Ich möchte Sie an die Erklärung des
Herrn Ministers Hodža erinnern,
die er im Budgetausschusse abgegeben hat, die eine Abkehr vom
zerstörenden Nationalismus in der Schulpolitik bedeuten könnte.
Ich erinnere daran nur deshalb, weil dieses Versprechen ein Wahn
des Herrn Ministers ist. Er verspricht, weiß aber ganz genau,
daß das Schulwesen weiter gedrosselt wird. Wir verzichten
auf leere Versprechungen, wenn wir nicht sehen, daß sie
auch in die Tat umgesetzt werden. Minister Hodža
- er glänzt durch seine Abwesenheit - war der erste und er
rechnet sich nach den Angriffen, die ihm nach seiner Rede
von der èechischen Presse und der èechischen Nation
zuteil werden, als eine Heldentat an - und damit wird er sich
wohl in der nächsten Zeit wohl rühmen - daß er
gleich nach Übernahme des Ministeriums einen Erlaß
herausgegeben, der strenge Sparmaßnahmen
anordnet. Es sollen selbst systemisierte Stellen aufgelassen werden.
Ich glaube, Kol. Simm hat gemeint, man suche den Autor
zu dieser Lex. Ich kann ihn heute verraten, denn wir wissen es
ganz bestimmt, daß der Herr Minister Hodža
der Autor ist, jener Mann, der uns erklärt, daß er
das Schulwesen im allgemeinen fördern wolle. Es ist auch
für ihn bezeichnend. Er, der gewillt ist, der Schützer
des deutschen Schulwesens zu sein, erläßt derartige
Erlässe.
Angesichts der kurz en Zeit, die mir zur Verfügung
steht, kann ich nicht darüber sprechen, in welchem Elend
sich die Kinder befinden, welchen erzieherischen und gesundheitlichen
Schäden sie durch die Drosselung des Schulwesens erleiden.
Ich möchte nur eine Bitte an den Herrn Minister stellen.
Er möge sich ein Vorbild an seinem Kollegen, dem Minister
für nationale Verteidigung Udržal, nehmen.
Der hat vor nicht allzu langer Zeit einen Film aufnehmmen lassen,
der die stramme Disziplin und den Militarismus der Èechoslovakei
im Bilde wiedergibt. Minister Udržal
ist sehr stolz auf diese Tat, weil er dem
In- und Auslande zeigen kann, wie unser Militarismus organisiert
und ausgebaut ist. Minister Hodža
könnte einmal einen anderen Film als Gegenstück herstellen
lassen. Er könnte die überfüllten Schulklassen
mit 80, 90 und mehr Schülern, er könnte die 1500 im
Elend lebenden Lehrkräfte filmen lassen, ein paar unzureichende
unhygienische Schulklassen dazu, und wir haben nichts dagegen,
Herr Kol. Sladký, wenn auch die èechischen
Schulklassen verfilmt würden, von denen Sie gesprochen haben,
die sich in Gasthäusern usw. befinden, daneben aber in der
größeren Anzahl auch die elenden Schulklassen der deutschen
Minderheit und des Kulturskandales mehr. Diese Gegenüberstellung
der zwei Filme würde die èechische Nation
und den Staat im wahren Lichte zeigen: Hier der stramme Ausbau,
die Verschwendungssucht für den Militarismus, au der anderen
Seite Sparmaßnahmen bei kulturellen Forderungen für
das deutsche und das gesamte Schulwesen.
