Sind diese Forderungen erfüllt,
dann steht die Schule erst in Harmonie mit dem wirklichen Leben.
In ihr wird dann nicht etwas gelehrt und gelernt, was in schreien
dem Widerspruch zu der Wahrheit und der Wirklichkeit und zum Sinn
des Lebens liegt, sie ist dann nicht mehr die Pflanzstätte der
Lüge und des leeren Wortes, sondern das, was sie sein soll und
werden muß. Allerdings wissen wir, daß kein bürgerliches Parlament
und schon längst nicht das èechoslovakische Parlament diese Forderungen
annehmen kann. Er füllen kann sie nur das zur Herrschaft gelangte
Proletariat. (Potlesk komunistických poslancù.)
Hohes Haus! Es muß einen ganz eigen tümlich anmuten, wenn an die Abgeordne ten die Pflicht herantritt, zu so einer wichtigen Sache, zu so einem wichtigen Gegenstand, wie es der Voranschlag ist, fast immer vor leeren Bänken sprechen zu müssen. Besonders ist dieser Vorwurf an zuwenden auf die Mehrheitsparteien, auf die Regierungsparteien, obwohl ich auch meine deutschen Kollegen absolut nicht in Schutz nehmen möchte. Sie haben jedenfalls nach bewährtem Beispiel der Mehrheitsparteien irgendeinen Grund, die Zeit besser zu verwenden, als hier zu sitzen und zuzuhorchen. Tatsache ist, daß dieser Umstand kein besonders günstiges Licht auf den jungen Parlamentarismus in diesem Staate wirft. Man könnte vielleicht von den Majoritätsparteien annehmen, die doch an diesem wichtigen Gegenstand ein reges Interesse zeigen sollten, daß sie sich vielleicht mit der Tatsache abfinden und sich damit entschuldigen, daß die fünf Vertreter ihrer Parteien den weisen Beschluß gefaßt haben, das Budget in Bausch und Bogen anzunehmen, und daß daher ein weiteres Interesse für sie nicht mehr notwendig sei. Wenn das Ihnen zur Entschuldigung genügt, mir kann es auch genügen.
Das ganze Budget ist in allen seinen Kapiteln, von vielen Rednern, ja von den meisten Rednern in sehr ungünstiger Art und Weise beurteilt worden. Selbst der Generalberichterstatter, der Abg. Sonntág, sagt wörtlich über das Budget und diese Kritik ist vielleicht grundlegend - folgendes: "Man kann den Umstand nicht mit Stillschweigen übergehen, daß bisher trotz der ausdrücklichen gesetzlichen Bestimmung der Nationalversammlung keine Abschlußrechnung der staatlichen Einnahmen und Ausgaben vorgelegt wurde, was auch ein schwerwiegender Mangel ist, der die Aufstellung der Voranschläge durch die Staatsverwaltung erschwert, also auch deren ordentliche Durchberatung durch die gesetzgebenden Körperschaften." Weiter erklärte er, daß mit aller Entschiedenheit darauf hingewiesen werden muß, daß durch ein solches Vorgehen den gesetzgebenden Körperschaften die Möglichkeit genommen wird, die Staatswirtschaft zu überprüfen und zu kontrollieren. Jedenfalls ein Urteil, das bezeichnend ist, wenn es vom Berichterstatter des Budgets selbst abgegeben wird. Wenn auch manche Redner der Mehrheitsparteien ein scharfes Urteil über das Budget abgegeben haben, wird man ein offenes, wahrhaft offenes und objektives Urteil gewiß nur aus dem Munde jener hören, die nicht von vornherein verpflichtet sind, durch ihr Votum das Budget gutzuheißen. Ich bin davon überzeugt, daß so manches Mitglied der Mehrheitspartei, wenn auch nicht nach außen, so doch im Innern die gerechten Vorwürfe und Anwürfe gegen das Budget gutheißen wird und muß. Es trifft eben bei den Mehrheitsparteien das zu, daß nicht die Wahrheit offen ausgesprochen wird, sondern daß eben die Tendenz des "Nationalstaates", die Utopie, die Lüge über die Wahrheit, der Traum über die Wirklichkeit siegen muß, oder, wenn wir dies in der parlamentarische Formel aussprechen wollen, müssen wir sagen, es muß die "vìtšina" über die "menšina" siegen. In Konsequenz dieser Anschauung der Mehrheitsparteien bewegt sich natürlich das ganze System der Gesetzgebung, der Verwaltung, vielfach auch der Rechtsprechung in einer Richtung die nicht den tatsächlich gegebenen nationalen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnissen in diesem Staate entspricht, vielmehr darauf ausgeht, gerade die deutschen Bevölkerungsschichten, den deutschen Teil der Bevölkerung dieses Staates um seine Rechte zu bringen, ja diese Rechte fast ganz auszuschalten. Beweis hiefür sind viele und gewiß unumstößliche Aufzeigungen der Ungerechtigkeiten, die im Budget gegen das Deutschtum enthalten sind. Die stiefmütterliche Behandlung die man dem uns gebührenden Rechte des Auslebens unserer völkischen Eigenart angedeihen läßt, zeigt dies deutlich.
