Středa 27. března 1907

»Zemskému výboru se ukládá, aby vzal v úvahu následující

1.   Upravení poměru mezi ředitelstvím porodnice a mezi klinikami porodnickými;

2.   vyšetření nedostatků v ústavu pro choromyslné v Praze a odstranění jich;

3.   jmenování ředitele pro nový ústav bohnický;

4.   organisaci lékařské služby v ústavech pro choromyslné a řádné rozmnožení míst lékařů ústavních«

Mimo to p. rektor Hlava, který nemohl se dostaviti pro nutné záležitosti, podává další návrh resoluční:

Zemskému výboru se ukládá, aby vzal v úvahu následující požadavky lékařů:

1.   zřízení primariatů vnitřní mediciny při veřejných nemocnicích větších spolu se zřízením prosektur a ordinariatů z ostatních odvětví jako ku příkladu porodnictví, oční lékařství, dermatologie a syphilis.

2.   Úprava platů lékařů ústavů pro choromyslné, zřízení vědeckých laboratoří v ústavech, založení stipendií cestovních, postup dle vědecké kvalifikace a nikoliv dle stáří.

3.   Budiž již v příštím sezení zemského sněmu podána osnova nového zemského zákona zdravotního, při níž buďtež přibráni zástupci lékařstva různých kategorií, zejména lékaři obvodní a obecní i universitní učitelé ku poradě, a budiž vzat náležitý zřetel k jejich návrhům.

4.   Budiž provedeno šetření, zda jest postaráno o náležitou zdravotní ochranu a pomoc lékařskou dělnictva a služebnictva všech kategorií v království Českém, a zejména do jaké míry vyhovuje příslušný zákon říšský o nemocenských pokladnách, do jaké míry se snáší s vědeckým výkonem lékaře paušalování práce lékařské při pokladnách.

Buďtež o tom slyšení zástupci pokladenských lékařů, dělnictva i zástupci lékařské fakulty, a budiž o tom podána zpráva v příštím sezení sněmovním«. (Výborně! Souhlas. )

Nejv. maršálek zemský: Pan poslanec rektor dr. Hlava navrhuje následující resoluci:

»Zemskému výboru se ukládá, aby vzal v úvahu následující požadavky lékařů:

1.   Zřízení primariatů vnitřní medicíny při veřejných nemocnicích větších spolu se zřízením prosektur a ordinariatů z ostatních odvětví jako ku příkladu porodnictví, oční lékařství, dermatologie a syphilis.

2.   Úprava platů    lékařů ústavů pro choromyslné, zřízení   vědeckých laboratoří v ústavech, založení    stipendií cestovních, postup dle vědecké    kvalifikace a nikoliv dle stáří.

3.   Budiž již v příštím sezení zemského sněmu podána osnova nového zemského zákona zdravotního, při níž buďtež přibráni zástupci lékařstva různých kategorií, zejména lékaři obvodní a obecní a universitní učitelé ku poradě, a budiž vzat náležitý zřetel k jejich návrhům.

4.   Budiž provedeno šetření, zda jest postaráno o náležitou zdravotní ochranu a pomoc lékařskou dělnictva a služebnictva všech kategorií v království Českém, a zejména do jaké míry vyhovuje příslušný zákon říšský o nemocenských pokladnách, do jaké míry se snáší s vědeckým výkonem lékaře paušalování práce lékařské při pokladnách.

Buďtež o tom slyšeni zástupci pokladenských lékařů, dělnictva i zástupci lékařské fakulty, a budiž o tom podána zpráva v příštím sezení sněmovním. «

Žádám pány, kteří tento resoluční návrh podporují by vyzdvihli ruku.

Návrh jest dostatečně podporován a odkazuje se rozpočtovému výboru.

Dále navrhuje pan posl. Dr. Šubrt následující resoluci:

»Zemskému výboru se ukládá, aby vzal v úvahu následující.

1.   Upravení poměru mezi ředitelstvím porodnice a a mezi klinikami porodnickými;

2.   vyšetření nedostatků v ústavu pro choromyslné v Praze a odstranění jich;

3.   jmenování ředitele pro nový ústav bohnický;

4.   organisaci lékařské služby v ústavech pro choromyslné a řádné rozmnožení míst lékařů ústavních«

Žádám pány, kteří podporují tuto resoluci, by vyzdvihli ruku.