Lassen Sie mich noch ein paar Worte zur kulturellen,
zur Schulautonomie sagen und eine Rede des Herrn Ministers Hodža
gegenüberstellen, einem Erlaß, der diesen Monat im
"Vìstník" erschienen ist, u. zw. die Rede,
gehalten am 3. November, und die Weisung im "Vìstník"
vom 15. November. Der Herr Minister, ich wiederhole
ganz kurz, hat im Budgetausschuß versprochen, daß
die Schulautonomie kommen werde und ein paar Tage darauf erläßt
er den folgenden Erlaß: "Mit dem 1. November 1926 wurde
bei dem Landesschulrat in Prag eine neue Abteilung errichtet,
welcher der Landesschulinspektor Bohumil Pluha vorsteht. Diese
Abteilung führt die Bezeichnung und ihre Agenda erfaßt
die ordentlichen Gehaltsangelegenheiten der aktiven literarischen
Lehrer an den allgemeinen Volks- und Bürgerschulen mit böhmischer
und mit deutscher Unterrichtssprache in Böhmen, welche Angelegenheiten
von nun an aus der bisherigen Agenda der Administrativabteilung
II A B ausgeschieden werden." Also: Die bisher getrennten
Gehaltsreferate der Landesschulräte wurden aufgelassen und
unter die Leitung des èechischen Landesschulrates
gestellt. So sieht die nationale Autonomie des Herrn Schulministers
Hodža aus, wie er sich sie in seinem
Gedankengang vorstellt. Es ist selbstverständlich, daß
wir den Worten des Herrn Ministers Hodža
gar nicht glauben, insbesondere nicht glauben können, weil
er erstens keine seiner Versprechungen bis zum heutigen Tage in
die Tat umgesetzt worden ist und zweitens, weil wir wissen, daß
der Minister Hodža nicht
einmal in der Lage ist, und nicht die Möglichkeit hat, dieses
Versprechen einzulösen. Wir konnten in der letzten Zeit nach
der Rede des Herrn Ministers Hodža die verschiedenen
Zeitungen verfolgen und haben den Aufschrei der èechischen
Nation in der "Národní Politika" dem "Èeské
Slovo" und anderen Zeitungen gelesen.
Die Rede des Herrn Kollegen Hajn, die Rede des Kollegen
Lukavský, zeigen klar und deutlich, daß der
Herr Minister Hodža die
Hände gebunden hat, daß er sich nicht einmal trauen
dürfe - selbst wenn er wollte (Výkøiky
na levici.) sein Versprechen einzulösen.
Selbst wenn wir ihm den Willen zubilligen wollten, kann und darf
er es nicht tun, weil die èechische Nation schon Mittel
und Wege finden würde, um diese Versprechungen nicht einlösen
zu lassen. Ich möchte nun aber auch etwas ganz charakteristisches
aufzeigen. Nach der Rede des Herrn Ministers Hodža
prallten die Gegensätze der Majoritätsparteien hier
und drüben, hier bei den Èechen und drüben bei
den Deutschen aneinander. Die èechischen Nationalen haben
aufgeschrien, haben sich aufgebäumt gegen diese Anmaßung
des Herrn Hodža, auf der
anderen Seite, also bei den deutschen Major tätsparteien
erntete der Herr Hodža sehr
grosses Lob. Zwei kleine Auszüge beleuchten und charakterisieren
deutlich die Gegensätze. Die "Národní
Politika" schreibt: "Es ist nicht ausgeschlossen, daß
Hodžas Ankündigung
der Autonomie im Schulwesen zu Mißverständnissen führen
wird und es ist fraglich, ob sich alles wird verwirklichen lassen,
was Hodža als sein Programm
angekündigt hat." Sein Programm, möchte ich betonen,
nicht das Programm der Majorität, kündigt das Blatt
an, welches weiter schreibt: "Was, wenn die Deutschen auf
Grund des autonomistischen Rede Hodžas
unerfüllbare Forderungen stellen?" Ich glaube, das kann
doch gar nicht einmal passieren, es hat ja hier von dieser Stelle
aus der Abg. Myslivec erklärt, daß die Deutschen
ganz bedingungslos in die Regierung hineingegangen sind, sie müssen
froh sein, daß man ihnen beim Eintritt in die Regierung
keine Bedingungen gestellt hat. Also diese Befürchtung der
"Národní Politika" ist ganz hinfällig.
