Über die wichtigste Frage der Außenpolitik, die auch
die wichtigste Frage der Innenpolitik ist, über die Frage
der Anerkennung der Sowjetregierung, hat Herr Minister Beneš
hier kein Wort verloren, obwohl gerade in der letzten Zeit eine
Verschleppung, eine Verzögerung zu konstatieren ist, ohne
daß die Öffentlichkeit erfährt, wie sich die Sache
hinter den Kulissen abspielt. Es liegen nur Mutmaßungen
in Zeitungsnachrichten vor, Lügennachrichten werden verbreitet,
ohne daß Herr Beneš dementiert, obwohl bei anderen
Gelegenheiten die Regierungsdementierspritze sehr rasch bei der
Hand ist. So wird z. B. die Lüge verbreitet, die Anerkennung
der Sowjetregierung sei an den Bedingungen gescheitert, die die
Sowjetregierung an die Anerkennung geknüpft hat. Das ist
eine Lüge und Herr Beneš hätte die Pflicht
gehabt, diese Lüge zurückzuweisen. Handelt es sich hier
überhaupt um Bedingungen und Forderungen? Es kann hier nur
eines geben: Die bedingungslose Anerkennung der Sowjetregierung.
Jede Stellung von Bedingungen wäre eine Anmaßung, auch
gemessen an dem, was bis heute in der Geschichte der Anerkennung
der Sowjetregierung zu verzeichnen ist. Ich führe hier nur
das Jahr 1924 an. In diesem Jahre wurde von den folgenden Staaten
die Anerkennung der Sowjetregierung ausgesprochen: 2. Feber England,
7. Feber ltalien, 15. Feber Norwegen, 25. Feber Österreich,
8. März Griechenland, 15. März Schweden. 31. Mai China,
18. Juni Dänemark, 8. August Mexico, 28. Oktober Frankreich.
All diese Anerkennungen erfolgten ohne jede Bedingung. Wenn nun
Herr Beneš hier Bedingungen stellen will, so beleuchtet
das nur die Anmaßung des Zwerges gegenüber dem Riesen.
Wenn überhaupt die Frage von Bedingungen eine Rolle spielen
sollte, dann wäre die Sowjetunion berechtigt, hier Bedingungen
zu stellen. (Souhlas na levici.) Denn was steht zwischen
der Èechoslovakei und der Sowjetunion? Was ist geeignet,
ein gutes Verhältnis zu trüben, die Herstellung von
freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten unmöglich
zu machen? Da ist vor allem das Protektorat, das betonte, demonstrativ
bei jeder Gelegenheit betonte Protektorat der èechoslovakischen
Regierung und des Herrn Beneš über die gesamte
konterrevolutionäre Emigration. Warum ist diese Emigration
noch über ganz Europa verstreut? Wer will nicht zurück
nach Rußland? Rußland, die Grenzen der Sowjetunion
stehen allen Bürgern der Sowjetunion offen, die nach Hause
zurückkehren wollen. Die aber nicht zurückkehren wollen,
das sind jene, denen es bequemer ist, auf Kosten der èechoslovakischen
und anderer kapitalistischer Regierungen hier zu "studieren"
(Sehr gut!), anstatt zu Hause an dem gewaltigen Werk des
wirtschaftlichen Aufbaues mitzuarbeiten, und dann diejenigen,
die gegen die Sowjetregierung konspirieren wollen. Daher hat die
ganze Emigration nicht den Sinn eines Schutzes von Flüchtlingen,
sondern nur den Sinn einer konterrevolutionären Organisation
gegen die Sowjetregierung. (Souhlas komunistických poslancù.)
