Ètvrtek 10. èervna 1926

Ich werde mir erlauben müssen, auch noch einige Worte über die Taktik der sogenannten aktivistischen Parteien zu sagen. Man kann jetzt schon gewissermaßen die Bilanz aufstellen. Am 18. Dezember bat der Herr Abgeordnete Dr Spina hier eine Erklärung abgegeben, in der Sprache, die eben die des deutschen Nationalismus ist: "Hohes Haus! Als gewählter Vertreter des sudetendeutschen Volkes erneuern wir im Namen des Bundes der Landwirte, der deutschen christlich-sozialen Volkspartei, der deutschen nationalsozialistischen Arbeiterpartei und der deutschen Gewerbepartei bei Beginn der zweiten Session in feierlicher Weise die Erklärung, die wir am 2. und 4. Juni 1920 im Parlamente abgegeben haben." Eine ähnliche Erklärung hat der deutschnationale Klub abgegeben. Beide berufen sich übrigens auf die Rede, die Herr Dr Lodgman im Jahre 1920 hier gehalten hat. Diese Parteien haben in feierlicher Weise verkündet, daß ihre vornehmste Aufgabe darin bestehen wird, entschlossen den Kampf im Interesse des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen fortzusetzen. Gleich in den ersten Sitzungen haben sie den ersten Akt dieses heroischen Kampfes aufgeführt, indem sie dem sogenannten èechischen Erbfeind die Stimmen des deutschen Verbandes zur Wahl des Vorsitzenden dieses Hauses gegeben haben. Und der zweite Akt dieses entschlossenen Kampfes im Interesse des nationalen Selbstbestimmungsrechtes besteht in einer ausgesprochenen Verbrüderung der deutsch-bürgerlichen Parteien mit den èechischen bürgerlichen Parteien in der ganz richtigen Erkenntnis, daß in Wahrheit in allen wirtschaftlichen und politischen Fragen zwischen den deutschen und èechischen Ausbeutern überhaupt kein Unterschied und keine Differenz besteht. Es ist kein Zweifel und jeder weiß es, daß der èechische Staat und alle seine Organe, die Polizei und der Militarismus, den deutschen Unternehmern im Kampfe gegen die Arbeiter nicht weniger zur Verfügung stehen, als dem èechischen Unternehmer. Wir laden die Parteien des deutschen Verbandes ein, ihren Einfluß auf die Regierung dahin geltend zu machen, daß die Regierung so bald als möglich die Neuwahl des Hauses ausschreiben möge. Wir wollen mit den Herrschaften vor den breiten Massen über den Inhalt ihrer aktivistischen Politik sprechen. Wir wollen die Möglichkeit haben, sie dort zur Verantwortung zu ziehen, nicht vor einem Klüngel, nicht vor einer Klique, sondern vor den breiten Massen der Arbeitenden des sogenannten sudeten-deutschen Gebietes der Èechoslovakei. Die Bevölkerung dieses Gebietes wird ja keine schlechten Augen machen, wenn sie nunmehr sieht, daß die Herren Windirsch, Bobek, Malypetr und Švehla und alle anderen Führer des neuen Blocks sich verbrüdert haben und gemeinsam Arm in Arm die wirtschaftlichen und politischen Interessen der arbeitenden Bevölkerung der nationalen Minderheiten zu vertreten suchen. Übrigens das "Prager Tagblatt", das nicht schlecht informiert ist über die Verhältnisse in den deutschen bürgerlichen Parteien, sagt schon voraus, was die Zukunft bringen wird: nämlich eine dauernde Zusammenarbeit des deutschen Verbandes mit der tschechischen Regierung um jeden Preis. Wir können allen, die die Frage aufwerfen, was denn der deutsche Verband für die Hilfe bekommt, die er der èechischen Regierung leistet - wir können diesen neugierigen Fragern sagen, daß auch unseres Erachtens im Augenblick nichts anderes blüht, als die Konzessionen in der Zollfrage. Aber was wollen die Bürgerlichen des deutschen Verbandes? Sie wollen nichts anderes als wirtschaftliche Konzessionen im Interesse des deutschen Großgrundbesitzes und im besten Falle im Interesse der deutschen Kapitalisten. In den ersten Sitzungen dieses Hauses haben die Parteien des deutschen Verbandes hier so feierlich, wie sie es eben imstande sind, das bekannte Lied angestimmt: "Deutschland, Deutschland über alles". Inzwischen müssen sie bemüht sein, einen anderen Text ausfindig zu machen, der dem Grundsatze entspricht, daß über alle sogenannte Ideale die schmutzigen Geldsackinteressen des deutschen Kapitales stehen. (Rùzné výkøiky.)

