Støeda 27. bøezna 1907

Nejvyšší maršálek zemský: Konstatuji, že jest slavný snìm zpùsobilý usnášeti se.

Ich konstatiere die Beschlußfähigkeit des hohen Hauses.

Wir übergehen zur Tagesordnung.

Pøejdeme k dennímu poøádku.

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Lesung des Voranschlages.

Na denním poøádku nachází se druhé Ètení zemského rozpoètu a sice dospìli jsme k oddílu »Humanita a zdravotnictví. «

Wir gelangen jetzt zur Abteilung "Humanität und. Sanitätswesen",

Dávám slovo panu zpravodaji.

Poslanec Dr. Fiedler Slavný snìme!

Pøedmìtem rokování jsou rozpoètové položky, obsažené v èásti IV. kapitole 6, jež týkají se humanitních ústavù a nemocnic. V »Potøebì« navrženy jsou položky ve zvýšené sumì proti loòskému rozpoètu, rovnìž lak oproti rozpoètu zemským výborem pøedloženému. Zvýšení to odùvodnìno je hlavnì Um, že zvýšeny byly odmìny ošetøovacímu personálu v zemských ústavech.

Mimo to øadí se k položkám návrhy rozpoètové komise obsažené ve »Vyøízení« v èl. VI. na str. 36-44, a pak v dodateèné zprávì komise rozpoètové na str. 2 v položce 29. Vedle toho obsaženy jsou návrhy rozpoètové komise ve »Vyøízení« petic a sice v položkách 1. a 2. na str. 63 pak v položkách 3. -7. na str. 5-6. Dlužno ještì pøipomenouti, že následkem dodateèného usneseni rozpoètové komise bylo nutno zvýšiti položku v »Potøebì« obsaženou o 360 K, takže má správnì zníti položka tato10, 022. 839 k.

Dovoluji si èinili jménem rozpoètové komise návrh, aby slavný snìm všechny tyto návrhy pøijal.

Landtagssekretär Dr. Haasz (liest): Kapitel 6 Humanitäts- und Krankenanstalten, "Erfordernis": 10, 022. 479 K infolge des Nachtrages um 360 K mehr, daher K 10, 022. 839, "Bedeckung" K 1, 029. 971.

Hierzu Erledigung Artikel VI. auf Seite 36 bis 44 und Nachtrag auf Seite 2 Post29.

Hierzu Erledigung der Petitionen Post 1 und 2 auf Seite 63 und im Nachtrage Post 3 bis 7 auf Seite 5 und 6.

Oberstlandmarschall: Ich erlaube mir mitzuteilen, daß sich zu diesem Gegenstande nachstehende Herren zum Worte gemeldet haben.

Dovoluji sobì sdìliti, že k tomuto pøedmìtu jsou pøihlášeni následující øeèníci.

Contra. Die Herren Abgeordneten: Páni poslanci: Dr. Herold (Brüx), Dr. Papoušek, Dr. Ritter von Jaksch, Bøeznovský.

Pro: Die Herren Abgeordneten: Páni poslanci: Dr. Nitsche, Dr. Šubert, hrabì Dr. Bedøich Deym a Dr. Mašek.

Ich erteile nunmehr das Wort dem ersten gegen die Anträge eingetragene« Redner, das ist der Herr Abg. Dr. Herold (Brüx).

Abgeordneter Dr. Herold (Brüx): Hoher Landtag! Wenn in der letzten Zeit, in den letzten Wochen und am gestrigen Tage wiederholt von deutscher Seite zum Ausdruck gebracht wurde, daß wir Deutschen der autonomen Landesverwaltung gegenüber von größtem Mißtrauen erfüllt sind und zwar in Sonderheit, wenn es sich um Personalfragen handelt, wiewohl auch im vielfachen anderen Belang, so habe ich trotz den gestrigen Ausführungen des Grafen Schönborn nur hinzuzufügen, daß das Mißtrauen, das uns gegen die autonome Landesverwaltung erfüllt, wohlbegründet, durch feststehende Tatsachen gerechtfertigt ist.

Es gehört wahrlich der gange Langmut der Deutschen dazu, um nicht Michlhaftigkeit zu sagen, daß wir alle Zurücksetzung und Verkürzung so ruhig hinnehmen, anstatt in helle Entrüstung zu geraten und endlich einmal die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. (Abg. Peters ruft: Das wird aber kommen, das muß kommen!)

