Pøíloha k tìsnopisecké zprávì
o 232. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní republiky Èeskoslovenské v Praze v úterý dne 27. listopadu 1923.
1. Øeè posl. dr. Schollicha (viz str. 661 tìsnopisecké zprávy):
Meine Damen und Herren! Ich glaube, wir sollten solange warten mit der Behandlung des Schulbudgets, bis es der Herr Minister für Schulwesen und Volkskultur für notwen dig findet, hierher zu kommen. Ich bedauere, daß das Interesse des Staates, insbesondere des Unterrichtsministeriums, an dieser Debatte so groß ist, daß die Herren es nicht einmal der Mühe wert finden, die Beschwerden und sonstigen Dinge, die wir hier vorzubringen haben, sich anzuhören. Das charakterisiert am besten gleich einleitend den ganzen Geist, der in der Unterrichtsverwaltung zu finden ist. Ich bitte das Präsdium, zu veranlassen, daß der Herr Minister für Schulwesen und Volkskultur hier erscheine.
In Beantwortung einer eingebrachten Interpellation hat der Herr Minister für Schulwesen und Volkskultur Bechynì den Satz geschrieben: "Ich kann die Versicherung erteilen, daß ich dem Schulwesen unseres Staates ohne Unterschied der Unterrichtssprache volle Aufmerksamkeit widme und daß es mein Bestreben ist, sein hohes Niveau zu erhalten". Es geziemt sich nicht, daß ich als Angehöriger des deutschen Sklavenvolkes in diesem Staate Zweifel in die Wahrheit und Richtigkeit der Worte eines èechischen Ministers setze und mich etwa gar unterfange, zu behaupten und den Nachweis zu erbringen, daß diese schönen Worte in ihrer Gänze eine grobe Unwahrheit sind und nur den Zweck verfolgen, die leichtgläubige Öffentlichkeit durch Worte zu täuschen. Ich will dabei nicht untersuchen, ob für diese Unwahrheit der Herr Minister selbst verantwortlich ist oder nur der Beamte, der die Interpellationsbeantwortungverfaßte. Niewar der Bürokratismus im alten Österreich so allmächtig wie in unserem demokratischen Freiheitsstaate, in dem sich die Herrn Koalitionsminister daran gewöhnt haben, jeden Übergriff ihrer Beamten zu decken und zu entschuldigen, wenn es vielleicht einmal ein Volksvertreter wagt, gegen das eigenmächtige und einseitige Vorgehen eines Beamten Verwahrung einzulegen oder eine Ungerechtigkeit aufzudecken. Wenn wir dabei noch bedenken, daß besonders im Ministerium für Schulwesen und Volkskultur der größte Teil der Beamten der nationaldemokratischen Partei angehört, werden wir uns nicht wundern dürfen, daß auch ein Sozialdemokrat als Unterrichtsminister wie Herr Bechynì nur ein Werkzeug dieser Geistesrichtung ist und vieles in dem ihm unterstellten Amte geschieht, von dem er keine Ahnung hat.
Gestatten sie mir, daß ich mit Rücksicht auf die leider nur kurze Zeit, die mir zur Verfügung steht, in aller Knappheit einmal bespreche, wie groß das Wohlwollen seitens der èechischen Gewalthaber für unser deutsches Schulwesen ist und wie das Streben des Herrn Unterrichtsminister Bechynì, "sein hohes Niveau zu erhalten" in Wahrheit aussi ht. Ich will dabei zur Charakterisierung des Staates und sener Richtung vorausschicken, daß der Staat insgesamt für sein Schulwesen heuer 845 Millionen von einem Gesamtbudget von 19 Milliarden, d. i. 4 1/2 % vorausgabt, für Militärzwecke vergleichsweise 2300 Millionen gleich 14%. Ich will weiters erwähnen, daß die erzielten Ersparnisse im Staatsvoranschlage dieses Jahres nicht zum geringsten Teil auf Kosten des Schulwesens