Ètvrtek 10. èervna 1926

3. Øeè posl. Neuratha (viz str. 1577 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Zunächst ist hier ein Wort des entschiedenen Protestes vorzubringen gegen die unerhörte Tatsache, daß die Regierung Èerný und in diesem Falle auf das trefflichste unterstützt nicht nur von der Zollmehrheit, sondern auch von den beiden socialistischen èechischen Parteien seit Wochen jeder Möglichkeit einer ernsten politischen Aussprache aus dem Wege geht. Gegen diese Tatsache, deren Zweck ganz offenkundig ist, erheben wir Protest. Der Zweck der Übung ist ganz klar, die vereinigten deutsch-èechischen Agrarier sollen nicht wesentlich gestört werden in der Vorbereitung eines unerhörten Plünderungsfeldzuges, der sich gegen die arbeitenden Klassen der èechoslovakischen Bevölkerung richtet. Aus diesem Grunde erklären wir ausdrücklich, daß wir gegen die Methoden der Èerný-Regierung, wochenlang jede ernste politische Aussprache zu verhindern, den schärfsten Protest einlegen. In dem Augenblicke, in welchem sich die arbeitende Bevölkerung der Èechoslovakei von den größten wirtschaftlichen und politischen Gefahren bedroht sieht, sind wir Zeugen eines grandiosen Aufmarsches, einer grandiosen Massenbewegung des Proletariates und der Entwicklung des Massenwillens, gegen diese Gefahren einen einheitlichen entschlossenen Kampf zu führen. Diese Massenbewegung und dieser Massenwille stehen einigermaßen im Widerspruch zu der Art der Opposition, wie sie von den èechischen sozialistischen Parteien auf parlamentarischem Boden geübt wird. Die kommunistische Partei begrüßt selbstverständlich jede Möglichkeit der Zusammenarbeit und des Zusammenwirkens mit allen denjenigen Arbeiterparteien, die entschlossen und gewillt sind, eine ernste Opposition zu führen gegen die reaktionäre Wirtschaftspolitik der èechoslovakischen Regierung. (Souhlas komunistických poslancù.) Aber wir wollen in diesem Zusammenhange darauf aufmerksam machen, daß die arbeitenden Massen weit über die Kreise der kommunistischen Bewegung hinaus den Willen zum Ausdruck bringen, daß die Aktion der kommunistischen Partei außerhalb dieses Hauses ihre Fortsetzung findet in einheitlichen Aktionen des gesamten èechoslovakischen Proletariates. Und nur in dem Maße, in welchem sich die sozialistischen èechischen Parteien bereit finden, nicht nur auf diesem Boden, sondern außerhalb dieses Hauses ernsthafte Aktionen gegen die Politik der èechoslovakischen Regierung zu führen, nur in diesem Maße ist die ganze Opposition der èechischen sozialistischen Parteien ernst zu nehmen. Wir sagen also ganz ausdrücklich, daß unseres Erachtens der Sinn und die Bedeutung der gegenwärtigen Massenbewegung gerade darin ihren Ausdruck finden, daß diese Massen nicht nur protestieren gegen die Wirtschaftspolitik der Èerný-Regierung und auch nicht nur protestieren gegen die Koalitionsregierung schlechthin oder gegen die Form einer Koalitionsregierung, sondern daß die Massen protestieren gegen eine kapitalistische Koalitionsregierung, die früher oder später wieder kommen könnte und die unterstützt wird durch Vertreter aus irgendwelchen Arbeiterparteien. Daher also sind wir der Ansicht, daß eine ernste Opposition nicht nur darin besteht, in diesem Hause einigermaßen zu protestieren gegen die Regierung, sondern daß die ernste Opposition eben zum Ausdruck kommt in dem Versuche, außerhalb dieses Hauses