Pátek 2. øíjna 1903

gung fühle ich mir daher Verpflichtet, die tatsächlichen mißlichen Verhältnisse, welche in meinem Wahlbezirke, dem Gerichtsbezirke Königswart und Falkenau walten, hier tatsächlich zugrunde zu legen. In dem Gerichtsbezirke Königswart muß ich wirklich konstatieren, daß die meisten, kleinen Landwirte Sind, keine Industrie dort herrscht und in allen Fällen ganz auf den nur geringen Erwerb, welchen die landwirtschaftlichen Produkte abwerfen, angewiesen sind.

Und in diesen Bezirk ist das unheimliche Mißgeschick eingebrochen. Erst die Dürre und zweitens Hagelschlag. Der Hagelschlag hat eine so mißliche Veränderung hervorgerufen, daß die Kommunikation derart devastiert und zerrissen ist, daß der Kostenaufwand beinahe 13. 000 K beansprucht. Auf Grund dieses Hagelschlags und auf Grund der Dürre sind die Gemeinden gezwungen gewesen anzusuchen um, Steuerabschreibungen, um Subventionen, anzusuchen um womöglich Saatgetreide zur Verfügung zu stellen.

Und da sehen wir, in welcher Art und Weise die Regierung entgegengekommen ist. Ich erlaube mir, eine Gemeinde als Beispiel anzuführen, denn alle anzuführen, würde zu lange dauern. Es ist dies die Gemeinde Berlesberg, dort hat man fünf Besitzern nur drei Hektoliter Korn zur Verfügung gestellt und diese drei Hektoliter sollen die Gemeinde zuzufrieden stellen.

Mit diesen drei Hektolitern Korn soll der in einer Gemeinde entstandene Schaden gelindert werden (Rufe: Hört! Hört!). Was bleibt dem Landwirte anderes übrig, als sich der puren Resignation und der Verzweiflung anheimzustellen?

Im Bezirke Falkenau ist zwar der elementare Schaden nicht so groß gewesen, wie in anderen Bezirken. Trotzdem hat sich auch dort die Dürre in einer solchen Weise gestaltet, daß die Fechsung sämtlicher Landwirte sehr elend geworden ist. In dem Bezirke Falkenau existiert dazu noch der Krebsschaden der Landwirtschaft und das ist der Bergbau.

Wäre im Bezirke Falkenau eine noch so gute Ernte zu erwarten, so hat eben der Bergbau jedes Jahr eine Vollkommene Mißernte zur Folge. Infolge der Entziehung des Wassers nämlich wird die Bonität des Bodens geringer, die Fruchtbarkeit wird vermindert und sinkt. Aus diesen Grunden muß der Bezirk Falkenau jedes Jahr eine Mißernte aufweisen.

Die Regierung suhlt sich nicht verpflichtet, diesem korruptem Element, dem Bergbau, entgegenzutreten. Ich habe oft Gelegenheit gehabt, bei verschiedenen Kommissionen, die in dieser Richtung stattgefunden haben, anwesend zu sein, und was habe ich gefunden?

Die Regierung unterstützt den Bergbau und weist darauf hin, daß die Landwirtschaft nur der eigenen Selbsthilfe anheimgestellt werden müsse.

Meine Herren! Speziell eine Gemeinde im Bezirke Falkenau muß ich hervorheben. Es ist die Gemeinde Oberneugrün. In dieser Gemeinde sind vom Jahre 1898 bis zum Jahre 1903 drei Elementarereignisse zu verzeichnen gewesen. Diese Gemeinde ist tatsächlich infolgedessen der Armut anheimgefallen. Dieser Gemeinde tut tatsächlich die Unterstützung vom Lande und Staate not. Auf Grund der erwähnten, in dieser Gemeinde tatsächlich herrschenden Verhältnisse, ist die Regierung verpflichtet, nicht nur mit Almosen und kläglichen Subvention beizuspringen, sondern ausgiebige Subventionen zu gewähren und mit der größtmöglichen wohlwollenden Unterstützung dieser Gemeinde, beziehungsweise dem ganzen Bezirke entgegenzukommen.

Ebenso traurige Tatsachen sind in der Stadtgemeinde Heinrichsgrün im Gerichtsbezirke Neudek zu verzeichnen. Dort haben die Elementarereignisse dieselbe verheerende Wirkung gehabt, wie in den übrigen Ortschaften, die ich erwähnt habe.

