Ètvrtek 25. listopadu 1926

Ich möchte Sie an die Erklärung des Herrn Ministers Hodža erinnern, die er im Budgetausschusse abgegeben hat, die eine Abkehr vom zerstörenden Nationalismus in der Schulpolitik bedeuten könnte. Ich erinnere daran nur deshalb, weil dieses Versprechen ein Wahn des Herrn Ministers ist. Er verspricht, weiß aber ganz genau, daß das Schulwesen weiter gedrosselt wird. Wir verzichten auf leere Versprechungen, wenn wir nicht sehen, daß sie auch in die Tat umgesetzt werden. Minister Hodža - er glänzt durch seine Abwesenheit - war der erste und er rechnet sich nach den Angriffen, die ihm nach seiner Rede von der èechischen Presse und der èechischen Nation zuteil werden, als eine Heldentat an - und damit wird er sich wohl in der nächsten Zeit wohl rühmen - daß er gleich nach Übernahme des Ministeriums einen Erlaß herausgegeben, der strenge Sparmaßnahmen anordnet. Es sollen selbst systemisierte Stellen aufgelassen werden. Ich glaube, Kol. Simm hat gemeint, man suche den Autor zu dieser Lex. Ich kann ihn heute verraten, denn wir wissen es ganz bestimmt, daß der Herr Minister Hodža der Autor ist, jener Mann, der uns erklärt, daß er das Schulwesen im allgemeinen fördern wolle. Es ist auch für ihn bezeichnend. Er, der gewillt ist, der Schützer des deutschen Schulwesens zu sein, erläßt derartige Erlässe.

Angesichts der kurz en Zeit, die mir zur Verfügung steht, kann ich nicht darüber sprechen, in welchem Elend sich die Kinder befinden, welchen erzieherischen und gesundheitlichen Schäden sie durch die Drosselung des Schulwesens erleiden. Ich möchte nur eine Bitte an den Herrn Minister stellen. Er möge sich ein Vorbild an seinem Kollegen, dem Minister für nationale Verteidigung Udržal, nehmen. Der hat vor nicht allzu langer Zeit einen Film aufnehmmen lassen, der die stramme Disziplin und den Militarismus der Èechoslovakei im Bilde wiedergibt. Minister Udržal ist sehr stolz auf diese Tat, weil er dem In- und Auslande zeigen kann, wie unser Militarismus organisiert und ausgebaut ist. Minister Hodža könnte einmal einen anderen Film als Gegenstück herstellen lassen. Er könnte die überfüllten Schulklassen mit 80, 90 und mehr Schülern, er könnte die 1500 im Elend lebenden Lehrkräfte filmen lassen, ein paar unzureichende unhygienische Schulklassen dazu, und wir haben nichts dagegen, Herr Kol. Sladký, wenn auch die èechischen Schulklassen verfilmt würden, von denen Sie gesprochen haben, die sich in Gasthäusern usw. befinden, daneben aber in der größeren Anzahl auch die elenden Schulklassen der deutschen Minderheit und des Kulturskandales mehr. Diese Gegenüberstellung der zwei Filme würde die èechische Nation und den Staat im wahren Lichte zeigen: Hier der stramme Ausbau, die Verschwendungssucht für den Militarismus, au der anderen Seite Sparmaßnahmen bei kulturellen Forderungen für das deutsche und das gesamte Schulwesen.

