Pøíloha k tìsnopisecké zprávì
o 211. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní republiky Èeskoslovenské v Praze v sobotu dne 12. kvìtna 1923.
1. Øeè posl. dr. Spiny (viz str. 365 tìsnopisecké zprávy):
Meine Damen und Herren! Die Unterrichtsverwaltung hat mit einem sehr kategorischen Schritt die Frage des èechischen Unterrichtes an den deutschen Mittelschulen einer Lösung zugeführt, indem sie diesen Gegenstand als obligat erklärt hat. Sie hat damit eine für uns sehr wichtige und uns durch Jahrzehnte beschäftigende Frage ohne unser Zutun gelöst.
Die Frage des Èechischlernens ist für uns nichts Neues. Der Herr Berichterstatter Dr. Uhlíø hat einen historischen Überblick über die Stellung dieses Gegenstandes an den Schulen gegeben. Ich hätte mich gefreut, wenn er der sehr interessanten Geschichte des Èechischlernens insbesondere in der Zeit des aufgeklärten Absolutismus nähergetreten wäre. Er hätte uns da sagen müssen, daß z. B. Josef II. ein sehr lebhaftes Interesse an der èechischen Sprache hatte und sie selbst eifrig lernte. Der Herausgeber des ersten èechischen Almanachs, der 1789 erschien, Wenzel Tham, in welchem die damals kaum flügge gewordene Sprache ihre ersten Versuche in der Dichtung machte, nannte Josef II. "einen besonderen nd eifrigen Liebhaber der Sprache seines èechischen Volkes"; und als Josef II. 1786 Prag besuchte, besuchte er sofort auch jenes provisorische èechische Theater, das immitten des Wenzelsplatzes stand, und verlieh ihm den Titel eines "c. k. vlastenecké divadlo". Er bestätigte die Errichtung einer Lehrkanzel der èechischen Sprache und Literatur an der Wiener Universität und gab durch zahlreiche charakteristische kleine Züge seine Vorliebe für diese Sprache zu erkennen; so z. B. als er das adelige Erziehungsinstitut in Brünn inspizierte und auf den Bericht, daß die Zöglinge englisch und französisch lernen, ausrief: "Ja, warum lernen sie denn nicht böhmisch? Ich habe mehr böhmische als französische und englische Untertanen!" So darf man sich nicht wundern, wenn Josef II. von aufklärerischen èechischen Schriftstellern seinerzeit geradezu der "Wiederhersteller der böhmischen Sprache" genannt wurde. Ich glaube, es wäre eine Ehrenpflicht für einen ernsten èechischen Forscher, wenn er dem unwürdigen, unbegründeten und künstlich geschürten Antijosefinismus unserer Gegenwart das wahre Bild des Verhältnisses des Bauernbefreiers Josef zur èechischen Sprache, Kultur und zum èechischen Volke entgegenhalten würde.
Unsere ältere deutsche eneration war so klug, èechisch zu lernen. Weit verbreitet war besonders an den Sprachgrenzen der sogenannte Wechsel, der Austausch der Kinder zwischen deutschen und èechischen Familien, sodaß sich die Kinder spielend die Kenntnis der anderen Sprache aneignen konnten. Von einsichtsvollen und besorgten Männern ist auf die schlechten Folgen der Nichtkenntnis der èechischen Sprache öfter hingewiesen worden. Das Verdienst, die Frage des èechischen Unterrichts an den Mittelschulen ins Rollen gebracht zu haben, gebührt einem sehr gut nationalem Manne, dem verstorbenen Abgeordneten Josef Albrecht aus Zwittau, der vor reichlich 30 Jahren, nicht ohne Widerspruch aus den eigenen Reihen, in Zeitungsartikeln und Broschüren den Ruf ertönen ließ: Deutsche, lernet èechisch! Es ist kein Wunder, daß dieser Ruf gerade aus Mähren kam, aus dem Lande der Sprachinseln, wo die beiden Völker enger vermischt durcheinanderleben als in Böhmen. Der mährische Landesausschuß hat sich diesen Erwägungen Albrechts nicht verschlossen. Im Jahre 1894 hat er an den deutschen Landesrealschulen das Englische als unobligat und dafür das Èechische als obligat erklärt.
In Böhmen war diese Bewegung bei der starken räumlichen Scheidung der beiden Siedlungsgebiete weniger populär. Aber anfangs des neuen Jahrhunderts setzte eine starke Bewegung unter unserer deutschen Hochschuljugend selbst ein. Sie verlangte Gelegenheit zur Erlernung der èechischen Sprache und diese wurde ihr sowohl an der deutschen Universität, als an der deutschen Technik durch Schaffung von Lektoraten und später durch den Ausbau der slavischen Lehrkanzeln geboten.
