Darum bin ich der Überzeugung, dass vom Standpunkte der einfachen socialen Gerechtigkeit aus wie ich das Wort schon vor einigen Monaten hier im Landtage als Erwiderung auf einen Anruf gebraucht habe - der Lehrerfchaft eine gerechte Ge= haltshöhe ausgeworfen werden muss, und dass das Land vorsorgen muss. die Mittel dafür aufzubringen. Es werden also Mittel und Wege gesucht werden müssen, diese Pflicht zu erfüllen.
Unsere Aufgabe in diesem hohen Hause ist es daher, in ruhiger Erwägung und einster Berathung die Wege dafür zu suchen und ein Gesetz zu construieren, das, wenn es im Anfange vielleicht nicht alles gewährleistet, was gegeben werden sollte, angemessene Abschlagszahlung leistet, ein erweitorungsfähiges Gesetz, das schrittweise materielle Nachbesserungen ermöglicht.
Vor Allem müssen zur Bedeckung neue Geldquellen gesucht werden Wir erwarten vom Lehrerstande viel. Staat und Kirche, Familie und Gemeinde, und die ganze Gesellschaft verlangt von der Lehrerschaft die Fortbildung der Jugend im Unterrichte, eineiseits in den Elementarkenntnissen, anderseits in der gesamniten Erziehung und Bildung. Die Schule ist ja die Fortsetzung häuslicher Erziehung.
Wir verlangen speciell von unserem christlichen Standgunkte aus, dass die christliche Erziehung des Elternhauses (Abg. Wols: Die niederösterreichischen Elericalen maßregeln die Lehrer, dass sie blan werden!) Herr Wolf, jetzt habe ich das Wort; darum unterbrechen Sie mich nicht. Wenn Sie es haben werden, reden Sie soviel Sie wollen. Wir von unserem christlichen Standpunkte aus verlangen, dass die religiös-sittliche Erziehung des Elternhauses in der Schule fortgeführt werde, weil die Lehrer in der Schule die Stellvertreter der Eltern sind (Abg. Wolf: Darum drehen die Christlichsocialen in Wien den Lehrern den Hals um!) Wir verlangen deshalb und werden aus diesem Gesichtspunkte fort und fort für katholische Kinder die kytholische Erziehung in der Schule verlangen, zumal in einem Lande, das zu 95 o/° von Katholiken bewohnt ist. Wir wünschen diese Erziehung der Schuljugend nicht blos in der einzigen Religionsstunde, sondern im ganzen Unterrichte. (Abg. Wolf ruft: Das wäre eine schöne Befcheerung!) Ich wundere mich, dass Herr Wolf hier Einwendungen gegen die consessionelle Schule macht Er gehölt doch seit einiger Zeit der protestantischen Consession an (Abg. Wolf: Gott fei Dank!) Diese Consession hat Abg. Stein schreit: Dasselbe Recht wie Sie, nur keine Hetzpsassen haben wir Großer Lärm. )
Oberstlandmarschall (läutet): Ich bitte, den Redner nicht zu unterbrechen.
Abg. Opitz (fortfahrend): - und diefe protestantische Confession hält in Böhmen ebenso, wie die Juden, sehr entschieden darauf, dass sie ein consessionelles Schulwesen für ihre Kinder habe. Wenn Sie, Herr Wolf, ein treuer Angehöriger Ihrer neuen Religion fein wollen, müssen Sie deshalb für das protestantisch-professionelle Schulweten eintreten. Darum sind Ihre Einwürfe gegen mich in dieser Richtung sehr beplacirt und von keiner Bedeutung.
Das ist unser christlicher SchulstandPunkt. Soll und, meine Herren, die Gehaltsregulirung für die Schule eine lückenlofe sein, so muss ein Gesetz zustande gebracht werden, das sämmtliche angestellte Lehrer in ihren gerechten Ansprüchen befriedigt. Dazu gehören nun auch die Religionslehrer.
Im § 1 unteres Schulgesetzes steht bekanntlich, dass die oberste Aufgabe der Volksschule in Oesterreich die sittlich-religiöse Erziehung dir Jugend ist. Die tiefste Fundamentirung dafür bietet nur der Religionsunterlicht.