Lassen Sie mich noch ein paar Worte zur kulturellen, zur Schulautonomie sagen und eine Rede des Herrn Ministers Hodža gegenüberstellen, einem Erlaß, der diesen Monat im "Vìstník" erschienen ist, u. zw. die Rede, gehalten am 3. November, und die Weisung im "Vìstník" vom 15. November. Der Herr Minister, ich wiederhole ganz kurz, hat im Budgetausschuß versprochen, daß die Schulautonomie kommen werde und ein paar Tage darauf erläßt er den folgenden Erlaß: "Mit dem 1. November 1926 wurde bei dem Landesschulrat in Prag eine neue Abteilung errichtet, welcher der Landesschulinspektor Bohumil Pluha vorsteht. Diese Abteilung führt die Bezeichnung und ihre Agenda erfaßt die ordentlichen Gehaltsangelegenheiten der aktiven literarischen Lehrer an den allgemeinen Volks- und Bürgerschulen mit böhmischer und mit deutscher Unterrichtssprache in Böhmen, welche Angelegenheiten von nun an aus der bisherigen Agenda der Administrativabteilung II A B ausgeschieden werden." Also: Die bisher getrennten Gehaltsreferate der Landesschulräte wurden aufgelassen und unter die Leitung des èechischen Landesschulrates gestellt. So sieht die nationale Autonomie des Herrn Schulministers Hodža aus, wie er sich sie in seinem Gedankengang vorstellt. Es ist selbstverständlich, daß wir den Worten des Herrn Ministers Hodža gar nicht glauben, insbesondere nicht glauben können, weil er erstens keine seiner Versprechungen bis zum heutigen Tage in die Tat umgesetzt worden ist und zweitens, weil wir wissen, daß der Minister Hodža nicht einmal in der Lage ist, und nicht die Möglichkeit hat, dieses Versprechen einzulösen. Wir konnten in der letzten Zeit nach der Rede des Herrn Ministers Hodža die verschiedenen Zeitungen verfolgen und haben den Aufschrei der èechischen Nation in der "Národní Politika" dem "Èeské Slovo" und anderen Zeitungen gelesen. Die Rede des Herrn Kollegen Hajn, die Rede des Kollegen Lukavský, zeigen klar und deutlich, daß der Herr Minister Hodža die Hände gebunden hat, daß er sich nicht einmal trauen dürfe - selbst wenn er wollte (Výkøiky na levici.) sein Versprechen einzulösen. Selbst wenn wir ihm den Willen zubilligen wollten, kann und darf er es nicht tun, weil die èechische Nation schon Mittel und Wege finden würde, um diese Versprechungen nicht einlösen zu lassen. Ich möchte nun aber auch etwas ganz charakteristisches aufzeigen. Nach der Rede des Herrn Ministers Hodža prallten die Gegensätze der Majoritätsparteien hier und drüben, hier bei den Èechen und drüben bei den Deutschen aneinander. Die èechischen Nationalen haben aufgeschrien, haben sich aufgebäumt gegen diese Anmaßung des Herrn Hodža, auf der anderen Seite, also bei den deutschen Major tätsparteien erntete der Herr Hodža sehr grosses Lob. Zwei kleine Auszüge beleuchten und charakterisieren deutlich die Gegensätze. Die "Národní Politika" schreibt: "Es ist nicht ausgeschlossen, daß Hodžas Ankündigung der Autonomie im Schulwesen zu Mißverständnissen führen wird und es ist fraglich, ob sich alles wird verwirklichen lassen, was Hodža als sein Programm angekündigt hat." Sein Programm, möchte ich betonen, nicht das Programm der Majorität, kündigt das Blatt an, welches weiter schreibt: "Was, wenn die Deutschen auf Grund des autonomistischen Rede Hodžas unerfüllbare Forderungen stellen?" Ich glaube, das kann doch gar nicht einmal passieren, es hat ja hier von dieser Stelle aus der Abg. Myslivec erklärt, daß die Deutschen ganz bedingungslos in die Regierung hineingegangen sind, sie müssen froh sein, daß man ihnen beim Eintritt in die Regierung keine Bedingungen gestellt hat. Also diese Befürchtung der "Národní Politika" ist ganz hinfällig. "Vorsicht ist die Mutter der Weisheit", schreibt die "Národní Politika" weiter "auch in der Politik. Daher hoffen wir, daß Hodža Gelegenheit finden wird, seine zu weit gehenden Pläne auf das richtiggehende Maß zurückzuführen, damit die Befürchtung beseitigt wird, daß die geplante Schulreform in Widerspruch zu den leitenden Grundsätzen der Verfassung stehen könnte".

So die èechischnationale Nation und nun ein Redner der deutschen Nation. Der christlichsoziale Kol. Luschka hat in der Generaldebatte zum Budget folgendes erklärt: "Auf dem Gebiete des Schulwesens hat der Schulminister in anerkennenswertem Mute eine Besserung der berechtigten Selbstverwaltungsansprüche in Aussicht gestellt. Dem deutschen Kinde die deutsche Schule und Schulbehörde, ist der Ruf, der nie eine Provokation, sondern nur der Ruf nach Gerechtigkeit ist. Wir stimmen mit dem Schulminister vollkommen überein, daß jeder Versuch, durch die Schule zu entnationalisieren, gesetzlich strafbar und moralisch verwerflich ist. Wir werden ihn in dieser Hinsicht unterstützen, umsomehr, weil das der einzige Weg ist, die Schule der Politik zu entziehen und zum freien Kulturgut des Volkes zu machen".