Um den Herren von der Gegenseite einen Begriff davon zu geben, wie realpolitisch solche Fragen bei uns schon vor dem Umsturze behandelt wurden, erwähne ich, daß unsere deutschen Volksräte in allen drei Ländern sich lebhaft mit der Frage des èechischen Unterrichtes, und zwar in bejahendem Sinne beschäftigt haben. Männer wie Karl Eppinger, Wenzel Titta, Rafael Pacher hatten ein starkes Verständnis dafür, die Frage wurde in den Sitzungen der Volksräte lebhaft verhandelt und wiederholt ergingen Petitionen an das Ministerium um Einführung des obligaten Unterrichtes der èechischen Sprache an den Mittelschulen. Es beschäftigten sich mit dieser Frage auch die Vereine unserer deutschen Mittelschullehrer, die Direktorenkonferenzen, der Schulreformkongreß von Gmunden im Jahre 1909, die 13. Delegiertenversammlung des Verbandes mährisch-schlesischer Gewerbevereine in Olmütz im Jahre 1911. Diese verlangte den unobligaten èechischen Unterricht an den deutschen Bürgerschulen und den Oberklassen der deutschen Volksschulen im gemischten Gebiete. An den Mittelschulen sowie an Fachschulen sei der èechische Unterricht ebenso einzurichte, wie der deutsche Unterricht an den èechischen Schulen. Die Gemeinde Olmütz hat in ihren Bürgerschulen den obligaten èechischen Unterricht eingeführt und der mährische Landesschulrat hat sich im Jahre 1905 für den obligaten Unterricht an sämtlichen Mittelschulen erklärt. Das Ministerium hat ihn bewilligt, aber Mangels an Lehrern konnte er nicht aktiviert werden. 1908 forderte der schlesische Landtag die Einführung des Èechischen, bzw. in Ostschlesien des Polnischen an den deutschen Mittelschulen und 1914 kam in Schlesien das Landesgesetz zustande, durch welches der Unterricht der Landessprachen an den beiderseitigen Anstalten geregelt wurde. 1912 entschied sich auch der böhmische Landesschulrat, nicht für den obligaten, sondern für den relativ-obligaten Unterricht, nachdem der deutsche Volksrat für Böhmen im Jahre 1910 die Einführung des obligaten èechischen Unterrichtes an den Mittelschulen warm empfohlen hatte.
Es fehlte selbstverständlich nicht an gegnerischen Stimmen auch im deutschen Lager, aber sie operierten meist mit Gründen, die heute nach dem Umsturz zum grö ßten Teile hinfällig geworden sind. Auf èechischer Seite hat man diese Bewegung mit Unbehagen verfolgt, besonders in nationalistischen Kreisen. Es darf nicht une wähnt bleiben, daß die èechische Realistenpartei seinerzeit die Forderung des obligaten deutschen Unterrichtes an den èechischen Mittelschulen formuliert hat und daß auch das Rahmengesetz dieser Partei vom Jahre 1909 ausführlich über diese Frage gehandelt hat. Damals fiel auch jenes Wort, das vor einigen Tagen wieder zitiert wurde, das Wort: Mit der deutschen Sprache gegen die deutsche Sprache! In nationalistischen Kreisen hat man sich damals, so wie heute, auf das schärfste gegen die Einführung des Deutschen an den èech schen Mittelschulen ausgesprochen. Für uns ist diese Frage eine res aliena, die sich die Èechen an ihren Schulen ordnen mögen, wie sie wollen. Wir stellen in dieser Beziehung kein Junktim, wir konstatieren nur mit Befriedigung, daß die überenthusiastische Pflege des Französischen in der Zeit nach dem Umsturz heute wieder realpolitischeren Erwägungen zu weichen beginnt.
Wir stehen nun vor der Tatsache der imperativen Einführung des obligaten èechischen Unterrichtes an den deutschen Mittelschulen. Wir sind uns bewußt, daß zu den nationalen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen, die uns in den letzten zwanzig Jahren die Erlernung dieser Sprache für Juristen, Ärzte, Techniker, Geistliche, Gewerbetreibende, sowie Kaufleute nahegelegt haben, nach dem Umsturz neue, sehr wichtige Gründe getreten sind, über die wir uns ja hier im Hause, wo die Mehrzahl der deutschen Abgeordneten nicht èechisch kann, gar nicht weiter verbreiten müssen. Das Bedürfnis und der Wunsch, èechisch zu können, hat sich in den deutschen Bevölkerungsschichten jetzt unstreitig verstärkt. Und es wird auch heute tatsächlich viel èechisch gelernt, geradeso, wie man im deutschen Reiche russisch und polnisch lernt und - wie ja die Vorlesungsverzeichnisse der reichsdeutschen Universitäten zeigen - sich die Slavistik zu einer eigenen Wissenschaft auch in deutscher Sprache herauszubilden beginnt, die sich würdig der deutschen Anglistik und der deutschen Romanistik anschließen wird.
Angesichts der Notwendigkeit der Kenntnis der èechischen Sprache ist im Prinzip die Möglichkeit, daß der deutschen Jugend offiziell Gelegenheit zur Pflege dieser Sprache geboten wird, nicht von der Hand zu weisen.
