Pátek 11. èervna 1926

Aber nicht nur die Arbeiter, auch die Staatsbeamten und die Staatsangestellten werden bei der Verteuerung der Lebenshaltung mit ihrem jetzigen Einkommen das Auslangen nicht finden. Auch die Staatsangestellten werden an den Staat als Arbeitsgeber herantreten müssen und wenn dieser Staat diesen An gestellten wirklich den Ausgleich zu der vermehrten Belastung im Haushalte geben will und geben wird, dann bedeutet das eine Erhöhung der Staatsausgaben, dann bedeutet das in weiterer Folge natürlich wiederum eine Erhöhung der Steuern, der Abgaben, die der Staat von den andern Staatsbürgern einhebt. Das ist das Resultat, daß Sie auf dem Wege, den Sie gehen, erzielen werden. Sie gehen diesem Weg, weil Sie so wie viele Industrielle auch zu bequem und zu konservativ sind, um die Steigerung des Ertrages Ihrer Arbeit und Ihrer Betriebe durch Verbesserung der Betriebe und die Vervollkommung ihrer Arbeitsmethoden zu erhöhen.

Nun noch etwas anderes, auf das ich hier an dieser Stelle eingehen muß. Es ist das erstemal, daß wir in diesem Hause eine natürliche Gruppierung der Parteien zur Mehrheit und zur Opposition sehen, nicht mehr eine Gruppierung durch Schacher und Handel beeinflußt und geleitet vom Herrschaftsgedanken, eine Gruppierung der programmatisch widersprechendsten und gegensätzlichsten Parteien, die ein widernatürlicher Bund zusammengefaßt hat. Wir sehen eine Gruppierung, die auf der einen Seite autonom durch ähnliche oder fast gleiche programmatische Grundsätze und gleiche Ziele, auf der andern Seite durch das gleiche Bestreben mit politischer Macht materielle Vorteile zu erringen, zustande kam. Durch das Attentat der Zollparteien auf die Taschen der Ärmsten, auf die großen Massen der durch die Wirtschaftskrise in die schwerste Not und Verzweiflung getriebenen Arbeiter aufgeschreckt, haben die èechischen sozialistischen Parteien, die bereits durch den Zerfall der Koalition begonnene Loslösung, etwas weiter getrieben. Wir hoffen, daß diese Loslösung auch innerliche Fortschritte gemacht hat, sie geht langsam, wir wünschen aber, daß sich dieser Prozeß fortsetzt, wir wünschen, daß das Zusammenwirken aller sozialistischen Parteien in diesem Hause eine dauernde Tatsache werde.

Die èechischen sozialistischen Parteien stehen in diesem Augenblicke an einem Scheidewege von vielleicht historischer Bedeutung für die Zukunft des Proletariates in diesem Staate. Wir wünschen, daß sie in diesem Augenblicke nicht schwach sind und nicht schwach werden.

