Pátek 7. kvìtna 1926

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 20. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské

v Praze v pátek dne 7. kvìtna 1926.

1. Øeè posl. dr Hanreicha (viz str. 1165 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Der Regierungsantrag betreffend die Genehmigung des Handelsvertrages mit Japan wurde von beiden Referenten so kurz und nichtssagend eingeleitet, daß bereits daraus zu ersehen ist, wie wichtig oder wie wenig wichtig der ganze Antrag für die Volkswirtschaft dieses Staates ist. Demnächst werden wir wahrscheinlich einen Handelsvertrag mit Honolulu oder Tahiti vorgelegt bekommen, aber die wichtigen Vereinbarungen mit jenen Staaten, die für uns tatsächlich lebenswichtig sind, die werden verschoben. Ich verweise nur darauf, daß bis heute die Anerkennung Sowjetrußlands noch immer nicht durchgeführt ist und ich muß schon sagen, daß sie für die Wirtschaft dieses Staates, abgesehen vom politischen Geschmack oder Abneigung gegenüber dem sowjetischen System, gewiß von eminenter Wichtigkeit wäre, daß das ehetunlichst nachgetragen werden soll. Ich sehe mich daher auch gar nicht bemüßigt, auf den Handelsvertrag mit Japan näher einzugehen, ich bin vielmehr der Ansicht, daß es notwendig ist, nach den tieferen Ursachen zu schürfen, wieso es nicht möglich ist, mit den Staaten, die für die Handelspolitik der Èechoslovakei hauptsächlich in Betracht kommen, handelspolitische Vereinbarungen zu treffen, und ich kann mich über die Feststellung der Tatsache nicht hinwegsetzen, daß zum Großteil die unmöglichen politischen und die durchaus nicht konsolidierten wirtschaftlichen Verhältnisse dieses Staates schuldtragend sind.

Seit Jahren haben wir darauf hingewiesen, daß es auf die Dauer unmöglich sein muß, daß die èechische allnationale Koalition in der Lage sein wird, eine Politik zu betreiben, die für Land und Volk von Nutzen sein kann. Die Ansichten in kulturellen Fragen, die wirtschaftlichen Interessengegensätze haben immer mehr eine Verschiedenartigkeit der Auffassung gezeigt und ewige Kompromisse der alten Koalitionsparteien waren die unausbleibliche Folge. Dies ging, solange es eben gehen konnte, solange auch die Nachbarstaaten an den Folgen des Krieges gelitten haben, mußte aber zu unhaltbaren Zuständen führen, sobald die Welt ringsum uns herum sich darauf besann, daß eine wirkliche Konsolidierung Platz greifen müsse und daß die Wirtschaft wieder ihr Recht gebieterisch fordert. Die Führer der alten Koalition mögen es sich als ein noch so großes politisches Verdienst anrechnen, daß sie so viele Jahre hindurch dem Staate ein Regierungsystem im èechischnationalen Sinne gegeben haben, eine wirklich staatspolitische Errungenschaft ist dies jedoch nicht gewesen. Vor allem sind die Führer dieses Systemes nicht imstande gewesen, den Befähigungsnachweis zu erbringen, daß sie einen Staat, den sie hauptsächlich der Nachkriegskonjunktur verdanken, auf wirklich gesunde Grundlagen zu stellen in der Lage sind. Sie haben vor allem den Schweizer Grundsatz nicht erfaßt, daß man die Liebe zum Staate nicht bloß im Munde führen dürfe, sondern daß man diese Liebe praktisch durch Opfer aller Art auch bekräftigen müsse. Die Schweizer Deutschen, das Mehrheitsvolk, haben aus Liebe zu der in schweren Kämpfen errungenen eigenen Staatlichkeit auf den politischen und nationalen Zusammenhang mit dem großen deutschen Mutterlande verzichtet, sie sind nicht Deutsche, sondern Schweizer und haben es dadurch den übrigen Minderheitsnationen ermöglicht, die Schweiz ebenfalls als ihre Heimat betrachten zu können. Hier in diesem Staate ist die èechoslovakische Nation als das oberste Ideal hingestellt worden und man hat den übrigen Nationen zugemutet, dem Staate, der nicht ihr Staat sein sollte und nicht ihr Staat sein konnte, bloß Opfer zu bringen, ihm ständig zu geben, ohne von ihm auch die entsprechenden Gegenleistungen zu empfangen.