"Vorsicht ist die Mutter der Weisheit", schreibt die
"Národní Politika" weiter "auch in
der Politik. Daher hoffen wir, daß Hodža
Gelegenheit finden wird, seine zu weit gehenden Pläne auf
das richtiggehende Maß zurückzuführen, damit die
Befürchtung beseitigt wird, daß die geplante Schulreform
in Widerspruch zu den leitenden Grundsätzen der Verfassung
stehen könnte".
So die èechischnationale Nation und nun ein Redner der
deutschen Nation. Der christlichsoziale Kol.
Luschka hat in der Generaldebatte zum Budget folgendes
erklärt: "Auf dem Gebiete des Schulwesens hat der Schulminister
in anerkennenswertem Mute eine Besserung der berechtigten Selbstverwaltungsansprüche
in Aussicht gestellt. Dem deutschen Kinde die deutsche Schule
und Schulbehörde, ist der Ruf, der nie eine Provokation,
sondern nur der Ruf nach Gerechtigkeit ist. Wir stimmen mit dem
Schulminister vollkommen überein, daß jeder Versuch,
durch die Schule zu entnationalisieren, gesetzlich strafbar und
moralisch verwerflich ist. Wir werden ihn in dieser Hinsicht unterstützen,
umsomehr, weil das der einzige Weg ist, die Schule der Politik
zu entziehen und zum freien Kulturgut des Volkes zu machen".
Es erübrigt sich, diesen zwei gegensätzlichen
Meinungen noch einen Komentar beizufügen, ein Aufschrei der
èechischen Nation und ein Lob der deutschen Nation, der
deutschen Mehrheitsnation charakterisiert ganz klar das Bild.
Unsere Stellungnahme zur Schulautonomie haben wir programmatisch
in einem Antrage festgelegt, der hier eingebracht
wurde, ich glaube auf Einzelheiten nicht mehr eingehen zu müssen.
Wir werden immer dafür kämpfen, werden nie aufhören,
diese Forderungen zu erheben, solange bis sie erfüllt werden.
Lassen Sie mich nur in einem Streifzug noch
unsere Forderungen aufzeigen, die in der nächsten Zeit bei
etwas gutem Willen und Verständnis der betreffenden Herren
einer Verwirklichung zugeführt werden können. Ich kann
nicht unterlassen, von dieser Stelle aus das Ministerium und die
Majoritätsparteien zu ersuchen, daß doch endlich einmal
die Regelung der Rechtsverhältnisse der Kindergärtnerinnen
ernstlich ins Auge gefaßt werde. Der Motivenbericht verspricht
das zwar, denn er sagt, die Verhandlungen seien bereits im Gange,
aber ich glaube, diese Versprechungen haben wir schon einigemal
gehört. Die Rechtsverhältnisse können leider gar
nicht restlos gelöst werden, weil die Sparmaßnahmen
der Regierung hier wieder platzgreifen. 40 Millionen werden nach
dem Ausspruch des Herrn Ministers Hodža
benötigt, um diese Frage der endgültigen Lösung
zuzuführen. In diesem Zusammenhang wiederhole ich einige
unserer Forderungen. Wir wollen den Ausbau unseres Schulwesens,
den Ausbau und die Errichtung von Gesellenschulen, Ausbau der
weiblichen Pflichtfortbidlungsschulen, Errichtung von Schulküchen
und gewerblichen Fortbildungsschulen, Regelung des Verhältnisses
zwischen Staat, Kirche und Schule. Zeigen Sie sich doch einmal,
meine Herren der èechischen Nation, würdig des Namens
Hus! Weiters verlangen wir selbstverständlich
die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel, Ausbau der Schulen für
geistig Minderwertige und erheben alle jene programmatischen Forderungen,
die wir bereits im Budgetausschuß erwähnt und festgelegt
haben.