Auf ihren Schultern lastet eine ungeheure Verantwortung und wir wünschen, daß sie sich auf die richtige Seite des Wegweisers stellen, nicht auf die Seite, wo der Arm zurück zur Koalition deutet, sondern zu jenem Arm, der auf die geschlossene Phalanx der sozialistischen Parteien in dies em Hause hinweist. Der Kampf für das notleidende Proletariat, gegen den Zollwucher, hat wohl eine lose aber eine gemeinsame Front aller sozialistischen Parteien geschaffen. Wir wünschen, daß die sozialistischen èechischen Parteien an dieser Front festhalten. Durch Mitarbeit und Zusammenarbeit mit uns soll alles Trennende beseitigt werden. Wir glauben, daß der Augenblick gekommen ist, wo eine ernste und gewichtige Entscheidung über die künftige Zusammenarbeit, über die künftige Stellung der sozialistischen Parteien in diesem Hause zu einander gegeben ist. Auch dann, wenn alle sozialistischen Parteien in diesem Hause eine Minorität bleiben, auch dann, wenn die neue sogenannte Zollkoalition eine dauernde würde und durch sie gestützt die Reaktion in diesem Staate stark werden sollte. Wir fürchten nicht die Reaktion, wir sind gewohnt, den Kampf gegen unsere Bedrücker zu führen und wir wünschen nur, daß in diesem Hause eine Situation entstehe und bleibe, die das Feld vor uns klar überblicken läßt, die klar sehen läßt, wo unsere Feinde sind, die klar sehen läßt, wo wir diese Feinde bekämpfen müssen und können. Im Kampfe gegen den Klassenfeind ist die sozialistische Arbeiterbewegung groß und stark geworden. Dieser Kampf war und ist uns Bedürfnis und hat Hunderttausende von Arbeitern mit Vertrauen zu uns erfüllt, sie zu uns gebracht. Wir wissen, daß die èechischen Genossen in der Koalition vieles verhindert haben, wir wissen, daß ihr Austritt, ihre gänzliche Abkehr von der alten allnationalen Koalition die Reaktion fördert, ihr den Weg freimacht. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß es besser wäre, wenn wir klar und deutlich den Feind vor uns sehen, unsere Kampftaktik darnach einzurichten vermögen. Wenn wir auch dadurch vielleicht kleine Gegenwartsvorteile verlieren, wir stehen zumindest nicht mit gebundenen Händen der Reaktion, die uns die neue Zollkoalition aufgezeigt hat, gegenüber, wir werden mit freien Händen alle Widersacher der Arbeiter im Interesse derselben besser bekämpfen können. Nicht nur der Arbeiter, auch der kleine Mann, der kleine Landwirt, der kleine Geschäftsmann muß sich darüber klar werden, wem er näher steht. Er muß sich darüber klar werden, daß seine Interessenverbindung mit dem Arbeiter eine viel innigere ist, als mit der Bourgeoisie aller Nationen in diesem Staate. Lassen wir ein, zwei Jahre vorüber gehen und lassen wir die Neuwahlen auch für dieses Haus kommen, dann werden wir eine andere Situation haben. Wir wissen, daß, wenn sich die Dinge so weiter entwickeln und wenn den Arbeitern klar und deutlich aufgezeigt wird, wer ihr Freund und wer ihr Feind ist, dann werden die Arbeiter auch im entscheidenden Augenblick klüger urteilen, als es das letztemal geschehen ist. Die technische Entwicklung, die Kapitalskonzentration wird eine immer schärfere Scheidung zwischen Bourgeoisie und Arbeiter, zwischen Bourgeoisie und dem proletarisierten kleinen Mann herbeiführen. Wenn die Gegensätze schärfer abgegrenzt sein werden, werden auch die Fronten schärfer hervorgehoben, werden bedeutende Verschiebungen in der Klassen- und Parteizugehörigkeit eintreten. Diese Entwicklung ist für uns, sie führt zur proletarischen Mehrheit auch in diesem Staate und auch in diesem Parlamente, führt zur Herrschaft der arbeitenden Schichten. Diese Entwicklung wird durch die andere Seite und wird durch solche Aktionen, wie sie das Zollgesetz, die Aktion der Agrarier in Verbindung mit anderen Zollfreunden bedeutet, nur gefördert. Das Profitinteresse ist diesmal wie so oft stärker als die politische Klugheit. Wir haben es in den letzten Tagen in diesem Hause erlebt, daß politische Parteien entgegen einer 8jährigen Tradition, entgegen 100mal beschworenen Grundsätzen mit dem sogenannten Erbfeind gegen die Massen der deutschen Volksgenossen im Arbeiterkittel gestimmt haben. Wir haben diese Schwüre auf die Volksgemeinschaft und auf die Volkstreue nie geglaubt. Sie haben, das ist festgestellt und wird immer und immer wieder konstatiert, um einen kleinen Vorteil ihr Volk verraten. Das Geschäft stand ihnen immer näher als der Grundsatz. Das deutsche Haus und den deutschen Hof haben sie den Èechen verkauft, wenn er gut bezahlte. Sie täuschen jetzt im Interesse der Reichen den ärmeren Teil ihrer Partei, die Arbeiter, sie täuschen den kleinen Landwirt, sie täuschen die Öffentlichkeit. Wenn die Arbeiter im allgemeinen durch die Zollvorlage und das Zollgesetz mehr geschädigt werden, so werden es auch jene Arbeiter, die heute den einzelnen bürgerlichen Parteien als Gruppen angehören. Auch sie werden anfangen nachzudenken und werden erkennen müssen, daß ihr Platz nicht dort ist, wo sie heute stehen, wo sie nur Schützenhilfe leisten sollen, wenn es gilt die politische Macht der Bourgeoisie zu vermehren und zu festigen, von der sie aber ansonsten im Stiche gelassen und abgeschüttelt werden, die sich nicht um sie kümmert, wenn es gilt, ihre Interessen zu vertreten.