Bis es auch hier Staatsmänner von der Auffassung geben wird, wie es in der Schweiz üblich ist, dann können wir damit rechnen, daß die politischen und wirtschaftlichen Grundlagen des Staates geschaffen werden können, welche allein die Existenz des Staates und das Aufblühen des Landes ermöglichen.

Obwohl die Wahlen einen deutlichen Beweis erbracht hatten, daß das alte System der èechischnationalen Koalition ein überspieltes Klavier ist - Herr Dr. Kramáø wird mir nicht böse sein, daß ich dieses geflügelte Wort von ihm wiederhole - hat man dennoch Wochen und Monate versucht, an diesem überlebten. System festzuhalten. Alle Versuche haben sich als vergeblich erwiesen und so stehen wir heute in diesem Parlamente mit einer Beamtenregierung an der Spitze und diese Beamtenregierung hat bezeichnenderweise keine fest gegründete Majorität. In den wichtigen Fragen ist eine Einigung im Lager der alten Koalition nicht möglich. Die Frage der Einführung der landwirtschaftlichen Zölle hat einen erbitterten Kampf zwischen bürgerlichen und sozialistischen Parteien auf èechischer Seite entfacht. Es ist selbstverständlich, daß es nicht unsere Sorge als Oppositionspartei sein kann, uns darum zu bekümmern, wie diese Fragen gelöst werden und ich will daher erst einmal einige Worte zur Erklärung unserer Stellungnahme gerade auf dem Gebiete der agrarischen Zollfrage vorbringen.

Der Antrag, der im Senate und seit gestern auch im Abgeordnetenhaus von der èechischen Agrarpartei eingebracht wurde, ist ein Initiativantrag der Partei, ist keine Regierungsvorlage und dementsprechend ist unsere Stellungnahme zu diesem Antrage vor allem von sachlichen Momenten geleitet. Man hat in letzter Zeit mehrfach von èechischer und deutscher Seite an unserer Unterstützung des Antrages der èechischen Agrarpartei Kritik geübt und so glaube ich, daß es nicht unangebracht ist, wenn ich auf die gewiß pikante Tatsache verweise, daß es schon Regierungsvorlagen gegeben hat, für die, obwohl deren Annahme durch die vereinigte èechische Majorität sichergestellt war, auch deutsche Parteien ganz überflüssigerweise gestimmt haben. Kollege Windirsch hat bereits gestern einige dieser Vorlagen erwähnt. (Výkøiky posl. Knirsche.) Das waren allerdings Gesetze, Herr Kollege Knirsch, die hauptsächlich für die städtische Bevölkerung von Interesse waren und man möchte uns heute wahrscheinlich mit dem alten Sprichworte abspeisen: Quod licet Jovi, non licet bovi. (Posl. Knirsch: Das ist ein großer Unterschied!) Ja, gewiß, dann soll es immer heißen: "Bauer, das ist etwas anderes." Ja, meine Herren, auf dem Standpunkt stehen wir heute nicht mehr, unsere Organisationen haben gewiß das Selbstbewußtsein auch in die bäuerliche Bevölkerung hineingetragen und mit diesem Selbstbewußtsein und den sich daraus ergebenden Konsequenzen wird man eben rechnen müssen. Viel wichtiger für unsere Stellungnahme ist es jedoch, daß der Antrag der èechischen Agrarpartei, der nunmehr mit soviel Pomp aufgemacht wird, nicht auf dem Mistbeet dieser Partei gewachsen ist, sondern ein getreuer Abklatsch des am 16. Feber eingebrachten Antrags meines Kollegen Mayer ist, der bereits die Agrarzölle gefordert und zwar genau derselben Art. Sie werden sich errinnern, daß wir vom 9. Juni 1923 eine Verordnung der èechoslovakischen Regierung besitzen, in deren ersten Teile eine wunderbare Fasade aufgemacht worden ist, den Agrariern zuliebe. Darin wurde ihnen endlich einmal Zollschutz versprochen, ein, wenn auch nicht gegenüber, so doch immerhin für uns etwas bedeutender Koeffizient 6 wurde eingeführt und dann kam die berühmte Methode. Im Art. II wurde der vorläufig hübsch hoch hinaufgehängt zum Anschauen. Dieser Artikel II enthält nämlich die gleitenden Zollschutzbestimmungen, womit für Schieber und ähnliche Börsengrößen Tür und Tor geöffnet ist, um gute Geschäfte zu machen, deshalb wurde der Antrag Mayer im Feber eingebracht und dieser Antrag hat folgenden Wortlaut:

"Die Regierung wird aufgefordert den Art. II der Regierungsverordnung vom 4. Juni 1925, Slg. d. G. u. V. Nr. 111, unter Aufrechterhaltung des Art. I dieser Regierungsverordnung unverzüglich außer Kraft zu setzen."

Und nun kommt Herr Senator Donát und bringt etwas ganz neues: "Der Regierung wird aufgetragen, sofort die Bestimmungen des Art. II der Regierungsverordnung vom 4. Juni 1925 aufzuheben und dafür die Zollsätze, die im Art. I der oben erwähnten Regierungsverordnung festgelegt sind, in Geltung zu bringen." Sie sehen, die Priorität des Antrags Donát wird sich schwer beweisen lassen. Und da gibt es noch einen zweiten Passus darin, daß unverzüglich unter Heranziehung der wirtschaftlichen Interessenvertretungen die Vorarbeiten für die Erlassung eines definitiven èechoslovakischen Zolltarifes begonnen werden - und dasselbe hat Senator Donát aus dem Antrag Mayer übernommen. Sie werden begreifen, daß das für uns gewiß eine kleine Änderung der ganzen Situation beinhaltet, daß wir selbstverständlich nicht gut das Kind, das unser Kind, ist, heute verraten und verleugnen können, daß wir nicht gut den Antrag Meyer heute fallen lassen können, gerade deswegen, weil die èechischen Agrarier sich es erst dann überlegen, für eine vernünftige Sache einzutreten, wenn irgendetwas bei Ihnen gewachsen ist. (Výkøiky posl. dr Hnídka.)

Ich kann mir nicht helfen, Kollege Hnídek, solange etwas von uns ausgeht, geht es nicht. Damals war der Koalitionsrummel noch etwas stark, Sie waren alle in ihm befangen, Euer Flirt war damals noch stark, so daß Sie noch nicht die Notwendigkeit begriffen hatten, Sie haben sich noch eingebildet, daß die Koalition über die Nation, über die bäuerliche Bevölkerung gestellt werden muß. In einer schwachen Stunde hatten Sie eine Anwandlung, daß Sie auch etwas besser machen könnten. Und weil nun diese Anwandlung da ist, können wir heute nicht von unserem Standpunkte, den wir prinzipiell eingenommen haben und immer einnehmen werden, ablassen. Gestern hat Kollege Mašata selbst hier von der Tribüne herunter Reue und Leid erweckt über Ihr Verhalten Jahre hindurch gerade in allen agrarpolitischen Fragen. Es ist eine Tatsache, daß man der èechischen Agrarpartei Vorwürfe, und zwar Vorwürfe schwerster Art nicht ersparen kann. Ich möchte einmal fragen: Wer war schuld an dem Fortbestand der korrupten unwirtschaftlichen und unsozialen Getreidewirtschaft der Kriegsgetreideverkehrsanstalt auch in den Jahren nach dem Kriege, wo es doch längst Zeit gewesen wäre, damit aufzuräumen. Der Patriotismus dieser Herren, der èechoslovakischen Agrarier hat geglaubt, dem Staate mehr geben zu müssen als er geben konnte und wie kläglich war doch die Rolle, die er bei der Aufhebung dieser Zwangswirtschaft gespielt hat. Das Ministerium Èerný I hat kommen müssen. Erst mit einer Verordnung, so halb und halb, wurde die Sache gemacht. Dann haben sie geschimpft, haben sich darüber entrüstet, daß nur die Hälfte freigegeben wurde und die Sozialisten haben Èerný den Buckel vollgedroschen, daß er die Hälfte freigegeben hat und innerlich waren sie beide froh, daß er in diesem Falle seine Schuldigkeit getan hatte. Wer ist schuld daran, daß die Vermögensabgabe in jener schwindelhaften Höhe für die Landwirtschaft vorgeschrieben wurde gerade für jene, die nicht wie die Industriebarone sich selbstverständlich juristische Beiräte halten, die ihre Bilanzen dann dehnen und strecken können, wie sie wollen.

