Ètvrtek 18. února 1926

Wie wollen Sie es verantworten, daß im èechischen Staat heute 6 1/2 Millionen Èechen 3 1/3 Millionen Deutsche festhalten, die ohne daß eine Schwierigkeit in der Natur sonst wie vorhanden wäre, ebensogut zum deutschen Mutterlande gehören könnten? Doch damit will ich mich heute nicht beschäftigen, aber genau so wie hier ist man mit den Ungarn verfahren. Auch gegen diesen Staat haben sich die sogenannten Sieger, oder wie wir oftmals schon gesagt haben, die Leichenfledderer ausgetobt. Sie haben den Staat zerrissen, zerfetzt, Teile von ihm den Südslaven und den Rumänen hingeworfen und auch die Èechoslovakei hat sich einen fetten Bissen mit herübergeholt und hat heute gegen 800.000 Magyaren. Der Magyare selbst ist national durchglüht, beseelt von Vaterlandsliebe, nicht so wie der waschlappige Deutsche, der sich viel gefallen läßt, der national geschlechtslos ist, hoffnungsselig auf jeden Schwindel hineinfällt, der den Friedensvertag von Versailles unterschrieben hat, der nunmehr, wie Sie wissen, sich das Joch des Dawesplanes auflegen ließ, der Locarno unterschrieben hat, der nun auch noch in den Völkerbund hineinstolpert und zum Sklaven für die ganzeWelt geworden ist. Der Ungar ist ein ganz anderer Mann. Er trägt das schwere Leid seines Vaterlandes, er sieht das Land heute zerrissen, er ist vom Fieber durchglüht, weil das Land eingespannt ist in das Prokrustesbett des Vertrags von Trianon, der dem Staat nicht die Lebensmöglichkeiten gibt. An der Grenze siedeln Nachbarn, die jede Gelegenheit wahrnehmen, um Ungarn zu demütigen. Nehmen Sie einmal den ganzen Bestand der Kleinen Entente her! Jede Zusammenkunft wird mit der ungarischen Frage ausgefüllt. Sehen Sie sich nur ein einzigesmal an, welche Demütigungen die Èechoslovakei Ungarn seither zugemutethat! Ich will gar nicht davon sprechen, daß hier zu Lande der Haß gegen die Magyaren geradezu zur Überlieferung, zur Tradition gehört. Ich will nicht an die seinerzeitige Mobilisierung erinnern, nicht daran erinnern, wie sich die èechische Regierung damals sofort in die innerpolitischen Vorgänge Ungars eingemengt haben. Sie sind doch Demokraten, d. h. Sie behaupten wenigsten, es zu sein. Was heißt aber eigentlich Demokratie? Demo-kratein, d. h. das Volk soll herrschen. Wenn das ungarische Volk bestimmt, es wolle einen Herrscher oder eine Republik haben, so geht das die Èechoslovakei gar nichts an und sie hat sich in die innerpolitischen Verhältnisse nicht einzumischen, geradeso wie sie sich eine Einmischung des Auslandes natürlich verbeten würde. Anderseits aber zeigt die Art und Weise, wie hier die Demokratie gehandhabt wird, daß Sie eine ganz andere Auffassung davon haben; so haben wir den Ungaren verboten, daß kein Habsburger auf den Thron kommen darf. Ich bitte, ich bin kein Habsburgerfreund, ich betone das, damit mir nicht später in der Presse der Vorwurf gemacht wird. (Posl. Horpynka: Auch nie gewesen!) Jawohl! Aber ich betone, daß es Herrn Beneš nichts angeht, wenn sich die Magyaren weiß Gott wen auf den Thron setzen oder eine republikanische Staatsform einführen. Wir mischen uns in alles hinein. Beneš ist ja fort auf Reisen. Er führt den Titel Außenminister vollkommen mit Recht und kommt mir bereits wie der ewige Jude vor, der nie zur Ruhe kommen kann. Wir mischen uns in die deutschösterreichischen Verhältnisse ein, wir verbieten Deutschösterreich selbstverständlich den Anschluß an Deutschland und dergl. mehr. Wo irgend etwas ist, konspiriert und inspiriert Herr Beneš.

