Úterý 27. èervna 1922

Meine Zeit ist vorüber, ich komme zum Schluß. Alles in allem stellt der Regierungsentwurf ein schüchternes Tasten dar, ein geschicktes Ausweichen vor jedem ernsten Schritt zu einer wirklichen Schulreform. Wenn wir das schon betrübt konstatieren müssen, möchten wir doch, daß die Unterrichtsverwaltung wenigstens die Gelegenheit benützt, daß der Herr Minister hier aufstehe und erkläre: wie soll die Schulreform eigentlich beschaffen sein, an die man angeblich denkt, was wird weiter geschehen, welche Stellung nimmt man zu den großen Problemen, die ich hier nur vorübergehend streifen konnte? Wir wünschten einen klaren Bescheid, damit wir wissen, wohin die Entwicklung steuert.

Wir haben eine Reihe von Anträgen gestellt, die natürlich nicht erschöpfend die Dinge behandeln können, weil es unmöglich ist, sie hineinzupressen in den engen Rahmen dieses engherzigen Gesetzes. Umsomehr würde die Ablehnung der Anträge Sie brandmarken als Feinde einer wirklichen Volksbildung und Sie würden bekunden, daß Sie keine Spur von Verständnis für die Notwendigkeit einer wahren Volkserziehung haben. Und ich frage Sie: gibt es denn, wenn man sagt, daß die finan zielle Opferbereitschaft eine Grenze finde an den Einnahmen des Staates, über haupt ein Zuviel der Ausgaben auf diesem Gebiete? Nein, hier sollen und dür fen Sie nicht engherzig sein, wenn Sie eine wahre Schulreform wollen. Und darum, so wenig Hoffnung ich habe, daß wir rasch zur Erfüllung dessen kommen, was wir er sehnen, sage ich Ihnen: Wenn es Ihnen ernst ist mit der Anbahnung einer neuen, besseren Zeit, wenn es Ihnen ernst ist mit der wahren Schulreform, raffen Sie sich möglichst rasch auf zur wirklichen Tat. Begraben Sie die Vorurteile, denen Sie bis heute anhängen! Wir leben in einer neuen Zeit, die neue Menschen erfordert, und wir müssen die Möglichkeit dieser Entwicklung schaffen. Otto Glöckel hat einmal die Schule das Tor der Zukunft genannt. Reißen Sie auf dieses Tor, an das mahnend die Zukunft pocht, lassen Sie ein Licht, Luft und Wärme, geben Sie dem Volke eine wirkliche Schule, wie sie das Volk will und braucht! Schaffen Sie mit uns, denn in uns lebt der Wille zu ernster Tätigkeit, schaf fen Sie mit uns an dem großen Werke, das endlich einmal begonnen werden muß und helfen Sie uns den Weg bereiten für eine neue, für eine bessere, für eine Zukunftskultur für das reinere, größere, schönere Menschentum. (Souhlas a potlesk na levici.)

3. Øeè posl. dr. Petersilky (viz str. 1532 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Bevor ich an das eigentliche Thema meiner Rede herantrete, muß ich mich einer Pflicht entledigen, die mir mein Klub auferlegt hat. Im Namen des christlichsozialen Klubs erhebe ich feierlichst Protest gegen all jene furchtbaren Vorgänge, die in Leitmeritz als Folgen des furchtbaren Chauvinismus die Kultur geschändet haben. Wir erwarten von der Regierung, daß sie die Urheber di eser Schandtat nach Recht und Gerechtigkeit ausfindig machen und strafen wird und daß sie all jene Vorkehrungen treffen wird, daß in Zukunft nicht mehr solche furchtbare Verbrechen an der Menschheit, besonders nicht an den Kindern, begangen werden.

Místopøedseda inž. Botto (zvoní): Žiadam pána poslanca, aby sa držal veci.