Ich eile nun zum Schlusse und rufe dem Herrn
Minister ein paar Worte zum Nachdenken zu. Man darf nur Versprechen
abgeben, wenn man auch weiß, daß man diese Versprechen
einhalten kann. (Posl. Leibl: Das gilt nicht für
einen èechoslovakischen Minister!) Wir haben schon
zu viel Wortbrüche der èechoslovakischen
Minister wahrnehmen können, so daß wir leider auch
diesmal mit einem ministeriellen Wortbruch rechnen können.
Wir wollen nicht nur versöhnliche Reden hören, wir wollen
auch Taten sehen. Dazu ist aber eine große Vorbedingung
notwendig. Es müssen sich neben dem Herrn Minister Hodža
auch alle - und insbesondere an Sie, meine Herren, von den èechischen
Majoritätsparteien sind diese Worte gerichtet - umstellen.
Sie müssen volles Verständnis für das Kulturleben
haben und Liebe zum Kinde - auch eine Vorbedingung
für die Entwicklung des gesamten Schulwesens - Sie müssen
Verständnis für den kulturellen Aufbau eines Staatswesens
haben, die Ihnen leider bis jetzt gänzlich fehlt, und nicht
zuletzt das Bewußtsein der Verantwortlichkeit gegenüber
dem gesamten Staate und dem gesamten Volke. Ich glaube aber heute
leider sagen zu müsse, daß Ihnen diese Vorbedingungen
fehlen und deshalb erkläre ich im Namen meines Klubs und
meiner Parteigenossen, daß wir zum Zeichen des Protestes
gegen Ihre falschen Sparmaßnahmen und ihre Kulturfeindlichkeit
und um Ihnen zu bekunden, daß wir Ihnen das Mißtrauen
aussprechen, gegen das Budget votieren werden. Wir werden den
Kampf weiterführen, denn mit der Abstimmung ist er natürlich
nicht beendet, bis alle unsere Forderungen, die wir programmatisch
festgelegt haben, und die wir Ihnen von Jahr zu Jahr wiederholen,
in die Tat umgesetzt und zur Wirklichkeit werden. (Potlesk
nìm. soc. demokratických poslancù.)
Meine Herren! Das Budget des Unterrichtsministeriums
weist im Erfordernis für das Jahr 1927 des Betrag von 890,850.176
aus gewiß eine Summe, die deutlich die Fürsorge des
Staates gerade diesem wichtigsten Zweige des Staatshaushaltes
offenbart.
Und gerade dieses Gebiet der Schule war bisher
ausersehen, dem deutschen Volke die empfindlichsten Wunden zu
schlagen, Wunden, die nur sehr schwer heilen und der besten Betreuung
bedürfen, wenn sie nicht immer wieder von neuem aufbrechen
und den Heilungsprozeß verzögern, wenn nicht ganz verhindern
sollen.
Wiederholt und mit Recht wurde das deutsche Schulwesen mit einem
Trümmerfeld verglichen. Hunderte von Schulen, Tausende von
Klassen wurden gesperrt, Kinder in Maßen in Räumen
zusammengepfercht auch unserer Seite, während man auf èechischer
Seite daranging, selbst für Mindestzahlen von èechischen
Kindern neue Schulen zu schaffen. Die verschiedensten Gründe
wurden ins Treffen geführt um die gewaltsame èechisierung
deutscher Gebiete zu bemänteln.
Zu den beliebtesten Gründen gehörte
die Unkenntnis der èechischen Sprache aufseiten
der deutschen Beamten, Unterbeamten, Diener und Arbeiter, soweit
sie in staatlichen Diensten standen. Die eingeführten èechischprüfungen
sind ein Schauerroman ärgster Sorte. Selbst 60 und 70jährige
in öffentlichen Diensten stehende Deutsche,
die seit Jahrzehnten all ihre Kraft dem öffentlichen Wohle
opferten, lieben nicht verschont, und mußte so mancher Diestriktsarzt
nach 40 bis 50jährigem Winken erst durch den Zensurzettel
wie ein Schuljunge vermahnt, von seinem Platze weichen,
als auch die zweite Prüfung nicht den entsprechenden Erfolg
in der Erlernung der èechischen Sprache auswies.