Warum habt ihr den publizistischen Kampf uns Jahre hindurch allein überlassen? Ihr habt keinen Finger gerührt und als die Industriezölle eingeführt wurden, als man auf einmal von Goldparität sprach, als man Industriezölle von 20- bis 40facher Höhe gegenüber den Friedenszöllen einführte, wo waren die èechischen Herren Agrarier, wo war ihr èechischer Ackerbauminister? Sie waren nicht zu Hause. Und jetzt möchte ich fragen, was ist denn der Dank dafür, seitens der anderen nutznießenden Schichten und Parteien für diese angebliche und eingebildete patriotische Pflichterfüllung? Daß Ihr euch heute um den notwendigen Schutz der Landwirtschaft mit Eueren Bettgenossen von gestern raufen müßt. Wir haben seit dem Jahre 1920 und 1921 ein Zollermächtigungsgesetz. Die Minister für Handel, Landwirtschaft und Finanzen haben das Recht eingeräumt bekommen, Zölle einzuführen, aufzuheben, zu erhöhen, zu ermäßigen, kurzum plein pouvoir. Da muß ich schon sagen, der Handelsminister hat seine Pficht voll und ganz getan. Wir haben heute noch für Baumwollwaren einen Koeffizienten von 21 bis 32, für Wirk- und Webwaren, wozu auch Strümpfe und Socken gehören, einen solchen von 25 bis 30, für Hüte einen zwanzigfachen Koeffizienten, für Schuhe einen 21- bis 34fachen, wahrscheinlich dem Herrn Baa zuliebe, für Seifen- und Wachswaren einen 30- bis 43fachen, für Sensen und Sicheln einen zwanzigfachen, für landwirtschaftliche Maschinen einen 19- bis 20fachen, für Elektromotoren einen 36- bis 43fachen Koeffizienten.

Ich weiß ja, ein großer Teil dieser Herren (obrácen k nìm. soc. demokratickým poslancùm) wird vielleicht ein Interesse an den erstgenannten haben. Bei Sensen, Sicheln und landwirtschaftlichen Maschinen wird Ihr Interesse allerdings aufhören Aber immerhin ist es interessant, daß sich hier vor allem mein Kollege Schweichhart über den Koeffizienten für landwirtschaftliche Produkte aufgeregt hat. Und dann möchte ich den Herrn Kollegen Hnídek fragen, wo denn, während die Industriezölle eingeführt worden sind, ihre Partei war, ob sie geschlafen hat, ich möchte fragen, wo war der Ackerbauminister ihrer Partei, Herr Stanìk, wo der Ackerbauminister Hodža. Wo waren sie? Waren sie denn nicht zu Hause oder haben sie geschlafen, haben sie gemeint, wir können das ertragen und brauchen nichts? Die Agrarzölle sind nicht vielleicht eine Erfindung von uns, ich möchte das vor allem feststellen, daß die Agrarzölle auch nicht etwas sind, was wir heute justament den bösen Konsumenten zu trotz einführen wollen. Tatsache ist, daß die Agrarzölle bereits im alten Österreich und in anderen Staaten bestanden und auch noch bestehen. Aber es kam der Krieg, man wollte von außen Lebensmittel hereinbringen, die Agrarzölle wurden darum aufgehoben, resp. der Koeffizient auf Null herabgesetzt. Der Krieg war aus, für die Landwirtschaft kamen nicht gerade rosige Verhältnisse, der Zollkoeffizient Null ist uns aber geblieben. Das ist etwas, was sich nicht ertragen läßt. Es ist selbstverständlich, daß wir das Recht haben, zu fordern, daß eine Parität, eine Gleichmäßigkeit, eine Gerechtigkeit wieder hergestellt werden muß, und solange dies nicht der Fall ist, wird unsere Forderung aufrecht bleiben müssen.