Posl. dr. Petersilka (pokraèuje): Nun zum eigentlichen Thema: Das vorliegende Gesetz hat verschiedene Bezeichnungen erfahren. Im Volksmunde hat man es das "kleine Schulgesetz" genannt und hat damit dieser Regierungsvorlage eine Bedeutung beigelegt, welche sie eigentlich nach dem Willen ihrer Schöpfer, der Regierung nicht haben sollte. Es ist ja diese Regierungsvorlage kein groß angelegtes Gesetz, das vielleicht eine durchgreifende Reform des vom alten Österreich übernommenen Reichsvolksschulgesetzes durch führen sollte. Diese Regierungsvorlage hat lediglich die Aufgabe, das Reichsvolks schulgesetz in jenen Punkten zu refor mieren, in welchen eine Reform nach Maßgabe der jetzigen Zeitverhältnisse ganz besonders notwendig ist. Andere ha ben das Gesetz einen "Dualismus", ein "Kompromißgesetz" genannt. Man hat es auch recht poetisch bezeichnet als "Wechselbalg", als "Bastard" und der gleichen mehr. Man hat damit den einen Gedanken ausgesprochen, daß durch das Gesetz der Versuch gemacht wurde, Ideen, welche sich zueinander wie Feuer und Wasser, wie Licht und Finsternis ver halten, auf einem gemeinsamen Boden zu sammen zu bringen. Ich möchte von einem ähnlichen Standpunkte aus das Gesetz als einen Waffenstillstandsvertrag bezeichnen. Einen Waffenstillstandsvertrag schließen zwei Gegn er, welche entweder gewillt oder genötigt sind, weiter fortzukämpfen, für eine kurze Zeit aber sich auf einen gemein samen neutralen Boden begeben, um dort zu versuchen, ob es möglich ist, schiedlich friedlich nebeneinander zu leben und wenn nicht, für den Entscheidungskampf neue Kräfte zu sammeln, der entweder den einen Gegner vollständig niederringt oder beide Gegner zwingt, sich voneinander los zulösen, sodaß der eine nach links, der andere nach rechts geht. Der große Kampf, den ich meine, ist bereits von dem großen Dichterfürsten Altmeister Gothe mit den Worten gekennzeichnet worden: "Das einzige, tiefste und eigentliche Thema der Welt und Weltgeschichte, dem alle übrigen eigentlich untergeordnet sind, das ist und bleibt der Kampf, der Konflikt des Glaubens und des Unglaubens." Und das größte christliche Genie des christlichen Altertums Augustinus hat diesen Kampf wunderbar ausgeführt in seinem bedeutendsten Werke "De civitate dei - Über den Gottesstaat". Der Kampf wird geführt zwischen zwei Anschauungen, der theozentrischen und der anthropozentrischen, zwischen Gott und Mensch. Gibt es einen Gott, dann ist der Mensch sein Geschöpf, gibt es keinen Gott, dann ist der Mensch eben selbst Gott. Übertragen wurde dieser Kampf zunächst auf das Gebiet des Denkens und gerade in den wichtigsten Lebensfragen, in den Fragen woher und wohin, hat die heutige Zeit zu einem vollständigen Bankerott, zu einem vollständigen Debakle geführt und hat dem berühmtesten Philosophen der Jetztzeit das Geständnis abgerungen: "In diesen Fragen ignoramus et ignorabimus". Wir wissen nichts, sodaß einer der bekanntesten Philosophen, Paulsen, gestehen mußte: "In diesen Fragen kann nur die Religion uns Bescheid geben." Wie einst vor zwei Jahrtausenden der feine römische Gubernator Pilatus die zynische, aber die ganze Verzweiflung der damaligen Zeit ausdrückende Frage an den Meister der Wahrheit gerichtet hat: "Quiet est veritas - Was ist Wahrheit?" Übertragungen auf das sittliche Gebiet bedeutet dieser Kampf den Kampf zwischen religiöser Moral und zwischen Laienmoral. (Výkøik: Sie verwechseln kirchliche und religiöse Moral.) Wir werden schon zu dieser Frage kommen. Religiöse und kirchliche Moral!

Die einen sagen, ohne Religion keine Sittlichkeit und die anderen: Um Gottes willen oder um des Teufels willen, befreit nur die Sittlichkeit von der Religion, wir wollen die moralfreie Sittlichkeit haben. Und wir haben ja gerade von dem Vorredner gehört, daß Religion und Sittlichkeit miteinander gar nichts zu tun haben, daß sie zwei Dinge sind, die miteinander vollständig parallel laufen. Sie werden erlauben, daß ich ein bißchen auf diese Frage näher eingehe.