Wenn wir auf das Zahlenverhältnis der deutschen Bevölkerung zur èechischen eingehen, und zwar, nach der letzten Volkszählung, die Sie gemacht haben, so ergibt sich, daß den 6,351.663 Èechen 3,828.000 Deutsche gegenüberstehen, oder daß den Èechen und Slovaken, wenn Sie beide zusammen als das Staatsvolk betrachten, den 8 Millionen und einigen Tausend Èechoslovaken - Nationalitäten in der Zahl von über 5 Millionen gegenüberstehen. Wenn man das Budget in den einzelnen Posten durchgeht und die Bedürfnisse der einzelnen Nationen betrachtet, wie ihnen in den Zahlen des Budgets Rechnung getragen wird, dann werden Sie nie und nimmer dieses Verhältnis herausbringen.
Schauen wir nach dem kleinen Rumänien: Dort stehen 11 Millionen Rumänen 5 Millionen Nationalitäten und darunter 1 Million Deutsche gegenüber. Speziell in der Schulfrage und in anderen Fragen des nationalen Eigenlebens hat die rumänische Regierung bis heute noch nicht so tief eingegriffen, daß irgendwie das völkische Eigenleben der Nation gestört oder gehemmt würde. In Italien haben Sie 300.000 Deutsche in Südtirol gegen fast 40 Millionen Italiener und man hat sie bis jetzt, besonders was das Schulwesen anbelangt, ganz unbehelligt gelassen. Daß sie die Deutschen um ihr Schulwesen vielleicht deshalb bringen, weil Sie die Deutschen ihrem Zahlverhältnis und auch ihrer Kultur nach fürchten, eifersüchtig sind, ist ein falscher Weg, sie in diesem Staate niederzuhalten oder sie von heute auf morgen verschwinden zu lassen.
Der Staatsvoranschlag stellt zwar tote und kalte Ziffern dar, die aber in die Lebendigkeit umgesetzt werden, wenn wir uns draußen in der Praxis des Staatslebens umsehen. Wir finden in der Gesetzgebung, Verwaltung, Justiz ein Heer von chauvinistischen Beamten, die das uns gegenüber durchführen, was diese toten Ziffern hier aussprechen. Willkürliche Trennung und Zusammenlegung von Gemeinden - ich könnte da eine ganze Reihe nennen - Auflösung von Gemeindevertretungen, Einsetzung von Regierungskommissären, Entlassung von Angestellten und Beamten aller Kategorien, willkürliche Bemessung oder Vorenthaltung von Gehältern und Pensionen, dann die besonders siegreiche und ruhmvolle Durchführung der Volkszählung usw. sind ihre Taten.