Dovoluji si sděliti, že v seznamu řečníků udály se některé změny

Ich erlaube mir mitzuteilen, daß in der Rednerliste nachstehende Änderungen eingetreten sind. Der Herr Abg. Dr. Friedr. Graf Deym hat sich als pro Redner in der Rednerliste streichen lassen, hat sich jedoch nach Schluß der Debatte das Wort zu einer kurzen tatsächlichen Berichtigung erbeten.

Ferner hat sich Herr Abgeordneter Žďárský als pro Redner eintragen lassen.

Pan posl. dr. hrabě Bedřich Deym dal se vyškrtnouti ze seznamu řečníků pro návrhy a žádá, aby mu uděleno bylo slovo po ukončení debaty ku krátké věcné opravě.

Pan posl. Žďárský dal se zapsati jako řečník pro návrhy komise.

Es gelangt nunmehr zum Worte der Herr Abg. Dr. Ritter von Jaksch.

Abg. Dr. Rudolf Ritter v. Jaksch. Hohes Haus! Wenn man einmal die Geschichte der Tagung dieses Landtages schreiben wird, dann wird, was wir tatsächlich geleistet haben, recht gering ausfallen. Es wird ein großes Manko zu verzeichnen sein und man wird uns dann - gleichmäßig auf beiden Seiten, aus der tschechischen und aus der deutschen Seite - den Vorwurf machen, und zwar mit Recht, daß der unselige nationale Streit uns gehindert hat, bei der Lösung von wichtigen wirtschaftlichen Fragen mitzutun, und zwar zu einer Zeit mitzutun, wo es dringend notwendig war, daß die gesetzgebende Körperschaft, also der böhmische Landtag, eingegriffen hätte.

Meine Herren, ich möchte Sie in dieser Beziehung aufmerksam machen auf ein Manko, welches Sie bis jetzt im Landtage Speziell einem bestimmten Stande gegenüber, nämlich den Arzten gegenüber, verschuldet haben.

Es hat lange gedauert, bis es überhaupt möglich war, daß in diesem Landtage für die Arzte wenigstens Etwas geschehen ist, und wenn in der letzten Tagung des Landtages es endlich möglich geworden ist, daß das Pensionsgesetz für die Gemeinde- und Distriktsärzte zur Tat geworden ist, wodurch man unzähligen Jammer und unzähligen Kummer aus der Welt geschafft hat, so müssen wir, wenn wir offen reden, sagen, es war nicht unser Verdienst, - der Landtag hat sehr lange damit gezögert!

Wenn dieses Gesetz zur Tat geworben ist, so müssen wir dieses Verdienst der Liebenswürdigkeit und dem Entgegenkommen des hochgeehrten Herrn Vorsitzenden, des allverehrten Fürsten Lobkowitz zuschreiben, der in letzter Stunde es noch ermöglicht hat, das Gesetz auf die Tagesordnung des hohen Hauses zu bringen.

Die gesetzgebenden Körperschaften muffen immer mit reellen Tatsachen rechnen; sie müssen sich fragen, welcher Stand steht uns am nächsten, welchen Stand brauchen wir am meisten? Das Utilitätsprinzip ist hier das Wichtigste.

Da werden Sie mir zugeben müssen, daß gerade der Arztestand die erste Berücksichtigung verdient. Und eben dieser Stand, sage ich Ihnen, er ist wirklich sehr Schlecht gestellt, er ist geradezu verelendet. Ich will nicht ausführen, wodurch das gekommen ist, ich will nur erwähnen, daß verschiedene Umstände daran schuld sind: Einerseits die Überproduktion, andererseits der Umstand, daß man seit Jahren daran gewöhnt war, - auch die Gesetzgebung war es so gewöhnt - in Humanitätsfachen nur aus Kosten der Ärzte zu arbeiten; man hat nicht daran gedacht, daß auch der Arzt eine Individualität besitzt, daß auch er eine entsprechende Lebensführung beanspruchen darf.