Auch da ist die Regierung verpflichtet, wohlwollend Unterstützungen und Subventionen zu gewähren, damit die Landwirte aus ihrer Resignation und Verzweiflung befreit werden.

Hoher Landtag! Wenn ich mir erlaube, auf die Subventionsangelegenheiten wieder zurückzukommen und einige Worte darüber zu verlieren, in "welcher Weise das Subventionswesen in Österreich tatsächlich gehandhabt wird, so muß ich aufrichtig sagen, daß diese Handhabung wirklich eine sehr traurige ist. Ich muß hier leinen Fall zitieren, welcher sich im Jahre 1893 ereignet hat. Im Jahre 1893 hat der Staat wirklich infolge der notarisch bekannten Dürresubventionen ausgeteilt. Und was haben wir da gefunden?

Obzwar die Regierung nur von dem Grundsatze ausgeht, daß denjenigen Landwirten eine Subvention zu Teil werde, welche ohne dieselben nicht mehr wirtschaften könnten, hat die Regierung entgegen dieser ihrer Anschauung immer nur solchen Landwirten etwas gegeben, welche finanziell gut gestanden sind. Wir deutschen Landwirte in unseren Bezirken sind zur Einsicht gekommen und haben gesagt: der Staat geht von der Ansicht aus, daß man die Landwirte, welche finanziell gut stehen, unterstützt und die anderen, welche in kurzer Zeit von Haus und Hof verjagt werden, läßt man ohnedies laufen, denn sie können den Staat nicht lange mehr unterstützen

Und nun, meine Herren, wo bleibt denn da in dieser Angelegenheit, wenn man den deutschen Bauern und überhaupt die Landwirtschaft in Österreich so mir nichts dir nichts preisgibt und der Selbsthilfe überläßt, wo bleibt eigentlich, meine Herren, da der Patriotismus?

Was die Subventionsangelegenheiten anbelangt, so muß ich auf das Nachbarreich verweisen, in welch humaner Weise das deutsche Reich seine schlesischen Bauern unterstützt hat. (Rufe: Sehr gut!)

Sie dürfen nicht glauben, wie es immer allseits Modus und Usus ist, und behaupten, daß, wenn ich das deutsche Reich zitiere, wir Preußen seuchler sind. Das sei fern von uns. Ich will nur der Regierung den Weg zeigen, ich will der Regierung nur sagen, sie solle sich ein Beispiel an dem deutschen Reiche nehmen und soll unsere Landwirte in so humaner Weise unterstützen, wie es dortig schieht.

Meine Herren! Wenn es sich handelt um Subventionierungen, kann man am besten sehen, wie vorgegangen wird. Wenn eine jüdische Dampfchifffahrigesellschaft, wenn die Börsenjuden zugrunde zu gehen drohen, da ist die Regierung Sogleich da, um diesen Elementen Unterstützungen zu gewähren.

Und wenn es Not tut, daß man den polnischen Bauern Hypothekarschulden abschreibt, ist die Regierung auch gleich dabei, wenn es sich aber darum handelt, den deutschen Bauer aus der Not zu retten, ist keine Regierung zu haben.

Meine Herren! Ich kann konstatieren und muß feststellen, daß wir Bauern, nicht nur wir deutsche Bauern, sondern wir alle Bauern Österreichs, daß wir nicht Almosen und nicht kleine Subventionen brauchen, sondern wir brauchen ausgiebige Schutzgesetze und ich muß mich in diesem Falle nur den Wünschen der beiden Abgeordneten Doblhofer und Kaiserhofer im Tiroler Landtage anschließen, welche gesagt haben, für diese Regierung, welche das deutsche Volk und den Bauernstand vernichten will, für eine solche Regierung können wir keine Sympathie haben! (Rufe: Sehr gut!)

Nun, meine Herren, ich schließe meine Ausführungen und bitte das hohe Haus, für diesen Antrag des Herrn Abg. Dr. Schalk einzutreten und schließe mich demselben vollkommen an. (Rufe: Heil!)

Oberstlandmarschall: Es gelangt nunmehr zum Worte der Herr Abg. Wüst, ich erteile ihm dasselbe.