Es erübrigt sich, diesen zwei gegensätzlichen Meinungen noch einen Komentar beizufügen, ein Aufschrei der èechischen Nation und ein Lob der deutschen Nation, der deutschen Mehrheitsnation charakterisiert ganz klar das Bild. Unsere Stellungnahme zur Schulautonomie haben wir programmatisch in einem Antrage festgelegt, der hier eingebracht wurde, ich glaube auf Einzelheiten nicht mehr eingehen zu müssen. Wir werden immer dafür kämpfen, werden nie aufhören, diese Forderungen zu erheben, solange bis sie erfüllt werden.

Lassen Sie mich nur in einem Streifzug noch unsere Forderungen aufzeigen, die in der nächsten Zeit bei etwas gutem Willen und Verständnis der betreffenden Herren einer Verwirklichung zugeführt werden können. Ich kann nicht unterlassen, von dieser Stelle aus das Ministerium und die Majoritätsparteien zu ersuchen, daß doch endlich einmal die Regelung der Rechtsverhältnisse der Kindergärtnerinnen ernstlich ins Auge gefaßt werde. Der Motivenbericht verspricht das zwar, denn er sagt, die Verhandlungen seien bereits im Gange, aber ich glaube, diese Versprechungen haben wir schon einigemal gehört. Die Rechtsverhältnisse können leider gar nicht restlos gelöst werden, weil die Sparmaßnahmen der Regierung hier wieder platzgreifen. 40 Millionen werden nach dem Ausspruch des Herrn Ministers Hodža benötigt, um diese Frage der endgültigen Lösung zuzuführen. In diesem Zusammenhang wiederhole ich einige unserer Forderungen. Wir wollen den Ausbau unseres Schulwesens, den Ausbau und die Errichtung von Gesellenschulen, Ausbau der weiblichen Pflichtfortbidlungsschulen, Errichtung von Schulküchen und gewerblichen Fortbildungsschulen, Regelung des Verhältnisses zwischen Staat, Kirche und Schule. Zeigen Sie sich doch einmal, meine Herren der èechischen Nation, würdig des Namens Hus! Weiters verlangen wir selbstverständlich die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel, Ausbau der Schulen für geistig Minderwertige und erheben alle jene programmatischen Forderungen, die wir bereits im Budgetausschuß erwähnt und festgelegt haben.

Ich eile nun zum Schlusse und rufe dem Herrn Minister ein paar Worte zum Nachdenken zu. Man darf nur Versprechen abgeben, wenn man auch weiß, daß man diese Versprechen einhalten kann. (Posl. Leibl: Das gilt nicht für einen èechoslovakischen Minister!) Wir haben schon zu viel Wortbrüche der èechoslovakischen Minister wahrnehmen können, so daß wir leider auch diesmal mit einem ministeriellen Wortbruch rechnen können. Wir wollen nicht nur versöhnliche Reden hören, wir wollen auch Taten sehen. Dazu ist aber eine große Vorbedingung notwendig. Es müssen sich neben dem Herrn Minister Hodža auch alle - und insbesondere an Sie, meine Herren, von den èechischen Majoritätsparteien sind diese Worte gerichtet - umstellen. Sie müssen volles Verständnis für das Kulturleben haben und Liebe zum Kinde - auch eine Vorbedingung für die Entwicklung des gesamten Schulwesens - Sie müssen Verständnis für den kulturellen Aufbau eines Staatswesens haben, die Ihnen leider bis jetzt gänzlich fehlt, und nicht zuletzt das Bewußtsein der Verantwortlichkeit gegenüber dem gesamten Staate und dem gesamten Volke. Ich glaube aber heute leider sagen zu müsse, daß Ihnen diese Vorbedingungen fehlen und deshalb erkläre ich im Namen meines Klubs und meiner Parteigenossen, daß wir zum Zeichen des Protestes gegen Ihre falschen Sparmaßnahmen und ihre Kulturfeindlichkeit und um Ihnen zu bekunden, daß wir Ihnen das Mißtrauen aussprechen, gegen das Budget votieren werden. Wir werden den Kampf weiterführen, denn mit der Abstimmung ist er natürlich nicht beendet, bis alle unsere Forderungen, die wir programmatisch festgelegt haben, und die wir Ihnen von Jahr zu Jahr wiederholen, in die Tat umgesetzt und zur Wirklichkeit werden. (Potlesk nìm. soc. demokratických poslancù.)