Ich habe seinerzeit Gelegenheit gehabt, die ganz besonders krassen Fälle der Volkszählung aufzuzeigen. Ich bin ums Wort gebracht worden durch einen Trick der Mehrheitsparteien und habe trotzdem in der Bankreihe gesprochen. All die krassesten Fälle von Übergriffen bei der Volkszählung, die Sie sich haben zu Schulden kommen lassen, oder Ihre Beamten, wenn Sie wollen, sind niedergelegt in der Volkszählungs-Denkschrift des Parlamentarischen Verbandes, die als Dringlichkeitsinterpellation eingebracht wurde. Ein Beispiel Ihres Vorgehens will ich hervorheben. Ich erwähne das hier deshalb, weil Sie die Ergebnisse der Volkszählung ausnützen und verwenden, um nachzuweisen, daß die Deutschen nur den oder jenen Anspruch auf Schulen haben.
Wie die Volkszählung durchgeführt wurde und wie die Behörden das Ergebnis auswerten und èechische Kinder konstruieren, soll Ihnen das folgende Beispiel zeigen. Es ist folgende Zuschrift von der Bezirkshauptmannschaft Znaim an einen gewissen Fachlehrer Emanuel Veliký in Frain gekommen. "In der bezüglichen Aufnahme Ihres Hauses ist bei Ihrem Namen deutsche Nationalität eingetragen. Durch Ihr Einvernehmen, sowie durch die gepflogenen Erhebungen wurde festgestellt, daß Sie in einer böhmischen Gemeinde geboren sind" - das ist Brünn, vor ungefähr 56 Jahren ist der Mann dort geboren - "daß Ihre beiden Eltern böhmischer Nationalität sind" - der Vater ist in Wischau geboren, ein Deutscher von seinem Vater her, seine Mutter ebenfalls eine Deutsche - "daß Sie in Ihrem Haushalt die böhmische Sprache sprechen das ist unwahr, weil in Frain nicht ein einziges èechisches Wort gesprochen wird, mit Ausnahme einiger Èechen, die jetzt hingekommen sind - viertens, daß Ihre Erziehung eine böhmische war." Der betreffende schreibt hierzu: "Die deutsche Volksschule und die deutsche Lehrerbildungsanstalt in Brünn besucht." Da kann es doch nicht zutreffen, daß man da èechische - böhmische, wie Sie es heißen - Vorbildung genossen hat. "Mit Rücksicht darauf," heißt es weiter, "daß sowohl Sie, als auch Ihre Kinder der böhmischen Nationalität zugesprochen wurden (èechisch), ist der betreffende Punkt in Ihrem Bekenntnis, wo Sie geschrieben haben "Deutsch", durch "Böhmisch" (èechisch) ersetzt".
Diese Fälle, wie ich ihnen hier einen vorgebracht habe, wiederholen sich speziell bei der Bezirkshauptmannschaft Znaim ungezähltemale. Auf Grund von irgend welchen Angaben, auf Grund der Tatsache, daß der Mann einen èechisch klingenden Namen hat, daß dessen Eltern in einer heute èechischen Gemeinde vor einem halben Jahrhundert geboren sind oder gelebt haben, wird dieser Mann zum Èechen gestempelt und ebenso seine Kinder. Des weiteren folgt ein Erlaß, daß Eltern gezwungen werden, ihre Kinder sofort aus der deutschen Schule herauszunehmen und in die betreffende èechische Schule zu schicken. Ja, man geht so weit, daß man mit Gefängnis und Kerker droht, wie es einigemal geschehen ist, wenn binnen 8 Tagen dieser Aufforderung nicht nachgekommen wird. Zuerst versucht man es mit Versprechen, dann mit Bestechen, dann mit Drohungen und zum Schluß will man einsperren oder sogar verhaften, was tatsächlich vorgekommen ist. Mit derartigen Mitteln werden für die èechischen Minderheitsschulen im Bezirke Znaim vielfach Kinder künstlich gezogen. Es werden die Eltern, die èechische Namen haben und einmal in einer èechischen Gemeinde gelegt haben, ganz einfach zu Èechen gestempelt und ihre Kinder rücksichtslos für èechische Schulen reklammiert. So geschehen in fast allen deutschen Dörfern unseres Frainer Bezirkes, die èechische Minderheitsschulen haben. Sie können sich davon überzeugen, meine Herren! Ich könnte Ihnen eine ganze Reihe von èechiscnen Schulen nennen, die im Durchschnitt von nicht mehr als 5 Kindern besucht werden.