Wir müssen aber zunächst folgende Fragen stellen:

Ist denn überhaupt die Tatsache wahr, daß der Ärztestand so verelendet ist? Ist diese Ansicht richtig oder ist das bloß eine Phrase, die nur so in die Welt geworfen wurde? Leider wird die Welt von Schlagworten beherrscht und leider ist dies auch in den gesetzgebenden Körperschaften häufig er Fall.

Leider aber ist das Elend des Arztes kein Schlagwort, sondern eine traurige Tatsache und ich kann es Ihnen an der Hand von Zahlen dartun.

Sie wissen, ein großer Feldherr hat gesagt, Zahlen beweisen.

Wenn wir uns über die Verhältnisse dieses Standes orientieren wollen, so gibt uns dafür die besten Daten an die Hand das Gesetz vom 25. April 1896, welches die Steuerletstung der betreffenden Individuen bestimmt und normiert, in der Art, daß jene Personen, welche ein Einkommen von 1200 K haben, der progressiven Personaleinkommensteuerpflicht unterliegen.

Unglaublich ist es, daß unter 9204 Ärzten sich nur 4458 selbständige und nur 1938 angestellte Ärzte befinden, die Zensiten sind, das heißt, die ein Personaleinkommen von über 1200 K beziehen (Abg. Dr. Schalk ruft: Das ist allerdings unglaublich!) Unter diesen Zensiten hat das eine Viertel der selbständigen Arzte, nämlich bloß 1271 ein Einkommen zwischen 1200 bis 2400 K und unter den selbständigen Ärzten existieren nur 284 Ärzte in Österreich, welche ein Einkommen von über 12000 K haben.

Sie werden die Ärzteschaft gewiß nicht beschuldigen können ober gar wollen, baß sie den Staat um die Steuerbeträge zu verkürzen sucht, daß sie falsch fatiert. Nein, ba Steckt der Fehler tiefer, es muß etwas faul sein im Staate Dänemark; es geht den Ärzten wirklich schlecht!

Wenn mir auf Grund dieser Zahlen ausrechnen, Wie hoch sich für die Ärzte das Jahreseinkommen in Böhmen stellt, so kann ich Ihnen sagen, daß es mit wunderbarer Gleichberechtigung dem deutschen Arzte ebenso schlecht geht, wie dem tschechischen Arzte, daß das Durchschnittseinkommen eines Arztes in Böhmen, in dem reich gesegneten Böhmen, nur 4000 K beträgt (Rufe: Hört!) Und, meine Herren, das Minimum des Standard of life was in anderen Ländern auf die Ärzte kommt, beträgt in Italien 3000 Franken, also etwas weniger, doch ist gerade in diesem Lande die Lebensführung wesentlich billiger; aber in Deutschland, in Frankreich und in England ist es viel höher!

Nun könnte man sagen, ja es ist nicht Sache der gesetzgebenden Körperschaft, für die Ärzte, für einen einzigen Stand, zu sorgen.

Nun, frage ich Sie, meine Herren, welcher Stand hat das höchste Gut der Nationen zu bewahren? Welcher Stand hat dafür zu sorgen, daß die Gesundheit des Volkes erhalten bleibt? Das ist der Ärztestand. Und welchem Arzte kommt es in erster Linie zu, die Bevölkerung zu bewahren vor den Schrecken einer ansteckenden Erkrankung? Und da verstehe ich unter ansteckenden Erkrankungen nicht etwa bloß auswärtige, exotische Krankheiten, wie Cholera zc., die, Gott sei Dank, selten vorkommen, sondern insbesondere die endemischen Krankheiten, wie die Tuberkulose und venerischen Erkrankungen. Nun, diese schwere Arbeit leisten die Arzte, und das Verdienst, die Bevölkerung vor diesem Schaden zu bewahren, gebührt in erster Linie der Kategorie von Ärzten, bezüglich deren Anstellung und Besoldung das Land mitzureden hat, das sind die bei ben Gemeinden, in den Distrikten und in öffentlichen Krankenhäusern angestellten Ärzte. Sie können sich nicht wundern, daß dieses Ärzteelend nicht nur in Böhmen besteht, sondern auch in anderen Teilen Österreichs, und daß dieses Elend anderwärts zu sehr traurigen Konsequenzen geführt hat. Ich muß sagen, daß ich diese Erscheinung, nämlich die passive Resistenz, die in Niederösterreich sich gezeigt hat, aufs Tiefste bedauere. Ich kann sie auch nicht billigen, wenigstens nicht in allen Folgen, in denen sie führte, aber würdigen kann ich sie mit Rücksicht auf die unglückseligen Zustände, die dort herrschen; und ich finde das Vorgehen der Ärzte begreiflich, denen in ihrer Not nichts anderes übrig geblieben ist als die "Notwehr. "