Die Schule soll, so haben wir gehört, sittlich erziehen. Sie soll einführen in die sittliche Weltanschauung und die sittliche Weltausschauung besteht eben aus sittlichen Gesetzen. (Výkøiky.) Doch alle Gesetze haben zwei wichtige Faktoren. Der eine Faktor des sittlichen Gesetzes ist der Gesetzgeber, der zweite Faktor ist die Sanktion des Gesetzes. Haben wir denn Gesetzgeber nach unserer Weltanschauung? Ja, nach unserer Weltanschauung gibt es ein absolut ewiges, unveränderliches Wesen, es ist der Inbegriff aller Vollkommenheit und wir nennen dieses Wesen Gott. (Posl. Hillebrand: Das Wesen kann aber doch bereuen, es ist also nicht unabänderlich! - Výkøiky. - Nepokoj.) Das Wesen ist vollständig unabänderlich. Wie du warst vor aller Zeit, so bleibest du in Ewigkeit. Dieses Wesen hat nach seinem Bild die ganze Schöpfung ins Dasein gerufen und vor allem den Menschen, als den König der Schöpfung, hat ihm das Bild seiner eigenen Geistigkeit eingedrückt und nun ist es an dem Menschen gelegen, diese Gottähnlichkeit, diese Würde, die ihn über das Tier erhebt, zu bewahren durch freiwillige Beobachtung jenes sittlichen Gesetzes, das als Ausdruck des göttlichen Willens in seine Natur gelegt ist und durch das Gewissen geoffenbart wird. Das ist die lex naturalis, das ist das natürliche Gesetz, ein Abbild der lex aeterna, des ewigen Gesetzes. Hier haben wir den Gesetzgeber und weil dieser Gesetzgeber ewig und unabänderlich ist, so sind auch seine moralischen Gesetze ewig und unabänderlich, ob nun der Mensch vor Jahrtausenden gelebt hat oder nach Jahrtausenden leben wird, ob er hoch oder niedrig ist: Jeder ist diesem sittlichen Gesetze unterworfen, der die menschliche Natur hat.

Hier haben Sie den Gesetzgeber. Und die Sanktion? Wenn der Mensch das sittliche Gesetz beobachtet, bleibt er dadurch mit seinem Schöpfer verbunden, erhält dadurch seine höchste physische Vollkommenheit und damit bleibt er auch in Verbindung mit der Quelle höchsten, reinsten Glückes. Volkstümlich gesprochen: Wenn er stirbt, kommt er in den Himmel.

Wenn er das Gesetz übertritt, wenn er die Verbindung mit seinem Schöpfer selbst durch seine eigene Schuld löst, dann löst er sich auch los von der Quelle aller Freude, des Glückes, das heißt, ganz volkstümlich gesprochen: Er wird ewig verdammt. Hier haben Sie die ewige Sanktion. Ich bitte Sie jetzt nur gut zu verstehen: Da ist das Wort gefallen, daß die christliche Moral ein Wuchergeschäft ist, ich tue das Gute, damit ich in den Himmel komme, und meide das Böse, damit ich nicht in die Hölle komme. Und das ist ein Wuchergeschäft. Falsch aufgefaßt. Etwas ist nicht gut, weil es in den Himmel führt, sondern umgekehrt, es führt in den Himmel, weil es gut ist. Und es ist gut, weil es einen Gott, den ersten Urquell, die erste Norm der Sittlichkeit gibt, der ewig ist. Etwas ist nicht schlecht deswegen, weil es in die Hölle führt, sondern umgekehrt es führt in die Hölle, weil es schlecht ist. Das ist kein Utilitarismus. Das sittliche Gesetz ist tief in die Herzen der Menschen eingeschrieben, es ist in der Natur und diese Natur ist nicht anders, als eine akzidentelle Teilnahme am göttlichen Wesen, am Quell der eigentlichen Sittlichkeit. Wohlan, hier haben Sie die absolute Sanktion. Dieser absoluten Sanktion kann sich niemand entziehen, ob Kaiser oder König, ob Präsident oder Bettler, keine Vìtšina und keine Menšina kann ihn vor dieser Sanktion hüten. (Veselost.) So haben Sie hier den Gesetzgeber und so haben Sie hier die ewige, absolute Sanktion. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda dr. Hruban.)

