Hohes Haus, sehr geehrte Damen und Herren! Die Kreise, die dem
Herrn Außenminister nahestehen, und seine Presse haben Unwillen
darüber geäußert, daß dem Exposée
des Außenministers von Seite der Opposition nicht die genügende
Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Wir können diesem Exposée
des Außenministers nicht die Bedeutung beimessen, die ihm
in seiner Presse und in seinem Kreise gezollt wird. Die Tatsache
des Exposées als solche und sein Inhalt waren für
uns eine schwere Enttäuschung. Das Exposée entsprang
nicht so sehr einer außenpolitischen Notwendigkeit als vielmehr
einer innerpolitischen Verlegenheit. Zwei Monate brauchte die
Regierung, um das Parlament wieder einzuberufen. Durch zwei Monate
konnte die herrschende Koalition sich nicht einmal auf eine bescheidene
und dürftige Tagesordnung einigen. Durch zwei Monate wurde
nach irgendeinem Gegenstande gesucht, der imstande wäre,
den elementaren Unwillen des Volkes, der beim ersten Zusammentritt
des Hauses sich zeigen und entladen mußte, auf einem Nebengeleise
harmlos verflackern zu lassen. Man scheute sich, ein Ventil zu
öffnen, durch das die berechtigten Beschwerden der Bevölkerung
zum Ausdruck gelangen könnten.
Wie die Tatsache des Exposées selbst, ebensowenig befriedigt
uns sein Inhalt. Es kommt selten vor, daß der Außenminister
die Gelegenheit wahrnimmt, um im Hause über die außenpolitischen
Zustände zu sprechen. Die Ereignisse der Außenpolitik
sind so zahlreich, schwerwiegend und umfangreich, daß wir
beim ersten Auftreten des Außenministers etwas mehr erwartet
hätten als eine bloße Monographie über einige
ungarische Geldfälscher. Viel ist geschehen in der Zeit.
Der große Vertrag von Locarno ist geschlossen worden. Ich
finde es begreiflich, daß man hier in diesem Hause von Locarno
nicht gerne spricht. Ich finde es begreiflich, daß namentlich
der Außenminister jedes tiefere Eingehen auf Locarno und
seine Bedeutung vermeidet, weil aus diesem Weltfriedensvertrag
nur zu leicht Ideen abgeleitet werden könnten, die auch in
diesem Staate den innerpolitischen Frieden fördern und im
Innern des Staates sämtlichen im Staate wohnhaften Völkern
Gerechtigkeit bringen könnten. Ich finde es begreiflich,
daß man nicht gerne von Locarno spricht zu einer Zeit, da
bei uns der Militarismus Triumphe feiert, zu einer Zeit, in der
die berechtigte Forderung nach Verkürzung der Dienstzeit
mit einem schroffen und brutalen "Nein" beantwortet
wird.
In dieser Zeit vollzog sich auch die Erweiterung des Völkerbundes,
und es wäre nicht uninteressant zu erfahren, welche Rolle
dabei unser Außenminister gespielt hat, eine Rolle, von
der mehr als die Vermutung besteht, daß sie nicht etwa der
Völkerverständigung und dem Völkerfrieden dient,
sondern dem Bestreben, den bestehenden Unfrieden und den bestehenden
Haß weiter bestehen zu lassen, entsprungen aus der Angst,
daß Deutschland durch den Eintritt in den Völkerbund
wiederum zu Bedeutung und, Ansehen kommen könnte, eine Bedeutung,
die sich auch sicherlich in der Stärkung der Stellung der
Deutschen dieses Staates auswirken müßte.
Wir lehnen dieses Exposé auch deshalb ab weil es unsere
Stellung und Beziehung zu Ungarn bedeutend verschlechtert. Der
Außenminister war zwar bemüht, öfters zu betonen,
daß unbedingt ein friedliches Verhältnis zu Ungarn
gewahrt werden müße und daß seine Stellungsnahme
keine Einmischung in die Verhältnisse Ungarns bedeuten soll.
