III. Schlesien.
Friedek:
Stadt Friedek. Für die Volkszählung wurden vom Regierungskommissär Tesaø 11 tschechische Zählkommissäre und 3 Revisoren, davon 2, deutsche, vorgeschlagen. Die Landesregierung setzte an Stelle der 2 vorgeschlagenen deutschen Revisoren auch noch Tschechen.
Die Zählkommissäre Rottek, Vašak, Raška, Kalus, Šuta, Gardelke, Uhitil, August Schmidt und Kuznik machten sich durch Übergriffe verschiedener Art der schwersten Verletzung der bestehenden Vorschriften schuldig.
Das Bestreben des tschechischen Regierungskommissärs Tesaø ging dahin, die deutschgesinnten und im deutschen Sinne erzogenen Friedeker durch die Zählkommissäre derart zu beeinflussen und einzuschüchter n. daß ihre Stimmen für die Deutschen verloren gehen sollten. Diesbezüglich machte er auch einer deutschen Abordnung gegenüber Andeutungen, indem er betonte, daß er es nicht anerkennen werde, wenn sich die genannten deutschfreundlichen Friedeker zur deutschen Nation bekennen werden.
Die Zählkommissäre Rottek und Vašak beeinflußten durch Androhung mit schweren Geld- und Arreststrafen, verletzten das Amtsgeheimnis durch Heranziehung der Polizei (so Rottek bei Frau Kostkiewicz); drohten mit Entlassung aus öffentlichen Diensten (so Kom. Vasak bei den Parteien Czapla, Lissek, Kuntschitzky u. a. m.); der Kom. Šuta drohte dem Rud. Polomsky, er werde das deutsche Einbekenntnis den tschechischen Werksarbeitern mitteilen: Weiters nahmen sämtliche Kommissäre bei deutschen Parteien willkürliche Änderungen in Rubrik 11 vor. Kommissär Vašak deutete bei der Partei Lent den Gesichtsausdruck als "tschechisches Aussehen" und trug die Partei trotz Protestes als Tschechen ein.
Baumeister Ing. Hans Pohl verweigerte dem Zählkommissär Raška eine Unterredung mit seiner Magd, um deren befürchtete Beeinflussung zu verhindern, und wurde ohne jede Einvernahme mit 24 Stunden Arrest bestraft. Aus demselben Grunde wurden Hotelier Chamad und Joh. Schön zu je 3 Tagen Arrest verurteilt. Herr Ing. Keßler (Staatsbeamter) erhielt 3 Tagen Arrest wegen einer Mißtrauensäußerung gegen den Zählkommissär.
Josef Orlik wurde mit seiner Schwester vom Magistrat in das Amtszimmer des Zählrevisors Kuznik vorgeladen. Der Zählrevisor verlangte eine Besprechung unter vier Augen. Trotzdem blieb noch ein Herr, angeblich als Beeideter, im Zimmer. Der Revisor versuchte nun zu wiederholtenmalen zu einer Abänderung der angegebenen deutschen Nationalität zu überreden. Da Orlik standhaft blieb, wurde mit ihm ein Protokoll aufgenommen, zu dem er aber die Unterschrift verweigerte.
F r i e d e k. Der Steueramtsdiener Josef Heger hat vor der Volkszählung zur Evidenzhaltung des seinerzeit angelegten Katasters bei drei Parteien Katasterblätter ausgefüllt. Aus diesem Grunde wurde er vom Reg.-Komm. Tesaø zu 14 Tagen Arrest verurteilt.
A l t s t a d t. Der Zählkommissär Oberlehrer Vašièek erschien in Begleitung einer angeblichen Lehrerin, namens Antonie Reineltová, bei Franz Böhnisch und beeinflußte die Frau in Abwesenheit des Mannes.
Zählkommissär Malik drohte mit Geldstrafe bis zu 2000 K und beeinflußte weiters durch Androhung von Gefängnis die Partei Wilh. Moskoø.
H r u s c h a u. Auf Grund des § 4 des Volkszählungsgesetzes wurden wegen Verbreitung des Aufrufes des deutschen Volksrates Teschen, bezw. wegen Ausgabe der Katasterblätter vor der Volkszählung nachstehende Herren bestraft: Sitzenfrey Franz 500 K, Mohelnitzky Leop. 200 K, Zeißberger Heinrich 50 K, Riedel Adolf 50 K.
Außer den Übergriffen der Zählkommissare wurden mehrere Personen, die sich zum Deutschtum bekannten, zur Bezirkshauptmannschaft Friedek vorgeladen. Die Betreffenden mußten Reise- und Zehrkosten selbst tragen. Die Zählkommissäre waren ausschließlich Tschechen. In vielen Fällen gelang denselben das Herauslocken der Unterschrift in der Rubrik "Anmerkung".
Der Zählkommissär Hromadka beanständete die Nationalität wegen tschechischer Abstammung, versuchte Änderungen vorzunehmen und zwang unter Androhung der Strafanzeige die Unterschrift bei den Parteien Jos. Zohner, Anna Hawelka, Frl. Kousal und Paul Hermann.
Der Zählkommissär Libarz beanständete die deutsche Nationalität bei Anna Reidel und erzwang angeblich zur Bestätigung der deutschen Nationalität nochmalige Unterschrift auf einem neuen, leeren Bogen.
Der Zählkommissär Škopek verlangte ohne Angabe von Gründen nochmalige Unterschrift in der Rubrik "Anmerkung" bei den Parteien: Rudolf Haas, Ottilie Beck, Marie Becker und Emilie Schurek.
Jägerndorf.
Stadt und Bezirk Jägerndorf. Trotz des fast reindeutschen Charakters der Stadt, wurden neben 18 Deutschen 8 Tschechen zu Kommissären und 4 Tschechen aber nur 1 Deutscher zu Revisoren ernannt, wobei noch zu bemerken ist, daß der Deutsche, ein Oberlehrer, von keiner polit. Partei als Vertrauensmann anerkannt wird. Vorstellungen beim Bezirkshauptmann und beim Landespräsidenten Schramek blieben erfolglos. Von den 64 Gemeinden des polit. Bezirkes Jägerndorf wurde in 23 mittels Aufnahmsbogen gezählt, darunter in Städten wie Olbersdorf, Johannesthal, Hennersdorf und in Märkten und großen Gemeinden mit intelligenter Bevölkerung wie Markt Roßwald, Füllstein, Braunsdorf, Lobenstein, Hillerndorf.
Die Kreiskanzlei der deutschen Nationalpartei wurde durch die Bezirkshauptmannschaft willkürlich geschlossen.
Die tschechischen Unteroffiziere füllten rücksichtslos die Rubrik 11 in den Bogen der deutschen Rekruten mit der Eintragung "tschechisch" aus.
Der Zählkommissär Zdrahal benützte bei Elfriede Hartel die Abwesenheit des Mannes zur Beeinflussung durch Drohungen und nahm trotz Protestes eigenhändig Streichungen und Änderungen in Rubrik 11 vor.
Zählrevisor Ing. Malaš beeinflußte Herrn Rudolf Wedlich durch Versprechungen, Drohung mit Vorführung vor die Bezirkshauptmannschaft und machte eigenmächtige Eintragungen. Die Unterschrift wurde ihm verweigert.
Der Zählkommissär Srabri bezweifelte bei den Schwestern des Krankenhauses namens: Rhabanna, Gundeberga und Bona das freiwillige Bekenntnis zur deutschen Nationalität und erzwang die Unterschriften zu seinen eigenmächtigen Korrekturen.
Oderberg.
Stadtgemeinde Oderberg. 64% Deutsche, 30% Polen, 6% Tschechen. Es wurden ausschließlich tschechische, zum Teil sogar ortsfremde Zählkommissäre und Revisoren ernannt.
Der Stationsvorstand Tihelka (nicht Zählkommissär) beeinflußte in seiner Kanzlei den Eisenbahner Stephan Maèura mit Androhung der Dienstentlassung.
Der Zählkommissär Stratil trug während seiner Amtierung zwei Revolver in der Tasche. Er verlangte bei den Parteien Kasprzak, Marthin Koèur, Josef Pabik unter Androhung von Strafen und Denunzierung Abänderungen in den Zählbögen.
Der Zählkommissär Skalil erpreßte von Anna Cwiertniowa die Unterschrift unter Abänderungen, die er selbst vornahm. Der Zählkommissär Preßfreund beeinflußte Herrn Drapa durch Drohung mit der Anzeige und der Gemeindekommissär im selben Falle mit Dienstentlassung.
Z a b l o è i n. Der Zählkommissär Paral nahm trotz Protestes eigenhändig Streichungen und Änderungen vor und zwang die Parteien Jos. Kwasny und Karl Wolf unter Strafandrohungen zur Unterschrift.
Teschen.
14 Tage vor der amtlichen Volkszählung beauftragte der deutsche Volksrat, in Teschen seine Ortsgruppen, die deutsche Bevölkerung der Stadt mit Hilfe einer Liste aufzunehmen, die übersichtlich und praktisch die Arbeit erleichtern sollten. Die polit. Behörde schritt dagegen unter dem Vorwande einer Vor-Volkszählung ein, konfiszierte sämtliche Drucksorten und bestrafte sämtliche, bei dieser Aktion betroffenen Personen mit einer Geldstrafe von 100 K mit Zugestehung eines 3tätigen Rekurses.
Gemeinden: In der Gemeinde Bistøsitz ließ der Zählkommissär Svoboda die Rubrik 11, angeblich aus Mangel an Zeit unausgefüllt. Die Parteien: Sikora, Sztebel, Turoniova und Kupiec erhoben gegen diesen Vorgang schärfsten Protest.
In Nieder-Bludowitz bewog der Zählkommissär Olszar Josef mehrere Frauen in Abwesenheit der Männer (Bergleute) zu Streichungen und Änderungen in dem Bogen und verweigerte nachher den Männern die Einsichtnahme und Richtigstellung.
Troppau.
Stadt. Von 31 Zählkommissären wurden nur 7 Deutsche, von 7 Zählrevisoren kein Deutsche r. von 7 Ersatzmännern nur 2 Deutsche und zum Hauptrevisor ein Tscheche ernannt.
Die schlesische Landesregierung in Troppau hat unter Berufung auf die §§ 13 und 17 der Durchführungsverordnung zum, Volkszählungsgesetz die Einteilung der Gemeinde Troppau in Zählsprengel und die Ernennung der Zählkommissäre und Revisoren, sowie endlich die Bestimmung des Verfassers der Gemeindeübersicht in Troppau an sich gezogen, somit den Troppauer Magistrat als polit. Behörde erster Instanz bei Durchführung der Volkszählung ausgeschaltet. Die Zeitung "Deutsche Post" wurde innerhalb einer Woche dreimal beschlagnahmt, damit die Machenschaften der Zählkommissäre nicht veröffentlicht werden; darunter auch der Artikel "Die Volkszählung und das Herrenvolk", entnommen vom Nachrichtendienst, der von der Prager Zensur nicht beanständet wurde.
Übergriffe der Zählkommissäre.
Dex Zählkommissär Wolf zwang die des Lesens und Schreibens unkundige, 70jährige Johanna Eichler den Zählbogen zu unterschreiben, nachdem ex Streichungen vorgenommen hatte. Zählkommissär Svoboda zwang Frau Anna Geier unter der Drohung, ihr Mann werde seine Stelle verlieren, die Eintragung "deutsch" in "tschechisch" umzuwandeln.
Der Zählkommissär Kirchner zwang Frau Anna Wawretschka, sich als Tschechin zu bekennen und beschimpfte Frau Berta Duckmann gröblich, als sie sich als "Deutsche" bekannte. Der bei der Landesregierung angestellte Chauffeur Raschendorfer wurde von diesem Kommissär mit Bestrafung und Dienstentlassung bedroht.
Ähnliche übergriffe der Zählkommissäre fanden in den Fällen Rothmayer, Pawlitschek, Zawedal statt.
Zählkommissär Sommer beeinflußte durch eigenmächtiges Vorgehen. indem er bei Josef Feilhauer den ganzen Bogendeutsch ausfüllte ausschließlich der Rubrik 11, die er mit "tschechisch" (èesky) ausfüllte.
A l t-L u b l i t z. Die Gemeinde legte Verwahrung gegen die ihr aufgezwungene Zählung mit Aufnahmsbogen ein.
Altzechsdorf u. Gr.-Glockersdorf. Die Gemeinden legten Verwahrung gegen die ihnen aufgezwungene Zählung mit Aufnahmsbogen ein. Grätz. Der Zählkommissär weigerte sieh bei Robert Volk die Rubrik 11 in Gegenwart der Partei auszufüllen.
Der Zählkommissär Lehrer Peè verweigerte dem Alois Vytøísal die Eintragung als "deutsch", drohte mit Arrest und Vorladung zur Bez.-Hptschft. und trug Frau Julie Petrik und ihre Familie trotz ihres Protestes als Tschechen ein.
Katharein. Die Zählkommissäre Bensch und Lindner machten sich vielfälliger Übergriffe schuldig und versuchten besonders im Hause Gebauer zu beeinflussen. Wer auf der Eintragung "deutsch" beharrte, erhielt die Rubrik 11 überhaupt nicht oder nur mit Bleistift ausgefüllt. Es liegen begründete Beschwerden der Familien Walig, Rasch und Pelka vor.
Lodnitz-Kreuzendorf. Der Zählkommissär sagte öffentlich vor Zeugen, für ihn wären nicht die Weisungen der Landesregierung, sondern die des Národní výbor maßgebend. Er habe gewisse Weisungen, welche Familien er als tschechisch eintragen müsse.
Jarkowitz. Der Zählkommissär Zika weigerte sich, die Familie Turek als "deutsch" einzutragen.
Mokrolasitz. Bei Anton Kopp begnügte sich der Zählkommissär mit der Angabe des Vornamens.
Schwansdorf. Die Gemeinde erlebt Protest gegen die ihr aufgezwungene Zählung mittels Aufnahmsbogens.
Hirschdorf. Die Gemeinde legt Protest ein gegen die ihr aufgezwungene Zählung mittels Konskriptionsbogen.
Nitschenau. Die Gemeinde verwahrt sich strengstens gegen die ihr aufgezwungene Zählung mittels Konskriptionsbogen.
Politischer Bezirk Troppau.
Skrochowitz. Die Parteien: Karl Sedlaèek, Alois Wosmik und Josef Mosler wurden drei Tage nach der Zählung von einem Herrn aus Troppau (nicht Zählkommissär) durch Androhung mit Geld- und Arreststrafen zur Abänderung und. Unterschrift beeinflußt.
Wagstadt.
Gemeinde Wagstadt. Verhältnis der Deutschen zu den Tschechen: 4/5 zu 1/5. Als Zählkommissäre wurden bestellt: 2 Deutsche und 9 Tschechen, davon einer als Begleiter des einen deutschen Zählkommissärs, welcher angeblich nicht genügend tschechisch verstand. In der Gemeinde befinden sich genügend tschechisch sprechende deutsche Personen. Bei äer Bezirkshauptmannschaft hat die Behandlung des Volkszählungsaktes ein tschechischer Schreiber, der Mitglied des Národní výbor ist. Auch das an den Amtsleiter gestellte Verlangen, jedem der tschechischen Zählkommissäre einen ebensolchen deutschen beizugeben, wurde unter dem Vorwande der Verletzung des Amtsgeheimnisses abgelehnt, trotzdem dem einen Deutschen ein Tscheche beigegeben wurde:
Übergriffe der Zählkommissäre: Kommissär Lapeš trug die Partei Aloisia Fulkert trotz Protestes in Rubrik 11 mit "tschechisch" eigenmächtig ein; dasselbe tat er bei Josefine Hawelka.
Bei Franziska Kalaschek ließ derselbe Kommissär trotz Protestes die Rubrik 11 völligfrei, erschien abermals und verlangte unter Androhung hoher Strafen die Unterfertigung eines Strafprotokolls. Kommissär Bernkopf zwang die Aloisia Ressel durch. Drohungen mit Arrest und Geldstrafen, sich als Tschechin eintragen zu lassen.
Der Zählkommissär Nemetz verging sich in mehreren Fällen, z. B. bei Johann Christ, Wilhelm Burdik, dadurch, daß er trotz deutscher Angaben- und Protestes der Parteien den Bogen, auch Rubrik 11 nach eigenem Gutachten tschechisch ausfüllte.
Der Kommissär Sommer machte ohne die Parteien zu befragen (z. B. Josef Feilhauer) selbständig Eintragungen.
Bielau. Die Parteien: Agn. Domlek, Antonie Theuer, Marie Janik, Kath. Czernohorsky, Anna Sellnik, Ther. Dombrovski, Hedw. Ostarek wurden zur Zählung in der Schule zum Z.-K. Lehrer Wanjek vorgenommen. Der Z.-K. erklärte, die Eintragungen bereits aus den Büchern gemacht zu haben und schickte die Parteien wieder heim. Die Parteien wurden als Tschechen eingetragen und protestieren dagegen. Der Z.-K. Lehrer Wanjek gab durch eigenmächtige Eintragungen 7 deutsche Schülerinnen als Tschechinnen aus.
Blaschdorf. Für diese Gemeinde wurden von der Bezirkshauptmannschaft doppelsprachige Drucksorten ausgegeben.
Trotzdem verwendete der Zählkommissär Wawretschka nur einsprachig-tschechische Zählbögen und verging sich gegen Parteien, die auf deutscher Eintragung in doppelsprachige Bögen beharrten auf das schwerste. So diktierte er der Frau Leopoldine Steirer deswegen eine Geldstrafe von 10.000 K; der Frau Theresia Floger drohte er mit Geldstrafe von 10.000 K; in anderen Fällen wie bei: Karl Richter, Josef Schlucker, Emil Zurek, Jos. Story, Anton Hlavy und Karl Beilnerdrohte der Kommissär mit Strafanzeige, Geldstrafen bis 1500K und Arrest von 2 bis 3 Monaten und verließ, ohne die Zählung vollendet zu haben die Wohnungen.
Königsberg i. Schl. Durch Beeinflussungen, Überredungsversuche und eigenmächtige Eintragungen machten sich clie Zählkommissäre Stonisch und Martinek der übertretung der Vorschriften bei Aloisia Flöget und Vinzenz Pasker schuldig. Weiters versuchten sie die Eltern zu bewegen, ihre Kinder aus der deutsch. Schule zu nehmen und in die tschechische zu schicken.
Eilowitz (Wagstadt). Der Z.-K. Pøikryl und der Revisor Fischa begannen die Zählung mit einsprachigen Formularen; angehalten, behaupteten sie, zweisprachige Formulare, gäbe es in der ganzen Tschechoslowakei nicht und beeinflußten deutsche Parteien, die ihnen daraufhin weitere Angaben verweigerten, mit Androhung von Arrest und Geldstrafen bis 10.000 Kè.
Polanka (Wenzelsdorf). In den Grenzhäusern trug der Zählkommissär die Familien Wawrosch und Tvrdy gegen ihren Willen als Tschechen ein und verwies sie mit ihrer Beschverde an das Gemeindeamt.
Stiebnig. Zählt rund 1700 Einw., die durchwegs Deutsche sind. Die von der Gemeinde als Zählkommissäre vorgeschlagenen, der tschechischen Sprache mächtigen beiden Lehrer wurden von der pol. Bez.-Verw. Wagstadt nicht ernannt. Hingegen wurden der tschechische Pfarrer Vallach und der tschechenfreundliche Gutsverwalter Gustav Matzenauer als Zählkommissäre bestellt.
Stiebnig (Wagstadt). Die tschechischen Zählkommissäre Hoffmann (Wagstadt) und Matzenauer machten bei zehn Parteien die Eintragungen trotz Protestes in tschechischer Sprache.
Tyrn. Für die Volkszählung wurden von der polit. Bezirksverwaltung für die Gemeinde Tyrn zwei Tschechen als Zählkommissäre bestimmt und die Vorschläge der Gemeinde gänzlich mißachtet.
Gegen diese Ernennung legt die Gemeinde den allerschärfsten Protest ein, da dieselbe in den Ortsverhältnissen nicht begründet ist. Unter der ansässigen Bevölkerung befinden sich nur 17 tschechische Familien, denen jedoch die tschechische Sprache vollkommen geläufig ist. Gleichzeitig legt der Gemeindevorstand Verwahrung dagegen ein, daß in der Gemeinde mit Aufnahmsbögen gezählt wird.
Von der Bezirksverwaltung wurden folgende Parteien wegen angeblich gesetzwidriger Angaben bei der Volkszählung ("deutsch"!) vorgeladen: Anna Michel, Marie Gebauer, Franz Gebauer, Marie Benirschka, Ferd. Sokol. Der Beamte Kubicka drohte diesen Parteien mit Geldstrafe von 10.000 K und Arrest bis 3 Monaten und beeinflußte sie in brutalster Weise. Ein ohne Wissen der Parteien verfaßtes, tschechisches Protokoll wurde diesen zur Unterschrift vorgelegt.
Der Zählkommissär - der Oberlehrer der Schule gab seinen Schülern Zettel mit dem Auftrage, die Namen und Geburtsdaten der Parteien einzutragen und so ausgefüllt ihm wieder zurückzubringen; auch bedeutete er den Schülern, welche Parteien nicht aufzunehmen sind.
Freistadt.
Zahlreiche Beschwerden über Beeinflussungen u. Eigenmächtigkeiten seitens der Zählkommissäre liegen vor. Eine Eintragung als "polnisch" in Rubrik 11 wurde überhaupt nicht zugelassen und in den meisten Fällen eine Änderung in "schlesisch" erzwungen.
Stadt Freistadt. Der Zählkommissär Danìk nahm den Gemeindebediensteten Moj, der sich als "Pole" eintrug, auf die Bez.-Hptmschft. mit, wo diesem ein neuer Bogen vorgelegt und er, diesen zu unterschreiben verhalten wurde; in weiteren Fällen, wie bei: Heinr. Prachanski, Jul. Wesely und Ludw. Michalski, nahm obiger Kommissär selbständig Streichungen und Änderungen in Rubrik 11 vor.
Der Z.-K. Moczkorz zwang mit Berufung auf angebliche, in der Nacht erhaltene Weisungen aus Prag alle Parteien, Rubrik 11 aus "polnisch" in "schlesisch" umzuändern.
Franz Pawliczk wurde, da er einigen Parteien auf ihr Ersuchen die Bögen ausfüllte, von der Bez.-Hptmschft. zu einer Geldstrafe von 1000 Kè verurteilt.
Dombrau. Bei Fr. Theresia Polyscowa strich der Z.-K. Šimièek eigenhändig und trotz Protestes 9 Personen als Polen und trug sie als Slowaken ein.
Lazy. Der Z.-K. Hamrlik nahm bei Frau Wojtek und Frau Dzida trotz Protestes der Parteien eigenmächtig Streichungen und andere Eintragungen vor.
Bei den Parteien: Franz Palazy, Josef Grzybek und Leop. Kaniadrohteder Z.-K. Èekaj mit Vorladung zwecks neuer Ausfüllung der Bögen.
Orlau: Der Z.-K. Pietras änderte trotz Verwahrung der Parteien bei H. Raszyk und K. Görnik die Rubrik 11 aus "polnisch" in "schlesisch" mit Berufung auf angebliche Weisungen.
Der Z.-K. Daèka gab bei Frau Kath. Konieczna die Bezeichnung "polnisch" nicht zu und versuchte unter Drohungen eine Abänderung zu erwirken.
Petrowitz. In den Fällen Babczinsky und Splezniak erklärte der Zählkommissär mit Berufung auf neue Verordnungen die Eintragung "polnisch" als unzulässig, beeinflußte auf Eintragung als "polnischer Schlesier" nahm eigenhändig diese Änderung vor und verlangte die Unterschrift.
Piersna. Josef Sztymon verlangte vom Kommissär die Ausfüllug des Bogens mit Tinte. Tagsdarauf erschien der Kommissär mit einem Gendarmen und Sztymon wurde zur Bez.-Hptmschft abgeführt, wo er wegen Übertretung des Volkszählungsgesetzes zu 500 Kronen. Geldstrafe, bezw. zu 14 Tagen Arrest verurteilt wurde.
Reichwaldau. Der Z.-K. Ondrejec beeinflußte zu Abänderungen und erkannte die von den Parteien ausgefüllten Bögen nicht an; den Parteien: Karol. Matuscek, Karl Luksza, Teofil Cichon, Franz Dzida und Heinrich Dofek legte er neue leere Bögen zur Unterschrift vor mit dem Versprechen, dieselben selbst ausfüllen zu wollen.
Im Falle Bajtek verlangte der Z.-K. Piha mit Berufung auf in der Nacht neu erhaltenen Weisungen die Eintragung als "polnische Schlesier".
Roy. Frau Marie Owczarzy protestierte gegezu die Ausfüllung des Bogens mit Bleistift. Tagsdarauf nahm dann ein Gendarm mit ihr deswegen ein Strafprotokoll auf.
Nieder-Suchau. Z.-K. Ing. Kobanek beanständete die Eintragung "polnisch" in Rubrik 11 und beeinflußte auf Abänderung durch Drohung mit Anzeige an die Bez.-Hptmschft. die Partei Joh. Rajdus.
Ober-Suchau. Der Z.-K. Kolaczek füllte trotz Angaben der Partei Rud. Molinek auf "polnisch" die Rubrik 11 mit "schlesisch" aus.
Steinau. Die bereits ausgefüllten Zählbögen wurden vom Kommissär nicht anerkannt und neue unter Beeinflussung auf Änderung in Rubrik 11 von "polnisch" in "schlesisch" vorgelegt. Die Angaben der Parteien: Mikinska, Zielina, Feber, Moskwa, Glombek, Friedel u. a. m. wurden von Kommissär nicht berücksichtigt!
IV. Hultschin.
Bezirk Hultschin.
Die Zählkommissäre arbeiteten mit den schärfsten Strafanordnungen. Von einem freien Bekenntnis zu einer Nationalität konnte keine Rede sein.
Stadt Hultschin. Elisabeth Dziekannek geriet mit dem Zählkommissär Lehrer Janke wegen seines groben Auftretens gegen ihre Mutter in Streit und wurde auf seine Anzeige zu 1000 K Geldstrafe oder 7 Tagen Arrest verurteilt. Die Geldstrafe steht in keinem Verhältnis zu ihrem Vermögen. Der Z. K. Lehrer (Name unbekannt) verweigerte die Eintragung als "deutsch" bei der Familie des Benjamin Kladziwa (8 Pers.).
Der Z.-K. Lehrer Chlapeèek ließ die Spalte 11 bei den Familien Swatzina und Petzuch unausgefüllt.
Bobrownik. Der Z.-K. Lehrer? Beeinflußte durch Überredung und Strafandrohung 2 Personen (Mägde) bei H. Wilh. Gradfisch.
Bolatitz. Josef Juraschek wurde zu 500 K verurteilt, weil er deutsch selbst einbekannte und deutsche Nationalität aufrecht erhielt.
Johann Paschek wurde auf Anzeige des Z.-K. Matera zu 2000 K verurteilt, weil er sich weigerte, sich mit seiner Familie als "tschechisch" einzutragen und die Stube zu verlassen. damit der Z.-K. mit Frau und Kindern allein sprechen könne.
Friedrich Bialek wurde zu 30 Tagen Arrest bezw. 1000 Kè verurteilt, weil er sieh gegen die Beschimpfung durch den Z.-K. wehrte.
Aloisia Smihorta wurde mit 300 Kè bezw. 14 Tagen Arrest bestraft, weil sie sich äußerte, sie wolle ihre Kinder deutsch erziehen, denn mit tschechisch käme man nicht einmal bis Troppau.
Ellgoth. Rein deutsch, 3 tsch. Zählkommissäre. Die Rubrik 11 wurde nicht in Gegenwart der Parteien ausgefüllt mit der Begründung, die Muttersprache sei mährisch, drohten mit Gendarmerie und Gericht und fälschten die Eintragungen.
Klingenbeutel. Deutschen Parteien wurde von den Zählkommissären gesagt, sie seien Mährer und hätten sich als Tschechen einzutragen.
Koblau. Marie Navrath wurde mit 4000 Kè und 48 Stunden Arrest bestraft, weil sie ihrem Gatten im Beisein des Z.-K. sagte, sie und die Kinder seien u. bleiben Deutsche.
Kostes. Auf Betreiben der Tschechen bei der polit. Behörde wurde die Volkszählung wiederholt. Deutsche Personen wurden unter Strafandrohugen und Einschüchterungsversuchen trotz Protestes als Tschechen eingetragen und sogar ortsfremde Leute herangezogen und mitgezählt.
Deutsch-Krawarn. In dieser Gemeinde wurden nur tschechische Drucksorten ausgegeben. Personen, die deutsche resp. doppelsprachige Bögen verlangten und auf deutschen Eintragungen beharrten, wurden streng bestraft u. zw. folgend:
Franz Trunczik 1000 K oder 4 Wochen,
Alois Weczerek 500 K oder 14 Tage,
Karoline Kerlin 200 K,
Anna Hudeczek 300 K oder 8 Tage,
Berge Kostitza 500 K oder 14 Tage,
Franz Hudeczek 500 K oder 14 Tage,
Benjamin Peterek 500 K oder 14 Tage.
Theresia Ferenz wurde trotz ihrer Angabe "deutsch" eis "tschechisch" eingetragen. Auf ihr Verlangen gab ihr der Z.-K. den Bogen zurück, behauptete aber, er sei ihm aus der Hand gerissen worden und weigerte sich, den korrigierten Bogen anzunehmen. Die Frau wurde verhaftet und nach Hultschin geführt. Unterwegs und in Hultschin wurde sie vom Wachtmeister bezw. Vom Gefangenenaufseher beschimpft und mit Reitpeitsche und Schlagring bedroht. In Hultschin erhielt sie die Weisung, den "Mund zu halten" und wurde entlassen.
Die Parteien Beathe Wilaschek, Josef Petrzik und Advokat Orel wurden schlafend angetroffen und ohne befragt und geweckt zu werden als Tschechen eingetragen.
Klein-Hoschütz. Der Z.-K. Lehrer Ratschek bedrohte den Josef Ondraschek mit Verhaftung, weil er sich weigerte, andere Fragen zu beantworten, als im Bogen enthalten sind.
Kuchelna. Die Vorsteherin des Mädchenpensionats, Agnes Plotzitza, wurde vom Z.-K. Walloch u. einem Wachtmeister beschimpft, weil sie sich weigerte den Bogen zu unterschreiben, bevor Rubrik 11 ausgefüllt war.
Franz Duda, Ludwig Duda, Georg Themer u. L. Klapettek wurden schlafend angetroffen und ohne geweckt zu werden als Tschechen eingetragen.
Der Aufseher Alois Morawetz erhielt für den 21. Feber vom Bez.-Ger. eine Vorladung. Da die Vorladung nicht auf seinen Namen lautete, ging er am 19. vorm. zum Gendarmeriepostenkommando, um zu erklären, daß die Ladung nicht für ihn bestimmt wäre. Ohne dies zu beachten, fragte ihn der Wachtmeister sofort, als was er sich bei der Volkszählung eingetragen hätte. Da sich Morawetz nicht scheute, sich als Deutscher zu bekennen, versetzte ihm der Wachtmeister sofort eine Ohrfeige und schlug solange mit der Faust auf ihn ein, bis Morawetz ohnmächtig zu Boden fiel. Der Wachtmeister jedoch mißhandelte den ohnmächtig am Boden liegenden noch weiter und trat ihn mit Füßen, drohte sogar noch mit dem Bajonett. Zeugen des Vorfalles waren die Köchin u. der Postenkommandant, die aber jede Aussage verweigerten!
Laut ärztlichem Zeugnis, ausgestellt von MUDr. E. Andersch in Ratibor, erlitt Morawetz folgende Verletzungen:
1. Zeichen einer Gehirnerschütterung.
2. Große, druckempfindliche, blutunterlaufene Anschwellung der Haut in der lk. Schläfengegend.
3. Mehrere blutunterlaufene, druckempfindliche Anschwellungen der Haut in der lk. Gesäßgegend.
Auf Grund dieser Verletzungen sind die Angaben des Verletzten durchaus glaubhaft.
Langendorf. Dem Frz. Pudzidl (5 Pers.) wurde die Eintragung der deutschen Nationalität verweigert.
Ludgerstal. Der Z.-K. Lehrer Šimon bedrohte Marie u. Emilie Kalwar mit Geld- und Arreststrafen und den Pfarrer Bitta mit Verhaftung. Den Peter Muris trug der Z.-K. trotz seiner Angabe als Tschechen ein und änderte diese Eintragung erst auf energischen Protest.
Markersdorf. Der Z.-K. Doležil verweigerte die, Eintragung der deutschen Nationalität bei den Familien Mathias Petzuch (7 Personen) und Abis Tkatzik (7 Pers.) und trug trotz Bekenntnisses zur deutschen Nationalität die Familie des Nikol. Willaschek und die Frau Muschalek als "mährisch" ein.
Koronin. Z.-K. Hart verweigert e den Familien Johann Muschalek und Joh. Antaczych die Eintragung als "deutsche" und drohte mit Arreststrafe.
Schepankowitz. Wehovsky Karl würde zu 100 K und 10 Tagen Arrest verurteilt, weil er mit dem Z.-K. nicht tschechisch sprach.
Josef Willasek wurde zu 100 Kè verurteilt, weil er die Ausfüllung in deutscher Sprache verlangte und noch 3 Tage Arrest dazu, weil er während der Urteilsverlesung nicht "habt acht" stand.
Hellebrand Joh. wurde mit 50 Kè bestraft, weil er sieh weigerte, die tschechische Liste zu unterschreiben. Aus demselben Grunde wurde Leonhartsch Joh. mit 50 Kè und 5 Tagen bestraft.
Heinr. Rattaj wurde zu 200 Kè verurteilt, weil er nicht zu Hause war, als der Z.-K, kam.
Emil Drastik wurde zu 100 K und 5 Tagen verurteilt, weil er dem Z.-K. zu wenig Ehrerbietung (Pfeife im Munde) zeigte und nur deutsche Formulare ausfüllen wollte.
Wrerblowetz. Den Familien: Frag Hajowsky (7 Personen), Franz Kluczka (7 Personen), Franz Konetzny (7 Personen) wurde die Eintragung als "Deutsche" verweigert.