Und nun frage ich Sie nach Ihrer Weltanschauung. Sie reden so viel von Gut und Böse. Geben Sie mir die No rm an, was gut ist und was bös ist. Was ist denn nach Ihrer Meinung der Gesetzgeber? Gestern haben wir es gehört: Von nun an soll nicht mehr die Religion, sondern das Herz die Sittlichkeit geben. Ja, was ist denn das Herz? Das Herz ist eine Phrase, das ist die Natur des Einzelnen, das ist der Wille, also . . . (Hluk na levici.) . . . also das wird heißen, das Herz, losgelöst von seinem Gotte. (Výkøiky.) Das heißt, jeder ist sich selbst Gesetzgeber und dann wird es heißen: sic volo, sic jubeo stet pro ratione voluntas. (Posl. Hillebrand: Sagen Sie es nur deutsch!) Das heißt zu deutsch: So will ich, so befehle ich, für den Vernunftsgrund gelte mein Wille.

Wollen Sie, bitte, einen Hochliberalen hören, der vollständig den katholischen Anschauungen ferne steht, was der darüber sagt? Es ist der belgische hochliberale Nationalökonom Emile de Lavelaye: " Ohne Glauben an Gott und die Unsterblichkeit der Seele gibt es nichts mehr, das mich vernünftigerweise hindern könnte, meine Lust und meinen Nutzen zu suchen, auch auf Kosten des Wohles anderer. Kann ich mich dabei bereichern und dem Strafkodex entgehen, war um sollte ich es nicht tun? Des Goldes Glanz läßt den Menschen bald einen Flecken auf seinem sittlichen Charakter vergessen; ich sehe keinen vernünftigen Grund, mich irgend einer ungebührlichen Handlung, eines Vertrauensbruches, ja eines Diebstahles zu enthalten, sofern er nur ungestraft bleibt, mir dagegen Nutzen bringt." (Výkøiky: Das war ein unsittlicher Mensch! - Hluk na levici - potlesk na pravici.) Unsittlich? Da müssen Sie nun erst sagen, was denn Sittlichkeit ist? Sie haben ja keine Norm dafür. Sie sagen ja gerade, was dieser Lavelaye sagt. Bei Ihnen ist die Sittlichkeit ein großer Sack, in den alles mögliche hineingeht. Sittlich war nach Ihrer Meinung die Tempeldirne, die sich im Dienste einer. Astarte der schändlichsten Wollust hingegeben hat, genau so sittlich, wie die reine Agnes, die für ihre Jungfräulichkeit das Leben hingegeben hat. Der eine geht nach seiner Natur, der andere wieder nach seiner. (Souhlas a potlesk na pravici.) Und er sagt weiter: "Gewissen? Ohne Gott gibt es keines und ohne Religion wäre der Rückfall in die Barbarei unvermeidlich." Das sagt er. Also wenn einer sagt: Meine Natur, dann bringt das uns nur in die ärgste Anarchie hinein. Was wollen Sie weitersagen? Vielleicht werden Sie als Norm der Sittlichkeit die allgemeine Meinung angeben. Aber man weiß ja, wie die allgemeine Meinung gemacht wird. Durch die Presse; wir sehen aber, daß hinter der Presse aller Staaten der Kapitalismus und Materialismus steht, denen sie dient. Und das soll dann die Norm der Sittlichkeit sein? Übrigens möchte ich gerne wissen, wieso ich denn dazu komme, mich der Menschheit anzupassen. Zuerst komme ich und dann kommen erst die anderen. Und was ist das Volk für mich? Eine Summe von Individuen, deren jedes einzelne für mich eine Null ist. Das heißt, das ganze Volk ist für mich eine große Null.