Aber doch war das Exposé voll von versteckten Drohungen,
die allerdings nur mit dem Worte "Festigkeit" umschrieben
wurden, und voll von Forderungen, die Ungarn nie und nimmer bewilligen
kann. Schon die Aufmachung des Exposés war eine Herausforderung
an Ungarn, und das Echo, das die Rede des Außenministers
Beneš in Ungarn gefunden hat, zeigt auch, daß
sich Ungarn durch ihn herausgefordert fühlt. Auch das Echo,
das die Rede im Innern des Staates gefunden hat, zeigt, daß
man den Minister richtig verstanden hat. So glaubt der Abgeordnete
Dubický, aus der Rede des Außenministers die
Forderung herauslesen zu können, daß wir von Ungarn
einen Umbau des Staates verlangen müssen, eine Einmischung
in die Verhältnisse Ungarns, wie sie nicht schwerer und stärker
gedacht werden kann. Für jeden Staat ist es eine Herausforderung,
ja, fast eine Beleidigung, wenn der Außenminister eines
anderen Staates in ein im Zuge befindliches gerichtliches Verfahren
durch seine Erklärungen einzugreifen und dieses Verfahren
zu beeinflußen sucht, wie es hier durch die Erklärungen
des Außenministers Beneš geschehen ist.
Wir wollen friedliche Beziehungen mit Ungarn haben, damit unsere
Kaufleute und Industriellen, wenn sie nach Ungarn, einem unserer
wichtigsten Absatzgebiete, kommen, nicht durch die Bemühungen
des Herrn Beneš die Wege verlegt finden. Die Außenpolitik
hat mehr zu vertreten als lediglich das Staatsprestige zu wahren,
über die Grenzen zu wachen und den Staat nach außenhin
geachtet und gefürchtet zu machen. Die Außenpolitik
hat auch unserer Handelspolitik die Wege zu ebnen, um so eine
Lebensmöglichkeit für unsere Industrie und unsere Arbeiter
zu schaffen. Aber nur zu oft finden wir, daß gerade zu unserer
Exportindustrie durch die Tätigkeit des Außenamtes
die Wege verlegt werden, daß natürliche Absatzgebiete
durch die politischen Zwistigkeiten uns verschlossen werden. So
führt man auch den Kampf gegen das ungarische System ohne
Rücksicht auf die Schäden, die dadurch der eigenen Volkswirtschaft
erwachsen und die in der èechischen Presse gerühmten
Erfolge des Außenministers müssen gewöhnlich von
unserer Industrie und unseren Arbeitern doppelt und dreifach bezahlt
werden. (Souhlas na levici.) Unsere Textilarbeiter bezahlen
sie mit Arbeits- und Erwerbslosigkeit. Die Freundschaftsabschlüsse,
die der Herr Außenminister überall in der Welt vollzieht,
kommen uns gewöhnlich sehr teuer zu stehen und bringen uns
meist nur Ausgaben, neue Anschaffungen von Kanonen, Flugzeugen
und die Verlängerung der militärischen Dienstpflicht,
statt daß sie eine wirtschaftliche Resonanz auslösten,
die dem Volke im Staate eine Erwerbsmöglichkeit schafft.
Die Handelsstatistik zeigt ja, daß gerade die so viel verhätschelten
Länder der kleinen Entente unsere schlechtesten Kunden sind,
uns auf handelspolitischem Gebiete ganz und gar im Stiche lassen,
ganz besonders auch Frankreich, wie die Statistik des Warenverkehrs
ausweist. Man opfert den politischen Ideen die volkswirtschaftlichen
Werte und in einer gewissen Großmannsucht glaubt man genug
getan zu haben mit der Gewinnung politischen Einflusses in der
Welt, gleichgültig ob unsere Wirtschaft und unsere Industrie
dabei zugrunde geht.