Diesem Grundsatze gegenüber dürfen aber schwere Bedenken nicht übergangen werden! Vor allem müssen wir uns gegen den Zwang aussprechen, den die Regierungsvorlage und die Art ihrer Annahme und Behandlung durch die Mehrheitsparteien darstellt. Wir Deutschen sind in dieser uns betreffenden wichtigen Sache nicht gefragt worden. Unser Blick richtet sich nach anderen gemischtsprachigen Ländern, und da sehen wir, daß in diesen Fragen dort kein Zwang besteht. Ich kann es mir nicht versagen, wie ich dies schon im Ausschuß getan habe, auch hier im Hause auf die Verhältnisse in Dänemark zu verweisen, über die vor kurzem hier in Prag Professor Holger Andersen als Gast der èechischen staatswissenschaftlichen Gesellschaft so manches sehr Interessante und Überraschende erzählt hat. Die èechischen Zuhörer waren mit ihrem Gaste nicht ganz zufrieden. Uns interessiert lebhaft, daß in Dänemark an keiner Schule, sei es eine dänische oder deutsche, die Gelegenheit fehlt, deutsch oder dänisch zu lernen, daß aber die dänische Staatssprache nirgends als obligater Gegenstand imperativ von der Staatsverwaltung eingeführt worden ist. In Dänemark gibt es auch noch andere beneidenswerte Schuleinrichtungen. Es gibt dort z. B. keinen Zwang in der Zuweisung der Kinder an die Schulen. Darüber haben ausschließlich die Eltern zu beschließen, und ähnlich ist in Esthland, das bekanntlich den Minderheiten die Personalautonomie gewährt hat. In Esthland gehören die Kinder der Nationalität der Eltern an, die allein zu entscheiden haben. Bei uns haben wir in Mähren jene Drangsalierungen von Eltern, die ihre Kinder für deutsch erklären, die aber durch die lex Perek herausreklamiert werden, Drangsalierungen, gegen die uns alle Vorsprachen beim Chef der mährischen Landesregierung bisher noch nichts geholfen haben. In Dänemark genügen 24 deutsche Schulkinder, um in den Landgemeinden eine deutsche Schule oder eine deutsche Schulabteilung zu erhalten, und die Errichtung deutscher Privatschulen ist überhaupt an keine Schranken gebunden. Der Verkehr der deutschen Schulen mit den dänischen Behörden ist deutsch. Man möchte da ausrufen: Glückliches Dänemark! In Dänemark wird eben die Sprache einzig vom kulturellen Standpunkt aus betrachtet.
Meine Herren! Wenn bei uns wirklich Demokratie herrschen würde, die gleichbedeutend ist mit der Achtung auch vor den Andersnationalen, dann hätte es zu einer so imperativen Einführung nicht kommen dürfen. Bei aller Einsicht in die Notwendigkeit des Erlernens der èechischen Sprache bleibt für uns Deutsche doch der bittere Kern, daß auch dieses Gesetz der Ausfluß jenes Staatszentralismus ist, der das Gegenteil von Demokratie bedeutet und gegen den der Widerspruch auch auf èechischer Seite immer lauter wird. Wir Deutschen fordern die kulturelle Selbstverwaltung nicht als eine Gnade, sondern als unser natürliches Recht. Diese Forderung mag als eine Brücke betrachtet werden, die wir Deutschen dem Staate über den Abgrund bauen, zu welchem der nationalistische Zentralismus unaufhaltsam führt. Gerade bei der Frage des èechischen Unterrichtes an den deutschen Schulen hätte eine Staatsverwaltung, wenn sie einsichtsvoll ist und die sich den Staatsnotwendigkeiten nicht verschließt, mit beiden Händen zugreifen sollen, um uns Deutschen den guten Willen für die Anfänge unserer kulturellen Selbstverwaltung zu bieten, für die wir doch reif zu sein glauben: indem sie die Frage des èechischen Unterrichtes an unseren Mittelschulen und die Einrichtung dieses Gegenstandes uns überlassen hätte, die wir die Nächsten dazu sind.
Ein zweites schweres Bedenken ist auf deutscher Seite bereits mehrfach ausgesprochen worden, daß nämlich dieser Schritt der Unterrichtsverwaltung eine Etappe sein könnte auf dem weiteren Wege zur Èechisierung des deutschen Schulwesens und der deutschen Jugend. Nun, die Entnationalisierung unserer deutschen Jugend durch Aneignung der èechischen Sprache fürchten wir wahrhaftig nicht, dafür sorgt das gesunde völkische Empfinden unserer deutschen Jugend. Was wir aber auf das Nachdrücklichste fordern müssen, ist folgendes: daß eine Utraquisierung des übrigen deutschen Unterrichtes an den Mittelschulen durch den obligaten èechischen Unterricht nicht eintreten darf; ebenso wenig darf die Kenntnis des Èechischen auf deutscher Seite benützt werden zur Èechisierung der deutschen Schulverwaltung. Daß der Unterricht nur konnationalen deutschen Lehrern, die die Sprache vollständig beherrschen, übertragen wird, ist selbstverständlich.