Weiter werden Sie vielleicht den Nutzen des Einzelnen als Norm der Sittlichkeit hinstellen. (Výkøiky: Nein! - Posl. Hillebrand: Die Kirche hat ja das Privateigentum als Rechtsquelle anerkannt!) Ja, selbstverständlich hat sie es anerkannt und wird es auch anerkennen. (Hluk na levici.) Man hat in Frankreich die Laienmoral eingeführt, den Katechismus herausgeworfen und hat den Kin ern den bürgerlichen Katechismus gegeben, dessen § 1 lautet: "Gut ist das, was dir und anderen nutzt, und böse das, was dir und anderen schadet." Nicht mehr gut und böse, sondern Profit und Nichtprofit. Und weil es kein ewiges Leben gibt, dann muß man nach Ihrer Weltanschauung alles nur mit irdischem Maße messen, dann muß man Geld haben. Das Geld regiert uns, und dann tanzen Sie ums Goldene Kalb. (Hluk na levici. Výkøiky. - Potlesk a souhlas na pravici.)

Wollen Sie vielleicht den Staatsnutzen als Norm für die Sittlichkeit hinstellen? Wollen Sie den Staatsutilitarismus? Nun gut, dann ist halt Tür und Tor geöffnet dem Macchiavellismus. Denn, was dem Staate nützt - und eine ewige sittliche Norm gibt es nicht - ist gut, und dann hat Recht der Anarchist und hat Recht der politische Mörder und hat Recht der extreme Chauvinist, mit einem Wort, dann fällt jede Moral. (Hluk. Na levici rùzné výkøiky. Potlesk na pravici. - Místopøedseda dr. Hruban zvoní. - Výkøiky: Avignon!) Lesen Sie die Geschichte, bevor Sie das Wort Avignon aussprechen. (Hluk. Místopøedseda dr. Hruban zvoní.) Und nun, meine Herren, frage ich Sie, wo haben Sie ihre Sanktion? (Výkøiky posl. Èermáka.)

Místopøedseda dr. Hruban (zvoní): Pane posl. Èermáku, prosím o klid!

Posl. dr. Petersilka (pokraèuje): Wollen Sie vielleicht die Sanktion im Gewissen finden? Aber ohne Gott gibt es kein Gewissen, ist das Gewissen eine Popanz. Wollen Sie vielleicht sagen, es sei die Achtung der Allgemeinheit? Man weiß, was die Allgemeinheit achtet; sie achtet den Erfolg, und ist einmal der Erfolg da, dann beugt man sich vor ihm, und mag man zuerst ein paar Jahre lang im Kerker gewesen sein; und ist es einem dann gelungen, wieder hinaufzukommen, dann beugt man sich vor dem, der oben ist. Das heißt, die Sittlichkeit ist so wie die Mode, einmal kurz, einmal lang, oben wenig und unten wenig, das nächstemal oben nichts und unten nichts. (Výbornì! Potlesk na pravici.) Oder wollen Sie vielleicht die bösen Folgen der Tat als Sanktion hinstellen? Ja, meine Herren, gibt uns nicht gerade die Wirklichkeit darüber Aufschluß, daß es gerade den Edelsten am schlechtesten geht, daß die Tugend mit Füßen getreten wird und daß gerade das Laster triumphiert? Und wollen Sie vielleicht, und es bleibt nichts mehr übrig als die äußere Polizeigewalt, die Bajonette als Sittlichkeitssanktion hinstellen? Ja, die Bajonette sind halt manchmal sehr schwach. Die Bajonette sind manchmal sehr schwach, weil sie sich auch gegen diejenigen kehren können, welche den Leuten die Bajonette in die Hand gedrückt haben. (Hluk.)

Místopøedseda dr. Hruban (zvoní): Prosím o klid.