Wir verteidigen nicht die ungarischen Fälscher. Über
die kriminelle Seite der Angelegenheit denken wir nicht anders,
als daß Verbrechen Verbrechen bleibt, gleichgültig
von wem und aus welchen Motiven die Tat begangen wird, weshalb
wir auch auf dem Standpunkt stehen, daß der Bruch des Eides
niemals durch politische Motive irgendwie gerechtfertigt werden
könnte. (Souhlas na levici.) Aber wir verwahren uns
gegen eines, nämlich gegen die politische Ausschlachtung
dieses Falles, die von der èechischen Presse und von allen
der Regierung nahestehenden Kreisen in der umfangreichsten Weise
betrieben wird, wir verwahren uns gegen die politische Ausschlachtung,
die Formen angenommen hat, daß ganz Europa den Kopf darüber
schüttelt. Es ist wahr, Personen der ungarischen Regierung
sind an der Geldfälscheraffäre beteiligt. Das gibt aber
lange noch niemandem das Recht, die ungarische Regierung als solche
samt und sonders mit der Geldfälscheraffäre in Verbindung
zu bringen, etwa die Politik des Staates als schuldtragend hinzustellen,
denn Ungarn ist ja nicht der einzige Staat, in welchem es Mitglieder
jener Kreise gibt, die der Regierung nahestehen, die sich gleichzeitig
mit Nebengeschäften befassen, auf die man nicht etwa das
Wort Moral voll und ganz anwenden könnte. Es gab solche Staaten
auch anderswo, nur mit dem Unterschied, daß in Ungarn die
Geldfälscher jetzt vor Gericht stehen, während man in
anderen Staaten Gesetze schuf, daß nicht mehr darüber
geredet werden dürfe und wo man jeden einsperrt, der davon
noch etwas zu sagen wagt. (Výkøiky nìmeckých
a komunistických poslancù.) Ich finde den Eifer
begreiflich, mit dem sich die èechische Öffentlichkeit
auf den Geldfälscherskandal geworfen hat, ich finde begreiflich,
daß die Koalitionspolitiker den Fall ausschlachten, um mit
der Lampe, die sie mit dem Öl ihrer Entrüstung füllen,
die eigene Tugend besser beleuchten zu können, um vergessen
zu machen, daß es auch anderswo Staatsmänner gibt,
deren Hände nicht sauber sind, daß anderswo Sachen
vorkommen, die zwar ans Kriminal streifen, aber nicht verfolgt
werden.
Während wir hier über die Frankfälscheraffäre
reden, zieht draußen der Frühling ins. Land, der Boden
taut auf und hunderttausende Augen schauen sehnsüchtig aus,
ob nicht in dem aufgetauten Boden die Grundsteine gelegt werden
für Häuser, denn Hunderttausende sind wohnungslos. Sie
alle fragen: Was geschieht denn heuer zur Behebung der Wohnungsnot?
Und diese hunderttausend armen elenden Menschen können nicht
begreifen, daß das Parlament zur Zeit der höchsten
Not keinen wichtigeren Gegenstand weiß als eine tagelange
Debatte über die Geldfälscheraffäre in Ungarn.
(Souhlas na levici.) Seit mehr als einem Jahr ist das Bauförderungsgesetz
außer Wirksamkeit. Ich will nicht behaupten, daß dieses
Gesetz ein geeignetes Instrument zur Behebung der, Wohnungsnot
gewesen wäre. Gewiß nicht. Es war ein schwacher Versuch
" aber doch ein Versuch, von dem wir erwarteten, daß
er sich einmal zur wirklich schaffenden Tat auswachsen würde.
Seit mehr als einem Jahre ist auch diese dürftige Hilfe zur
Bekämpfung der Wohnungsnot dem Volke genommen. Wir haben
als eine der ersten Taten der neuen Regierung und des neuen Hauses
eine Bauförderungsvorlage erwartet, mit der man der Wohnungsnot
wirklich zu Leibe rücken könnte. Zwar ist ein Entwurf
vorgelegt worden, man könnte ihn aber bestemfalls als eine
organisierte Bauschikanierung bezeichnen, keineswegs aber als
ein Gesetz zur Behebung der Wohnungsnot. Unter dessen wächst
in der Provinz die Wohnungsnot von Tag zu Tag, wächst dermaßen,
daß eine Volkskatastrophe droht, vor der man heute an maßgebender
Stelle Aug und Ohr zuhält. Stolze Stiftungen mit hochtrabenden
Namen werden gemacht. Ehren und stolze Titel werden an das Fürsorgewesen
gehängt, doch wird das wichtigste Gebiet der Fürsorge
vergessen, nämlich Wohnungen zu beschaffen, es wird gänzlich
vergessen, daß alle soziale Fürsorge bei der Wohnungsfürsorge
beginnt. Wenn man sich um Lungenkranke kümmert und ihnen
ein Heim baut, ist es zu spät. Die Fürsorge muß
beim gesunden Menschen beginnen, nicht erst beim Kranken. Der
Urgrund aller Fürsorge ist die Wohnungsfürsorge und
deshalb wäre es Pflicht einer Regierung, die den Anspruch
auf soziales Tun erhebt. (Posl. Wünsch: Erhebt sie ja
gar nicht!) in ihren Zeitungen schon - auf dem Gebiete der
Wohnungsfürsorge etwas Brauchbares zu schaffen. Angeblich
wurde der Entwurf wieder zurückgezogen. Wir wissen nicht,
wie lange es dauern wird, daß ein neuer Entwurf das Gehege
der Koalition passiert, welche Schwierigkeiten sich noch entwickeln
werden, Schwierigkeiten nicht auf dem Gebiet der sozialen Fürsorge,
sondern der Innenpolitik, die ja unsere ganze Fürsorge beherrscht.