Ich komme wieder auf den Ausgangspunkt zurück. Die Ungaren haben sich also ein wenig zur Wehr gesetzt gegen den Vertrag von Trianon. Es ist der Gedanke aufgetauscht, auch auf der anderen Seite die Währung ein wenig zu unterminieren. Glauben Sie, daß die Èechoslovakei das nicht auch getan hätte, wenn wir so gescheit wären, wenn wir solche Leute hier gehabt hätten? Aber wir beziehen unsere Banknoten aus dem Ausland, wir können sie hier gar nicht machen, weil wir nicht die Zeichner und die Maschinen dazu besitzen. Ist es denn ein so großes Verbrechen, wenn die Ungarn aus patriotischem Gefühle heraus daran gingen, sich einem Feinde gegenüber, wie es Frankreich ist, schadlos zu halten, seine Währung ein wenig zu zerstören, wo sie am eigenen Leibe erfahren mußten, als nach den sogenannten Friedensverträgen durch die Inflation die eigene Währung vernichtet wurde, wieviel Elend und Unglück das im Gefolge hatte? Es ist für mich keine Frage, daß die ungarische Fälschergeschichte eine durchaus politische Angelegenheit ist, keine Privatangelegenheit der Herren Windischgrätz und Genossen, sondern eine rein politische Sache. Die Personen, die ganzen Umstände sprechen dafür. Die Ungarn haben sich eben mit dem Vertrag von Trianon nicht abgefunden. Der Krieg geht weiter. (Posl. Vávra: Takové profesory máme v Èeskoslovensku! Pan dr Schollich má mládež ve svých rukou! - Výkøiky, hluk.) Sie müssen mit mir schon deutsch reden, wenn ich Sie verstehen soll. (Posl. Sedláèek: Od republiky béøete peníze, a ještì k tomu dvakrát!) Die Herren zeigen da eine eigentümliche Auffassung. Wir sind ja selbstverständlich nur dazu da, Steuern zu zahlen und alle Staatsbürgerpflichten zu erfüllen. (Výkøiky posl. Sedláèka, Vávry a Horpynky.)

Místopøedseda Stivín (zvoní): Žádám pány poslance, aby zachovali klid.

Posl. dr Schollich (pokraèuje): Ich meine es hat gar keinen Zweck, sich mit den Herren auseinandersetzen, die eine derartige Ansicht haben, die meinen, daß wir in diesem Staate nur zum Steuerzahlen da sind, daß wir uns alles gefallen lassen müssen und daß wir nicht einmal das Recht haben sollen, unserer Meinung hier Ausdruck zu verleihen. Es ist lächerlich, wenn besonders die èechische Gewerbepartei, die erst vor kurzem in die Koalition eingetreten ist, sich heute zum Anwalt dieses Systems aufwirft. (Výkøiky. Hluk. - Místopøedseda Stivín zvoní.) Wir werden uns, meine sehr Verehrten, von den Herren unser Verhalten nicht vorschreiben lassen, besonders nicht von den Vertretern der èechischen Gewerbepartei, die erst vor kurzem in die Regierung eingetreten ist, nur zu dem Zweck, damit sie auch am Futtertrog sitze, damit sie nicht zu kurz komme bei den verschiedenen Gaben, die hier abfallen. (Výkøiky. Hluk.)

Místopøedseda Stivín (zvoní): Prosím o klid. Žádám p. posl. Vávru a Kyncla, aby nerušili jednání schùze. Prosím pana øeèníka, aby pokraèoval.

Posl. dr Schollich (pokraèuje): Wir werden hier reden, wie es uns paßt, das heißt, wie wir wollen. Und wir werden es gerade so machen, wie Sie im alten Österreich, wo ja auch der jetzige Präsident Masaryk bis zum letzten Tage seinen Gehalt als Professor bezogen und unentwegt gegen den Staat im Ausland gearbeitet hat. (Výkøiky posl. Ostrého.)

Místopøedseda Stivín (zvoní): Žádám o klid.

Posl. dr Schollich (pokraèuje): Ich sagte vorhin, daß der Krieg durch die Friedensverträge noch lange nicht seinen Abschluß gefunden hat, sondern daß er unentwegt weitergeht, trotz aller Konsolidierung, von der so viel geredet wird.