Wenn Sie glauben, daß es so bleiben wird, wie es jetzt ist, wenn Sie glauben, daß der Zollschutz für Sie Hilfe aus der von Ihnen dargestellten Not bringen wird, dann irren Sie sich. Sie werden aus Ihrer Aktion keinen Erfolg erzielen und wenn Sie sich auch gegen Ihre Volksgenossen mit den anderen Klassenfreunden verbunden haben und auch da wieder die deutschen Agrarier, die deutschen Christlich-Sozialen mit ihren èechischen Konnationalen zusammengehen. Wenn Sie auch, die eine Gruppe für die Zölle, die andere Gruppe für die Kongrua Ihre wichtigsten Grundsätze verraten, dann können wir wohl erklären, daß der Erfolg ein anderer sein wird, wie Sie glauben und daß vielleicht nur Tage vergehen werden, bis Sie für die Schützenhilfe den entsprechenden Fußtritt bekommen werden. Das, was Sie jetzt treiben, ist Schacher ärgster Art und Sie haben nicht nur ihre Arbeiter, die Ihrer Partei angegliedert sind, getäuscht und verraten, sondern Sie haben auch sonst in den letzten Tagen wichtige Grundsätze preisgegeben. Meine Vorredner haben bereits ebenfalls erwähnt, daß Sie, die Sie die Regierung noch vor kurzem als Oppositionspartei auf das schärfste bekämpft haben, gegen deren Gewaltmaßnahmen Sie den rücksichtslosesten Kampf erklärten, dieser Regierung nicht nur das Vertrauen ausgesprochen, sondern durch Ihre Zustimmung, die Sie dem Gesetze geben, eine ganze Reihe von Ermächtigungen gegeben haben, der Regierung von der Sie als Oppositionspartei erklärten, daß sie bisher jede Ermächtigung mißbraucht hat. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Dostálek.)

Sie haben im Artikel IV der Vorlage der Regierung die Ermächtigung gegeben, daß sie jederzeit unter Berufung auf außerordentliche wirtschaftliche Verhältnisse die Zölle erhöhen kann. Sie haben es vollständig der Wilkür der Regierung überlassen, die Zölle zu erhöhen, d. h. das Gesetz, das dieses Parlament beschlossen, zu einem Gesetz von Minimalzöllen zu machen. Sie haben damit die Arbeit des Parlaments diskreditiert, damit, das Parlament gewissermaßen außer Kraft gesetzt. Im Artikel VI heißt es, daß die Einfuhrscheine bei Getreide weiterverbleiben sollen. Sie haben dadurch Ihre Zustimmung dazu gegeben, daß die Regierung willkürlich den Zollschutz beeinflussen kann, daß sie ihn unkontrollierbar verstärken kann, daß sie die Einfuhr überhaupt unmöglich machen kann. Im Artikel VIII, der eine Dumpingklausel beinhaltet, haben Sie ebenfalls die Entscheidung der Willkür der Regierung überlassen. Es ist wohl ein Beirat vorgesehen, der von der Regierung ernannt und aus Ministern bestehen soll, aber nicht einmal mit Einbeziehung des Fürsorgeministers, der ja eigentlich die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse beobachten und prüfen soll. Wir fordern einen Beirat, der aus Arbeitern, Industriellen und Konsumentenvertretern zusammengesetzt sein soll. Die Arbeiter- und Konsumentenvertreter vor allem sollen kontrollieren können, wie die Regierung den Artikel VIII auslegt und benützt.

Sie haben also der Regierung das Vertrauen ausgesprochen, ihr weitgehende Ermächtigungen erteilt, Sie haben die Unverantwortlichkeit der Minister damit bestätigt, Sie haben durch Ihr Verhalten das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen mit Füßen getreten. Sie, die deutschen Christlichsozialen und Agrarier, haben - und das ist wichtig - einer kommenden Koalition die Waffen gegen die Opposition, gegen Ihre deutschen Volksgenossen geschmiedet. Denn bei jeder Regung, bei jeder Klage der Opposition, bei jedem Aufschrei der Minderheit gegen die Vergewaltigung durch die Regierung oder das Präsidium dieses Hauses, werden Sie als Beispiel, als Zeugen für das Recht der Mehrheit auf diese Vergewaltigung geführt werden. Damit haben Sie nicht nur der gesamten Opposition, sondern auch den Deutschen den Mund gesperrt.