Wenn hier bei uns in Böhmen so traurige Verhältnisse noch nicht gezeitigt Wurben, Wenn es hier zu solchen Konsequenzen noch nicht gekommen ist, so liegt dies daran, daß von Seite der Behörden, insbesondere unter dem Einflüsse Seiner Exzellenz des Herrn Statthalters, der hier wiederholt kalmierend gewirkt hat, die Ärzteschaft in wichtigen fragen immer ein gewisses, wohlwollendes Entgegenkommen gefunden hat.

Nun behaupte ich, es können die Distriktsärzte in ihrer gegenwärtigen Stellung mit dem bisherigen Diensteinkommen nicht auskommen, es muß in irgendwelcher Weise dafür gesorgt werden, daß ihre materielle Stellung verbessert werbe. Dabei geht aus allen diesen Petitionen, aus allen diesen Klagen hervor, daß die Ärzte, trotzdem sie ein geringes Einkommen haben, sich mit einer geringen Erhöhung zufrieden geben würben, wenn ein weiteres Desiderium derselben erfüllt würde.

Es muß nämlich für Etwas anderes noch gesorgt werden. Das ist die Pflicht des hohen Landtages Die Ärzte müssen in ihrer sozialen Stellung gehoben werden. Es darf nicht vorkommen, daß der Hüter der öffentlichen Gesundheit unter dem Gemeindevorsteher steht, es muß ihm eine selbständige Stellung gegeben werden. (Zwischenruf: Das wird schwer gehen!)

Ich sehe das ein und verstehe die Zwischenrufe sehr Wohl, aber bei einigem guten Willen wird es wohl möglich und durchführbar sein und wird noch leichter durchführbar werden in dem Momente, "Wo die Sanitätsgesetzgebung im Reiche eine Änderung erfahren Wird, die notwendiger Weife eintreten muß.

Wir sind im ganzen Reiche mit der Sanitätsgesetzgebung sehr weit zurück. Seit 20 Jahren besteht ein Viehseuchengesetz, aber ein Gesetz zur Bekämpfung der Menschenseuchen besteht in Österreich noch immer nicht.

Ich hoffe aber, daß in dieser Beziehung eine der wichtigsten Tätigkeiten des Reichsrates, der zusammentritt, kein wird, ein derartiges Gesetz zu beschließen und das umsomehr, als es bereits im Schoße der Regierung vorbereitet wird. Ich bemerke nur, daß gerade das zu erwartende Reichsseuchengesetz es dringend notwendig macht, daß wir die Stellung der Distrikts und Gemeindeärzte, die in erster Linie dafür zu sorgen haben, eine beginnende Epidemie zu bekämpfen. Verbessern.

Man ruft heutzutage die Feuerwehr nicht mehr, wenn das ganze Haus brennt, sondern bereits, wenn die ersten Funken aufgehen.

Da kann man jedoch nicht nach dem alten österreichischen Epidemieverfahren vorgehen, nämlich erst eingreifen, wenn bereits zahlreiche Fälle vorhanden sind, sondern man muß bereits beim Auftreten der ersten Fälle eingreifen und die große schwierige Aufgabe obliegt dem Distrikts- und Gemeindearzt.

Meine Herren, es bereitet weiter große Schwierigkeiten, Krankheiten, welche überall in der Bevölkerung verbreitet sind, zu bekämpfen, wie die Tuberkulöse oder Venerische Krankheiten. Es handelt sich da um die Bekämpfung der gefährlichsten Volksseuchen, und ihre Bekämpfung liegt ebenfalls in erster Linie in der Hand der oben genannten Kategorien von Ärzten.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit einige Beispiele anführen, welche beweisen, wie gerade in Böhmen durch die Tätigkeit unserer Ärzte schwere Epidemien verhütet wurden.