Ich bin selbstverständlich nicht gerade auf den Zoll eingeschossen. Ich bin kein Zollfanatiker. Ich könnte mir ohne weiters vorstellen, daß man die Landwirtschaft mit ganz anderen Mitteln schützen, daß man ihr anders helfen könnte. Ich bin jederzeit bereit, über solche Mittel mit mir reden zu lassen und tatkräftig bei deren Verwirklichung mitzutun. Aber etwas kann ich natürlich nicht zubilligen: Daß man uns bloß verspricht und nichts gibt. Meine Herren, mit den großen Themen, die man immer bei solcher Gelegenheit anschneidet, wenn der Landwirt seine Lebensbedingnisse sichergestellt wissen will, die aber am Nimmerleinstag erfüllt werden, davon können wir nicht satt werden. Das ist ausgeschlossen, ist unmöglich! Auch die Vergleiche mit Verhältnissen in anderen Staaten hinken, wie ja so viele Vergleiche hinken. Man hat gesagt, in Dänemark gebe es keinen Zollschutz, weil die Landwirte ein Interesse daran haben, daß man Futtermittel einführt, weil das Land ein Vieh-Exportland ist. Stimmt! Dänemark ist ein kleines Land mit 3 Millionen Einwohnern. Das ist allerdings nicht viel. Das Land ist verhältnismäßig einheitlich in seiner Struktur. Dänemark ist ein Land von außerordentlicher landwirtschaftlicher Bonität, es hat ein maritimes Klima, eignet sich wunderbar für Futterbau und vor allem hat das Land vorbildliche landwirtschaftliche Organisationen. Es hat vor allem keine Slowakei und kein Karpathorußland und es hat nicht die Differenzen, wie wir z. B. zwischen der Hana und den schlesischen Bergen. Das ist das erste, worauf man Rücksicht nehmen muß. Ich kann nicht dasselbe einführen, wenn oben eine Bergwirtschaft ist, wo kein Kapital vorhanden ist, wo es keine Organisation gibt, und kann dieses Land nicht vergleichen mit irgend einer der besten Rübengegenden, wo wir zum Teile vorbildliche Organisationen haben. Aber noch etwas anderes ist zu berücksichtigen. Die Dänen haben so übers Wasser hinüber vor ihrer Nase das große England mit der 8 Millionen-Stadt London liegen. Sie haben sich dementsprechend auf die Milchproduktion spezialisiert, wie wir südmährischen Bauern uns auf die Milchproduktion, auf den Gemüsebau, auf die Ausfuhr jener Artikel spezialisiert haben, die die Großstadt Wien braucht. Aber, meine sehr verehrten Herren, es ist unmöglich, daß der karpathorussische Bauer dasselbe machen kann, wie der dänische. Das ist ausgeschlossen und deswegen ist es ein Geflunker, wenn man diesen Vergleinch zieht. Der große Magen Londons kann von Dänemark versorgt werden. Dänemark hat an London einen sicheren Markt und hat sich dementsprechend auf die Milchproduktion und Schweinemast spezialisiert. Diese Sache ist zu machen: das Land ist ein Zuschußland beim Getreide, bei den Futtermitteln, es ist ein Überschußland bloß bei den zwei oder drei Produkten, die ich genannt habe. Dänemark ist ein Land mit vorbildlicher landwirtschaftlicher Kultur- und dementsprechend ist es bei uns eben unmöglich, Vergleiche damit zu ziehen, weil die Vorbedingungen bei uns nicht gegeben sind.