gingen, während man in den anderen Ressorts das Geld noch immer mit vollen Händen hinauswirft. Auf dem Schulgebiete aber zu sparen, hier notwendige Ausgaben jahrelang zurückzuhalten oder ganz zu verweigern, ist meines Erachtens eine schwere Versündigung an der Jugend, die sich in der Zukunft bitter rächen muß. Ich halte es auch für überflüssig zu erwähnen, daß die gemachten Ersparnisse durchaus auf Kosten des deutschen Schulwesens gehen, das herabzudrücken und verkümmern zu lassen, schon seit Beginn des èechoslovakischen Staates das offensichtige Bestreben der èechischen Gewalthaber ist. Ein Vorwand hiefür ist leicht gefunden und besteht in dem alten Märchen, das nun schon seit 5 Jahren in geistloser Eintönigkeit immer wieder erzählt wird, daß die Èechen im alten Österreich unterdrückt worden sind und ihr Schulwesen daher überall aus diesem Grunde zurückgeblieben ist. Auch der. Herr Unterrichtsminister Bechynì kramte in der bereits angeführten Interpellationsbeantwortung den alten Ladenhüter aus, um die offensichtige Benachteiligung des deutschen Schulwesens zu erklären, indem er sagt: "Wenn während desselben Zeitraumes mehr èechische Schulen derselben Kategorie errichtet worden sind, so ist in diesem Umstande nur eine Gutmachung des früheren Zustandes zu erblicken, der durch das ungerechte Vorgehen der österreichischen Behörden gegenü er dem èechischen Bürgerschulwesen verursacht worden ist." Derartige kühne Behauptungen können heute mit Aussicht auf Erfolg nu mehr im Wege der èechischen Auslandspropaganda im Auslande verbreitet werden, im Inlande, wo die wirklichen Verhältnisse bekannt sind, müssen wir schon dringendst ersuchen, uns mit solchen Redensarten zu verschonen. Ich stelle noch einmal ausdrücklich fest, daß, wie die Statistik beweist, eine Zurücksetzung der èechischen Bildungsbestrebungen im alten Österreich niemals und nirgends stattgefunden hat.
Demgegenüber aber können wir mit Daten beweisen, daß das deutsche Schul- und Unterrichtswesen im èechoslovakischen Staate seit 5 Jahren auf das Schwerste miß handelt und geknebelt wurde, wie die große Zahl der aufgelassenen Klassen und Anstalten - es sind dies rund 2000 - dies wohl am besten beweist. Es wird wohl niemand die Stirne haben zu behaupten, daò dieser Verlust allein durch die Kinderabnahme nach dem Kriege, also auf normalem Wege vor sich gegangen oder vielleicht dadurch entstanden ist, daß einige hundert èechische Kinder nach dem Umsturze die deutschen Schulen verließen. Mit welcher Rücksichtslosigkeit man deutsche Schulen behandelt und deutsche Klassen entvölkerte, habe ich schon des öfteren hier behandelt und in Interpellationen niedergelegt. Ich verweise bei dieser Gelegenheit neuerdings auf die ganz unglaubliche Art, wie in Mähren auch im letzten Jahre die sogenannten Reklamationen deutscher Schulkinder durchgeführt wurden, indem man einfach durch behördlichen Auftrag deutsche Kinder zum Besuche èechischer Schulen zwingen wollte. Der Oberste Verwaltungsgerichtshof hat schon einigemale bei Behandlung der eingebrachten Rekurse eine vernichtende Kritik an dem Vorgehen der Schulbehörden geübt und es als vollkommen ungesetzlich erklärt, daß das Unterrichtsministerium auf keine Beschwerdebegründung eingegangen ist, sondern sich bloß - und das ist der häufigste Fall - darauf beschränkte, die Beschwerde als völlig unbegründet zurückzuweisen.