Mittlerweile ist die Zeit zum Bauen verstrichen, da ja alle Gesetze
hier die charakteristische Eigenschaft haben, so bürokratisch
abgefaßt zu sein daß noch hundert Durchführungsparagraphen
erscheinen müssen, bevor ein Paragraph von jemanden verstanden
werden kann. Die Fürsorgegesetze sind bei uns bürokratisch
so verrammelt, daß ihre Anwendung fast unmöglich geworden
ist. So ist auch das heurige Jahr für das Bauen nach einem
Bauförderungsgesetz schon wieder verstrichen und die Armen,
die ihre Hoffnung auf das Parlament gesetzt haben, sind wiedereinmal
enttäuscht und betrogen worden. Wir halten es für dringlich
und notwendig, die Zeit der Beratungen mit Besprechungen über
dringende Volksnotwendigkeiten auszufüllen, darüber
zu beraten, wie der Not gesteuert werden könnte, alles Sachen,
die wichtiger sind als das Säbelrasseln gegen Ungarn, das
uns nichts einträgt und nur die Eitelkeit Einzelner zu befriedigen
imstande ist.
Man hat die große Debatte über die Frankfälscheraffäre
als Wellenbrecher gegen den Volksunwillen über die Koalitionsregierung
benützt die die wichtigsten und notwendigsten Belange des
Volkes außeracht läßt. Man benützt die Debatte
als Wellenbrecher gegen den elementaren Unwillen des deutschen
Volkes, der nicht mehr niedergehalten werden kann. Während
man hier im Parlament von Frieden spricht, während der Außenminister
erklärt: "Wir wollen Frieden nach allen Richtungen hin",
haben Sie im Inneren ein Werk geschaffen, das alles, nur nicht
den Namen des Friedens verdient, sondern ein Werk ist, welches
den Kampf und Haß unter der Bürgerschaft dieses Staates
verordnungs gemäß festlegt. Das sind die Sprachenverordnungen,
die dem klaren Wortlaut der Verträge, von Saint Germain widersprechen,
die Sprachenverordnungen, die der Verfassung widersprechen, ja
sogar auch dem von uns bekämpften Sprachengesetz selbst.
Der Herr Außenminister hat seinen Namen unter eine Verordnung
gesetzt, mit der ein Teil des Vertrages von St. Germain direkt
aufgehoben wird, mit der die Bestimmungen des Minoritätenschutzes,
die auch der Herr Außenminister in St. Germain mit unterschrieben
hat, für die Èechoslovakei außer Kraft gesetzt
werden, und der Herr Außenminister hat dadurch einen Teil
des Vertrages von St. Germain als Fetzen Papier erklärt.
(Sehr richtig!) Wir haben nichts dagegen, wenn er auf diesem
Wege fortfährt und den ganzen Vertrag von St. Germain in
denselben Papierkorb hineinwirft. (Potlesk na levici.) Wir
verwahren uns aber dagegen, daß nur jener Teil in den Papierkorb
kommt, in dem noch etwas von den uns so jämmerlich zugestutzten
Rechten verbrieft steht. Das war keine Locarnotat im Innern des
Staates und wird auch keine Locarnofrüchte tragen.
Durch diese Verordnung haben Sie ohne Rücksicht auf die Verwaltung,
ohne Rücksicht auf die Schwierigkeiten den Haß festgelegt,
Sie haben die Tätigkeit der autonomen Selbstverwaltungskörper
fast unmöglich gemacht, Sie haben es jedem èechischen
Heißsporne in der Provinz in die Hand gegeben, die Verhandlungen
im Gemeindehaushalte unmöglich zu machen und haben den Gemeinden,
die so schwer um ihre Existenz ringen, die aus dem Zusammenbruch
wieder halbwegs ein blühendes Gemeinwesen geschaffen haben,
die Arbeit auf diesem Gebiete vollkommen unmöglich gemacht.