Und indem Dr. Beneš das Haupt und der Protektor
dieser Emigration ist, ist er zugleich ihr Agent, zugleich der
Chef der russischen Konterrevolution. Im Budget pro 1926 - selbstverständlich
bezahlen die herrschenden Klassen, die Herren Nationaldemokraten
u, s. w., das nicht aus ihrer eigenen Tasche, sondern aus der
Tasche der Steuerträger im Budget pro 1926 finden wir 62
Millionen für die russische Emigration eingesetzt. Im Budget
pro 1923 waren 15 Millionen vorgesehen, in der Schlußabrechnung
pro 1923 aber finden wir, daß statt 15 Millionen tatsächlich
771/4 Millionen ausgegeben wurden. Die Sowjetregierung
könnte mit vollem Recht und niemand würde ihr dieses
Recht abstreiten können, niemand würde es als Anmaßung
hinstellen können - Liquidation der staatlichen Unterstützung
der konterrevolutionären Emigration als Bedingung für
die Herstellung normaler diplomatischer Beziehungen stellen.
Ein weiterer sehr dunkler Punkt, der sich zwischen der Èechoslovakei
und Rußland befindet, ist die konterrevolutionäre Intervention
der èechoslovakischen Legionen in Rußland im Jahre
1918, deren Ursache das unerhörte Verlangen nach Gestattung
des Durchzugs einer Armee in voller Kriegsausrüstung durch
ein fremdes Land und in zweiter Linie die Intriguen der konterrevolutionären
Führer der èechoslovakischen Legionen gemeinsam mit
der Entente waren. Diese Intervention hat zur Folge gehabt, daß
heute in vielen Gegenden Rußlands der Name der èechoslovakischen
Legionen so klingt, wie hunderte Jahre nach dem dreißigjährigen
Krieg noch der Name der Schweden in den Ohren der Bevölkerung
geklungen hat, Ungeheuere materielle Schäden wurden angerichtet,
abgesehen von Menschenleben, und wenn nun die Sowjetregierung
die Bedingung stellen würde: Vollständige Entschädigung
für diese ungeheueren Schäden - dann wäre sie politisch,
diplomatisch und moralisch voll im Rechte. (Souhlas na levici.)
Aber die Sowjetregierung hat keinerlei Bedingung für
die Herstellung der normalen diplomatischen Beziehungen gestellt,
trotz allem hat sie auf jede Bedingung verzichtet. Warum? Nicht
vielleicht Herrn Beneš zuliebe, sondern nur deshalb,
um nicht immer und immer wieder im Verhältnis zwischen Rußland
und der Èechoslovakei die alten Wunden aufzureißen.
Die Sowjetregierung hat auf Bedingungen verzichtet, weil sie aufrichtig
ein ungetrübtes Freundschaftsverhältnis mit der Bevölkerung
der Èechoslovakischen Republik herstellen will.
Die Sowjetregierung, der russische Arbeiter und der Bauer, sie
kennen ganz gut die verbrecherischen Absichten und Ziele der konterrevolutionären
Emigration, aber sie sind sich auch der unbesiegbaren Stärke
ihres Regimes, ihrer Revolution bewußt und wissen, daß
dieses vom internationalen Kapital ausgehaltene politische Emigrantengeschmeiß
dem heutigen System in Rußland nichts wird anhaben können.
(Potlesk na levici.) Und was den Verzicht auf die Entschädigung
der durch die èechoslovakischen Legionen angerichteten
Schäden anlangt, so ist dieser Verzicht daraus zu erklären,
daß die russischen Arbeiter und Bauern ganz gut wissen,
daß die kapitalistischen Regierungen die Gewohnheit haben,
die volle Last derartiger Entschädigungen auf die Schultern
der Arbeiter und Bauern ihres eigenen Landes zu legen. Und die
russischen Arbeiter und Bauern wollen aber nicht, daß die
èechoslovakischen Arbeiter und Bauern für die Verbrechen
der èechoslovakischen Konterrevolutionäre haftbar
gemacht werden sollen. (Potlesk komunistických poslancù.)
Die russischen Arbeiter und Bauern sind erfüllt von der
Großherzigkeit der Revolution, von der Solidarität
der ausgebeuteten arbeitenden Massen der ganzen Welt. Also nicht
aus Schwäche gegenüber dem Herrn Beneš und
gegenüber der Èechoslovakei, sondern aus der Stärke,
die ihnen die siegreiche Revolution verleiht, bieten die russischen
Arbeiter und Bauern der Bevölkerung der Èechoslovakei
die Bruderhand zur Herstellung normaler und freundschaftlicher
Beziehungen, ohne irgendwelche Bedingungen zu stellen. (Potlesk
komunistických poslancù.)