Das Ministerium unterzieht sich nicht einmal der Mühe, die Beschwerde nach der sachlichen Seite hin zu prüfen, sondern deckt restlos alles, was ein chauvinistischer èechischer Bezirkshauptmann über Antrag eines tschechischen Minderheitsschullehrers oder Vybormannes gegen Recht, Gesetz und Billigkeit, nur geleitet von unbändigem Hasse gegen das deutsche Volk, verfügt. Wir haben einige solche Prachtexemplare von Bezirkshauptmännern, z. B. die Herren. Dostal in Sternberg, Kuchynka in Mähr. Kromau, Šèava in Neutitschein u. A. Die gegen solche Reklamationen eingebrachten Beschwerden bleiben im Ministerium für Schulwesen und Volkskultur monate, ja jahrelang liegen, sodaß die Kinder, welche sich nicht widerstandlos fügen und die èechische Schule besuchen. Jahr und Tag keinen regelmäßigen Unterricht genießen. Nicht einmal die aufschiebende Wirkung war bei solchen Verfügungen zu erwirken. Es hätte gewiß niemand einen Schaden dadurch genommen, wenn man die auf diese frivole Art herausreklamierten Kinder bis zur endgiltigen Erledigung des Rekurses durch den Obersten Verwaltungsgerichtshof in den deutschen Schulen gelassen hätte. Dochnicht genug damit, daß man diese Kinder aus den deutschen Schulen entfernte, wurde immer auch durch behördlichen Auftrag die Erteilung des Privatunterrichtes an sie verboten. Nach § 23 des Reichsvolksschulgesetzes und nach § 204 der definitiven Schul- und Unterrichtsordnung haben die Eltern oder ihre Stellvertreter das Recht, ih re Kinder auch privat unterrichten zu lassen. Durch gelegentliche Prüfungen kann sich die Schulbehörde davon überzeugen, ob die Leistungen dem Unterrichte in der öffentlichen Schule derselben Stufe entsprechen, beziehungsweise ob er in derselben Weise gehandhabt wird. Nirgends und mit keinem Worte ist aber gesagt, in welcher Sprache dieser Privatunterricht zu erfolgen hat. Es ist daher ein unglaublicher Übergriff, wenn der deutsche Privatunterricht nicht anerkannt und vorgeschrieben wird, daò der Unterricht in èechischer Sprache erfolgen und die Jahresprüfungen an einer èechischer Schule abgelegt werden müssen. Eltern, welche sich diesem ungesetzlichen Zwange nicht fügten, wurden einfach auf Grund des Prügelpatentes zu Geld- und Arreststrafen verurteilt, siehe Bölten, Schönau u. a. Ich frage den Herrn Minister, der noch immer nicht erschienen ist, ob er endlich gewillt ist, diesen Unfug endlich abzustellen und die erfolgten ungesetzlichen Bestrafungen sofort rückgängig zu machen?
In diesem Zusammenhange muß auch auf die unglaubliche und ungesetzliche Behandlung der Hultschiner Kinder hingewiesen werden, denen man die deutschen Schulen sperrte, den Besuch der Troppauer deutschen Schulen aber nicht gestattete. Ob das der beste Weg ist, die Bewohner des Hultschiner Ländchens zu loyalen Staatsbürgern zu erziehen, lasse ich dahingestellt.
Wie gründlich es dem Ministerium für Schulwesen und Volkskultur gelungen ist, das "Niveau des deutschen Bildungswesens" auf derselben Höhe wie vor dem Umsturze zu erhalten, will ich nun an einigen wenigen Be ispielen beleuchten. Ich greife das Gebiet von Olmütz und Umgebung heraus. Dabei sei bemerkt, daß hier die Drosselung des deutschen Schulwesens und der Aufschwung der èechischen Schulen bereits im alten Österreich, also zur Zeit der sogenannten deutschen Vorherrschaft den Anfang nahm. Der in der Mehrheit èechische Ortsschulrat von Olmütz entfaltet seit dem Umsturze eine wirksame Tätigkeit gegen das ihm anvertraute deutsche Schulwesen. Obwohl ein deutscher und èechischer Stadtschulrat bestehen, hat man es für gut befunden, einen gemischtsprachigen Ortsschulrat mit èechischer Mehrheit zu errichten, um die deutschen Schulen der èechischen Mehrheit auf Gnade und Ungnade auszuliefern. Während nun dieser Ortsschulrat, der nach dem Gesetze über die Aufnahmen der Schüler in erster Linie zu entschieden hat, allen èechischen Kindern