Landtagssekretär Dr. Šafaøoviè
und Landtagssekretär Dr. Haasz
(lesen abwechselnd):
Anträge der Abgeordneten Dr. Mally und
Genossen an Seine Exzellenz den Herrn k. k. Statthalter:
"Die Ausrodung von Wäldern in Galizien
erreicht wahrhaftig ungeahnte Dimensionen. Die hauptsächliche
Ursache dieses Uebels, die nicht genug gebrandmarkt werden kann,
ist der Umstand, daß die Landesbehörden sich dessen
gar nicht bewußt zu sein scheinen, daß sie für
Nichtbeachtung der bestehenden Gesetze verantwortlich sind und
dementsprechend die bezüglichen gesetzlichen Vorschriften
gar nicht einhalten, wodurch sie einen unermeßlichen Schaden
denjenigen antun, die keinen Wald besitzen.
Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß
Galizien in Bezug auf die den Großgrundbesitzern zustehenden
Privilegien eine Ausnahmsstellung einnimmt und dies zum großen
Nachteil der ganzen außerhalb des Kreises der Waldbesitzer
bestehenden Bevölkerung. Das System der Parteilichkeit hat
in den Seelen der Personen, die verschiedene Stellen in der Verwaltung
innehatten, feste Wurzel gefaßt, und es werden von ihnen
die Gesetze den Wünschen und Bedürfnissen wappengeschmückter
Persönlichkeiten angepaßt.
Sowohl die Landesregierung, als auch deren
vorgesetzte Behörde, das ist die Zentralregierung in Wien,
die eher zur Wahrung des Wohles der Allgemeinheit als zur Vergewaltigung
der Staatsgrundgesetze berufen sind, ziehen auf sich immer größere
Unzufriedenheit, ja sogar Empörung der Bevölkerung.
Wiewohl wir schon sehr häufig über Mangel an Takt aus
Seiten der Regierung geklagt haben und zwar nicht nur im galizischen
Landtage, sondern auch im Abgeordnetenhause, merken wir nichtsdestoweniger,
daß gewisse Mißbräuche, statt abzunehmen, immer
mehr wachsen, was uns zu häufigen Urgenzen und noch zu häufigeren
Klagen über diejenigen, die in der Zentral- und Landesregierung
sitzen, Anlaß gibt.
Wir müssen ganz entschieden erklären,
daß das Holz, dessen Preise schon heute eine fabelhafte
Höhe erreicht haben, in Bälde bei uns zu den größten
Seltenheiten gehören wird. In Galizien gibt es gegen 600.000
Joch unbenütztes Land, denen die Regierung gar keine Aufmerksamkeit
schenkt, statt diese Flächen aufzuforsten und sie für
das Land und für die Bevölkerung nützlich zu machen.
Im Gegenteil wird das Brachliegen dieser ungeheueren Landflächen
geduldet, während waldreiche Gegenden ihres Waldreichtums
gänzlich beraubt werden und das Holz entgegen den gesetzlichen
Bestimmungen nach Preußen ausgeführt wird.
Das Brennholz, von dem vor 15 Jahren eine Kubikklaster
2 fl. 50 kr. gekostet hat, kostet jetzt 9 sl. und mehr, das heißt,
der Preis des Brennholzes hat sich in dieser kurzen Zeit verviersacht,
während anderseits der materielle Wohlstand der Bevölkerung
auf derselben Stufe geblieben ist.
Dies wollen aber gerade diejenigen, in deren
Händen Besitzungen im Werte von vielen Millionen konzentriert
sind, am allerwenigsten einsehen, sie wollen es nicht einsehen,
daß der arme Bauer, Kleinbürger, Arbeiter u. s. w.,
der keine Existenzmittel besitzt, aus Not und Elend das Land verlassen
muß, um nach Preußen, Sachsen und Amerika zu wandern,
so daß bald in den größten landwirtschaftlichen
Betrieben Mangel an Arbeitskräften eintreten wird.
In den Tuszower Wäldern im politischen
Bezirke Mielec zahlte man vor 15 Jahren, zur Zeit des Baron Hirsch,
für eine Kubiklaster Eschenholz - besser bemessen als heutzutage
- 3 fl., wogegen man heute für dasselbe Quantum 11 fl. 20
kr. zahlen muß. Für Rüster- und Buchenholz zahlte
man früher 3 fl. 50 kr., heute 12 fl., für Eichenholz
früher 3 fl. 30 kr., jetzt 11 fl. 20 kr., für Birkenholz
früher 3 fl., jetzt 11 fl. 20 kr., für Fichtenholz früher
2 fl. 50 kr. jetzt 10 fl. 20 kr., für Tannen und Lärchenholz
früher 2 fl. 30 kr., jetzt 9 fl. 20 kr., Klaubholz früher
per Fuder 30 bis 50 kr., jetzt 3, 4 bis 6 fl. Früher kostete
ein sogenannter Eschenprügel, von dem man 3 Fuder Brennholz
gewann, 1 fl., gegenwärtig kostet er 9 fl. 20 kr. und macht
kaum zwei Fuder aus.
Man könnte meinen,daß auf die Verteuerung
der Holzpreise die Arbeitslöhne einen Einfluß ausüben.
Dem ist aber nicht so: Früher bekam der Arbeiter per Kubikklafter
40 kr. und kleinere Aeste bis zu 6 Zoll im Durchmesser, was für
den Verdienst sehr in die Wagschale fiel, jetzt bekommt er zwar
1 fl., aber keine Aeste, das heißt, er verdient jetzt weniger
als ehedem.
Dafür aber verlangt die Forstverwaltung
für eine halbe Kubikklafter 5 fl. 60 kr. und zahlt den Arbeitern
bloß 25 bis 30 kr. täglich, im Vergleich zu den früheren
20 bis 25 kr. Was hier von den Tuszower Wäldern gesagt wurde,
das versteht sich auch von allen anderen.
Um die Richhtigkeit obiger Angaben darzutun
und zu beweisen, daß die Regierung sich um das Wohl des
Landes gar nicht kümmert, sondern entgegen den bestehenden
Gesetzen Rodungen bewilligt und die Bannforste nicht schont, wollen
wir aus der großen Zahl von hierhergehörigen Fällen,
deren einige schon in unserer Interpellation vom 30. Oktober 1902
erwähnt wurden, noch etliche weitere anführen, um wenigstens
zum Teil das traurige Bild der diesbezüglichen Verhältnisse
auszumalen. Nachstehend einige von den ärgsten Fällen:
Moses Meier Hemerle, Besitzer des Gutskomplexes
Rzedzianow und Umgebung im politischen Bezirke Mielec, hat die
Forste in Szydlowiec unter den Augen der politischen Behörde
gänzlich vernichtet.
Der Besitzer der Forste von Baronów
im politischen Bezirke Tarnobrzeg Stanislaus Dolanski hat bis
heute keinen Wirtschaftsplan vorgelegt, trotzdem er einen diesbezüglichen
Auftrag von der k. k. Bezirkshauptmannschaft erhalten hat. Das
letztere leugnet er aber und verwüstet die Wälder ununterbrochen,
wobei er den Bauern von etlichen Gemeinden des Baranówer
Pfarrsprengels, denen laut Servitusdekret Brennholz gebührt,
dasselbe vorenthält.
In Jadochy im politische Bezirke Tarnobrzeg
wurde ein erst seit 40 Jahren bestehender Wald mit Erlaubnis der
politischen Behörde geschlagen, obwohl sich derselbe als
solcher zum Schlagen noch gar nicht qualifizierte, insbesondere
mit Rücksicht darauf, daß er aus einem hohen, sandigen
Hügel gelegen war und den anliegenden Feldern und Wiesen
Schutz gegen Flugsand bot. Heute sind diese Felder durch das Verschwinden
des Waldes gefährdet.
Die Wälder von Machow, Eigentum des Juden
Moses Hausner im politischen Bezirke Tarnobrzeg, wurden vor 15
Jahren auf einer Fläche von ungefähr 50 Joch ausgerodet,
und wiewohl dies Schutzwälder waren, die eine besondere Fürsorge
erforderten, ist eine abgerodete Fläche bis heute nicht frisch
aufgeforstet, was für die benachbarten Felder und Hutweiden
vom großen Nachteil ist. Das Auffälligste und Demoralisierendste
an der Sache ist der Umstand, daß, obwohl der Jude schon
vor 15 Jahren den Wald ausgerodet hat und bis jetzt unaufgeforstet
ließ, die Behörden ihm dies angehen lassen, während
die Gemeinde Machów ihren geschlagenen Wald sofort aufforsten
mußte. Was für ein Licht wirft diese Art der Anwendung
der Gesetze auf die Behörden? Oder gibt es etwa für
Herren, Juden und Großgrundbesitzer, andere Gesetze als
für die Gemeinden?
In gleicher Weise wurden die Wälder von
Kotowa wola im politischen Bezirke Tarnobrzeg, die sich in jüdischen
Händen befanden, vor 15 Jahren auf einer Fläche von
300 Joch geschlagen und mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde
in Wiesen verwandelt, statt frisch aufgeforstet zu werden.
Die Wälder von Pniow im politischen Bezirke
Tarnobezeg, Eigentum einer gewissen Ita Rapaport, wurden vor etlichen
Jahren aus einer Fläche von über 200 Joch geschlagen,
und die abgerodete Fläche ist trotz mehrfacher Aufsorderungen
seitens der k. k. Bezirkshauptmannschaft und trotz der Weisung
seitens der k. k. Forstinspektion in Rzeszów bis heute
nicht aufgeforstet, was die Entstehung einer Sanddüne zur
Folge hatte, die zwei Wirtschaftsgebäude verschüttete.
Das Gleiche kann von den Wäldern des Herrn
Horodynski in Zbyniów im politischen Bezirke Tarnobrzeg
gesagt werden, die nicht bloß aufgeforstet sind, sondern
zum Teil sogar als Ackerland verwendet werden.
In den zur Gemeinde Rowin im politischen Bezirke
Tarnobrzeg gehörigen Wäldern wurden 100 Joch geschlagen,
sodann die abgerodete Fläche parzelliert und den Bauern als
ewiges Eigentum verkauft.
Die zur Pfarre Wielowies im politischen Bezirke
Tarnobrzeg gehörigen Wälder bleiben nach erfolgter Rodung
bis jetzt unaufgeforstet, und es ist dort auch sonst keine Kultur
eingeführt, was nur der Lässigkeit der behördlichen
Aufsicht zuzuschreiben ist.
Der Erektionalwald im Mielec ist total ausgerodet
worden, und die freigewordene Fläche, die über 45 Joch
mißt, ist bis jetzt unaufgeforstet.
Die Wälder von Rudnik im politischen Bezirke
Nisko, die der dortigen Pfarre gehören, wurden schon vor
15 Jahren geschlagen und sind trotzdem bis jetzt nicht frisch
aufgeforstet.
Die Wälder von Mokrzynow im politischen
Bezirke Tarrobrzeg, Eigentum der Firma Franke und Söhne aus
Berlin, wurden im Revier "Krawce" auf einer Fläche
von mehreren hundert Joch gänzlich vernichtet und ausgerodet,
und obwohl dies schon vor mehr als 10 Jahren geschah, ist die
abgerodete Fläche bis jetzt nicht aufgeforstet, so daß
man meilenweit nichts sieht, als eine kahle Fläche, starrend
von Wurzelstöcken. Gegenwärtig haben dieselben Eigentümer
entgegen dem Wirtschaftsplane und den Gesetzen in dem genannten
Revier "Krawce" auf einer Fläche von 700 Joch dieselbe
wilde Raubwirtschaft zu betreiben begonnen und haben diesen Wald
dem Juden Safir aus Tarnow verkauft, ungeachtet dessen, daß
am 7. August 1902 Stürme in diesem Wald großen Schaden
angerichtet haben und einige zehntausend Bäume vernichteten,
die jetzt verkauft werden.
Fast das ganze Gebiet des Kolbuszower Bezirkes
bildet mit Ausnahme von einigen tausend Joch Aecker eine große
Sanddüne, und dennoch denkt niemand an die Aufforstung dieser
Komplexe.
Der Eigentümer der Wälder von Ragorzyu
im politischen Bezirke Ropczyce, Baruch Schindling hat 100 Joch
Wald an preußischen Unternehmer verkauft, die das ganze
Bauholz nach Preußen ausführen, und gegenwärtig
trägt er sich mit dem Gedanken, einen noch größeren
Komplex an dieselben Käufer abzugeben. In dieser Gegend sind
die Wälder überhaupt total vernichtet, und die Forstkultur
wird ganz unordentlich betrieben, aber darum kümmert sich
gar niemand.
Die Wälder von Brzeznive im politischen
Bezirke Ropeznce sind mit Bewilligung der politischen Behörde
vom Eigentümer gänzlich ausgerodet worden, und die freigewordenen
Flächen werden entgegen dem Forstschutzgefetze nicht bloß
nicht aufgeforstet, sondern im Gegenteil an Juden als Ackerland
verkauft, wobei die letzteren das beste Geschäft machen.
Im Walde Pustkow im politischen Bezirke Ropeczyce,
Eigentum eines gewissen Jordan, wurden mehr als 100 Joch Jungwald
geschlagen und das Holz im Jahre 1902 nach Preußen ausgeführt.
Der zur Pfarre Miechozin im politischen Bezirke
Tarnobrzeq gehörige Wald wird auf einer Fläche von ungefähr
200 Joch geschlagen und nicht wieder aufgeforstet, was obendrein
ohne Zustimmung des Pfarrkomitees geschieht. Wenn aber an den
Pfarrgebäuden einmal Reparaturen notwendig sind, werden die
erforderlichen Kosten von den Pfarrmitgliedern im Konkurrenzwege
aufgebracht, genau so wie in allen anderen Pfarren, obwohl es
naheliegend wäre, daß der Holzbedarf aus eigenen Wäldern
der Pfarre gedeckt werden sollte. Statt dessen verkauft man ein
Stück nach dem anderen an Juden, und das Holz wird nach Preußen
ausgeführt.
Die Wälder von Dulcza wielka im politischen
Bezirke Mielec, die eine Fläche von ungefähr 1700 Joch
einnehmen, ehemals Eigentum der Familie Raczynski, gegenwärtig
im Besitze des Tarnower Advokaten Dr. Forist, sind zur Gänze
ausgerodet und dies ist hauptsächlich auf Betreiben eines
gewissen Noe Grün geschehen, der früher mit Fetzen,
Fellen, Eiern u. s. w. handelte und gegenwärtig eine halbe
Million Vermögen besitzt.
In gleicher Weise sind die Wälder von
Dulcza mala im politischen Bezirke Mielec, die dem Juden Gutwirth
aus Radomysl gehören, gänzlich vernichtet worden, und
um die Neuaufforstung kümmert sich kein Mensch.
Die Wälder von Zdizarca im politischen
Bezirke Mielec, die eine Fläche von ungefähr 200 Joch
einnehmen und den Erben des verstorbenen Martin Trybulec gehören,
sind gänzlich ausgerodet und bleiben bis jetzt unaufgeforstet.
Der Wald von Žarowka im politischen Bezirke Mielec ist in
einer Ausdehnung von 500 Joch ganz ausgerodet, ohne daß
man sich um die Anlage frischer Kulturen kümmern
würde. Das Holz aus diesem Walde soll in einem Zeitraume
von 10 Jahren vom Kaufmanne Moses Grün ins Ausland ausgeführt
werden.
Die Ärarialwälder von Niepolomice
im politischen Bezirke Krakau sind in fünf Schlagrevieren
gänzlich ausgerodet, so daß die dortigen Bauern weder
Bau- noch Brennholz bekommen können.
In demselben Maße und in derselben Weise sind auch die Wälder
von Przyborow im politischen Bezirke Pilzno, sowie jene von Jastrzeb,
Zasow, Jadžwin im politischen Bezirke
Krosno, endlich die Wälder in den politischen Bezirken Jasko
und Nisko der Vernichtung einheimgefallen.
Das Empörendste an der Sache ist aber
das, daß alle Wälder unter den Augen der politischen
Behörden verwüstet worden sind.
Aus obigen Beispielen geht hervor, daß
die Wälder in Galizien im allgemeinen im außerordentlichen
Maße vernichtet werden, am ärgsten aber in den obengenannten
und nichtgenannten Bezirken, wo meistens Jungholz, das sich für
die Verwendung als Bauholz gar nicht eignet, entgegen den gesetzlichen
Bestimmungen nach Preußen ausgeführt wird. Dies geschieht
sowohl mit Zustimmung von Forstinspektoren, als auch ohne dieselbe,
was am besten beweist, wie wenig man sich hierzulande um die Einhaltung
gesetzlicher Bestimmungen kümmert.
Beim Schlagen der Wälder wird, obwohl
dasselbe unter Aufsicht behördlicher Organe geschehen sollte,
das erlaubte Maß immer überschritten, denn seitens
der Eigentümer wird das gesetzlich vovgeschriebene Schema
nicht eingehalten, und es werden nicht bloß dieselben Reviere
drei- und mehrmals geschlagen, sondern auch die Grenzen der gesetzlich
zulässigen Schlagflächen überschritten, was zur
Folge hat, daß statt 80jähriger Bäume solche mit
40, 30, ja sogar 20 Jahren geschlagen werden, was den Eigentümmern
großen Nutzen bringt, den armen Bauern und kleinstädtischen
Kleinbürgertum unermeßlichen Schaden zufügt.
Viele Forstverwaltungen verstehen sich zwar
vor den Behörden und Kommissionen zu decken, indem sie sich
auf Anlegung von ordnungsmäßigen Neukulturen berufen,
aber die kommissionellen Erhebungen beschränken sich in solchen
Fällen zumeist darauf, daß die Kommissäre den
Wirtschaftsplan durchsehen, die Räume in den Forsthäusern
und die wirtschaftlichen Einrichtungen besichtigen, aber fast
nie den Zustand des Waldes tatsächlich untersuchen. Hierauf
wird für sie im Forsthause eine Unterhaltung veranstaltet,
die Forstverwaltungen geben die zu ihrer Rechtfertigung nötigen
Aufklärungen, und damit enden die Erhebungen, während
die Wälder nach wie vor, und zwar ohne Unterschied, ob es
Schutz- oder Jungwälder sind, gegen jegliches Gesetz der
Art zum Opfer fallen.
Man braucht heutzutage die einzelnen Bezirke
nicht eigens zu bereisen, um sich ein Bild der Verwüstung
von Wäldern zu machen. Es genügt, zum Fenster des Eisenbahnwaggons
hinauszusehen,.wenn man gewisse Ortschaften passiert, zum
Beispiel Skotwina, Bogumikowice, Czarna, Debica, Dabie, Rzochow,
Jaslany, Baranow, Chmielow, Tuchow, Ciezkowice, Tarnowiec, Iwonicz,
Krosno, Wola, Lužanska, Jaslo, Skolyszyn,
Biecz, Bobowa, Gromnik usw., usw., um sich davon zu überzeugen.
Mit einem Worte kann man sagen, daß, in welcher Station
immer man in den betreffenden Gegenden vor sich blickt, jedermann
die mindere Qualität der Wälder in die Augen springen
muß, und daß jeder, der nicht ganz gedankenlos vorüberfährt,
sich über den verschwindenden Waldreichtum entsetzen muß,
der alljährlich ins Ausland ausgeführt wird, und sich
die Frage stellt, wohin denn das führen solle.
Die seitens der Verwaltungsbehörden unter
den Augen der Zentralregierung in Wien begangenen Mißbräuche
geben in unserem Lande den Anstoß zur allgemeinen Demoralisation.
Die Bevölkerung, insbesondere die bäuerliche und kleinbürgerliche,
lebt unter dem drückenden Bewußtsein, daß in
Bezug auf die Raubwirtschaft in galizischen Wäldern keine
Gesetze walten, sondern bloß die Willkür einzelner
Privatleute, der gute oder schlechte Wille der Waldbesitzer, Gnade
oder Ungnade der Regierungsorgane, und dies hat zur Folge, daß
in der Bevölkerung eine allgemeine Entrüstung und ein
Mißtrauen der Regierung gegenüber geweckt wird, wodurch
die allgemeine Unzufriedenheit genährt und vergrößert
wird und wodurch die Fortführung des Kampfes mit dem Kastenwesen
und mit den Regierungsbehörden bedingt wird.
Es genügt zu sagen, daß man in Lemberg
für eine Kubikklafter Buchenholz samt Zustellung 13 fl. zahlt,
wahrend zum Beispiel in den Wäldern von Tuszow die Bauern
für eine Kubikklafter desselben Holzes im Walde, das heißt
ohne Zustellung 12 fl. für eine Kubikklafter Fichtenholz
10 fl. 20 kr. für Lärchen- und Tannenholz 9 fl. 20 kr.
zahlen müssen, wie dies schon oben bemerkt wurde. Hingegen
wird den Gutsgebieten, Pfarren, Finanz wachen, Gerichten, Postämtern
und Agenten der Krakauer Wechselseitigen Versicherungsgesellschaft
ein Nachlaß von 2 bis 3 fl. per Klafter gewährt.
Es ist dies zwar ein gutes Recht der Waldbesitzer,
Nachlässe zu gewähren, aber anderseits ist es klar,
daß die Differenz aus der Tasche des Bauers, Kleinbürgers
und ärmsten Häuslers ausgeglichen wird.
Ebenso verhält es sich mit dem Verkaufe
von Bauholz ins Ausland. Ein Kubikmeter Bauholz wird an ausländische
Unternehmer zu 5 fl. verkauft, während die einheimischen
für dasselbe Quantum 7 fl. oder 7 fl. 50 kr. zahlen müssen,
das heißt, um 2 fl. 50 kr. mehr als die Ausländer.
Es darf aber dabei nicht unbemerkt bleiben,
daß an das Einheimische abgegebene Holz viel schlechter
ist, als das zur Ausfuhr bestimmte, denn es besteht aus lauter
Ausschußstücken, die der preußische Händler
nicht nimmt.
Beachtenswert ist daher der Umstand, daß
die Löhne der Waldarbeiter fabelhaft niedrig sind. So werden
zum Beispiel die bei den Kulturanlagen im Frühjahr beschäftigten
Arbeiter für einen langen Arbeitstag mit 20 bis 25 kr. entlohnt
und für das Fuhrwerk mit zwei Pferden bekommt der Bauer 1
fl. 20 kr. Ueberdies zahlt man ihnen diese Löhne nicht bar
aus, sondern in natura, so daß es angesichts dessen niemanden
wundernehmen darf, daß das also bedrückte und verkürzte
Volk sich empört, das Land verläßt und ins Ausland
auf Erwerb geht, um in seiner Heimat nicht umsonst arbeiten zu
müssen.
Es muß noch besonders darauf hingewiesen
werden, daß infolge von Wälderrodungen ganze Landstreiche
entblößt werden, was eine Verschlechterung der klimatischen
Verhältnisse herbeiführt.
Die hierzulande herrschenden ungewöhnlichen
Niederschläge und Ueberschwemmungen sind zum großen
Teil auf diese fürchterliche Forstwirtschaft zurückzuführen
Zu guterletzt ist aber wieder der Bauer, der bei Elementarereignissen
den Schaden zur Gänze trägt, während der Urheber
derselben, das ist der Waldbesitzer, entweder allein die Taschen
mit Geld füllt oder dasselbe mit dienstfertigen jüdischen
Agenten teilt.
Es ist wirklich hoch an der Zeit, daß
die betreffenden Behörden in dieser Beziehung energisch einschreiten,
um durch entsprechende Maßnahmen den Rest der Wähler
zu erhalten und die Holzausfuhr ins Ausland zu verhindern. Dies
sollte aber nicht in der Weise geschehen, wie es bis jetzt immer
der Fall war, sondern die Gesetze sollten ohne irgend welche Rücksichtnahme
auf die Großgrundbesitzer in jedem Falle streng und ohne
Ausnahme zur Anwendung gebracht werden.
Angesichts oben angeführter Tatsachen
fragen daher die Unterzeichneten:
Sind Euer Exzellenz geneigt, auf Seine Exzellenz
den Herrn Ministerpräsidenten und Seine Exzellenz den Herrn
Ackerbauminister einzuwirken, daß diesen traurigen Zuständen
ein Ende bereitet wird?
Prag, am 3. Februar 1910.
Abg. Dr. Maly und Genossen. |
Oberstlandmarschall: Anfrage
der Abgeordneten Dr. Maly und Genossen an Seine Exzellenz den
Herrn Statthalter.