Wenn der Herr Graf Schönborn gestern gesagt hat, daß er einmal drei deutsche Beamte aufgenommen hat, so ist das ja sehr schön von ihm, aber ich glaube, man kann daraus, aus dieser Ernennung von drei deutschen Beamten, nicht mit irgend einer Berechtigung den Schluß ziehen, daß wir Deutsche kein Recht hätten, darüber Klage zu führen, daß mir benachteiligt sind. Nur ein flüchtiger Blick, aber auch eine genaue Prufung, eine genaue Erhebung Wird uns die Versicherung geben, daß mir trotz der 50%igen Ernennung des Hr. Grafen Schönborn unter den Landesbeamten keine 2% Deutsche haben.

Ja, man wird vielleicht sagen: Die Tschechen machen ja Schließlich heute nur das, was ehemals die Deutschen getan haben, auch die Deutschen haben ehemals für ihre Leute gesorgt.

Es ist aber tatsächlich nicht richtig, daß die Deutschen zur Zeit, als sie die Macht hatten, irgendwie die deutschen Beamten bevorzugt hatten. Das deutsche Gerechtigkeitsgefuhl hat sie immer daran gehindert. Ja, das deutsche Gerechtigkeitsgefühl ging so Weit und geht leider auch heute so weit, daß die Deutschen um nicht ungerecht zu sein gegen den andern, oder auch nur ungerecht zu scheinen - lieber ungerecht gegen das eigene deutsche Volk sind Dieses falsche Gerechtigkeitsgefühl kennen die Tschechen nicht und die Tatsachen lehren, daß die Tschechen auch ein rechtes, echtes Gerechtigkeitsgefühl nicht kennen. Dies lehren unzählige Beispiele. Ich will Ihnen heute nur ein Beispiel bringen, das ganz gewiß den tschechischen Chauvinismus, den nationalen Chauvinismus der Tschechen in genügender Weise beleuchten wird. Ich erkläre, daß ich nicht, wie andere vielleicht, den nationalen Chauvinismus als etwas Verächtliches an und für sich betrachte Man darf nicht sagen - man denke darüber, wie man will - daß der Chauvinismus einem Leitung dieser Anstalt in deutschen Handen; unedlen Motive entspringe. Er ist ganz ge- deutsch war auch Wenigstens ein Teil der wiß und wenigstens im Ansauge der Ausfluß Verwaltungsbeamten und, was ebenfalls sehr einer allerdings allzu übertriebenen Liebe zum wichtig ist, auch ein angemessener Teil der Volke, aber der nationale Chauvinismus darf Äronlenwarter war deutsch Es waren alfernie zur Verlaugrnrng der Menschlichkeit gegen dings schon inl jener Zeit auch zwei tschechische Die ärmsten, unglücklichsten des anderen Vol- Arzte neben dem deutschen Direktor angestellt. kes fuhren. Und gerade der nationale Chau- Meine sehr geehrten Herren, wenn das vimsmus der Tschechen fuhrt, wie das Bei- auch nach unserer nationalen Auffassung von Spiel, das ich erzählen will, lehren wird, direkt vornherein falch war, so muß doch erwähnt zur Brutalität, zur Verhohnung aller Mensch- werden, daß diese zwei Ärzte Wenigstens die lichkeit gegen die unglücklichsten Menschen, deutsche Sprache beherrschten und mit den die es gibt deutschen Irren zu Verkehren im Stande waren Aber, meine Herren, es zeigte sich sehr bald, daß man direkt bestrebt war, diese Humanitatsanstalt planmäßig zu tschechisieren. Jede Neubesetzung eines Beamtenpostens, einer Wänerstelle brachte einen Tschechen, es wurden prinzipiell die ganzen Jahre hindurch nur Tschechen angestellt, ob es sich nun um Ärzte.

In den Siebzigerjahren machte sich das Bedürfnis nach Errichtung einer Irrenanstalt für West- und Nordwestbohmen geltend und es wurde, wie Sie wissen, in Dobrzan eine Irrenanstalt errichtet Daß diese Anstalt gleich von Anfang an hauptsächlich für die deutschen Bezirke, das heilt für die Kranken aus den deutschen Bezirken West- und Nordwestböhmens, gedacht war, ergibt sich aus der ersten Zuteilung der Bezirke zu dem Gebiete dieser Anstalt Denn es gehörten in den ersten Jahren nachstehende Bezirke hiezu, und zwar die Bezirke Asch, Aussig, Bischofteinitz, Brux, Eger, Falfenau, Grasliti, Joachimsthal, Kaaden, Kaplitz, Karlsbad, Komotau, Krummau, Luditz, Mies, Plan, Podersam, Prachatitz, Rumburg, Saaz, Schluckenau, Tachau, Tepl, Teplitz und Tetschen, lauter deutsche Bezirke, dann die gemischten und tschechischen Bezirke Budseis, Klattau, Neuhaus, Pilsen, Schuttenhofen, Taus, Kralomitz, Moldautein, Muhlhausen, Pisek, Pøestitz, Strakonitz und Wittingau.