einheitliche, geschlossene Aktionen des Proletariates zustande zu bringen. Was z. B. soll es heißen, wenn das "Èeské Slovo" in seiner heutigen Nummer Folgendes schreibt: "Wenn diese apostolische èechisehdeutsche Mehrheit damit verbunden ist, was den äußersten Widerstand bei den èechisch gesinnten Menschen hervorruft, nämlich mit dem Paktieren mit den Deutschen, mit Konzessionen und Verplichtungen, dann muß die Tatsache hervorgehoben werden, daß die èechoslovakischen Sozialisten ihr Vorgehen gegen das Zolldiktat nicht mit ein em einzigen Falle befleckt hat, der auch nur von weitem als Schein unserer Verbindung mit den Feinden des Staates, seien es die Deutschen oder die Kommunisten, bezeichnet werden könnte." Dieser Satz, der so zu deuten ist, als ob die gemeinsame Opposition der èechischen sozialistischen Parteien mit der kommunistischen Partei so zu sagen eine Schade wäre, ist nichts anderes als eine einzige Beleidigung aller derjenigen Arbeiter, die außerhalb dieses Hauses eine gemeinsame proletarische Aktion gegen die èechoslovakische Regierung wollen. (Sehr richtig!) Und wir sagen: wenn es wahr ist, daß das Zusammengehen und Zusammenwirken irgendwelcher deutscher Arbeiterparteien mit den bürgerlichen Parteien der deutschen Bourgeoisie eine Schande wäre - und das ist eine Schande - dann wäre und ist es keine geringere Schande, wenn die èechischen sozialistischen Arbeiterparteien jetzt oder in Zukunft gemeinsame Sache machen mit den bürgerlichen Parteien der èechoslovakischen Bourgeoisie. Wir sagen ganz ausdrücklich:

Wir halten die Frage des Kampfes gegen die Zollpolitik der Regierung für eine der wesentlichsten Fragen, ja für die wichtigste Frage. Aber dennoch wollen wir sagen und es nicht vergessen machen, daß die zollpolotische Aktion der Regierung gegen das Proletariat nur einen Teil ausmacht der Gesamtaktion, die die èechoslovakische Bourgeoisie durchzuführen bestrebt ist und die gerichtet ist gegen die gesamte Arbeiterschaft und deren Sinn darin besteht, die Konsolidierung des èechoslovakischen Kapitalismus durchzuführen ausschließlich auf Kosten der Arbeiterschaft. Und deswegen halten wir es für notwendig, in diesem Zusammenhange aufmerksam zu machen auf neue große wirtschaftliche und politische Gefahren. Ein Blick auf die sozialen Kämpfe in England und eine Betrachtung der Methoden der èechoslovalischen Außenpolitik belehrt uns gleicher Weise über die neuen ungeheuer großen wirtschaftlichen und politischen Gefahren, von denen das èechoslovakische Proletariat in Zukunft bedroht ist. Wir sind der Ansicht, daß gerade im Zusanimenhang mit der zollpolitischen Diskussion, die hier abgeführt wird, die Frage von groß er Wichtigkeit ist, ob die èechoslovakische Außenpolitik den Profitinteressen des èechoslovakischen Großgrundbesitzes oder den wirtschaftlichen Interessen der breiten Massen der Arbeitenden entspricht. Daher ist die Frage von großer Bedeutung, warum die Èerný-Regierung genau so wie ihre Vorgängerin in der Frage der wirtschaftlichen Annäherung an Sovjet-Rußland nicht einen Finger rührt, wiewohl heute nicht nur die kommunistischen Kreise, sondern bedeutende Kreise außerhalb der kommunistischen Partei die Überzeugung haben, daß durch eine solche wirtschaftliche Verständigung mit Sovjet-Rußland solche Ausplünderungsaktionen, wie sie augenblicklich von den vereinigten deutschen und èechischen Agrariern durchgeführt