Eine Verordnung, die den berüchtigten Hinauswurf der deutschen
Staatsangestellten, einen Hinauswurf, der gegen den klaren Wortlaut
der Verfassung verstößt, durch einen neuen Entwurf
verlängert und festlegt, den Abbau der deutschen Staatsbeamten
an dem die Staatswirtschaft schwer zu tragen hat, der die Staatswirtschaft
mit Hunderten und Aberhunderten Millionen belastet, die Sie den
notleidenden Staatsbeamten vorenthalten müssen, weil Sie
nicht genug Mittel aufbringen, um deren berechtigte Forderungen
zu erfüllen, der Abbau, der den erfahrenen, willigen und
arbeitsfähigen deutschen Beamten auf die Straße wirft
und dafür einige unqualifizierte Kräfte an seine Stelle
setzt, die nicht die Verwaltung führen, sondern in jeder
Weise nur stören können. Diese Sprachenverordnungen,
die ein solches Unding sind, daß sie sogar einem Fachmann
auf dem Gebiete der nationalen Vergewaltugung, Herrn Mussolini
als Entschuldigung dienen konnten, daß er darauf hinweisen
konnte: "Das ist eine Kinderei, was ich in Tirol mache, seht
einmal, was die Èechen in Prag tun!"
Deshalb lehnen wir das Exposé des Herrn Außenministers
ab und können kein Vertrauen haben zu einer Regierung, die
im Verordnungswege internationale völkerrechtliche Verträge
außer Kraft setzt und können auch dem Außenminister
kein Vertrauen votieren, so sehr er auch vorgeben mag, die Geschäfte
von halb Europa zu besorgen, wenn er nicht einmal imstande ist,
im eigenen kleinen Staate die von ihm selbst unterschriebenen
internationalen Verträge zur Geltung zu bringen und ihnen
hier Anerkennung verschaffen. (Potlesk na levici.)
Meine Damen und Herren! Nach längerem Winterschlaf und andauerndem
politischen Kuhhandel, dessen Schamlosigkeit nicht mehr übertroffen
werden kann, haben sich die èechischen Koalitionsparteien
unter dem Druck der Opposition endlich dazu bequemt, vorgestern
die Türen dieses Parlamentes aufzuschließen. Freilich
taten Sie es nicht, um endlich der von Ihnen so gepriesenen Demokratie
zu ihrem Rechte zu verhelfen, sondern im Gegenteil, als Auftakt
der Tagung des Parlamentes wurde einer der schwersten Gewaltakte
gegen die in diesen Staat gegen ihren Willen hineingepferchten
Minderheiten gesetzt, wie man sich ihn brutaler nicht vorstellen
kann, Mussolini macht Schule in Europa und Švehla bemüht
sich mit Erfolg, den Beweis zu erbringen, daß er, gestützt
auf die èechischen Bajonette, gedeckt durch die Friedensschalmeien
Beneš' im Auslande, Mussolinis Gewaltmethoden bei
weitem zu überbieten vermag. Unter Bruch des als Innenminister
gegeben Wortes erließ er als Ministerpräsident eine
Sprachenverordnung, ein Sprachendiktat, einen Sprachenraub, der
im Gegensatz zu den wiederholten Versprechungen der Regierungen
in diesem Staate statt einer Verbesserung nur eine Verschlechterung
der sprachlichen Bestimmungen für die unterdrückten
Nationen in diesem Staate beinhaltet, wobei ich mit allem Nachdruck
darauf hinweisen muß, daß schon das Sprachengesetz,
auf welches sich diese Verordnung beruft, eine krasse Verletzung
des Minderheitsschutzvertrages und damit auch der Staatsgrundgesetze
beinhaltet. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Stivín.) Wenn man im aufgeklärten Zeitalter der
Demokratie mit einer solchen Schamlosigkeit über die Grundrechte
eines Volkes zur Tagesordnung übergeht, wie noch von keinem
Volke auf Erden, selbst in den Kolonien gegen unterworfene Negerstämme
vorgegangen wurde, so muß man fürwahr Mussolinis Worten
in der Welt Glauben schenken, der in gutgespiegelter Entrüstung
seine unterhörte Gewaltpolitik gegen die 250.000 wackeren
Südtiroler mit dem noch schrecklicheren Regiment der Moldaufranzosen
gegen das 31/2 Millionen Volk der Sudetendeutschen
begründen zu können glaubt. Ich befinde mich da in der
Beurteilung des jüngsten Gewaltaktes gegen uns Sudetendeutsche
in der Gesellschaft eines Mannes, den auch Sie nicht als unvernünftigen
Nörgler oder gar als Irredentisten hinstellen können.
Es ist ihr eigener Staatspräsident, welcher den Ausspruch
getan hat: "Ich halte den Raub an Sprache für eine Barbarei
des geistlosen Materialismus und des politischen Mechanismus.
