Pátek 4. února 1910

Wird hiebei noch berücksichtigt, daß die das Deutschgebiet Böhmens durchschneidenden Staatsbahnstrecken infolge der hochentwickelten Industrie und des mächtigen Kohlenbergbaues einen weit intensiveren Güterverkehr zu verzeichnen haben, als die Bahnstrecken der vorerwähnten Direktionen in Triest, Innsbruck, Lemberg, Villach u. s. w., so muß in erhöhtem Maße der Anspruch auf Errichtung von einer, bezw. zwei Staatsbahndirektionen innerhalb des Deutschgebietes Böhmen als berechtigt anerkannt werden.

Was nun den Sitz der zu errichtenden deutschen Staatsbahndirektionen anlangt, so wird seitens der beteiligten Bezirks- und Gemeindevertretungen der größte Nachdruck und Wert darauf gelegt, daß die deutschen Direktionen nicht nach Prag, sondern in Städte innerhalb des geschlossenen Sprachgebietes verlegt werden.

So hoch die Bedeutung der Landeshauptstadt Prag für das Kulturleben in Deutschböhmen eingeschätzt wird und so wertvoll die ungeschmälerte Erhaltung der deutschen Oase in Prag anzusehen ist, so sprechen doch so schwerwiegende Gründe wirtschaftlicher und nationaler Natur für die Verlegung der deutschen Eisenbahndirektionen in das geschlossene deutsche Sprachgebiet, daß die Vorteile dieser Verlegung für das deutsche Volkstum weit höher zu veranschlagen sind als die Nachteile, welche den Deutschen in Prag hieraus erwachsen.

Es muß als ein gesunder nationalwirtschaftlicher Grundsatz angesehen werden, das eigene Volk materiell zu stärken und ihm jene Mittel zur wirtschaftlichen Entfaltung zuzuführen, auf welche es Anspruch hat.

Gegen diesen Grundsatz würde verstoßen werden, wenn Prag als Sitz der zukünftigen deutschen Eisenbahndirektionen bestimmt werden würde, weil die ganz erheblichen materiellen Vorteile, welcher der Sitz einer Bahndirektion in Bezug auf die öffentlichen Abgaben und die Befriedigung der Lebensbedürfnisse des Beamtenkörpers und des Personales gewährt, fast ausschließlich dem nationalen Gegner zugute kämen.

Wie sehr diese wirtschaftlichen Vorteile in Frage kommen, möge daraus entnommen werden, daß die k. k. priv. Böhm. Nordbahn an staatlichen Steuern jährlich rund 1,000.000 K, darunter rund 900.000 K an Erwerbsteuern, zu leisten hatte, wovon die Umlagen zum allergrößten Teile dem tschechischen Volke zugeflessen sind, und daß weiter über 150 Beamte und Angestellte, zumeist Familienväter im Dienste der Direktion der Böhm. Nordbahn in Prag stehen, die ihre wirtschaftlichen und häuslichen Bedürfnisse zum großen Teile bei nationalen Gegnern zu befriedigen genötigt sind.

In nationaler Hinsicht ist die Gewähr, daß die deutschen Staatsbahndirektionen tatsächlich ihren Zweck erfüllen, nur dann geboten, wenn sie auf deutschem Sprachboden errichtet werden und ihrem Beamtenkörper die Gelegenheit gegeben wird, in engster Fühlung zu ihren Volksgenossen zu stehen. Eine deutsche Staatsbahndirektion mit dem Sitze in Prag würde jede Kontrolle darüber vereiteln, ob der Beamtenkörper tatsächlich aus nationalfühlenden Deutschen und nicht bloß aus Namensdeutschen besteht und überdies die Gefahr nahelegen, den Beamtenkörper und namentlich die Dienerstellen, letztere mangels deutschen Angebotes, mit tschechischen Bewerbern zu besetzen.

Was endlich die Frage anbelangt, welche deutschböhmischen Städte als Sitze für die zu errichtenden deutschen Eisenbahndirektionen in Betracht zu ziehen wären, so sei nur soviel bemerkt, daß hiefür nur rein sachliche Erwägungen maßgebend sein können und daß die Wahl auf jene Städte zu lenken sein wird, welche nach ihrer Lage. Verkehrsbedeutung, nach ihren städtischen Einrichtungen und Bildungsstätten das meiste Anrecht hierauf haben.

In dieser Hinsicht werden die deutschböhmischen Städte ihre örtlichen Wünsche dem allgemeinen Interesse des Volkstums unterzuordnen haben.

Ad 2 und 3. Seit dem Bestehen der Böhmischen Nordbahn hat dieselbe in völlig klagloser Weise im deutschen Sprachgebiete amtiert und Beamte und Bedienstete deutscher Nationalität angestellt.

Es wird mit dem größten Nachdruck gefordert, daß in dieser Hinsicht durch die Verstaatlichung keine Aenderung zu Gunsten der Zweisprachigkeit herbeigeführt wird.

Die Böhmische Nordbahn ist eine deutsche Unternehmung. Sie ist mit deutschem Kapitale in Zeitläufen gegründet worden, in welchen nicht mit Sicherheit darauf gerechnet werden konnte, ob und wann eine entsprechende Verzinsung des Bau- und Betriebskapitales eintreten werde. Tatsächlich wurden in der Zeit vom Jahre 1876 bis 1882 von der Böhm. Nordbahn keine Dividenden gezahlt.

Vom Jahre 1882 bis 1906 sind der Verkehr und die Bruttoeinnahmen beinahe auf das Doppelte gestiegen.

Bruttoeinnahmen 18827,170.000 K
"
190712,450.000
"

Diese Verkehrsentfaltung verdankt die Böhmische Nordbahn in erster Linie der in ihrem Interessengebiete angesiedelten Industrie, welche und zwar auch längs des Bahnnetzes im tschechischen Sprachgebiete, von verschwindenden Ausnahmen abgesehen, in deutschen Händen liegt.

Die nachfolgenden statistischen Daten sollen die Bedeutung des deutschen Volkstums in wirtschaftlicher und nationaler Beziehung im Gebiete der Böhmischen Nordbahn beleuchten.

Die Einnahmen der Böhmischen Nordbahn beziffern sich, der Reihe nach geordnet, in den ersten 30 Stationen im Jahre 1906 wie folgt:

1.Prag K1,225.506
2.Jungbunztau
"
609.106
3.Warnsdorf
"
532.201
4.Böhm.-Leipa
"
475.418
5.Rumburg
"
466.804
6.B.-Kamnitz
"
386.213
7.Turnau
"
354.194
8.Èakowitz
"
350.032
9.Bodenbach
"
293.106
10.Schluckenau
"
288 269
11.Haida
"
283.788
12.Münchengrätz
"
291.897
13.Tetschen
"
254.769
14.Georaswalde-Ebersbach
"
252.090
15.Zwickau
"
213.581
16.Kuttental
"
206.374
17.Schönlinde
"
186.807
18.Josefstal-Kosmanos
"
157.471
19.Steinschönau
"
156 228
20.Weißwasser
"
155 671
21.Bensen
"
132 751
22.Kratup
"
123.505
23.Kreibitz-Teichstadt
"
123.397
24.Kreibitz
"
116.650
25.Tetschen-Landungsplatz
"
114.515
26.Chrasterhof
"
109 829
27.Wysotschan
"
103.925
28.Röhrsdorf
"
102.006
29.Bakow
"
95.848
30.Schönau
"
92.833

Um objektiv den Anteil des deutschen Kapitales an diesen Einnahmen zu ermitteln, müssen vor allem die Stationen Prag und Jungbunzlau ausgeschieden werden, weil dieselben als Endstationen zumeist den Güterverkehr und Personentransport von den Anschlußbahnen auf die Böhmische Nordbahn hinüberleiten, der Großteil dieser Güter und Fahrgäste aus deutschen Sprachgebieten stammen und der auf die Städte Prag und Jungbunzlau selbst entfallende Anteil an den Gesamteinnahmen zum großen Teile von deutschen Industrie- Unternehmungen herrührt.

Von den übrigen 28 Stationen sind 17 auf deutschem Sprachboden, 11 im tschechischen Gebiete gelegen.

Die 17 deutschen Stationen weisen eine Gesamteinnahme von rund 4,355.700 K.
Die 11 tschechischen Stationen dagegen nur eine Gesamteinnahme von rund 2,055.600 K auf.

Hiebei muß jedoch berücksichtigt werden, daß ein sehr namhafter Anteil der auf die 11 tschechischen Stationen entfallenden Quote - bei den Stationen Wrutitz und Èakowitz beinahe die Gesamteinnahme - von deutschen Industrieunternehmungen stammt.

Solche deutsche Unternehmungen befinden sich insbesondere:

in Èakowitz: eine Zuckerfabrik, in Münchengrätz: eine Zuckerfabrik, die Brauerei (Kloster), eine Großschnitzerei (Kork- und Flechtwaren), in Kuttental: eine Ziegelei und Tonwarenfabrik, in Josefstal-Kosmanos: das hervorragende Leitenbergersche Fabriksunternehmen, in Weißwasser- Podol: eine Dachpappenfabrik, eine Weberei, in Kralup: eine chemische Fabrik, eine Zuckerfabrik, eine Dampfmühle, in Wrutitz: eine Dampfmolkerei, eine Großschnitzerei. Von der Gesamtlänge der Linien der Böhmischen Nordbahn einschließlich der in ihrem Betriebe befindlichen Staatsbahnstrecke B.-Leipa-Steinschönau von 379 k, entfallen auf das deutsche Sprachgebiet Strecken und Teilstrecken von 240 km.

Im Deutschgebiete sind gelegen:

Von der Hauptlinie Prag-Georgswalde die Teilstrecke von Weißwasser bis Georgswalde 95 km.

Ferner die ganzen Linien

Röhrsdorf-Deutschgabel 21km
Rumburg-Sebnitz 30
"
Bodenbach-Leipa 65
"
Bodenbach-Warnsdorf 31
"
B.-Kamnitz-Steinschönau 5
"
und die schon oben erwähnte Staatsbahnlinie Steinschönau-Leipa 30km

Es entfällt daher der weitaus größte Teil des Streckennetzes der Böhmischen Nordbahn auf deutsches Gebiet.

Die bezeichneten deutschen Linien durchziehen die nachstehenden rein deutschen Gerichtsbezirke:

Einwohnern
Dauba mit14.565
B.-Leipa mit 26.717
Haida mit21.930
Zwickau mit15.617
Warnsdorf mit 37.184
Rumburg mit29.400
Schluckenau mit 28.085
Hainspach mit 24.280
Bensen mit22.678
B.-Kamnitz mit 27.626
Tetschen mit 57.453
und Dentsch-Gabel mit 17.032
zusammen sonach 12 reindeutsche Gerichtsbezirke mit einer Gesamtbevölkerung von 322.567

Diese Gerichtsbrzirke gehören zu den industriell hochstehenden und dichtest besiedelten Gegenden nicht nur Oesterreichs, sondern Europas.

Hier, in dem nördlichen Gebirgswalle Böhmens hat deutscher Fleiß und deutsche Tatkraft überaus zahlreiche Stätten einer blühenden bodenständigen Industrie geschaffen, deren guter Ruf in der ganzen Welt begründet ist und die eine ansehnliche Steuerquelle für Staat und Land bildet. Die industrielle Entfaltung, der viele tausend ihre Existenz verdanken, erklärt auch die dichte Besiedlung.

Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt in diesem Gebiete 180 auf 1 km und übersteigt somit den Landesdurchschnitt von 115 und den Reichsdurchschnitt von 80 sehr erheblich.

Scheidet man die vorwiegend landwirtschaftlichen Gerichtsbezirke Deutsch-Gabel und Dauba, welche nur an ihrer Peripherie von den Linien der Böhm. Nordbahn berührt werden, aus, dann erhöht sich die Bevölkerungsdichte auf 237 und erreicht in dem die Bezirkshauptmannschaften Rumburg und Warnsdorf umfassenden sogenannten böhmischen Niederlande eine Höhe, wie sie sonst nur noch in den belgischen und niederheimischen Industriezentren anzutreffen ist.

(Gerichtsbezirk Warnsdorf mit 469 der dichtbevölkertste Landbezirk Oesterreichs.)

Wie schon oben hervorgehoben, ist das in Rede stehende Gebiet rein deutsches Land, welches, soweit die geschichtlichen Erinnerungen zurückreichen, stets von Deutschen besiedelt war und nur in seinem kleineren südlichen Teile vor Jahrhunderten vorübergehend und auf kurze Zeit auch von Tschechen mitbewohnt war.

Nach der Volkszählung vom 31. Dezember 1900 betrug die deutsche Bevölkerung in Perzenten ausdrücklich in den Bezirken

Perzent
Rumburg100
Warnsdorf99.97
Bensen99.96
Hainspach99.94
Zwickau99.87
Schluckenau99.83
Deutsch-Gabel 99.83
Dauba99.33
B. Kamnitz99.06
B. Leipa98.97
Haida98.63
Tetschen98.09

Der Durchschnitt beträgt 99.30 Prozent.

Im Ganzen leben in dem bezeichneten Gebiete etwa 2100 Tschechoslaven, welche als industrielle Arbeiter, als Dienstboten, als Gewerbegehilfen meist nur vorübergehenden Aufenthalt nehmen oder als Staatsbeamte und Staatsangestellte importiert worden sind.

Der größte Teil der Tschechen wohnt in der Stadt Bodenbach und besteht dortselbst bezeichnender Weise fast durchwegs aus Angestellten und Beamten der k. k. Staatsbahnen, welche für ihre 80 Kinder eine tschechische Privatschule - zugleich die einzige nicht deutsche Schule im ganzen Gebiete - unterhalten und deren Gleichstellung mit den öffentlichen Volksschulen anstreben.

Dieser Fall zeigt klar, wie in deutschen Orten künstlich auf dem Wege der Bahnverstaatlichung durch die Aemtervertschechung slawische Minderheiten geschaffen werden.

Das Beispiel von Bodenbach ist eine eindringliche Warnung und ein Mahnruf für alle Deutschböhmen, auf der Hut zu sein.

Die deutsche Bevölkerung der genannten 12 Gerichtsbezirke übertrifft jene der Kronländer Salzburg und Vorarlberg sehr bedeutend und kommt der Bevölkerung von Kärnten nahezu gleich.

An völkischer Geschlossenheit und Reinheit übertrifft sie die Kronländer Nieder und Ober- Oesterreich und Vorarlberg und ist ebenso rein deutsch, wie das Herzogtum Salzburg.

Die wenigen, zerstreut lebenden Tschechen beherrschen mit verschwindenden Ausnahmen die deutsche Sprache vollständig, weil sie sich sonst in dem Gebiete nicht fortbringen könnten.

Die landesübliche Sprache in dem gesamten Gebiete ist seit altersher ausschließlich die deutsche.

Es besteht mit Rücksicht auf die wahrheitsmäßig geschilderten Verhältnisse absolut kein Bedürfnis nach Einführung der Zweisvrachigkeit auf den deutschen Strecken der verstaatlichten Böhmischen Nordbahn und nur nationaler tschechischer Chauvinismus und Größenwahn könnte eine derartige haltlose Forderung stellen.

Es ist vielmehr ein gutes Recht der deutschen Bevölkerung zu verlangen, daß der bisherige Zustand der Einsvrachigkeit in allen Teilen des Bahnbetriebes, insbesondere auch rücksichtlich der Stationsbezeichnungen, der bahnämtlichen Kundmachungen und Aufschriften, der Fahrkarten und dergl. veinlich gewahrt bleibt.

Hinsichtlich der Stationsbezeichnungen muß an dieser Stelle auf den von der Staatsverwaltung leider vielfach unterstützten Mißbrauch hingewiesen werden, welchen die Tschechen, obzwar sie für sich das Recht der Unübersetzbarkeit der Orts- und Gassenbezeichnungen in Anspruch nehmen, mit der willkürlichen Uebertragung deutscher Ortsnamen ins Tschechische treiben. Diese Uebersetzungen entbehren jeglicher geschichtlicher Grundlage und Berechtigung und sollten darum von der Staatsverwaltung nicht beachtet werden.

Nördlich von Leipa liegt an den Linien der Böhmischen Nordbahn wohl kaum ein Ort, der noch vor dreißig Jahren einen tschechischen Extranamen gehabt hat.

Heute übersetzen die Tschechen Langenau mit Skalice, Georgental mit Jiøetín. Schönlinde mit Krásná Lípa, Schluckenau mit Šluknov, Nixdorf mit Mikulášovice, Fugau mit Fugava usw.

Unsere nationalen Gegner würden in die größte Verlegenheit kommen, wenn sie das Vorkommen dieser tschechischen Ortsbezeichnungen in einem älteren, tschechisch geschriebenen Werke nachweisen sollten.

Welche national- gefährlichen Folgen mit solchen willkürlichen Ortsübersetzungen verbunden seien können, beweist die lehrreiche Geschichte über die Wandlung des Ortsnamen Leimgruben. Noch vor 20 Jahren hieß diese an der Böhmischen Nordbahn nördlich Weißwasser gelegene deutsche Ortschaft "Leimgruben" und wurde unter dieser Bezeichnung in den amtlichen Ortsrepertoiren und in den Generalstabskarten angeführt.

Heute ist der deutsche Leimgruben dank der von den staatlichen Aemtern unterstützten Tschechisierungsarbeit verschwunden, bezw. zum Spitznamen erniedrigt: das in deutscher Sprache erscheinende amtliche Ortsrepertorium kennt nur noch den offiziellen Namen Hlinowischt, der deutsche Namen Leimgruben ist in die Klammer verwiesen.

Es muß daher mit allem Nachdrucke gegen diesen Mißbrauch von Ortsübersetzungen Stellung genommen werden.

Was endlich die Forderung nach Anstellung deutscher Beamter und Bediensteter auf der verstaatlichten Böhmischen Nordbahn anlangt, so bedarf dieselbe eigentlich keiner besonderen Begründung.

Die Forderung: "Deutsche Richter, deutsche Vriester, deutsche Lehrer, deutsche Beamte für Deutschböhmen" wird nicht mehr verstummen und die hohe Regierung wird im eigenen staatlichen Interesse derselben Rechnung tragen müssen.

Bei der verstaatlichten k. k. priv. Böhmischen Nordbahn kann sie diese Forderung umso leichter erfüllen, als deutsche Bewerber um die Dienststellen und deutscher Nachwuchs hiefür in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.

In Würdigung alter dieser vorangeführten Umstände richten die Gefertigten, nachdem die Unterbrechung der Reise seiner Exzellenz des Herrn Eisenbahnministers vielen Gemeinden die Gelegenheit genommen hat, ihre Wünsche und Beschwerden direkt dem Leiter des Eisenbahnministeriums zu übermitteln, an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter die Anfrage:

Ist Seine Exzellenz geneigt, bei der k. k. Regierung in Wien die anläßlich der Verstaatlichung der k. k. priv. Böhm. Nordbahn von der deutschen Bevölkerung Nordböhmens einmütig geäußerten Wünsche, in erster Linie die Errichtung einer deutschen Staatsbahndirektion in Nordböhmen zu unterstützen und zu fördern?

Prag, am 3. Feber 1910.

Markert u. Gen.

Oberstlandmarschallstellvertreter Dr. Urban:

Anfrage der Abgeordneten Dr. Bachmann und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.

Landtagssekretär Dr. Haasz (liest):

Anfrage der Abgeordneten Dr. Bachmann und Genossen an Se. Exzellenz den Herrn Stathalter als Vertreter der k. k. Regierung.

An zahlreichen Punkten der Landeshauptstadt Prag, so z. B. beim Eingange in die Waldsteingasse vom Klarplatz aus, beim Eingange in die Belvederegasse von der Josefsgasse aus, beim Eingange in die Wacholdergasse von der Aegidigasse aus u. s. w. sind Ankündigungstafeln angebracht, welche das Verbot der Einfahrt in die erwähnten Gassen von der bezeichneten Seite aus verfügen, also straßenpolizeiliche Anordnungen treffen, welche jedoch der Oeffentlichkeit einzig und allein in tschechischer Sprache kundgemacht werden.

Ebenso werden auch bloß zeitweise Absperrungen bestimmter Gassen und Straßen beziehungsweise Gassen- und Straßen- Teile in Prag für den Wagenverkehr ausnahmslos bloß in tschechischer Sprache kund- und ersichtlich gemacht.

Da durch diese Umstände und Verhältnisse die berechtigten Ansprüche der zahlreichen bodenständigen, deutschen Bevölkerung Prags, sowie der Caharakter der Stadt Prag als Landeshauptstadt eines von nahezu zwei einhalb Millionen Deutschen, bewohnten Landes gröblich verletzt erscheint, stellen die Gefertigten an Se. Exzeltenz den Herrn Statthalter als Vertreter der k. k. Regierung die Anfragen:

1. Sind Eurer Exzellenz die vorstehend geschilderten Umstände und Verhältnisse bekannt?

2. Gehen die bezeichneten Anordnungen und Verfügungen wirklich von einer, zur Handhabung der Straßenpolizei in der Landeshauptstadt Prag befugten Behörden aus?

3. Bejahendenfalls: sind Eure Exzellenz geneigt, entsprechende Verfügung zu treffen, daß alle die Handhabung der Straßenpolizei in der Landeshauptstadt Prag betreffenden behördlichen Anordnungen in ganz gleicher Weise wie in tschechischer so auch in deutscher Sprache kund- und ersichtlich gemacht werden und daß, insoweit es sich hiebei um Bezeichnung und Benennung von Straßen, Gassen und Plätzen in Prag handelt, die von alters her gebräuchlichen deutschen Bezeichnungen in Anwendung gebracht werden?

Prag, am 4. Feber 1910.

Abg. Dr. Bachmann und Genossen.

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