Im Laufe des Krieges wurde das Wort geprägt, daß im Kriege alle Mittel erlaubt sind, um den Gegner im Kampfe auf die Knie zu zwingen. Meine sehr Verehrten, wenn Sie die Mittel, die zur Genüge verwendet wurden, mit dem unschuldigen Mittel einer Währungszerstörung vergleichen, dann müssen Sie doch zugeben, daß das ein Kinderspiel ist. Ich will nicht davon sprechen, daß das schon in früheren Zeiten vorgekommen ist. Ich will nicht darauf hinweisen, daß die Engländer seinerzeit, zur Zeit der französischen Revolution, zur Zeit der Assignaten, die französische Währung zerstört haben. Ich will nicht darauf hinweisen, daß Napoleon sich dieses Mittels bedient hat, um im Jahre 1809 die österreichische Währung zu zerstören. Ich will nicht davon sprechen, daß immer nach Kriegen diese Währungsschwindeleien aufgekommen sind. Ich frage nur: Wie kommen ausgerechnet die Èechen dazu, die sittlich Entrüsteten zu spielen. Wie kommen Sie dazu, die Sie doch während des ganzen Krieges und nach dem Kriege die Fälschung bis zur höchsten Blüte getrieben und bis zu einer Vollendung gebracht haben, die ihresgleichen überhaupt nicht in der Weltgeschichte hat? Wie gering ist diese Währungsfälschung der Ungarn gegenüber der Fälschung der Wahrheit während des Krieges, die ihren Ausgangspunkt von der Northcliff-Presse genommen hat, die durch vier Jahre unentwegt der Welt verkündete, was die Deutschen eigentlich für Barbaren sind, die das Märchen aufgebracht hat von der Kriegsschuld der Deutschen und dergleichen mehr. Heute noch, meine sehr Verehrten, kommen diese Märchen selbst in èechischen Lesebüchern vor. Dort wird darüber gesprochen, was wir Deutschen denn eigentlich für kulturlose Barbaren sind, obwohl Sie doch Ihre ganze Kultur von uns, von den Deutschen, übernommen haben. (Výkøiky na levici.) Ich will heute nicht davon sprechen, wie während des Krieges mit der größten Gewissenlosigkeit und Skruppellosigkeit alle die Märchen von den Kriegsgreueln aufgebracht wurden, wie das Märchen von dem Kinderfett, das da ein englischer General kürzlich in Amerika erzählte, der es aufgebracht hat und der sich nicht schämt zu verkünden, daß er mit solchen Waffen gekämpft hat. Ich will nichts erzählen von den verschiedenen anderen Märchen, von den abgehackten Kinderhänden, den gekreuzigten Mädchen, den Plünderungen und Schändungen. Ich könnte Ihnen hier genug Beispiele anführen. Als wir nach Rußland einmarschierten, bekamen wir diese Zeitung in die Hand. (Øeèník ukazuje noviny.) Unten steht, daß ein Franzose dieses Bild aus Belgien auf der Leinwand festgehalten hat. Da zeige sich die Kultur der Deutschen. "Deutsche Krieger gegen wehrlose Frauen und Kinder." Mit solchen Mitteln, meine sehr Verehrten, ist damals gekämpft worden. Es sollte ja der Kampf gegen Unkultur, gegen Barbarismus, gegen Brutalität und wie alle diesen schönen Schlagworte heißen, sein. Mit der größten Gewissenlosigkeit mit unvergleichlicher Grausamkeit ist man dabei zu Werke gegangen, das deutsche Volk niederzuzwingen. Ich will von den verschiedenen Greueltaten, von der Ermordung deutscher Kriegsgefangener, von dem Vorgehen der Engländer zur See, wo sie wehrlose deutsche Schiffbrüchige niedergeschossen haben, ich will von der Hinschlachtung verschiedener Kriegsgefangener, von dem Martyrium der Leute gar nicht sprechen, obwohl wir heute aus französischen und englischen Berichten genug Beispiele dieser Art haben.