Sie können unseren Ärzten sehr dankbar sein, sowohl den Distrikts- wie den Gemeindeärzten als auch den staatlichen Atzten, weil gerade in den letzten Jahren durch das Zusammengreifen dieser verschiedenen Organe wiederholt schwere Epidemien abgewendet wurden.

Es ist eine allgemein »bekannte Tatsache, daß im vorigen Jahrhundert alle 10 Jahre Böhmen von einer der furchtbarsten Infektionskrankheiten heimgesucht wurde, nämlich vom Flecktyphus. Wenn die Herren sich erinnern, ist diese Krankheit vor wenigen Jahren in Sieben ausgebrochen und es bestand damals eine große Gefahr, daß die Hauptstadt Prag Vollständig verseucht werde.

Nur dem energischen Eingreifen der Sanitätsbehörden ist es gelungen, die ausgestreuten Funken zu tilgen.

Es kam zu keiner Epidemie.

Bon einer noch größeren Gefahr waren wir bedroht, als vor mehreren Jahren im Böhmerwald der Flecktyphus ausbrach.

Die Gefahr war sehr groß, daß von dort aus die Krankheit über Taus und Ronsperg sich nach Pilsen Verbreitete.

Das entsprechende Eingreifen der Ärzte hat dies aber verhindert.

Daher haben die Ärzte einen Anspruch darauf, daß man auch im Landtage ihrer wohlwollend gedenkt.

Ich habe zunächst die Tätigkeit der Distrikts- und Gemeindeärzte betont.

Es liegt aber auch eine Reihe von Petitionen bezüglich jener Ärzte vor, die an öffentlichen Krankenhäusern angestellt sind.

Während es die Tätigkeit der Distriktsund Gemeindeärzte ist, prophylaktisch zu wirken, und vor Allem das Entstehen von Epidemien zu verhindern, ist es Sache der in den Krankenhäusern wirkenden Ärzte die Erkrankten zu pflegen und zu heilen.

Was wird in den Petitionen verlangt, meine Herren? Ich bemerke zunächst folgendes. Alle diese Petitionen, die schon über ein Jahr vorliegen, die schon in der letzten Tagung des

Landtages von allen Parteien urgiert wurden, wurden nicht erledigt.

Warum nicht? Weil das Referat des Landesausschusses nicht Vorlag.

In der letzten Stunde, 3 oder 4 Tage vor Schluß des Landtages, hat der sehr verehrte Kollege Dr. Steidl endlich das Referat des Landesausschusses bekommen.

Ich habe das Referat ebenfalls durchgelesen.

Ich verstehe und würdige es gang, baß die Kommission ein solches Referat pure et simple, nicht zur Basis der Beratung machen konnte, weil eine Reihe von Bestimmungen sich dann befand, die noch nicht ganz spruchreif, die unklar sind.

Sie werden einsehen, meine Herren, daß die Ärzte ungeduldig werden, und mit Recht, denn was sie verlangen, ist ja volkständig gerechtfertigt. Ich will Ihnen in wenigen Worten auseinandersetzen, welches denn die "großen" Forderungen der Aerzte sind.

Sie verlangen vor Allem eine Erhöhung der Gehalte. In einer Zeit, wo das Leben überhaupt verteuert ist, in einer Zeit, wo die preise der Nahrungsmittel gestiegen sind, in einer Zeit, wo alle Erfordernisse in die Höhe gehen, kann man es auch dem Arzte nicht verdenken, daß auch er gewisse materielle Petita erfüllt haben will.

Aber besonders interessant und charakteristisch für die Stellung der Ärzte ist, daß aus allen diesen Petitionen noch etwas anderes herausklingt.

In allen diesen Petitionen wird nämlich betont:

Wir bitten, wir fordern eine Verbesserung unserer sozialen Stellung und die Herren sind mit ihren Forderungen im Recht, vollständig im Recht.

Denn sagen Sie mir, meine Herren, aufrichtig, können Sie diese Zustände gut heißen. wenn in einem öffentlichen allgemeinen Krankenhause der Sachverständige der Arzt, der die Oberleitung der Krankenbehandlung in der Hand haben soll, nicht in dem Verwaltungsrate der Anstalt Sitz und Stimme hat?