Der obligate Unterricht wird unseren deutschen Schülern, da es sich um die Erlernung einer schwierigen Sprache handelt, große neue Lasten auferlegen, besonders Kindern, die im Dialektgebiet aufgewachsen sind und nicht Gelegenheit haben, im täglichen Verkehr die Sprache zu hören. Der Gedanke der Unterrichtsverwaltung, daß ein an Stunden noch so reicher unobli- gater Unterricht nicht zu genügenden Erfolgen führt, ist richtig. Wenn wir diesen Standpunkt anerkennen, müssen wir umgekehrt auch von der Unterrichtsverwaltung den billigen Standpunkt verlangen, daß sie sich den Schwierigkeiten des obligaten Unterrichtes nicht verschließt. Sie wird auf den Lehrstoff, auf das Ausmaß für die einzelnen Stufen, auf die Lehrmethoden und auf die Übergangsbestimmungen große Aufmerksamkeit verwenden müssen. Man wird unseren Schülern nicht zuviel zumuten, und man wird doch andererseits das Ziel nicht aus dem Auge verlieren dürfen, wirklich praktische Erfolge zu erzielen, daß die Schüler sich in der Sprache verständigen können, sie nicht nur passiv beherrschen. Wenn die Unterrichtsverwaltung sich wirklich von kluger Toleranz leiten läßt, wird sie wohl bei der Ausarbeitung des Lehrplanes und bei der Bestimmung der Lehrmethoden nicht diejenigen ausschließen, die die größte Erfahrung über die wirklichen Bedürfnisse dieses Unterrichtes an den deutschen Mittelschulen haben, nämlich unsere braven erprobten deutschen Slavisten an den Mittelschulen.
Bezüglich des Lehrstoffes für diesen neuen Gegenstand werden Imponderabilien zu berücksichtigen sein, die heikel und wichtig sind. Man wird unserer deutschen Jugend in den Lehrbüchern nicht einen einseitigen èechischnationalen Lehrstoff zumuten dürfen. Diese Gefahr liegt nahe und in dieser Sache ist sehr viel Takt notwendig. Das wäre derselbe Fehler und hätte denselben Mißerfolg, wie die berüchtigten patriotischen Themen im alten Staat, an die wir schaudernd zurückdenken. Dieser neue Sprachunterricht darf auch vor allem nicht auf Kosten des Unterrichtes in der Muttersprache gehen. Für jedes Volk, sei es welcher Sprache auch immer, muß der Unterricht in der Muttersprache, die eigene nationale Literatur und Geschichte im Mittelpunkt stehen.
Obauch in der Bürgerschule, diemehrfür das praktische Leben vorbereitet, der èechische Sprachunterricht obligat oder unobligat sein soll, wird eine Frage sein. Auf jeden Fall wäre der èechische Sprachunterricht an dieser Schule wichtiger, als der problematische französische Unterricht. Bezüglich der Volksschule müssen wir uns auf den Standpunkt stellen, daß hier die Hauptsache die Muttersprache ist und daß nach den Bedürfnissen der Gegend an einen unobligaten èechischen Unterricht gedacht werden kann.
Es wäre sehr zu wünschen, daß eine gesteigerte gegenseitige Sprachkenntnis auch ihre ethische Wirkung ausüben würde. Unstreitig ist sie imstande, solche Wirkungen auszuüben. Sie vermittelt eine gegenseitige objektivere Erkenntnis und nur auf einer solchen objektiven Erkenntnis ist die richtige Beurteilung des Gegners und ein Abschleifen mancher Vorurteile möglich. Die Kenntnis der Sprache führt in die Kenntnis des Geisteslebens und des Denkens der Gegenseite ein. Kenntnis der Gegenseite ist unumgänglich notwendig für den Kampf. Sie gibt aber auch den möglichen Friedensverhandlungen eine sachlichere und damit objektiv bessere Grundlage. Da wir nicht daran zweifeln wollen, daß auch in diesem typischen Kampfland die auf beiden Seiten fühlbare harte Logik der Tatsachen zu einem Frieden führen wird, haben wir Folgendes zu erwägen: Wir stehen nun vor der wirklichen Einführung des obligatorischen Èechischunterrichtes, die ohne unser Zutun und ohne uns zu befragen, vor sich gegangen ist. Es wäre verlockend, ja zumindest begreiflich, wenn wir, peinlich berührt durch diese Art, daß man uns, die Vertreter eines Millionenkulturvolkes, in dieser wichtigen eigenen nationalen Sache nicht gefragt hat, dagegen auftreten würden. Wir stehen aber auf einen höheren Standpunkt. Für uns ist die Erlernung von Sprachen, und zwar je mehr prachen, desto besser, ein ausgesprochenes Kultur und Bildung mittel und als solches wollen wir auch die Einführung des obligaten Èechischunterrichtes an den deutschen Mittelschulen betrachten. (Potlesk na levici.)