Man kann auch einen Vergleich ziehen mit Rumänien, Jugoslavien oder Polen. Da wird man uns sagen: Warum können diese Länder die Schweine so viel billiger hereinliefern? Meine Herren, der Grund und Boden in diesen Ländern kostet fast nichts, die Grundrente ist niedrig, das Gemeindeland ungeheuer groß und der betreffende Landwirt, auch der kleinste, hat die Möglichkeit, sein Vieh im Frühjahr auf die Weide zu treiben gegen einen minimalen Zins und am Ende des Jahres ein ausgezeichnetes Vieh zum Verkauf zu kriegen. Meine sehr geehrten Herren, ich weiß es ja, daß man mir einwenden wird: Warum sollten wir es nicht auch so haben? Wenn Sie mir in diesem Hause hier eine Majorität zusammenbringen, welche nicht nur über die Stimmen, die Hände verfügt, sondern auch den materiellen geldlichen Wert in der Hand hat, um bei unseren Verhältnissen dasselbe durchzuführen, wenn Sie außerdem eine große Exportgesellschaft für Menschen gründen wollen, um ein paar Millionen Menschen, die dann hier zu viel sind, in die Welt zu exportieren, dann können wir zu rumänischen und jugoslavischen Verhältnissen übergehen. Vorläufig ist das für uns ohne diese Vorbedingungen eben unmöglich. Wir können vom intensiven zum extensiven Betrieb nicht mit der Raschheit übergehen, ohne die schwersten sozialen Gefahren für das Land heraufzubeschwören. Hunderttausende und Millionen Menschen würden brotlos werden, Hunderttausende und vielleicht Millionen würden das Heer der Arbeitslosen vergrößern. Wenn die Herren glauben, daß man darauf keine Rücksicht nehmen muß, ist das ihre Sache.

Es wäre auch noch eine andere Möglichkeit, daß wir uns den Zollschutz ersparen könnten, wenn wir ein einheitlich organisiertes Land wären, wo Industrie und Landwirtschaft sich ausgleichen, wenn wir solche soziale Verhältnisse hätten, daß wir sagen könnten: Wir sind eine Familie, wo sich die Bedürfnisse im eigenen Rahmen des Staates befriedigen lassen und wo sich die Verteilung der Güter klaglos vollzieht. Dann wäre es unter Umständen möglich. Ich erinnere mich daran, daß ich als Kind zu Hause aus einer Schüssel mit der ganzen Familie gegessen habe. Es hat nie Streit gegeben, es war genügend zum Essen da, aber auch so viel Taktgefühl, daß einer dem anderen nicht das Essen weggenommen hat. Wenn der Staat noch eine so ideale Familie wäre, wie seinerzeit unter den alten patriarchalischen Verhältnissen am Lande, wo einer dem anderen ohne weiters das seinige zubilligte, dann gewiß würden wir keinen Zollschutz brauchen, dann würden wir uns gegenseitig vertragen, dann würde der Inlandsverbraucher zuerst vom Inlandserzeuger kaufen und erst dann, wenn das aufgebraucht wäre, vom ausländischen. Meine sehr geehrten Herren! Diese Kollegialität der Schichten, der Klassen des Volkes ist aber nicht vorhanden. Und wenn Ihr (obrácen k nìm. soc. demokratickým poslancùm) auf Eure Interessen pocht, dann werdet Ihr auch uns erlauben müssen, auf unseren Interessen zu bestehen. Das wird dann den Ausgleich geben. Es geht aber nicht so, wie die Herren sich einbilden, indem sie glauben, man könne einfach dekretieren, die einen haben ständig die Bummern zu sein, haben ständig zu geben und zufrieden zu sein. Warum, meine Herren, führen wir es nicht bei den städtischen Restaurants so ein, daß alle aus derselben Schüssel essen? Wer zuletzt käme, der würde dann die Schüssel leer finden. Ihr aber möchtet uns gerne als die letzten Gäste an der leeren Schüssel sehen. Und damit sollen wir zufrieden sein, sollen noch froh sein, daß wir am Leben sind, und euch brav und fleißig roboten. Einen Achtstundentag gibt es für den Bauern nicht, trotzdem er Gesetz ist. Aber mit Gesetzen kann man ihn eben nicht machen, sondern der Bauer muß sich eben länger schinden und plagen. Und was ist der Dank dafür? Daß Ihr sagt: Der Bauer ist ein Wucherer, ein Gauner! Das ist der Dank dafür. Schämen Sie sich, daß Sie nichts besseres vorzubringen wissen.