Das muß von dieser Stelle aus gesprochen werden, das muß angenagelt werden. Möge der Kampf um die Zölle enden wie immer. Eines mögen sich die Zollfreunde gesagt sein lassen: daß ihnen, vor allem den Kollegen auf den deutschen Bänken, der Verrat, den sie hier an der arbeitenden deutschen Klasse verübt haben, nicht vergessen wird. Den sozialistischen Parteien aber wollen wir zurufen, daß sie die Erfahrungen dieses Zollkampfes nützen und nicht vergessen mögen, daß sie vor allem anderen die neue Front, die der Zollkampf aufgezeigt hat, nicht unbeachtet lassen. Halten auch Sie an den Beobachtungen und Erfahrungen des Zollkampfes, an der natürlich entstandenen Front fest, sorgen Sie dafür mit uns, daß sie fester wird, die einheitliche proletarische Front in diesem Hause, in diesem Staate. Wenn diese besteht, fürchten wir den Kampf gegen alle Widersacher und alle Reaktion nicht. Dann bleiben wir Sieger in diesem Kampfe, auch wenn wir bei der heutigen Abstimmung unterliegen sollten. (Souhlas a potlesk nìm. soc. demokratických poslancù.)

10. Øeè posl. dr Keibla (viz str. 1726 tìsnopisecké zprávy):

Wir haben unsere Stellungnahme zu dem Zollgesetzentwurfe bereits bei der Generaldebatte klar gekennzeichnet. Wir sind für jeden berechtigten Schutz der Landwirtschaft, jedoch werden wir in zweiter Lesung aus politischen Gründen gegen den vorliegenden Gesetzentwurf stimmen. Wir stellen fest, daß der Antrag Mašata und Genossen nur dem Scheine nach ein Initiativantrag ist, in Wirklichkeit aber von der in aller Stille gebildeten neuartigen Regierungskoalition ausgeht, der die èechische Beamtenregierung bereitwilligst Pate gestanden hat. Er ist also politisch als ein Regierungsantrag zu werten. Trotzdem hat es die Regierung geflissentlich unterlassen, zu ihm offiziell Stellung zu nehmen und ist jeder Erörterung ihrer Stellung zum vorliegenden Gesetzantrage sowohl in den Ausschüssen wie auch im Hause mit Vorbedacht aus dem Wege gegangen, obgleich sie wiederholt zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde.

Der in Verhandlung stehende umfangreiche und tief in das Wirtschaftsleben einschneidende Gesetzantrag wurde erst am 27. Mai 1926 im Drucke verteilt und soll noch in der heutigen Nacht durchgepeitscht werden. Die vorgeschlagenen Zollsätze sind vielfach willkürlich angesetzt und lassen erkennen, daß die ganze Vorlage nur das Ergebnis eines politischen Zusammenwirkens zwischen den Vertretern der èechischen Agrarier und der èechischen Industrie ist.

Schon dieser Umstand, insbesondere aber die ganz unzureichende Zeit, welche eine gründliche Beratung vollkommen ausschließt, macht eine sachlich einwandfreie Prüfung der Vorlage unmöglich, dies umso mehr, als der Motivenbericht außerordentlich dürftig zu nennen ist und die notwendigen statistischen Angaben fehlen.

Hiezu kommt, daß wir außerdem für verschiedene von uns geplante Verbesserungsanträge bei den anderen Parteien nicht die notwendige Anzahl Unterschriften erhalten konnten, da es dem Deutschen Verbande wiederum beliebt hat, auch diese formelle parlamentarische Unterstützung uns zu versagen.

Aus diesen Gründen lehnen wir es ab, uns an der Abstimmung über die in den Artikeln I bis III enthaltenen Bestimmungen zu beteiligen und werden nur an der Abstimmung über die Artikel IV bis IX teilnehmen, um insbesonders die darin enthaltenen Ermächtigungsbestimmungen für die Regierung zu bekämpfen. In zweiter Lesung werden wir selbstverständlich gegen die Vorlage stimmen. (Potlesk stoupencù.)

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