So wurde es auf allen Gebieten gehalten. Eisenbahn,
Post, die verschiedenen Kategorien der Beamten, Unterbeamten und
Diener in Staats- und Landesdiensten waren das willkommene
Opfer dieses Èechisierungsfeldzuges. Und nicht nur die
Staatsbeamte der verschiedensten Kategorien mußte sein Brot
verlieren - auch der Arbeitsplatz des Privatbeamten wurde angegriffen.
Die Nichtbelieferung mit Rohprodukten,
die Unterbindung der Ausfuhrmöglichkeit und sonstige Maßnahmen
der Regierung zwangen unsere Industrie, èechische Beamten
aufzunehmen und dadurch den Arbeitsplatz für den deutschen
geistigen Arbeiter einzuschränken.
Der Beschluß der èechischen Parteien, die Bodenreform
einseitig im èechischen Interesse zu läsen, führt
die Èechisierung auf dem Gebiete der Landwirtschaft durch.
Der Wunsch eines èechischen Restgutbesitzers im Kuhländchen,
nur einen èechischen Heger mit 7 Kindern auszustellen -
einer mit 6 Kindern wurde wegen zu geringer
Kinderzahl nicht aufgenommen - läßt uns den dadurch
verfolgten Plan erkennen. Dazu noch die Versetzungen deutscher
Beamten und abgebauter Lehrer ins èechische Gebiet. Die
deutsche Schule war reif, um mit Hilfe verschiedener
Gesetze und Verordnungen und Eigenmächtigkeiten berufener
und unberufener Referenten auf das Empfindlichste geschädigt
zu werden.
Der nächste Angriff galt dem Arbeiterstande.
Aus nichtigen Gründen wurden Tausende Eisenbahnarbeiter entlassen
und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wurden selbst
die deutschen Waldarbeiter in den Staatsforsten durch èechische
Arbeiterkolonien ersetzt.
Mit Hilfe des famosen Erlasses, betreffend
die Bestimmung der Nationalität der Kinder aus gemischten
Ehen, die zur Gänze zu Gunsten des èechischen
Teiles reklamiert wurden, wurden der deutschen Schule viele Hunderte
von Kindern entzogen. Die feine Auslegung des Familienerhalters
oder der Muttersprache bringt es mit sich, daß alle Einwendungen
umsonst sind und Reklamationen noch heute unerledigt
bleiben.
Die Drosselung des deutschen Schulwesens in
den Jahren 1918 bis 1924 wurde immer mit dem Geburtenrückgang
infolge der Kriegsjahre zu begründen versucht. Die Tatsache,
daß dieser Rückgang im Jahre 1925 seinen tiefsten Stand
erreichte, gab den willkommenden Anlaß, um aufgrund des
Abbaugesetzes mit der ungeheuerlichen Reduktionsaktion einzusetzen.
Selbstverständlich wurde gänzlich einseitig zu Ungunsten
der Deutschen vorgegangen.
Das Ergebnis dieses wütenden Angriffes
auf den Besitzstand der deutschen Schule während der Jahre
1918 bis 1925 ist die Sperrung von 185 Schulen und 2913 Klassen
bei einem Kinderrückgang von 221.357 Kindern.
Bei dem fast gleichen Kinderrückgang auf èechischer
Seite (221.357) finden wir auf èechischer
Seite einen Zuwachs um 1646 Schulen und 2328 Klassen.
Unter den 1646 neu errichteten èechischen Schulen sind
900 Minderheitsschulen, ferner 534 Bürgerschulen - ein Teil
davon auch Minderheitsbürgerschulen - sodaß an neuerrichteten
Volksschulen nur ein kleiner Rest bleibt, ein Beweis, daß
das èechische Volksschulwesen im èechischen Sprachgebiet
J. 1918 schon voll entwickelt war.
Nicht genug daran, daß an hochorganisierten
deutschen Schulen Parallelklassen aufgelassen und Klassenzusammenlegungen
vorgenommen wurden, ging man trotz der immer wieder betonten Förderung
der Volksbildung daran, selbst 2klassige Volksschulen auf 1klassige
zusammenzuziehen und einklassige aufzulösen.