aus der näheren und weiteren Umgebung von Olmütz die Aufnahme in die Olmützer èechischen Schulen anstandlos bewilligt, sodaß täglich von allen Seiten ganze Scharen mit der Eisenbahn nach Olmütz kommen - wurden doch selbst die Fahrtzeiten der Züge darnach eingerichet, - wodurch einzelne èechische Landschulen ganz entvölkert sind, werden die deutschen Aufnahmswerben, welche über 4 km von Olmütz entfernt wohnen, rundweg abgewiesen, selbst in dem Falle, wo keine deutsche Schule im Orte ist. Auch Schüler und Schülerinnen werden abgewiesen, welche die Bürgerschule besuchen wollen, da im ganzen Umkreise von Olmütz keine andere deutsche Bürgerschule vorhanden ist. Wie erklärt mir der Herr Minister diese ungleiche Art der Beh andlung? Durch diese Behandlung haben die Deutschen der Stadt Olmütz bisher 15 deutsche Schulklassen verloren. Dazu kommt nun noch die drohende Auflassung der deutschen Lehrerbildungsanstalt. Die Aufnahmen in den ersten Jahrgang wurden bekanntlich zu Schulbeginn vom Ministerium sistiert, obwohl sich mehr als 50 Zöglinge für diesen ersten Jah rgang gemeldet hatten. Das besondere dabei war, daß die Aufnahme so spät eingestellt wurde, daß esden Aufnahmswerbern nich einmal mehr möglich war, sich an einer anderen Anstalt um die Aufnahme zu bewerben, da inzwischen der Aufnahmstermin daselbst abgelaufen war. Alle Schritte, die diesbezüglich unternommen wurden, um die Auflösungsverfügung zurückzunehmen, waren vergeblich, da man höheren Ortes behauptet, daß auf deutscher Seite ein Überschluß an Lehramtsanwärten vorhanden ist. Zugegeben daß dem so ist, aber ich frage, seit wann erwächst der Unterrichtsverwaltung die Verpflichtung, die Absolventen von Lehrerbildungsanstalten auch unterzubringen? Die Olmützer Lehrerbildungsanstalt war immer sehr gut besucht und hatte im Schuljahre 1920/21 177 Zöglinge, im Schuljahre 1921/22 137 Zöglinge, im Schuljahre 1922/23 120 Zöglinge. Sie versorgte die deutschen Schulen von ganz Nordmähren, teilweise Schlesien und die Slowakei mit Lehrern und gehörte zum alten Kulturbesitze der Deutschen. Ihre Sperrung mußte wie ein Faustschlag empfunden werden. Das Unrecht tritt noch deutlicher zu Tage, wenn man einen Vergleich zwischen den deutschen und èechischen Lehrerbildungsanstalten in Mähren zieht. Mähren hat nunmehr 8 èechische und 1 deutsche Lehrerbildungsanstalt. d. i. 89 % zu 11%, während der Bevölkerungsschlüssel 78·2 zu 20·9 % beträgt. Demnach ergibt sich nach Auflösung der Olmützer Lehrerbildungsanstalt eine 10%ige Benachteiligung der Deutschen. Es wäre daher nur recht und billig, wenn die erfolgte Sperrung ehebaldigst zurückgezogen würde.
Auch andere Städte dieses Gebietes geben Zeugnis von dem besonderen Wohlwollen der èechischen Unterrichtsverwaltung deutschen Schulbedürfnissen gegenüber. Kremsier hatte früher an deutschen Schulanstalten: eine 5klassige Knabenvolksschule, eine 5klassige Mädchenvolksschule, eine 3klassige Mädchenbürgerschule, eine deutsche Realschule und ein deutsches Gymnasium. Heute besteht nur noch von all dem eine Heimstätte des deutschen Kulturverbandes, wo von einem Lehrer die deutschen Kinder privat unterrichtet werden. Leipnik hatte eine 5klassige Knabenvolksschule, eine 5klassigen Mädchenvolksschule, eine 3klassige Mädchenbürgerschule und eine deutsche Realschule. Heute hat Leipnik nur noch eine einklassige deutsche Volksschule. Prerau hatte früher eine 5klassige deutsche Volksschule mit einer Parallelabteilung, heute hat es nur noch eine 1klassige deutsche Volksschule. Proßnitz hatte bis zum Jahre 1918 eine 6klassige Volksschule, eine 4klassige Volksschule der Israelitengemeinde, eine 5klassige Volks- und eine 3klassige Mädchenbürgerschule. Heute besteht nur noch eine 2klassige deutsche Volksschule. Littau, das ehedem 16 deutsche Volks- und Bürgerschulklassen besaß, hat gegenwärtig nur noch eine 1klassige deutsche Volksschule.
Ein Gebiet, wo der Schulkampf mit der größten Erbitterung geführt wird, ist Ostschlesien. Das Vorgehen der èechischen Behörden ist ein direktor Kulturskandal. Friedek hat bereits sein Bklassiges Gymnasium verloren und besitzt heute nur noch eine 5klassige gemischte Volks- und eine 3klassige Koedukationsbürgerschule. Der Regierungskommissär Tesaø als Vorsitzender des städtischen Schulausschusses kennt kein Gesetz, keine Vorschrift, er handelt nach Willkür und Laune. Gleich nach der Einschreibung im heurigen Schuljahre erließ er ohne Fühlungnahme mit den deutschen Vertretern die Verfügung, daß von 251 eingeschriebenen deutschen Volksschülern 90 und von 187 Bürgeschülern 36 ausgeschult und den èechischen Schulen überstellt werden müssen. Erhebungen über Muttersprache und Volkszugehörigkeit der Eltern und Kinder waren vorher nicht gepflogen worden, der Herr Regierungskommissär hatte sich auf kurzem Wege bei den èechischen Lehrern die nötigen Erkundigungen geholt. Selbstverständlich erhoben die betroffenen Eltern gegen diese vollkommen ungesetzliche Verfügung, gestützt auf ihr im § 139 und § 148 des Bürgerlichen Gesetzbuches verbrieftes Elternrecht die Beschwerde an den schlesischen La desschulrat. Bekanntlich funktioniert der schlesische Landesschulrat seit Jahren nicht; alle Versuche, diese Körperschaft zum Leben zu bringen, war bisher vergeblich. Der schlesische Landesschulrat entsandte nun einen Regierungsbeamten, der mit den Eltern ein inquisitorische Verhör anstellte, um nachzuforschen, ob nicht doch einmal ein Großvater oder Urgroßvater der èechischen Nationalität angehört hat. Eine Erledigung in dieser Angelegenheit ist bisher noch nicht erfolgt und die Kinder sind von jedem Schulbesuche ausgeschlossen.
Die deutschen Schulen in Oderberg Stadt und Bahnhof, Freistadt, Karwin u. a. wurden in der gleichen Weise behandelt.
So wie hier wurde überall das deutsche Schulwesen gedrosselt, herabgedrückt, alles mit der Begründung, daß die deutsche Kinderzahl nach dem Kriege zurückgegangen ist. Nach meiner Ansicht muß sich aber der Einfluß der Kriegsjahre auch bei der èechischen Kinderzahl zeigen, trotzdem habe ich aber noch niemals von einer Schulauflassung auf èechischer Seite mit dieser Begründung gehört. Es würde die deutsche Öffentlichkeit gewiß sehr interessieren zu erfahren, wieviel deutsche Klassen nach der offiziellen Statistik bisher gesperrt wurden und wieviel èechische Klassen und ich ersuche den Herrn Unterrichtsminister, diese Daten einmal sorgfältig erheben zu lassen und zu veröffentlichen. Weiters würde mich interessieren, die genaue Zahl der sogenannten Minderheitsschulen und ihre Schülerzahl zu erfahren, um auch bei dieser Schulkategorie den deutschen Anteil feststellen zu können. Wir werden dann finden, daß von den 800 Minderheitsschulen, welche seit den 5 Jahren gegründet wurden, keine 10 deutsche Neugründungen sind, denn die meisten deutschen Minderheitsschulen entstanden nur durch die Umbildung schon bestandener Schulen. Sind diese Zahlen nicht höchst auffällig, wo es doch gewiß auch im èechischen Sprachgebiete deutsche Minderheiten gibt? Aber diese èechischen Minderheitsschulen mitten im deutschen Sprachgebiete haben eine große Aufgabe zu erfüllen, sie sind Keimzellen der Èechisierung und haben weiters nach außenhin den Beweis zu liefern, daß es kein geschlossenes deutsches Sprachgebiet gibt. Und so müssen in rein deutschen Gemeinden für die paar Kinder des dorthin versetzten èechischen Eisenbahnbediensteten, Gendarmen, Finanzwachangestellten - und seien es auch nur 5-10 Kinder - eigene èechische Schulen geschaffen, müssen Schulbauten um Millionen aufgeführt werden. Es ist unverantwortlich, wie leichtfertig hier das Geld hinausgeworfen wird.
Auch im nächsten Jahre sollen wieder 59 Millionen nur für solche Minderheitsschulbauten verwendet werden und ich bin schon heute überzeugt, daß auch nicht eine einzige deutsche Minderheitsschule von diesem Gelde erbaut werden wird, wie auch von den 56 Millionen des Vorjahres bestimmt kein einziger Heller für deutsche Schulbauzwecke verwendet wurde. Seit dem Jahre 1919 wurden in Mähren 195 èechische Minderheitsschulen (170 Volksschulen, 25 Bürgerschulen) errichtet, aber es gelang bisher nicht, auch nur eine einzige deutsche Minderheitsschule durchzusetzen. Auf èechischer Seite also weitgehendste Förderung und rascheste Erledigung der Gesuche, auf deutscher Seite jahrelanges vergebliches Bemühen und Nichterledigungg der Ansuchen. Als Beispiel führe ich die Gemeinde Selletitz, Bezirk Znaim an, die nach den letzten Gemeindewahlen eine deutsche Mehrheit hat, trotz vieler Ansuchen bisher keine deutsche Bürgerschule erhielt, während die èechische Minderheit schon lange eine solche Bürgerschule besitzt. Ein ebenso interessanter Fall ist Deutsch Brodek, das sich seit Jahr und Tag um eine deutsche Bürgerschule bewirbt, sie aber nicht erlangen kann, dafür aber am Beginn des heurigen Schuljahres eine èechische Minderheitsbürgerschule erhielt. Für wen diese Schule errichtet wurde, weiß im Bezirke niemand zu sagen.
Ein lehrreiches Beispiel, wie das Minderheitsschulgesetz mißbraucht wird, liefert die Gemeinde Schildberg. Dieser deutsche Ort im Friesetal in Nordböhmen hatte im Jahre 1919 eine 6klassige deutsche Volksschule und eine einklassige èechische Minderheitsvolksschule. Dieses Zahlenverhältnis läßt einen Schluß auf die Bevölkerung des Ortes zu. Im Jahre 1920 faßte die Gemeindevertretung mit den zwei èechischen Stimmen den einstimmigen Beschluß, um die Errichtung einer deutschen Bürgerschule beim mähr. Landesausschusse anzusuchen. Alle Vorbedingungen wegen Schülerzahl waren gegeben, zumal auch das nördlich von Schildberg gelegene deutsche Hinterland eine große Zahl von Schülern für diese Schule stellt. Kaum war das Ansuchen nach Brünn abgegangen, so begann sofort das Kesseltreiben von èechischer Seite gegen die geplante Errichtung. Zunächst ging an den Landesausschuß ein lügenhafter Bericht ab, in welchem dargelegt wurde, daß die Gemeinde einen großen Schuldenstand habe und die Errichtung der Bürgerschule die Gemeindeumlagen ungeheuer steigern würde. Die Gemeindevertretung konnte leicht das Gegenteil nachweisen. Da dieser verwerfliiche Schritt nicht verfangen hatte, ging ein Protest gegen die Errichtung der Schule, gefertigt von sogenannten Steuernträgern, nach Brünn. Die "Steuerträger" waren zum Großteil nach Schildberg versetzte Beamte oder imaginäre Personen. In Schildberg überhaupt nicht ansässige Leute prangten mit ihrem Namen auf diesem Proteste. Wiederum war die Gemeindevertretung in der angenehmen Lage nachzuweisen, daß der Protest keine rechtliche Grundlage habe. Der Landesausschuß beschloß nun, eine deutsche Bürgerschule zu errichten. Kaum war dieser Beschluß bekannt geworden, gingen neuerliche Proteste nach Brünn und bewirkten, daß die Beschlußfassung im Landesauschuß zurückgestellt wurde. Durch zwei ganze Jahre gelang es auf diese leichtfertige Weise einigen wenigen Leuten, die Gründung der deutschen Bürgerschule zu hintertreiben. Und wer waren diese Hetzer? Der sattsam bekannte Steueroberwalter Reichel in Hohenstadt mit seiner Garde, dem Postmeister, dem Grundbuchführer und dem Bezirksrichter von Schildberg. Diese vom Staate bezahlten, nach Schildberg versetzten Beamten treten in der gehäßigsten Weise gegen alle Kulturforderungen der Deutschen Schildbergs auf. Namentlich Steueroberwalter Reichel, der sein Amt mißbraucht und bereits jeden Grad von Unbefangenheit verloren hat, hat sich wegen seiner Gehässigkeit gegen alles, was deutsch ist, bei der Bevölkerung des ganzen Bezirkes aufs tiefste verhaßt gemacht, er darf sich nur mit Gendarmeriebedeckung in deutschen Orten sehen lassen, damit er nicht einmal die wohlverdiente Züchtigung erfährt. Eine Beschwerde gegen ihn von Steuerzahlern des Bezirkes an das Ministerium blieb selbverständlich unerledigt.