Ich will nicht davon sprechen, wie man sittlich entrüstet war über den Unterseebotkrieg, während man auf der anderen Seite kein Wort gegen die Hungerblokade gefunden hat, gegen die Abschneidung der Zufuhr von Lebensmitteln gegenüber wehrlosen Frauen und Kindern, wobei Tausende und Abertausende zugrunde gegangen sind. Vier Jahre, meine sehr Verehrten, tobte sich List Betrug, Niedertracht und Gemeinheit aus und feierte Orgien und Triumphe ohne jede Hemmung und niemand auf der ganzen Welt hat dieses Vorgehen verurteilt, seine Stimme dagegen erhoben. Und nun, meine Herren, kommen Sie auf einmal und sind sittlich entrüstet über die Fälschungen in Ungarn! Ihnen steht das Recht nicht zu, besonders wenn Sie die Vorgeschichte Ihres eigenen Staates und seiner Gründung beurteilen. Ich will nicht beginnen mit der grandiosen Fälschung der Königinhofer Handschrift, von der Kette von Lug und Trug im alten Österreich. Darüber könnte man Bücher schreiben. Durch die Veröffentlichungen Masaryks, Benešs und Kramáøs ist vieles zutage getreten, Erinnerungen wurden aufgefrischt, wie Sie damals loyal waren, sich im alten Österreich überboten haben in Loyalität zum Kaiserhause, zum Staat und auf der anderen Seite den Staat trotz ihrer Loyalität zugrunderichteten und auf seinen Ruin hinarbeiteten. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Slavíèek.)

Weil wir schon hier in Prag sind und hier der Chauvinismus besondere Orgien feiert, will ich ein Beispiel von Prag selbst bringen. Die "Národní Politika" brachte am 24. Dezember 1914 einen Bericht über eine Stadtratsitzung. Dort heißt es: "Die Mitteilung der Morgenblätter, daß in unserer Stadt Flugblätter hochverräterischen Inhaltes verbreitet wurden, rief eine Debatte hervor, die folgenden Beschluß zur Folge hatte: "Der Stadtrat spricht einhellig im Namen der gesamten Einwohnerschaft ohne Unterschied der Nationalität sein tiefstes Bedauern darüber aus, daß Elemente, die sich jeder Verantwortung entziehen, durch ihre umstürzlerische Tätigkeit unser Prag in ein solches Licht bringen wollen, das keineswegs mit dem patriotischen Denken der gesamten Einwohnerschaft übereinstimmt, das unsere Stadt bei jeder Gelegenheit durch Taten und Äußerungen kundtat." (Výkøiky posl. dr Hnídka.)

Am 10. August 1915 schreibt die "Národní Politika", - das Blatt wehrt sich gegen den Verdacht, daß die Èechen nicht patriotisch seien: "... besonders die èechische Nation, die gleich in den ersten Tagen der Mobilisierung sozusagen in nichts anderem lebte als in dem Gedanken, mit allen Kräften zu einer nur allseits glücklichen siegreichen Durchführung des Krieges beizutragen, zu einer Heilung seiner unentbehrlichen Wunden und in der Hoffnung auf eine glückliche Zukunft des Reiches und seiner Völker. Es zeigt sich die freudige Bereitwilligkeit unseres Volkes, für das Reich und seine Dynastie Opfer zu bringen. All das legt Zeugnis ab von der grenzenlosen Ergebenheit zum Reiche, zum kämpfenden Heere und insbesondere zum Herrscherhaus."

Solche Äußerungen könnten wir genug anführen. Ich mache Ihnen aber durchaus keinen Vorwurf damit. Ich bin in allerletzter Linie derjenige, der Ihnen einen Vorwurf machen würde, daß Sie es so getrieben haben. Sie wollten diesen Staat eben nicht und benützten infolgedessen alle Mittel, um den Staat zu erschüttern und ihn zu untergraben. Gewiß, da haben Sie mit Ihren Anschauungen vollkommen recht, aber meine Herren, wenn Sie so im Glashause sitzen, dann dürfen Sie nicht mit Steinen werfen! Wer Butter am Kopfe hat, darf nicht an die Sonne gehen. Und Sie dürfen daher sich nicht auf die Sittenrichter aufspielen über die anderen, Sie dürfen den anderen dieses Recht nicht vorenthalten. (Souhlas na levici.)