Jedenfalls war das Gebiet ein überwiegend deutsches Im Jahre 1897 wurden 6 deutsche Bezirke, 2 tschechische und ein gemischter Bezirk! von diesem Gebiete abgetrennt, hiezu kamen neu 2 tschechische Bezirke. Daraus Schon ist deutlich die Tendenz zu entnehmen, diese Anstalt, auch was das ihr zugewiesene Gebiet anbelangt, nach Möglichkeit zu tschechischeren.

Aber trotz dieser Gebietsanderung, trotz der teilweisen Realisierung der Tendenz zu tschechisieren, auch was das Gebiet anbelangt, muß man doch sagen, daß die Anstalt als deutsch deshalb zu bezeichnen ist, weil noch immer reichlich zwei Drittel der untergebrachten Kranken deutscher Nationalität sind.

Beamte oder Wärter handelte, und es zeigte sich bald eine gründliche Verschiebung der Verhältnisse an der Irrenanstalt in Dobrzan zu Ungunsten der Deutschen, zu Gunsten der Tschechen, so daß in kurzer Zeit Zustände eintraten, die mit Rücksicht darauf, daß es sich um eine Humanitätsanstalt handelt, absolut unzulässig erscheinen. (Beifall. )

Ich habe schon erwähnt, daß zwei Drittel der hier untergebrachten Kranken Deutsche sind. Wie steht es nun aber heute mit den Ärzten?

Es gibt neun Ärzte in der Anstalt, einschließlich des Direktors ? Von diesen neun Ärzten sind da vielleicht auch zwei Drittel Deutsche, wie sich das nach dem Verhältnisse der deutschen und tschechischen Kranken zu erwarten läßt. (Rufe: Hört!)

Was würden die Tschechen dazu sagen, wenn beispielsweise an der Irrenanstalt in Prag kein einziger tschechischer Arzt angestellt wäre? Sie würden ganz gewiß von Brutalität, von einem öffentlichen Skandal, von einem europäischen Skandal sprechen und schreiben.

Aber, meine Herren, es wäre ein Solches Verhältnis an der Prager Anstalt nicht anders als das, das heute tatsächlich an der deutschen Anstalt in Dobrzan besteht.

An der deutschen Irrenanstalt in Dobrzan ist heute kein einziger deutscher Arzt angestellt. (Abg. Dr. Kindermann: Sie können nicht einmal deutsch! Abg. Glöckner: Da ist wohl die Zweiteilung begründet ! Abg. Größl: Mit aller Macht werden wir die Zweiteilung durchzuführen suchen; früher wird keine Ruhe hier! Abg. Glöckner: Bei der nächsten Landtagstagung ist nur Obstruktion ohne Zweiteilung !

Wenn diese neun tschechischen Ärzte wenigstens deutsch können würden! Sie können aber nicht einmal ordentlich deutsch; ein großer Teil kann nur äußerst notdürftig deutsch; Sie sind nicht imstande, sich mit den Kranken zu verständigen, weil sie das Deutsche nur so mangelhaft beherrschen, daß sie sich deutsch gar nicht oder nur schwerfällig ausdrücken können.

Bedenken Sie auch noch, daß in DeutschBöhmen und gerade in jenen Gegenden eine Menge von Volksdialekten bestehen, die schwer zu verstehen sind.

Wenn man als geborener Deutscher in eine Gegend kommt, wie in das Egerland, und stammt beispielsweise aus dem nördlichen Teile Deutsch-Böhmens, so wird man alle Mühe haben, um die Volkssprache, den Dialekt zu verstehen. Aber selbstverständlich ist es, daß ein geborener Deutscher, wenn er eine Weile in der betreffenden Gegend wohnt, den Dialekt verstehen wird und sich mit der Landbevölkerung, welche sich zumeist nur des Dialektes bedient, verständigen kann.

Wie ist das aber bei einem Tschechen? Diesem ist es an und für sich nicht möglich, sich in den Dialekt hineinzufinden.

Für jeden Fremdsprachigen ist es schwer, die Volksdialekte zu beherrschen, sich in diesen Volksdialekten mit dem Volke verständigen zu können. (Dr. Šamánek ruft: Sie verstehen es ganz gut!) Wenn Sie sich, Herr Dr. Šamánek, für eine solche Brutalität einsetzen, (Abg. Glöckner: Der von deutschem Gelde großgefütterte Dr. Šamánek aus Reichenberg, der Oberagitator und Hetzer!) so ist es doppelt traurig. Wenn diese Schwierigkeit im Allgemeinen für jeden Fremdsprachigen besteht, so gilt dies umsomehr von dem Tschechen, der nicht einmal ordentlich hochdeutsch kann, wie dies eben tatsächlich bei den Ärzten in Dobrzan der Fall ist (Abg. Trost: Aber russisch kann er!) Die tschechischen Ärzte in Dobrzan oder die meisten derselben verstehen den Kranken nicht und der Kranke versteht sie nicht. (Abg. Größel: Wie kann er da behandelt werden?)

Es ist gerade bei dem Psychiator von der allergrößten Wichtigkeit, daß er sich mit dem Kranken verständigen kann, daß er sich mit ihm aussprechen kann, daß er sich aus seinen Äußerungen ein Bild über seinen Zustand mache. (Abg. Glöckner ruft: Solche Zustände sind eine bodenlose Roheit') Der Arzt muß doch die Behandlung darnach einrichten. (Abg. Glöckner ruft: So sieht es mit der Humanität aus bei den Tschechen!) Der Arzt muß so weit der betreffenden Sprache mächtig sein, daß er dem armen Kranken auch Trost zusprechen kann, er muß ihm Tröster und Berater sein, er muß ihm helfend zusprechen können; das ist er aber nicht imstande, wenn er die Sprache nicht völlig beherrscht. (Abg. Dr. Schreiner ruft: Der Arzt muß Vertrauens mann des Kranken sein!), Es ist dies wahr bei keinem anderen Arzte ist die intime Kenntnis der Sprache des Kranken so notwendig wie gerade beim Irrenarzte. (Abg. Dr. Trost ruft: Was liegt den Tschechen daran!).

Wie soll, meine Herren, der tschechische Arzt, der nicht Deutsch kann, beispielsweise eine verläßliche Krankengeschichte verfassen, wie soll er eine solche Krankengeschichte, die der Heimatsarzt in deutscher Sprache begonnen hat, in deutscher Sprache fortsetzen! Er kann es gar nicht und er tut es auch nicht.

Tatsächlich werden in Dobøan alle Krankengeschichten, auch wenn sie Deutsche betreffen, tschechisch geführt. (Abg. Dr. Schreiner ruft: Das ist eine Frechheit sondergleichen! Rufe: Hört! Hört! - Abg. Grötzl: Das ist nicht "hört", das ist: "unerhört"!)

Und wie steht es mit der Verkehrssprache? Ausschließlich tschechisch wird gesprochen Von den Ärzten untereinander, von den Ärzten mit den Beamten, von den Ärzten mit den Wärtern und das auch in Gegenwart - was das Grausamste ist - in Gegenwart der deutschen Kranken selbst Welch' deprimierenden Eindruck muß es aus die geängstigste, von Wahnvorstellungen gepeinigte Seele des armen Kranken machen welchen Eindruck des Verlassenseins, wenn er um sich fort nur die Saute einer ihm unverständlichen Sprache hören muß! (Abg. Glöckner ruft: Wenn der Kranke nicht schon Verrückt ist, dort muß er es werden!)

Welch vernichtenden Eindruck muß es auf den Rest des Intellektes des Kranken machen, wenn sein Klagen und Jammern von dem Arzte, der sein Trostspender, sein Berater sein soll, unverstanden bleibt, wenn er nur ein Achselzucken des betreffenden Arztes als Antwort erhält? (Abg. Grötzl ruft: Man macht dort die Armen nur noch ärmer!)

Ich habe ja gesagt, der Arzt soll ein Tröster sein, aber statt dessen wird er mangels der Kenntnis der deutschen Sprache oder der Volkssprache gar nicht imstande sein, sich mit dem armen Kranken zu verständigen. (Gegen Dr. Šamánek. ) Sie sollen Erbarmen haben und nicht lachen. Gerade Sie, Herr Doktor, Sie als Arzt, sollten sich in dieser Angelegenheit anders benehmen (Abg. Dr. Schreiner ruft: Das ist eine Gemeinheit für einen Arzt! - Abg. Glöckner ruft. Der reinste Nero! - Abg. Größl ruft: Provozieren Sie nur noch).

Nun, meine sehr geehrten Herren man sagt, es gebe keine deutschen Arzte, welche sich der Psychiatrie widmen. Aber Sie werden das doch nicht im Ernste glauben! Warum, meine Herren, melden sich denn weniger deutsche Arzte als tschechische zum Dienste in den Landesirrenanstalten?

Die Antwort ist sehr einfach: weil sie geflissentlich fern gehalten werden, weil sie wissen, daß sie keine Anstellung finden. (Abg. Glöckner: Und wenn sie angestellt werden, verfolgt und gemaßregelt werden!) Der Direktor der Landesirrenanstalt in Dobrzan hat einmal doch die Notwendigkeit eingesehen, einen deutschen Arzt anzustellen. Der Herr Direktor hat ihn auch vorgeschlagen, aber aufgenommen wurde er nicht.

Es wurde wieder ein Tscheche ausgenommen, trotzdem der Deutsche bestens qualifiziert war, trotzdem er auch die tschechische Sprache in Wort und Schrift beherrschte, also nach tschechischer Auffassung die oberste, unumgängliche Qualifikation besaß. Aber es handelt sich in der Landesirrenanstalt in Dobrzan immer nur darum, planmäßig zu tschechisieren; deshalb darf fein deutscher Arzt ernannt werden. (Abg. Dr. Schreiner ruft: Sie müssen Kinder für die tschechischen Schulen anwerben! Abg. Schalk: Sie müssen auf den Dörfern agitieren, statt den ärztlichen Dienst zu tun! Abg. Glöckner ruft: Eine solche Rohheit muß angenagelt werden 1).

Oberstlandmarschall: Ich bitte, meine Herren, den Redner sprechen zu lassen, er hat das Wort. (Abg. Glöckner: Aber der Entrüstung muß man doch Ausdruck geben dürfen !)

Abg. Dr. Herold (fortsetzend): Ich will gar nicht davon Sprechen, daß die tschechischen Anstaltsärzte in Dobrzan es als den Hauptteil ihrer Beschäftigung betrachten nationale Propaganda und Agitation zu betreiben. Ich will nur davon sprechen, daß sie ihren hehren Beruf nicht erfüllen können, den sie erfullen sollen. (Abg. Dr. Schalk ruft: Die Leute kennen kein ärztliches Ideal!) Weil ich gerade den Namen des Herrn Referenten gehört habe, möchte ich den Herrn Referenten um Aufklärung bitten, wie es sich mit der folgenden Geschichte verhält. Es ist dies feine nationale Sache und es wird Sie sicherlich alle interessieren, die Wahrheit zu erfahren. Im vorigen Jahre wurde für die Irrenanstalt in Dobrzan eine größere Partie Erdäpfel geliefert.

In der Stadt Dobrzan waren die Erdäpfel viel billiger zu haben, als sie tatsächlich gekostet haben. Doch über den Preis kann man rechten.

Es liegt, wenn die Ware gut ist, nichts an einem etwas höheren Preise. Aber als die Erdäpfel in Dobrzan ankamen, da zeigte es sich, daß sie klein waren und noch dazu zum großen Teile verfault. (Rufe: Hört, hört!)

Diese Erdäpfel wurden aber deshalb nicht etwa zurückgeschickt.

Wer der Lieferant war, weiß ich nicht, Vielleicht wird uns der Herr Referent den Namen sagen. (Abg. Peters ruft: Wahrscheinlich war es ein Konnationale!)

Aber wie gesagt, die Kartoffel wurden nicht zurück geschickt, sondern es wurde verfügt, daß die schlechten ausgeklaubt und die übrigen behalten werden.

Dies geschah, wie ich schon sagte, noch, dazu um einen Preis, der viel höher war, als er in Dobøan selbst für gute, gesunde, große Kartoffel zu zahlen gewesen wäre.

Ich bitte also in dieser Angelegenheit lediglich um eine Aufklärung. (Abg. Glöckner ruft: Das kann man sich denken, der hat ein Geschäft dabei gemacht! Abg. Schalk ruft: Sie dürfen eben grundsätzlich nichts bei Deutschen kaufen, sie müssen alles in Pilsen ankaufen!)

Wie sieht es, meine Herren, abgesehen Von den Ärzten, mit den anderen in der Landesirrenanstalt Dobržan Angestellten aus? Ich glaube, daß auch bei dem Wärter eines Irren ungefähr dasselbe zu gelten hat, wie beim Arzte, daß er nämlich die Sprache des Kranken verstehen muß, weil auch er viel mit dem Kranken zu verkehren hat, ihn fortwährend umgibt, ihn liebevoll behandeln und betreuen muß.

Und nun frage ich Sie, meine Herren, kann der Wärter das überhaupt, wenn er die Sprache des Kranken gar nicht beherrscht?

Ich spreche nur davon, ob er es kann? (Abg. Größl ruft: Er will es aber auch nicht!)

Eine Zusammenstellung wird Ihnen, meine Herren, Aufschluß darüber geben, ob die Mehrzahl der Wärter diese selbstverständliche Forderung überhaupt erfüllen kann.

Es sind 6 Oberwärter in Dobrzan.

Bon diesen ist lediglich ein Deutscher die anderen 5 sind Tschechen. (Rufe: Hört! Hört!)

Ferner sind 215 Wärter und Wärterinnen dort angestellt.

Und wie viel, meine Herren, glauben Sie, sind Deutsche darunter? Etwa 2/3, wie es der Krankenstand voraussetzen ließe und sicher erfordern würde?

Nein! Im Vorjahre waren unter den 215 Wärtern 6 Deutsche (Hört, hört!) und im heurigen Jahre, meine Herren, sind noch 2 Deutsche als Wärter vorhanden. (Abg. Funke ruft: Das ist ja ganz unglaublich!)

Das ist bei einer Anstalt, die einen Krankenstand hat, der reichlich zu 2/3 deutsch ist! (Abg. Glöckner ruft: So schaut die Friedensschalmei aus!)

Meine Herren! Von diesen 212 tschechischen Wärtern kann aber ein beträchlicher Teil überhaupt kein Wort deutsch, nicht ein Wort. (Rufe: Hört! Hört! Abg. Kindermann ruft: Das ist die Landesverwaltung! Abg. Größl ruft: Nationale Abgrenzung! Abg. Glöckner ruft: Dann ist die Zweiteilung gerechtfertigt!)

Aber, meine Herren, das ist doch eine anerkannte Wahrheit eine Irrenanstalt, in der Ärzte und Wärter mit den Kranken nicht sprechen können, hat ihren Zweck verfehlt! (Abg. Lipka ruft: Sehr richtig!) Eine Irrenanstalt ist nicht nur eine Intenierungs- sondern auch eine Heilanstalt. (Sehr richtig! Abg. Glöckner ruft: Aber dort werden sie ja erst vollends närrisch gemacht!)

Meine Herren, daß die 12 Verwaltungsbeamten heute in Dobrzan sämtlich Tschechen sind, brauche ich nicht erst zu erwähnen, daß der geistliche Herr ein Tscheche ist, brauche ich auch nicht zu versichern. Nur unter den Hausdienern und Handwerkern findet sich hie und da ein Deutscher, aber auch in dieser Kategorie überwiegt die tschechische Nationalität weitaus.

Meine Herren, es ist auch das ein Unzeigt auch, daß man nur darauf ausgeht, zu tschechisieren, und daß man kein Mittel außer Acht läßt, die tschechische Propaganda zu fördern. Das ist eine Verletzung der Gleichberechtigung, die Sie fortwährend im Munde führen. (Abgeordneter Dr. Funke ruft: Die ist längst abgetan!)

Geradezu unerträglich aber ist es für uns, daß Personen, die sich mit der Heilung, Pflege und Wartung der deutschen Kranken, der ärmsten der deutschen Kranken zu befassen haben, sich mit diesen nicht oder nur sehr ungenügend verständigen können. Und warum dies alles? - Wieder nur aus dem Grunde, weil einzig die Absicht, zu tschechisieren, die leitende ist. (Abgeordneter Dr. Schreiner ruft: Und um die tschechische Schule zu füllen!)

Wir Deutschen in Böhmen haben aber doch wohl Anspruch aus volle Berücksichtigung auch bezüglich der Fürsorge für unsere ärmsten Kranken. (Abg. Dr. Trost ruft: Wir werden uns das erzwingen!)

Meine Herren! Es ist das gar nicht mehr eine nationale Forderung, sondern eine Forderung der Menschlichkeit, eine Forderung, für die jeder eintreten muß, der menschlich fühlt! (Abg. Lipka ruft: Sehr richtig!)

