Sobota 26. èervence 1902

auch mit aller Gerechtigkeit diese Angelegenheit zu entscheiden, und ich richte heute meine Stimme an den Landesausschuß, um ihm nahezulegen, wie groß die Verantwortung ist, wenn die Entscheidung des Landesausschusses wieder gegen die Errichtung der öffentlichen Schule, der deutschen Bürgerschule in Trebnitz, beziehungsweise gegen die Übernahme dieser deutschen Bürgerschule in die öffentliche Verwaltung ausfallen sollte.

Es liegt wohl nahe zu fragen: Ja, hat der deutsche Ortsschulrat in Trebnitz nicht die Interessen dieser Schule gewahrt?

Da müssen wir hervorheben, daß es eigentlich keinen deutschen Ortsschulrat in Trebnitz gibt.

Nach § 7 des Schulaufsichtsgesetzes, haben die Orte, welche keinen eigenen Schulbezirk bilden, in denen sowohl Deutsche als Cechen sich befinden, ohne daß eine grenzliche Abgrenzung des Schulsprengels möglich wäre, sowohl für die deutschen als für die èechischen Schulen eigene Ortsschulräte zu bestellen und es haben die Ortsschulräte wie auch die Ortsschulinspektoren den Angehörigen jener Nationalität entnommen zu werden, für welche die Schule, die dieser Ortsschulrat vertritt, bestimmt ist.

Nun, meine Herren, das bloße Wort "der deutsche Ortsschulrat" entspricht nicht der Bestimmung des Gesetzes. Es heißt ausdrücklich, die Mitglieder des Ortsschulrates müssen der deutschen Nationalität entnommen werden, und hat sich ein Kamps entsponnen, zwischen dem sogenannten deutschen Ortsschulrate in Trebnitz und dem Bezirksschulrat, weil die Mitglieder des deutschen Ortsschulratesr sich wohl Deutsche nannten, aber durch ihe ganze Lebensweise, durch ihre Haltung und ihr Austreten sich als Angehörige der èechischen Nationalität darstellten.

Als es sich um die Parallelisierung der 3. Klasse der deutschen Volksschule in Trebnitz handelte, wurden so große und soviele berechtigte Beschwerden gegen die Mitglieder des "deutschen" Volksschulrates, der sich gegen die Einrichtung einer Parallelklasse ausgesprochen hatte, geltend gemacht, daß der Bezirksschulrat in Leitmeritz sich veranlaßt sehen mußte, Mitglieder des deutschen Ortsschulrates auf Grund sehr genauer Erhebungen ihres Amtes zu entheben.

Dieselben haben einen Rekurs überreicht, und dieser Rekurs wurde Beranlassung, daß der Herr Abgeordnete für Raudnitz eine außerordentlich scharfe Interpellation gegen den Bezirksschulinspektor von Leitmeritz eingebracht hat.

Diese Interpellation entbehrt jeder Begründung.

Das, was der Bezirksschulinspektor von Leitmeritz getan hat, hat er nicht nur kraft seines Amtes, sondern kraft eines Auftrages von der Oberschulbehörde getan und die Einvernehmungsfragen, die er gestellt hat, waren keinesfalls inquisitorischer Natur, sondern diese Fragen, die in konzilianter Weise gestellt wurden, die auch selbst hier keinen Konflikt während der Einvernahme bei den Mitgliedern des sogenannten deutschen Ortsschulrates hervorgerufen haben, gaben Veranlassung zu jener Interpellation, die in gar keiner Weise begründet ist.

Denn es ist zur Evidenz nachgewiesen, daß die Mitglieder des sogenannten deutschen Ortsschulrates in Trebnitz nicht der deutschen Nationalität angehören. Die bloße Erklärung, Äußerung, entscheidet niemals, sondern das ganze Verhalten im bürgerlichen Leben entscheidet. Dieses ist aber ein Solches, daß die Mitglieder des Sogenannten "deutschen" Ortsschulrates in Trebnitz als der èechischen Nationalität angehörig bezeichnet werden müssen.

Das ist, meine Herren, kein Kampf, der feit heute entbrannt ist, das ist ein Kampf, der seit mehr als 15 Jahren geführt wurde, und ein solcher Ortsschulrat, der aus Angehörigen der èechischen Nationalität besteht, in einer Stadt, wo die nationalen Gegensätze so scharf aneinander gestoßen sind und sich geltend gemacht haben, der kann nicht als Vertretung der deutschen Schule bezeichnet werden.

Ich wiederhole es, ich will nur Gerechtigkeit haben. Man soll sich nicht an kleinliche Formalitäten halten, man soll den Deutschen nicht in solcher Weise entgegentreten.

Das kulturelle Bedürfnis ist maßgebend, das kulturelle Bedürfnis ist für eine Bevölkerung, die 21 Schulklassen in die Bürgerschule senden will, wohl gerechtsertigt und es ist dargetan.

Man kann den deutschen Schulen denn doch nicht diese bedeutenden Auslagen von Jahr zu Jahr, die viele Taufend Kronen betragen, noch länger aufhalsen. Es ist nur der Ruf nach Gerechtigkeit, der hier erhoben wird.

Wenn der Bezirksschulrat von Leitmeritz sich für die Errichtung einer öffentlichen Volksschule ausgesprochen, für die Übernahme in die öffentliche Verwaltung sein Wort erhoben hat, dann, meine Herren, sollte man glauben und ich zweifle nicht, daß der Landesschulrat seinen pflichtgemäßen Aufgaben gerecht wird - daß der Landesausschuß nunmehr das entscheidende Wort Zu sprechen hat, und ich wiederhole, meine Herren, diese Angelegenheit ist nicht bloß eine Angelegenheit rein lokaler Natur, sie ist nicht aus die kleine Stadt Trebnitz beschränkt, sie ist eine Kulturangelegenheit für die weitesten deutschen Kreise in ganz Deutschböhmen und ich fordere dringendst, daß dieser Angelegenheit gegenüber jener Objektivität beobachtet wird, welche notwendig ist.

Ich verlange hier kein Wohlwollen, ich verlange nur eine objektive, gerechte Behandlung dieser Angelegenheit.

Meine Herren! ES haben sich die nationalen Verhältnisse in Trebnitz gebessert. ES ist hier nicht der Ort nachzuweisen, was die Ursachen sind und ob diese Angelegenheit sich nicht auf den Wegfall einer großen nationalen Agitation eines Einzelnen bezieht, aber Tatsache ist, daß die nationalen Verhältnisse in Trebnitz sich ganz entschieden gebessert haben.

Wenn nun wieder die Gelegenheit vorhanden sein sollte, die Deutschen in einer kulturellen Angelegenheit, zu erbittern, um ihnen ungerechterweise wieder Auflagen auf die Dauer aufzuhalsen, die der èechischen Bevölkerung gegenüber nicht gefordert werden, dann, meine Herren, würde große Aufregung und Erbitterung eintreten, die in ihren Folgen höchst nachteilig sein könnte, und jetzt, da wir in einem Zustande leben, wo die nationalen Gegensätze vielleicht hie und da milder werden, wo die wirtschaftlichen Verhältnisse uns näher gebracht haben, wo ruhigere Einsicht Platz greift, da soll alles vermieden werden, was nationale Erregung auf der einen ober der anderen Seite hervorrufen könnte.

Meine Herren! Es hat der Herr Abg. Wüst jene Angelegenheit erwähnt, die morgen in Lobositz sich abspielen soll, wo ein Fest von beiden Nationalitäten auf jeder Seite veranstaltet wird.

Man sollte meinen, daß in erster Reihe auch die Bevölkerung der einen oder der anderen Nationalität eine ruhige Haltung mit richtigem Taktgefühle einehmen sollte.

Uns Deutschen würde es nicht einfallen, daß z. B. der deutsche Turnverein in Leitmeritz mit den deutschen Turnvereinen der Umgebung sich nach Raudnitz, Libochowitz oder Welwarn begeben sollte, ober dort ein deutsches Turnfest zu feiern.

Wir haben einerseits gar nicht das Bedürfnis dazu, in èechische Städte zu gehen, andererseits würde es uns wohl übel bekommen und man würde es geradezu als eine unerhörte Provokation ansehen, wenn deutsche Turner mit schwarz-rot-goldenen Bändern und schwarz-rot-goldenen Fahnen èechische Städte besuchen würben. Wie es uns in einem solchen Falle gehen würbe, will ich gar nicht weiter berühren. Ein freudiger Empfang aber würbe uns gewiß nicht zu Teil werden.

Ich meine, baß die èechischen Sokolvereine uns Nah und Fern von Lobositz es sich hätten überlegen können, gerade in jetziger Zeit ein Fest in Lobositz zu veranstalten, denn bort, wo die Sokolen erscheinen in ihrer auffallenden Nationaltracht, ist es natürlich, daß ihr korporatives Austreten Erregung erzeugt und als Provokation betrachtet werden muß.

Warum Reibeflächen nicht vermindern, warum solche Angelegenheiten erst inszenieren! Das erste ist, wir wollen ein Untereinander-, ein ruhiges Nebeneinandergehen, eine Verständigung anbahnen. Das ist zuerst auch Sache der Bevölkerung, auf der einen ober der anderen Seite. Ich trete immer für diesen Grundsatz ein, den ich zum erstenmale in diesem hohen Hause im Jahre 1881 vertreten habe, man trenne uns, man gehe nebeneinander, und das Zusammengehen wird sich dann von selbst finden.

Meine Herren! Es hat aber auch die Regierung eine sehr große und ernste Aufgabe, nämlich alles das zu Verbieten, was die entschiedene Majorität der Bevölkerung - und Lobositz ist heute noch eine deutsche Stadt, die ich feit dem Jahre 1880 in diesem Landtage vertrete - alles zu vermeiden, was eine berechtigte Erbitterung der deutschen Bevölkerung hervorrufen könnte.

Denn bei Solchen Gelegenheiten soll alles vermieden werden, was geeignet ist, uns als eine Provokation zu erscheinen und eine Erbitterung hervorzurufen, weil selbst eine einzige lokale Erbitterung das, was durch lange Zeit angestrebt worden ist, sofort vernichten kann.

Darum wäre es richtig gewesen, wenn die èechischen Sokolvereine sich nicht vorgenommen hätten, gerade in etwas ostentativer Weise in Lobositz bei einem großen Feste zu erscheinen.

Sache der Regierung wird es nun sein, zu entscheiden, die Deutschen nicht zu erbittern, indem das èechische Fest bewilligt, das deutsche aber verboten wird. Das ruft begreiflicherweise eine große Erbitterung hervor.

Meine Herren von der anderen nationalen Seite, drehen Sie die Spitze um! Bersetzen Sie sich selbst in die Lage, in der wir uns heute in Lobositz befinden, und Sie werden meine Ausführungen als voll berechtigt und gar nicht widerstreitbar anerkennen müssen.

Es ist weit besser, meine Herren, wenn die Regierung in ernster und entschiedener Weife alles vermeidet, was ein Zusammengehen unmöglich macht - wenn schon die Bevölkerung selbst nicht den nötigen Takt und die nötige Ruhe hat - als wenn ein Teil der entschiedenen Mehrheit einer Bevölkerung durch eine Entscheidung der politischen Behörde angegriffen und verbittert wird, welche dem Gegenteile zustatten kommen soll, in Wirklichkeit aber gar nicht zustande kommen wird.

Meine Herren, ich hoffe, daß die Regierung die richtige Einsicht haben wird in letzter Stunde. Hiebei gehe ich von dem Grundsatze aus, daß die Betätigung der Nationalität jedem einzelnen Stande gestattet fein muß, aber in jenen Grenzen, welche einerseits durch das Gesetz vorgeschrieben sind, andererseits durch die Berhältnisse im öffentlichen Interesse und im Interesse beider Nationalitäten geboten erscheinen.

Ich anerkenne und bin auch bei meiner Budgetrede im Abgeordnetenhause heuer wieder in ernster und entschiedenster Weise dafür eingetreten, daß dem Lehrer die freie Betätigung feiner nationalen und politischen Gesinnung gewahrt bleiben müsse, das er wegen der Betätigung feiner Gesinnung weder in seiner Anstellung, noch in seiner Beförderung gehemmt werden darf. Er ist Staatsbürger, genießt alle Staatebürgerrechte und ihm gebührt auch das Recht, in die Bertretungskörper, den Reichsrat und Landtag, zu gelangen.

Das ist auch geschehen. Die Lehrer haben hier die große Aufgabe, aufgrund ihrer Sachkenntnis mit Ernst und Würde ihre Interessen zu vertreten.

Ich erkläre, baß die Worte des Herrn Abgeordneten Kollegen Müller, der als Lehrer für die Lehrerschaft eingetreten ist, auf mich und gewiß auch auf das ganze Haus einen sehr wohltuenben Einbruch gemacht haben und daß seine Ansprüche und Forberungen, die er im Interesse der Lehrer gestellt hat, vollkommen berechtigt sind.

Ich erhebe bei dieser Gelegenheit zum zweitenmale meine mahnende Stimme an die Regierung, die Stimme, die ich schon ertönen ließ bei meiner Rede, betreffend das Gesetz über den Bitraufschlag, daß die Regierung nicht zögern möge, dem vom Landtage dieses Kronlandes beschlossenen Gesetze, betreffend die Bierabgabe, der Sanktion zu empfehlen, weil sonst Berhältniffe geschaffen werden könnten, welche abgesehen von der materiellen Stellung der Lehrerschaft in allen Kreisen, welche die hohe Bedeutung der Lehrerschaft anerkennen, eine so große Berstimmung und Erbitterung herbeiführen müßten.

Wenn ich einerseits dem Lehrerstande die volle Betätigung seiner staatsbürgerlichen Rechte zuerkenne, so muß ich doch andererseits sagen, daß die Lehrer Die hohe ernste Aufgabe der Volksschulbildung haben und daß sie national und politisch frei und unabhängig sein sollen. Aber ich kann dem Lehrer eine Stellung als politischer Agitator nicht zuerkennen.

Bei dieser Gelegenheit gestatte ich mir eines hervorzuheben, und gestatten Sie, baß ich damit wieder auf Trebnitz zurückkomme. Dort ist die Stelle des Direktors der èechischen Bürgerschule erledigt. Die Stelle sollte nun nicht im Dienstwege, wie es vielleicht, ich sage nur vielleicht, beabsichtigt ist, besetzt werden, sondern im Wege eines ausgeschriebenen öffentlichen Konkurses.

Denn das ist meiner Ansicht nach der einzig richtige und korrekte Weg, um eine Solche Stelle richtig zu besetzen.

Es bringt immer eine Verstimmung hervor, wenn eine solche Stelle im Dienstwege besetzt wird, wenn sich auch manchmal Verhältnisse ergeben können, welche das als notwendig erscheinen lassen können.

Im vorliegenden Falle aber möchte ich sehr ernst eintreten für die Ausschreibung des Konkurses und nicht für die Besetzung im Dienstwege und zwar aus dem Grunde, damit nicht der Verdacht rege wird, daß nicht die großen und ernsten Ausgaben für die Schule, sondern das Wohlwollen für einen Lehrer oder Direktor, welcher nicht ganz frei von politischen und nationalen Agitation ist, maßgebend Sind. (Beifall. )

Man muß es doch dem Bezirksschulrate als der dazu von der Regierung eingesetzten k. k. Behörde, welche die ihr gestellten Aufgaben auch mit allem Ernst und mit voller Verantwortlichkeit durchführen wird, man muß es, sage ich, dieser Behörde überlassen, das Votum abzugeben.

Wenn es sich um die Uibernahme der deutschen Bürgerschule in Trebnitz in die öffentliche Verwaltung handelt, dann gibt es drei Wege, entweder die Bewilligung oder die Verweigerung, oder noch einen Ausweg, der ganz unglaublich erscheint, weil er geradezu ungeheuerlich ist, nämlich die Übertragung dieser Schule von Trebnitz in die nächste Nachbargemeinde, welche für die fachlichen Bedürfnisse aufkommt, das ist nach Jentschitz-Kostial.

Das, meine Herren, würde ein "Erfolgt sein, den die Deutschen nur als Hohn und Spott ansehen würden, wenn es dazu käme, daß eine Bürgerschule aus der Stadt in ein Dorf verlegt werden soll.

Das wäre ein Unikum, eine vollständige Neuheit, es wäre für die deutsche Bürgerschule in Trebnitz die Verweigerung der öffentlichen Verwaltung.

Das, meine Herren, würde eine Stimmung hervorrufen, die sehr bedauerlich und bedenklich wäre. Ich warne davor. Ich trete warm für diese Schule ein, trete dafür ein als Deutscher, als Mitglied des k. k. Bezirksschulrates, der die Schulverhältnisse in Trebnitz ganz genau kennt, und ich trete dafür ein als Freund der Schule, als Freund der kulturellen Entwicklung der einen sowie der anderen Nationalität!

Das, was ich vorgebracht habe, das ist kein Antrag - das Steht mir nicht zu aber es ist eine ernste petition of right, die ich an jene Faktoren richte, welchen die Entscheidung zusteht, eine Bitte um Recht, eine Bitte um deutsches Recht. (Lebhafter Beifall. )

Oberstlandmarschall: Es gelangt nunmehr zum Worte der Herr Abg. Bachmann.

Ich erteile ihm dasselbe.

Abg. Professor Dr. Bachmann: Hoher Landtag ! Es ist wohl bei der Lage der Dinge in Böhmen die ernste Pflicht eines jeden Besonnenen, dahin zu wirken, daß Hader und Streit wenigstens von geistigen, idealen Gebieten nach Möglichkeit ferngehalten werde. Hier gilt es nicht zu hemmen und zu Schädigen, Sondern zu fördern, hier kann es nicht Kämpfe geben, sondern nur regen und edlen Wettstreit.

Hoher Landtag! Es ist von der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Literatur und Kunst eine Petition an den Landtag gebracht worden, welche das Begehren ausspricht, daß die ihr bisher vom Lande gewährte Dotation um einen entsprechenderen Betrag erhöht werde.

Nach dem, was die Verhandlungen in dem Budgetausschusse ergeben haben, soll diese Erhöhung 6000 Kronen jährlich betragen. Es ist dieser Antrag des Herrn Dr. Schücker dem hohen Landesausschusse zur freundlichen Berücksichtigung zur Würdigung abgetreten worden.

Meine Herren! Wenn es sich darum handelt, Forderungen zur Befriedigung von Bedürfnissen auf idealem Gebiete zu befriedigen, so können nicht die gewöhnlichen Momente, welche bei der Verteilung solcher Subventionen in Betracht kommen, maßgebend sein, jene Momente, wie sie bei materiellen Fragen gelten.

Es kann Sich in erster Reihe nicht handeln um die Bevölkerungsziffer beider Stämme, um die Steuerleistung, um die Verteilung der Einwohnerschaft nach Stadt und Land, auch nicht etwa nach Beruf und Erwerb.

Die Fragen, die hier zu stellen sind, lauten:

Sind diese Völker materiell und numerisch stark genug, sind sie vor allem kulturell derart entwickelt, daß sie in dem allgemeinen Wettbewerbe der Kulturnationen einzutreten vermögen ?

Sind sie in der Lage, die Ergebnisse Streng wissenschaftlicher Forschung sich anzueignen und nutzbar zu machen und andererseits nach eigenem Zutun, nach eigenem Maßstab ihrer Kräfte, die idealen Schätze der gesammten Kulturwelt zu fördern?

Stellen wir diese Frage, so werden Wir sie für beide Völker rückhaltlos bejahen müssen, und wenn wir weiter fragen, in welcher Weise diese Forderungen erfüllt werden sollen, so sage ich, es haben hier zunächst naturgemäß beide Stämme selbst aufzukommen, weiter aber dag Reich und das Land entsprechend beizusteuern.

Wenn ich, meine Herren, so ideal und principiell den gleichen Anspruch aus gleichmäßige Berücksichtigung beider Volkgtämme, des èechischen und des deutschen, hier im Lande als ein Moment, das unbedingt feststeht, bezeichnen muß, so will ich nicht gewissen feststehenden Statistischen -Tatsachen irgendwie entgegentreten. Wo es sich um praktische Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse handelt, da werden ja gewiß Faktoren in Betracht kommen, die, meine Herren von der èechischen Seite, zu ihrer Gunsten sprechen.

Es wird Ihnen z. V. nach der größeren Anzahl von Studierenden naturgemäß die größere Anzahl von Lehranstalten, von Stipendien u. s. w. zugestanden werden mussen.

Ein gewisses Verhältnis zwischen der Leistung für ihre Institute, und ihre Zwecke, überhaupt, dann für unsere Anstalten und für unser Bedürfnis ist aber festzuhalten und da muß, ich doch sagen, daß, wenn wir Art.

VII., Titel 7 überblicken und die Posten genau vergleichen, welche für beide Völkerstämme eingestellt sind, uns die Verteilung feine entsprechende zu sein scheint.

In diesem Kapitel sind im Ganzen 114. 800 Kronen für das Jahr 1902 eingestellt, davon entfallen 71. 000 Kronen für rein èechische und nur 29. 200 Kronen für deutsche Zwecke und Institute.

14. 000 Kronen kommen Instituten zu Gute, welche noch als utraquistisch bezeichnet werden müssen.

Wenn Sie aber, meine Herren, die Verhältnisse kennen, wie ich sie kenne, wenn Sie bedenken, daß dies einerseits die kgl. böhmische Gesellschaft für Wissenschaften ist und andererseits die Kommission für naturwissenschaftliche Durchforschung von Böhmen, so werden Sie wissen, daß auch in dieser Richtung bei weitem der größte Teil dieser Beträge doch eigentlich èechischen Gelehrten zu Gute kommt.

Es stellt sich demnach das richtige Verhältnis aus rund 82. 000 Kronen für èechische und 32. 000 Kronen für deutsche Institute, das sind 71% zu 29%.

Sehen wir, meine Herren, weiter zu, beachten wir namentlich diejenigen Ansätze, die unter anderen Titeln gleichfalls für denselben Zweck eingestellt sind, so wird sich ergeben, daß sich dieses Verhältnis - ich meine da die Posten für das Landesarchiv, für Geschichte Böhmens, für das böhmische Museum und für Theater- und Kunstzwecke, daß sich jenes Verhältnis noch weiter zu Ungunsten der Deutschen verschiebt, so daß man mit ziemlicher Berechtigung behaupten darf, daß, wenn man auf alle diese Momente Rücksicht nimmt, uns kaum mehr als der 4. Teil dessen zukommt, was sie für sich in Anspruch nehmen.

Ich habe da noch nicht einmal beachtet, was für die Mittelschulen, die vom Lande unterstützt werden, eingestellt ist, das sind 58. 000 Kronen für èechische und 14. 000 Kronen für deutsche Mittelschulen eingestellt. Auch da ist wieder noch nicht der Vierte Teil, nämlich 7000 fl. gegen 29. 000 fl. für die Deutschen bestimmt.

Daraus, meine Herren, wird sichergeben, daß, wenn wir bitten, es möge die Petition der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft u. s. w. freundliche Berücksichtigung finden, daß dies in der feften Uiberzeugung geschieht, daß bei diesen Posten gerade die Gelegenheit geboten wird, um die große Ungleichheit, die in den Bewilligungen bei Titel 7 vorhanden ist, eingehendermaßen zu beseitigen.

Was, meine Herren, speziell diese Einstellung betreff dieser Gesellschaft betrifft, von der wir Sprechen, und vom Verhältnisse derselben zu der èechischen Kaiser Franz JosefsAkademie,, so stellt sich heraus, daß für letztere Akademie eingestellt Sind 56. 000 Kronen; überdies aber Stehen ihr treffliche - ich muß wohl sagen - außerordentlich geräumige und in einer Hinsicht großartige Räumlichkeiten im kgl. böhmischen Museum zur Verfügung, während die erwähnte deutsche Gesellschaft im ganzen nur 16. 000 Kronen erhalten soll; denn, wenn sie auch noch 4000 Kronen bekommt zur Mietung Von Räumlichkeiten, so sind sie kompensiert durch jene unentgeltliche Uiberlassungen von Räumlichkeiten für die Akademie innerhalb des kgl. böhmischen Museums.

Wenn ich, meine Herren, aus diese Tatsache und auf diese Ungleichheit hinweise, tue ich es nicht, um des weitern auch an Ziffern nachzuweisen, daß die neue Förderung der Deutschen hier eine durchaus berechtigte ist, und ich nicht glaube, daß sie, die èechischen,, Herren, bei dieser Post ihr numerisches Übergewicht benützen werden, um dieser Bitte ihr "Nein" entgegenzustellen.

Ich tue es deswegen, weil ich nachweisen will, wieso es möglich ist, daß wir auch dort vom Reiche weniger bekommen, als die Czechen für die Kaiser Franz-JosefAkademie, trotzdem damit einigermaßen ein Auskommen zu finden wußten.

Es soll eine Erklärung sein für Sie und uns Alle, aber auch eine Rechtfertigung, namentlich für meine hochverehrten deutschen Landsleute, und gewissermaßen für das gesamte deutsche Volk, daß wir so bescheiden sind.

Meine Herren! Die èechische Kaiser Franz-Josef-Akademie hat sich in ihren Einrichtungen, die ich an sich ja als zweckmäßig anerkenne, im Allgemeinen nach den Erfahrungen gerichtet, wie sie die gleichen Institute boten; in einer Hinsicht ist es ein Nationalinstitut, wie das altberühmte Institut de France, in anderer Beziehung hat man sich die freiere Organisation der deutschen Akamedien zum Muster genommen.

Es ist mir hier, meine Herren, prinzipiell durchaus fernliegend, irgendwie zur wissenschaftlichen Stellung der in der Akademie fitzenden Persönlichkeiten Stellung zu nehmen. Nur vergleichsweise will ich hervorheben, daß, was die Bedeutung der Akademie in wissenschaftlicher Beziehung einerseits und der deutschen Gesellschaft andererseits betrifft, in dieser Beziehung etwa ein Vorzug jener vor dieser nicht wohl zugegeben werden kann.

Wir sind also auch nicht in der Lage, weil wir der Akademie einen Vorzug zuzugestehen, daraufhin eine größere Dotation zu basieren.

Wenn ich in der Angelegenheit der Dotation über das Verhältnis der beiden Akademien weitere Ausführungen mir gestatte, so geschieht dies mit Rücksicht auf die verschiedenartige Organisation der Akademie einerseits und der Gesellschaft andererseits; sie vor allem macht die Verschiedenheit in den Ansprüchen erklärlich.

Die èechische Kaiser Franz Josef-Akademie, ebenso wie die anderen Akademien pflegen die Wissenschaft als solche, als Errungenschaft von höchstem Werte an sich, sie pflegen sie theoretisch und praktische Zwecke treten bei ihr erst in zweiter Reihe.

Die Haupttätigkeit liegt also in den Versammlungen, in den akademischen Vorträgen, die da gehalten werden, in den Vorlesungen und in den Publikationen derselben, namentlich in der Publikationsreihe, in welcher namentlich von den Mitgliedern selbst ihre Forschungen der weitren Öffentlichkeit kundgetan werden.

Auf diese Weise sind die verschiedenen Publikationen der Deutschen und Fremdländer entstanden. Daher Stammen die Akte und Kommentarii, daher kommen die Sitzungsberichte, Mitteilungen, Denkschriften, Nachrichten, Anzeigen, der Almanach der Wiener Universität, die Compies rendus und Bulletins der Französen und Belgier, die Albi und Kommentaria der Italiener; hieher zählen die Publikationen der russischen Akademien, die in deutscher, lateinischer und französischer Sprache erscheinen und eine Zeitschrift veröffentlicht die Petersburger Akademie auch in russischer Sprache; - die Russen hüten sich eben sehr, den Ast des Kulturbaumes, auf dem sie sitzen, abzuschneiden. Dazu gehören auch die Publikationen der èechischen Kaiser Franz JosefsAkademie.

Ich habe, meine Herren, durchaus nicht gemeint, aus dieser Einrichtung, die, wie Sie sehen, eigentlich jene ziemlich aller Akademien sind, einen Einwand zu erheben. Ich will aber bemerken, daß diese Sitzungen und Sitzungsgelder und Publikationen, diese Reihe von Zeitschriften u. s. w., daß die ganze Organisation, die Besoldung der Sekretäre, der Beamtenschaft, der Dienerschaft, ein bedeutendes Geld kosten und damit in sehr bedeutendem Maße die Mittel der Akademien in Anspruch genommen werden.

Ich bin deswegen aber weit entsernt, irgendwie etwa eine tadelnde Bemerkung dazu weiter zu machen, ich möchte vielmehr hinzufügen, daß, wie allmälich die anderen Akademien immer mehr daran gegangen sind, auch praktischen Momenten ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, dies auch vom Ansang die èechische Kaiser Franz Josefs-Akademie getan hat.

Wie steht es nun, meine Herren, mit unserer deutschen Gesellschaft und warum sind wir in der Lage, mit viel weniger Geld auszukommen und doch auch Bedeutendes zu schaffen?

Das kommt daher, meine Herren, weil uns 1. die Oberleitung gar nichts kostet, sie wird umsonst besorgt, 2. auch die Mitglieder beziehen gar nichts, 3. auch die Arbeitender Mitglieder werden nicht von der Gesellschaft publiziert, nur ganz ausnahmsweise geschieht es, wo mit der Gewährung einer Subvention an ein Mitglied überhaupt das Zustandekommen eines großen wissenschaftlichen Werkes oder Unternehmens verknüpft ist, daß da ein bestimmter Betrag zur Versügung gestellt wird.

Es ist ja bekannt, daß trotz der Gehaltsregulierung auch die Universitätsprofessoren nicht in der Lage sind, wenn sie nicht eigenes Vermögen haben, bedeutende Beträge zur Anschaffung kostspieliger Apparate zu verwenden oder mit großen Kosten weite wissenschaftliche Reisen zu unternehmen.

Die Verwaltung ist ferner höchst einfach eingerichtet.

Wir haben keine Beamtenschaft, nur einen Sekretär, einen Schreiber, einen Diener und außerdem wird auch sonst noch die strengste Oekonomie beachtet. Daher kommt es, daß wir alles, was uns ans unseren Fonden, aus vorübergehenden. Widmungen und Spenden, dann von Seite des Staates und Landes zufließt, für wissenschaftliche und künstlerische Zwecke zu verwenden in der Lage sind.

Wir verwenden es vor allem anderen aus Stipendien, um unsere heranwachsende Jugend zu fördern, sowohl diejenigen, die sich rein wissenschaftlich betätigen, als auch den Jüngern der Kunst oder die sich auf schöngeistigem Gebiete betätigen, wir geben Subventionen und Reiseunterstützungen, wir verleihen Prämien für gelungene Arbeiten und fördern auch dort, wo nicht bestimmte Arbeiten den Anlaß bieten, Sondern wo das gesamte Wirken des betreffenden Mannes uns zur Überzeugung kommen läßt, daß wir hier eingreifen sollen.

Wir beteiligen uns an großen wissenschaftlichen Unternehmungen und führen sie auch selbständig durch. Dabei halten wir strenge daran fest, daß der Betreffende entweder Selbst Böhme sei, oder daß seine Tätigkeit doch Böhmen zu gute komme.

Wenn Sie, meine Herren, beachten, daß wir das Mittelgebirge geologisch durchforschen und kartographisch ausnehmen, daß wir, wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, auch das Duppauer-Gebirge genommen werden wird, so dürfte das ein Beweis dafür sein.

Zum Beweis dafür, daß wir uns große wissenschaftliche Fragen zu stellen und dieselben auch zu beantworten suchen, kann ich wohl daraus hinweisen, daß wir eine Expedition nach Arabien ausgerüstet haben, und daß dabei ein Deutschböhme über 100 wertvolle Kodizes, die beachtenswerte Ausschlüsse namentlich über die Religionsgeschichte Arabiens enthalten, heimgebracht hat, daß ein anderer Australien durchforscht hat.

Ein dritter hat es unternommen die


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