Gehört da nicht in erster Linie der Arzt hinein? Dieses gerechte Petitum ist aber in vielen allgemeinen öffentlichen Krankenhäusern nicht erfüllt. Solange dasselbe nicht erfüllt Wird, ist eine entsprechende Sanitätspflege in Böhmen nicht möglich.

Dieses Petit ist vollständig gerechtfertigt!

Der Arzt muß auch Herr in seinem Hause sein und deswegen ist es dringend notwendig, daß der Verwalter ihm untergeordnet wird.

Nur dann ist es möglich, daß in einem Spitale entsprechende Ordnung besteht.

Nun, möchte ich nur noch Eines anführen, nämlich die Frage der Zahlstöcke.

Ich möchte mit wenigen Worten auseinandersetzen, um was es sich handelt. Ich wünsche, daß bemittelte Kranke gegen Zahlung der Verpflegskosten und entsprechende Honorierung des Arztes Aufnahme finden. Ich wunsche unbedingt eine derartige Einführung in den Verschiedenen Bezirksspitälern, aber nicht in den Universitätsspitälern, und zwar aus sehr einfachen Gründen.

In Deutschland ist fast überall eine sogenannte Zahlklinik, Privatklinik an die Universitätsklinik angereiht; ich würde aber nicht wünschen, daß bei uns in Österreich und insbesondere in Böhmen solche Privatfliniken eingeführt werden, und zwar aus didaktischen Gründen.

Dadurch wird nämlich oder kann nämlich das beste Krankenmaterial den Studenten entzogen werden.

Etwas anderes gilt für die Bezirkskrankenhäuser. Dort kommt das didaktische Moment nicht so sehr in Betracht. Es ist im Interesse des Bezirkes gelegen, die Ärzte an das Krankenhaus zu fesseln, das kann nur dadurch geschehen, wenn der Arzt sich gewöhnt, seine ganze Tätigkeit in das Krankenhaus zu Verlegen. Es ist doch Viel besser, daß der Arzt seine Privatpraxis im Krankenhause abmacht als außerhalb desselben. Deshalb führe man das ein, was sonst in Osterreich ganz und gäbe ist und sich dort glänzend bewahrt hat, wie in Nieder-Osterreich, Steiermark und auch in Tirol.

Meine Herren! Unser Budget, wie Sie gehört haben, steht sehr schlecht und Sie werden große Angst haben, daß damit eine neue Belastung erfolgt. Oh nein, im Gegenteil!

In gewissen Krankenhäusern, wo tüchtige Internisten wirken, zum Beispiel in Budweis, Brüx, Karlsbad, Reichenberg, Jungbunzlau, Pilsen, wo ausgezeichnete Chirurgen wirken, werden mit der Zeit durch diese hervorragenden Ärzte die Patienten hingezogen werden, das Land wird entlastet werden, die Spitäler werden sich aus den Erträgen der Zahlstöcke selbst erhalten können und die Summen, welche die Spitäler von den zahlenden Patienten, nicht von den Leuten, welche nicht imstande sind, die Verpflegskosten aufzubringen erhalten, diese Summen wird man zur Anschaffung Verschiedener Einrichtungen verwenden können. Ich bin auch überzeugt, daß die Ärzte damit einverstanden sein werden dagegen ihrerseits gewisse Leistungen zu bieten. Es ist selbstverständlich, daß im Spitale ein Chirurg das Recht hat, mit den Instrumenten, welche ihm vom Lande geliefert werden, zu arbeiten. Er sagt sich dann: Ich benütze die Instrumente auch zu Privatzwecken und bin gerne bereit, so und soviel Prozent jährlich für diese Benützung zu zahlen. Ebenso ist es notwendig, daß in jedem Krankenhaus von einer gewissen Größe ein Primarius für innere und ein Primarius für chirurgische Erkrankungen angestellt wird. Meine Herren, das ist ein Gebot der Humanität! Die Medizin ist so groß, daß ein Arzt nicht alle Fächer beherrschen kann, deshalb ist es notwendig, daß mindestens zwei Fächer vertreten sind, und nach dem Bedürfnisse noch weitere Primariate als für Augenkrankheiten, Frauenkrankheiten, Hautkrankheiten zc anzureihen sind.

