Pátek 4. února 1910

Landtagssekretär Dr. Šafaøoviè und Landtagssekretär Dr. Haasz (lesen abwechselnd):

Anträge der Abgeordneten Dr. Mally und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn k. k. Statthalter:

"Die Ausrodung von Wäldern in Galizien erreicht wahrhaftig ungeahnte Dimensionen. Die hauptsächliche Ursache dieses Uebels, die nicht genug gebrandmarkt werden kann, ist der Umstand, daß die Landesbehörden sich dessen gar nicht bewußt zu sein scheinen, daß sie für Nichtbeachtung der bestehenden Gesetze verantwortlich sind und dementsprechend die bezüglichen gesetzlichen Vorschriften gar nicht einhalten, wodurch sie einen unermeßlichen Schaden denjenigen antun, die keinen Wald besitzen.

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß Galizien in Bezug auf die den Großgrundbesitzern zustehenden Privilegien eine Ausnahmsstellung einnimmt und dies zum großen Nachteil der ganzen außerhalb des Kreises der Waldbesitzer bestehenden Bevölkerung. Das System der Parteilichkeit hat in den Seelen der Personen, die verschiedene Stellen in der Verwaltung innehatten, feste Wurzel gefaßt, und es werden von ihnen die Gesetze den Wünschen und Bedürfnissen wappengeschmückter Persönlichkeiten angepaßt.

Sowohl die Landesregierung, als auch deren vorgesetzte Behörde, das ist die Zentralregierung in Wien, die eher zur Wahrung des Wohles der Allgemeinheit als zur Vergewaltigung der Staatsgrundgesetze berufen sind, ziehen auf sich immer größere Unzufriedenheit, ja sogar Empörung der Bevölkerung. Wiewohl wir schon sehr häufig über Mangel an Takt aus Seiten der Regierung geklagt haben und zwar nicht nur im galizischen Landtage, sondern auch im Abgeordnetenhause, merken wir nichtsdestoweniger, daß gewisse Mißbräuche, statt abzunehmen, immer mehr wachsen, was uns zu häufigen Urgenzen und noch zu häufigeren Klagen über diejenigen, die in der Zentral- und Landesregierung sitzen, Anlaß gibt.

Wir müssen ganz entschieden erklären, daß das Holz, dessen Preise schon heute eine fabelhafte Höhe erreicht haben, in Bälde bei uns zu den größten Seltenheiten gehören wird. In Galizien gibt es gegen 600.000 Joch unbenütztes Land, denen die Regierung gar keine Aufmerksamkeit schenkt, statt diese Flächen aufzuforsten und sie für das Land und für die Bevölkerung nützlich zu machen. Im Gegenteil wird das Brachliegen dieser ungeheueren Landflächen geduldet, während waldreiche Gegenden ihres Waldreichtums gänzlich beraubt werden und das Holz entgegen den gesetzlichen Bestimmungen nach Preußen ausgeführt wird.

Das Brennholz, von dem vor 15 Jahren eine Kubikklaster 2 fl. 50 kr. gekostet hat, kostet jetzt 9 sl. und mehr, das heißt, der Preis des Brennholzes hat sich in dieser kurzen Zeit verviersacht, während anderseits der materielle Wohlstand der Bevölkerung auf derselben Stufe geblieben ist.

Dies wollen aber gerade diejenigen, in deren Händen Besitzungen im Werte von vielen Millionen konzentriert sind, am allerwenigsten einsehen, sie wollen es nicht einsehen, daß der arme Bauer, Kleinbürger, Arbeiter u. s. w., der keine Existenzmittel besitzt, aus Not und Elend das Land verlassen muß, um nach Preußen, Sachsen und Amerika zu wandern, so daß bald in den größten landwirtschaftlichen Betrieben Mangel an Arbeitskräften eintreten wird.

In den Tuszower Wäldern im politischen Bezirke Mielec zahlte man vor 15 Jahren, zur Zeit des Baron Hirsch, für eine Kubiklaster Eschenholz - besser bemessen als heutzutage - 3 fl., wogegen man heute für dasselbe Quantum 11 fl. 20 kr. zahlen muß. Für Rüster- und Buchenholz zahlte man früher 3 fl. 50 kr., heute 12 fl., für Eichenholz früher 3 fl. 30 kr., jetzt 11 fl. 20 kr., für Birkenholz früher 3 fl., jetzt 11 fl. 20 kr., für Fichtenholz früher 2 fl. 50 kr. jetzt 10 fl. 20 kr., für Tannen und Lärchenholz früher 2 fl. 30 kr., jetzt 9 fl. 20 kr., Klaubholz früher per Fuder 30 bis 50 kr., jetzt 3, 4 bis 6 fl. Früher kostete ein sogenannter Eschenprügel, von dem man 3 Fuder Brennholz gewann, 1 fl., gegenwärtig kostet er 9 fl. 20 kr. und macht kaum zwei Fuder aus.

Man könnte meinen,daß auf die Verteuerung der Holzpreise die Arbeitslöhne einen Einfluß ausüben. Dem ist aber nicht so: Früher bekam der Arbeiter per Kubikklafter 40 kr. und kleinere Aeste bis zu 6 Zoll im Durchmesser, was für den Verdienst sehr in die Wagschale fiel, jetzt bekommt er zwar 1 fl., aber keine Aeste, das heißt, er verdient jetzt weniger als ehedem.

Dafür aber verlangt die Forstverwaltung für eine halbe Kubikklafter 5 fl. 60 kr. und zahlt den Arbeitern bloß 25 bis 30 kr. täglich, im Vergleich zu den früheren 20 bis 25 kr. Was hier von den Tuszower Wäldern gesagt wurde, das versteht sich auch von allen anderen.

Um die Richhtigkeit obiger Angaben darzutun und zu beweisen, daß die Regierung sich um das Wohl des Landes gar nicht kümmert, sondern entgegen den bestehenden Gesetzen Rodungen bewilligt und die Bannforste nicht schont, wollen wir aus der großen Zahl von hierhergehörigen Fällen, deren einige schon in unserer Interpellation vom 30. Oktober 1902 erwähnt wurden, noch etliche weitere anführen, um wenigstens zum Teil das traurige Bild der diesbezüglichen Verhältnisse auszumalen. Nachstehend einige von den ärgsten Fällen:

Moses Meier Hemerle, Besitzer des Gutskomplexes Rzedzianow und Umgebung im politischen Bezirke Mielec, hat die Forste in Szydlowiec unter den Augen der politischen Behörde gänzlich vernichtet.

Der Besitzer der Forste von Baronów im politischen Bezirke Tarnobrzeg Stanislaus Dolanski hat bis heute keinen Wirtschaftsplan vorgelegt, trotzdem er einen diesbezüglichen Auftrag von der k. k. Bezirkshauptmannschaft erhalten hat. Das letztere leugnet er aber und verwüstet die Wälder ununterbrochen, wobei er den Bauern von etlichen Gemeinden des Baranówer Pfarrsprengels, denen laut Servitusdekret Brennholz gebührt, dasselbe vorenthält.

In Jadochy im politische Bezirke Tarnobrzeg wurde ein erst seit 40 Jahren bestehender Wald mit Erlaubnis der politischen Behörde geschlagen, obwohl sich derselbe als solcher zum Schlagen noch gar nicht qualifizierte, insbesondere mit Rücksicht darauf, daß er aus einem hohen, sandigen Hügel gelegen war und den anliegenden Feldern und Wiesen Schutz gegen Flugsand bot. Heute sind diese Felder durch das Verschwinden des Waldes gefährdet.

Die Wälder von Machow, Eigentum des Juden Moses Hausner im politischen Bezirke Tarnobrzeg, wurden vor 15 Jahren auf einer Fläche von ungefähr 50 Joch ausgerodet, und wiewohl dies Schutzwälder waren, die eine besondere Fürsorge erforderten, ist eine abgerodete Fläche bis heute nicht frisch aufgeforstet, was für die benachbarten Felder und Hutweiden vom großen Nachteil ist. Das Auffälligste und Demoralisierendste an der Sache ist der Umstand, daß, obwohl der Jude schon vor 15 Jahren den Wald ausgerodet hat und bis jetzt unaufgeforstet ließ, die Behörden ihm dies angehen lassen, während die Gemeinde Machów ihren geschlagenen Wald sofort aufforsten mußte. Was für ein Licht wirft diese Art der Anwendung der Gesetze auf die Behörden? Oder gibt es etwa für Herren, Juden und Großgrundbesitzer, andere Gesetze als für die Gemeinden?

In gleicher Weise wurden die Wälder von Kotowa wola im politischen Bezirke Tarnobrzeg, die sich in jüdischen Händen befanden, vor 15 Jahren auf einer Fläche von 300 Joch geschlagen und mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde in Wiesen verwandelt, statt frisch aufgeforstet zu werden.

Die Wälder von Pniow im politischen Bezirke Tarnobezeg, Eigentum einer gewissen Ita Rapaport, wurden vor etlichen Jahren aus einer Fläche von über 200 Joch geschlagen, und die abgerodete Fläche ist trotz mehrfacher Aufsorderungen seitens der k. k. Bezirkshauptmannschaft und trotz der Weisung seitens der k. k. Forstinspektion in Rzeszów bis heute nicht aufgeforstet, was die Entstehung einer Sanddüne zur Folge hatte, die zwei Wirtschaftsgebäude verschüttete.

Das Gleiche kann von den Wäldern des Herrn Horodynski in Zbyniów im politischen Bezirke Tarnobrzeg gesagt werden, die nicht bloß aufgeforstet sind, sondern zum Teil sogar als Ackerland verwendet werden.

In den zur Gemeinde Rowin im politischen Bezirke Tarnobrzeg gehörigen Wäldern wurden 100 Joch geschlagen, sodann die abgerodete Fläche parzelliert und den Bauern als ewiges Eigentum verkauft.

Die zur Pfarre Wielowies im politischen Bezirke Tarnobrzeg gehörigen Wälder bleiben nach erfolgter Rodung bis jetzt unaufgeforstet, und es ist dort auch sonst keine Kultur eingeführt, was nur der Lässigkeit der behördlichen Aufsicht zuzuschreiben ist.

Der Erektionalwald im Mielec ist total ausgerodet worden, und die freigewordene Fläche, die über 45 Joch mißt, ist bis jetzt unaufgeforstet.

Die Wälder von Rudnik im politischen Bezirke Nisko, die der dortigen Pfarre gehören, wurden schon vor 15 Jahren geschlagen und sind trotzdem bis jetzt nicht frisch aufgeforstet.

Die Wälder von Mokrzynow im politischen Bezirke Tarrobrzeg, Eigentum der Firma Franke und Söhne aus Berlin, wurden im Revier "Krawce" auf einer Fläche von mehreren hundert Joch gänzlich vernichtet und ausgerodet, und obwohl dies schon vor mehr als 10 Jahren geschah, ist die abgerodete Fläche bis jetzt nicht aufgeforstet, so daß man meilenweit nichts sieht, als eine kahle Fläche, starrend von Wurzelstöcken. Gegenwärtig haben dieselben Eigentümer entgegen dem Wirtschaftsplane und den Gesetzen in dem genannten Revier "Krawce" auf einer Fläche von 700 Joch dieselbe wilde Raubwirtschaft zu betreiben begonnen und haben diesen Wald dem Juden Safir aus Tarnow verkauft, ungeachtet dessen, daß am 7. August 1902 Stürme in diesem Wald großen Schaden angerichtet haben und einige zehntausend Bäume vernichteten, die jetzt verkauft werden.

Fast das ganze Gebiet des Kolbuszower Bezirkes bildet mit Ausnahme von einigen tausend Joch Aecker eine große Sanddüne, und dennoch denkt niemand an die Aufforstung dieser Komplexe.

Der Eigentümer der Wälder von Ragorzyu im politischen Bezirke Ropczyce, Baruch Schindling hat 100 Joch Wald an preußischen Unternehmer verkauft, die das ganze Bauholz nach Preußen ausführen, und gegenwärtig trägt er sich mit dem Gedanken, einen noch größeren Komplex an dieselben Käufer abzugeben. In dieser Gegend sind die Wälder überhaupt total vernichtet, und die Forstkultur wird ganz unordentlich betrieben, aber darum kümmert sich gar niemand.

Die Wälder von Brzeznive im politischen Bezirke Ropeznce sind mit Bewilligung der politischen Behörde vom Eigentümer gänzlich ausgerodet worden, und die freigewordenen Flächen werden entgegen dem Forstschutzgefetze nicht bloß nicht aufgeforstet, sondern im Gegenteil an Juden als Ackerland verkauft, wobei die letzteren das beste Geschäft machen.

Im Walde Pustkow im politischen Bezirke Ropeczyce, Eigentum eines gewissen Jordan, wurden mehr als 100 Joch Jungwald geschlagen und das Holz im Jahre 1902 nach Preußen ausgeführt.

Der zur Pfarre Miechozin im politischen Bezirke Tarnobrzeq gehörige Wald wird auf einer Fläche von ungefähr 200 Joch geschlagen und nicht wieder aufgeforstet, was obendrein ohne Zustimmung des Pfarrkomitees geschieht. Wenn aber an den Pfarrgebäuden einmal Reparaturen notwendig sind, werden die erforderlichen Kosten von den Pfarrmitgliedern im Konkurrenzwege aufgebracht, genau so wie in allen anderen Pfarren, obwohl es naheliegend wäre, daß der Holzbedarf aus eigenen Wäldern der Pfarre gedeckt werden sollte. Statt dessen verkauft man ein Stück nach dem anderen an Juden, und das Holz wird nach Preußen ausgeführt.

Die Wälder von Dulcza wielka im politischen Bezirke Mielec, die eine Fläche von ungefähr 1700 Joch einnehmen, ehemals Eigentum der Familie Raczynski, gegenwärtig im Besitze des Tarnower Advokaten Dr. Forist, sind zur Gänze ausgerodet und dies ist hauptsächlich auf Betreiben eines gewissen Noe Grün geschehen, der früher mit Fetzen, Fellen, Eiern u. s. w. handelte und gegenwärtig eine halbe Million Vermögen besitzt.

In gleicher Weise sind die Wälder von Dulcza mala im politischen Bezirke Mielec, die dem Juden Gutwirth aus Radomysl gehören, gänzlich vernichtet worden, und um die Neuaufforstung kümmert sich kein Mensch.

Die Wälder von Zdizarca im politischen Bezirke Mielec, die eine Fläche von ungefähr 200 Joch einnehmen und den Erben des verstorbenen Martin Trybulec gehören, sind gänzlich ausgerodet und bleiben bis jetzt unaufgeforstet.

Der Wald von Žarowka im politischen Bezirke Mielec ist in einer Ausdehnung von 500 Joch ganz ausgerodet, ohne daß man sich um die Anlage frischer Kulturen kümmern würde. Das Holz aus diesem Walde soll in einem Zeitraume von 10 Jahren vom Kaufmanne Moses Grün ins Ausland ausgeführt werden.

Die Ärarialwälder von Niepolomice im politischen Bezirke Krakau sind in fünf Schlagrevieren gänzlich ausgerodet, so daß die dortigen Bauern weder Bau- noch Brennholz bekommen können.

In demselben Maße und in derselben Weise sind auch die Wälder von Przyborow im politischen Bezirke Pilzno, sowie jene von Jastrzeb, Zasow, Jadžwin im politischen Bezirke Krosno, endlich die Wälder in den politischen Bezirken Jasko und Nisko der Vernichtung einheimgefallen.

Das Empörendste an der Sache ist aber das, daß alle Wälder unter den Augen der politischen Behörden verwüstet worden sind.

Aus obigen Beispielen geht hervor, daß die Wälder in Galizien im allgemeinen im außerordentlichen Maße vernichtet werden, am ärgsten aber in den obengenannten und nichtgenannten Bezirken, wo meistens Jungholz, das sich für die Verwendung als Bauholz gar nicht eignet, entgegen den gesetzlichen Bestimmungen nach Preußen ausgeführt wird. Dies geschieht sowohl mit Zustimmung von Forstinspektoren, als auch ohne dieselbe, was am besten beweist, wie wenig man sich hierzulande um die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen kümmert.

Beim Schlagen der Wälder wird, obwohl dasselbe unter Aufsicht behördlicher Organe geschehen sollte, das erlaubte Maß immer überschritten, denn seitens der Eigentümer wird das gesetzlich vovgeschriebene Schema nicht eingehalten, und es werden nicht bloß dieselben Reviere drei- und mehrmals geschlagen, sondern auch die Grenzen der gesetzlich zulässigen Schlagflächen überschritten, was zur Folge hat, daß statt 80jähriger Bäume solche mit 40, 30, ja sogar 20 Jahren geschlagen werden, was den Eigentümmern großen Nutzen bringt, den armen Bauern und kleinstädtischen Kleinbürgertum unermeßlichen Schaden zufügt.

Viele Forstverwaltungen verstehen sich zwar vor den Behörden und Kommissionen zu decken, indem sie sich auf Anlegung von ordnungsmäßigen Neukulturen berufen, aber die kommissionellen Erhebungen beschränken sich in solchen Fällen zumeist darauf, daß die Kommissäre den Wirtschaftsplan durchsehen, die Räume in den Forsthäusern und die wirtschaftlichen Einrichtungen besichtigen, aber fast nie den Zustand des Waldes tatsächlich untersuchen. Hierauf wird für sie im Forsthause eine Unterhaltung veranstaltet, die Forstverwaltungen geben die zu ihrer Rechtfertigung nötigen Aufklärungen, und damit enden die Erhebungen, während die Wälder nach wie vor, und zwar ohne Unterschied, ob es Schutz- oder Jungwälder sind, gegen jegliches Gesetz der Art zum Opfer fallen.

Man braucht heutzutage die einzelnen Bezirke nicht eigens zu bereisen, um sich ein Bild der Verwüstung von Wäldern zu machen. Es genügt, zum Fenster des Eisenbahnwaggons hinauszusehen,.wenn man gewisse Ortschaften passiert, zum Beispiel Skotwina, Bogumikowice, Czarna, Debica, Dabie, Rzochow, Jaslany, Baranow, Chmielow, Tuchow, Ciezkowice, Tarnowiec, Iwonicz, Krosno, Wola, Lužanska, Jaslo, Skolyszyn, Biecz, Bobowa, Gromnik usw., usw., um sich davon zu überzeugen. Mit einem Worte kann man sagen, daß, in welcher Station immer man in den betreffenden Gegenden vor sich blickt, jedermann die mindere Qualität der Wälder in die Augen springen muß, und daß jeder, der nicht ganz gedankenlos vorüberfährt, sich über den verschwindenden Waldreichtum entsetzen muß, der alljährlich ins Ausland ausgeführt wird, und sich die Frage stellt, wohin denn das führen solle.

Die seitens der Verwaltungsbehörden unter den Augen der Zentralregierung in Wien begangenen Mißbräuche geben in unserem Lande den Anstoß zur allgemeinen Demoralisation. Die Bevölkerung, insbesondere die bäuerliche und kleinbürgerliche, lebt unter dem drückenden Bewußtsein, daß in Bezug auf die Raubwirtschaft in galizischen Wäldern keine Gesetze walten, sondern bloß die Willkür einzelner Privatleute, der gute oder schlechte Wille der Waldbesitzer, Gnade oder Ungnade der Regierungsorgane, und dies hat zur Folge, daß in der Bevölkerung eine allgemeine Entrüstung und ein Mißtrauen der Regierung gegenüber geweckt wird, wodurch die allgemeine Unzufriedenheit genährt und vergrößert wird und wodurch die Fortführung des Kampfes mit dem Kastenwesen und mit den Regierungsbehörden bedingt wird.

Es genügt zu sagen, daß man in Lemberg für eine Kubikklafter Buchenholz samt Zustellung 13 fl. zahlt, wahrend zum Beispiel in den Wäldern von Tuszow die Bauern für eine Kubikklafter desselben Holzes im Walde, das heißt ohne Zustellung 12 fl. für eine Kubikklafter Fichtenholz 10 fl. 20 kr. für Lärchen- und Tannenholz 9 fl. 20 kr. zahlen müssen, wie dies schon oben bemerkt wurde. Hingegen wird den Gutsgebieten, Pfarren, Finanz wachen, Gerichten, Postämtern und Agenten der Krakauer Wechselseitigen Versicherungsgesellschaft ein Nachlaß von 2 bis 3 fl. per Klafter gewährt.

Es ist dies zwar ein gutes Recht der Waldbesitzer, Nachlässe zu gewähren, aber anderseits ist es klar, daß die Differenz aus der Tasche des Bauers, Kleinbürgers und ärmsten Häuslers ausgeglichen wird.

Ebenso verhält es sich mit dem Verkaufe von Bauholz ins Ausland. Ein Kubikmeter Bauholz wird an ausländische Unternehmer zu 5 fl. verkauft, während die einheimischen für dasselbe Quantum 7 fl. oder 7 fl. 50 kr. zahlen müssen, das heißt, um 2 fl. 50 kr. mehr als die Ausländer.

Es darf aber dabei nicht unbemerkt bleiben, daß an das Einheimische abgegebene Holz viel schlechter ist, als das zur Ausfuhr bestimmte, denn es besteht aus lauter Ausschußstücken, die der preußische Händler nicht nimmt.

Beachtenswert ist daher der Umstand, daß die Löhne der Waldarbeiter fabelhaft niedrig sind. So werden zum Beispiel die bei den Kulturanlagen im Frühjahr beschäftigten Arbeiter für einen langen Arbeitstag mit 20 bis 25 kr. entlohnt und für das Fuhrwerk mit zwei Pferden bekommt der Bauer 1 fl. 20 kr. Ueberdies zahlt man ihnen diese Löhne nicht bar aus, sondern in natura, so daß es angesichts dessen niemanden wundernehmen darf, daß das also bedrückte und verkürzte Volk sich empört, das Land verläßt und ins Ausland auf Erwerb geht, um in seiner Heimat nicht umsonst arbeiten zu müssen.

Es muß noch besonders darauf hingewiesen werden, daß infolge von Wälderrodungen ganze Landstreiche entblößt werden, was eine Verschlechterung der klimatischen Verhältnisse herbeiführt.

Die hierzulande herrschenden ungewöhnlichen Niederschläge und Ueberschwemmungen sind zum großen Teil auf diese fürchterliche Forstwirtschaft zurückzuführen Zu guterletzt ist aber wieder der Bauer, der bei Elementarereignissen den Schaden zur Gänze trägt, während der Urheber derselben, das ist der Waldbesitzer, entweder allein die Taschen mit Geld füllt oder dasselbe mit dienstfertigen jüdischen Agenten teilt.

Es ist wirklich hoch an der Zeit, daß die betreffenden Behörden in dieser Beziehung energisch einschreiten, um durch entsprechende Maßnahmen den Rest der Wähler zu erhalten und die Holzausfuhr ins Ausland zu verhindern. Dies sollte aber nicht in der Weise geschehen, wie es bis jetzt immer der Fall war, sondern die Gesetze sollten ohne irgend welche Rücksichtnahme auf die Großgrundbesitzer in jedem Falle streng und ohne Ausnahme zur Anwendung gebracht werden.

Angesichts oben angeführter Tatsachen fragen daher die Unterzeichneten:

Sind Euer Exzellenz geneigt, auf Seine Exzellenz den Herrn Ministerpräsidenten und Seine Exzellenz den Herrn Ackerbauminister einzuwirken, daß diesen traurigen Zuständen ein Ende bereitet wird?

Prag, am 3. Februar 1910.

Abg. Dr. Maly und Genossen.

Oberstlandmarschall: Anfrage der Abgeordneten Dr. Maly und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.


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