Glauben Sie denn, meine Herren, daß wir uns das länger bieten lassen können und dürfen, ohne uns vor uns selbst und der Welt verächtlich zu machen? Nein! (Abg. Glöckner ruft: Um keinen Preis!)

Wir können uns das nicht länger bieten lassen und ich rufe Ihnen zu: "Schaffen Sie Abhilfe!" Gelegenheit dazu wird sich bieten, beispielsweise nach Fertigstellung der neuen großen Irrenanstalt in Bohnitz und wenn diese auch ein Ersatz für die Prager Irrenanstalt sein soll, so wird die Prager doch bestehen bleiben.

Sie haben dann Gelegenheit, vorläufig wenigstens einen Teil der tschechischen Ärzte von Dobrzan wegzugeben nach der neuen Anstalt in Bohnitz. (Zwischenrufe. ) Wenn Sie menschlich denken, müssen Sie es machen! Wenn Sie es aber nicht tun, wenn Sie nicht geordnete, einer humanitären Anstalt würdige Zustände schassen wollen, dann darf es Sie nicht wundern, wenn wir Sie ob Ihres Chauvimsmus vor der ganzen zivilisierten Welt anklagen. (Lebhafter Beifall, Bravorufe. Redner wird beglückwünscht. )

Oberstlandmarschall: Es gelangt nunmehr zum Worte der erste Proredner. Ich erteile das Wort dem Herrn Abgeordneten Dr. Nitsche.

Abg. Dr. Nitsche: Ich kann als captatio benevolentiae eine Erklärung vorausschicken, von der ich sagen kann, daß der hohe Landtag mit ihr einverstanden sein wird.

Durch eine Verkettung von Umständen bin ich in der angenehmen Lage, mich noch kürzer fassen zu können, als ich es mir ohne* hin schon Vorgenommen habe.

Die erste Ausgabe, die ich mir setzen mußte, war die Behandlung der Verhältnisse in Dobrzan und daß gerade ich von den mir näherstehenden Freunden hiefür in Aussicht genommen war, ist dem Umstände zuzuschreiben, daß das hochverdiente Mitglied der Budgetkommission, Herr Dr. Zintl, leider schwer krank darniederliegt.

Allein die Ausführungen, die der Herr Vorredner uns heute gegeben hat und die bereits gestern in der Rede des Herrn Ingenieurs Peters angeklungen sind, sie überheben mich der Notwendigkeit einer ausführlicheren Auseinandersetzung.

Ich kann, der ich den Verhältnissen lokal nicht so fern stehe und manche Berührungsmomente nach verschiedenen Seiten im Lause der Jahre gewonnen habe, meine Herren, ich kann nur bestätigen und konstatieren, daß das, was sachlich von meinem Herrn Vorredner - ganz begreiflich in temperamentvoller Weise - vorgebracht wurde, vollständig und buchstäblich wahr ist.

Wenn ich, meine Herren, aus allem nur eines hervorheben und aus eigenem Wissen erzählen soll, so ist es wirklich empörend, daß der deutsche Irre sich in einer Gesellschaft von Ärzten, Wärtern und Oberwärtern bewegt, welche in einer ihm unverständlichen Sprache sprechen und daß er mit alledem sich abfinden muß.

Ich bitte, meine Herren, zu erwägen, wenn z. B. im gewöhnlichen Leben, Deutsche und Tschechen am Wirtshaustische zusammenkommen, wie peinlich ist es da, wenn der Deutsche kein Wort böhmisch Versteht und es wird nur in dieser Sprache gesprochen. Wir wissen, wie unliebsam das ist. Stellen Sie Sich aber vor, wie das nun für einen armen. Kranken peinlich fein muß, wenn er sich von fast lauter fremdsprachigen Personen umgeben sieht.

Meine Herren! Über die Mißstände reden wir ja schon seit Jahren und es ist ganz begreiflich, wenn man endlich einmal, da alles gütliche Vorbringen fruchtlos bleibt, einen gewissen furor teutonicus zur Geltung bringt.

Das sind bedauerliche Verhältnisse, welche für uns schwer erträglich sind, die aber nur auf der anderen Seite, auf der tschechischen Seite vorkommen. (Rufe: So ist es!) Es ist das ein Mangel an Zartgefühl, um das ich die böhmische Nation wahrlich nicht beneide.