2. Øeè posl. Hillebranda (viz str. 370 tìsnopisecké zprávy):
Meine Damen und Herren! Im Emanzipationskampf der Arbeiterklasse spielt das Ringen um eine gute Schule natürlich eine außerordentliche Rolle, es nimmt einen breiten Raum in unseren Kämpfen ein. Denn seit jeher haben die sozialistischen Arbeiter gewußt, daß es für sie von außerordentlicher Bedeutung ist, die Gehirne der Proletarier mit jenem Maß von Wissen auszustatten, das den Arbeiter befähigt, die Ursachen seines Elends zu erkennen, die ökonomischen Zusammenhänge zu beurteilen, die Wege zur Überwindung der kapitalistischen Ausbeutung als der Wurzel des Elends der Massen zu erfassen und die Arbeitermassen mit jenem Selbstbewußtsein auszustatten, das sie zur Führung ihrer Kämpfe unerläßlich nötig haben. So sind die Schulkämpfe, die wir führen, im Grunde genommen die Voraussetzung für den Befreiungskampf des Proletariats, und indem wir eine gute Schule wünschen und zu erringen trachten, bemühen wir uns, so wie unser Programm besagt, die Arbeiter wehrfähig und kampffähig zu machen. Die heutigen Schulzustände entsprechen keineswegs - und wir haben das oft genug dargelegt - den Wünschen, die wir hegen und hegen müssen. Vor allem haben wir für die Massen des Volkes viel zuwenig Schulen, und die vorhanden sind, sind mangelhaft, schlecht organisiert, die Schulklassen sind maßlos überfüllt, sodaß ein rationeller Unterricht im vorhinein schon wegen der großen Schülerzahl völlig ausgeschlossen ist. Die höheren Lehranstalten aber sind der Hauptsache nach bis heute ein Privileg der Kinder der Besitzklassen geblieben und das Wissen ist käuflich, wie irgend eine andere Ware. Das, was wir auf dem Gebiete des Schulwesens wollen und warum wir es wollen, möchte ich zusammenfassend in dem Satz ausdrücken: Wir wollen eine gute Schule, weil wir das Arbeiterdasein befreien wollen von seiner heutigen trostlosen Öde, weil wir es für unerläßlich und als Voraussetzung für das Glück künftiger Generationen halten, daß die Schmach, die Massen vom Genuß der Kulturgüter auszuschließen, beseitigt wird. Und darum, meine Damen und Herren, beklagen wir deutschen Sozialdemokraten es in hohem Maße, daß man sich trotz aller Mahnungen und Erinnerungen nie dazu entschließen will, auch in diesem Staate wie anderwärts an eine großzügige Schulreform zu denken, eine Schulreform etwa nach jenen Grundsätzen durchgeführt, wie wir sie hier auch bei Beratung des kleinen Schulgesetzes in großen Zügen dargelegt haben. Was Sie auf dem Gebiete des Schulwesens tun und veranlassen, ist immer nur ganz armseliges Stückwerk, völlig unzureichend, auch nur das Nötigste zu erfüllen; und auch an diese Aufgaben schreiten Sie immer nur recht zaghaft heran; Sie wagen keinen ernsten Zugriff, Sie bleiben immer und bei jeder Frage in Halbheiten stecken. Allerdings ist natürlich jedem Schulreformer die Möglichkeit einer ggrößeren Entfaltung dadurch benommen, daß die Sparwut, die in unserem Staate seit einiger Zeit ausgebrochen ist, sich auch im Schulbudget betätigt. Es sind auch im heurigen Jahre gegenüber dem Vorjahr gar bedeutende Abstriche in den Auslagen für das Schulwesen vorgenommen worden. Sie machen dabei ganz zweifellose Ersparungen, aber auf Kosten der Zukunftsentwicklung des Volkes, der Reife der künftigen Rasse. Aber damit, was da bereits gesündigt worden ist, scheint es Ihnen nicht zu genügen, Sie haben Größeres vor. Wir hören, daß im kommenden Budgetjahr die Ausgabenpost für das Schulwesen um 20% gegenüber dem heutigen Zustand gemindert werden soll. Es wäre interessant, die Frage beantwortet zu bekommen, ob Sie auch ernsthalft daran denken, die Ausgabspost für Militärzwecke oder etwa nur für Kultuszwecke im gleichen Maße herabzusetzen. Davon ist nie und nimmer und nirgends die Rede. Man muß schon fragen: schämt man sich wirklich nicht, dadurch, daß man die Ausgaben für Schulzwecke gewaltsam einschnürt, die Kultur zu drosseln, den geistigen Aufstieg der Volksmassen zu hemmen, zu würgen, oder haben Sie sich etwa für die Zukunft vorgenommen, bei dem System zu bleiben, das sich hier in diesem neuen Staate breit macht, nämlich die Ersparung auf dem Gebiete des Schulwesens vor allem nur auf Kosten der deutschen oder eventuell der polnischen Schulen durchzuführen? Man kann in der nationalistischen èechischen Presse und auch in jener, die, ohne gerade von nationalistischen Parteien herausgegeben zu sein, doch im Fahrwasser der Regierungskoalition schwimmt, oft und oft Klagen darüber hören, wie sehr angeblich das èechische Schulwesen in Wien vernachläßigt wird. Ja, und glauben Sie, mit diesem Hinweise unsere Klagen entkräften zu können?