Wir haben in Lugau eine systemisierte èechische Minderheitsschule, die gar kein Kind hat. Der Lehrer ist verschwunden, aber die èechische Schule existiert noch, wie ich mich beim Landesschulrate in Brünn überzeugt habe und der betreffende èechische Lehrer bekommt weiter seinen Gehalt und ist beurlaubt.
Über die gesetzlichen Bestimmungen, die den Schulkampf in diesem Staate charakterisieren, besonders aber die Drosselung der deutschen Schulen, hat der Obmann des deutschen Schulausschusses Dr. Schollich gesprochen und das weite Leichenfeld, das diese Schulpolitik in diesem Staate auf dem Gebiete des deutschen Volks- und Bürgerschulwesens, teilweise des Mittelschulwesens, schon geschaffen hat, hat Kollege Simm, ebenfalls als Mitglied des Schulausschusses, beleuchtet. Ich möchte noch eins tun, und zwar eine ganz kurze Übersicht über die Schuldrosselung in Mähren geben.
Und ich erkläre hiebei, daß der Schulkampf in Mähren vielleicht am rücksichtslosesten geführt wird und daß dort das Leichenfeld jedenfalls am traurigsten ausschaut. Zum vollen allseitigen Verständnis der ungeheueren Verluste Mährens möge die Feststellung dienen, daß Mähren im Gegensatz zu Böhmen zahlreiche deutsche Minderheiten mit ziemlich reich entwickeltem Schulwesen aufzuweisen hat, daß längs der Sprachgrenze die Mischung in der Bevölkerung schon vor Kriegsausbruch stark vorgeschritten war, daß endlich nach dem Umsturz mit allen Mitteln der Gewalt deutsche Mehrheiten in Minderheiten umgewandelt wurden, so Brünn zum Beispiel durch Zuzug von 7000 èechischen, durch Ausweisung oder Abwanderung von fast 3000 deutschen Familien und durch Schaffung der mit 21 èechischen Vororten zusammengejochten neuen Großgemeinde Brünn. Dasselbe trifft Znaim, Olmütz und viele andere Städte und Dörfer. Unsere deutsche Einbuße an Schulen seit dem Umsturz beträgt mit dem Stande vom März 1921 in rohen Ziffern: In den 6 Städten mit eigenem Statut - Brünn, Ung.-Hradisch, Iglau, Kremsier, Olmütz und Znaim - 2 Bürgerschulen, 25 öffentliche, 6 Privatvolksschulen, zusammen 221 Klassen. In den sogenannten Landschulbezirken sind vernichtet worden: 16 öffentliche Bürgerschulen, 1 Privatbürgerschule, 69 öffentliche, 15 Privatvolksschulen mit zusammen 342 Klassen. Insgesamt somit 19 Bürgerschulen, 121 Volksschulen und 563 Schulklassen in insgesamt 118 Gemeinden.
Das deutsche Schulwesen einzelner Schulbezirke ist besonders hart getroffen worden. So erreicht der Verlust an Schulklassen perzentuell ausgedrückt in dem vor allem hart getroffenen Sprachinselgebiet nachstehende Ziffern: Ung.-Hradisch-Stadt 100 %, Kremsier-Stadt 100%, Brünn-Land 85 %, Göding 63 %, Iglau-Land 48 %, Mähr.-Weißkirchen 41%, Brünn-Stadt 40 %, Mähr.-Ostrau und Iglau 38 %, Mähr.-Kromau 36 %, Znaim-Stadt 29%, Datschitz 20 %. Der Vernichtungszug ist noch keineswegs abgeschlossen. Wir haben deutliche Anzeichen, daß es jetzt nicht bloß auf die Dezimierung weiterer deutscher Bildungsstätten in den vorerwähnten Gebieten, sondern auf die planmäßige Drosselung zahlreicher Schulen des geschlossenen Sprachgebietes abgesehen ist.