Abg. Wüst: Der Antragsteller Kollege Dr. Schalk hat in treffender Weise die Urfachen und Wirkungen des Notstandes in Böhmen erörtert.

Auch die anderen Herren Kollegen haben die traurigen wirtschaftlichen Verhältnisse in ihren einzelnen Wahlbezirken geschildert und ich müßte dasselbe Bild entwerfen, wenn ich mir die traurige Lage der Landwirte im Kaadener Bezirke und im Erzgebirge betrachte.

Ja das Bild des Erzgebirges dürfte vielleicht sich noch trostloser gestalten, weil nicht nur im heurigen Jahre die dortigen Landwirte eine Mißernte hatten, sondern auch vor zwei Jahren von Hagelschlag heimgesucht waren, voriges Jahr durch Nässe ihrer Ernte beraubt wurden, außerdem im heurigen Jahre durch Hagelschläge und durch einen furchtbaren Orkan ihrer Ernte verlustig gingen.

Wir haben bereits im Verlaufe der Debatte Anträge zur Linderung des Notstandes gehört, wir haben die Ursachen schildern hören, was eigentlich mit dazu beiträgt, daß die finanziell traurige Lage der Landwirtschaft gemildert wird.

Ja, verehrte Herren, hätten wir, wie bereits Kollege Zuleger treffend gesagt hat, hätten wir beim Hopfen das Provenienzgesetz, beim Rübenbau ein Gesetz gegen die Rübeurayonierung und gegen die

Bildung von Zuckerfabrikskartellen, hätten wir ferner beim Getreide schon in früheren Jahren die Aufhebung des Getreideterminspieles an der Fruchtbörse gehabt und ebenso einen Schutzzoll unserer landwirtschaftlicher Produkte und hätte man schon in früheren Jahren die Stellungnahme gegen Ungarn in Angriff genommen, sodaß wir in Bälde vielleicht die Personalunion erwarten können, hätten wir ferner die obligatorische Einführung eines Hagelversicherungsgesetzes in unserem Reiche, dann, verehrte Herren, wäre es mit unserem Bauernstande nicht so weit gekommen.

Int Verlause der heutigen Ausführungen wurde nebst einer ausgiebigen Reichs- und Landesunterstüng und der anderen Anregungen zur Linderung des Notstandes gegeben, daß die Landesbank betreffs der Abgabe von Kommunaldarlehen mit in Erwägung gezogen werden sollen. Gestatten Sie mir nun, verehrte Herren, daß ich aus dieses Thema etwas eingehender zurückkomme.

Am 27. Juli 1903 hat die Direktion der Landesbank unter anderem den Beschluß gefaßt, daß sie Kommunaldarlehen für jene Bezirke und Gemeinden gibt, die im heurigen Jahre durch Hagelschlag eine Mißernte zu verzeichnen haben. Bor allem andern muß ich ich bedauern, ich muß es in diesem Falle Sogar rügen, daß dies nicht allüberall in Böhmen kundgemacht wurde, außerdem fällt es mir auf, daß in diesem Direktionsbeschluß nicht auch jene Gemeinden einbezogen wurden, die durch Dürre eine Mißernte zu verzeichnen haben. Ich werde zum Schlusse meiner Ausführungen dem Landesausschusse einzelne Punkte, die ich dann ressumieren werde, zur Erwägung unterbreiten. Ferner sagt die Landesbank in ihrem Direktionsbeschluß diese Darlehen werden bar und zu einem für sie besonders festgesetzten Kurs derzeit mit 99 Procent ausbezahlt

In Anbetracht der seinsollenden Wohltat, in Erwägung, daß diese Darlehen dem Notstande zu gute kommen sollen, wäre ich der Ansicht, daß die Zuzählung des Kourses nicht 99 Procent beträgt, sondern daß derselbe bis 99 1/2 Procent bestimmt werde. Außerdem heißt es im genannten Direktionsbeschlusse, solange der vom Landesausschusse zu diesem Zwecke gesammelte Fond nicht erschöpft sein wird, daß diese Zinsen im Jahre aus diesem Fonde vergütet werden.