Aber wie steht es in Wahrheit? Nach den getroffenen Vereinbarungen ware Wien verpflichtet, entsprechend der Anzahl der dort vorhandenen èechischen Schulkinder 60 èechische Schulklassen zu erhalten. In Wahrheit sind aber einige über hundert Schulklassen vo handen, so daß Wien seine Verpflichtung um 70 % überstiegen hat, da um 70% mehr èechische Schulklassen vorhanden sind als vorhanden sein müßten, wenn Wien sich lediglich an die getroffenen Vereinbarungen hielte. Und dabei handelt es sich um Österreich, um einen Staat, der so bettelarm ist, wie kein zweiter in Europa, der tagtäglich einen förmlich verzweifelten Kampf darum führenmuß, um überhaupt wirtschaftlich bestehen zu können. Wir hingegen, die nach dem Worte eines bekannten Politikers auf der Insel der Seligen leben, richten uns ganz anders ein. Bei uns aber hält immer noch diese kulturschänderische Jagd auf die Schulen der Deutschen an, es vergeht - keine Woche, wo man nicht von neuem hörte, daß abermals Schulklassen gesperrt werden sollen. Jeder Schulman weiß - und tausendfältig ist es usgesprochen worden und es wird niemanden geben, der es nicht wüßte - daß das schlimmste Elend unseres Schulwesens die Überfüllung der Schulklassen ist. Anstatt, daß man sich bemühen würde, diesem Elend zu steuern, eine Verminderung der Schülerzahl durchzusetzen, in größerem Umfang, als es die Stümperei im kleinen Schulgesetze vorsieht, anstatt daß man auf die Verminderung der Schülerzahl systematisch und planvoll hinarbeiten würde, schreiten Sie von einer Schulsperrung zur anderen und können sich nicht glücklich fühlen, wenn in einer deutschen Schulklasse nicht wenigstens 65 bis 70 Schüler zusammengepfercht sind, sodaß auch die tüchtigsten und besten Lehrer bei eisernem Fleiße absolut keinerlei Erziehungs- und Unterrichtserfolge erzielen können. Und bei diesem Streben, die Schulen der Deutschen zu drosseln, ist Ihnen keine Dorfschule entlegen und unbedeutend genug. Sie greifen gierig selbst nach solchen Schulen, die seit mehr als hundert Jahren bestanden und dadurch allein schon ihre Notwendigkeit und Unerläßlichkeit bewiesen haben. Kurz, es scheint, als ob die verantwortliche Mehrheit des Hauses absolut kein Empfinden hätte für die Schmach, mit der man sich bedeckt, wenn man den Kampf gegen den Bestand unserer Schulen immer noch weiter führt. So ersparen Sie allerdings. Aber die Ersparung wirkt recht unheilvoll, so unheilvoll, und mehr noch als bei den anderen Ersparungen, die auch in das Fachschulwesen einschlagen. Denken Sie an das unglückselige Beginnen, das Paritätsgesetz für die Lehrerschaft zu zerschlagen. Sie haben nicht gefragt, ob Sie dadurch der Lehrerschaft die Freude an dem Berufe, die erste Voraussetzung dafür nehmen, daß sie ihr Amt mit Hingabe und unbedroht von Nahrungssorgen ausüben können. Sie haben den Schaden, den Sie gestiftet und nachträglich auch vielfach als solchen eingesehen haben, erst zur Hälfte gut gemacht. Trotzdem verschiedentlich Anträge eingebracht worden sind, z. B. das Unrecht an den Bürgerschullehrern gut zu machen, haben Sie sich bisher, wohl aus der Besorgnis heraus, daß es Geld kosten würde, nicht darum gekümmert. Alle Reklamationen, daß man die Rechtsverhältnisse der Kindergärtnerinnen, der ärmsten Proletarierinnen auf dem Gebiete des Unterrichtswesens, endlich regeln solle, hat man bisher mit Versprechungen und Vertröstungen abgetan, von denen aber natürlich diese armen Menschen nicht satt werden können.
Und doch - ich will das nur vorübergehend in Erinnerung bringen - könnten Sie, die Vertreter der Mehrheitsnation in diesem Staate, die materielle Sorge um die Schulerhaltung ganz gut und einfach lösen, wenn Sie sich endlich unsere alte Forderung zueigen machen würden, die Schulautonomie zur Tatsache zu machen, die einzelnen Nationen zu konstituieren, sie mit einem bestimmten Steuerhoheitsrecht zum Zwecke der Erhaltung der Schule und der Bestreitung der Kulturausgaben überhaupt auszustatten, und wir hätten die Voraussetzung nicht nur für die freie Entfaltung des Schulwesens bei allen Nationen, es könnte nicht nur ein edler Wettstreit beginnen, sondern Sie würden vor allem das politische Leben befreien von all den verbitternden und vergiftenden Faktoren, die durch diesen ewigen Schulkampf in die einzelnen Völker hinein getragen und immer noch verschärft werden. Sie aber, meine Herren, von den Mehrheitsparteien, wollen das offenbar gar nicht. Das Wort "Autonomie", auf irgend ein Gebiet angewandt, läßt Sie zusammenschrecken. Auch auf dem Gebiete des Schulwesens sehen wir es ja, wie Sie die letzten Reste einer armseligen Autonomie, die auf diesem Gebiete noch vorhanden ist, die nationale Sektionierung des Landesschulwesens, am liebsten beseitigen möchten. Sie können sich nicht entschliessen, damit aufzuhören, daß Sie die anderen Nationen fühlen lassen, daß Sie die Herren im Staate sind und allein darüber entscheiden, wie die Einrichtungen des Staates sein sollen. Bei all dem aber geraten Sie auch auf dem Gebiete der Schulgesetzgebung immer mehr und mehr in die Politik der Widersprüche und Zwiespaltigkeiten. Das gilt insbesondere von dem Gesetze, das augenblicklich zur Beratung steht, wie noch zu zeigen sein wird.