Im Jahre 1921 wurde die deutsche Mädchenbürgerschule in Mähr. Rothwaßer im Friesethale nach 50 jähr. Bestande, die einzige ihrer Art, aufgelassen und mit der Knabenbürgerschule zu einer Anstalt verschmolzen. Viele auswärtige Schüler konnten keine Aufnahme mehr finden. Der Herr Minister für Schulwesen und Volkskultur ist so eben erschienen. Wir haben soviel Beschwerden, Herr Minister, daß es notwendig wäre, sie entgegenzunehmen und genau zu prüfen. Umso notwendiger wurde nunmehr die Errichtung einer deutschen Bürgerschule in Schildberg. Über Betreiben der genannten 4 Mitglieder des Národní Výbor wurde nun vom Ministerium eine èechische Minderheitsbürgerschule in Schildberg geschaffen und die Gemeinde zur Beistellung der Räumlichkeiten verpflichtet. An einer vom Gemeindeausschuß zu diesem Zwecke einberufenen Sitzung nahmen Vertreter der Gemeinde, des deutschen Ortsschulrates, des èechischen Ortsschulrates, des Národní Výbor und der èechische Minderheitsschulinspektor Schinkewantz teil. Vorsitzender der Beratung war der Leiter der politischen Bezirksverwaltung Sekretär Laštufka. In mehrstündiger Beratung wurde ein Übereinkommen dahingehend erzielt, daß die Gemeinde gewisse Verpflichtungen hinsichtlich der Raumfrage und kultureller Forderungen der èechischen Minderheit übernimmt, die èechischen Parteien sich aber dafür verpflichten, der Errichtung einer deutschen Bürgerschule keine Schwierigkeiten mehr zu machen. Eine Abordnung gegenüber, welche dieses Übereinkommen dem Schulreferenten Landesausschußbeisitzer Dr. Budínský zur Kenntnis brachte, äußerte dieser seine große Freude darüber, daß endlich die Angelegenheit zufriedenstellend bereinigt erscheine und gab das bindende Versprechen, daß nunmehr die Bürgerschule in der am nächsten Tage stattfindenden Landesausschußsitzung bewilligt worden wird. Kaum hatte aber die Abordnung Brünn verlassen, kamen vom Obmann des Národní Výbor Dr. Fischer von Olmütz und von Steueroberverwalter Reichel Proteste, die èechischen Parteien in Schildberg hätten voreilig gehandelt, die deutsche Bürgerschule dürfe auf keinen Fall errichtet werden. Der Erfolg dieses Treibens blieb nicht aus. Der Landesausschuß fiel um und Schildberg hat auf diese Weise wohl eine èechische, aber keine deutsche Minderheitsbürgerschule. In schnödester Weise wurde das Wort gebrochen. Und auf solche Ehrenmänner hört die Regierung und alle Behörden.
Ganz ähnlich wird auch die Forderung der Gemeinde nach Errichtung einer gewerblichen deutschen Fortbildungsschule behandelt. Alle Anstrengungen, eine solche zu erhalten, wurden von Reichel und seinen Genossen vereitelt. Hingegen wurde eine èechische Fortbildungsschule errichtet, in welche nun auch die 32 deutschen Lehrlinge gehen müssen.
So also, Herr Minister, sieht das gepriesene Wohlwollen dem deutschen Schulwesen gegenüber aus.
Es ist wohl eine durchaus gerechtfertigte Forderung, die wir immer und immer wieder erheben müssen, daß die Schulverwaltung in die Hände von Volksangehörigen gelegt werde, die allein das nötige Verständnis und den erforderlichen Arbeitseifer zu seiner Förderung aufbringen werden. Dem gegenüber aber ist die èechische Regierung bestrebt. die letzten mageren Reste der nationalen Schulautonomie zu beseitigen und das ganze deutsche Schulwesen èechischen Beamten auszuliefern. Zu deutschen Inspektoren werden oft nur Personen ernannt werden, deren Volkszugehörigkeit mindestens sehr zweifelhaft ist, bezw. die verkappte Èechen sind oder man scheut sich auch nicht, direkt einen Èechen zu ernennen. So wurde z. B. das deutsche Minderheitsschulwesen dem èechischen Landesschulinspektor Franz Reznicek unterstellt, das deutsche Fortbildungswesen untersteht dem Juden Inspektor Edelstein.
Um aber nach außenhin den Schein zu wahren, gibt man dem Kinde einen harmlosen Namen und nennt die Aufhebung der Schulautonomie, z. B.: Neue Einteilung der Agenden im Ressort des Landesschulrates in Brünn. In Wirklichkeit aber bedeutet dieser Erlaß, und daran ist gar nicht zu zweifeln, die Beseitigung der deutschen Sektion des mährischen Landesschulrates. Nach dem mährischen Ausgleiche zwischen Deutschen und Tschechen im Jahre 1905 war die nationale Selbstverwaltung des Schulwesens durchgeführt, der mährische Landesschulrat als die oberste Landesschulbehörde in eine deutsche und èechische Sektion geteilt worden. Ebenso wurden deutsche und èechische Bezirks- und Ortsschulräte geschaffen, so daß das deutsche Schulwesen nur von deutschen Beamten und Schulbehörden beaufsichtigt und verwaltet wurde, ebenso umgekehrt. Diese Teilung nach Nationen hat sich sehr bewährt und lag keine zwingende Notwendigkeit zu einer Änderung vor.