Ich will nicht über das sprechen, was nach dieser Zeit geworden ist, mit welchem Mitteln Sie gearbeitet haben, um Ihren Staat herbeizuführen, ich will von den vielen Fälschungen der Herren Kramáø, Beneš, vom Memoire III und von den Fälschungen Hanuš Kufner usw. nicht sprechen. Aber Ihre eigene Unabhängigkeitserklärung will ich in Erinnerung bringen. Damals, am 18. Oktober 1918, wurde von einer vorläufigen von den Ententemächten anerkannte Regierung, bestehend aus Prof. Masaryk, Štefánik und Dr. Beneš, dem jetzigen Außenminister, eine Unabhängigkeitserklärung abgegeben. Sie sagt einleitend: "Wir tun dies deshalb, weil wir glauben, daß kein Volk gezwungen werden kann, unter einer Oberhoheit zu leben, die von ihm nicht anerkannt wird." (Hört! Hört!) Das haben Sie damals gesagt. Aber Sie sagten weiter: "Wir nehmen die Ideale der modernen Demokratie an und werden an ihnen festhalten, die jahrhundertelang die Ideale unseres Volkes waren. Wir nehmen die amerikanischen Grundsätze an, wie sie von Präsident Wilson aufgestellt wurden, die Grundsätze der befreiten Menschheit, der tatsächlichen Gleichheit der Völker und Regierungen, die alle ihre gerechte Macht aus der Zustimmung der Beherrschten ableiten." In dem Bestreben nach Fortschritt wird er - nämlich der èechoslovakische Staat - die vollständige Freiheit des Gewissens, der Religion, der Wissenschaft, der Literatur und Kunst, der Preß-, Versammlungs- und Petitionsfreiheit, verbürgen. Die Minderheiten werden durch eine ihrem Verhältnis entsprechende Vertretung geschützt werden. Die Minderheitsvölker werden gleiche Rechte genießen. (Výkøiky posl. Horpynky a posl. dr Hnídka.) Mit derartigen Fälschungen wurden die sogenannten Weltverteiler bei der Friedenskonferenz eingeseift von Herrn Beneš, Kramáø und Konsorten. Die Dummen, die damals beisammen saßen, sich anmaßten, die Welt zu verteilen, hatten ja nichteinmal die primitivsten Geographiekenntnisse. Und so haben sie in dem Schandfriedensvertrag von Versailles die Schuld Deutschlands für ewige Zeiten festlegen wollen; und so haben sie auch die Bestimmung in den Vertrag von St. Germain, die Lüge hineingenommen, daß die Völker dieses Staates sich freiwillig ohne Zwang in diesen Staat hineingefügt haben. (Výkøiky.) Meine Herren, zeigen Sie uns ein einziges Dokument, das Sie in diesem Sinne verwenden können, eine Willensmeinung des deutschen oder magyarischen Volkes, daß wir freiwillig in diesen Staat hinein wollten. Was Sie nach der Staatsgründung an uns verbrochen haben, welche ununterbrochenen Fälschungen hier vorgenommen wurden, von der Begründung der Verfassung bis heute, das aufzuzählen fehlt mir die Zeit. Das Märchen von dem Nationalstaat, das Märchen von der èechoslovakischen Sprache, das Märchen vom èechoslovakischen Volk, das Märchen von der Gleichberechtigung der Bürger: Schwindel, nichts als Schwindel, Betrug, nichts als Betrug. (Posl. dr Hnídek: Nemáte snad stejná práva?) Sie sprechen von der Gleichheit der Bürger: In hunderten und tausenden Fällen müßten wir feststellen, daß in diesem Staat mit zweierlei Maß gemessen wird, daß keine Gleichberechtigung vorhanden ist, daß es Rechte nur für die Èechen gibt und für uns nur Pflichten. Die Tausende von deutschen Beamten, die bisher von Ihnen hinausgeworfen worden sind, werden Ihnen erzählen können, daß sie nur deshalb hinausgeworfen wurden, weil sie Deutsche sind, trotz besserer Qualifikation, trotz Beherrschung der Staatssprache. Schauen Sie unsere Zentralbehörden