Posl. dr. Petersilka (pokraèuje): Und nun, meine Heren, ziehen wir daraus den Schluß, ob die Religion das Individuum etwas angeht. Hören Sie, was ein Rousseau gesagt hat, der doch von Ihnen so hoch gepriesen wird: "Ich habe früher geglaubt, daß man auch ohne Religion ein rechtschaffener Mann sein könne, aber ich bin von diesem Irrtum abgekommen." Wollen Sie hören, was Sittlichkeit ohne Religion in der Familie ist? Was macht denn die furchtbar zahlreichen Ehetrennungen, von denen ein Roosevelt gesagt hat, (Hluk na levici. Potlesk na pravici.) daß diese die Fundamente des Staates untergraben? Und wollen Sie die Zahl der Kinder betrachten! Bitte, das ist der weiße Tod, weil man seine Würde als Eltern mißachtet. Bitte, schauen Sie nach Frankreich, das jedes Jahr um 350.000 Einwohner weniger hat, und das in drei Jahren durchschnittlich um eine Million abnimmt, nach den letzten statistischen Ergebnissen. Das ist der weiße Tod! (Hluk. Výkøiky: Was ist denn mit dem Zölibat?) Von dem werden wir schon noch reden. Dazu werden wir schon kommen. Und ein Staat ohne Religion . . . (Posl. Jokl: Wo gibt es die meisten unehelichen Kinder? In Tirol!) Gerade statistisch ist nachgewiesen, daß in jenen Gegenden, in denen das Zölibat herrscht, bei den Katholiken, die Zahl der Geburten viel größer ist, als dort, wo das Zölibat nicht herrscht. (Souhlas a potlesk na pravici.) Zölibat bedeutet den Sieg der Gnade über seine eigene Leidenschaft und das gibt den anderen ein Beispiel, um das heiligste Institut, das der Ehe, nicht zu mißbrauchen. Der Staat ohne Religion geht flöten. Sie haben es aufgeschrieben über dem Haupttor der ehemaligen kaiserlichen Hofburg in Wien: Justitia fundamentum regnorum. Die Gerechtigkeit ist die Grundlage der Staaten. Und wissen Sie, was die Grundlage der Gerechtigkeit ist? Das ist die Religion. Durch mich herrschen die Könige, sagt die heilige Schrift. Hat der Obere keine Religion, so denkt er nicht daran, daß er einmal wird Rechenschaft ablegen müssen vor einem noch höheren Wesen. Dann weiß ich nicht, ob er nicht so wie Napoleon denken wird, der vor der Völkerschlacht bei Leipzig, als er vom Fürsten Metternich ermahnt wurde, Frieden zu machen und dem Blutvergieß en einmal Einhalt zu tun, geantwortet hat: Sie sind nie Soldat gewesen, was sind mir 200.000 Mann? (Výkøiky. - Hluk.) Und gerade heute sagt man, was sind Millionen? Ich werde noch die Ursache sagen. Und wenn die Unteren keine Religion haben, wenn der Untergebene in seinem Vorgesetzten nicht den Stellvertreter Gottes sieht, dann wird er sagen: Wozu soll ich gehorchen? Du bist ein Mensch wie ich; und wenn der Vorgesetzte dann einwendet, ich bin durch historische Evolution hinaufgekommen, dann wird man ihm antworten: dann, Freund, spaziere durch die historische Revolution wieder herab!

Und dann gibt es lauter Revolutionen. Und die Menschheit, meine Herren? Wenn es keinen Gott gibt, keine ewigen Ideale gibt, dann gibt es nur ein Ideal, das Goldene Kalb, und dann hat jeder Recht, der soviel als möglich zusammenrafft, (Hluk. Rùzné výkøiky.) das ist ja Ihre Moral! Und dann hat der Großkapitalist recht und auf der anderen Seite hat der Bolschewik recht, der Anarchist recht, dann gibt es einfach das Faustrecht, einfach das Recht des Stärkeren und das Recht des Listigeren. Wollen Sie einmal hören den größten Philosophen Deutschlands, den Protestanten Leibnitz? (Hluk, rùzné výkøiky, potlesk na pravici. Výkøiky: Èujme!) Sie wollen ihn ja nicht hören, weil Ihnen das nicht paßt! (Potlesk a souhlas na pravici.) Ein Leibnitz sagt: "Sobald man das Grundprinzip des Glaubens an Gott verläßt, welches die Menschen abhält, sich wie Bestien zu zerreißen, muß man alle Verträge brechen . . ." (Hluk. Rùzné výkøiky.)

Místopøedseda dr. Hruban (zvoní): Prosím o klid.

Posl. dr. Petersilka (pokraèuje): ". . . und das Völkerrecht mit Füßen treten." (Hluk na levici, potlesk na pravici.)