wer den, unmöglich wären. Gerade in dem Augenblick, in dem eine Verständigung mit Sovjet-Rußland zu betonen wäre, gerade in diesem Augenblick hielt es der national-demokratische Parteitag, der kürzlich tagte, für erforderlich, ganz deutlich zum Ausdruck zu bringen, daß jetzt nicht eine Verständigung mit Sovjetrußland zu suchen sei, sondern, daß gerade jetzt ein Vertrag zu betonen sei, den seinerzeit Herr Dr Beneš unterschrieben hat, und der, wie Abg. Hajn sagte, zu deuten ist, als ein Vertrag der èechoslovakischen Regierung mit der sovjetrussischen Kontrarevolution. Über diese Sache erzählte Herr Dr Hajn auf dem nationaldemokratischen Parteitag, der vor einiger Zeit stattfand, daß vor einigen Jahren, also ungefähr zu der Zeit, zu welcher Dr Beneš den Neutralitätsvertrag mit Sovjetrußland unterfertigte, daß zu jener Zeit die Frage aktuell wurde, wie sich die èechoslovakische Regierung zur weißgardistischen Emigration, d. h. zur russischen Kontrerevolution verhalten soll. Aktuell war die Frage der Unterstützung der weißgardistischen Emigration. Herr Abg. Dr Hajn erzählt darüber folgendes: "Wir sind damals mit parlamentarischen Klubs in Verhandlungen getreten, um in einer Interpellation an den Außenminister das Verlangen zu stellen, die derzeitig private Fürsorge für die russische Emigration in eine staatliche Fürsorge umzuwandeln. Mit dem Außenminister wurde vereinbart, keine Interpellation einzubringen, sondern nur eine Anfrage, auf welche die Antwort im Voraus vereinbart wurde, und Dr Beneš hat damals geantwortet, die èechoslovakische Regierung teile vollkommen die in der Anfrage ausgesprochene Ansicht - und das ist unsere Ansicht - daß man die russische Emigration nur dann tatkräftig unterstützen könne, wenn der Staat in der Sache die Initiative ergreifen, die Kosten vollkommen übernehmen würde und ihr einerseits die nötigen finanziellen Mittel, andererseits volle Aufmerksamkeit und volle Tatkraft widmen würde. Das Außenministerium übernimmt im Namen des Staates in vollem Maße die Initiative und die Arbeit dieser humanitären Aktion und will sie mit größter Energie durchführen, sich nach dem Grundsatze richtend, daß es sich ausschließlich um ein Verhältnis des ganzen èechosovakischen Staates zur ganzen russischen Nation handle ohne Rücksicht auf eine Parteizugehörigkeit.

Diese Antwort interpretierte Herr Abg. Dr Hajn auf dem nationaldemokratischen Parteitag folgendermaßen: "Ihr seht", ruft er aus, "daß dies eigentlich ein ganzer Vertrag zwischen der russischen Emigration einerseits und unserem Staat andererseits ist. Der Außenminister ist verpflichtet, hievon nicht zurückzutreten und soweit wir in Betracht kommen, werden wir von diesem Vertrag nicht zurücktreten". Das heißt also: In dem Momente, in welchem, wie gesagt, weite wirtschaftliche Kreise und keineswegs nur kommunistische, eine wirtschaftliche Verständigung mit Sovjetrußland im Interesse der Entwicklung der èechoslovakischen Volkswirtschaft für erforderlich halten, in diesem Augenblicke, in welchem große industrielle Körperschaften sozusagen nach einer Verständigung mit Sovjetrußland schreien, in diesem Augenblicke hält es der nationaldemokratische Parteitag für erforderlich, ganz ausdrücklich zu betonen, daß man gerade jetzt nicht die Notwendigkeit einer Verständigung mit Sovjetrußland, sondern eine solche mit der russischen Kontrerevolution betonen müsse.