Die russischen Arbeiter und Bauern zeigen sich in diesem Punkte
ganz anders als die "guten Freunde" der Èechoslovakei
in Paris, London und anderwärts, die - und Herr Beneš
sollte uns wieder einmal ein Wort über den Stand dieser
Angelegenheit sagen - und die jetzt im Begriffe sind, die ungeheuren
Lasten der Reparationen aus lauter Freundschaft für die èechoslovakische
Republik auf die Schultern der arbeitenden Klasse der Èechoslovakei
zu legen.
Aber auf der anderen Seite will Herr Dr. Beneš, will
die Regierung der Èechoslovakischen Republik Bedingungen
stellen, für die Herstellung normaler diplomatischer Beziehungen.
Aus Koalitionskreisen werden über diese Bedingungen allerhand
Versionen verbreitet. So geht eine Version dahin, Dr. Beneš
verlange angeblich, daß die Èechoslovakei als
Bedingung der Anerkennung dieselben Begünstigungen in Bezug
auf die Handelsverträge erhalte, die die Sowjetunion Deutschland
bewilligt hat. Wenn Dr. Beneš solche Bedingungen stellt,
scheint er fast volle 4 Jahre, die seit dem Rapallo-Vertrag vergangen
sind, vollständig verschlafen zu haben und er scheint nicht
zu wissen, daß es nicht gleichgültig ist, ob ein Staat
die Sowjetunion von Anfang an anerkannt hat, oder ob er sich erst
nach Jahren zu entschließen beginnt, die Anerkennung auszusprechen.
Es gibt aber auch noch andere Versionen, so die eine, daß
Herr Beneš von der Sowjetregierung als Bedingung der
Anerkennung eine Entschädigung verlangt für das Eigentum
der besitzenden èechoslovakischen Staatsbürger und
Unternehmer, die in Rußland ihr Eigentum durch die Revolution
verloren haben. Die Herrschaften, diese ehemalige russische èechoslovakische
Bourgeoisie, die in Rußland um ihr Eigentum gekommen sind,
erheben unverschämte Ansprüche. Ein Beweis dafür
ist: Seinerzeit, im Jahre 1916, hat der èechische Nationalrat
in Rußland eine Befreiungsabgabe vorgeschrieben, und zwar
sollte das eine Vermögensabgabe sein, für alle in Rußland
lebenden vermögenden Èechen für den Befreiungskampf
der èechischen Nation auf Grund der eigenen Einschätzung
des Vermögens durch diese Herrschaften. Es ist interessant,
daß das, was diese Herrschaften heute als das Vermögen
angeben, das sie entschädigt haben wollen, 20mal so hoch
ist, wie das, was sie 1916 als ihr Vermögen angegeben haben,
damals, als sie zahlen sollten. (Výkøiky na levici.)
Das ist ein Beweis für den verlogenen Patriotismus, für
die verlogene Moral und die Unverschämtheit der besitzenden
Klassen.
Aber diese unverschämten Entschädigungsansprüche
dürfen auf keinen Fall auf eine Stufe mit den berechtigten
Forderungen der Sowjetregierung gestellt werden. Wodurch haben
die vermögenden Èechen ihr Vermögen eingebüßt?
Durch die Expropriation der besitzenden Klassen, und diese Expropriation
ist das unverbrüchliche heilige Recht der sozialen Revolution,
durch die Expropriation erst wird die Revolution überhaupt
zu einer sozialen Revolution. (Potlesk komunistických
poslancù.) Dieser Akt ist legalisiert durch die höchste
Autorität, die es überhaupt auf der Welt gibt, durch
die Revolution (Souhlas komunistických poslancù.)