Auch im deutschen Kindergartenwesen sind schreckliche Rückschläge zu ver zeichnen. Unsere Kindergartenstatistik vom März des Jahres 1910 hat 186 deutsche Kindergärten mit 229 Abteilun gen ausgewiesen.
Im März 1921 bestanden davon bloß noch 116 Kindergärten mit 133 Abteilungen, so daß wir ohne Einrechnung der zwischen den Jahren 1910 und 1919 eingetragenen be scheidenen Entwicklung einen Abgang von 70 Kindergärten, das ist 38%, einen sol chen von 96 Abteilungen, das ist 42% zu beklagen haben. Die Kinderzahl der deut schen Kindergärten ist binnen dieses Jahrzehntes um 61% zurückgegangen. Aller dings erlagen die Kindergärten nicht immer allein dem èechischen Ansturm, bisweilen waren auch deutsche Gleich gültigkeit und Angst vor dem Terror die Ursache der Preisgabe. Wenn das einige Zahlen sind, die Ihnen den schweren Kampf und die argen Verwüstungen des Schulkampfes in Mähren klargestellt haben, so möchte ich noch ganz besonders auf die Verwüstungen des Schulwesens in Südmähren hinweisen. Diese sind dem Schulministerium sehr gut bekannt durch die zahllosen Beschwerden, die vom Schulministerium selbst und von allen objektiv denkenden Menschen für gerecht befunden werden müssen. Wir haben ein Dorf Milleschitz. Dieses Dorf war bis vor zehn Jahren rein deutsch. Sie können sich da von überzeugen. Seit ungefähr zehn Jahren haben sich dort fünf oder sechs èechische Familien angesiedelt, angekauft, einge heiratet. Wir haben ja früher mit den èechischen Nachbardörfern im vollen Frie den gelebt und zusammen gewirtschaftet, wir haben Geschäfte abgeschlossen, wir sind Du und Du gewesen, wir haben ge genseitig Heiraten geschlossen usw. Der Haß ist nur hineingetragen worden durch die Hetzer und das System, auf dem dieser Staat aufgebaut worden ist, und seien Sie davon überzeugt, die breiten Massen Ihres Volkes heißen dieses Treiben nicht mehr gut, und es wird der Tag kommen, wo Sie ganz bestimmt werden von Ihrem Volke entlarvt werden. Denn auch Ihrem Volke ist es schon zuwider, hauptsächlich denen, die Steuern zahlen müssen, daß Hunderte èechischer Minderheitsschulen mit 2 bis 4 Kindern bestehen. Jedes Volk hat ein Recht auf seine nationale Eigenart und Entwicklung. Wir wollen es Ihnen nicht neiden, das fällt uns nicht ein. Wenn Sie Ihre Kultur fördern und heben, niemand wird es Ihnen dieses Recht und Streben streitig machen und Ihnen deswegen feindlich sein. Aber tun Sie es nicht auf Kosten der nationalen Eigenart und kulturellen Entwicklung anderer Nationalitäten! Dieser Vorwurf wird Ihnen nicht nur gemacht von den Deutschen dieses Staates, Sie haben ihn auch vielfach von slovakischer Seite, von den Ungarn und den anderen Nationalitäten, die in diesem Staate leben, gehört.