5. Øeè posl. Hodiny (viz str. 808 tìsnopisecké zprávy):

Meine Herren! Das Budget des Unterrichtsministeriums weist im Erfordernis für das Jahr 1927 des Betrag von 890,850.176 aus gewiß eine Summe, die deutlich die Fürsorge des Staates gerade diesem wichtigsten Zweige des Staatshaushaltes offenbart.

Und gerade dieses Gebiet der Schule war bisher ausersehen, dem deutschen Volke die empfindlichsten Wunden zu schlagen, Wunden, die nur sehr schwer heilen und der besten Betreuung bedürfen, wenn sie nicht immer wieder von neuem aufbrechen und den Heilungsprozeß verzögern, wenn nicht ganz verhindern sollen.

Wiederholt und mit Recht wurde das deutsche Schulwesen mit einem Trümmerfeld verglichen. Hunderte von Schulen, Tausende von Klassen wurden gesperrt, Kinder in Maßen in Räumen zusammengepfercht auch unserer Seite, während man auf èechischer Seite daranging, selbst für Mindestzahlen von èechischen Kindern neue Schulen zu schaffen. Die verschiedensten Gründe wurden ins Treffen geführt um die gewaltsame èechisierung deutscher Gebiete zu bemänteln.

Zu den beliebtesten Gründen gehörte die Unkenntnis der èechischen Sprache aufseiten der deutschen Beamten, Unterbeamten, Diener und Arbeiter, soweit sie in staatlichen Diensten standen. Die eingeführten èechischprüfungen sind ein Schauerroman ärgster Sorte. Selbst 60 und 70jährige in öffentlichen Diensten stehende Deutsche, die seit Jahrzehnten all ihre Kraft dem öffentlichen Wohle opferten, lieben nicht verschont, und mußte so mancher Diestriktsarzt nach 40 bis 50jährigem Winken erst durch den Zensurzettel wie ein Schuljunge vermahnt, von seinem Platze weichen, als auch die zweite Prüfung nicht den entsprechenden Erfolg in der Erlernung der èechischen Sprache auswies.

So wurde es auf allen Gebieten gehalten. Eisenbahn, Post, die verschiedenen Kategorien der Beamten, Unterbeamten und Diener in Staats- und Landesdiensten waren das willkommene Opfer dieses Èechisierungsfeldzuges. Und nicht nur die Staatsbeamte der verschiedensten Kategorien mußte sein Brot verlieren - auch der Arbeitsplatz des Privatbeamten wurde angegriffen. Die Nichtbelieferung mit Rohprodukten, die Unterbindung der Ausfuhrmöglichkeit und sonstige Maßnahmen der Regierung zwangen unsere Industrie, èechische Beamten aufzunehmen und dadurch den Arbeitsplatz für den deutschen geistigen Arbeiter einzuschränken.

Der Beschluß der èechischen Parteien, die Bodenreform einseitig im èechischen Interesse zu läsen, führt die Èechisierung auf dem Gebiete der Landwirtschaft durch. Der Wunsch eines èechischen Restgutbesitzers im Kuhländchen, nur einen èechischen Heger mit 7 Kindern auszustellen - einer mit 6 Kindern wurde wegen zu geringer Kinderzahl nicht aufgenommen - läßt uns den dadurch verfolgten Plan erkennen. Dazu noch die Versetzungen deutscher Beamten und abgebauter Lehrer ins èechische Gebiet. Die deutsche Schule war reif, um mit Hilfe verschiedener Gesetze und Verordnungen und Eigenmächtigkeiten berufener und unberufener Referenten auf das Empfindlichste geschädigt zu werden.

Der nächste Angriff galt dem Arbeiterstande. Aus nichtigen Gründen wurden Tausende Eisenbahnarbeiter entlassen und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wurden selbst die deutschen Waldarbeiter in den Staatsforsten durch èechische Arbeiterkolonien ersetzt.

Mit Hilfe des famosen Erlasses, betreffend die Bestimmung der Nationalität der Kinder aus gemischten Ehen, die zur Gänze zu Gunsten des èechischen Teiles reklamiert wurden, wurden der deutschen Schule viele Hunderte von Kindern entzogen. Die feine Auslegung des Familienerhalters oder der Muttersprache bringt es mit sich, daß alle Einwendungen umsonst sind und Reklamationen noch heute unerledigt bleiben.