an, nirgends ein deutscher Beamter, kein deutscher Minister. Die Tausende deutscher Offiziere, die den Dienst quittieren mußten, die ohne Pension weggejagt wurden, nur deshalb, weil sie Deutsche sind, die Tausende deutscher Arbeiter, die aus den staatlichen Betrieben erbarmungslos aufs Pflaster geworfen wurden, nur deshalb, weil sie Deutsche sind. (Výkøiky na levici.) Sie werden begreiflich finden, daß uns das Gefühl für Recht und Gerechtigkeit vollkommen verloren gegangen ist und daß man hier nurmehr von einer èechischen Gerechtigkeit sprechen kann. Nehmen Sie einmal die Bodenreform, die Wälderverstaatlichung, die Enteignung vielfach ohne Entschädigung oder mit geringer Bezahlung, ein aufgelegter Raub an deutschem Besitzstand. Umgekehrt, unsere Leute draußen sehen, wie diese weggenommenen Güter, der deutsche Grund und Boden, an èechische Neuadelige verteilt wird, ohne Geld vielfach, die das Geld zur Bezahlung erst aus den Gütern herausarbeiten müssen. So weit sind die sittlichen Begriffe hier bereits verschwunden, daß Sie demnächst daran gehen werden, die Bäder zu enteignen, die Fabriken zu enteignen. "Enteignen" - ein wunderbares Wort! Früher sagte man einfach Diebstahl, Raub und Betrug. Von dem Raub an deutschen Schulen will ich gar nicht sprechen, nicht von dem Raub an deutschem Volksvermögen durch die sogenannte Einlösung der Kriegsanleihe u. a. m. Der Herr Minister Beneš ist leider hinausgegangen, ich hätte gerne von dem Versprechen erzählt, das er gegeben hat, als das deutsche Landestheater hier "enteignet" wurde. Er hat versprochen, daß es zurückgegeben wird, weil das ganze sittliche Bewußtsein der Welt damals durch diese Schandtat aufgerüttelt worden war. Bis heute haben die Deutschen das Theater nicht zurückbekommen. Ich will nur einige wenige Beispiele herausgreifen, wie man in diesem Staate Worte und Taten auseinanderhalten muß. Ich will noch auf die Verfälschung der Volkzählungsdaten hinweisen. Im Senat hat damals der Ministerpräsident Èerný eine Rede gehalten und unter anderem gesagt: "Die Regierung war von dem Bestreben geleitet, die Volkszählung im Sinne des Gesetzes durchzuführen, die objektive Wahrheit sicherzustellen und jedem Staatsbürger ohne Unterschied der Nationalität die freie und uneingeschränkte Beantwortung der ihm vorgelegten Fragen zu sichern, insbesondere was das Bekenntnis zu seiner Nationalität betrifft. Sie wollte auch alle Parteien vor dem Mißbrauch durch unberufene Personen schützen. Ich wiederhole noch einmal, daß die Staatsverwaltung alle Vorsorge getroffen hat, daß eine durchaus objektive und gerechte Volkzählung durchgeprüft werde, mit dem Zweck, die objektive Wahrheit an den Tag zu bringen. Dieses Ziel wurde erreicht. Das Ergebnis der Volkszählung wird das getreue Abbild der wirklichen Verhältnisse sein." Nun, meine sehr Verehrten, vergleichen Sie: In Hultschin hat man auch die Volkszählung durchgeführt, es wurden 7.700 Deutsche gezählt. Jetzt bei den Wahlen wurden in Hultschin abgegeben 14.500 deutsche Stimmen, von jenen, die über 21 Jahre sind. Wenn Sie noch ebensoviel von denen unter 21 Jahren dazu nehmen, so kommen wir zu einer Zahl von mindestens 26 bis 29.000 Deutschen. Und 7.700 wurden nur gezählt. (Výkøiky.) Ich meine, das zeigt Ihnen ja, was Sie von der Volkszählung zu halten haben. So geht es weiter, eine Kette ununterbrochenen Betruges, von der Verfassungsurkunde angefangen, über die zahlreichen Minderheitenschutzverletzungen bis auf die heutige Parlamentsspielerei.