In diesem Dorfe Milleschitz ist im Jahre 1908 auf Kosten der damals rein deutschen Gemeinde eine Volksschule gebaut worden. Es kamen 5 èechische Familien neu dazu und Sie ersehen das nationale Verhältnis am besten, wenn Sie die Zahl der Stimmen, welche zur Wahl in die Nationalversammlung obgegeben worden sind, betrachten. Von 185 abgegebenen Stimmen waren 155 Stimmen deutsch und 30 èechisch. Und was ist nun mit der Schule geschehen? Die deutsche Schule von Milleschitz wurde im März 1920 den Deutschen weggenommen und den fünf èechischen Familien zugewiesen - das ist Tatsache - und es haben 24 deutsche Kinder einen Weg von 4 Kilometern nach Oberfröschau machen müssen, um dort den Unterricht in ihrer Muttersprache genießen zu können. Heute hat Milleschitz eine Privatschule, die wir selbst erhalten, und dem Privatlehrer werden die größten Schwierigkeiten bei der Abhaltung des Unterrichtes gemacht. Das Gebäude ist trotz der Kollaudierung nicht anerkannt worden; als die erste Kollaudierung vorüber war, kam plötzlich der Bescheid, das Gebäude sei nicht entsprechend und es müsse die Schule gesperrt werden, nachdem sie baufällig, und was weiß ich, auch für die Gesundheit der Kinder nicht zuträglich ist im Sinne der Vorschriften. Der Lehrer geht nun von Haus zu Haus unterrichten und es dürfen nicht einmal die Kinder von verwandten Familien am Unterrichte teilnehmen, so strenge wird das überwacht. Dasselbe ist der Fall in Baumöhl. Auch dort ist die deutsche Schule geschlossen worden. In Schönwald hat man die deutsche Schulvereinschule, deutsches Privateigentum, weggenommen, von einer Entschädigung ist bis heute keine Spur trotz wiederholter Urgenzen und Eingaben.
Erst kürzlich ist durch den Bürgermeister von Znaim, durch den berüchtigten Dr. Mareš, den Vorsitzenden des Bezirksschulausschusses, der noch nicht konstituiert ist und noch nicht getagt hat, die seit einem Jahr im Betrieb stehende Privatschule in Pöltenberg geschlossen worden. Ähnliche Fälle sind in Znaim-Stadt, Iglau und vielen anderen deutschen Orten zu verzeichnen, was ja dem Schulministerium sicher bekannt ist. Es sind hier aber nicht nur Sperrungen, nicht nur Wegnahmen von Schulen zu verzeichnen, sondern wo das nicht ging, wo man derartige Gewalttätigkeiten nicht gar so offen vollführen konnte, hat man die Lokalitäten beschränkt. Man hat Schullokale, die unbedingt für den Betrieb der Schule notwendig sind, für andere Zwecke weggenommen, deutsche Schulen ausquartiert und sie in Räumlichkeiten verwiesen, die seit Jahren unbenützt stehen und den hygienischen Vorschriften in gar keiner Weise entsprechen. Ähnliche Verhältnisse wie hier haben wir in der Zipser Sprachinsel kennen gelernt, als wir sie gelegentlich besuchten. Darauf weiter einzugehen, gebricht es an Zeit, da der Herr Präsident ohnedies schon ungeduldig ist, weil ich so lange spreche.
Die Schuldrosselung erstreckt sich nicht nur auf die Volks-, Bürger-, Mittelschulen und andere Kategorien, sondern ergreift auch die Hochschulen, und ich möchte mich speziell mit dem Kapitel Hochschule noch einige Zeit beschäftigen. Sie werden es begreiflich finden, daß wir die Drosselung unseres Hochschulwesens ganz besonders schmerzlich empfinden, denn es liegt ein System darin, daß Sie uns unsere Hochschulen nehmen und herabwürdigen wollen, daß Sie den Lehrbetrieb an unseren Hochschulen unmöglich oder unvollständig machen wollen. Wir hatten allerdings von der demokratischen Republik anderes erhofft. Alsbald mit der Gründung des neuen Staates, der sich nach dem Herrenvolk und der slovakischen Nation Èechoslovakische Republik nannte, begann die Ära der Bedrängnis und Rechts verkürzung der deutschen Hochschulen, von der hier entgegen der beliebten Schön färberei ein ungeschminktes Bild gegeben werden soll. Eine wahrhaftige Demokratie hätte allen Hochschulen die volle Freiheit und die Selbstbestimmung gegeben, hätte das, was der alte