Místopøedseda dr. Hruban (zvoní): Prosím o klid! V tomto hluku není debata možná! (Hluk.) Prosím, zachovejte klid a nerušte øeèníka!

Posl. dr. Petersilka (pokraèuje): Haben sich die Gemüter beruhigt? (Hluk na levici, potlesk na pravici.)

Místopøedseda dr. Hruban (zvoní): Prosím o klid, aby pan øeèník mohl pokraèovat.

Posl. dr. Petersilka (pokraèuje): Also Leibnitz sagt: "Sobald man das Grundprinzip des Glaubens an Gott verläßt, welches die Menschen abhält, sich wie Bestien zu zerreißen, muß man alle Verträge brechen und das Völkerrecht mit Füßen treten, die Macht des Stärkeren wird dann alle beherrschen und die Welt einem Wald von Mördern und Meuchelmördern gleichen." (Nepokoj. Výkøiky: Jawohl das habt Ihr gewollt und gesegnet!) Das ist Ihre Moral, jeder macht, was er will. (Souhlas a potlesk na pravici. - Výkøiky: Wieviele habt Ihr verbrennen lassen? Und wenn Ihr könntet, würdet Ihr heute noch Scheiterhaufen errichten!) Nicht soviel, als Ihr geköpft habt. Ich werde noch dazu kommen.

Also, wollen wir einmal das hören, was der spanische Minister Pidely Mon im Jahre 1888 sagte. (Hluk.) Ja, das wollen Sie wieder nicht hören. (Výkøiky posl. Hillebranda.)

Místopøedseda dr. Hruban (zvoní): Pane kolego Hillebrande, buïte klidný. (Hluk. - Výkøiky posl. Roudnického.) Pane kolego Roudnický, prosím o klid!

Posl. dr. Petersilka (pokraèuje): Also Alejandro Mon Pidely sagte: "Der Gelehrte, der sich selbst das Weisheitspatent ausstellt, verkündet von seinem Lehrstuhl: Es gibt keinen Gott", - sowie es hier ver kündet wurde. - "Erstaunt hört es die Obrigkeit, übersetzt es für ihr Gewissen und spricht: "Es gibt keine Gerechtigkeit." Es hallt wider in den Ohren des Ver brechers und er sagt zu sich selbst: "Es gibt keine Schuld." Der begehrliche Jüngling vernimmt es und schließt logisch: "Es gibt keine Tugend", und er gelangt zur Kenntnis des Untertanen und er überlegt: "Es gibt kein Gesetz!" Mit einem Wort, alle Gesetze bankerott und Anarchie auf allen Gebieten. (Souhlas a potlesk na pravici.) Und wollen Sie vielleicht die Bestäti gung der Geschichte hören! Nehmen Sie doch das alte römische Volk her, nehmen Sie das Heidentum her, da hat man sich die Religion selbst gemacht, und da hat man eben gesagt: "Gut ist das, was Du willst." (Posl. Hillebrand: Die Kirche muß halt die Petersilie auf der Suppe sein!) Nicht wahr, die Suppe habe ich Ihnen diesmal doch ein bischen verbrannt und ein wenig unangenehm gemacht! Ja, und gerade bei den Heiden gilt dasjenige, was heutzutage als die gröbste Unzucht gilt, als religiöser Akt im Dienste der Götter und Göttinnen. Da war die Venus und Bacchus und bezeichnender Weise war der am meisten verehrte Gott der Priapos, dessen Eltern Bacchus und Venus waren. (Hluk na levici.) Und da war die Kinder aussetzung und der Kindermord an der Tagesordnung, und an der Tagesordnung war da die Ehetrennung, und da haben Sie den fürchterlichsten Materialismus, den riesigsten Kapitalismus, und Sie haben den fürchterlichsten Militarismus und den entsetzlichsten Chauvinismus mit Barbarei. Es war nach Außen hin eine pracht Leichnam, dessen Gestank zum Himmel drang, dessen Sterben ein Tacitus mit den Worten bezeichnete: "Roma non moritur, Roma putrescit - Rom stirbt nicht, Rom verfault." Und aus dieser Fäulnis hat sie herausgerettet Christus der Herr und das Christentum. Von diesem Tisch ist gerade gesagt worden, daß das Christentum nie Verständnis für die soziale Lage gehabt hat. Wem ist die Abschaffung der Sklaverei zu verdanken? Dem Christentum. Wer hat das furchtbarste Wehe ausgesprochen über den riesigen Kapitalismus? Das war Jesus Christus, der gesagt hat: "Wehe Euch, Ihr Reichen! " Wer hat dem Arbeiter geholfen und wer hat ihm seine Bildung gegeben? Das war das Christentum. (Potlesk na pravici, hluk na levici.)