Die Drosselung des deutschen Schulwesens in den Jahren 1918 bis 1924 wurde immer mit dem Geburtenrückgang infolge der Kriegsjahre zu begründen versucht. Die Tatsache, daß dieser Rückgang im Jahre 1925 seinen tiefsten Stand erreichte, gab den willkommenden Anlaß, um aufgrund des Abbaugesetzes mit der ungeheuerlichen Reduktionsaktion einzusetzen. Selbstverständlich wurde gänzlich einseitig zu Ungunsten der Deutschen vorgegangen.

Das Ergebnis dieses wütenden Angriffes auf den Besitzstand der deutschen Schule während der Jahre 1918 bis 1925 ist die Sperrung von 185 Schulen und 2913 Klassen bei einem Kinderrückgang von 221.357 Kindern.

Bei dem fast gleichen Kinderrückgang auf èechischer Seite (221.357) finden wir auf èechischer Seite einen Zuwachs um 1646 Schulen und 2328 Klassen.

Unter den 1646 neu errichteten èechischen Schulen sind 900 Minderheitsschulen, ferner 534 Bürgerschulen - ein Teil davon auch Minderheitsbürgerschulen - sodaß an neuerrichteten Volksschulen nur ein kleiner Rest bleibt, ein Beweis, daß das èechische Volksschulwesen im èechischen Sprachgebiet J. 1918 schon voll entwickelt war.

Nicht genug daran, daß an hochorganisierten deutschen Schulen Parallelklassen aufgelassen und Klassenzusammenlegungen vorgenommen wurden, ging man trotz der immer wieder betonten Förderung der Volksbildung daran, selbst 2klassige Volksschulen auf 1klassige zusammenzuziehen und einklassige aufzulösen.

Der geringe Luftraum in den Klassen, der gefährdete Lehrerfolg und die von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilte mühsame Arbeit der Lehrpersonen vermochten die Bildung von Klassen mit 40 bis 72 Schülern und die Auflösung von 1klassigen Schulen mit bis 46 Kindern (Albrechtsried) nicht zu verhindern.

In 32 Orten harren vielfach schon seit dem Jahre 1919 deutsche Kinder auf die Wiedereröffnung der angestammten Schule. Notdürftigen Unterricht erteilen hier Privatlehrer des Deutschen Kulturverbandes, da die oft 6 km betragende Entfernung der deutschen Nachbarschule den Besuch derselben unmöglich macht. Diese mutigen, ob ihrer schweren Arbeit bedauernswerten Volksbildner versuchen, kontrolliert von Gendarmen, den Hütern des Winkelschulparagraphen, in Privatstunden den normalen Unterricht zu ersetzen. Dies ist die dem deutschen Volksschulwesen bisher zuteil gewordene Förderung seitens des Staates.

23 Deutsche Privatschulen mit 934 Kindern in 32 Klassen mit einem Klassendurchschmitt von 27 Kindern erhält der deutsche Kulturverband und müßen wir Deutsche deren Personal- und Sacherforderniss bei der geradezu lächerlichen Unterstützung von 30.000 Kronen aus Staatsmitteln durch Selbstbesteuerung aufbringen. Der Aufwand hiefür beträgt 1.091,093.280 Kronen. Der Aufwand für den von 38 Lehrern verteilten häuslichen Unterricht mit nichtbewilligten Privatschulen erfordert 354.000 Kronen, dazu noch 1,117.000 Kronen für Kindergärten ergibt den Gesamtaufwand von annähernd 2 6 Millionen Kronen, die das deutsche Volk trotz seines mit der Steuerleistung begründeten Rechtes auf diese Art Gegenleistung seitens des Staates aus eigenen Mitteln aufbringen muß.

Wie siht es nun mit dem gleichen Schulbelange auf èechischer Seite aus? Unter dem vorhin erwähnten Zuwachs von 1.646 Volksschulen und 524 Bürgerschulen befinden sich 900 Minderheitsschulen und eine gewaltige Reihe von staatlichen Bürgerschulen, sogenannten Minderheitsbürgerschulen.

Die Notwendigkeit der Existenz solcher Schulen bei vorhandener entsprechender Schülerzahl wird niemand in Zweifel ziehen. Daß der Staat zur Erbauung und Erhaltung von Minderheitsschulen für qualifizierte Minderheiten hinreichende Mittel zur Verfügung stellt, ist notwendig, da diese Minderheiten mit eigenen Mitteln nie eine Schule errichten könnten. Daß es aber selbst schon überhaupt keines Kindes bedarf, um dann, wie in Pobutsch, Bez. Hohenstadt, in einem rein deutschen Orte eine èechische Minderheitsschule zu errichten, läßt die mutwillige Èechisierung ganz klar erkennen. Diese Schule wird jetzt von 12 èechischen Kindern aus zwei èechischen Nachbargemeinden besucht. In einer Gemeinde besteht eine einklassige, in der zweiten eine zweiklassige Volksschule. Das heißt denn doch schon die Leidenschaften bis zum Äußersten aufpeitschen und die Èechisierung gewaltsam ins - deutsche Gebiet vortragen. (Výkøiky poslancù nìm. soc.-demokratické strany dìlnické.)