Staat an Forderungen der wissenschaftlichen Lehre und Forschung, an der Neugestaltung der jedem Kranken in gleicher Weise offen stehenden Kliniken vielfach versäumt hatte, im Sturmschritt nachholen und alle vorwärtsstrebenden Kräfte der beiden Hauptnationen auf ein positives werbendes Kulturziel sammeln können. Statt dessen begann die Genossenschaft der Selbsterwählten - zunächst unter dem Titel des Národní výbor, dann der Nationalversammlung - mit der Negation, mit der Bedrängung und Verkürzung der deutschen Nation und ihrer Hochschulen. Zunächst wurde entgegen dem Teilungsgesetze vom Jahre 1882 am 30. Oktober 1918 das Universitätsarchiv aus deutscher Verwaltung genommen, einige Tage später der Besuch des Karolinums und anderer Universitätsgebäude unter Kontrolle bewaffneter Militärwachen bestellt. Dabei wurden Professoren, Studenten und Studentinnen beim Ein- und Austritt die Mappen und Bücher, sogar die Kleider durchsucht. Von den akademischen Behörden wurde die Herausgabe der Insignien verlangt. In den letzten Novembertagen 1918 erfolgte die Wegnahme der 1882 einvernehmlich der deutschen Universität zuerkannten Sternwarte und die Ersetzung des deutschen Direktors durch einen weit jüngeren èechischen (Pøedseda zvoní.) Ich habe leider nur noch 5 Minuten Zeit, ich kann das Thema also nicht mehr erschöpfen; ich wollte nur in den Hauptzügen dartun, mit welchen Schlägen Sie unser deutsches Hochschulwesen lahmlegen wollen, mit welchen Schlägen Sie bis heute unsere deutschen Hochschulen geschädigt haben. Ich wollte noch speziell die Behandlung unserer deutschen Universität im Budget für 1922 darlegen, aber nachdem die Zeit zu kurz ist und der Herr Präsident mich eben gemahnt hat und ich absolut nicht um 10 1/2 Uhr nachts seinem Befehl irgend wie nicht Folge leisten will, möchte ich mich kurz fassen und die Forderungen vorbringen, die wir im Punkte Hochschul wesen zu stellen hätten. Es ist dies vor allem die Forderung auf Ersatz für die im Jahre 1919 weggenommene montanistische Hochschule in Pøíbram und Errichtung einer deutschen montanistischen Fakultät an der deutschen technischen Hochschule; zweitens die Errichtung einer Handels- und Wirtschaftshochschule, ebenfalls im Anschluß an die deutsche Technik; drittens, die Errichtung einer forstwirtschaftlichen Hochschule, gleichfalls im Anschluß an die deutsche Technik. Gerade die Errichtung dieser Fakultät würde dem Staate verhält nismäßig wenig Kosten schaffen, aus dem einfachen Grunde, weil zur Schaffung das Inventar der Reichstädter forstwirtschaft lichen Lehranstalt herangezogen werden könnte, viertens verlangen wir die Schaf fung einer tierärztlichen Hochschulabtei lung und bis zur Verwirklichung dieser Fakultäten die Verleihung von Stipendien an diejenigen deutschen Hörer, die mangels der entsprechenden Hochschulen bei uns gezwungen sind an den Hochschulen, u. zw. an den montanistischen, tierärztlichen oder forstwirtschaftlichen Hochschule des Auslandes zu studieren. Schließlich forden wir die Errichtung einer Hochschule für Leibesübungen.
Meine Herren! Sie können darüber
lachen, wie Sie wollen, Sie können unsere Forderungen ernst nehmen
oder nicht ernst nehmen, Tatsache ist, daß der Tag kommen wird,
wo auch unter Ihnen Leute aufstehen werden, die die Berechtigung
unserer kul turellen Forderungen gutheißen und einsehen werden,
wenn Sie tatsächlich auch auf Ihre Kultur bauen wollen. Lassen
Sie endlich einmal ab von dem Grundsatze, daß Sie die Zahl der
Schulen nach dem Verhältnis der Bevölkerungsziffer regeln müssen,
beziehungsweise nach der Ziffer der Schüler, die in einer Klasse
sitzen. Schaffen Sie sich Ihre Schulen, so viel Sie wollen und
welche Sie wollen. Streben Sie darnach, den höchsten Stand Ihrer
Kultur, Ihres Staates, Ihres Volkes zu erreichen, aber nehmen
Sie dieses Recht nicht auch den anderen Nationen, lassen Sie auch
diesen den Weg zur freien kulturellen Entwicklung.