Wir glauben, daß man die sogenannte Opposition der nationalsozialistischen Partei nicht ernst nehmen braucht und wir müssen das nicht einmal separat betonen. Viel wichtiger aber ist die Frage, wie denn die èechischen sozialistischen Parteien die Opposition auffassen, zu der sie sich jetzt bekennen. Nun, wir werden sehen, wie weit wir kommen. Ich will zum Schluß nochmals wiederholen: Es wird niemandem gelingen, das èechoslovakische Proletariat über Zweck und Inhalt der gegenwärtigen parlamentarischen Opposition zu täuschen. Die Führer der èechischen sozialistischen Parteien wissen so gut wie wir, daß die èechische Regierung, bevor noch diese Parteien in Opposition gegangen und auf Grund des Kuhhandels mit den deutsch-bürgerlichen Parteien sich für alle wirtschaftlichen Attentate gegen die arbeitende Bevölkerung der Èechoslovakei die notwendige Mehrheit im Parlamente gesichert hat. Die Führer der èechischen sozialistischen Parteien wissen also so gut wie wir, daß auf parlamentarischem Boden diese Attentate überhaupt nicht mehr zu verhindern sind. Ein wirksamer erfolgreicher Kampf ist nur außerhalb dieses Hauses zu führen. Wie verhalten sich die Führer dieser sozialistischen Parteien zu dem, was Dr Kramáø über diese Frage auf dem nationaldemokratischen Parteitag gesagt hat? Er sagt dort: "Es wäre der größte Fehler, wenn jemand in der Koalition die Sozialisten fühlen ließe, daß sie schwächer sind. Der Sozialismus wird niemals so stark sein, wie er war, aber die Sozialisten können wieder stärker werden, namentlich, wenn sie nicht mit den Kommunisten kokettieren. Andererseits dürfen die Sozialisten nicht als Angriff gegen sich betrachten, wenn die Agrarier die Erledigung einzelner Lebensfragen verlangen. Hätten die Sozialisten unseren Antrag auf gleitende Zölle im Vorjahre angenommen, wäre es nicht zur heutigen Krise gekommen. Auch in anderen Staaten sind Agrarzölle eingeführt, welche auch für die Industrie nützlich sind. Ich begreife, sagt Dr Kramáø, "den Kampf der Sozialisten gegen die Agrarzölle. Aber man muß es verstehen, Politik zu machen. Es ist besser, Vereinbarungen zu treffen, als sich schlagen zu lassen. Wenn wir unsere Angelegenheiten selbst besorgen wollen, müssen wir wieder zusammenkommen. Wenn es nicht dazu kommt, was wird geschehen? Die Sozialisten sind sehr unvorsichtig. Bis es zum Staatsvoranschlag kommt, so werden wir zeigen, daß der Staat leben muß, und wenn es nicht mit dem Parlamente geht, so wird es eben ohne Parlament gehen."

Es seien mir einige Worte über diese letzte unerhörte Phrase gestattet. Wir überschätzen nicht die hysterischen Äußerungen dieser oder jener fascistischen Führer. Wir beobachten lieber die realen Machtgrundlagen derjenigen Kreise der èechoslovakischen Ausbeuter, die an einem fascistischen Putsch interessiert sind. Da sagen wir den Herren aus den Regierungsparteien, sie mögen recht, vollkommen recht haben, wenn sie sich auf die Generale verlassen und die Generale als Freunde ansprechen. Das mag stimmen. Die Generale sind die Freunde der reaktionären Parteien der Èechoslovakei. Aber vergessen Sie nicht, die Soldaten sind unsere Freunde. (Potlesk komunistických poslancù.)

Wenn also die èechischen sozialistischen Parteien den einheitlichen Kampf außerhalb des Parlamentes wollen, dann entsprechen sie den Forderungen und Wünschen der Arbeiter, die hinter ihnen stehen und nicht den Wünschen des Herrn Kramáø. Die Arbeiter der Èechoslovakei in ihrer großen Mehrheit wollen den einheitlichen geschlossenen Kampf des Proletariats der Èechoslovakei gegen die gesamte Wirtschaftspolitik dieser oder einer anderen kapitalistischen Regierung.

Deswegen wollen wir abschließend sagen: Wir lehnen die Demagogie ab, die darin zum Ausdruck kommt, wenn man sagt, der Kampf gegen die zollpolitischen Absichten der èechoslovakischen Regierung sei nur eine wirtschaftliche Frage und ein wirtschaftlicher Kampf, er habe nichts mit einem politischen Kampfe zu tun. Wir erklären, daß es für einen jeden Sozialisten, der zum Marxismus auch nur gerochen hat, eine Selbstverständlichkeit ist, daß jeder ökonomische, jeder wirtschaftliche Kampf natürlich auch ein politischer Kampf ist, und es ist daher ganz klar, daß, wenn das èechoslovakische Proletariat in seinem Widerstande gegen die Zollpolitik dieser Regierung, gegen die Wirtschaftspolitik der èechoslovakischen Bourgeoisie und der èechoslovakischen Regierung siegreich sein will, seine Führer zwingen muß, den einheitlichen geschlossenen Aufmarsch der Arbeiterschaft zu ermöglichen. Der tiefere Sinn der proletarischen Einheitsfrontbewegung kommt in der Forderung zum Ausdruck, dahin zu wirken und zu arbeiten, daß die große Mehrheit des èechoslovakischen Proletariats zur klaren Erkenntnis seiner Klassenlage gebracht werde, daß die Mehrheit des èechoslovakischen Proletariats begreife, daß es nicht genüge, diesen oder jenen Lohnkampf zu führen, diesen oder jenen Vertrag mit den Kapitalisten abzuschließen, sondern daß letzten Endes das Proletariat nur siegreich sein könne in der Folge großer erfolgreicher politischer Kämpfe.

Wir sagen also ganz klar, deutlich und aufrichtig, daß das èechoslovakische Proletariat vorwärtskommen und Erfolge nur in dem Maße haben wird, in dem es ihm gelingen wird, den Widerstand seiner Führer gegen einheitliche proletarische Aktionen zu brechen und wir sagen ferner ganz offen und ganz ehrlich, daß die entscheidende Aufgabe des Proletariats und auch die entscheidende Aufgabe der Führer darin besteht, die nächsten wirtschaftlichen und politischen Kämpfe so vorzubereiten und zu führen, daß das Proletariat der Èechoslovakei befähigt werde, die Bourgeoisie wirtschaftlich und politisch zu schlagen und unmöglich zu machen nicht nur diese Koalitionsregierung, sondern jede kapitalistische Regierung und die Bedingungen und Voraussetzungen zu schaffen für die Errichtung einer Arbeiter- und Bauernregierung. (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)

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