Daran gibt es nicht s zu rütteln. Wir verlangen selbstverständlich
von Hern Beneš als Exponenten der kapitalistischen
Gesellschaft, dem das Privateigentum heilig ist, wir verlangen
von ihm, dessen Sozialismus nur auf der Partei-Legitimationskarte
steht, kein Verständnis für diese Grundsätze. Aber
wir werden in dieser Frage an die Massen des arbeitenden Volkes
der Èechoslovakei appellieren, wir werden ihnen die Frage
vorlegen: Wollt Ihr, daß die russischen Arbeiter und Bauern
der Èechoslovakei dafür bezahlen sollen, daß
sie mit dem heiligen Rechte der Revolution beschlagnahmt haben,
was durch die Ausbeutung der Arbeiter in Rußland erpreßt
wurde? Wir sind überzeugt, daß die arbeitenden Massen
der Èechoslovakei ein entschiedenes "Nein" auf
diese Frage zur Antwort geben werden. Diese Forderung Benešs
ist ein Schlag ins Gesicht des sozialistischen Gedankens und beweist
nur den rein kapitalistischen Charakter dieser Regierung. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda Slavíèek.)
Zum Schluß will ich noch fragen, wer eigentlich hinter dieser
Verschleppungstaktik des Herrn Beneš steht. Wir haben
vorhin schon einen Exponenten dieser Politik, Herrn Dr. Hajn,
gehört. Allerdings ist die Nationaldemokratie in dieser Frage
geteilt. Die einen protestieren hier gegen die Anerkennung der
Sowjetregierung, die anderen protestieren im Repräsentationshaus
für die Anerkennung Sowjetrußlands, wenn sie als Geschäftsleute
von der Handelsmission eingeladen werden. Zwei Mächte sind
es außer den inländischen Mächten, die die Hauptintriganten
gegen die Anerkennung Sowjetrußlands sind. Vor allem die
konservative Regierung Englands, die heute noch an dem Erbe, das
ihr von der Regierung MacDonalds hinterlassen wurde, schwer zu
tragen hat, und es gerne abschütteln möchte, wenn es
nur ginge, und die sich daher rächt, indem Herr Chamberlain
die Einkreisungspolitik gegen die Sowjetunion betreibt. Der zweite
Faktor, das sind jene reaktionären Kreise Frankreichs, die
mit Poincaré gefallen sind und die die Anerkennung Sowjetrußlands
durch die Regierung Herriot schwer ertragen. Da sind auch die
Kreise des französischen Militärs, die im Dienste der
Reaktion stehen, und von dort geht die Verbindung zur èechoslovakischen
Generalität, die in diesem Lande ihren Einfluß geltend
macht, und für die Herr Hajn im Gegensatz zu Herrn
Minister Støíbrný erklärt hat,
daß die Offziere das volle Recht haben, reaktionäre
politische Einflüsse geltend zu machen. Aber entscheiden
wird nicht die Generalität, sondern entscheiden wird das
arbeitende Volk aller Nationen in der Èechoslovakei. Dieses
arbeitende Volk aller Nationen hat Sowjetrußland und die
russische Revolution schon längst anerkannt. Die letzten
Wahlen haben bewiesen, daß es eine Million Arbeiter und
Bauern gibt, welche nicht nur die Sowjetregierung anerkennen,
sondern welche der durch die russische Revolution geleisteten
Arbeit mit Begeisterung zustimmen und welche diese Regierung,
die hier sitzt, nicht anerkennen. (Potlesk komunistických
poslancù.)
Zum Schluß gestatten Sie mir eine kleine persönliche
Bemerkung zu machen. Es ist nicht meine Gewohnheit, auf persönliche
Anrempelungen zu reagieren. Aber in der letzten Zeit ist im Zusammenhang
mit unserem Standpunkt zum Selbstbestimmungsrecht der Völker
gegen mich hier und auch anderswo der Vorwurf erhoben worden,
aus den Novembertagen von 1918, daß ich für einen gewaltsamen
bewaffneten Widerstand gegen die Republik gesprochen habe. Gestatten
Sie mir darauf nur eine einzige Bemerkung: Wenn jemand von uns,
und ich schäme mich dessen nicht, der Ansicht war, daß
man der gewaltsame Einordnung eines Volkes in einen Staat mit
Waffen Widerstand leisten kann, so gereicht ihm das nicht zur
Unehre. Das ist nur eine Frage der Zweckmäßigkeit.
