Pátek 2. øíjna 1903

taren Gewalten, die über unser Königreich Böhmen an verschiedenen Orten hereingebrochen sind. Ich meine speziell meinen Wahlbezirk, der das so gesegnete Saazer Land ist. Er ist in diesem Jahre von einer Mißernte betroffen worden, wie dies überhaupt seit Menschengedenken nicht der Fall war. Die Herren werden oft Gelegenheit gehabt haben, die lachenden Fluren des Saazer Gebietes mit der Eisenbahn oder sonstwie zu durchziehen, zu durchwandern. Wenn man im heurigen Jahre ebenfalls in die Lage kommt, dies zu tun, so muß einen unwillkürlich ein gewisser Schauder überrieseln, wenn man die einst so blühenden Felder wie gewissermaßen vom Feinde devastiert sehen mußte.

Die Mißernte im Saazer Hopfengebiete, meine Herren, hat vielleich noch einen ganz andere Bedeutung, als man bei oberflächlicher Betrachtung ihr zumuten würde. Speziell der Hopfenbauer im Saazer Lande ist lediglich auf den Anbau des Hopfens angewiesen. Für ihn ist der Hopfenbau einzig und allein eine Lebensfrage. Mit dem Verderben oder mit einer Mißernte des Hopfens ist bei ihm nicht nur das große Kapital, das er investiert hat, ohne Zinsen geblieben, sondern auch die ungeheure Regie, wie sie sonst die Kultur keiner anderen Pflanze überhaupt auszuweisen hat, ist verloren.

Es hat also, wie die Herren Vorredner ja ganz ausgezeichnet erwähnt haben, hier nicht nur der Entgang an der Ernte in Betracht zu kommen, sondern auch der Umstand, daß bares Geld ausgegeben wurbe, welches für die Arbeit, die Kosten und die ungeheuren Steuern bereits verausgabt worden, und daher für den Hopfenbauer verloren gegangen ist. Die Hopfenbauer sind also eigentlich um diese 10 Millionen Kronen ärmer geworden.

Wenn wir annehmen, daß das Produktionsgebiet Saaz einen Ernteausfall von 100. 000 Zollzentnern hat und diese 100. 000 Zollzentner durchschnittlich nur mit 100 Kronen per Zentner berechnet werden, so wäre dieses Exempel richtig:

Nun aber, meine Herren, kommt noch eine andere Frage in Betracht. Wir Hopfenproduzenten haben ein außergewöhnlich großes Anlagekapital in Grund und Boden liegen. Es wird Ihnen genügen, wenn ich erwähne, daß die mit Hopfen bebaute Fläche einen

Wert von cirka 40 Millionen Kronen darstellt und wenn ich weiter bemerke, baß die Hopsenstangen- und Drahtanlagen mit cirka einer Millionen Kronen berechnet werden müssen.

All dieses Kapital, das der Betrieb des Hopfenbaues erforderlich macht und außerdem die Darreinrichtungen, die Hürden und Leöden, die zum Trocknen des Hopfens erforderlich sind, repräsentieren Unsummen, die nicht nur keine Verzinsung abwerfen, von denen vielmehr ein großer Teil auch der Erhaltung, beziehungsweise Abnützung und Abschreibung unterliegt, so baß diese großen Beträge in diesem Falle als verloren zu betrachten sind.

Es fällt mir schwer, nach den gediegenen Ausführungen der Herren Vorredner viel Neues zu sagen. Ich muß mich den Ausführungen der Herren Vorredner anschließen und möchte nur auf einige Momente hinweisen, die die Herren Vorredner vielleicht außer Acht gelassen haben.

Es ist von großer Bedeutung, wenn wir sagen, daß eine derartige Mißernte in einem Jahre schon hinreichen kann, um gewissermaßen Tausende von Existenzen in Frage zu stellen. Wenn wir die Lage der Hopsenbauer im Saazer Lande heute berücksichtigen, so müssen wir das vollauf bestätigen. Worin liegt nun die Ursache solcher Verhältnisse, daß der so Sprichwörtlich wohlhabende Hopfenbauer des Saazer Landes sozusagen an die Grenze seiner Verschuldung gekommen ist? Es liegt dies in Verhältnissen, die eigentlich meine Herren Vorredner mehr oder weniger nicht erwähnt haben. Ich erlaube mir, hohes Haus, darauf hinzuweisen, daß eine Aktion der Hopfenproduzenten im Saazer Lande eingeleitet wurde und daß wir den Reichsrat und die Regierung wiederholt bestürmt haben, zum Schutze der heimischen Produktion des Hopfens ein Provenienzgesetz zu Schaffen. Meine Herren, jeder Staatsbürger hat das Recht zu verlangen, daß feine Arbeit gewissermaßen geschätzt werde. Der Industrielle, der Gewerbetreibende, ja selbst die geistige Arbeit hat Anspruch auf einen gesetzlichen Schutz. Und nirgends haben wir gefunden, daß es einem Menschen einfallen könnte, dagegen Stellung zu nehmen. Im Allgemeinen ist man dieser Ansicht, da gilt es als selbstverständlich, aber in einem einzelnen Fall, wo es sich nämlich um den

Bauernstand handelt, da hat man ganz andere Grundsätze aufgestellt, dort sollen jene Rechtsgrundsätze nicht Geltung haben, dort soll eine Ausnahme gemacht werden.

Wie die Herren Vorredner schon erwähnt haben, erzeugen wir Saazer Hopfen, ein Produkt, das heute das Beste der Welt ist.

Dieser Ruf des Saazer Hopfens ist so alt, als die Hopfenproduktion im Lande selbst und es genügt, wenn ich sage, daß schon Kaiser Karl IV. die Hopfenproduktion im Saazer Lande wesentlich gefördert hat, also der vortreffliche Hopfenbau im Saazer Lande damals schon zu Hause gewesen ist.

Dieser Ruf des Saazer Hopfens ist nicht nur am Kontinent, in Europa bekannt, sondern erstreckt sich über alle Weltteile und wir sehen gerade in letzter Zeit ein gewisses Bestreben der amerikanischen Bierbrauer, unsere böhmischen Biere, die sogenannten Pilsner Biere, nachzuahmen.

Dies hat für sie die Bedingung geschaffen auch böhmischen Hopfen zu kaufen. Selbstverständlich meint man darunter Saazer Hopfen, der auch den amerikanischen Bauern als der beste nicht unbekannt geblieben ist.

Wir haben auch gesehen, daß trotz des ungeheueren Einfuhrzolles, den Amerika speziell aus unseren böhmischen Hopfen gefetzt hat, der Export nach Amerika nicht nur nicht aufgehört, fondern eigentlich in einer Weise gestiegen ist, daß es uns nur schmeicheln fann, daß wir dort vielleicht das Zukunftsabsatzgebiet für den Saazer Hopfen Suchen müssen.

Dies ist leicht erklärlich. Der amerikanische Arbeiter und Konsument verdient viel Geld, ich glaube der amerikanische Arbeiter ist auch anspruchsvoller wie unser heimische Arbeiter, er trinkt nicht das schlechte Bier, sondern er trinkt ein gutes, böhmisches Bier, er bat auch vollkommen Recht und in diesem Bestreben haben die Bierbrauer in Amerika es auch erkannt, daß es für sie eine Lebensfrage ist, dem böhmischen Biere möglichst nahezukommen, so daß sie auch gezwungen sind, unser Saazer Hopfenprodukt einzuführen.

Meine Herren! Ich habe gewiß ein Interesse und sage, es ist eine Lebensfrage für die Saazer Hopfenbauer, daß wir ein solches Hopfenprovenienzgesetz bekommen, daß nicht ein minderwertiges, ein schlechtes, importiertes, vom Auslande, aus Rusland oder Baiern eingeführtes Produkt unter unserer Flagge weht und uns nicht nur finanziell schädigt, sondern auch den ein halbes Jahrtausend währenden Ruf des böhmischen Hopfens in solcher Weife diskreditiert.

Diese Berechtigung hat der Hopfenbauer des Saazer Landes gewiß, und ich glaube, es wird auch in diesem Falle uns gelingen, daß wir zum Schutz der heimischen Arbeit dieses Gesetz in allerkürzester Zeit bekommen. (Rufe: Sehr gut!)

Denn gerade diese Notstandsfrage, die heute aus der Tagesordnung ist, wäre nicht von so großer Bedeutung, wenn in früherer Vergangenheit nicht so sehr gesündigt worden wäre, daß man den Hopfenbauer auf jene Stufe sinken ließ, daß er heute sich selbst überhaupt nicht mehr erhalten kann, und es ist gewiß bedauerlich, wenn heute der Bauer, bei dem man sonst von großer Wohlhabenheit gesprochen hat, heute wie ein Bettler an die Türen des Landtages und des Reichstages herantreten und dort der Hilfe flehen muß, damit seine Existenz für dieses Jahr nicht in Frage gestellt ist.

Eine andere Frage bezüglich des Notstandes im Hopfenbaugebiete ist aber auch die Frage der Beschaffung der Arbeitsgelegenheit.

Meine Herren, man kann von uns nicht verlangen, daß wir diese Menge von Arbeitern versorgen, welche in den Sommermonaten und im Herbste, wohl an 100. 000, zu uns kommen, nicht nur aus dem heimischen Gebiete, sondern aus ganz Böhmen, aus dem Erzgebirge, aus dem armen Bezirke Tabor, aus Südböhmen, aus dem Böhmerwalde und selbst aus Ostböhmen gibt es tausende und tausende von Arbeitern, die zu uns strömen und dort Brod und Arbeit suchen.

Diese Frage, ich möchte sie als soziale Frage hinstellen, ist gewiß auch von einer derartigen Bedeutung, daß wir nicht leichterdings darüber hinweggehen können. Diese Elemente, die heuer zum großen Teile um ihren und zwar lohnenden Verdienst gekommen sind, werden vor eine Katastrophe gestellt werden, wenn der Staat und das Land nicht jene Pflicht erfüllt, die ihm zukommt. Ich glaube, daß diese Leute direkt vor einer Hungersnot Stehen werden, bis der Winter gekommen sein wird, wo die landwirtschaftlichen Arbeiten durch die Natur von selbst aufhören werden. Dann aber werden jene Elemente au die Pforten des Reichsrates und des Landtages anpochen und es wäre traurig und sehr zu bedauern, wenn der Landtag und der Reichsrat diese Frage außeracht gelassen hätten und vielleicht unerwartet überrascht werden sollten. Ich muß daher mit dem Herrn Vorredner vollkommen übereinstimmen, wenn gesagt worden ist, daß in jenen Bezirken, wo eine Unmaße beschäftigungsloser Arbeiter heuer den Winter erwartet, daß dort Notstandsarbeiten veranlaßt werden müssen. Man kann von den Gemeinden und armen Bezirken, die ja mit den Umlagen ins Ungeheure geraten sind, nicht verlangen, daß diese solche Notstandsauslagen in diesem Jahre noch selbst schaffen, und daß sie aus eigenen Mitteln in der Lage wären, Flüsse zu regulieren, Eisenbahnen zu bauen u. s. w.

In diesem Falle ist es Pflicht des Staates und des Landes, jene projektierten Eisenbahnen zu verwirklichen, jene Flußregulierungen und Meliorationen durchzuführen, die vielleicht für eine Spätere Zeit vorgesehen worden Sind. Ich erlaube mir z. B. darauf hinzuweisen, daß projektiert war, daß die Staatsbahn zweigeleisig werden soll von Pilsen bis Dux, das zweite Geleise ist bereits zum größten Teile durchgeführt, aber man hat dasselbe plötzlich im Vorjahr unterbrochen und es wäre hier Pflicht der Regierung, das Eisenbahnministerium zu bestimmen, daß gerade in diesem Winter und bis zum nächsten Frühjahre jene Arbeiten durchgeführt werden (Abg. Wüft ruft: Ganz richtig !), wodurch Tausende von Arbeitern durch den Eisenbahnbau wenigstens vorübergehend Arbeit und Brod finden wurden. Ebenso war es bei der Buschtìhrader Bahn, welche von Prag gegen Eger geht. Man hat vor der Grenze von Saaz Halt gemacht und die Schienen und Schwellen, welche bereits dort lagen, ausgeladen und weggeführt. Es ist nun Pflicht der Regierung auf jene Gesellschaftsbahnen einzuwirken, daß sie dem Kontrakte und ihrer Verpflichtung nachkommen, von diesen reichen Gesellschaften zu fordern, daß sie gerade in diesem Momente der Not hier, eingreifen und dort die Zweigeleisigkeit einer so rentablen Bahn durchzuführen, deren Dividende darunter gewiß um nichts schmäler würde und die von den großen und fetten Dividenden (Rufe: 37%) der Öffentlichkeit wenig zur Berfügung gestellt hat.

Wir haben auch ein Projekt der Flußregulierung ausgearbeitet und speciell in dem Bezirke Saaz, Kaaden, herunter gegen Postelberg und Laun. Dort wäre Arbeit genug und es kann ja ganz gleichgiltig sein, ob sie in diesem Jahre oder vielleicht erst in 3 bis 4 Jahren gemacht wird. Es hätte der Staat und das Volk ein Interesse, daß man den jetzigen Zeitpunkt hiezu benützt, solche Meliorationen und Flußregulierungen in diesen Bezirken, die vom Unglücke so heimgesucht sind, im gegenwärtigen Momente zur Ausführung bringe.

Meine Herren! Man wird sagen, man ist nicht Vorbereitet auf die Mißernte gewesen. Wenn man den ernstlichen Willen gehabt hatte, so hätte man das Projekt bei dem Borhandensein einer Unzahl von Ingenieuren in wenigen Wochen verwirklichen können und man hätte bereits heute an die Arbeit gehen können. Meine Herren! Wir sehen aber nicht, daß man auch nur den Willen hat, etwas zu tun, um dieser Not auch nur teilweise abzuhelfen. Es ist ja die Pflicht des Staates und des Landes, daß wir solchen Kalamitäten, Solchen Notstandsjahren in Zukunft etwas mehr vorbereitet gegenüber stehen.

Es schaut die Sache wohl kurios aus, wenn man sagt, man solle vorbereitet sein.

Es ist aber richtig, ja gewiß, und ich will es auch beweisen. Gerade, wenn wir auf die gestrige Haussitzung zurückgehen, wo uns in so treffender Weise geschildert wurde, wie das Unglück in Südböhmen, wie dort Hagelschlag, Wolkenbruch und Überschwemmungen gewirkt haben und das auch in den nördlichen, öftlichen und westlichen Teilen von Böhmen einzelne Falle vorgekommen sind, daß die Elementarereignisse förmlich zu einer Katastrophe für ganze Landstrecken geworden sind, wird man mir zustimmen, wenn ich behaupte, meine Herren, daß auch hierin wir weder die Regierung noch das Land schuldlos sprechen können. Wir müssen vielmehr sagen: Sie trifft gewiß ein großer Teil der Schuld, da sie nicht schon längst eine obligatorische Hagelversicherung eine Reichsversicherung geschaffen hat. (Rufe: So ist es!). Es ist notorisch erwiesen, daß in gewissen Bezirken, so zum Beispiel am Fuße des Erzgebirges alljährlich Hagelschlag eintritt. Auch in Sudböhmen haben wir wiederholt die Wahrnehmung gemacht, daß solche Ereignisse fast regelmäßig eintreten.

Sie wissen daß solche Gegenden von den Assekuranzgesellschasten gemieden werden wie das Feuer. Man schreibt den Leuten eine ungeheuere Prämie vor, man bedingt Sich, daß man sie nicht ausnimmt, wenn nicht auch gegen Leben und Feuer versichert wird u. s. w.

Meine Herren! Hier wäre ganz gut ein Ausgleich zu treffen. Wie kommen diese unglücklichen Bewohner dazu, daß sie eine so ungeheure Prämie an die Hagelversicherungen zahlen Sollen, wogegen in andern Landstrichen Seit Menschengedenken kein Hagelschlag zu konstatieren ist.

Es würde sich die Last auf die Allgemeinheit verteilen, so daß es der einzelne Schwer Getrossene nicht so fühlen brauchte.

In dieser Beziehung, meine Herren, wäre auch der Notstand in der Richtung zu konstatieren, daß die Bereicherung fehlt. Es wäre diese heurige Aktion nicht so groß für die Regierung und das Land, wenn bereits eine staatliche Bersicherung gegen Hagel bestehen würde.

Es mag sein, daß die Hagelversicherungen nicht so rentabel sein mögen, als andere Assekuranzen, aber gerade deshalb ist es die Pflicht des Staates und Landes einzugreifen, um die Lasten zu verteilen auf die Allgemeinheit, damit die Betroffenen es nicht so fühlen.

Der Staat hätte es durch einen Fond, der dazu geschaffen sein muß, sehr leicht und würde nicht zu eigenen Hilfsaktionen schreiten müssen.

Er würde die Betroffenen auch in koulauterer Form entschädigen können als von den Assekuranzgesellschasten dies geschieht. Ich hätte hier Gelegenheit zu sagen, in welcher Weise diese Assekuranzgesellschasten die armen Bauern entschädigen, daß man da den Bauer auf den Prozeß verweist, daß man ihn auf eine schändliche Weise entschädigen will. Und so ist es daher Pflicht des Staates einzugreifen und diesen Gesellschaften das unsaubere Handwerk zu legen. (Rufe: Sehr richtig!)

speziell in unserem Lande und in dem

Bezirke, den ich die Ehre habe zu Vertreten, ist noch ein anderer Faktor maßgebend gewesen.

Es war einerseits die Dürre, gegen die wir uns nicht schützen können und ich mache deshalb weder dem Lande noch dem Staate einen Borwurf. Aber ein Anderes ist es, das gleichzeitig mit der Dürre auftrat, daß nämlich tierische und Pflanzenparasiten ausgetreten sind, die jede Lebensader der Pflanze unterbunden haben.

Es ist, meine Herren, beschämend, wenn man Staatsbürger in diesem Staat sein muß; denn wenn wir wissen wollen, was gegen diesen oder jenen Parasiten anzuwenden ist, müssen wir uns nach Deutschland wenden (Rufe: Hört!) um dort zu erfahren, daß den Hopfenpflanzen die Blattlaus oder die Rußpilze schadet. (Hört!)

Ich bedauere, daß man bei uns die Wissenschaft nicht in den Dienft der Landwirtschaft gestellt hat, daß man so zu sagen, wenn etwas passiert, wie der Dchse vor der neuen Ture steht.

Wenn eine Katastrophe eintritt, dann sucht man erst im Lexikon und im Robert Mayer herum, ob die Hopfentvanze oder Aphisfliege ein Schädling oder Nutzung ist. (Ruse: Hört!)

Und wenn von einer Peronospera Art die Rede ist, so stehen unsere Schulen und Hochschulen vor einem ungelösten Rätsel, sie haben noch nicht einmal den Namen gehört.

Der Hopfenverein Saaz hat sich's nicht verdrießen lassen und hat zu StudienZwecken und zur Bekämpfung der Aphisfliege und der Blattlaus deutsche und èechische Forscher nach München und nach England entsendet und wir haben da gesehen, daß man uns dort schon sehr weit voraus ist, und daß die Aphisfliege dort für den Hopfenbauer keine Gefahr mehr ist und daß man dort bereits So weit vorgeschritten ist, daß man diesen Schädling wirksam entgegentritt und nicht so zuschaut, wie bei uns, und Millionen von Werten zugrunde gehen läßt.

Der einzelne Bauer kann nicht nach England gehen, um solche Studien zu machen, wie man die Hopfenblattlaus oder die Peronospera bekämpft. Es ist Sache der Wissenschast und der Staat hat die Verpflichtung einzugreifen und die Landwirte zu unterstützen. Er hat die Pflicht, Leute der Wissenschaft zu entsenden. Wenn er selbst nicht denken will, soll er wenigstens schauen, wie es andere Leute machen und er darf nicht die Landwirte allen Elementen und Unbilden einfach aussetzen.

Ich sage, es ist dies gewissenlos gegenüber dem Stande, der die Basis des Staates bildet. Man wird uns doch nicht zumuten wollen, daß Oesterreich ein Staat ist, der von Sozialdemokraten und Börsianern erhalten wird, (Abg. Wüst ruft: Von den Juden!), fondern wer ist die Armee, die geblutet hat für das Reich! Es waren die Söhne der Bauern. Und Sollte der Bauernstand nicht mehr dessen wert sein, als daß man sich durch Jahrzehnte nur um die herrschenden Stände gekümmert hat, wogegen man den Bauernstand, die Grundfeste des Staates, so weit kommen ließ, daß man ihm überhaupt fast nicht helfen kann, wenn man auch will. (Lebhafter Beifall. )

Wir haben in Deutschland gesehen, daß dort vielfach Versuchsstationen bestehen zum Schutze der Kulturpflanzen und daß man dort sehr weit gekommen ist. Wir haben alljährlich sowohl im Landeskulturrate als auch im Landtage und Reichsrate derartige Anforderungen gestellt.

Aber man hat es einfach für überflüssig befunden, wie man es immer für überflüssig halt, wenn der Bauernstand eine Forderung stellt. Und ich sage es offen, gerade dieses Land, welches eigentlich den ganzen Staat erhält mit seiner Steuerkraft, daß es gerade dieses Land ist, das stets so wenig Berücksichtigung findet.

Wenn wir die Millionen von Steuern, die wir nach Wien hinschicken, betrachten, so müssen wir sagen, ist denn das nicht selbstverständlich, daß dieses Land, das so ergiebig ist, das diese Steuern so pünktlich zahlt, nicht etwa wie die Polen, die 5 Jahre die Steuern schuldig bleiben und dann noch erst ganz abschreiten lassen, daß dieses Land ein Recht hat, einen Teil zurückzuverlangen und daß dieses besonders für produktive Arbeit angelegt werden Solle.

Wir vermissen das alles, wir sehen nicht, daß wir auch eine Berücksichtigung finden, alle unsere Forderungen sind bis heute großenteils unerfüllt geblieben.

Es muß endlich einmal anders werden wenn es nicht dahin kommen soll, wo es bereits den Anschein hat, daß es kommen muß, zu einer Proletarisierung der Basis der menschlichen Gesellschaft und die einzelnen, die wenigen Kapitalisten, die werden einen solchen Vorfall nicht mehr aufhalten können, wenn wir nicht jenen Grundpfeiler, die Bauernschaft, stützen, der einzufallen droht.

Meine Herren! Wenn das geschieht, dann ist es überhaupt geschehen um uns; es ist bedauerlich, wenn gerade in diesem Lande und in diesem Staate Hunderttausende von Leuten auswandern müssen. Gestern hat diesbezüglich der Herr Abgeordnete des Taborer und Blatauer Bezirkes Angaben gemacht. Es ist beschämend, wenn man den Bauernstand in Böhmen auswandern lassen muß über den Ozean hinüber, damit er nicht verhungert. (Rufe: Sehr gut!)

Wir sehen ja, daß mit Elementargewalt die Verschuldung des Bauernstandes überhand nimmt und daß solche Brosamenpolitik uns nicht mehr helfen kann.

Wir haben bereits zu lange gewartet, und der Patriotismus war es, daß wir an der Scholle gehangen sind und die Scholle nicht verlassen haben. Wir haben bei jeder Gelegenheit an der ererbten Scholle gehangen, haben gute und schlechte Zeiten überwunden und wenn es gegolten hat, haben wir die Ehre, Staat und Vaterland verteidigt.

Jetzt sollen wir, meine Herren, jenes Land, das wir Jahrhunderte lang verteidigt haben, das wir erhalten haben, das wir in einen Garten umgewandelt haben, verlassen, um jenseits des Ozeans neue Arbeit und eine neue Heimat zu suchen.

Meine Herren! Das kann man von uns nicht verlangen, darum ist es Pflicht, und zwar die Pflicht eines jeden Patrioten, daß er der Erhaltung des Bauernstandes sein Augenmerk zuwendet, und es wäre ein Verbrechen und ein Verhängnis für diesen Staat, wenn in dieser Beziehung die gesetzgebenden Körperschaften, sowohl der Reichs- als auch der Landtag, nicht ihre Pflicht erfüllen würden.

Ein deutscher Dichter hat speziell die Not des Armen gekennzeichnet, indem er in dem Gedichte "Frau Hütt" sagt: "Verflucht derjenige, der den Jammer des Armen verhöhnt" und ich glaube, es wird doch unter uns ganz unberücksicht bleiben, ob dir Verunglückte ein Deutscher oder Èeche ist, wenn er verunglückt ist, werden wir nicht erst darnach fragen, um ihn aus den Fluten herauszuziehen, ob er ein Freisinniger oder Konservativer ist, menschliche Pflicht und Aufgabe wird es fein, den richtigen Moment zu ergreifen, um den Menschen zu retten.

Und ich stelle diesen Antrag, damit es auch in dieser Beziehung zu einein Solchen einmütigen Beschlusse komme, damit nicht vielleicht Zeit vertrödelt werde, bis der Mensch ertrunken ist, bis der Bauernstand untergegangen, unrettbar verloren und dem Untergange geweiht ist.

Schnelle Hilfe ist nötig und wir verlangen, daß jenem Stande Hilfe zu Teil werde, damit er uns in Zukunft erhalten werden kann.

Ich schließt mich den Anschauungen, die in dem Antrage des Abg. Herrn Dr. Schalk niedergelegt sind, an. (Lebhafter Beifall. Rufe: Heil Zuleger!)

Oberstlandmarschall: Zum Worte gelangt der Herr Abg. Josef Hofmann

Abgeordneter Josef Hofmann: Ich will nur einige wenige kurze Worte Sprechen:

In diesem Sommer ist die von mir vertretene Gemeinde Joachimsthal von einer Windhofe heimgesucht worden und hat einen großen Schaden erlitten.

Diesbezüglich ist eine Petition von der Gemeinde eingebracht worden, sowie ein Antrag von mir überreicht worden, auf deren Detail ich mich nicht einlasse. Ich würde das Wort nicht ergriffen haben, wenn ich es nicht notwendig finden würde, den Antrag des Abgeordneten Herrn Dr. Schalk zu begründen, weites, vorausgesetzt, daß eine Nachgiebigkeit gegenüber allen diesen Anträgen, die anläßlich des Notstandes eingebracht würden, nicht stattfinden könnte, wenn nicht außerordentliche Hilfe mit außerordentlichen Mitteln bewilligt werden wird. (Beifall. Rufe: Heil!)

Oberstlandmarschall: Zum Worte gelangt der Herr Abgeordnete Dr. Damm.

Abgeordneter Dr. Damm: Hoher Landtag! Nach den ausgezeichneten und glänzenden Ausführungen Sämtlicher Herren Vorredner, welche mir wenig zu tun übrig gelassen haben, will ich ihre kostbare Zeit nur kurz in Anspruch nehmen und einige kleine Bemerkungen zu dem Antrage des Herrn Abgeordneten Dr. Schalk hinzufügen.

Es ist erwähnt worden, daß der österreichische und speciell der böhmische Hopfenbau sich als ein wertvolles Blatt in der Geschichte der Statistik und der Agrarergebnisse bildet, darbietet.

Leider ist aber heuer ein wichtiges Produktionsgebiet, das sonst so gesegnete Saazer Produktionsgebiet von einer fast totalen Mißernte getroffen worden.

Anhaltende Dürre, dann heiße sengende Winde, kalte Nächte begünstigten das Auftreten der Aphisfliege, der massenhaft erscheinenden Hopfenblattlaus und Hopfenwanze.

Alle diese Umstände haben es mit sich gebracht, daß anstatt lachender Fluren und blühender Gefilde blätter- und blütenlose Reben und Ranken und an Stelle herrlicher, waldartiger Hopfengärten, nur ein Meer von Stangengespensterhaft dem prüfenden Auge entgegenstarrte. Land und Leute, die keinen Fleiß, die keine Mühe und keine Arbeit sonst scheuten, sind um eine Hoffnung ärmen, gleichzeitig auch um den Trost gebracht worden, die Investitionsanlagen, die hohen Kulturkosten und den für die Existenz eines Jahres notwendigen Unterhalt aus der Ernte zu gewinnen.

Der Schade, der im Saazer Lande entstanden ist, ist von staatlichen Organen, die das Gebiet bereist und inspiziert haben aus za. 8 Millionen Kronen berechnet worden. Ich glaube aber, daß diese Summe bedeutend zu gering ist Nehmen Sie nur an, die heurige Ernte betrage 25. 000 Zollztr., das sind gerade um 75 000 Zollztr. weniger als im vorigen Jahre und wenn mir auch noch die Ernte des Jahres 1901 in Betracht ziehen, um 175 000 Zollztr. weniger.

Nehmen Sie nun das vorige Jahr, das uns eine halbe Ernte brachte, so ist der heurige Ausfall mit 75. 000 Zollztr. zu verzeichnen. Dieser Ausfall unter zugrundelegung eines Preises von 200 K pro 50 Kilo, ein Preis, der mit Rücksicht aus die heurigen Preisverhältnisse mit 400 K per Zollztr. Gewiß gering genannt werden kann, ergibt einen Mindestausfall von 15 Millionen Kronen.

Es liegt auf der Hand, daß der Staat und das Land diesen Aussall, diese entstandenen Schäden, diesen sogenannten "damnum emergens" juristisch ausgedrückt, nicht ganz und voll tragen können, denn sie kennen ja das Budget des Staates und des Landes.

Staat und Land sind gewiß nicht dritte juridische Personen, die mit Krösusartigem Vermögen ausgestattet sind haben ihr, Bedürfnis zu decken durch die Steuerleistungen der Staatsbürger. Wohl aber liegt in der Staatsidee jenes Princip der Gegen- und Wechselseitigkeit, jenes Princip des gemeinsamen Einstehens in der Gefahr und Not, jenes Princip, welches ich so gerne mit den Worten ausdrücken würde: "Einer für Alle und alle für Einen", welches uns die Berechtigung verleiht, für Produzenten, die unverschuldet in eine solche Notlage gekommen sind, daß sie aus eigener Kraft nicht mehr Sich heraushelfen können, und dem wirtschaftlichem Siechtum in längerer oder kürzerer Zeit verfallen und endlich dem totalen Ruin Zugeführt werden müssen, die ausgiebigste, rascheste und Schnellste Hilfe zu fordern. Soll der Staat, und das muß er fein, denn darin liegt seine moralische Berechtigung, die höchste, vollkommenste Vereinigung sämtlicher Staatsbürger zur Erreichung der höchsten sittlichen, kulturellen, und Wohlfahrtszweike sein, dann obliegt ihm auch die Pflicht, einzugreifen, wenn Existenzen unverschuldetem Ruine zugeführt werden, wenn Familien, die bisher ihre ganze Kraft der Bebauung der Muttererde gewidmet haben rat- und tatlos dastehen und keine Rettung und Hilfe wissen.

Es ist auch allen bekannt und auch hier bereits erwähnt worden, daß Von feiten des Staates und des Reiches für die Schäden in Böhmen 6 Millionen Kronen bewilligt worden sind. Ich glaube aber, daß dieser Betrag doch zu gering sein dürfte und schließe mich daher dem Punkte 2 des Antrages Schalk und Genossen, der eine Erhöhung beansprucht, an. Was nun das Land anbelangt, so obliegt auch dem Lande als wirtschaftlichem Selbstverwaltungskörper die Pflicht, für die Wohlfahrt feiner engeren Landesgenossen einzutreten, und daher für die Linderung des Notstandes zu sorgen.

Hoher Landtag! Meine sehr verehrten Herren 1 Treten Sie hiemit für eine Produktion ein, ich bitte Sie, auf die beinahe schon ein Jahrtausend herabsieht und die stets nur zum Ruhme und zur Ehre dieses Königreiches gewirkt hat. Treten Sie für eine Produktion ein, die die höchste Grundsteuer bis jetzt bezahlt hat, die infolge des Zuschlagssystems auch die höchsten Landesumlagen geleistet. Treten Sie ein für die Steuerkraft dieser Produktion, Sie wahren damit selbst die Duelle, aus der sie die Bedürfnisse des Landes schöpfen können und müssen. Es sind im Laufe der Debatte mannigfache Vorschläge genannt worden, wie die Notstandsaktion seitens des Landes eingeleitet werden Soll. Ich will mich nicht damit weiter befassen. Dies wird Sache der Budgetkommission, beziehungsweise eines ad hoc zu wählenden Notstandausschusses fein. Es könnte vielleicht doch die Idee erörtert werden, ob es nicht möglich wäre, durch eine gewisse Zinsengarantie für Darlehen, die von Seiten der im Notstande befindlichen Gemeinden und Bezirke aufgenommen werden und durch Gewährung unverzinslicher Darlehen, dem Notstand entgegen zu treten, und auf die Landeshypothekenanstalt und die Landesbank hinzuwirken, daß sie Vielleicht für die Notleidende Darlehen zu billigerem Zinsfuße und unter günstigen Rückzahlungsmodalitäten gewähren. Ich fordere den hohen Landtag noch einmal aus, einzutreten für die schwer geschädigten Hopfenproduktion und bitte Sie inständigst darum, damit das Band der unendlichen Vom Herzen zu Herzen gehenden Liebe alle Bewohner dieses Landes umfaße und daß es wieder möglich werde, daß blühende Gefilde, lachende Fluren unser schönes Heimatland bedecken und wir Alle getrosten Mutes in die Zukunft blicken können. Ich werde also vollkommen und für sämtliche Punkte des Antrages Schalk und Genossen eintreten. (Lebhafter Beifall !)

Oberstlandmarschall: Zum Worte gelangt nunmehr der Herr Abgeordnete Heinzl.

Abg. Heinzl: Hoher Landtag! Es gereicht mir zur hohen Ehre als deutscher Landwirt hier in diesem Landtage über mißliche Verhältnisse des deutschen Bauernstandes zu Sprechen. Auf Grund des eingebrachten Notstandsantrages von der alldeutschen Vereint-


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