§ 1 der Gesetzes bestimmt, daß an allen Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten der èechische Unterricht, der Unterticht in der Staatssprache, obligatorisch einzuführen sei. Es gibt Leute, die befürchten, daß das eine zu schwere Belastung für die Schüler sein wird, eine Befürchtung, die wir keineswegs teilen. Wenn man die Mittelschüler abmartert und abquält mit dem Zwang, Griechisch und Latein zu lernen, erscheint es uns von größter Bedeutung, daß Sie sich auch die Mühe nehmen müssen, Èechisch zu lernen. Lieber würden wir auf eine der toten Sprachen verzichten, die heute Lehrgegenstände der Mittelschulen bilden. Wir stimmen also der Bestimmung des § 1, betreffend die obligatorische Einführung der èechischen Sprache an allen Mittelschulen vorbehaltslos zu und wenn Sie sich entschlössen, bei der Beratung des Durchführungs- und Übergangsbestimmungen noch die Vertreter der Minderheiten anzuhören und ihnen einen gewissen Einfluß auf die Gestaltung dieser Bestimmungen zu geben, so wäre das Gesetz soweit auch unserer Zustimmung sicher. Aber auch hier stellt sich schon eine Halbheit ein. Warum, so frage ich, kann man sich bei uns nicht entschließen, das, was nunmehr für die Mittelschulen gelten soll, für die Volks- und Bürgerschulen auch gelten zu lassen. Würde auch an Volks- und Bürgerschulen die èechische Sprache überall obligatorisch gelehrt, so würde es natürlich den Schülern der Mittelschulen leichter fallen und der Unterricht dort erfolgreicher sein, weil dann bereits die entsprechende Vorarbeit geleistet worden wäre. Wir deutschen Sozialdemokraten wünschen noch mehr. Wir wünschen nicht nur die obligatorische Einführung der èechischen Sprache auch an den Volks- und Bürgerschulen, wir wünschen, daß man auch dazu käme, in den oberen Klassen in bestimmten Unterrichtsstunden die èechische Sprache direkt als Unterrichtssprache zu verwenden, damit die Schüler nicht nur grammatikalische Kenntnisse in dieser Sprache erlangen, sondern auch im praktischen Umgang, im Gebrauch dieser Sprache sich üben, was für das praktische Leben ganz zweifellos außerordentlich wichtig ist. Ich habe diesen Standpunkt bereits im Kulturausschuß dargelegt und zu meiner nicht geringen Überraschung bei verschiedenen èechischen Politikern großes Erstaunen ausgelöst, denen es schier unfaßbar war, daß wir als deutsche Partei auch an Volks- und Brüerschulen den Unterricht in èechischer Sprache fordern. Das, was hier ausgesprochen wurde, ist keineswegs neu, und wer nicht blind und taub an dem vorübergeht, was wir vertreten, müßte wissen, daß wir schon früher, z. B. bei der Beratung des kleinen Schulgesetzes, dieselben Forderungen erhoben haben. Aber achtlos sind Sie natürlich darüber hinweggegangen. Es genügt den Mehrheitsparteien hier ja durchaus, daß eine Anregung oder ein Antrag aus den Reihen der Opposition kommt, um ihn vorweg als absolut erledigt zu erachten, und dann kann es natürlich geschehen, wenn Sie die Dinge so behandeln, daß Sie etwas Altes als etwas unerhört Neues betrachten, weil Sie keine Ahnung davon hatten, es nicht für wert erachtet hatten, sich anzusehen und anzuhören, was andere, was Oppositionsparteien wünschen und für gut halten. Wir sind sicher, daß die Masse der deutschen Eltern es durchaus verstehen wird, wie wichtig die Erlernung der èechischen Sprache für die heranwachsende Jugend ist. Gott sei Dank, die Masse der deutschen Bevölkerung hat sich ja losgesagt von jener törichten und kindischen Losung. die von den Nationalparteien früher ausgegeben worden ist, wonach es Volksverrat sein sollte, wenn man etwa ein Kind èechisch lernen ließ. Die Deutschen haben unter dieser törichten Politik schwer zu leiden gehabt, und wir haben ja heute und auch von diesem Platz aus schon gehört, daß auch in den Kreisen des Bürgertums sich längst eine andere Auffassung durchgesetzt hat. Aber, meine Herren, ich sagte: Das Gesetz ist von Zwiespaltigkeit erfüllt, und Sie wollen nun plötzlich nicht, daß auch in den deutschen Schulen der Unterricht in èechisch er Sprache erteit wird. Da geben Sie sich auf anderen Gebieten alle mögliche Mühe, um zu èechisieren. Ihr Herz klopft höher, wenn es Ihnen gelingt, in irgendeiner Stadt èechische Straßentafeln zu haben. Die Aufschriften in einzelnen Ämtern, all das, wohin man irgendeine Tafel hinhängen kann, nur in èechischer Sprache abgefaßt, betrachten nach meinem Dafürhalten die meisten Herren hier von der rechten Seite dieses Hauses als nationale Tat. Sie gehen soweit, daß Sie z. B. in Kurorten vorschreiben, daß in den Restaurants èechische Speisekarten aufliegen sollen, da arrangieren Sie Ausflüge in deutsche Gebiete, um èechisierend zu wirken, alles mögliche wird getan; die innere Verkehrssprache selbst zwischen