So werden beide Parteien sehr gut fahren.

Nun, wenn man Verschiedenes ausstellt, so hat man auch die Verpflichtung, wenigstens zu sagen, in welcher Weise man den gerügten Übelstand sanieren könnte; denn kritisieren ist sehr leicht, bessermachen aber sehr schwer. In diesem Falle ist jedoch, meine Herren, das Bessermachen sehr leicht

Meine Herren! Wir brauchen nur eines, eine Reform des Landessanitätsgesetzes vom Jahre 1888 u zw. vom 23 Feber (promulgiert am 5 März) und so gestatten Sie mir, indem ich diesen Teil meiner Auseinandersetzung schließe im Interesse Böhmens, im Interesse der gesamten Ärzteschaft, der tschechischen wie der deutschen, Ihnen folgende Resolutionen zur Annahme zu empfehlen.

Der hohe Landtag wolle beschließen:

I.   daß der Landesausschuß bis zur nächsten Tagung des Landtages eine zeitgemäße Reform des Landesgesetzes vom 23. Feber 1888, betreffend die Organisation des Sanitätsdienstes in den Gemeinden auszuarbeiten und dem hohem Landtage in dieser Tagung vorzulegen habe;

II.    daß im Rahmen dieses Gesetzes die Forderung der in den allgemeinen öffentlichen Krankenhäusern angestellten Ärzte volle Berücksichtigung finde;

III.    daß weiter in diesem Gesetze prinzipiell ausgesprochen werde:

An jedem öffentlichen allgemeinen Krankenhause ist nach Möglichkeit je ein Primarius für die Behandlung innerer und je ein Primarius für die Behandlung chirurgischer Kranken anzustellen; je nach dem Bedarf sind auch weiter derartige Primariate als für Augenheilkunde, Frauenkrankheiten und Hautkrankheiten zu kreieren.

Meine hochgeehrten Herren! Ich fahre in meinen Auseinandersetzungen fort und muß da noch auf einen Punkt zu sprechen kommen Ich muß noch zu einem Punkte Stellung nehmen und dieser Punkt, - ich will Ihnen das kurz bezeichnen - ist das Verhältnis der in den Landesinstituten untergebrachten deutschen Kliniken zum Landesausschuß.

Gestatten Sie da einen ganz kurzen historischen Exkurs.

Die Tatsache, daß in den Landesinstituten vom Staate betriebene Kliniken untergebracht sind, ist keineswegs ein Novum für Böhmen, auch kein Novum für Österreich. Sie existiert in der ganzen Welt und die weitere Tatsache, baß aus diesen 3 Kompetenzen nämlich erstens Unterrichtsministerium, zweitens der Landesverwaltung und endlich drittens dem Vorstand der Klinik sich hie und da gewisse Reibungen ergeben, ist kein Zweifel, das kommt überall vor, hat aber im Ganzen und Großen wenig zu sagen.

Hier in Böhmen und Sie haben das von verschiedenen Seiten gehört - gestalten sich, wenigstens für uns Deutsche, die Verhältnisse etwas anders, und ich möchte, meine Herren, gewiß niemandem nahetreten, aber ich muß doch an dieser Stelle ganz besonders hervorheben, daß man vielfach den Eindruck hat, daß von Seite des Landesausschusses gerade den deutschen Kliniken gegenüber nicht jenes Wohlwollen entgegengebracht wird, das Sie in vollem Maaße verdienen.

Ich will da auf eine Reihe von Tatsachen nicht eingehen, es sind ja Reihen von derartigen Tatsachen von anderen Herren in der Debatte bereits erwähnt worden, ich will mich nur an ein bestimmtes Faktum halten, welches die Universitätskreise im allgemeinen berührt, und zwar sowohl die tschechische als auch die deutsche Universität, und bei diesem Faktum wollen wir uns einen Moment aufhalten.

Zunächst das Tatsächliche!

