige Bodenreform weggenommen. Lange hat man sich selbst Sand in die Augen gestreut und gesagt, das seien feindliche Ausländer, die entschädigungslos enteignet werden können. Auch das Oberste Gericht in Brünn hat sich zur Schande für unsere Rechtsprechung nicht gescheut, ähnliche Ansichten in einem Urteile auszusprechen. Jetzt erst erkennt man allmählich diese außerordentlich verhängnisvolle Selbsttäuschung.

Es wäre Pflicht des Bodenamtes und des Finanzministeriums zu berechnen, wieviel wohl den Ausländern für enteigneten Boden wird zu zahlen sein und dem entsprechend das weitere Vorgehen einzurichten. Es ist verantwortungslos, einfach derart darauf los zu enteignen und Schulden zu machen, ohne an ein Bezahlen der Zeche zu denken (Posl. Schweichhart: Ein Großgrundbesitzer wird auch nicht anders reden als Sie es heute tun!) Ich habe es nicht bis zum Großgrundbesitzer gebracht und hätte ich einen Großgrundbesitz geerbt, so würde ich denselben verteidigen, genau so wie ich meine Wirtschaft verteidige. Auch Sie verteidigen Ihren Stand. (Posl. Heeger: Der Großgrundbesitz ist ja nicht Ihr Stand!) Er ist nicht mein Stand, aber vom rechtlichen Standpunkt müssen wir das Interesse dieser Leute vertreten, weil auch Sie ein Recht und die Pflicht zum leben haben. Ihre Leute sind bei jenen beschäftigt und sind dort gut aufgehoben. Fragen Sie einmal! Von all diesen Leuten, die organisiert sind, werden Sie dort, wo der Besitz aufgehoben oder weitergegeben wurde lauter Klagen hören, wie gut sie es früher im Vergleich zu jetzt hatten. Wenn Sie für die Bodenreform schwärmen, so schaffen Sie damit für ihre Genossen nicht, wer weiß was für Glück auf Erden.

Und wenn die Ausländer voll entschädigt werden sollen, was werden die eigenen Staatsbürger zu einem Staate sagen, der seine eigenen Angehörigen schlechter behandelt als die Ausländer? Wir dürfen der Erkenntnis der Tatsache nicht ausweichen, daß das Bodenamt durch sein Vorgehen unserem Staat im In- und Auslande in argen Mißkredit gebracht hat, was nützen alle diese Millionen die das Außenministerium für Propagandazwecke in der ganzen Welt aufwendet, um das Ansehen unseres Staates zu heben, die öffentliche Meinung zu bestechen, wenn die unsinnigen Enteignungen des Bodenamtes, die eine Reihe von internationalen Schiedsgerichten bereits beschäftigen, uns um jedes Ansehen und um unseren Kredit bringen? Die letzte Ursache all dieser traurigen Erscheinungen sind aber die Bodengesetze selbst, deren Undurchführbarkeit und Schädlichkeit heute keinen Einsichtigen, ruhig und wirtschaftlich denkenden Menschen unbekannt ist. Die Bodenreformgesetze, die alle wirtschaftlichen Gesetze verleugnen, die dem Bodenamte eine unermeßliche und unkontrollierbare Macht geben, die Gesetze, in denen immer das Wörtchen "kann" vorkommt, sie sind die eigentlichen Ursachen dieser traurigen Zustände. Aus dem Sumpfe dieser Gesetze sind die Giftblumen der zahllosen Affären, die wir in letzter Zeit erlebten, emporgewachsen. Und gewiß sind diese Affären nicht die letzten. Wenn einmal eine Geschichte der hiesigen Bodenreform, illustriert durch Beispiele und all das was hinter den Kulissen vorgegangen ist, geschrieben werden wird, wird Entsetzen jene ergreifen, die die Väter dieses Gesetzes waren. (Posl. Heeger: Euere Freunde von heute!) Das waren unsere Freunde noch lange nicht, als Sie das Bodengesetz gemacht haben! (Posl. Schweichhart: Ihr habt ihnen zugejubelt, nicht wir!) Ich erinnere an das Jahr 1920 wo Sie in den Wahlkampf eingetreten sind. Ganz richtig schreibt deshalb die Zeitung "Nový 28. Øíjen" vom 18. ds. M.: "Die wirkliche Ursache der Koburgäffaire ist die Undurchführbarkeit der Bodengesetze. Aus aussenpolitischen, innerwirtschaftlichen und öffentlich finanziellen Gründen ist es unmöglich, die Bodenreform in allen ihren Konsequenzen durchzuführen. Wenn man die Quelle dieser Störungen verstopfen will, muß man dieses unmögliche Gesetz abändern".

Die Bodengesetze sind ein Werk der Revolution, die in die jetzige Zeit des innen- und aussenpolitischen Locarno nicht mehr passen. Man muß doch bedenken, daß inzwischen 7 bis 8 Jahre vergangen sind und daß sich bei und und vor allem um uns sehr viel geändert hat. Vogelstraußpolitik treiben ist immer das schlechteste gewesen.

Diese Erwägungen, über die wirtschaftlichen, außenpolitischen und finanziellen Folgen der Bodenreform mögen vielen hier sehr unangenehm sein. Wir Abgeordneten hier sind aber nicht dazu da, um Schönfärberei zu treiben, sondern bei Lenkung der Geschichte des Staates real, wahr und gerecht zu denken und zu handeln.

Wir sind in die Regierung eingetreten, um an dem Ausbau dieses Staates mitzuarbeiten. Wir wollen, daß die Wirtschaft des Staates eine gesunde sei, daß das Verhältnis der diesen Staat bewohnenden Völker auf der Grundlage der Gerechtigkeit und gegenseitigen Loyalität ein gutes sein möge. Die Bodengesetze und deren bisherige Durchführung haben aber der Wirtschaft unseres Staates den schwersten Schaden zugefügt, haben den nationalen Frieden und die nationale Gerechtigkeit mit Füßen getreten, haben unserem Staate gewaltige Schulden aufgebürdet und uns außenpolitisch nur geschadet. Wir erwarten, daß aus diesen Prämissen der entsprechende Schluß gezogen wird und daß vor allem mit der unwirtschaftlichen Wälderverstaatlichungsaktion ein Ende gemacht wird. Unser Staat besitzt genug Wald, er lerne erst einmal den aktiv zu gestalten und richtig zu verwalten. Alle Maßnahmen, die gegen die Grundsätze der Vernunft. Gerechtigkeit und Volkswirtschaft verstoß en sind einzustellen. Nur so kann dieser Staat auf die Dauer gedeihen und allen seinen Völkern Frieden geben.

In seinem Exposé, das Herr Minister Dr. Engliš im Senate im Oktober d. J. hielt, hat er insbesondere die Notwendigkeit der Produktivität hervorgehoben. Die Landwirtschaft spielt in jedem Staatswesen die wichtigste Rolle weil sie die Nahrungsmittel für die Bevölkerung liefert. Je billiger besser und reichlicher im Staate die Landwirtschaft ihre Erzeugnisse anliefert, desto besser wird dies für das Staatswesen sein. Ein Staatswesen, das alle Nahrungsmittel selbst erzeugt ist fester gefügt und fundamentiert, als dies durch militärische und politisch chauvinistische Maßnahmen möglich ist. Die ganzen Jahre seit dem Bestande des Staates wurde und wird stets von der Selbstgenügsamkeit des Staates bezüglich der Landwirtschaft geprochen und die Volkswirtschaftler zerbrachen sich den Kopf darüber ob denn die Landwirtschaft bei einigermaßen größerer Intensivierung die Bevölkerung ernähren kann. Das Ergebnis betriebs- und staatswirtschaftlicher Erwägungen lautet, daß die Landwirtschaft den Verbrauch an Nahrungsmitteln leicht decken könnte, ja noch mehr, daß bei halbwegs gründlicher landwirtschaftlicher Arbeit eine Qualitätsware erzeugt werden könnte, die als Exportware mit den Erzeugnissen anderer Staaten konkurrieren könnte. Die Mehrzahl der Erzeuger in der Landwirtschaft bilden die kleinen und mittleren Betriebe, deren Besitzer allein nicht aus eigenem rasch und gründlich den Betrieb ausgestalten können, wie dies für eine Erzeugungsregierung notwendig ist. Diese klein und mittelbäuerlichen Betriebe sind auf eine staatliche Unterstützung angewiesen, die gerade im Gebirge berechtigt ist, weil der Gebirgsbauer bei der geringen Einträglichkeit der Gebirgswirtschaft an Kapitalarmut leidet.