Místopøedseda Slavíèek (zvoní): Volám pana øeèníka za tento výrok k poøádku.

Posl dr Schollich (pokraèuje): Wenn Sie sich nun vorstellen, in welchem Rahmen sich der Parlamentarismus hier zulande abspielt, wie hier die Opposition verhöhnt, verspottet wird, eine Opposition, die beinahe die Mehrheit darstellt, dann muß man wohl daran zweifeln, daß die Èechen überhaupt wissen, was Parlamentarismus und Demokratie heißt. Wir haben schon Beispiele genug von gebrochenen Ministerworten, und es wurde vorhin vom Herrn Kollegen Dr. Czech das Ehrenwort angeführt, das der Herr Minister Švehla seinerzeit in der Sprachenfrage gegeben hat. Ich könnte noch mit anderen Ehrenworten aufwarten, um zu zeigen, daß den Herren, mögen Sie auf den Ministerbänken sitzen oder weiß Gott wo, jedes Mittel recht ist, um uns Deutsche zu betrügen und zu belügen und daß Ihnen selbst das Ehrenwort nicht mehr heilig ist. Ich will von den anderen Kapiteln, von der unglaublichen Korruption und dergleichen nicht sprechen. Aber weil sich die Herren über die Währungsfälschung in Ungarn aufregen: Was ist hier schon in dem Staate gestohlen und gefälscht worden von allen möglichen und unmöglichen maßgebenden Stellen! Man hat dem Herrn Minister Mièura vorgeworfen, daß er gestohlen hat, er hat bis zum heutigen Tage noch keine Konsequenz daraus gezogen und wir sehen umgekehrt, daß ein neuer Adel hier emporkommt, wie Minister und èechische Parlamentarier sich Güter kaufen, reich werden, während sie früher nicht einmal ein zweites Paar Hosen ihr eigen nannten. Was wollen Sie von einem Staate halten, wenn jetzt ein Viškovský Justizminister ist, der so viel Jahre hindurch das Unrecht, das den Deutschen durch die Bodenreform zugefügt wurde, ruhig hinnahm und duldete. Ich glaube, die èechische Justitia muß sich eine festere Binde umbinden, da sie total blind geworden ist, seit Viškovský an ihrer Spitze steht. Ich will nicht von der Korruption sprechen. Da ist unlängst ein Ausweis in den Zeitungen erschienen, wo es heißt, daß in den 6 Jahren des Bestandes der Èechoslovakei 513 öffentliche Funktionäre wegen strafbarer Handlungen verhaftet worden sind. Auf dem gleichen Territorium sind in Österreich in 50 Jahren nur 17 öffentliche Funktionäre bestraft worden. Das zeigt allein den vollständigen Verfall jeder Moral in diesem Staate. So wurde systematisch der Begriff von Recht und Gerechtigkeit, der Begriff von Aufrichtigkeit und Wahrheit vernichtet. Und die Herren brüsten sich doch noch mit ihren Großtaten. Stand doch unlängst in den "Národní Listy" von irgendeinem èechischen Patrioten geschrieben, er rühme sich heute noch dessen, daß er während des Krieges die Musterungskarten gefälscht habe, die auf B und C lauten. Er habe sie in A umgeschrieben, weil sie Deutsche und Magyaren betrafen, die an die Front abgehen mußten. Diesen aufgelegten Schwindel schildert der Mann öffentlich und hat nicht einmal das sittliche Bewußtsein, daß er sich damit selbst richtet. So, meine Herren, sieht das Recht in diesem Staate aus. Wir können also von einem èechoslovakischen Recht sprechen; denn hier ist Recht nichts ande es als brutale Gewalt, Vergewaltigung, Raub und Diebstahl auf allen Linien. (Potlesk na levici.) Man predigt uns heute von der Heiligkeit des Eides. Ich weiß nicht, wieviel Eide ich in meinem Leben schon in diesem Staate geschworen habe, in allen meinen Funktionen; und einmal hat ein Großer von Ihnen, ein Führer, Pater Zahradník, ein Geistlicher noch dazu - allerdings ein èechischer - unter anderem gesagt: "Wenn zu mir ein èechischer Legionär kommt und mir beichtet, daß er den Eid dem österreichischen Kaiser gebrochen hat, so werde ich ihn lossprechen." Eine derartige Auffassung hatte der Mann von der Heiligkeit des Eides. Und ich werde noch ein zweites Beispiel erzählen, das Ihnen vielleicht nicht bekannt ist. Ein ehemaliger Major der Österreichisch-Ungarischen Monarchie suchte nach dem Umsturze beim èechischen Ministerium an, daß ihm die vier Jahre, die er in der Kriegsgefangenschaft zugebracht hat, in die Pension eingerechnet werden. Das Ministerium entschied, daß die Bedingung des Gesetzes nicht erfüllt ist. Denn es verlangt das im Gesetze den freiwilligen Eintritt in die Legion vor dem 28. Oktober 1918. Er aber war erst nach dem Umsturz dazu gekommen. Er rekurrierte dagegen, beschwerte sich darüber, daß er doch gar nicht beitreten konnte, da er noch durch den Eid an den österreichischen Staat gebunden war und erst im Augenblicke, als der Staat zusammenbrach, auch sein Eid erledigt war und dann sei er sofort zum èechischen Heere gekommen. Der Vertreter des Verteidigungsministeriums vertrat die Ansicht, daß der seinerzeitige Eid für einen Èechen nicht bindend gewesen sei. Es sei Pflicht des Beschwerdeführers gewesen, noch vor dem Umsturze den Legionen in Rußland beizutreten (Posl. Horpynka: Also Pflicht zum Eidbruch!) Das ist eine aufgelegte Pflicht zum Eidbruch, wie Kollege Horpynka richtig sagt, das heißt mit anderen Worten: Wir können Eide schwören wie wir wollen, sie sind für uns in gar keiner Weise verpflichtend. Ich führe das ja doch nur an, ganz in großen Zügen, um nur zu zeigen, daß wir heute in diesem Staate vor einem Trümmerfelde der Moral stehen (Souhlas na levici.), daß von Ihnen jeder Begriff von Recht und Gerechtigkeit und Sittlichkeit seit Jahr und Tag systematisch niedergeknüppelt wurde. Denn das wird doch Schule machen; was sich heute hier abspielt, wird in der Schule durch chauvinistische Lehrer in die jungen Herzen hineingetragen und wächst heran. Was die Zukunft bringen wird, wie sich ein Staat, der auf solchen Säulen aufgebaut ist, wie sich dieser Staat ohne sittlichen Grund und Unterlage erhalten soll, das zu beurteilen ist nicht meine Aufgabe. Denn über diesen Staat habe ich mir nicht den Kopf zu brechen, das überlassen wir Ihnen, die Sie den Staat geschaffen und gegründet haben. Aber wir wissen, daß auch einmal der Tag kommen wird, wo das gemeuchelte Recht, die geschändete Freiheit und die vergewaltigte Wahrheit wieder zu Ehren kommen und Wert in der Welt gewinnen werden. Heute allerdings beherrscht die Welt ein großgewerbliches Verbrechertum, das vielfach die Staaten regiert, das in allen Staaten darauf ausgeht, die Völker zu unterdrücken und zu versklaven, nicht bloß das deutsche Volk, ganz genau so auch die anderen. Auch hier bei uns sind unsichtbare Mächte am Werke, ebenso in Frankreich und in den anderen Staaten. Und Sie sprechen heute von Demokratie und gebrauchen andere Schwindelworte. Aber wir sind mit Ihnen der Meinung, daß die Wahrheit siegt, daß dieses Wort richtig ist. Denn nach ewigen ehernen Gesetzen spielt sich der Lauf der Geschichte ab und mit unerbittlicher und zwingender Logik reihen sich die Geschehnisse der Weltgeschichte aneinander. So wissen wir und haben wir die felsenfeste Überzeugung, daß auch die Schandfriedensverträge von Versailles und St. Germain eines schönen Tages verschwinden werden vor der Macht des Rechtes auf Selbstbestimmung, weil früher in Europa keine Ruhe sein, weil es niemals zur Konsolidierung der Staaten und Völker kommen wird. Und dieses Recht der Selbstbestimmung werden Sie auch uns einmal geben müssen, mögen Sie darüber heute noch so lachen. Sie kämpfen heute dagegen mit dem Schutzgesetz und dergleichen mehr. Aber Sie können das Gefühl der Kultur- und Schicksalsgemeinschaft mit dem deutschen Volke nicht aus unseren Herzen reißen, und wenn Sie die Grenzen noch so sehr verrammeln. Heute, im Zeitalter des Radio, geht das deutsche Wort, deutsche Kunst und deutsche Kultur hinaus in die ganze Welt, und auch wir hier in diesem Kerker haben Gelegenheit, dies mitzuerleben und mitzumachen. Ich hätte Ihnen gewünscht, daß Sie Zeugen gewesen wären der Befreiungsfeier in Köln in der Nacht vom 31. Jänner auf den 1. Feber. Wie haben wir es mit empfunden in unserem Kerker, als dort die Vertreter des deutschen Volkes ihrem Gefühle Ausdruck geben konnten, daß sie frei sind von der Fessel, vom englischen Joche, das sie gewiß nicht so arg gedrückt hat, wie uns das èechische Joch hier drückt. Ich würde Ihnen nur wünschen, daß Sie rechtzeitig Einkehr halten und im Interesse Ihres Staates zur Vernunft kommen. Denn jede Geduld hat ein Ende, auch die Geduld des deutschen Volkes. Wir haben uns bisher sehr viel gefallen lassen, aber Sie werden erleben, daß auch unser Volk wie ein Mann aufstehen wird, um diese Fremdherrschaft abzuschütteln. Heil! (Souhlas a potlesk na levici.)


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