Der geringe Luftraum in den Klassen, der gefährdete
Lehrerfolg und die von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilte
mühsame Arbeit der Lehrpersonen vermochten die Bildung von
Klassen mit 40 bis 72 Schülern und die Auflösung von
1klassigen Schulen mit bis 46 Kindern (Albrechtsried) nicht zu
verhindern.
In 32 Orten harren vielfach schon seit dem
Jahre 1919 deutsche Kinder auf die Wiedereröffnung der angestammten
Schule. Notdürftigen Unterricht erteilen hier Privatlehrer
des Deutschen Kulturverbandes, da die oft 6 km betragende Entfernung
der deutschen Nachbarschule den Besuch derselben unmöglich
macht. Diese mutigen, ob ihrer schweren Arbeit bedauernswerten
Volksbildner versuchen, kontrolliert von Gendarmen, den Hütern
des Winkelschulparagraphen, in Privatstunden den normalen Unterricht
zu ersetzen. Dies ist die dem deutschen Volksschulwesen bisher
zuteil gewordene Förderung seitens des Staates.
23 Deutsche Privatschulen mit 934 Kindern in
32 Klassen mit einem Klassendurchschmitt von 27 Kindern erhält
der deutsche Kulturverband und müßen wir Deutsche deren
Personal- und Sacherforderniss bei der geradezu lächerlichen
Unterstützung von 30.000 Kronen aus Staatsmitteln durch Selbstbesteuerung
aufbringen. Der Aufwand hiefür beträgt 1.091,093.280
Kronen. Der Aufwand für den von 38 Lehrern verteilten häuslichen
Unterricht mit nichtbewilligten Privatschulen erfordert 354.000
Kronen, dazu noch 1,117.000 Kronen für Kindergärten
ergibt den Gesamtaufwand von annähernd 2 6 Millionen Kronen,
die das deutsche Volk trotz seines mit der Steuerleistung begründeten
Rechtes auf diese Art Gegenleistung seitens des Staates aus eigenen
Mitteln aufbringen muß.
Wie siht es nun mit dem gleichen Schulbelange auf èechischer
Seite aus? Unter dem vorhin erwähnten Zuwachs von 1.646 Volksschulen
und 524 Bürgerschulen befinden sich 900 Minderheitsschulen
und eine gewaltige Reihe von staatlichen Bürgerschulen,
sogenannten Minderheitsbürgerschulen.
Die Notwendigkeit der Existenz solcher Schulen
bei vorhandener entsprechender Schülerzahl wird niemand in
Zweifel ziehen. Daß der Staat zur Erbauung und Erhaltung
von Minderheitsschulen für qualifizierte Minderheiten hinreichende
Mittel zur Verfügung stellt, ist notwendig, da diese Minderheiten
mit eigenen Mitteln nie eine Schule errichten könnten. Daß
es aber selbst schon überhaupt keines Kindes bedarf, um dann,
wie in Pobutsch, Bez. Hohenstadt, in einem rein deutschen
Orte eine èechische Minderheitsschule zu errichten, läßt
die mutwillige Èechisierung ganz klar erkennen. Diese Schule
wird jetzt von 12 èechischen Kindern aus zwei èechischen
Nachbargemeinden besucht. In einer Gemeinde
besteht eine einklassige, in der zweiten eine zweiklassige Volksschule.
Das heißt denn doch schon die Leidenschaften bis zum Äußersten
aufpeitschen und die Èechisierung gewaltsam ins - deutsche
Gebiet vortragen. (Výkøiky poslancù nìm.
soc.-demokratické strany dìlnické.)
Von den 900 èechischen Minderheitsschulen sind sicher drei
Sechstel von weniger als 10 und weitere zwei Sechstel von weniger
als 20 èechischen Kindern besucht. Einwandfreie, vom Ministerium
eingeholte Schülerausweise müssen die
Richtigkeit dieser Angaben erweisen.