Ich habe mich diesbezüglich bei der Direktion der Landesbank erkundigt und es wurde mir mitgeteilt, daß der Fond 1, 000. 000 Gulden beträgt, daß der Zinsfuß mit 4 Procent bestimmt wurde und daß 40. 000 Gulden als Fond deponiert sind, der zur Deckung der Zinsen für das erste Jahr gelten soll. In Erwägung, verehrte Herren, des schon bereits vorhin Angeführten, daß die Darlehen zur Unterstützung der Landwirtschaft in Böhmen gelten sollen, bin ich der Ansicht, daß dieser Darlehensbetrag nicht 1, 000. 000 Gulden, sondern daß derselbe auf 2 Millionen Gulden erhöht werde. Ich werbe auch im Verlaufe meiner Ausführungen darauf zurückkommen und spreche vor allem den Wunsch aus, daß die Verzinsung dieser Darlehen nicht für ein Jahr, sondern womöglich für 3 Jahre aus einem verfügbaren Fonde bestritten wird, ferner daß für die Darlehen kein Regiebeitrag verlangt werde und daß der Zählungskurs bis 99 1/2 Prozent beträgt.

Wenn wir, verehrte Herren, ausfragen, wie groß das Opfer in diesem Falle sei, das die Landesbank und das Land je zur Hälfte mitzutragen hätte, so ergibt sich hiefür ein Betrag von jährlich 91. 245 Gulden und zwar: für die Zinsen zu 4 Procent 80. 000 Gulden, Nachlaß der Regieleitungen 1245 Gulden. Das Mehr des Zuzählungskurses 10. 000 Gulden, mithin die bereits oben angeführte Summe.

Ich will nun auf die einzelnen Punkte, die auch in anderen Fällen der Notstandsdebatte, gegeben wurben, nicht zurückgreifen. Ich will zum Schlusse meiner Ausführungen nur den Landesausschuß ersuchen, daß er auf Grund des Antrages des Budgetausschusses dem hohen Hause selbständige Anträge machen soll und daß er auf folgende Punkte betreffs der Landesbank mit in Erwägung ziehe:

1.     daß nicht nur Kommunal-Darlehen für die Bezirke gegeben werden, sondern auch jene Bezirke einbezogen werden, die heuer durch die Dürre eine Mißernte erlitten haben,

2.   daß der Darlehensbetrag 4 Millionen Kronen beträgt und durch 3 Jahre unverzinslich sei.

3.    daß die Darlehen ohne Regiebeitrag bestimmt werden,

4.    daß der Zuzähluugskurs bis 99½ % betrage.

Zur Deckung des Gewinnstentganges, glaube ich, wie bere ts erwähnt, daß das Land und die Landesbank als solche zu geteilten Häften den Ausfall zu tragen hätten.

Ich stelle deshalb mit meinen Kollegen an das hohe Haus die Bitte, der Notstandsangelegenheit in Böhmen die vollste Aufmerksamkeit zu schenken und nicht nur allein die Gemeinden und Bezirke für ihre Notstandsleidenden sorgen zu lassen, sondern auch im Landtage alles aufzubieten, um zur Notstandlinderung der Landwirte beizutragen. Im übrigen schließe ich mich den Anträgen meines Kollegen Dr. Schalk vollinhaltlich an. (Lebhafte Zustiminungsrufe. )

Oberstlandmarschall: Es gelaugt zum Worte der Herr Abgeordnete Schreiter.

Abg. Schreiter: Hoher Landtag! Obwohl eine durchgreifende Hilse für die von den heurigen Elementarka astropheu getrossenen Gebiete nur von Seite des Staates erfolgen kann, und ich infolge dessen auch im Reichsrate meine Anträge hinsichtlich jener Notstangsgebiete, welche in meinem Wahlkreise liegen, gestellt habe, so konnte ich doch nicht umhin, auch noch im Landtage einen diesbezüglichen Antrag einzubringen und mit Umgehung der ersten Lesung dem Budgejausschusse des Landtages zuweisen zu lassen, u. ziv- deswegen, weil es sich in dem Gebiete auf welches der Antrag Bezug nimmt, um große Schädigung vom öffentlichen Gute handelt.

Ich hatte nicht die Absicht, das Wort zu ergreifen, nachdem aber einmal die Debatte über den Notftandsantrag eröffnet worden ist, so ist es nur natürlich, daß auch ich zu einem Antrage spreche, der von deutscher seite ausgebracht worden ist, wobei ich gleichzeitig auch Gelegenheit nehme, aus jene Gebiete zu verweisen und die Einleitung von Hilfsaktionen für dieselbe zu verlangen, welche ich selbst zu vertreten habe.

Es ist wirklich traurig, daß die eingeleitete Hilfsaktion trotz der Erhebungen, die gepflogen worden sind und traurige Zahlen ergeben haben, keine Solche ist, daß sie auch nur als einigermaßen zufriedenstellend bezeichnet werden kann.

Darin zeigt sich der Segen eines geordneten Staatswesens, daß es bei solchen Elementare eignissen schnell und durchgreifend den Betroffenen unter die Arme greift, und daß es schnell hilft und schnell gibt, weil es dadurch doppelt gibt.

Bei uns in Österreich - das ist schon wiederholt hervorgehoben worden - ist eine schnelle Hilfe nicht zu erwarten, was wir auch anläßlich der diesjährigen großen Katastrophen, die weite Gebiete des ganzen böhmischen Landes verheert haben, feststellen müssen.

Es handelt sich in dem Antrage, zu dem wir sprechen, um eine Hilfsaktion in deutschen Gebieten, unsbesondere in den Gebieten der Hopfenbaugegenden. Diese muß bald und durchgreifend durchgeführt werden.

Gewiß, meine Herren, ist es recht, wenn vor einigen Tagen einer Deputation von Hopsenbauern gesagt worden ist, daß bei Verteilung der Hilfe nur die ärmsten und am schwersten Betroffenen berücksichtigt werden Sollen. Gewiß: in erster Reihe; allein auch die übrigen Geschädigten bedürfen der Hilfe. Sollte diese nicht erfolgen, so ist dies unrein Zeichen der Ohnmacht des Staates, der nur imstande ift, denjenigen, welche am allerschwersten getroffen sind und diesen nur unzulänglich unter die Arme zu greifen und nicht allseitig Hilfe angedeihen zu lassen. Trotzdem wäre wenigstens zu wünschen, daß das Wort wahr werd, daß die ärmsten und die am schwersten Betroffenen tatsächlich eine ausgiebige Untesstützung erhalten.

Um aber diese Unterstützungsbedürftigkeit festzustellen und gerecht zu sein, dazu gehören eingehende und genaue Erhebungen, und ich behaupte, daß solche eingehenden und nach allen Seiten entsprechenden Erhebungen bis jetzt nicht vorgenommen wurden, daß dies erst noch zu geschehen hat und daß deshalb die gepflogenen Erhebungen noch zu ergänzen sind, daß gerade jene Gebiete, welche bis jetzt nicht berücksichtigt wurden, auch Berücksichtigung finden.

Ich verweise darauf, daß die Erhebungen über einzelne Bezirke, die noch nicht bekannt geworden sind, eine ganz bedeutende Schadenziffer aufweisen.

Ich gestatte mir in dieser Richtung auf meinen Wahlkreis hinzuweisen und die Verhältnisse im Tetschener und Leipaer Bezirke einer kurzen Erörterung zu unterziehen. Mir stehen vorderhand die Schadensziffern im Tetschener Bezirke nicht zur Verfügung, doch weiß ich, daß einzelne Gemeinden, z. B. Markersdorf, Großbocken und Algersdorf bedeutende Schaden erlitten haben. Der Schaden betrifft Privatvermögen und Gemeindegut.

Die Ziffern für den politischen Bezirk Leipa dagegen flehen mir bereits zur Verfügung, und ich könnte dieselben nach dem vorliegenden Verzeichnisse für die einzelnen Orte gesondert anführen. Das werde ich aber unterlassen und bloß die Gesamtziffer namhaft machen. Der Schaden am Privatvermögen im politischen Bezirke Böhmisch Leipa beträgt 93. 267 Kronen, der Schade am öffentlichem Gute 116071 Kronen, was einen Gesamtschaden von 209. 338 Kronen ausmacht.

Es ist dies gewiß eine bedeutende Ziffer, wenn, man bedenkt, daß die Erhebung sich über wenige Ortschaften, nur über einen kleinen Teil von 2 politischen Bezirken erstreckt und ich habe die Überzeugung, daß ein Teil dieser Ortschaften und Bewohner an Privat- und öffentlichem Gut ebenso Schwer, ja vielleicht noch Schwerer geschädigt worden ist, wie viele Orte in den übrigen großen Notstandsgebieten. Indem ich den hohen Landesausschuß ersuche, auch diese Notstandsgebiete und insbesondere auch das Hopfengebiet Auscha und Polep bei der Verteilung der Notstandsgelber zu berücksichtigen, schließe ich meine Ausführungen. (Beifall!)

Oberstlandmarschall: Der. H. Abgeordnete Pacher hat das Wort.

Derselbe ist im Saale nicht anwesend und verliert das Wort.

Der H. Abg. Kliemaun hat das Wort.

Derselbe ist im Saale nicht anwesend und verliert das Wort

Es gelangt der H. Abg. Stahl zum Worte.

Abg. Stahl: Hoher Landtag! Zu den schwer geschädigten Bezirken von Süd- und Nordböhmen kommen auch die Bezirke von Westböhmen u. zw. die Bezirke Bischofteinitz, Hostau, Ronsperg.

Diese Bezirke sind von einer solchen abnormalen Dürre heimgesucht worden, daß die Schadenerhebungen durch die k. k. Steuerbehörden einen Ausfall von 75 bis 100 pZt. ergaben. Gewiß wird jeder einsehen, daß dies für den Landwirt ein großer Ausfall an seiner Fechsung ist.

Meine Herren, nach den vielfachen Notstandsausführungen und Notstandsanträgen der Herrn Kollegen kann ich nur versichern, daß gerade meine Gegend von solchen Elementarereignissen heimgesucht wurde, gegen die man macht- und ratlos dasteht, durch die Dürre.

Meine Herren, gegen Feuer und Hagel kann man sich versichern, aber gegen solche Elementarereignisse wie Dürre nicht. Ich will nicht darauf hinweisen, daß der Landwirt in Südböhmen hätte auch gegen Hagel versichert sein sollen. Ich kenne Versicherungsgesellschaften, welche Landwirte zu solch hohen Prämien versichern, daß wenn jemand 10 Jahre versichert ist, so ist er einmal verhagelt; es würde sich empfehlen, eine Reichshagelversicherung zu errichten, damit der einzelne einen größeren Schaden leichter verschmerzen würde.

Doch, meine Herren, alle meine Herren Vorredner haben die Schäden des heurigen Jahres dargestellt.

In meinem Wahlbezirke Bischofteinitz, Hostoun, Ronsperg hatten wir nicht nur heuer, sondern zwei vorangehende Jahre u z. im Jahre 1900 Hagel, und im Jahre 1901 Wolkenbruch mit Hagel. Das Jahr 1902 war ein milderes Jahr. Sie können sich vorstellen, meine Herren, wie durch solche mehrere Jahre aus einander folgende Katastrophen die Landwirtschaft in die größte Not gekommen ist.

Im Sommer 1903 hatten wir ebenfalls eine solche Dürre, wodurch wir einen sehr großen Schaden erleiden. Gewöhnlich ist das der Fall, daß die Landwirte sich in einem besserem Jahre Futtervorräte aufsparen, wenn aber drei aufeinander folgende Jahre mit Elementarereignissen vorkommen und heuer Solche Dürre ist es nicht möglich.

Von allen Herren Borrednern, die für das Saazer Land sprachen, wurde hervorgehoben oder angeführt der Hopfenbau im Saazer Gebiet, der über die weiten Grenzen des Landes bekannt ist.

Aber, meine Herren, in meinem Wahlbezirke ist die Viehzucht, u. zw. Siementhaler Viehzucht im großen Umfange und weit über die Grenzen des Landes bekannt. Die Siementhaler Viehzucht kostet in meinem Wahlbezirke großes Geld.

Jahraus, jahrein muß frisches Siementhaler Vieh importiert werden, um die Stoffe aufzufrischen.

Nachdem durch die heurige Dürre eine große Futternot entstanden ist, mußten sie das Vieh zu sehr billigen Preisen abgeben.

Sie Sehen meine Herren, wie tief Solche Elementarereignisse eingreifen, vielleicht, daß die Bauern noch die Hälfte des Viehes haben, aber sie waren, wie gesagt, gezwungen, einen großen Teil davon abzugeben.

Ich glaube, meine Herren, sie werden ganz gewiß einsehen, daß solche Fälle für den Bauernstand großen Schaden bringen. Einmal ist es die Dürre, ein andermal etwas anderes.

Auf Jahre hinaus ist dadurch der Bauer geschädigt. Wir werden gewiß so bald nicht wieder auf die Höhe des früheren Standes kommen, da wir, wie gesagt, vielleicht dreiviertel von dem Viehstand abgeben mußten.

Meine Herren, nachdem der Staat und das Land zu verschiedenen Luxuszwecken große Summen ausgibt, so glaube ich ist es ganz angezeigt, wenn hier einmal der Staat und das Land tatkräftig eingreift, nachdem es sich doch um deutsche und tschechische Landwirte handelt.

Man kann nicht nachsagen, daß es einem Teile günstiger gegangen ist. Es ist das einmal ein Notstand, für den deutsche und tschechische Bauern, für den jeder eintreten muß von; seiten der Bezirkshauptmannschaft des Bezirksausschusses oder welcher anderen Person. Alle Schritte waren vergebens, es war nicht möglich der Gemeinde Zebusch einen Betrag erhalten zu können.

Die Not ist so groß, daß vielleicht noch mancher sich nicht vorstellen wird, wie groß selbe für ihn entstanden ist. Das wird er erst einsehen vielleicht zum neuen Jahre, bis einige Monate vorüber sind, dann wird mau sehen, was einem fehlt.

Auch hier wird sich das Wort Geltung verschaffen: "Wer schnell gibt, gibt doppelt!" Wenn Staat und Land Schnell geben werden, dann wird dem Bauer Gelegenheit gegeben werden, sich so schnell als möglich Futter und Streumittel billig zu verschaffen u. zw. auf leichte, billige Art. Denn es ereignet sich nicht immer, daß die ganze Gegend durch Elementarereignisse heimgesucht wird, Sondern die Nachbargemeinden haben immer etwas abzugeben.

Ich erlaube mir nun darauf hinzuweisen, daß im Jahre 1893, wo wir auch vom Staate eine Unterstützung erhalten sollten, die Unterstützung in natura gegeben wurde u. zw in Form von Viehsalz. Dieses Viehsalz ist uns damals so teuer zu stehen gekommen, daß wir darauf verzichteten und keines mehr verlangten, indem der Preis den heutigen Preis des Viehsalzes dreifach überschritten hat. Wir wußten nicht, Sollen wir den Staat unterstützen durch das Viehfalz oder er uns.

In Wirklichkeit wurde der Staat unterstützt, weil das Viehfalz nicht einen Kreuzer Wert hatte.

Ich schließe mich den Ausführungen des Dr. Schalk und der anderen Herren Vorredner vollkommen an. (Heilrufe. )

Oberstlandmarschall: Es gelaugt nunmehr Herr Abg. Kutscher zum Worte.

Ich erlaube mir mitzuteilen, daß Herr Abg. Kliemann, welcher früher im Saale nicht anwesend war, sich wieder in die Rednerliste hat eintragen lassen.

Abg. Kutscher: Hoher Landtag! Ich habe nicht die Absicht über die allgemeine Notlage unseres heimischen Bauernstandes ein langes Klagelied zu singen, ich habe mich bewogen gefühlt zum Antrage Schalk das Wort zu ergreifen, da ich die Absicht habe, über die Art und Weise der über den Schaden gepflogenen Erhebungen einige Worte zu verlieren. Man kommt, wenn man den vom Landesausschusse vorgelegten Notstandsbericht in die Hand nimmt, in Verlegenheit. Denn ich weiß für meine Person nicht, soll ich annehmen, daß die für die èechischen Bezirke außerordentlich hoch angesetzten Schadenziffern darauf zurückzuführen sind, daß wirklich dort ein so großer Schaden angerichtet wurde, während in deutschen Bezirken die Schadenziffern bedeutend kleiner sind. Ich glaube auch, daß die Art und Weife der Erhebungen besonders von den Behörden in deutschen Bezirken durchaus mangelhaft ist, weil ich selbst diese Erfahrung zu machen Gelegenheit gehabt habe. So beispielsweise habe ich nach dein Hagelwetter vom 31. Juli v. J. einen diesbezüglichen Notstandsantrag eingebracht u. zw. in Bezug aus den zu meinem Reichsratswahlbezirke gehörigen Bezirk Wegstädtel. Infolge dieses Antrages wurden in den vom Hagelwetter beroffenen Gemeinden Zebus, Radaun u. s. w. Erhebungen gepflogen. Es wurde diesen Gemeinden eine Subvention von 7. 000 Kronen zugewendet, die aber unter die Gemeinden, welche um Zebus herumgelegen sind, verteilt wurden, während Zebus keinen Kreuzer erhalten hat.

Ich weiß nicht, liegt die Schuld auf Seite der Bezirkshauptmannschaft oder des Bezirksausschusses oderwelcher Personen immer, kurz jeder Schritt, daß die Gemeinde Zebus eine Subvention erhalte, blieb vergebens.

Zweitens waren es die im Leitmeritzer Bezirke und zwar in der Gebirgsgegend liegenden Gemeinden Loschowitz, Munk und so weiter, die in den Jahren 1898, 1899, 1900 von der Trockenheit einerseits, anderseits von der Nässe derart heimgesucht waren, daß nach Ablauf dieser 3 Jahre ein ausgesprochenes Notstand Vorhanden war. Es wurden von Seiten der Regierung Erhebungen gepflogen, ja selbst der Herr Landeskulturinspektor wurde entsandt.

Allein die Erhebungen ergaben, daß ein Notstand nicht vorhanden ist. Allerdings wurde mir auch von den betreffenden Leuten in der ganzen Umgebung gesagt, daß sie einen Landeskulturinspektor nicht gesehen haben. Ich will nicht bezweifeln daß der Landeskutturinspektor die Gegend bereist hat, aber wahrscheinlich per Wagen oder per Bahn erster Klasse, dort hat er gesehen, daß noch eine Vegetation vorhanden sei und kam kurz zum Resultate, daß kein Notstand ist.

Ich hatte gerne gesehen, wenn der Herr Landeskulturinspektor in die Bauernhöfe gelangen wäre, um nachzusehen, wie tief reduziert der Viehstand sei, wenn der Herr Landesinspektor ins Grundbuch geschaut hätte, wie hoch eigentlich die Schuldenstand in den letzten 3 Jahren gestiegen und wie viele Schuldenbeträge sie auf Wechsel und so weiter aufnehmen mußten. Leider ist dies nicht geschehen Und in diesem Gebiete haben die Bauern, die heute noch an dieser Not, an dieser Mißernte zu leiden haben, keinen Kreuzer bekommen.

Auch gegenwärtig ist in meinem Wahlbezirke Auscha und Leitmeritz ein teilweiser Notstand, nicht ein allgemeiner, nocht sämtlicher Landwirte, sondern nur einzelner. Da mögen es sich die Herren, wenn sie Gendarmen zu Erhebungen hinschicken, hinter die Ohren Schreiben, daß einzelnen Bauern an deren Kultur die Hopfenblattlaus einen unendlichen auch für die nächste Ernte einwirkenden Schaden angerichtet hat.

Ich will mich aber über die Schäden und deren Folgen nicht verbreiten, Sondern ich möchte nur gebeten haben, daß in dieser Beziehung gewissenhafte Erhebungen gepflogen werden.

Es wurden auch diesbezügliche Anträge von uns im Weichsrat eingebracht und ich werde mir erlauben, nachdem Resolutionsanträge nicht zulässig sind, hier gleichfalls einen derartigen Antrag einzubringen. Allerdings wäre es durchaus notwendig, die Ertragsfähigkeit dieses Produktionszweiges durch verschiedene Maßnahmen zu erhöhen und zu steigern, weil sonst bei derartigen Elementarereignissen die Bauern gehalten sind, um Subventionen zu bitten.

Allein auch das geschieht nicht in entsprechender Weise, sondern es werden derartige Bittgesuche ad acta gelegt, so zum Beispiel das Gesuch des Hopfenbauvereines von Polepp und Umgebung, welcher die Errichtung von Hopfenversuchsgärten anstrebte.

Dieses Gesuch ist bis heute noch nicht erledigt. Es sind verschiedene andere diesbezügliche Maßnahmen beantragt worden, und ich möchte bitten, daß alle Ansuchen und Anträge, die aus Verbesserung und Steigerung der Ertragsfähigkeit dieses Produktionszweiges hinzielen, in entsprechender Weise behandelt und berücksichtigt werden. (Lebhafter Beifall. )


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