Der zweite Punkt, mit dem ich mich beschäftigen wollte, sind die Angelegenheiten der Findelanstalten. Die Herren wissen, was für ein Verstoß im vorigen Jahre in dieser Sache unternommen wurde. Und heuer soll dieser Verstoß fortgesetzt werden. (Rufe: Hört!)

Die Prager deutschen Blätter haben sich rechtzeitig mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Ich habe mich in der Angelegenheit auch zu orientieren versucht. Nun aber habe ich bei einer zufälligen Begegnung bereits gestern abend in Erfahrung gebracht, daß ein viel berufenerer Herr als ich, nämlich der Herr Obersanitätsrat Dr. Ritter von Jaksch, mit diesem Gegenstande heute ex professo sich beschäftigen wird. So enthalte ich mich dessen, den hohen Landtag des Längeren meinerseits mit dieser Sache aufzuhalten.

Der dritte Gegenstand ist die endliche Sektionierung der Hebammenschule in Böhmen. Bereits im vorigen Jahre hatte ich die Ehre, den Herrn Minister des Innern zu interpellieren, der auch eine entgegenkommende Antwort auf meine Anfrage gegeben hat, und heute war ich so glücklich, gleich bei Beginn der Sitzung, seitens Seiner Exzellenz des Herrn Statthalters die Beantwortung jener Anfrage anhören zu dürfen, welche von Herrn Dr. Zintl und von meiner Wenigkeit eingebracht wurde.

Diese Beantwortung ist ja gewiß eine Sehr weit entgegenkommende gewesen und es sind die Verhältnisse außerhalb des Tätigkeitsberichtes Seiner Exzellenz des Herrn Statthalters gelegen, der ja in allen Dingen, wo er sich mit dem Fürsorgewesen beschäftigt, Außerordentliches und Ausgezeichnetes, wie bekannt, geleistet hat.

Der Widerpart, so zu sagen, ist das siskalisch-bureaukratische System in Wien und ich möchte damit Seine Exzellenz den Herrn Statthalter ganz ergebenst ersucht haben, diesen gordischen Knoten wie ein Ritter Georg zu durchhauen und die Herren in Wien in diesem Falle, wo er nicht von tschechisch-böhmischer Seite bekämpft wird, und wo auch der Landesausschuß sich nicht kontradiktorisch zur Sache verhält - mit Rücksicht darauf, daß nach der Mitteilung des Herrn Finanzministers die Kassenbestände des Staates hinreichend gefüllt sind - zu veranlassen, daß unsere Aktion, die nicht nur vom nationalen, sondern auch vom hygienischen Standpunkte begrüßt werden muß, nicht behindert werde.

Also ich bitte recht Sehr, beiläufig von dem, was hier gesprochen wurde, auch Seine Exzellenz den Herrn Ünterrichtsminister ich glaube, daß Dies in das Ressort des Herrn Unterrichtsministers gehört - gütigst zu verständigen und den gehörigen Nachdruck auf die Sache zu legen. Er möge es nicht aufkommen lassen, daß in einer Angelegenheit, wo wirklich bestehende Mißstände ausgeglichen werden können, wegen einer nicht bedeutenden Summe Geldes dieser Ausgleich nicht zustande komme.

Und nachdem ich nun schon bei den Hebammen bin (Heiterkeit) - ich bin bei meinem vorgeschrittenen Alter wohl gesichert vor jedem Mißverständnisse einer so intimen Materie gegenüber (Lebhafte Heiterkeit) - so muß ich auch auf meine Petition zurückkommen, welche ich für den Bezirksausschuß Gratzen überreicht habe.

Der Bezirksausschuß Gratzen hat nämlich eine Petition überreicht, in welcher er den hohen Landtag bittet, er möge ihm eine Subvention zukommen lassen für jene Gemeinden, welche tatsächlich nicht in der Lage sind. Stabile Hebammen zu unterstützen. Es handelt sich ja immer nur um die Subventionierung dieser Stabilen Hebammen. Diese Petition ist in einer so Späten Zeit eingebracht worden, daß sie der Budgetausschuß nicht mehr in Verhandlung genommen hat. Der Gegenstand ist aber: auch allgemeiner Natur. Jeder von uns, der speziell in den deutschen Randbezirken des Landes, in diesen armen Bezirken, lebt, weiß ja, daß das, was in dem armen Bezirke Gratzen der Fall ist, auch in anderen Bezirken vorkommt, und es wird gewiß nicht geleugnet werden wollen, daß gegenüber der Fürsorge


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