Durch das Schulgesetz vom April 1920 wurde mit diesem gesunden Grundsatze gebrochen, die selbständigen nationalen Schulbehörden wurden aufgehoben und überall gemischtsprachige Orts- und Gauschulräte eingesetzt. Es war für mich kein Zweifel, daß man zunächst daran gehen wird, die nationalen Abteilungen der Landesschulräte zuerst zu beseitigen. Um aber nicht gar zu viel Staub aufzuwirbeln, nahm man vorerst nur eine neue Einteilung in den Agenden vor. Und so konnte der Herr Minister Bechynì dem Herrn Kollegen Spina gegenüber, der im Auftrage des deutschen Schulausschusses bei ihm vorsprach, die scheinheilige und beruhigende Erklärung abgeben, daß die deutsche Sektion des Landesschulrates, die Rechte der Gremialabteilungen nach wie vor bestehen bleiben, auch eine Zurückdrängung und Übergehung der deutschen Beamten nicht in der Absicht der Schulverwaltung liege. Wie aber sieht die Sache in Wahrheit aus? Bisher waren alle deutschen Schulangelegenheiten in einer Abteilung vereinigt, der auch ein deutscher Beamte vorstand. Nach der jetzt erfolgten Neueinteilung wurden 4 Abteilungen geschaffen, deren jede nunmehr deutsche und èechische Schulangelegenheiten umfaßt. An der Spitze von 3 Abteilungen stehen bereits èechische Beamte, die 4. Abteilung ist augenblicklich verwaist, wird aber wahrscheinlich auch einen èechischen Beamten als Referenten erhalten. Alle 4 Abteilungen aber sind nun dem als Chauvinisten bekannten Ministerialrat Dr. Beran unterstellt, dessen Sinnen und Trachten seit jeher nur darauf gerichtet ist, das deutsche Schulwesen zu schädigen und umzubringen. So ist also das deutsche Schul- wesen Mährens restlos èechischen Beamten ausgeliefert. In welcher Weise diese Herren die deutschen Schulinteressen wahrnehmen, dafür nur ein Beispiel:
In der Gemeinde Geppertsau, politischer Bezirk Bärn, wurde mit Schulbeginn der alte Oberlehrer pensioniert. Die politische Bezirksverwaltung meldete über Eingabe der Gemeinde dem Landesschulrate, daß im Interesse der ungestörten Fortführung des Unterrichtes die sofortige Besetzung dieser Stelle notwendig sei. Da durch die vielen deutschen Schulauflassungen hunderte deutsche Lehrer ohne Posten sind, wäre die provisorische Besetzung der Stelle mit einer Lehrkraft gewiß auf kein Hindernis gestossen. Der Herr Schulreferent Dr. Beran aber hat es nicht eilig, handelt es sich doch nur um eine deutsche Schule. Durch Wochen läßt er die Stelle unbesetzt, der Akt bleibt unerledigt, die Schüler sind ohne jeden Unterricht. Am 25. Oktober richtete die Gemeinde und der Ortsschulrat eine Beschwerde an das Ministerium für Schulwesen und Volkskultur, endlich Mitte November erhält der Ortsschulrat die Verständigung von der politischen Bezirksverwaltung, daß die Stelle ausgeschrieben wird und Gesuche bis zum 31. Dezember 1923 einzubringen sind. Da nun die Besetzung erst im Monate Jänner frühestens erfolgen kann, bleiben also die Kin der monatelang ohne Unterricht, denn sie erhalten jetzt nur Religions-, die Mädchen auch Handarbeitsunterricht, falls nicht inzwischen die Stelle doch noch provisorisch besetzt wird. Im Bezirke Bärn waren im letzten Jahre 9 Lehrerstellen durch 2 Monate unbesetzt. Die diesbezüglichen Anträge blieben unerledigt, die Akten oft beim Landesschulrate unauffindbar. Und dies alles, obwohl 17 Anwärter im Bezirke ohne Posten waren, darunter auch bereits ältere Diener mit bis zu 15 Dienstjahren.