Das Tatsächliche ist, daß seit dem Jahre 1882, seitdem also zwei Universitäten hier existieren, die eine mit deutscher, die andere mit tschechischer Unterrichtssprache, das Material und zw. das Krankenmaterial der Findelanstalt für den Unterricht der Studenten ganz gleichmäßig zwischen Deutschen und Tschechen aufgeteilt war.

Es war vorerst eine deutsche und eine tschechische Kinderklinik in der Findelanstalt, da aus einmal hat der Landesausschuß man kann ihm das nicht verwehren, denn er ist Herr im Hause - es für notwendig befunden, hier eine dritte Abteilung zu gründen!

Ich stehe aus dem prinzipiellen Standpunkte, daß es jeder Nation vorbehalten bleiben soll, im eigenen Wirkungskreise ihre Angelegenheiten zu schlichten, ich will deshalb den Punkt nicht berühren, inwieweit durch dieses Vorgehen des Landesausschusses auch die tschechische Universität in Mitleidenschaft gezogen wurde, daß hier eine dritte Abteilung errichtet wurde, die, wie ich weiß, ebenfalls Unterrichtszwecken dienen soll, und daß es ein Eingriff in die Autonomie der Universitäten ist, wenn diese bei Kreiierung einer solchen Stelle nicht befragt wurden

Ich will, wie gesagt, diesen Gesichtspunkt, den ich Ihrer eingehenden Erwägung anheimgebe - denn Ihr höchstes Gut ist die Universität, Sie müssen sie vor jedem Eingriffe schützen, Von oben und Von unten - ob nämlich nicht auch Ihnen, meine Herren, in dieser Beziehung eine Schädigung erwachsen wird. Uns jedoch, Deutschen, und unserer deutschen Kinderklinik im Findelhaus ist daraus bereits ein großer Schaden erwachsen'

Unser Einfluß aus die Findelanstalt ist dadurch, daß das Material verringert wurde, noch weiter gesunken, indem die Findelklinik, die Ausgezeichnetes geleistet hat und in welcher unsere Studenten Viel gelernt haben, um ein wichtiges Lernmaterial gekommen ist, nämlich um das der älteren Kinder.

Ich glaube nicht, wenn das auf Ihrer Seite, meine Herren Tschechen, geschehen würde, daß Sie das billigen würden.

Ich appelliere an Ihre Einsicht und hoffe, daß Sie mir zugeben werden, es sei fein nationales Chauvinismus, wenn ich sage: das soll nicht vorkommen, das reizt uns! Wie kommen wir deutsche dazu, daß wir in der Frage des Findelwesens nichts mehr dreinzureden haben?

Gerade das Findelwesen hat eine große soziale Bedeutung gewonnen, und wir sollen ausgeschlossen sein, wir sotten unseren Einfluß aus die Findelanstalt, auf die Findlingspflege ganz verlieren?

Nein, meine Herren, ich appelliere aus ihre politische Einsicht; das kann nicht Ihre Absicht sein, Sie werden das gewiß nicht tun.

So könnte ich eine Reihe von Reibungen und Unannehmlichkeiten, die Tafelfrage etc. berühren, aber ich möchte Ihre Zeit nicht zusehr in Anspruch nehmen und möchte sagen, wozu führt mich diese Auseinandersetzung über diese Anstalten?

Zunächst möchte ich noch betonen, daß ich die Zahlen bezüglich der deutschen Arzte und der deutschen Wärter in Dobrzan nicht erhoben habe, aber ich kann Sie versichern, daß das Meritum, das von Dr. Herold hier vorgebracht wurde, leider richtig ist!

Und daß das, meine Herren, zu bedauern ist, werden Sie, meine Herren, Von der Gegenseite mir auch gerne konzedieren.

Ich habe schon einmal hier hervorgehoben: Es ist sehr leicht, zu kritisieren, es ist sehr leicht zu bekritteln! Aber in welcher Weise sotten wir aus diesem Dilemma herauskommen? Sie haben mir bis jetzt in so liebenswürdiger Weise zugehört, ich fürchte jedoch, daß der weitere Teil meiner Ausführungen Sie nicht befriedigen wird, und doch muß ich auch diese Frage anschneiden. Wie sotten wir diese unglückseligen Verhältnisse, die ja schließlich nur bedingt werden durch eine formale Sache, die das Land ruiniert, durch den


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