Nejvyšší maršálek
zemský: Dovoluji sobì sdìliti
sl. snìmu dodateènì, že pro churavost
omlouvá se pan posl. dr. Srb.
Der Herr Abgeordnete Dr. Srb entschuldigt sein
Fernbleiben von der Sitzung wegen Unwohlseins.
Anfrage des Herrn Abgeordneten Melhardt und
Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.
Landtagssekretär Dr. Haasz, Landtagsaktuar
Dr. Dvoøák und
Landtagsaktuar Dr. Maschek (lesen abwechselnd): Anfrage
der Landtagsabgeordneten Melhardt und Genossen an Seine Exzellenz
den Herrn Statthalter.
Aus den Regierungsvorlagen zu den Gesetzen,
betreffend die Regelung des Sprachengebrauches bei den staatlichen
Behörden im Königreiche Böhmen, sowie über
die Errichtung von Kreisregierungen daselbst hat die Bevölkerung
unserer Stadt zu ihrer peinlichen Überraschung ersehen, daß
Teplitz-Schönau, gewiß der Mittelpunkt Nordböhmens,
weder zum Sitze einer Kreisregierung, noch zum Sitze eines Kreisgerichtes
ausersehen ist.
Nachdem infolge der Schließung des Reichsrates
die Regierungsvorlagen zu den oben erwähnten Gesetzen zurückgezogen
worden sind und jedenfalls vor ihrer Wiedereinbringung einer Umarbeitung
unterzogen werden, erachtet es der gefertigte Stadtrat für
angezeigt, darauf hinzuweisen, daß die Errichtung einer
Kreisregierung und eines Gerichtshofes erster Instanz in Teplitz
unbedingt geboten ist.
Hierdurch würde nur ein langjähriges
schreiendes Unrecht wieder gut gemacht werden, welches die natürliche
Entwicklung eines der blühenden Gemeinwesen in Deutschböhmen
bisher aufgehalten hat.
Im Vorhinein sei bemerkt, daß es nicht
notwendig ist, behufs Errichtung eines Gerichtshofes erster Instanz
in Teplitz erworbene Rechte anzutasten, insbesondere nicht notwendig
ist, den bestehenden Gerichtshof von Leitmeritz weg zu verlegen.
Es würde vollständig genügen, dem in Teplitz-Schönau
zu errichtenden Gerichtshofe die Sprengel der Bezirksgerichte
Teplitz. Aussig, Karbitz und Bilin mit einer Bevölkerung
von rund 217.000 Einwohner (nach der Volkszählung vom Jahre
1900 gerechnet) zuzuweisen.
Für den Kreisgerichtssprengel würden
selbst nach Abtrennung der beiden tschechischen Bezirsgerichtssprengel
Raudnitz und Libochowitz noch immer die Bezirksgerichtssprengel
Leitmeritz, Tetschen, Bensen, Lobositz, Auscha und Wegstädtl
mit einer Bevölkerung von rund 160.000 Seelen verbleiben.
Wenn der bestehende Gerichtshof erster Instanz,
wie in der Regierungsvorlage vorgesehen ist, von Leitmeritz nach
Böhmisch-Leipa verlegt werden sollte, würde sich das
Verhältnis noch besser stellen. Der Gerichtshof in Böhmisch-Leipa
würde außer den vorgenannten, dem Kreisgerichtssprengel
Leitmeritz verbleibenden Bezirksgerichten noch die Bezirksgerichtssprengel
Böhmisch-Kamnitz, Böhmisch-Leipa, Haida, Niemes mit
einer Bevölkerung von rund 100.000 Seelen (nach der Volkszählung
vom Jahre 1900 gerechnet) umfassen, sodaß in diesem Falle
der Gerichtssprengel Lobositz mit einer Bevölkerungszahl
von 15.594 Seelen zweckmäßig an den in Teplitz-Schönau
zu errichtenden Gerichtshof abgegeben werden könnte.
Auch für die in Teplitz-Schönau zu
errichtende Kreisregierung wird der gleiche von einer Bevölkerung
von 217.000, bezw. wenn Lobositz zugerechnet wird, 232.000 Seelen
bewohnte Sprengel vorgeschlagen.
Der Anspruch der Stadtgemeinde Teplitz-Schönau
auf Errichtung eines Gerichtshofes und einer Kreisregierung wird
wie folgt begründet:
Teplitz-Schönan hat mit dem angrenzenden
Turn, mit dem es faktisch räumlich zu einem einzigen zusammenhängenden
Stadtganzen zusammengewachsen ist, heute zirka 45.000 Einwohner
und ist somit die volkreichste Stadt Nordböhmens.
Der Bezirk Teplitz zählte bei der Volkszählung
im Jahre 1900 89.508 Einwohner. Heute kam, zumal einzelne der
im Bezirke gelegenen Fabriksorte in den letzten Jahren rasch gewachsen
sind, die Bevölkerung des Bezirkes ruhig mit mehr als 100
000 Einwohner angenommen werden.
Der Bezirk Teplitz ist also der volkreichste
Bezirk Deutschböhmens. Dies trotzdem der genannte Bezirk
eine Fläche von 3.43 Quadratmeilen hat,
daher zu den kleinsten Bezirken Böhmens gehört.
Es ist dies ein Beweis dafür, daß
die relative Dichtigkeit der Bevölkerung hier größer
ist als in irgend einem anderen Teile Böhmens, ja vielleicht
ganz Österreichs, von den Hauptstädten natürlich
abgesehen.
Der größte Teil des Bezirkes ist
zudem vom Gebirge eingenommen und schwach bevölkert. Lediglich
in der Ebene zwischen Erz und Mittelgebirge drängt sich die
Bevölkerung zusammen; hier grenzt Dorf an Dorf, so daß
ruhig behauptet werden kann, daß bei Anhalten der bisherigen
Entwicklung die einzelnen, oft nur durch wenige Felder von einander
getrennten Gemeinwesen über kurz oder lang vollständig
in einanderwachsen und ein großes einheitliches Verwaltungsgebiet,
die größte Stadt Deutschböhmens, bilden werden.
Also schon die Größe der Stadt,
deren voraussichtlicher Entwicklung in naher Zukunft, erheischen
die Errichtung eines Gerichtshofes erster Instanz und einer Kreisregierung
daselbst.
Aber nicht bloß die Größe
der Stadt, auch deren wirtschaftliche Bedeutung rechtfertigt die
Errichtung der genannten Zentralbehörden.
Teplitz Schönau ist der Sitz der Generaldirektion
der k. k. priv. Aussig-Teplitzer Eisenbahn-Gesellschaft und das
eigentliche Emporium der mächtigen nordwestböhmischen
Braunkohlenindustrie. Es ist der Sitz der Aktiengesellschaft Duxer
Kohlenverein, der Gewerkschaft Brucher Kohlenwerke, der Kuttowitzer
Braunkohlengewerkschaft, der Berginspektion Teplitz, der Brüxer
Bergbaugesellschaft, der Berginspektion des Wiener Kohlenindustrievereines
u. s. f.
Teptitz-Schönau ist weiters der Sitz einer
mächtigen Industrie; die hochentwickelte österreichische
Glas-, Porzellan und Wirkwarenindustrie hat hier ihren eigentlichen
Mittelpunkt.
Der wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt entsprechend
sind fast die meisten österreichischen Banken in Teplitz-Schönau
vertreten. Teplitz-Schönau ist Sitz einer Filiale der österreichisch-ungarischen
Bank, der österreichischen Kreditanstalt, des Wiener Bankvereines,
der böhmischen Escomptebank und der Anglo-österreichischen
Bank.
Hauptsächlich aber als Steuerträger
mit einer jährlichen Steuerleistung von 1,847.398 K für
das Jahr 1908 steht Teplitz an der Spitze aller deutschböhmischen
Städte. Es wird in dieser Richtung nur von Prag und in neuester
Zeit vielleicht um nur weniges von Pilsen übertroffen.
Noch im Jahre 1904 steht Teplitz unter allen
Städten des Landes unmittelbar hinter der Landeshauptstadt
Prag in erster Reihe
mit einer Steuerleistung von. | 1, 777.000 | |
dann folgt Pilsen mit | 1, 746.000 | |
Weinberge mit | 1, 734.000 | |
Smichow mit | 1, 508.000 | |
Karlsbad mit | 1, 334.000 | |
Reichenberg mit | 1, 326.000 |
In demselben Jahre erreicht die Steuerleistung
des
Bezirkes Pilsen | ||
des Bezirkes Weinberge | ||
des Bezirkes Teplitz |
Was das Postgefälle anbelangt, so beziffern
sich im Jahre 1907 die Einnahmen wie folgt:
Prag mit | 8, 452.388 | |
Karlsbad mit | 1, 242.950 | |
Reichenberg mit | 1, 232.865 | |
Teplitz mit | 1, 066.523 | |
Gablonz mit | 983.622 | |
Pilsen mit | 859.586 | |
Aussig mit | 747.425 | |
Weinberge mit | 698.560 |
Man sieht, auch mit Bezug auf das Postgefälle
nimmt Teplitz einen hervorragenden Platz ein und wird in dieser
Richtung außer von der Landeshauptstadt nur von dem Weltkurorte
Karlsbad und von der ersten Fabriksstadt Böhmens, von Reichenberg
um zirka 180.000 K übertroffen.
Vorstehende Daten beweisen unwiderleglich,
welch hohe Entwicklung das wirtschaftliche Leben der Stadt genommen
hat.
Ist es richtig, die Zentralbehörden in
aufstrebende und blühende Städte, in die Mittelpunkte
des Handels und des Verkehres zu legen, dann muß Teplitz-Schönau
bei der neuen Organisation der Gerichts und Verwaltungsbehörden
eine Kreisregierung und ein Kreisgericht erhalten.
Zum Unterschiede von vielen anderen Industriestädten
Deutschböhmens, z. B. Asch Aussig und Trautenau, ist Teplitz
nicht nur der Sitz der betreffenden Produktionsstätten, sondern
es wird von hier aus auch der Verkauf der Industrie-Erzeugnisse
geleitet.
Dieser Umstand sowie ein äußerst
stark entwickelter, blühender, selbständiger Handel
bringt es mit sich, daß der Bezirk Teplitz eine unverhältnismäßige
starke Agenda bei den Gerichts und Verwaltungsbehörden aufweist.
Vergleichende Studien über die Agenda
der Verwaltungsbehörden sind nicht gut möglich, weil
hier die statistischen Unterlagen fehlen.
Die gerichtliche Agenda kann aber an Hand der
statistischen Ausweise kontrolliert werden und da zeigt es sich,
daß das Bezirksgericht in Teplitz mit 13 Referenten bereits
seit vielen Jahren die stärkste Agenda unter allen Provinzbezirksgerichten
Böhmens aufweist. Der Beamtenkörper dieses Bezirksgerichtes
ist größer, als der manchen Gerichtshofes.
Auch die Beteiligung des Bezirkes Teplitz an
der Agenda des k. k. Kreisgerichtes in Leitmeritz ist eine geradezu
vorwiegende. Der dermalige Gerichtssprengel des Kreisgerichtes
Leitmeritz umfaßt nachstehende Bezirksgerichte:
Aussig, Bensen, Dauba, Karbitz, Leitmeritz,
Libochowitz, Lobositz, Raudnitz, Teplitz, Tetschen und Wegstädtl
mit einer Bevölkerungszahl von 416.755 Seelen (nach der Volkszählung
vom Jahre 1900 gerechnet).
Er ist gewiß, nach der Bevölkerung
gerechnet, der größte Kreisgerichtssprengel am flachen
Lande.
Zu der Agenda dieses großen Kreisgerichtes
stellt Teplitz allein, wie sich aus den Ausweisen der letzten
Jahre 1906 - 1908 ergibt, mehr als ein Drittel.
Es waren nämlich bei dem Kreisgerichte
Leitmeritz in Zivilstritten anhängig
471 | |||
218 | |||
236 | |||
925 |
Davon waren beide Parteien im Gerichtsbezirke
Teplitz wohnhaft
104 | ||||
61 | ||||
95 | ||||
260 |
Eine Partei war im Gerichtsbezirke Teplitz
wohnhaft
87 | ||||
78 | ||||
79 | ||||
247 |
Von den 925 Rechtsstreitigkeiten in Zivilsachen,
die in den Jahren 1906 - 1908 bei dem genannten Kreisgerichte
anhängig waren, betrafen also den Gerichtsbezirk Teplitz
504 Sachen, also mehr als die Hälfte der ganzen Agenda.
Von diesen 504 aus Teplitz stammenden Rechtssachen
waren 390, also der bei weitem größte Teil strittig.
An Handelsstritten waren beim Kreisgerichte
anhängig
123 | ||||
130 | ||||
207 | ||||
460 |
Es waren beide Parteien aus dem Gerichtsbezirke
Teplitz
10 | ||||
2 | ||||
12 | ||||
24 |
Eine Partei war aus dem Gerichtsbezirke Teplitz
31 | ||||
38 | ||||
62 | ||||
131 |
Von den in den genannten 3 Jahren bei dem k.
k. Kreisgerichte in Leitmeritz anhängigen 460 handelsrechtlichen
Stritten betrafen daher 155, also rund ein Drittel, den Gerichtsbezirk
Teplitz.
Von diesen auf Teplitz entfallenden 155 Handelssachen
waren 101 Fälle, also fast zwei Drittel, strittiger Natur.
Es waren weiters beim k. k. Kreisgerichte Leitmeritz
anhängig
1396 | ||||
1316 | ||||
1204 | ||||
3916 |
Hievon waren beide Parteien im Gerichtsbezirke
Teplitz ansässig
169 | ||||
116 | ||||
102 | ||||
387 |
Eine Partei war im Gerichtsbezirke ansässig
267 | ||||
222 | ||||
196 | ||||
685 |
Der Anteil des Bezirksgerichtes Teplitz an
Wechselsachen betrug daher in genannten Jahren zusammen 1072 Fälle,
also mehr als ein Viertel der ganzen Agenda des Kreisgerichtes
Leitmeritz.
Rekurse waren beim Kreisgerichte Leitmeritz
anhängig
405 | |||
401 | |||
476 | |||
1282 |
Davon kamen vom Bezirksgerichte Teplitz
162 | |||
130 | |||
170 | |||
462 |
oder mehr als ein Drittel.
Berufungen waren beim Kreisgerichte Leitmeritz
anhängig
170 | |||
196 | |||
180 | |||
546 |
Davon kamen vom Bezirksgerichte Teplitz
47 | |||
60 | |||
51 | |||
158 |
also fast ein Drittel.
Konkurse waren beim k. k. Kreisgerichte Leitmeritz
eröffnet
39 | |||
41 | |||
50 | |||
130 |
Davon waren anhängig beim Bezirksgerichte
Teplitz
12 | |||
9 | |||
11 | |||
32 |
oder rund ein Viertel.
Kuratelsangelegenheiten waren beim k. k. Kreisgerichte
Leitmeritz anhängig
272 | |||
241 | |||
252 | |||
765 |
Davon vom Bezirksgerichte Teplitz
42 | |||
75 | |||
66 | |||
183 |
also rund ein Fünftel.
Von den beim k. k. Kreisgerichte Leitmeritz
in das Firmenregister eingetragenen 1644 bestehenden Firmen entfallen
auf den Teplitzer Gerichtsbezirk
388 | einzelne Firmen | |
68 | Gesellschaftsfirmen | |
456, |
also ungefähr ein Siebentel.
Einen gleich großen Anteil wie an der
Zivil-Agenda hat der Teplitzer Bezirk auch an der Straf-Agenda
des k. k. Kreisgerichtes Leitmeritz. Die Gesamtzahl der Verbrechen
und Vergehen bei dem genannten Gerichtshofe betrug
1176 | |||
1173 | |||
1563 | |||
3912 |
Die hohe Zahl des letztgenannten Jahres erklärt
sich durch 324 Fälle von Münzverfälschungen gegen
unbekannte Täter.
Von dieser Agenda entfallen auf den Gerichtssprengel
567 | ||||
450 | ||||
518 | ||||
1535 |
also wenn von den obenerwähnten Münzverfälschungen
mit unbekannten Tätern abgesehen wird, ungefähr die
Hälfte.
Die Gesamtzahl der Anklagen bei dem k. k. Kreisgerichte
Leitmeritz betrug
266 | |||
271 | |||
253 | |||
790 |
Hievon entfallen auf den Gerichtssprengel Teplitz
161 | ||||
144 | ||||
152 | ||||
457 |
also rund die Hälfte der ganzen Agenda.
Die Gesamtzahl der Schwurgerichtsfälle
beim k. k. Kreisgerichte Leitmeritz
17 | ||||
17 | ||||
25 | ||||
59 |
Hievon entfallen auf den Gerichtssprengel Teplitz
7 | ||||
4 | ||||
12 | ||||
23 |
also mehr als ein Drittel.
Preßsachen waren beim k. k. Kreisgerichte
in Leitmeritz anhängig
55 | ||||
63 | ||||
90 | ||||
208 |
Davon entfallen auf den Gerichtssprengel Teplitz
7 | ||||
22 | ||||
24 | ||||
53 |
also rund ein Viertel.
Die Gesamtzahl der in Übertretungsfällen
bei dem k. k. Kreisgerichte anhängigen Berufungen betrug
719 | |||
697 | |||
808 | |||
2224 |
Hievon entfallen auf den Gerichtssprengel Teplitz
152 | ||||
176 | ||||
146 | ||||
474 |