Meine Herren! Studieren Sie Ihren eigenen Autor, Ihren berühmten Kautský, und er wird Ihnen sagen, wie im Mittelalter gerade der Arbeiter . . . (Hluk. Výkøiky: Was ist denn mit der Robot?) Wenn Sie hier von Robot gesprochen haben, so haben Sie vielleicht die Studien über Robot in einer 15-Kreuzer-Broschüre gemacht, aber Sie haben nicht die großen nationalökonomischen Werke über die volkswirtsschaftlichen Verhältnisse des Mittelalters, Sie haben nicht einen Jansen, einen Michaelis studiert, denn dazu gehört ein Bischen mehr Zeit, als sich vorzubereiten auf einige Vorträge vor Leuten, welche nicht denken. (Hluk na levici, potlesk na pravici.) Ja, studieren Sie nur, und da werden Sie auf etwas anderes kommen! Studieren Sie, wie Kautský studiert hat und Sie werden ganz andere Ansichten erhalten und Sie werden wissen, daß die Robot gerade dann eingeführt wurde, als der Einfluß der katholischen Kirche schwand und daß gerade der Absolutismus eingeführt wurde, von jenen, welche zuerst den Grundsatz aufgestellt haben: " Cuius regio, eius religio." (Hluk. Posl. Hillebrand: Haben im Jahre 1848 die Klerikalen gegen die Aufhebung der Robot gestimmt? Geben Sie Antwort! Ich frage Sie! Geben Sie Antwort!) Ich könnte Ihnen ein ganzes Werk über die Robot im Mittelalter bringen und da möchten Sie sehen, daß dieses Wort Robot, das von Ihnen jetzt als furchtbares Schreckgespenst hingestellt wird, daß die mittelalterliche Robot etwas ganz anderes war, als man heutzutage denkt. (Výkøiky posl. Hillebranda.)

Místopøedseda dr. Hruban (zvoní): Pane kolego Hillebrande, nevyrušujte! (Posl. Hillebrand: Geben Sie mir Antwort! Haben die Klerikalen im Jahre 1848 . . . Hluk.)

Slovo má pan posl. dr. Petersilka. Volám pana posl. Hillebranda k poøádku. Nemá slova. Prosím, pánové, o klid, zachovejte parlamentní formu jednání. Slovo má pan posl. dr. Petersilka.

Posl. dr. Petersilka (pokraèuje): Und wenn heute hier das Wort gefallen ist: "Zwei Jahrtausende hat die Kirche Zeit gehabt, sich zu entfalten und wozu hat es geführt? Zu dem Bankerott im Weltkrieg", so antworte ich: Es waren Ihre Anschauungen, welche den Weltkrieg herbeigeführt haben, es war der krasseste Materialismus! Die Kirche, als sie auf der Höhe ihrer Macht war, hat die Menschheit glücklich gemacht, aber was eben die Kirche gutgemacht hat, das haben gewisse Parteien im Dienste des Riesenkapitalismus und Militarismus verdorben und dazu gehören auch Sie! Sie haben in den Zeitungen oder Schriften und in tausenden und tausenden Versammlungen es zunichte gemacht. (Potlesk na pravici.) Sie haben den Einfluß der Kirche gebunden, und wenn wir heute diese furchtbaren Verträge haben von St. Germain, den Gewaltfrieden von Versailles, von welchem hier Dr. Kramáø gesagt hat, daß Europa krankt an moralischer Verkommenheit, so ist das dem Materialismus zu verdanken, dem Tanz um das Goldene Kalb, und jenen Leuten, die gesagt haben. "Hinweg, mit Gott! Befreit uns von dem Erlöserjoch! Du bist Dein eigener Gott." (Hluk.)


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