Der Staatsvoranschlag für 1927 spricht allerdings durch die neuerliche Herabsetzung der Dotationen von 30 bis 60% der vorjährigen eine Sprache, die die Worte des Finanzministers Dr. Engliš von der Notwendigkeit der Steigerung der Produktivität, soweit die Landwirtschaft in Frage kommt, widerlegt. Der Herr Finanzminister, der an sich ein gründlicher Finanzpolitiker ist, hat gewiß ein Verständnis für die Forderungen der Landwirtschaft und der Gebirgswirtschaft im besonderen. Die vielen Anstrengungen zu einer höheren landwirtschaftlichen Erzeugung zu kommen, sind zwecklos, solange der Herr Finanzminister dem Herrn Landwirtschaftsminister den Geldverbrauch vorschreibt. Es wäre doch notwendig, daß auch der Landwirtschaftsminister entsprechend den Bedürfnissen der Landwirtschaft schon im Interesse des Staates sich im Finanzministerium Gehör verschafft. Ich erlaube mir als Gebirgsbauer die Unzweckmäßigkeit des Staatsvorschlages für die Landwirtschaft von einigen Gesichtspunkten aus zu beleuchten, damit das hohe Haus auch die Gefahren und Schäden dieses Voranschlages für die Landwirtschaft näher erkennen kann.

Wir Gebirgsbauern wirtschaften schwerer als der Flachlandwirt, dem die Natur mit einer längeren Vegetationsperiode zu Hilfe kommt. Wir können uns nicht dem Getreidebau widmen. Für uns ist die Grünlandwirtschaft, die gutes und reichliches Futter liefert, das Schwergewicht im Betriebe. Das Futter setzen wir in Fleisch, Milch und Fett um und verwerten daher diese marktlosen Vegetabilien durch marktgängige Produkte. Alle Tiere sind hinsichtlich der Leistung und Futterverwertungskraft verschieden von einander. Die Kunst in der Landwirtschaft besteht nun darin, nur die futterdankbarsten Kühe herauszubekommen und zu halten. Diese Feststellung der Milchleistungen und Futterverwertung kann der Durchschnittslandwirt selbst nicht vornehmen, hiezu fehlen ihm die theoretischen Kenntnisse. Auch würde vielleicht bei den Erhebungen durch den Gebirgslandwirt selbst die Objektivität der Feststellungen leiden. Aus diesem Grunde hat das Landwirtschaftsministerium im Jahre 1923 in großzügiger Weise die Milchleistungskontrolle der Kühe eingeführt, die von einem theoretisch eigens vorgebildeten Landwirt regelmäßig alle 14 Tage besorgt wird. Die Belastung für den Einzellandwirt im Gebirge, der ohne Rentabilität arbeitet, durch die Kontrolle der Kühe ist nun eine zu große Last. Auch hat der Staat ein Interesse an der Anlieferung guter und genügender Milch. Die Milchkontrolle hat sich ein gelebt und bewährt, die Leistungen der Kühe sind um mehr als 500 Liter pro Kuh und Jahr gestiegen. Jetzt kommt das Landwirtschaftsministerium und erklärt, gezwungen zu sein, infolge der Sparmaßnahmen der Regierung, die Beiträge für die Erhaltung der Kontrollvereine herabzusetzen. Der Bauer im Gebirge verlegt sich auf die Heranzüchtung leistungsfähiger Rinder, also er erzeugt Qualitätsware, die er dem Flachlandwirt abgibt, der wiederum den Getreide-, Rübenbau und Hopfenbau infolge der natürlichen Verhältnissen betreiben muß und durch diese Erzeugungsrichtung überlegen ist. Es ist da nicht notwendig, ins Ausland zu fahren und dorthin unser Geld für Zuchtvieh hinauszutragen. Wir können genau so gut, wie die Schweiz und die Alpenländer Zuchtvieh im eigenen Lande erzeugen. Das eigentliche Mittel hiezu ist die Milchleistungskontrolle. Wenn gesagt wird, der Gebirgsbauer soll die Kosten der Milchleistungskontrolle aus eigenem tragen, so zeugt das von der Unkenntnis der Verhältnisse. Die Züchter von Vieh erhalten dieses heute nicht in der Höhe der Erzeugungskosten bezahlt. Er kann es sich bei seiner miseren Situation nicht leisten, zu dem Defizit aus der Küheaufzucht noch die Kosten der Milchkontrolle zu tragen. Es ist die Pflicht des Staates einzugreifen und die Geldmittel zur Verfügung zu stellen, die für diese Qualitätszucht in der Gebirgslandwirtschaft notwendig sind. Wenn die Kosten, die jährlich in den Orbis-Verlag hineingesteckt werden, für diesen produktiven Zweck verwendet worden wären, wäre für einige Jahre das Erfordernis für die Milchleistungskontrolle im Gebirge gedeckt worden. Der Staat hätte hieraus einen viel größeren Vorteil. Ich bemerke, daß an dieser Frage nicht allein die Sudetendeutsche Gebirgslandwirtschaft interessiert ist, sondern daß dies eine Sorge aller Gebirgsgebiete der gesamten Republik ist.

Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP