Úterý 27. listopadu 1923

Ist dieses Vorgehen einer deutschen Gemeinde gegenüber nicht geradezu unerhört und skandalös? Ich frage, wenn das im alten Österreich einer èechischen Gemeinde geschehen wäre, wie hätte diese nicht getobt, Krawall geschlagen und alles in Bewegung gebracht. Nach diesen Erfahrungen müssen wir unbedingt verlangen, daß im allgemeinen das deutsche Schulwesen nur deutschen Fachbeamten unterstellt und in Mähren dem Ministerialrat Dr. Beran abgenommen wird, weil wir zu diesem Manne nicht das ge ingste Vertrauen haben.

Und angesichts dieser Veränderungen im mährischen Landesschulrate besitzt der Herr Minister Bechynì die Kühnheit zu erklären, daß sich nichts geändert habe und daß alles beim Alten geblieben sei. Gewiß wird man noch hie und da eine Sitzung der deutschen Sektion des Landesschulrates einberufen, einige harmlose Beschlüsse hier fassen lassen, in der Zwischenzeit aber schalten und walten die èechischen Referenten ganz nach Gutdünken und ohne jede Aufsicht. Denn die jetzigen deutschen Landesschulinspektoren fristen ja doch nur ein bedauernswertes Dasein ohne Einfluß und Macht, nur solange geduldet, bis es einem èechischen Chauvinisten einfällt, ihre Entfernung zu verlangen, damit ihr Posten mit einem èechischen Günstling deutscher Sprache besetzt werden kann.

Im übrigen sind die Landesschulräte bereits durchaus veraltet, viele Stellen sind unbesetzt und wäre es noch an der Zeit, endlich die notwendigen Neuernennungen und Veränderungen vorzunehmen, damit auch diese Körperschaften im Sinne wahrer Demokratie nach dem Willen der Bevölkerung und den Anforderungen der Zeit zusammengesetzt werden. Auch müssen wir weiters verlangen, daß endlich mit dem Sprachenunfug aufgeräumt wird. Im letzten Jahre hat sich die unglaubliche Praxis eingebürgert, daß die deutschen Bezirksschulausschüsse von der deutschen Sektion des Landesschulrates in Böhmen und Mähren die Erlässe ausschließlich in èechischer Sprache erhalten. Sinngemäß wird man gewiß im nächsten Jahre schon verlangen, daß die deutschen Bezirksschulausschüsse ihre Beschlüsse und Erledigungen an die deutschen Schulleitungen und Direktionen gleichfalls èechisch herausgeben müssen. Umgekehrt wird man natürlich auch verlangen, daß die deutschen Schulleiter, Oberlehrer und Direktoren an ihre vorgesetzte deutsche Schulbehörde in èechischer Sprache zu berichten haben, woraus man dann die Forderung nach Kenntnis der èechischen Sprache an jede Leiterstelle aufstellen wird. Man mag darüber heute vielleicht lächeln und meine Schlußfolgerungen als übertrieben hinstellen, ich habe aber in diesem Staate schon vieles auf nationalem Gebiete erlebt, was einem Menschen mit gesunden Sinnen im ersten Augenblicke übertrieben erschien, was aber doch später zur traurigen Wahrheit wurde, daß ich nichts mehr für unmöglich halte. Wir leben in einem Lande unbegrenzter Möglichkeiten und was noch nirgends war und sich noch niemals begeben hat, das ist im glorreichen èechischen Freiheitsstaate möglich.

Es ist doch gewiß keine übertriebene Forderung, wenn wir verlangen, daß die deutsche Sektion des Landesschulrates mit den unterstellten deutschen Schulbehörden in deutscher Sprache zu verkehren hat. Der § 5 des Sprachengesetzes vom 29. Februar 1920, S. d. G. u. V. Nr. 322, sagt ausdrücklich, daß der Unterricht und die Verwaltung der Minderheitsschulen in der Sprache der Minderheit zu erfolgen hat. Daraus kann wohl auch analog abgeleitet werden, da zur Verwaltung auch der ganze Schriftenwechsel gehört, daß die zur Verwaltung der deutschen Schulen bestellten Aufsichtsbehörden mit den unterstellten Leitungen in deutscher Sprache zu verkehren haben. Es ist bezeichnend für den chauvinistischen Geist, der in der Zentralschulverwaltung herrscht, daß wir um dieses selbstverständliche Recht noch kämpfen müssen. Ich sehe allerdings das Ziel, das die Herren anstreben, ziemlich klar. Es besteht darin, die wenigen Reste der Selbstverwaltung auf dem Gebiete des Schulwesens zu beseitigen, überall die deutschen Sektionen aufzulassen, das deutsche Schulwesen von Behörden verwalten zu lassen, welche in der Mehrheit èechisch sind, zur Beaufsichtigung Èechen oder èechisch gesinnte Leiter und Inspektoren zu bestellen, mit einem Worte, das ganze deutsche Schulwesen unter nationale Fremdherrschaft zu bringen. Auf diesem Wege, durch Beseitigung der nationalen Schulerziehung, hoffen sie, der ihnen von Frankreich gestellten Aufgabe, die 3 1/2 Millionen Deutschen im èechischen Staate raschest zu entnationalisieren, am ehesten gerecht zu werden. Wie eine solche deutsche Jugenderziehung nach dem Willen dieser Herren aussehen soll, darüber will ich wieder nur ein Beispiel anführen. In meinen Händen befindet sich ein Prüfungsbericht über ein deutsches Lesebuch des Ministerialrates Dr. Stráník, den er an das Ministerium erstattet hat und der zufällig in meine Hände geriet. Es handelt sich um die Fibel "Heimat". Herr Ministerialrat Dr. Stráník sagt unter anderem darin über "Heimat, Teil B":

"Mit überflüssiger Deutlichkeit ist an einigen Orten das Adjektivum "Deutsch" angeführt... die Überschrift auf Seite 99 "Aus dem deutschen Märchenlande" könnte ebenso gut heißen "Aus dem Märchenlande", oder einfach "Märchen"... Die Überschrift "Deutsches Haus und deutsches Land, schirm Euch Gott mit starker Hand" (Seite 10) könnte ausgelassen werden, da es in unserem Staate kein deutsches Land gibt."

"Auffällig ist es, daß in dem ganzen Lesebuch kein Lesestück über das Vaterland und seine Geschichte enthalten ist. Nach meiner Beurteilung würde es aber gewiß nichts schaden, wenn dem Kinde im 2. Schuljahr vor Augen geführt würde, in welchem Staate es lebt und welches die hervorstehenden Begebenheiten aus seiner Geschichte sind... bei den deutschen Kindern ist es noch viel nötiger, die Staatskenntnisse zu pflegen, als bei den èechischen Kindern... ".

Über Heimat, Teil C: "Auch in diesem Lesebuche für das 3. Schuljahr ist überhaupt kein Lesestück aus der èechischen Geschichte und aus dem Lesestücke unter Abteilung "Aus der Heimat" erfährt das Kind über die Heimat und das Vaterland so gut wie nichts. Überdies ist in dieser Abteilung überflüssigerweise eingereiht das Lesestück "Hausspruch: Deutsches Wort im Böhmerwald" (Seite 103) mit provokatorischer Tendenz und ein zu scharf national gefärbtes Lesestück "Deutsche Heimat" (Seite 113). Es ist richtig daß jeder Mensch auf seine Nation, auf seine Sprache, seine Sitten und Gebräuche stolz sein soll und man kann dieses Recht auch den Deutschen richt verwehren". Wie gnädig! Ich weiß aber nicht, ob es politisch ist, daß die Regierung des èechoslovakischen Staates solche Sachen den Deutschen in den Lesestücken einpfropft. Der deutsche Lehrer wird dies ja den Kindern auch ohne Lesebuch beibringen und es wird dies auch geschehen ohne Mitwirkung der Èechen. Endlich wäre dann auch der Satz zu streichen "Wir wissen, daß wir mit den anderen Deutschen zusammengehören und mit Ihnen das deutsche Volk bilden". Das führt direkt zur Irredenta. Gleichzeitig wäre auch die Übers chrift "Deutsche Heimat" und im letzten Satze das Wort "Deutsches Heimatland" ordentlich richtigzustellen. Was ist mit diesem deutschen Heimatland gemeint? Vielleicht das berüchtigte "Sudetenland"?"

Über Heimat, Teil D: "Auch in diesem Lesebuche wird ostentativ auf die Wunderbarkeit des Deutschtums hingewiesen. Das Lesebuch beginnt mit dem Liedchen "An die deutsche Jugend" und hat gleichzeitig eine Abteilung "aus der deutschen Märchenwelt". Der Teil "Aus der He imamat" beginnt zwar mit einigen sehr geeigneten Liedchen, die Heimat besingend, aber schon im 4. wird von der "Deutschen Erde" gesprochen und das Lesestück 113 enthält überraschende Ungeheuerlichkeiten. Nicht genug damit, daß für das èechische Volk der Ausdruck "Tschechen" gebraucht und daß von den Völkern Österreichs behauptet wird: "Jedes glaubte sich von den anderen unterdrückt", enthält es weiter diese herrlichen Sätze: "Da kam der Weltkrieg und sein unglückliches Ende." "Die Völker trennten sich nach ihren Sprachgebieten. Am 28. Oktober 1918 wurde die Èechoslovakische Republik gegründet. Im folgenden Jahre wurden ihr durch den Frieden von St. Germain auch die Deutschen in Böhmen, Mähren, Schlesien und in der Slovakei zugewiesen." Die Verkehrtheit dieser Sätze fällt so in die Augen, daß man nicht begreifen kann, wie sie überhaupt in das Lehrbuch hineinkommen konnten. - Leitmeritz apostrophiert das Lesestück Nr. 121: "Ein Posten stehst du an der Grenze deutschen Gebietes! Halte treu Wacht!" Wahrlich es drängt sich uns beim Lesen dieser Sätze die Frage auf: Leben wir noch in Österreich? Die Gegend von Leitmeritz bis zur sächsischen Grenze ist "Herrliches deutsches Heimatland" (Seite 123). Daß Reichenberg in "Deutschböhmen" liegt, kann uns allerdings schon nicht überraschen, obwohl Briefe mit ähnlichen Bezeichnungen von der Postbeförderung ausgeschlossen sind. Unter den in solchem Geiste geschriebenen Lesestücken fällt das Lied "Deutsche Arbeit, deutsche Art"! (Nr. 139) auf und zeugt von der großen, leider gerechtfertigten Verwegenheit der Verfasser dieser Lesebücher. Es ist zu verwundern, daß den Verlegern der Lehrbücher nicht aufgetragen wurde, bei allen Bezeichnungen von Ländern, Städten, Flüssen, Burgen u. s. w. in unserer Republik immer auch die èechischen Bezeichnungen anzuführen."

Über Heimat Teil E: "Das Lied: "Der deutschen Jugend zum Julfeste" wäre aus dem Lesebuche schon wegen seines Titels zu entfernen, da wir ganz gut wissen, was dieses Julfest unseren Deutschen bedeutet: umsomehr auch wegen seines Passus: "Aus deutschem Land alle Nachtgespenster zu fegen", dessen echter Sinn ja zu durchsichtig ist. Die hervorragendste Eigenschaft der Deutschen ist die Habsucht. Darin haben sich schon ihre germanischen Urväter ausgezeichnet, das haben die mittelalterlichen Deutschen bewiesen, selbst ihr Gönner Pøemysl Otokar II. warnt die Polaken mit eindringlichen orten vor der unersättlichen Gier der Deutschen, in unserem Jahrhundert aber, wie es scheint, hat sie ihren Höhepunkt erreicht und Europa mit Strömen des Blutes der Völker überflutet. Die Habgier geht soweit, daß die Deutschen sich sogar die Natur aneignen. Nach den Lesestücken 100 und 102 sind die Linde und die Eiche deutsche Bäume. Unser Bestreben muß sein, daß die Habsucht der Deutschen nach Möglichkeit gemäßigt werde und nicht vielleicht noch gepflegt und aufgemuntert wird und deshalb wäre es nötig, daß die beiden erwähnten botanischen Lesestücke ihres gesamten nationalen Charakters entkleidet werden.

Das Lesestück 141 trägt die Überschrift "Preßburg". Was soll das bedeuten? Es wurde doch amtlich kund gemacht, daß der Name Bratislava unübersetzbar sei und der Verleger des Lesebuches richtet sich danach tatsächlich bei seinen Rechnungsblanketten. Das ist also alles, was unter der Firma der Èechoslovakischen Republik der Schülerschaft der 5. Klasse zum Lesen aus der Vergangenheit unseres Staates vorgelegt wird. Ich sage darüber nur drei Worte: "Je to hanba! (Das ist eine Schande!) "

Diese Proben - ich habe nur einige Bruchstücke aus dem interessanten Berichte herausgegriffen - werden genügen. Sie zeigen, was die deutsche Schule zu erwarten hat, wenn sie èechischen Beamten ausgeliefert wird. Der Chauvinismus geht, wie man sieht, soweit, daß sogar der Gebrauch des Wortes "Deutsch" verboten werden wird, das heißt, mit anderen Worten, selbst die deutsche Schule soll in den Dienst der Èechisierung gestellt werden.