Auch England hat man schon zum Vergleich herangezogen. Wenn vielleicht unsere Landwirtschaft das Beispiel Englands nachahmen sollte, so würde ich unsere ganze Landbevölkerung bedauern. Grund und Boden in England ist zum großen Teil in der Hand von ein paar Latifundienbesitzern, die Landwirtschaft ist kein freier Bauernstand, sondern zum großen Teil Pächterei und es war ein Hundeelend unter dem Freihandelsystem in England. Es war unmöglich für einen anständigen Menschen, der auf sich etwas hält, unter die Knute des Großkapitals zu kriechen, und ich muß sagen: Der Krieg ist gekommen und sofort hat man eingesehen, daß dieses System korrupt, veraltet, miserabel für den Staat ist. Man hat eingesehen, daß jeder Staat, sei es in Kriegs- oder Krisenzeiten, eine gewisse Eigenbasis haben muß, wo er die Lebensmittel für sein Volk bezieht. Deswegen ist auch in England die Umkehr gekommen, die ganz kolossale Förderung des Getreidebaues. Und, meine Herren, glauben Sie, daß das große England mit seiner überwiegend industriellen Produktion, mutwillig und leichterdings ohne eine innere Nötigung diese Sachen durchgeführt hat? Das werden Sie den Engluändern gewiß nicht zumuten. Glauben Sie, daß wir den inneren Markt nicht brauchen? Nur die Industrie hat das große Interesse, uns als Käufer zu haben, uns als Markt zu benützen, wir sollen nur die Kolonie für diese Herren sein? Glauben Sie, daß wir nicht auch dasselbe Interesse haben, daß wir einen inneren Markt haben, wo wir unsere Produkte unterbringen können? Das Recht haben wir und dieses Recht muß uns gewahrt bleiben. (Výkøiky na levici. Potlesk.) Sie sagen natürlich: Wir sollen billiger produzieren, so wie die anderen. Was würden Sie sagen, wenn wir z. B. sagen wollten: Wir werden konkurrieren mit den übrigen, aber erst müßte man einmal dem Staate seine ganzen Güter wegnehmen, ohne sie zu bezahlen, und Hutweiden daraus machen. Was würden Sie sagen, wenn wir sagen wollten: Die landwirtschaftlichen Arbeiter sind uns zu teuer (Posl. Schweichhart: Das wäre das erste!) Verzeihen Sie, Herr Kollege. Das ist genau dasselbe, was Sie machen. Sie wollen uns die Arbeit unmöglich machen, Sie wollen es uns nicht möglich machen, daß wir für Euch produzieren, Ihr wollt nicht, daß wir Eure Arbeiter sind, daß wir in Euerem Interesse, um Euer Brot zu schaffen, arbeiten. (Potlesk poslancù strany republikánské a klubu "Bund der Landwirte".) Das wollt Ihr uns unmöglich machen. (Rùzné výkøiky.) Wenn wir sagen wollten: Gleiches mit Gleichem vergelten, herein mit den Negern, den chinesischen Kulis u. s. w., weg mit dieser Arbeiterschaft, da würde es heißen: "Nationaler Verrat, Verbrechertum u. s. w.", und es ist doch dasselbe, meine Herren, was Sie uns gegenüber machen. Sie wollen es nicht ermöglichen, daß wir in unserer Heimat und auf unserem Grund und Boden für Euch, für die Stadt arbeiten können. (Posl. Schweichhart: Die typischen unrichtigen Phrasen! - Posl. Wünsch: Unsinn ist es!) Man kann die Klassifikation "Unsinn" leicht austeilen, wenn man den Beweis dafür nicht erbringen muß. Meine Herren! Sie scheinen ganz zu vergessen, daß die Beschäftigungslosigkeit auch am Lande draußen unter der Landarbeiterschaft eine ganz bedeutende