den deutschen Schulbehörden ist in der letzten Zeit, sicher nicht ohne Zwang und Druck von oben, èechisch geworden. Und denken Sie nur daran, welch unerhörten und unerträglichen Quälereien und Drangsalierungen wegen der Erlernung der èechischen Sprache staatliche Arbeiter und Bedienstete und vor allem die Eisenbahner ausgesetzt sind! Sie verbreiten durch Unnachsichtigkeit der Forderungen auf diesem Gebiet einen wahren Schrecken, Sie bedrohen eine Unmenge von Existenzen in den Kreisen dieser Bevölkerung, Sie dekretieren einfach: Die Leute müssen in diesem und diesem Zeitraum èechisch können. Wenn wir aber kommen und sagen: Ja, wo sollen denn diese Menschen èechisch lernen? Warum wollt Ihr denn nicht. daß schon in der Volks- und Bürgerschule die Anfänge dieser Kenntnis vermittelt werden? Das macht Ihnen keine Sorge. Wir hören nicht, daß Sie anzufangen gedenken; wo ein Gesetz gemacht wird, in das die betreffende Bestimmung hineingehören würde. schreiten Sie darüber glatt hinweg, oder Sie setzen die Willkür an Stelle des Rechtes, klarer Entscheidungen, wie es im kleinen Schulgesetz der Fall ist. Damals nicht und heute nicht irgendein entschlossener Schritt, der diesen Zustand ändern könnte. Sie gehen noch weiter. Man sollte es nicht für möglich halten, es ist aber doch Tatsache und wir haben es bereits erleben müssen, daß einzelne Ortsschulräte wie z. B. in Turn und Komotau um Bewilligung angesucht haben, an ihren Volks- und Bürgerschulen den èechischen Sprachunterricht als obligaten Lehrgegenstand einzuführen. Und diese Ansuchen sind glatt abgewiesen worden. Wenn wir Deutschen verlangen, daß wir èechisch unterrichten dürfen, sagen Sie nein, und dann quälen und peitschen Sie mit tausend Maßregeln die deutschen Staatsbediensteten und Arbeiter, wenn sie nicht èechisch können. Warum das alles? Die Erklärung ist ja nicht schwer, soweit es sich um die bürgerlichen Parteien handelt: Sie wünschen Bürger zweiter Ordnung zu schaffen; es ist die Angst um die Versorgung, es ist der Kummer darum, daß in die staatlichen Stellen künftig auch Kinder der deutschen und anderer Nationen Aufnahme finden könnten, daß Sinekuren verloren gehen könnten für die Söhne der Mehrheitsnation in diesem Staate. Aber, meine Herren, so wird es natürlich für immer nicht gehen. Diese Schaukelpolitik, dieses Schwanken ist für die Dauer unmöglich und unerträglich. Sie werden sich entscheiden müssen. Ihr bisheriges Schwanken, Ihr Wunsch einerseits nach Èechisierung, ihr Schwanken andererseits, ob èechischer Unterricht auch in den deutschen Schulen oder nicht, beweist nur Ihre Unentschlossenheit, Ihre Schwäche, es beweist nur, daß Sie selbst nicht wissen, wohin Sie eigentlich steuern und wie Sie die Zukunft zu gestalten gedenken. (Místopøedseda Buøíval zvoní.) Einige Worte nur noch zum Gesetz; ich werde schon gemahnt, zum Abschluß zu gelangen. Auch hier bei den Mittelschulen bleiben Sie in einer Halbheit stecken. Auch hier setzen Sie kein klares, festes, gleichmäßiges Recht. Wir haben schon bei Beratung des kleinen Schulgesetzes den Antrag eingebracht, in dem ausgesprochen wird, daß in jenen Schulbezirken, wo mindestens 20% der Bevölkerung eine andere Umgangssprache spricht als die Mehrheit der Bevölkerung, die Sprache dieser Minorität auch obligater Lehrgegenstand in den betreffenden Schulen sein soll. Sie haben damals unseren Antrag abgelehnt. Wir haben ihn nun sinngemäß auf dieses Gesetz angewendet und wiederholen ihn in dieser Form heute. Und wir wollen neuerlich sehen, ob Sie es fertig bringen, diese vernünftige Anregung zu verwerfen. Wenn Sie unserem Antrage zustimmen, so würde dies bedeuten, daß anstelle der im § 3 des Gesetzes statuierten Willkürmöglichkeiten des Ministers klare Bestimmungen kämen, die keine Deutung zulassen, die ein klares Recht schaffen. Und daß ein praktisches Bedürfnis, die zweite, wichtigste Sprache im Lande, die lebendige im täglichen Leben gebrauchte notwendige Sprache zu kennen, daß ein solches Bedürfnis für beide Nationen vorhanden ist, daß es nützlich und wichtig ist, daß die heranwachsende Generation sich gegenseitig zu verständigen vermag, das wird man ernsthaft wohl nicht bestreiten können. Ich muß schon sagen, meine Herren von den èechischen nationalistisch gerichteten Parteien, gerade Ihre Haltung ist vollständig unverständlich, wenn man an die Èechisierungsversuche denkt und wenn man sich vor Augen hält, daß Sie doch das lebendigste Interesse daran haben müßten, alles zu tun, was die Assimilation der Minderheiten irgendwie begünstigen könnte und daß Sie alles meiden müßten, was sie erschwert, und daß Sie aus diesem Grunde natürlich dazu beitragen müßten, den Schulkampf zu mildern und ihn seiner Unerträglichkeit und Bitterkeit zu entkleiden.