Das wir uns gegen einen solchen Angriff auf die deutsche Schule als unser höchstes Kulturgut mit allen Mitteln wehren werden, ist begreiflich und unsere selbstverständliche Pflicht als selbstbewußtes Volk.

Und nun gestatten Sie mir, daß ich einmal gegenüberstellend mit ein paar Worten auf die èechischen Schulverhältnisse in Wien zu sprechen komme, um zu zeigen, mit welcher Freigebigkeit hier seitens der Stadtgemeinde für die èechischen Schulbedürfnisse gesorgt wird. Nach dem Brünner Vertrag ist die österreichische Regierung verpflichtet, in Wien für die Kinder der österreichischen Staatsangehörigen mit èechischer Muttersprache öffentliche Schulen mit èechischer Unterrichtssprache zu errichten. Kinder èechoslovakischer Staatsangehörigkeit können in die Schulen zwar aufgenommen werden, kommen aber bei der Berechnung der Zahl der Klassen nicht in Betracht. In Wien gab es 1923 1582 èechische Schulkinder österreichischer Staatszugehörigkeit und 1946 Schulkinder èechoslov akischer Staatszugehörigkeit. Demnach hatten die Èechen Anspruch auf 1582: 42 d. i. 38 Schulklassen, in Wirklichkeit aber hatten sie 104, daher um 66 öffentliche èechische Schulklassen mehr. Während man den Deutschen in der Èechoslovakei jede Klasse, welche nicht 80 Schüler zählt, schließt, notwendige Exposituren und Zweckmäßigkeitsschulen einfach sperrt, werden in Wien bei der ohnehin niedrig angesetzten Schülerzahl von 42 èechische Schulen bei einem Klassendurchschnitt von 9-10 Kindern bestehen gelassen. So hat z. B. die Schule im XIV. Bezirk Stättermayergasse 27/29 bei insgesamt 103 èechischen Schüler österreichischer Staatszugehörigkeit 10 Klassen, die im 21. Bezirk Kuenberggasse 1 bei 61 Kinder 7 Klassen, da die Kinder èechoslovakischer Staatszugehörigkeit bei der Berechnung der Anzahl der zu errichtenden Klassen nicht mitzählen. So entgegenkommend hat sich die èechoslovakische Republik bei dem neuen Schulgesetz den Ausländern gegenüber nicht verhalten, denen würde man am liebsten den Schulbesuch ganz verbieten, ja diese wohlwollende Behandlung wie die èechischen Kinder in Wien genießen hierzulande nicht einmal die Knder der deutschen Zwangsbürger dieses Staates. Es geht in die Milliarden dö. Kronen, welche Wien den Èechen auf dem Schulgebiete zum Geschenke macht. Ich würde nur wünschen, daß sich bei den Èechen angesichts dieser Tatsachen das Gewissen regt, vorausgesetzt, daß sie ein solches überhaupt haben und daß sie sich das arme Deutschösterreich bei Behandlung des deutschen Schulwesens im Staate zum Vorbilde nehmen.

Daß es sich aber den Èechen darum handelt, daß deutsche Bildungsniveau überhaupt herabzudrücken, zeigt am besten die behandlung des deutschen Kulturverbandes. Welche Schwierigkeiten werden nicht dem Vereine gemacht, um die Errichtung von deutschen Privatschulen, die Erteilung von deutschem Privatunterricht unmöglich zu machen. Jede Schulerrichtung muß bis zum Obersten Verwaltungsgerichtshof durchgekämpft werden, siehe Benetzko, Schulbezirk Hohenelbe, Silberberg (Schulbezirk Klattau) u. a. Und ist hier endlich nach vielen Mühsalen den Deutschen ihr Recht geworden, beginnen die Schikanierungen der èechischen Behörden von neuem und es wird wieder von Anfang an amtsgehandelt. Jahrelang werden so Schulerrichtungen verhindert. Das Gesuch um Bewilligung zur Errichtung einer Privatschule in Frauendorf, Bez. Datschitz, brauchte vom 12. August 1920 bis zum 29. Mai 1922 zur Erledigung. Noch unerledigt sind die Gesuche wegen Altenberg, vorgelegt am 15. Dezember 1920 und 11. Jänner 1922, Deslawen, vorgelegt am 2. Februar 1922, Selsen, vorgelegt am 20. Jänner 1922, Röscha, vorgelegt am 2. Februar 1922. Wie kann mir der Herr Unterrichtsminister diese auffallend langsame Behandlung der Gesuche erklären? Ich bin allerdings überzeugt, daß auch diesbezüglich eine Ausrede gleich bei der Hand sein wird, nur Glauben darf sie nicht für sich beanspruchen. Wie weit die behördliche Sekkatur geht, beweist das Vorgehen gegen den Kindergarten in Frainersdorf, wo sogar eine Erhebung über die Nationalität der Kinder, welche diesen Kindergarten be uchen, angeordnet und durchgeführt wurde. Es scheint also, daß man die Lex Perek auch auf diese Kindergarten wieder schon anwenden will, wofür allerdings der Wortlaut des Gesetzes auch nicht die geringste Handhabe bietet.

Die gleiche Vernachlässigung, welche das deutsche Volksschulwesen erfährt, zeigt sich auch bei der deutschen Bürgerschule. bwohl mit Ministerialerlaß vom 22. März 1919, Zl. 11·147, die Errichtung sogenannter Sprengel- (Distrikts) Bürgerschulen genau ge-regelt ist und auch auf deutscher Seite das größte Interesse für diese Neueinrichtungen vorhanden war, hatten es die èechischen Behörden keineswegs eilig, die eingereichten deutschen Gesuche auf Errichtung solcher Bürgerschulen rasch zu erledigen. Viele Gesuche blieben bisher unerledigt und alle Versuche unsererseits, vorwärts zu kommen, die notwendigen Erhebungen zu veranlassen, waren bisher vergeblich. Durch all die Jahre war es nur möglich, 15 deutsche Bürgerschulen mit 39 Klassen zu erlangen. Dem steht als Gewinn auf èechischer Seite gegenüber z. B. im Jahre 1920 191 Schulen mit 608 Klassen, im Jahre 1922 41 Schulen mit 274 Klassen, zusammen 232 Schulen mit 882 Klassen.

Auf dem Gebiete des deutschen Mittel- und Fachschulwesens ging der Abbau auch im heurigen Jahre nach den schon früher festgelegten Grundsätzen weiter. Ein neuerlicher Schlag war hier die Auflassung des deutschen Gymnasiums in Weidenau, das allerdings angeblich als Untergymnasium erhalten bleiben sollte. Als aber mit Beginn des jetzigen Schuljahres die Kinder zur Neueinschreibung kamen, ereilte sie der Auflassungsbefehl des Ministeriums auch für die 4 unteren Klassen. Ich erblicke seit jeher eine besondere Pück sichtslosigkeit seitens des Unterrichtsministeriums darin, daß solche schwerwiegende Erlässe immer erst im allerletzten Augenblicke vor Schulbeginn, herausgegeben werden, wodurch die armen Eltern dann in die größten Schwierigkeiten kommen.

Ebenso rücksichtslos war die verfügte Auflassung der obersten Klassen des Mähr. Neustädter Gymnasiums, nachdem die 4 unteren Klassen schon früher abgebaut worden waren. Wie der Besuch dieser unteren Klassen, die seither als Kommunalanstalt weitergeführt werden, beweist, war und ist diese Anstalt nicht bloß lebensfähig, sondern für die ganze Gegend eine unbedingte Notwendigkeit. Auf Grund des tatsächlich vorhandenen Schülermateriales muß unbedingt verlangt werden, daß der Staat diese Anstalt übernimmt, bezw. wieder errichtet. Zum Auflassungserlaß des Ministeriums noch einige Worte. Es heißt hier: "Alle Lehrmittel, welche nach dem 1. September 1909 aus Staatsmitteln und zwar sowohl aus den Beiträgen der Schüler oder auch durch außerordentliche Dotation angeschafft wurden, sind an das èechische Staatsreformrealgymnasium in Neutitschein abzuführen." Entschuldigen Sie, wenn ich sage, daß diese Bestimmung jedem Anstande und jeder Gerechtigkeit Hohn spricht und wie eine besondere Grausamkeit anmutet. Was von deutschen Steuergeldern angeschafft, vom schwer verdienten Gelde deutscher Eltern mühselig im Laufe der Jahre zusammengetragen wurde, was deutscher Fleiß erhalten und unversehrt bewahrt hat, das uß nun einer èechischen Anstalt, die erst vor kurzem zur rascheren Èechisierung Neutitscheins gegründet wurde, als Geschenk übergeben werden. So handelt nur jemand, der an dem Schmerze des anderen seine besondere Freude hat und die Peitsche des Stärke en besonders fühlen lassen will.

Unverantwortlich ist es weiters, wenn die Schüler der oberen Klassen plötzlich auf das Pflaster gesetzt werden, statt die Anstalt ausla ufen zu lassen. Zwar das Ministerium ist entgegenkommend, es erklärt ich nicht abgeneigt, den "Schülern der jetzigen Klassen V, VI, VII, wenn sie nachweisen, daß sie gänzlich mittellos sind, Unterstützungen zur Frleichterung des Übertrittes an das deutsche Gymnasium in Olmütz zu gewähren, um ihnen die Fortsetzung der Studien zu ermöglichen". Ich warne schon heute die Eltern davor, auf solche Versprechungen große Hoffnungen zu bauen. Ich habe es im Falle "Friedk" erlebt, wo man das gleiche Versprechen gegeben hat, daß es Jahr und Tag dauerte, bis nach langwierigen Untersuchungen endlich einigen wenigen Schülern eine Unterrstützungg von 3-400 Kronen für das ganze Jahr ausgezahlt wurde. Daß dieser Betrag durch das Auswärtsstudium in einem Monate aufgebracht wurde, scheint das Ministerium in seiner weltfremden Abgeschiedenheit nicht zu wissen. Die Deutschen des Neustädter Ländchens werden dem Staate für diesen Faustschlag durch besondere Loyalität und Anhänglichkeit den gebührenden Dank abzustatten wissen.

Was nun das deutsche Hochschulwesen anbelangt, so zeigt ein Vergleich mit den èechischen Hochschulen am besten, die offensichtige Benachteiligung und absichtliche Zurücksetzung. Es erhalten die èechischen Hochschulen zusammen mit dem Investitionsprogramm rund 123 Millionen. Demgegenüber erhalten die deutschen Hochschulen zusammen 23,775.601 Kronen und in dem Investitionsprogramm zusammen rund 28 1/2 Millionen, d. i. 18·8% gegenüber 81·2% für èechische Hochschulzwecke. Demnach ergibt sich nach dem Bevölkerungsschlüssel bei einem Anteil der Deutschen von 31·4% in Böhmen, Mähren und Schlesien zusammen eine Benachteiligung von 12·6%. Diese Zahlen sprechen Bände. Man wird von èechischer Seite zur Verteidigung dieser grober Zurücksetzung behaupten, das deutsche Hochschulwesen sei eben schon ausgebaut, während man auf èechischer Seite erst daran gehen müsse, das unter Österreich Versäumte nachzuholen. Wer die Unterbringung unserer Hochschulen in Prag kennt, wird mit mir übereinstimmen, wenn ich sage, daß die altersschwachen Gebäude: Klementinum und Karolinum und erst die deutsche Technik auch nicht einmal den primitivsten Anforderungen entsprechen. Dabei komme ich gleich auch auf die Hochschulverlegungsfrage zu sprechen. Wenn der Herr Minister Bechynì unlängst gesagt hat, die Deutschen wären sich selbst noch nicht über die Verlegung der Hochschulen ins deutsche Sprachgebiet klar und einig, infolgedessen könne die Unternichtsverwaltung diesbezüglich nichts veranlassen, so kann ich ihm wohl im Namen der gesamten deutschen Bevölkerung darauf klipp und klar antworten, daß diese die Verlegung unbedingt und ehestens wünscht. Sollte vielleicht ein Häuflein Professoren darüber anderer Ansicht sein, so verkörpern diese gewiß nicht den Willen des deutschen Volkes. Es ist nichts als eine Ausrede der Unterrichtsverwaltung, wenn sie bisher zur Verlegung ihrerseits gar nichts getan hat und au ch heuer wieder kein Geld hiefür im Voranschlage zur Verfügung stellt.

Bei dieser Gelegenheit muß ich wohl auch auf die große Gefahr zu sprechen kommen, welche dem deutschen Volke durch die zunehmende und ungeheure Verjudung seiner Hochschulen droht. Ich habe das genaue Zahlenmaterial in meinem Antrage auf Einführung des numerus clausus zusammengetragen und niedergelegt. Diese Daten sprechen eine eindringliche Sprache und machen es verständlich, wenn von der deutschen Nationalpartei eine rasche und radikale Lösung und Bereinigung dieser Frage verlangt wird. Im Wintersemester 1922-23 besuchten die sogenannte deutsche Universität in Prag 3093 Hörer, davon waren 1175, d. i. 37·99 % Juden. Im Sommersemester 1923 waren unter 2836 Hörern 1075, d. i. 37·91% Juden. Es zeigt sich ein außerordentlich großer Zudrang der Juden zu den geistigen Berufen, so daß man geradezu von einer Überflutung des ganzen geistigen Lebens sprechen kann, was von uns als eine schwere Gefahr für unser ganzes Volkstum empfungen wird. Unter den Fakultäten weist die medizinische Fakultät bereits mehr Juden als Christen auf und machen hier die jüdischen Hörer im Wintersemester 1922-23 58·38 %, im Sommersemester 59·55% der Gesamthörerschaft aus. Wo das in der Zukunft hinführen muß, ist heute schon abzusuchen. Nicht weniger erschreckend ist die Zahl der jüdischen Professoren an der Prager Universität. Unter 258 Professoren sind 93, d. i. 36·05% Juden, wobei unter den 165 sogenannten "christlichen" Professoren bestimmt noch eine ziemlich hohe Zahl getaufter Juden sind, daher eigentlich nach den Rassengrundsätzen den Juden zuzuzählen sind. Angesichts dieser beschämenden Tatsache ist der Kampf der völkischen Studentenschaft um die Reinigung und Reinerhaltung der deutschen Hochschulen von jüdischen Elementen, wie er im Vorjahre tobte und wie er gerade jetzt wieder überall an allen Hochschulen geführt wird, durchaus verständlich, es ist auch vollkomen begreiflich, wenn die zum großen Teile verjudete Hochschulprofessorenschaft kein Verständnis für diesen völkischen Kampf aufbringt und wenn die jüdische Presse in schlotternder Angst durch Verschleierung der wirklichen Verhältnisse und der Ursachen dieses Kampfes die deutschbewußte Studentenschaft als Krawallmacher und Lausbuben hinstellt. Wir hingegen als ausgesprochene antisemitische Partei versichern unserer tapferen Studentenschaft in diesem Kampfe für deutsches Volkstum unserer wärmsten Anteilnahme und werktätigsten Unterstützung. Können heute die deutschen Hochschulen nicht mehr den Anspruch darauf erheben, als deutsche Bildungsstätten zu gelten, so soll und muß es unsere Aufgabe sein, dafür Sorge zu tragen, daß sie wieder ein Hort deutscher Wissenschaft, deutscher Bildung und deutsches Wesens werden.

Die gleiche Forderung müssen wir bezüglich des deutschen Mittel- und Fachschulwesens erheben, das gleichfalls eine erschreckende und überhandnehmende Verjudung zeigt. Wir verlangen, daß die deutschen Schüler von deutschen Lehrern unterrichtet werden, die ein Verständis für das deutsche Seelenleben und deutsches Mitempfinden besitzen und nicht einem wesensfremden Volksstamme angehören. Die angestrebte Reform des Mittelschulwesens muß sich nach Ansicht der Deutschen Nationalpartei auch auf diesen wichtigen Punkt erstrecken. Ich habe diesbezüglich einen Resolutionsantrag eingebracht, der lautet: "Die Zulassung von jüdischen Schülern und Lehrern an staatlichen Mittel-, Fach- und Hochschulen jeglicher Art erfolgt nur nach Maßgabe der Zahl der jüdischen Bevölkerung im Staate. Maßgebend hiefür ist das Ergebnis der Volkszählung vom 21. Februar 1921. Dabei wird der Berechnung die Rubrik über das Glaubensbekenntnis zugrunde gelegt."

Daß unser deutsches Hochschulwesen im allgemeinen dringend der Ausgestaltung bedarf, wurde schon des öfteren von deutscher Seite betont und auch diesbezügliche Anträge gestellt. Nach 5 Jahren èechischer Republik besitzen die 3 1/2 Millionen Deutsche dieses Staates noch immer keine deutsche Handelshochschule, keine montanistische, tierärztliche, Forsthochschule, keine Kunsthochschule, keine Hochschule für Leibesübungen, obwohl ihr Anspruch nach Zahl und Steuerleistung mehr als gerechtfertigt erscheint. Es ist ein unerträglicher Zustand, daß unsere Hochschüler, wenn sie sich diesen Fächern widmen wollen, entweder auf èechische Schulen angewiesen sind oder ins Ausland gehen müssen, wobei ihnen dann bei der Nostrifizierung ihrer Diplome die größten Schwierigkeiten gemacht und Nachprüfungen an den èechischen Anstalten vorgeschrieben werden.

Auch andere wichtige Schulfragen harren seit Jahren der Erledigung, obwohl von deutscher Seite zahlreiche Anträge diesbezüglich eingebracht wurden. Ich nenne nur einige davon: Der Bürgerschulgesetzentwurf, die Dienstpragmatik der Mittelschullehrerschaft, das Hilfsschulwesen, die Frage des Dienstverhältnisses und der Dienstbezüge der Kindergärtnerinnen, die Einreihung der Handarbeitslehrerinnen, die Reform der Lehrerbildung, die Hochschulkurse für die Bürgerschullehrerschaft, der Artikel IV. des Gesetzes vom 9. April 1920, Nr. 306, die Wiederherstellung der Lehrerparität und die berechtigte Forderung der Bürgerschullehrerschaft nach Einreihung in die Gruppe B, durch Senatsbeschluß vom 13. Juli 1922 als gerechtfertigt anerkannt, der Gesetzentwurf über die Schulinspektoren und deren Bezüge, die Regelung der Pensionistenbezüge, die Frage der Errichtung von Familienschulen u. a. m. Alle diese Anträge liegen im Kulturausschusse begraben. Meine Bemühungen in jeder Sitzung dieser edlen Körperschaft, die ein höchst beschauliches Dasein führt, scheiterten bisher an der vollkommenen Gleichgültigkeit auf Seite der Regierung und der èechischen Parteien allen diesen Fragen gegenüber. Da die Èechen ihrer Meinung nach über genügend Kultur verfügen - glauben sie doch in unglaublichem Eigendünkel, das erste Kulturvolk der Welt zu sein - scheint ihnen eine regere Tätigkeit des Kulturausschusses überflüssig zu sein.

Ich eile zum Schluß und fasse zusammen: Die bisherige Schulpolitik der èechischen Gewalthaber, die fortgesetzten Drosselungen deutscher Schulen, die stete Zurücksetzung bei der Ausgestaltung des deutschen Schulwesens jeder Art, wie sie bisher geübt wird und auch in den hiefür eingesetzten Beträgen im Voranschlage zutage tritt, flößt uns nicht bloß das größte Mißtrauen der èechischen Unterrichtsverwaltung gegenüber ein, in der noch immer keine deutschen Beamten und Fachmänner sitzen, sondern zwingt uns gerade zum schärfsten Kampfe gegen diesen Vernichtungsfeldzug. Unsere Forderung nach der nationalen Schulverwaltung, im Wesen jedes Volkstumes begründet und daher sittlich berechtigt, wird nicht früher verstummen, bevor sie nicht restlos erfüllt ist. Schöne Worte, welche der jeweilige Minister für Schulwesen und Volkskultur und die einzelnen Referenten immer für uns übrig haben, täuschen uns nicht darüber hinweg, daß es das offensichtige Streben der Èechen ist, das deutsche Volk zu einem Volke niedriger Kultur und Gesittung zu machen, unsere Jugend körperlich und geistig verkrüppeln zu lassen, um seine nationale Widerstandskraft zu brechen.

Dagegen werden wir uns zu Wehre setzen. In diesem Kampfe um die völkische Selbsterhaltung ist uns jedes Mittel, ob gesetzlich oder ungesetzlich, recht und gut, wenn es unserem Zwecke dient, ohne Rücksicht darauf, ob es den von der èechischen Mehrheit gemachten und uns aufgezwungenen Gesetzen entspricht oder nicht. Wollen Sie den Kampf mit dem deutschen Volke, so werden wir diesen Kampf zu führen wissen für unsere Freiheit, für unser Recht, für die deutsche Schule, für die deutsche Jugend. Das Ende dieses Kampfes kann aber nur das Ende dieses Staates sein. Hüten Sie sich daher, die Geduld des deutschen Volkes auf die äußerste Probe zu stellen; auch unser armes, heute geknechtetes und getretenes Volk wird seine Widerstandskraft wieder finden und könnte dann an seinen Peinigern für alle erlittenen Qualen und Leiden furchtbare Rache nehmen. Cavent consules! (Souhlas a potlesk na levici.)

2. Øeè posl. dr. Spiny (viz str. 679 tìsnopisecké zprávy):


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