Von den 900 èechischen Minderheitsschulen sind sicher drei Sechstel von weniger als 10 und weitere zwei Sechstel von weniger als 20 èechischen Kindern besucht. Einwandfreie, vom Ministerium eingeholte Schülerausweise müssen die Richtigkeit dieser Angaben erweisen.

Dazu mußten deutsche Beamte, Diener und Arbeiter um ihren Arbeitplatz gebracht, und èechische Berufskollegen oft wieder ihren Willen an jene Stellen gesetzt werden? Nur um für 1, 2, 3 bis 10 und 20 èechische Kinder aus staatlichen Mitteln èechische Minderheitsschulen zu bauen, müssen die von allen diesen Staat bewohnenden Nationen eingezahlten Steuergelder (Výkøiky posl. de Witte.) zu Millionen und aber Millionen verwendet werden zu einer Zeit, in der man aus Ersparungsrücksichten auf deutscher Seite Schulen mit bis zu 43 Kindern auflöst und in den bestehenden deutschen Schulklassen bis zu 60, 70 und 80 Kinder zusammenpreßt. Nur um die Bestandsberechtigung der èechischen Minderheitsschulen zum Schein erweisen zu können, müssen deutsche Kinder in diese Schulen gepreßt und dann in den Standesausweisen als èechische Kinder ausgewiesen werden.

Der Statistik einiger Orte Süd- und Westböhmens entnehme ich, daß für 705 Kinder 35 èechische Schulklassen errichtet wurden. Von diesen 705 Kindern sind 439 deutsch, sodaß bei einem Rest von nur 266 èechischen Kindern auf diese 35 èechischen Minderheitsschulklassen durchschnittlich 7.6 èechische Kinder entfallen. Auch dieser Durchschnitt wird vielfach nicht erreicht, da wie schon bei Pobutsch in Mähren auch in Neubauhütten unter 6, in Fichtenbach unter 30, in Glaserwald unter 7 und Rehberg unter 10 Kindern der betreffenden Schulen beim besten Willen kein Kind èechischer Nationalität gefunden werden kann. Die Unzahl der für 1, 2 und weniger als 10 èechische Kinder errichteten Minderheitsschulklassen will ich nicht erst aufzählen.

Wäre es damit Rücksicht auf die Sparmaßnahmen nicht zu empfehlen, die Hassgefühle endlich einzudämmen und in der Welt Umschau zu halten, um einmal einem anderen ausländischen Staat etwas abzusehen?

Norwegen hat bei seinen weitzerstreuten Siedlungen 14tägigen Wanderunterricht eingeführt. Die Wanderlehrer unterrichten jeweils 14 Tage die eine Gruppe von Kindern und kehren nach weiteren 14 Tagen von der zweiten Gruppe zurück, um den Unterricht wieder aufzunehmen und fortzusetzen. Unsere Verhältnisse erlauben sicher eine noch intensivere Unterrichtsgestaltung, als es bei den Nordländern der Fall ist. Ohne Zweifel hat jedes Kind ein Recht darauf, in seiner Muttersprache unterrichtet zu werden. Wenn das èechische, dann sicher auch das deutsche und die der anderen Völker in diesem Staate. Die Minderheitsschulen sind für die Kinder der betreffenden Minderheit geschaffen und wider Recht und Gewissen werden deutsche Kinder in èechische Minderheitsschulen durch Lockung, Lust und Gewalt hinein gezwungen. Schritt im Schritt soll die Entnationalisierung durch diese Minderheitsschulen fortgesetzt werden. Verkünden doch èechische Minderheitsführer bei der Eröffnung der èechischen Minderheitsbürgerschule in Deutsch-Brodeck: "Die Schule hätten wir in dieses verdeutschte Gebiet gesetzt. Wir haben dadurch die Schule in der Hand. Wer die Schule hat, bekommt die Kinder. Und diese für unsere Schule zu gewinnen, ist unsere nächste Aufgabe. Wer die Kinder in der Hand hat, dem gehört auch die Zukunft."

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