Wir wollen nicht vergessen, daß uns gerade vor einigen Wochen der Genfer Bankerott des Völkerbundes deutlich zeigte und die Arbeiterschaft darüber belehrte, daß die Politik Frankreichs und Englands, und die Politik des Völkerbundes, der ja nur ein Werkzeug der europäischen Kontrerevolution ist, daß die Politik dieser beiden Staaten jene Politik ist, die der Möglichkeit eines neuen imperialistischen Krieges dient, während umgekehrt der Vertrag zwischen Deutschland und Sovjetrußland den Beweis enthält, daß die Orientierung nach dem Osten, die Verständigung mit Sovjetrußland der Politik des europäischen Friedens dient. Wenn wir diese Seiten der èechoslovakischen Außenpolitik betrachten, dann dürfen wir wohl sagen, daß die Einmengung des Herrn Dr Beneš anläßlich der Unterfertigung des Vertrages zwischen Sovjetrußland und Deutschland in die ureigensten Angelegenheiten Deutschlands und Sovjetrußlands nichts anderes als einen Akt politischer Unverschämtheit darstellt. Wir wollen hier überhaupt einmal die Frage aufwerfen, in wessen Namen die Herren Dr Kramáø und Kompagnie sprechen, wenn sie die Hetze gegen Sovjetrußland, gegen die russische Arbeiterschaft und Bauernschaft betreiben. Die Herren, die diese Hetze betreiben, haben im besten Fall das Recht das Wort zu nehmen im Namen einer handvoll kapitalistischer Parasiten, während jedes Mitglied der kommunistischen Fraktion dieses Hauses, das das Wort ergreift, um von dieser Stelle aus die Sympathien zu betonen, die das èechoslovakische Proletariat mit dem Proletariat Sovjetrußlands verbindet, das Recht hat, im Namen von Millionen èechoslovakischer Arbeiter zu sprechen. (Potlesk na levici.)

Wie steht es mit den Ergebnissen der èechoslovakischen Außenpolitik? Das Ergebnis der èechoslovakischen Außenpolitik besteht erstens in der Verschlechterung der Beziehungen zu den politisch und wirtschaftlich bedeutenden Nachbarstaaten, vor allem zu Deutschland und Sovjetrußland, zweitens in der Erschütterung alter wirtschaftlicher Positionen der èechoslovakischen Volkswirtschaft, in einer Vernichtung der Hoffnung weiter wirtschaftlicher Kreise auf eine Ausnützung des aufnahmsfähigen sovjetrussischen Marktes und schließlich infolge der vollständigen Abhängigkeit der èechoslovakischen Außenpolitik von der europäischen Kontrerevolution in der Erhaltung eines gewaltigen militärischen Apparates, dessen Kosten vermittels einer reaktionären Steuergesetzgebung auf die Schultern der arbeitenden Bevölkerung der Èechoslovakei überwälzt werden. Welchen Ausweg weiß die èechoslovakische Regierung aus dieser Situation? Man kann das in einem einzigen Satz zusammenfassen: Der Ausweg, den die èechoslovakische Regierung in Verbindung mit den kapitalistischen Parteien sucht, besteht in dem Bemühen, die Konsolidierung des èechoslovakischen Kapitalismus durchaus auf Kosten der breiten Massen der Arbeitenden durchzuführen und zwar nicht nur die Konsolidierung im engeren Sinne des Wortes, sondern die Konkurrenzfähigkeit der èechoslovakischen Industrie womöglich zu erhalten und auf Kosten der Arbeiterklasse zu steigern.

Vergegenwärtigen wir uns einen Augenblick die wirtschaftliche Lage des èechoslovakischen Proletariats. Als Folge der agrarischen Plünderungsaktion haben wir zunächst mit einer Verteuerung aller Lebensmittel und aller Massenbedarfsgegenstände zu rechnen, zweitens mit einer Erhöhung der Eisenbahntarife, mit der Wirkung einer durchaus reaktionären Steuergesetzgebung und schließlich mit der Gefahr einer Offensive der èechoslovakischen Bourgeoisie gegen die Lohn- und Arbeitsbedingungen des èechoslovakischen Proletariats als mögliche Folge des gegenwärtigen Kampfes der Arbeiterschaft in England. In diesem Zusammenhang gewinnt der Kampf des englischen Proletariats eine ganz außerordentliche Bedeutung. Wir erinnern uns der Erfahrungen aus dem Jahre 1921 und wir wissen, daß eine Niederlage des englischen Proletariats gleichsam automatisch eine umfangreiche Offensive der Bourgeoisie in den übrigen kapitalistischen Staaten und selbstverständlich nicht zuletzt auch in der Èechoslovakei nach sich zieht. Der Kampf des englischen Proletariats konnte erfolgreich sein und wird erfolgreich sein auch der Kampf der englischen Bergarbeiter - wenn sich die Solidarität des Proletariats der übrigen kapitalistischen Staaten geltend macht. Was ist in dieser Hinsicht geschehen? Wir sollen nicht übersehen, daß die Gefahr außerordentlich groß ist. Ich wiederhole: Eine Niederlage des englischen Proletariats bedingt den Generalangriff auch der èechoslovakischen Bourgeoisie auf die Löhne der Arbeiterschaft, und der Angriff der englischen Bourgeoisie war vollkommen abzuwehren auf Grund einer einheitlichen Aktion des englischen Proletariats, die zu unterstützen ist durch einheitliche Solidaritätsaktionen der Arbeiterschaft der übrigen kapitalistischen Staaten. Es würde auch eine Offensive der èechoslovakischen Bourgeoisie nicht mit Erfolg abzuwehren sein, wenn nicht dafür gesorgt würde, daß der Widerstand des Proletariats der Èechoslovakei sich einheitlich gestalte.

Wenn wir nun die einfachen Tatsachen nehmen, so wissen wir, daß nach Ausbruch des englischen Generalstreiks von den entscheidenden Instanzen der internationalen Arbeiterorganisationen nicht mehr zu haben war als eine Reihe von Sympathieerklärungen und eine ganze Menge von Versprechungen. Wir können uns da nicht auf die mehr oder minder tatsächliche Schwäche der einen oder anderen internationalen Arbeitervereinigungen ausreden Das, was in dem entscheidenden Augenblick zu tun war und noch zu tun wäre, dafür ist uns ein Beispiel das, was das Proletariat der Sovjetunion im Interesse der englischen Arbeiterschaften unternommen hat. Darüber gibt folgender Bericht entscheidenden Aufschluß: "Das Zentralkomitee der Seeleute und Transportorganisationen der Sovjetunion richtete ein Telegramm an sämtliche Ortsgruppen in Sovjethäfen, worin sie den Teilstreik aller Seeleute und Hafenarbeiter, die für den Export nach England arbeiten, erklären, ferner Anweisung geben, keinen Brennstoff auf solche Dampfer zu verladen, denen gegenüber der Verdacht bestehen kann, daß ihre Ladung nach Groß-Britannien weiter verladen werden könnte. Alle Dampfer die beliebiger Art Ladungen für Groß-Britannien aufnehmen, müssen sofort die Arbeit einstellen. Alle unterwegs nach England befindlichen Sovjetdampfer müssen nach Erhalt der Radiomeldung nach Einlaufen in den nächstliegenden britischen Hafen sich sofort dem britischen Streik anschließen, die Ausladung der Dampfer verhindern und die Ausladung einzelner Waren nur über Genehmigung des Zentralrates des britischen Gewerkschaftskongresses zulassen."

Es ist ganz klar: Wenn in einer ähnlichen Form eine einheitliche Aktion des Proletariats in den übrigen kapitalistischen Staaten außerhalb Englands zustandegekommen wäre, dann wäre auch der Generalstreik des englischen Proletariats wirkungsvoller gewesen. Was war nun und was ist noch zu tun? Wir müssen ausdrücklich darauf aufmerksam machen, daß wir es für notwendig halten trotz der Bedeutung der Zollaktion, die durchaus gegen die Interessen der Arbeiterschaft gerichtet ist, darauf besonders hinzuweisen, daß sich jetzt schon die Möglichkeit einer Offensive der èechoslovakischen Bourgeoisie gegen die Arbeiterschaft ankündigt. Wenn wir die èsl. Arbeiterschaft in ihrer Abwehr stärken wollen, dann gilt es jetzt alles zu tun, was von uns aus getan werden kann, um den gegenwärtigen Kampf der englischen Bergarbeiter siegreich zu gestalten. Wenn wir die konkrete Frage stellen, was z. B. in der Èechoslovakei geschehen soll, dann ist zu sagen, daß es notwendig war und ist, dafür zu sorgen, daß auf Grund einheitlicher Aktionen aller ernst zu nehmenden Arbeiterparteien jede Kohlenausfuhr verhindern wird. Solche Aktionen sind nicht unternommen worden, obwohl die kommunistische Partei und die Gewerkschaften des MVS, den Versuch gemacht haben, solche Aktionen auf Grund von Besprechungen mit den übrigen Arbeiterorganisationen zustande zu bringen. Wenn wir die Frage nach der Bedeutung solcher Aktionen erheben, dann werden wir sofort verstehen, warum diese Einheitlichkeit nicht zustande gekommen ist. Eine ernste Aktion zur Verhinderung der Kohlenausfuhr bedeutet eben unmittelbar die Aufnahme des Kampfes gegen die èsl. Bourgeoisie und gegen die èsl. Regierung. Das sind die Gründe, aus denen sich unsere Bemühungen um das Zustandekommen der proletarischen Einheitsfront in der Èechoslovakei erklären. Das sind aber auch die wesentlichen Gründe, auf die es zurückzuführen ist, daß die übrigen Arbeiterorganisationen eine ernste Verständigung zur Aufrichtung proletarischer einheitlicher Aktionen abgelehnt haben.

Wir halten es für notwendig, in diesem Zusammenhange zu sagen: die èechischen sozialistischen Parteien machen es sich ein bischen sehr leicht, wenn sie außerhalb dieses Hauses begründen wollen, warum sie jeden ernsten gemeinsamen Kampf mit kommunistisch orientierten Arbeitern ablehnen. Neben vielen anderen Redensarten ist es die Phrase, die übrigens auch heute im "Èeské Slovo" wieder breitgetreten wird, daß man mit der kommunistischen Partei und der kommunistischen Bewegung außerhalb des Parlamentes deswegen keine gemeinsame Aktion machen könne, weil eben die kommunistische Bewegung vor allem eine antistaatliche Bewegung sei und weil jede Aktion der kommunistischen Partei an den Grundlagen des èsl. Staates rüttle (Posl. Schmerda: Das ist Demagogie!). Gewiß ist das Demagogie, aber wir müssen auf sie eine entsprechende Antwort geben, wir sagen daher: Es ist nicht nur eine kommunistische, es ist eine marxistische Erkenntnis, daß der kapitalistische Staat nichts anderes ist und sein kann, solange die kapitalistische Gesellschaftsordnung besteht, als das wesentlichste, entscheidenste Instrument in den Händen der ausbeutenden Minderheit zum Zwecke der Unterdrückung der ungeheueren Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung des Staates. Es ist ganz klar, indem die ausbeutende Minderheit den Staatsapparat und alle seine Organe benützt zur wirtschaftlichen Ausbeutung und zur politischen Knechtung der arbeitenden Bevölkerung, schützt sie nur ihre, d. h. die Interessen eben der ausbeutenden Minderheit. Und indem sie die Interessen dieser Minderheit verteidigt, muß sie notwendigerweise die Interessen der ungeheuren Mehrheit der Bevölkerung verletzen. Umgekehrt: Wer den Versuch unternimmt, die Interessen der arbeitenden Bevölkerung zu schützen gegen diese parasitäre Minderheit, der muß den Kampf führen gegen die politischen Interessen dieser Minderheit und gegen den kapitalistischen Klassenstaat. Wer als Arbeiterführer die Behauptung wagt, daß man die materiellen, die wirtschaftlichen und politischen Interessen des Proletariats verteidigen könne und zugleich auch die politischen Interessen der ausbeutenden Minderheit schützen könne, d. h. also die Interessen des kapitalistischen Staates, der ist entweder ein Ignorant oder er will ganz absichtlich die Arbeiterklasse täuschen. Wer die Interessen der Arbeiterschaft schützen will, der muß den Kampf aufnehmen gegen diejenige ausbeutende Minderheit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, die den Staat benützt, um den Kampf gegen die Arbeiterklasse zu führen und daher sagen wir für die, die es noch nicht wissen sollten, daß die Kommunisten bleiben das was sie waren: Todfeinde der kapitalistischen Gesellschaftsordnung und Todfeinde des kapitalistischen Klassenstaates. (Potlesk na levici.)

Ich muß mir noch einige Worte gestatten über die Art und Weise, wie einzelne sogenannte Arbeiterparteien den Versuch gemacht haben, die ungeheuer wichtige Aktion des internationalen Proletariats zu Gunsten der englischen Arbeiterschaft zu unterstützen. Ich spreche schon nicht vom Bund der Landwirte. Daß der Bund der Landwirte nichts zu tun hat mit einer Aktion, die den Interessen der Arbeiterschaft entspricht, darüber ist kein Wort zu verlieren. Aber wie man weiß, spielen die deutschen Nationalsozialisten hier ein bischen Opposition. Sie spielen sich auf als eine Partei, die mit dem deutschen Verband nichts zu tun hat, die die Schweinereien nicht mitmacht, die den Zweck haben, den Angriff der vereinigten deutschen und èechischen Agrarier zu ermöglichen. Wir müssen hier die Frage aufwerfen, ob ein solches Ereignis wie der englische Generalstreik oder der gegenwärtige Kampf der englischen Arbeiterschaft eine Frage ist, welche die Arbeiterschaft der ganzen Welt interessiert. Wir wissen, daß der Generalstreik am 1. Mai proklamiert worden ist und erst am 4. Mai konnten die meisten Zeitungen zu diesem Ereignis Stellung nehmen. Am 4. Mai ignorierte das Zentralorgan der deutschen Nationalsozialiten den Generalstreik überhaupt. Am 5. und 6. Mai hat das Zentralorgan dieser sogenannten Arbeiterpartei nur zwei offizielle gehässige Berichte über den englischen Arbeiterstreik veröffentlicht (Hört! Hört!). Vom 6. bis 12. Mai - abgesehen von 2 kleinen nichtssagenden Notizen - hat das Zentralorgan der deutschen Nationalsozialisten den Generalstreik in England überhaupt ignoriert. Am 12. Mai ist bekanntlich der Generalstreik abgebrochen worden. Drei Tage später, am 15. Mai überrascht das Zentralorgan der Nationalsozialisten die Öffentlichkeit mit folgender Neuigkeit: In England tobt der Generalstreik. Die Zeitungen, die zum größten Teil arbeiterfeindlich eingestellt sind, bringen die widersprechensten Meldungen." Dann aber heißt es in dem Zentralorgan der nationalsozialistischen Arbeiterpartei: "Es ist daher heller Wahnsinn oder eitle Demagogie, wenn kommunistische Blätter hierzulande sich darüber aufregen, daß jetzt in Mitteleuropa die Kohlenausfuhr steigt. Gewiß, in Kladno, aber auch im Rhein- und Ruhrgebiet, mancherorts, werden jetzt Arbeiter wieder 5-6 Schichten in der Woche einfahren, statt bisher 4. Sie werden wieder mehr verdienen. Sollen wir darüber jammern?" Und dann: "Wir Deutsche haben bei solchen wirtschaftlichen Kämpfen in erster Linie stets an unsere Arbeiter, an unsere Nächsten zu denken, an die deutsche Volkswirtschaft und deren Wiederaufbau, dann werden wir auch am besten die Macht des internationalen Finanzkapitals auf der einen und die des Phrasennebels auf der anderen Seite brechen." (Výkøiky.) So denkt das Zentralorgan der nationalsozialistischen Arbeiterpartei über die Notwendigkeit ernster und aufrichtiger Solidaritätsaktionen des internationalen Proletariates zugunsten der englischen Arbeiter. Diese verlotterte politische Moral, die aus jeder Zeile dieser Notizen spricht, entspricht auch vollkommen der Theorie und Praxis des gelben Streikbruchs.

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