Dazu mußten deutsche Beamte, Diener und Arbeiter um ihren
Arbeitplatz gebracht, und èechische Berufskollegen oft
wieder ihren Willen an jene Stellen gesetzt werden? Nur um für
1, 2, 3 bis 10 und 20 èechische Kinder aus staatlichen
Mitteln èechische Minderheitsschulen zu bauen, müssen
die von allen diesen Staat bewohnenden Nationen eingezahlten Steuergelder
(Výkøiky posl. de Witte.) zu
Millionen und aber Millionen verwendet werden zu einer Zeit, in
der man aus Ersparungsrücksichten auf deutscher Seite
Schulen mit bis zu 43 Kindern auflöst und in den bestehenden
deutschen Schulklassen bis zu 60, 70 und 80 Kinder zusammenpreßt.
Nur um die Bestandsberechtigung der èechischen Minderheitsschulen
zum Schein erweisen zu können,
müssen deutsche Kinder in diese Schulen gepreßt und
dann in den Standesausweisen als èechische Kinder ausgewiesen
werden.
Der Statistik einiger Orte Süd- und Westböhmens entnehme
ich, daß für 705 Kinder 35 èechische Schulklassen
errichtet wurden. Von diesen 705 Kindern sind 439 deutsch, sodaß
bei einem Rest von nur 266 èechischen Kindern auf diese
35 èechischen Minderheitsschulklassen durchschnittlich
7.6 èechische Kinder entfallen. Auch dieser Durchschnitt
wird vielfach nicht erreicht, da wie schon bei
Pobutsch in Mähren auch in Neubauhütten unter
6, in Fichtenbach unter 30, in Glaserwald unter 7 und Rehberg
unter 10 Kindern der betreffenden Schulen beim besten Willen kein
Kind èechischer Nationalität gefunden werden kann.
Die Unzahl der für 1, 2 und weniger
als 10 èechische Kinder errichteten Minderheitsschulklassen
will ich nicht erst aufzählen.
Wäre es damit Rücksicht auf die Sparmaßnahmen
nicht zu empfehlen, die Hassgefühle endlich einzudämmen
und in der Welt Umschau zu halten, um einmal einem anderen ausländischen
Staat etwas abzusehen?
Norwegen hat bei seinen weitzerstreuten Siedlungen
14tägigen Wanderunterricht eingeführt. Die Wanderlehrer
unterrichten jeweils 14 Tage die eine Gruppe von Kindern und kehren
nach weiteren 14 Tagen von der zweiten Gruppe zurück, um
den Unterricht wieder aufzunehmen und fortzusetzen. Unsere Verhältnisse
erlauben sicher eine noch intensivere Unterrichtsgestaltung, als
es bei den Nordländern der Fall ist. Ohne Zweifel hat jedes
Kind ein Recht darauf, in seiner Muttersprache unterrichtet
zu werden. Wenn das èechische, dann sicher auch das deutsche
und die der anderen Völker in diesem Staate. Die Minderheitsschulen
sind für die Kinder der betreffenden Minderheit geschaffen
und wider Recht und Gewissen werden deutsche Kinder
in èechische Minderheitsschulen durch Lockung, Lust und
Gewalt hinein gezwungen. Schritt im Schritt soll die Entnationalisierung
durch diese Minderheitsschulen fortgesetzt werden. Verkünden
doch èechische Minderheitsführer bei der Eröffnung
der èechischen Minderheitsbürgerschule
in Deutsch-Brodeck: "Die Schule hätten wir in dieses
verdeutschte Gebiet gesetzt. Wir haben dadurch die Schule in der
Hand. Wer die Schule hat, bekommt die Kinder. Und diese für
unsere Schule zu gewinnen, ist unsere nächste Aufgabe. Wer
die Kinder in der Hand hat, dem gehört auch die Zukunft."