Und wenn wir damals einen Fehler gemacht haben, so bestand unser
Fehler politisch darin, daß wir damals, im November 1918,
die Revolution in Deutschland für eine wirkliche Revolution
hielten. Aber seien Sie unbesorgt. Wenn die Frage wieder akut
wird, dann werden wir auf dem Jeschken und anderswo Kanonen aufmarschieren
lassen und, ob wir sie gegen Berlin oder Prag richten, wird einzig
davon abhängen, wo der Sitz der Konterrevolution und wo der
Sitz der Revolution sein wird. (Souhlas a potlesk komunistických
poslancù.)
Hohes Haus! Mein verstorbener Freund Seliger hat einmal
die Geschäftsordnung dieses Hauses als den Strick um den
Hals der èechoslovakischen Abgeordneten bezeichnet. Meine
Herren! Wir, die Mitglieder der deutschen sozialdemokratischen
Fraktion empfinden dies bei jedem Augenblick und tragen die Geschäftsordnung
nur als eine Zwangsjacke, in der es kein parlamentarisches Leben
und kein parlamentarisches Atmen gibt. (Potlesk na levici.)
Vor Beginn dieser Session habe ich mich im Auftrage unserer
Fraktion an den Präsidenten des Hauses mit der Bitte gewendet,
uns Gelegenheit zur Feststellung unseres Standpunktes zu den Sprachenverordnungen
zu geben. Der Antrag wurde abgelehnt. Als wir dann vom Rechte
Gebrauch machten, im Rahmen der ersten sich darbietenden Debatte
unseren Standpunkt darzulegen, werden wir von höchster präsidieller
Seite dieserhalb angeklagt.
Hohes Haus! Wir haben uns heute wieder an den Herrn Präsidenten
mit der Bitte gewendet, obwohl wir schon einmal gesprochen haben,
uns die Möglichkeit zu geben, hier noch einmal das Wort zu
ergreifen. Auch das wurde abgelehnt und wir auf den engen Rahmen
einer Bemerkung verwiesen, so daß wir keine Gelegenheit
haben, zu den Darlegungen besonders des letzten Redners Stellung
zu nehmen. Hier eine kurze Bemerkung.
Ich habe den Namen des Abgeordneten Stivín bei meiner
Einzeichnung in die Rednerliste als ersten Pro-Redner feststellen
können, (Hört, hört!) und er ist heute durch
Gottes Wunder der letzte Redner geworden, der die Möglichkeit
hat, eine gesamte Nachlese über die parlamentarische Betrachtung
zu halten. (Výkøiky.) Ich habe selbstverständlich
nichts dagegen einzuwenden, daß ein Mitglied der èechoslovakischen
sozialdemokratischen Fraktion wann immer zu Worte komme. Nur soll
man auch anderen Parteien, wenn die deutsche sozialdemokratische
Partei im Schlußworte angegriffen wird, die Möglichkeit
geben, sich zu wehren. und man soll dann die Debatte wieder eröffnen
lassen oder aber eine Auseinandersetzung mit dem letzten Redner
gestatten. Ich bitte, Sie sagen immer, Demokratie ist Diskussion.
So zeigen Sie das einmal wenigstens bei solchen Anlässen!
Ich möchte jetzt ganz kurz einige Feststellungen machen,
nachdem eine Auseinandersetzung nach höheren Gesichtspunkten
mit den Darlegungen des Herrn Abgeordneten Stivín unmöglich
ist. Der Abgeordnete Stivín hat die Behauptung aufgestellt,
daß wir als Teil der Opposition und als Partei eine Aussprache
über die Geldfälscheraffäre verhindern wollten
und daß uns diese Auseinandersetzung ungelegen kam.
Ich stelle fest, daß unsere Fraktion am 23. Jänner
1926 einen Antrag an das Präsidium richtete, in welchem wir
die Einberufung des Parlamentes verlangten und wörtlich Folgendes
schrieben: "Die Aufdeckung der Banknotenfälschungen
in Ungarn hat eine außenpolitische Lage geschaffen, die
nach der Stellungnahme der gesamten internationalen Öffentlichkeit
und vor allem der Kleinen Entente ernste Komplikationen nach sich
ziehen kann. Das Parlament muß daher über die durch
den Budapester Skandal geschaffene außenpolitische Lage
und vor allem über die Pläne der Regierung unterrichtet
und ihm die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden, zumal
sich nach offiziellen Meldungen der Ministerrat mit diesem Gegenstand
bereits wiederholt beschäftigt und einen ausführlichen
Bericht des Außenministers entgegengenommen hat".