ist. (Hluk. Rùzné výkøiky.) Es gibt gewiß Produkte, die wir ausführen, ohne daß wir dafür einen Schutz haben. Ich erinnere daran, daß z. B. die Rübe ein Produkt ist, wo uns ein Zollschutz gar nichts nützt. Dann die Braugerste, da nützt es uns nichts, wenn ein Zollschutz eingeführt wird. Die Braugerste müssen wir ins Ausland exportieren und unter Umständen auch noch die ausländischen Zollmauern damit übersteigen können. Ihr glaubt, die patentierten Retter der Kleinlandwirte zu sein, (Hluk na levici.) aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was da kommen wird, wenn die Rübenproduktion weiter so zurückgehen wird, wie sie zurückgegangen ist? Es existiert heute bereits in den Rübengegenden Arbeitslosigkeit in der Hochsaison der Arbeit. Sie vergessen scheinbar vollständig, wenn irgendwo ein paar Industrien zugesperrt werden, daß die betreffenden Arbeiter zum größeren Teil ihre Bekannten und Verwandten auf dem Dorfe wieder kennen müssen, um zu ihnen zu gehen und draußen eine Notbeschäftigung zu finden und ihr tägliches Brot zu haben. (Hluk na levici.) Sie scheinen ganz zu vergessen, daß die Landwirtschaft jenes Reservoir ist, wo die Notbeschäftigung gegeben wird und wo die Hungersnot zum größten Teil wir bannen müssen. Das haben Sie alles vergessen. Sie scheinen auch ganz zu vergessen, daß, wenn die ländliche Produktion weiter so zurückgeht und weiter so unterbunden wird, dann, für das ganze Volk und vor allem für die Arbeiterschaft in Stadt und Land die allergrößten Gefahren hereinbrechen. Sie werden natürlich immer sagen: Die landwirtschaftlichen Produkte verteuern die Lebenshaltung, die Zölle werden unerträglich sein. Sie vergessen aber, daß es statistische Erhebungen gibt, wieviel Brot, Mehl, Gebäck usw. in einer Familie gebraucht wird. (Sehr richtig!) Die Ausgabe einer Arbeiterfamilie für Gebäck, Mehl und Brot macht nach den Erhebungen des Statistischen Staatsamtes 13.53%, bei einer Beamtenfamilie bloß 6.12% aus. Das ist meines Erachtens verhältnismäßig wenig. Selbst eine Erhöhung um 25% würde das ganze auf 15, 16 oder 17% der Gesamteinnahme des Arbeiters, oder auf 8% der Gesamteinnahme des Beamten erhöhen. Man muß nun auch einmal annehmen, was die Ausgaben für Bekleidung, Beschuhung, Wäsche usw. für eine Familie bedeuten und wenn Sie eine solche 6köpfige Arbeiterfamilie hernehmen, welche laut Ausweis des statistischen Staatsamtes pro Jahr für Mehl und Brot 1991 Kronen ausgibt, und für Bekleidung 500 Kronen pro Kopf annehmen, dann werden Sie finden, daß die Bekleidung allein etwa 3000 Kè ausmacht, und da vergessen Sie, Herr Koll. Schweichhart, zu sagen, daß diese Industriezölle räuberisch sind, daß sie die Verbraucher unglaublich belasten, mehr belasten als die Agrarzölle. Aber gerade Sie, Herr Kollege, als landwirtschaftlicher Vertreter, haben sich nur bemüßigt gefühlt, gegen die Agrarzölle loszuziehen, (Posl. Schweichhart: Und gegen die Industriezölle!) und so nebenbei auch gegen die Industriezölle, ganz nebenbei! (Posl. de Witte: Machen Sie nicht so, als wüßten Sie nicht, was Sie im alten Österreich getan haben!) Verzeihen Sie, da habe ich überhaupt noch nichts gemacht!


Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP