Oberstlandmarschall: Der Herr Abg. Glöckner hat das Wort zur Anmeldung eines Protestes.
Abg. Glöckner: Hoher Landtag! Auch ich bin in die unangenehme Lage versetzt, Beschwerde führen zu müssen, daß gestern eine Sitzung, daß gestern um 11 Uhr.... (Abg. Dr. Frengl: Um 11 Uhr nachts?) um 11 Uhr vormittags, also zur gleichen Zeit, wie der Landtag, eine Sitzung der Kommission für die Bauordnung einberufen würde.
Ich habe mich bereits unter meinen Kollegen entrüstet darüber ausgesprochen, und rann nicht umhin aus diese geradezu unerhörte Verletzung des Taktes hinzuweisen, welche durch die gleichzeitige Einberufung der Landtagssitzung und der Kommission erfolgt ist, da doch nicht der Landtag und die Kommissionen zu gleicher Zeit tagen können.
Ich hätte vorausgesetzt, daß, wenn sich der Herr Oberstlandmarschall dies vor Augen gehalten hätte, ihm doch bekannt sein müßte, daß wir bei dieser hochwichtigen Arbeit im Plenum notwendiger sind als in der Baukommission.
Meine Herren! Wo soll das hinführen? Wir können uns doch nicht teilen. Wir können doch nicht zugleich in 2 Kommissionen aus einmal sein. (Abg. Dr. von Kriegelstein ruft: Das ist der Beginn der Zweiteilung!)
Das ist sehr schwierig. Wir müssen selbstverständlich ganz energisch dagegen Verwahrung einlegen, daß wir in unserer außerordentlich....
Oberstlandmarschall: Ich bitte den Herrn Abgeordneten sich auf die Ankündigung eines Protestes zu beschränken!
Abgeordneter Glöckner (fortfahrend): Durchlaucht! Ich werde gleich fertig sein, aber es ist doch selbstverständlich, daß ich eine so wichtige Angelegenheit näher beleuchten muß, weil ich voraussetze, daß durch eine detartige Begründung und Beleuchtung der Herr Oberstlandmarschall zur Überzeugung gelangen wird, daß ein derartiger Vorgang in Zukunft absolut unzulässig ist. Da ich die gute Absicht dabei verbinde. Seiner Durchlaucht die Überzeugung beizubringen, das er in Zukunft nicht in ähnliche Kollisionen mit der Geschäftsführung kommt, habe ich mir erlaubt, ganz besonders auf alle diese Umstände hinzuweisen.
Oberstlandmarschall: Ich erlaube mir nochmals an den Herrn Abgeordneten das dringende Ersuchen zu stellen, sich auf die Ankündigung eines Protestes zu beschränken.
(Posl. Klofáè volá na nejvyššího maršálka zemského: Jasnosti, Bulhaøi mají poøekadlo: »Pod volem nehledejte tele!« a u toho èlovìka nehledejte slušnost!
Abgeordneter von Kriegelstein ruft: Klofaè, der lästige Ausländer!)
Abgeordneter Glöckner (fortfahrend): Ich erhebe daher feierlich im Namen der deutschen Abgeordneten Verwahrung und Protest, daß die Kommissionen gleichzeitig, während das Plenum tagt, einberufen werden, ferner erkläre ich die vorgenommene Konstituierung als ungiltig und wir verwahren uns dagegen, daß von Seiner Durchlaucht, welcher bei Antritt seiner Amtstätigkeit die größte Objektivität versprochen hat, durch einen solchen Vorgang diese Objektivität verletzt wurde. Ich bitte das zur Kenntnis zu nehmen und behalte mir vor, diesen Protest in ausdruckvoller, schriftlicher Weise Seiner Durchlaucht zu unterbreiten. (Bravorufe. )
(Posl. Dr. Zimmer volá: Kéž by Vás Pán Bùh pøi zdravém rozumu zachovati ráèil!)
Nejvyšší maršálek zemský: Byla mnì odevzdána celá øada dotazù.
Es ist mir eine ganze Reihe von Interpellationen überreicht worden.
Dotaz poslance Dr. Karla Viškovského a soudruhù k Jeho Excellenci Karlu hrabìti Coudenhovovi, místodržiteli království Èeského v záležitosti poskytování náhrad záložníkùm k cvièení povolaným.
Snìmovní tajemník Dr. Haasz (ète): Dotaz poslance Dr. Karla Viškovského a soudruhù k Jeho Excellenci Karlu hrabìti Coudenhovovi, místodržiteli království Èeského v záležitosti poskytování náhrad záložníkùm k cvièení povolaným.
Vaše Excellence! Vymìøování náhrad pro záložníky ku cvièení ve zbrani povolané na základì zákona ze dne 21. èervence 1908 è. 141 øíš. zákona zavdává podnìt ku steskùm na to, že zákon tento diktovaný úmysly humanními provádí se v duchu byrokratickém a fiskálním. Nastaly pøípady, kdy notorickým chudákùm, nádenníkùm a pod. odepøena byla podpora zákonem slíbená proto, že jsou ku pø. držiteli malého zadluženého resp. pøedluženého domku, jenž rodinì záložníkovì poskytuje sice pøístøeší, ale nikoli obživy.
Bylo by s politováním, kdyby zákon tak lidumilné cíle sledující mìl úzkoprsou praxí uveden býti ad absurdum, nebo právì v této vìci byla by nemírná spoøivost a zøetel na státní finance nejménì na místì.
Podepsaní táží se proto vaší Excellence:
1. Jsou pøípady toho druhu Vaší Excellenci známy?
2. Hodlá Vaše Excellence pøesvìdèiti se o správném provádìní zákona ze dne 21. èervence 1908 a zabrániti odepírání náhrad v pøípadech, kdy povoláním záložníkù k cvièení výživa rodiny skuteènì je zkrácena a ohrožena ?
V Praze, 14. øíjna 1908.
Dr. Viškovský a soudr.
Nejvyšší maršálek zemský: Dotaz posl. dra E. Koernera a soudr. k J. E. panu místodržiteli jakožto pøedsedovi c. k. zemské školní rady v záležitosti vyškolení èeské obce Nové Vsi ze školní obce Brlohu (okr. Chvalšiny. )
Snìmovní sekretáø dr. Haasz (ète): Dotaz posl. dra E. Koernera a soudr. k J. E. panu c. k. místodržiteli jakožto pøedsedovi c. k. zemské školní rady v záležitosti vyškolení èeské obce Nové Vsi ze školní obce Brlohu (okr. Chvalšiny).
Ke školní obci Brlohu, která vydržuje 3tøídní školu s nìmeckým jazykem vyuèovacím pøiškolena jest èeská obec Nová Ves, která usiluje již drahnou dobu o vyškolení a zøízení samostatné školy èeské.
Skuteèné pomìry odùvodòují s hlediska zákona požadavek tento úplnì, pøece však pøíslušná žádost k c. k. zemské školní radì podaná leží již po øadu let u zemské školní
rady nevyøízena pøes urgence i z lùna samotné c. k. zemské školní rady èinìné.
Jelikož vìc jest s hlediska potøeby øádného vyuèování dítek obce z Nové Vsi naléhavá a prùtah nièím odùvodnìn, vznášíme dotaz:
Jest záležitost tato Vaší Excellenci známa a jest Vaše Excellence ochotna uèiniti ze své moci jako pøedseda c. k. zemské školní rady opatøení, aby žádost obce Nové Vsi byla neprodlenì vyøízena?
Jest V. E. zejména ochotna pùsobiti v té pøíèinì pøímo na referenta pana dvorního radu Schroubka?
V Praze, dne 14. øíjna 1908.
Dr. Koerner a soudr.
Oberstlandmarschall: Anfrage der Herren Abgeordneten Dr. Schreiner und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.
Landtagssekretär Dr. Haasz und Landtagsaktuare Dr. Šafaøoviè und Dr. Bébr (lesen abwechselnd):
Anfrage an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter. Die Abgeordneten Dr. Schreiner und Genossen haben im Abgeordnetenhause am 16. Juli 1908 an Seine Excellenz den Minister für Kultus und Unterricht die nachstehende Interpellation gerichtet:
Das Professorenkollegium der k. k. deutschen technischen Hochschule in Prag hatte den neuerlichen Beschluß gefaßt, an das hohe k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht eine bringende Eingabe zu richten des Inhaltes, daß mit dem Neubau des Hochschulgebäudes endlich begonnen werbe. Der Beschluß des Professorenkollegiums beruhte auf folgenden Erwägungen:
Seit wohl nunmehr 30 Jahren ist die Frage des Neubaues für unsere Hochschule eine Angelegenheit, welche sowohl das k. k. Ministerium als auch das Professorenkollegium in intensiver Weise derart beschäftigt hat, daß ersteres stets eine wohlwollende Behandlung derselben zusicherte, das letztere Vorschläge über Vorschläge, dringende Bitten um dringende Bitten eingebracht hat, ohne daß die Angelegenheit Zeichen auf Abschluß zeigt.
War die Hörerzahl in den siebziger Jahren 433 und sank auch dieselbe auf 179 im Jahre 1888 bis 1889, so stieg dieselbe seit diesem Jahre beständig, bis selbe die heutige Höhe von 1055 Hörern im Wintersemester erreichte.
War schon damals bei der geringen Hörerzahl das Bedürfnis für einen Neubau, welcher den modernen Erfahrungen entspricht und der einer Hochschule vom Range und der Bedeutung der k. k. deutschen technischen Hochschule in Prag würdig ist, welch letztere durch die intensive Industrie Böhmens und speziell des deutschen Teiles desselben ihre natürliche Begründung findet, vorhanden gewesen, so mußte dieses Bedürfnis immer mehr und mehr bringend werden, so daß es heute fast bis zur Unerträgtichkeit gesteigert ist, weit die Zunahme der Hörer eine Erweiterung der Lehr- und Konstruktionsräume, der Laboratorien sonne der Nebenräume zur unbedingten Notwendigkeit machte.
War zum Beispiel im Jahre 1878 die Zahl der Vorlesungen und Übungen 78, so ist dieselbe im Jahre 1908 durch die Angliederung neuer Abteilungen und Kurse auf die Zahl von 171 gestiegen, wobei naturgemäß eine Erweiterung der Räume gleichfalls als Notwendigkeit sich herausstellen mußte, welcher aber nur in geringem Grade durch die Ausmietung von Lehrkanzeln, gar oft in Räume, welche dem Unterrichtszwecke in geringer Weise ober gar nicht entsprachen, weit eben in der Nähe der Hochschule keine anderen zu erhalten waren, gesteuert werden konnte.
Wenn weiter in Berücksichtigung gezogen wird, daß im Jahre 1878 14 Professoren, 15 Dozenten und Lehrer, 12 Assistenten zusammen 41 Lehrpersonen wirkten, während heute (im Jahre 1908) 26 Professoren, 23 Dozenten und Lehrer, 28 Assistenten zusammen 77 Lehrpersonen, an unserer Hochschule bestellt, beziehungsweise systemisiert sind, so zeigt auch dies, daß durch die infolge des Bedürfnisses zur Durchführung des Zweckes der Hochschule notwendige Erweiterung der Lehraufträge eben die Hochschule in dem alten, seit 100 Jahren benutzten Gewande nicht mehr als Auslangen finden kann, sondern eines neuen der Erweiterung und dem Bedürfnisse angepaßten, dringendst bedarf.
Zeigt sich nun einerseits, daß durch die große Hörerzahl eine Vergrößerung der eigentlichen Lehrräume (Hör- und Zeichensäle, Laboratorien) unbedingte Notwendigkeit ist, so ist auch andrerseits die gleiche Notwendigkeit vorhanden, Arbeitsräume für die neu hinzugekommenen Dozenten zu schaffen. Aber nicht genug daran, diese letzteren Räume bedürfen nicht nur einer Vergrößerung der Zahl nach, sondern es erscheint auch geboten, den Umfang dieser Räume entsprechend zu erweitern, diese für die Arbeiten geeignet anzuordnen und einzurichten.
Es kommt heute gar vielfach vor, daß das Arbeitszimmer des Professors gleichzeitig auch für Sammlungen in Verwendung ist, weil eben kein anderer Raum zur Verfügung steht, daß Sammlungen in den Hörsälen untergebracht sein müssen, ja daß die letzteren selbst den Arbeitsraum für den Professor bilden, daß die Hörsäle selbst als Arbeitsräume für die Studierenden benutzt werden müssen, trotzdem selbe für den letzteren Zweck ganz ungeeignet sind, daß fortwährend ein Transport der Instrumente erfolgen muß und diese Säle überhaupt nicht die Einrichtung haben, welche für solche Arbeitsräume notwendig ist, um ein systematisches Arbeiten zu ermöglichen.
Wird weiter der Umstand in Betracht gezogen, daß in solchen Räumen oft viel zu viel Hörer untergebracht werden müssen, so ergeben sich Übelstände ärgster Art in hygienischer Beziehung. Der Luftraum ist nicht so groß, wie er für derartige Räume pro Kopf vorgeschrieben ist; die Heizung ist ungleichmäßig, eine Ventilation nicht vorhanden, weit selbe nicht anzubringen ist, und wenn vorhanden, wegen der ungünstigen Anbringung nicht so wirksam, wie es verlangt werden muß. In sehr vielen Fällen läßt die natürliche Beleuchtung sehr biet zu wünschen übrig, so daß gar oft den ganzen Tag bei künstlichem Lichte gearbeitet werden muß. Es sind dies alle so grelle Mißstände, welche, wenn diese heute im Fabriksbetrieb Vorkommen, die Anordnung der schleunigsten Abhilfe oder Sperrung solcher Räume zur unmittelbaren Folge hätten. Und in solchen Räumen sollen Techniker herangebildet werden, welche dann seinerzeit in der Praxis modern eingerichtete Werkstätten und Fabriksanlagen zu schaffen und auszugestalten haben! Es bedarf da wohl einer intensiven Einwirkung von Seiten der Professoren, um die durch die Verhältnisse aufgekommene schlechte Meinung über Arbeitsräume richtigzustellen.
Es soll aber nicht verkannt werden, daß von seiten des hohen k. k. Ministeriums Abhilfe zu schaffen getrachtet wurde und noch wird, um die mißliche Unterbringung unserer Hochschulen möglichst zu mildern. Es kann aber diese sich doch nur auf eine teilweise Berücksichtigung der Raumverhältnisse selbst beschränken, Während andere Uebelstände sich nicht beseitigen lassen ober in gar mancher Beziehung noch neue Uebelstände im Gefolge haben.
So sind nun im Laufe der Jahre zwölf Lehrkanzeln ausgemietet worden und in Privathäusern untergebracht. Im Lause der allernächsten Zeit ist aber die Ausmietung von weiteren drei Lehrkanzeln notwendig, ohne daß aber damit dem Bedürfnis abgeholfen Wäre. Bisher sind die ausgemieteten einzelnen Lehrkanzeln in sechs Mithäusern untergebracht und nur die Maschinenbauschule kann sich halbwegs zweckentsprechender Räume rühmen und ist ohne die Nachbarschaft Von Mietparteien, während die anderen acht Lehrkanzeln solche neben sich haben.
Wie es bei gewöhnlichen Mieträumen sich Von selbst ergibt, sind diese von geringer Stockwerkshöhe und aus kleinen Zimmern bestehend. Während erstere unabänderlich ist und deshalb gar manche Nachteile mit sich bringt, die namentlich bei Gasbeleuchtung bis zur Unerträglichkeit sich steigern können, ist letzteres vielfach durch entsprechende Adaptierung teilweise wenigstens behoben. Immerhin bleibt auch der Uebelstand, daß die Borlesungen der größeren Hörerzahl wegen nicht in den der Lehrkanzel gehörigen Räumen abgehalten werden rönnen, sondern in einem Saale des alten Hauptgebäudes, also dadurch nicht bloß ein Wandern der Hörer, sondern auch des bezüglichen Dozenten Sich ergibt.
Was derartige Adaptierungen kosten, ist ja bekannt; aber damit ist der Abschluß noch nicht vorhanden, weil bei der Auslassung der gemieteten Räume die Readaptierung immer wieder in Aussicht steht.
Für solche Räume muß nun ein Jahreszins von zirka 90. 000 K gezahlt werden und wird sich dieser in der nächsten Zeit durch weitere Zumietungen erhöhen müssen.
Wie nutzbringend würde sich dieser Betrag erweisen, wenn derselbe in Form von Zinsen für ein neues Gebäude mit in Verwendung stunde und wie schlecht ist derselbe unter den heutigen Verhältnissen angewendet! Nur der eiserne "Muß" läßt für diese Art der Verwendung eine gewisse Rechtfertigung zu, aber gibt auch die Mahnung, daß eine Abänderung in raschester Weise getroffen werden sollte, faßt könnte man sagen getroffen werden muß.
Die Verteilung der ausgemieteten Lehrkanzeln kann nicht derart sein, daß nicht weitere Wege zwischen diesen untereinander und dem Hauptgebäude vermieden werden. Es ergibt sich oft da ein Wandern der Hörer von Stunde zu Stunde, was Zeitverlust mit sich bringt, in der Winterszeit auch gesundheitliche Gefahren ergibt, indem aus den überfüllten, mit Dünsten angefüllten Räumen die Hörer aus die kalte Straße heraus müssen, um in die nächste Vorlesung rechtzeitig zu gelangen. Es mag hierbei auch erwähnt werden, daß durch solche Wanderungen die Versuchung stark herantritt, statt in die Kollegien zu gehen, diese zu meiden und dem Gast- ober Kaffeehause den Vorzug zu geben. Auch die ungünstigen Räume selbst verleiten zu solch einer Abschwenkung.
Und so zeigt sich denn, daß unsere Hochschule wohl als die am ungünstigsten untergebrachte bezeichnet werden muß.
Das Prosessorenkollegium hat aus diese Verhältnisse bereits oft und oft hingewiesen, hat durch Eingaben und auch mündlich durch Deputationen um die endliche Inangriffnahme des Neubaues gebeten, es hat durch seine Mitglieder da Programm ausarbeiten und generelle projektskizzen ansertigen lassen; und dies alles ist bis heute ohne Entscheidung geblieben. Das k. k. Ministerium hat vor zwei Jahren, anläßlich der Jahrhundertfeier unserer Hochschule, die Legung des Grundsteines bewilligt; es hat bezüglich der böhmischen technischen Hochschule den Neubau der Institute bewilligt, von welchen das physikalisch-elektrotechnische bereits in Verwendung steht, das chemische sich bereits derzeit in Ausführung besindet; es hat bezüglich der beiden Universitäten in Prag die Ausführung der Kollegienhäuser genehmigt und steht deren Herstellung in baldigster Sicht; das k. k. Ministerium hat den Ausbau der Brünner deutschen technischen Hochschule in der Hauptsache durchgeführt und es steht auch zu erwarten, daß der Neubau der jüngsten technischen Hochschule, der Brünner böhmischen, auch bald in die Wirklichkeit tritt; nur die älteste Hochschule des Reiches kann nicht in geordnete Berhältnisse kommen, sie ist das Aschenbrödel unter ihren Schwesteranstalten und daß sie ein solches nicht mehr lange bleiben mochte, war die dringende Bitte, welche das Professorenkollegium neuerdings vorbrachte.
Alle diese bereits angeführten oder in Ausführung begriffenen Projekte sind viel später aufgestellt worden als das Projekt des Neubaues unserer Hochschule. Es zeigt dies deutlich, daß eine Verkürzung der deutschen Interessen Vorliegt, wenn die hiesige böhmische technische Hochschule in Vergleich gezogen wird. Es erscheint daher dringend geboten, daß das Versäumte nachgeholt wird.
Das Professorenkollegium hatte wohl bisher seine Pflicht, ja mehr als das getan, wenn es unter den geschilderten schwierigen und ungünstigen Berhältnissen den alten guten Ruf der Hochschule aufrecht erhalten hat.
Die Einrichtungen der Hochschule wurden Von den Professoren mächtig gefördert; sie ist die erste und einzige, welche ein Maschinenbaulaboratorium hat. Und dieses verdankt dieselbe hauptsächlich der Initiative und Munifizenz eines Professors, des Hofrates Dr. R. Doersel. Professor Dr. R. Dverfel hat auf seine eigenen Kosten die Einrichtung des Maschinenbaulaboratoriums in der Hauptsache durchgeführt, mußte sich jedoch protokollarisch verpflichten, daß die gesamte Einrichtung ins Staatseigentum übergeht und muß auch heute noch die Bedienung im Laboratorium auf seine Kosten übernehmen.
Es ist dies wohl eine weitgehende Aufforderung und es zeit dies alles, daß die Professoren, ihrer Pflicht bewußt, es stets als Ehre ansahen, die Hochschule auf der Jöhe der Zeit zu erhalten, soweit dies in ihren Kräften stand. Aber schließlich müssen auch deren Kräfte erlahmen, wenn die ungünstigen Berhältnisse noch länger dauern. Und dies gerade in Prag, Wo ohnedies für die Hochschule ein heißer Boden ist.
Aber auch die Hörer arbeiten unter den ungünstigen Berhaltnissen, wie namentlich in den chemischen Laboratorien, welche räumlich beschränkt, ohne entsprechende Ventilation und unter ungünstigem Beleuchtungsverhältnis geradezu als gesundheitsschädlich bezeichnet werden müssen. Viele Hörsäle sind überfüllt und einzelne im Falle einer Panik derart ungünstig angeordnet und eingerichtet, daß die Gefahr für Leben der Besucher nicht zu unterschätzen ist.
Die Konstruktionssäle sind vielfach räumlich beschränkt, so daß auch da ein entsprechendes Arbeiten nur mit Überwindung möglich ist.
Und doch kann den Hörern das Zeugnis nicht vorenthalten werden, daß sie unter diesen ungünstigen und selbst geringen Anforderungen nicht entsprechenden Verhältnissen ausharren und in den meisten Fällen ihren Pflichten nachkommen.
Aber auch diese sind sich Voll bewußt, daß ohne bestimmte Aussicht auf jene Besserung diese Berhältnisse nicht weiter dauern können, soll nicht eine Schädigung ihrer Interessen eintreten, so daß dann gar manche andere Hochschulen des In- oder Auslandes aufsuchen werden, wo ihnen das Studium unter günstigeren Bedinguugen ermöglicht ist.
Was für Schaden dies an der zukünftigen Generation mit sich bringt, ist leicht zu ermessen.
Es sei nur noch angeführt, daß durch die notwendige Ausgestaltung unserer Hochschule, wie Teilung von Lehrkanzeln, welche bisher überbürdet waren, durch Angliederung neuer Abteilungen, wie die kulturtechnische und die in Aussicht stehende landwirtschaftliche sowie neue Kurse, wie der versicherungstechnische und der zur Heranbildung von Handetsschullehrern, sich die Berhältnisse immer mehr und meht verschlimmern müssen oder die Ausgestaltung ganz unmöglich machen. Was dann geschehen wird, ist heute nicht zu ermessen. Das deutschböhmische Volk hat durch seine Intelligenz, Bedeutung und Steuerkraft wohl das Recht auf Förderung seiner Schulen und da Wohl in erster Reihe auch seiner Hochschulen, die ja gewiß mächtige Faktoren in dessen Kultur und im wirtchaftlichen Leben bilden, welche nicht zu schmälern Aufgabe des gesamten Volkes und einer Vertreter bilden soll.
Die Verhältnisse sind so geschildert, wie selbe tatsächlich bestehen und zeigen die traurige Verfassung, in welcher sich die Hochschule befindet.
Es muß übrigens auch aus den einen Umstand aufmerksam gemacht werden, daß diese Übelstände selbstverständlich nicht bloß von den Professoren, sondern in erster Reihe auch von den Hörern auf das tiefste empfunden werden und daß die Hörer bereits Mittel und Wege gesucht und gefunden haben, um ihre diesbezüglichen Wünsche zur Kenntnis der hohen Unterrichtsverwaltung gelangen zu lassen.
Unter solchen Umstanden sehen sich die gefertigten Abgeordneten zu den Anfragen an Seine Exzellenz den Herrn Minister für Kultus und Unterricht veranlaßt:
"1. Sind Seiner Exzellenz dem Herrn Unterrichtsminister die vorstehend geschilderten Übelstände an der Prager technischen Hochschule, welche schon seit Jahrzehnten einer dringenden Abhilfe bedürfen, bekannt und ist sich Seine Exzellenz des Umstandes bewußt, daß die Studienerfolge an dieser ältesten deutschen technischen Hochschule Abbruch erleiden können, da die Besucher derselben bei dem Wechsel der Vorlesungen und Konstruktionsübungen zahlreiche, mitunter in großer Entfernung voneinander gelegene Gebäude aussuchen müssen und daß damit wesentliche Versäumnisse der Vorlesungen verbunden sind?
2. Ist Seine Excellenz der Herr Unterrichtsminister geneigt, dahin zu wirken und Verfügungen zu treffen, damit der für den Neubau der Hochschule in den Voranschlag 1908 eingestellte Betrag von 200. 000 K für die organische und bauliche Ausgestaltung dieses Hochschulneubaues flüssig gemacht wird, um wenigstens die notwendigen Vorarbeiten für diesen ganzen, auf mehrere Millionen Kronen veranschlagten Neubau ausführen können ?
3. Ist Seine Exzellenz der Herr Unterrichtsminister geneigt, eine dem großen Bauaufwande für diese Baulichkeit entsprechend hohe Summe in den Voranschlag für 1909 einzusetzen und dafür zu sorgen, daß die notwendigsten Teile dieses Neubaues längstens bis zu Beginn des Studienjahres 1909/10 fertiggestellt und der ganze Neubau 1910 endgültig seiner Vollendung zugeführt wird?
Wien, 14. Juli 1908.
Abg. Dr. Schreiner und Genossen.
Nachdem der Herr Minister für Kultus und Unterricht diese Interpellation nicht beantwortete, und die Frage des Neubaues der deutschen technischen Hochschule in Prag eine geradezu brennende ist, nachdem in diesem Studienjahre wieder 3 Lehrkanzeln in fremden Gebäuden neu eingemietet werden mußten, nachdem ferner an dieser Hochschule wegen Platzmangel und zwar hauptsächlich an der chemischen Abteilung nichts weniger als 29 Hörer zurückgewiesen werden mußten, nachdem endlich die Mieten, welche für die Unterbringung zahlreicher Lehrkanzeln in Miethäusern den Zinsen eines Kapitales von drei Millionen Kronen entsprechen, während sich die Kosten des Neubaues auf Etwas über zwei Millionen Kronen belaufen, nachdem sonach die Weigerung des Finanzministeriums, die für den Neubau dieser ältesten deutschen technischen Hochschule Österreichs nötigen Mittel zu bewilligen, in keiner Weise zu rechtfertigen ist, und sich geradezu als ein feindseliger Akt der Regierung gegen diese Hochschule darstellt, fragen die Gefertigten Seine Exzellenz den Herrn Statthalter als Vertreter der Regierung:
1. Sind Seiner Exzellenz die in der vorstehend wiederholten Interpellation geschilderten Übelstände an der deutschen technischen Hochschule in Prag bekannt?
2. Ist Seine Exzellenz bereit, alles aufzubieten, damit die Mittel für den Neubau dieser Hochschule, welchen das Unterrichtsministerium seit Jahren als dringend notwendig erkannt hat, vom Finanzministerium bewilligt werden ?
3. Ist Seine Exzellenz geneigt, im eigenen Wirkungskreise der Statthalterei Vorsorge zu treffen, damit noch im laufenden Semester bei den Lehrkanzeln, in denen ein größerer Andrang stattfand, die nötigen Räume, in jenem Umfange und in jener Beschaffen-heit Beigestellt werden, damit man die vorläufig abgewiesenen Hörer nachträglich doch aufnimmt, und mit dieser Aufnahme einem unerhörten, bei keiner anderen Hochschule des In- und Auslandes jemals vorgekommenen Skandale der Abweisung von Hörern an einer Hochschule wegen Platzmangel vorbeugt?
Prag, am 14. Oktober 1908.
Dr. Schreiner und Genossen.
(Während der Berlesung hat der Oberstlandmarschallstellvertreter Dr. Urban den Borsitz übernommen.
Mezi ètením tohoto dotazu pøevzal pøedsednictví námìstek nejvyššího maršálka zemského dr. Urban. )
Oberstlandmarschall - Stellvertreter Dr. Urban: Interpellation der Abgeordnetten Wüst und Genossen an Seine Excellenz den Herrn Statthalter:
Landtagssecretär Dr. Haasz (lieft): Interpellation der Abgeordneten Wüst und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter Grafen Coudenhove, betreffend die millkürliche Erhöhung der personaleinkommensteuer seitens des Steuerreferates in Preßnitz.
Seitens des Steuerreferates in Preßnitz ging man daran, Hausierern des Erggebirges ihre Personaleinkommensteuer willkürlich zu erhöhen, ohne daß auch nur die mindeste Berechtigung vorlag.
Insbesondere wurben Hausierer aus Reichsdorf schwer betroffen; die hierüber eingebrachten Beschwerden bestätigen die Richtigkeit dieser Angaben.
Euerer Excellenz ist die traurige Lage der Erggebirgsbewohner nicht fremd, ein Großteit muß hinausziehen in fremde Länder, um Brot für die Familie zu suchen; der Mann muß Weib und Kind zu Haufe lassen, um der Not der seinen zu steuern, ja selbst Frauen müssen in die Fremde ziehen, um die Familie nicht Hunger leiben zu lassen. Und trotzdem hat man fein Erbarmen, man setzt die Steuerschraube bort an, wo man die Notlage selbst kennt.
Es ist deshalb erklärlich, wenn der Unwille der Betroffenen gegen das Steuerreferat in Preßnitz zum Ausdruck kommt, da letzteres namenlösen Angebereien Glauben schenkt, ohne die Wahrheit zu prüfen.
Auch in den früheren Jahren wurden die Hausierer des Erzgebirges zur Steuerleistung herangezogen, doch eine solche Praxis wie sie jetzt geübt wird, war nie zu verzeichnen.
Mit Rücksicht auf die angeführten Gründe ertauben sich die Gefertigten nachstehende Anfrage zu richten:
Ist Seine Exzelleng geneigt, Borkehrungen zu treffen, daß die willkürtiche Erhöhung der Personaleinkommensteuer seitens des Steuerreferates in Preßniz in Hinkunst unterbleibt ?
Ist Seine Exzellenz geneigt, dem Steuerreferate in Preßnitz aufgutragen, die ohnehin armen Bewohner des Erzgebirges durch Steuerwillkür nicht zu drücken?
Prag, am 14. Oktober 1908.
Abg. Wüst und Genossen.
Oberstlandmarschall - Stellvertreter Dr. Urban: Interpellation der Herren Abgeordneten Karl Iro und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.
Landtagsaktuar Dr. Šafaøoviè (liest): Interpellation der Abgeordneten Karl Iro und Genossen, betreffend die Hebung des landwirtschaftlichen Fortbitdungsschulwesens, - gerichtet an Seine Exzellenz den Herrn Statthalter.
Bis zum Jahre 1886 hatte das Unterrichts- Ministerium mit den landwirtschaftlichen Fortbildungskursen nichts zu schaffen, da diese in Betreff der Subventionierung dem Ackerbau-Ministerium unterstanden.
Im Jahre 1886 wurden in Anbetracht des Um Standes, daß sich diese Kurse auffallend mehrten und didaktisch-pädagogische Gründe dafür sprachen, die landwirtschaftlichen Fortbitdungskurse im Einvernehmen mit dem Ackerbau-Ministerium dem Ministerium für Kultus und Unterricht unterstellt und zur Subventionierung derselben ein Betrag per 12. 000 Kronen aus dem Präliminarien des Ackerbauministerium in jenes des Ministeriums für Kultus und Unterricht übertragen.
Dieser Betrag erfuhr jedoch seither eine Steigerung, bis er im Jahre 1907 unter dem Titel 19, § 10, Förderung von mit Bolksund Bürgerschulen verbundenen Schulgärten u. s. w., die Höhe von 49 000 Kronen erreichte.