Nicht durch Gewalt, sondern friedlich, nicht durch das Schwert,
sondern durch den Pflug, nicht durch Blut, sondern durch Arbeit,
nicht durch den Tod, sondern durch das Leben zum Leben. Dies ist
die Rede des èechischen Genius." So schrieb einmal
der Ethiker Masaryk bei Beurteilung des Verhältnisses
der Èechen zu den Deutschen. So spricht auch heute noch
der Außenminister dieses Staates, aber nur außerhalb
der Grenzen dieses Staates, d. h. er bemüht sich ständig,
der Außenwelt die Èechoslovakei als das Eldorado
demokratischer Freiheiten, der Demokratie höchster Potenz,
als den konsolidiertesten Staat Mitteleuropas hinzustellen, dessen
Bürger unterschiedlos mit Ausnahme von 3-4 politischen Narren
in Dankbarkeit für die Schöpfer dieses Musterstaates
ersterben. Diese Benešsche Einstellung ändert
sich in dem Augenblick, wo er in seinen Èechenstaat zurückkehrt.
Hier beugt er sich widerspruchslos der Staatsdevise: "Dieser
Staat ist ein èechischer Nationalsaat"; und nachdem
er sehr gut weiß, daß die èechische Bevölkerung
nur 48% beträgt, scheut sich dieser Friedensengel Beneš
durchaus nicht, die seit dem Jahre 1918 herrschende Unterdrückungspolitik
gegen die anderen Nationen mitzumachen, ja er ist als der Hauptschuldige
zu betrachten, weil er es mit großem Geschick bis zum heutigen
Tage verstanden hat, die öffentliche Weltmeinung über
die hier herrschenden tatsächlichen Verhältnisse hinwegzutäuschen,
und - es muß einmal das Wort, ausgesprochen werden - mit
Hilfe eines Aufwandes von jährlich vielen, vielen Millionen
Èechokronen diese Verhältnisse durch bewußt
falsche Informationen ins Gegenteil umzufälschen. Der Herr
Außenminister Dr. Beneš hat sich für diese
seine Fälschertätigkeit auch eine Begründung zurecht
zu legen gewußt, die ihn vor der Weltgeschichte reinwaschen
soll, und diese lautet: Alles im Interesse des èechischen
Nationalstaates, alles im Interesse der Aufrechthaltung des Friedens
in Mitteleuropa, alles im Interesse der Aufrechthaltung des brutalen
Machtfriedensvertrages von Versailles und Saint Germain. Auch
bei Beurteilung dieses Vorgehens kann ich mich aber auf die Ansichten
des, Herrn Staatspräsidenten Masaryk berufen, der
seinerzeit wörtlich geschrieben hat: "Aus Angst wenden
die Menschen Gewalt an, aus Angst lügen sie. Der Tyrann und
der Lügner hat Angst und Sklave ist gleichermaßen derjenige,
der anderen Gewalt antut." Schon an der Wiege dieses Staates
stand die Lüge Pate, denn schon in den Friedensvertrag, dem
diese Republik ihre Entstebung verdankt, wurde eine ungeheuerliche
geschichtliche Unwahrheit aufgenommen, als die èechischen
Unterhändler behaupteten, daß "sich die Nationen
Böhmens, Mährens und eines Teiles Schlesiens, wie auch
die Nation der Slovakei aus eigenem Willen entschieden haben,
sich zu vereinigen zwecks Bildung eines einheitlichen souveränen
Staates unter dem Namen Èechoslovakische Republik."
Die Auswirkungen dieser großen Geschichtslüge zu verhüllen,
dient in erster Linie die Außenpropaganda des Herrn Ministers
Dr. Beneš. Er ist daher der Hauptverantwortliche und
Hauptschuldige, denn die maßlose Unterdrückungspolitik
im Innern dieses Staates wäre undenkbar und unmöglich,
wenn es ihm nicht durch die ganzen Jahre hindurch gelungen wäre,
mittelbar und unmittelbar die öffentliche Weltmeinung zu
fälschen. Es ist heute kein Geheimnis mehr, daß Beneš
eine gute Presse besitzt. Er hat nur gegenüber anderen
Verfälschern den Vorteil, nicht in geheimen Kellerräumen
Notenpressen aufstellen zu müssen, um sich das entsprechende
Betriebskapital zu sichern.
Místopøedseda Stivín (zvoní):
Volám pana øeèníka za tento výrok
k poøádku.