Ich stelle fest. daß wir am 23. Jänner eine Aussprache
gefordert haben. Ich stelle fest, daß wir das dem Herrn
Präsidenten intimiert haben. Ich stelle fest, daß unser
Antrag den Gegenstand der präsidialen Beratung gebildet hat.
Ich stelle fest, daß Abgeordneter Stivín Mitglied
des Parlamentspräsidiums ist, ich stelle fest, daß
er von unserem Antrage Notiz nehmen mußte und auch Kenntnis
genommen hat, zumal er sich mit diesem Antrag in seinem Blatte
wiederholt auseinandersetzte.
Místopøedseda inž. Dostálek (zvoní):
Žádám pana posl. dr Czecha, aby
skonèil, nebo jeho øeènická
lhùta již uplynula.
Posl. dr Czech (pokraèuje): Ich stelle weiter
fest gegenüber den Konstatierungen des Herrn Abgeordneten
Stivín, daß wir diesen Antrag am 16. Feber
vor Zusammentritt des Hauses erneuert haben wieder mit demselben
Wortlaut und wieder mit demselben Wunsche nach Aussprache. Es
ist also die Behauptung, daß uns diese Auseinandersetzung
unlieb und unerwünscht, kam, durchaus unzutreffend. Ich stelle
weiter aber fest, daß nach der Rede, die wir gestern hier
von dieser Stelle aus gehalten haben, eine solche Anklage auch
sachlich durchaus unzutreffend ist, daß ferner die Behauptung
des Abgeordneten Stivín, als hätten wir nichts
anderes gemacht, als, wie es heißt, in großen Lettern
uns über die Sprachenverordnung auseinandergesetzt, durchaus
unzutreffend ist.
Místopøedseda inž. Dostálek (zvoní):
Upozoròuji pana posl. dr Czecha, že jeho
lhùta øeènická vypršela.
Posl. dr Czech (pokraèuje): Ich werde nur
paar Worte sagen. Hier haben Sie den Wortlaut der Rede. Hier haben
Sie die typographische Aufmachung (ukazuje noviny) und
Sie können durch eigenen Augenschein sich überzeugen,
ob die hier von dieser Stelle aus vorgebrachten Behauptungen des
Abgeordneten Stivín den Tatsachen entsprechen.
Ich muß schließen und werde ganz kurz noch paar Worte
sagen. Unsere Partei hat bisher immer bei allen außenpolitischen
Anlässen, bei allen internationalen Fragen ihre Pflicht getan
und wir würden dem Herrn Vorredner nur gratulieren, wenn
er sich eines gleichen internationalen solidarischen Verhaltens
bei früheren außenpolitischen Anlässen hätte
rühmen können. (Souhlas na levici.) Ich stelle
dies fest und verweise auf die Frage der Sanktionen im Jahre 1919
und 1920, auf die Ruhrkrise, die Reparationen, Oberschlesien,
die österreichische Sanierung und die ungarische Sanierung,
und lade alle Abgeordneten ein, die Stellungnahme der deutschen
sozialdemokratischen Partei gegenüber all diesen Fragen nachzuprüfen.
Ich schließe mit folgender Feststellung: Was wir hier gesehen
haben, das ist nichts als ein großes strategisches Ablenkungsmanöver
der Koalition von ihren Missetaten. Wir begreifen die fatale Lage
der Koalition sehr. Aber wir können der Koalition nicht helfen.
Sie hat sich selbst in die Lage gebracht. Im übrigen sehen
wir, soweit das Verhältnis zwischen uns und den èechischen
Sozialdemokraten in Frage kommt, ruhig der von dem Zentralorgan
der èechisch-sozialdemokratischen Partei angekündigten
Auseinandersetzung vor dem Forum der Internationale entgegen.
(Souhlas a potlesk na levici.)