Darum werden auch die angestellten Religionslehrer für ihren Gehalt dem übrigen Lehrerstande nach den Forderungen der Gerechtigkeit gleichgestellt werden müssen. Ich begrüße es, dass die Schulkommission für die systemisirt angestellten Katecheten darauf Rücksicht genommen hat und danke im Namen der Religionslehrer dafür. Es ist aber zu wünschen, dass, nachdem die Aushilfslehrer aller Kategorien in dieser Gehaltsreform eine entsprechende Ausbesserung ihrer Gehalte, ihrer Remunerationen erhalten, dies auch bei Jenen geschieht, welche "aushinweise" den Religionsunterlicht ertheilen, der bekanntlich unter die Hauptlehrgegenstände der Volks- und Bürgerschulen gehört. Ich wünsche und befürworte deshalb, dass jene Seelsorgs-Geistlichen, namentlich aus dem Lande, die diesen Unterricht ohne systemisirte Anstellung stundenweis ertheilen und dafür große Lasten und bedeutende Wege haben, in proportionellem Verhältnisse für die Lehrstunde und die Wege in auswärtige Schulen entlohnt, dass sie überhaupt den Lehrern diesfalls gleichgestellt werden. (Wolf ruft: dazwischen, dass die Geistlichen nicht mehr den Religionsunterricht in den Schulen ertheilen sollen) Abg. Opitz: Bei den Protestanten ertheilt den Religionsunterricht ebenfalls der Pastor.
(Abg. Wolf: Wir sind auch dafür, dass ihn bei uns der Lehrer ertheilt. ) Abg. Opitz: Herr Wolf, wenn Sie das Wort nicht haben, wollen Sie nicht fortwährend stören und unterbrechen. Halten Sie Ihre theologischer Vorträge vom Standpunkte Ihrer Confession aus dann, wenn Sie zu Worte kommen; vielleicht können wir dann etwas von Ihnen profiitiren. (Abg. Wolf ruft: Hat Christus schon einen Papst gekannt? Hat Christus gemästete Mastpfaffen gekannt? Mein Reich ist nicht von dieser Welt! Das ist unsere Religion! Was habt Ihr daraus gemacht? Eine Pfaffenreligion!)
Abg. Opitz: Herr Wolf, Schauen Sie sich in Jhrer Confession um und Sie werden vielleicht damit genug zu thun haben, vor der eigenen Thür zu kehren!
(Abg. Wolf: Ihr habt eine Pfaffenreligion daraus gemacht, eine Religion der Dickbäuche!)
Abg. Opitz: Ich bitte den Herrn Vorsitzenden, wo möglich doch nicht zu gestatten, dass Herr Wolf mich fortgesetzt beschimpft,
Oberstlandmarschall: Ich Rufe den Herrn Abgeordneten Wolf zur Ordnung, weil er wiederholt meinem Ersuchen, den Redner nicht zu stören, nicht entsprochen hat. (Wolf remonstrirt. )
Abg. Opitz: Herr Wolf, Sie haben nicht bloß den Stand beschimpft, den anzuhören ich mir als höchste Ehre anrechne, sondern auch die Religion selbst.
Ich danke bei dieser Gelegenheit den Herren, die in der Richtung meiner Ausführungen im Frühjahr meinen Antrag unterschrieben, worin ich auch auf die Gerechtigkeitspflicht nach der Seite hingewiesen habe.
Damit Sie, meine Herren, wissen, wie gering in Bezug aus die Gehalte und Einkünfte der vom Herrn Wolf so heftig angeflegelte geistliche Stand daran ist, will ich Ihnen ein Beispiel mittheilen, das mir in jüngster Zeit vorgekommen ist.
Ich wurde in der Frühjahrssession dieses Landtages von dem Expositen in Hruschowan bei Leitmeritz angegangen, möglichst dahin zu wirken, dass diese Expositur in eine Pfarrei umgewandelt werde Derselbe hat 3000 Seelsorge - Angehörige, vertheilt in 9 Dörfern, und er hat jede Woche in 9 Classen 18 Schulstunden zu ertheilen, darunter in Filialschulen, bis zu denen er 1/2 bis 1 Stunde Weges zu gehen hat. Und was hat dieser Seelsorger dafür an Gehalt und Einkünften? Neben den 18 Schulstunden, die manchem Bürgerschullehrer als volle Wochenleistung genügen, hat dieser Seelsorger die ganze Seelsorge zu befriedigen, den ganzen Matriken-Dienst zu leisten, und sein glänzender Gehalt ist derart, dass das Seelsorge-Einkommen sich auf 510 fl. und die Remuneration für den Schulunterricht sich auf 160 sl. beläuft, also sein gesammtes Einkommen 670 sl. im Jahre aufmacht. Das sind die "Pfaffen", die Herr Wolf beschimpft hat.
Meine Herren! Die Seelsorge-Geistlichkeit muss auch leben, sie muss ebenfalls auch ihre häusliche Ordnung haben und demgemäß Ansprüche stellen. Dabei werden der Seelsorgegeistlichkeit von Jahr zu Jahr durch die Vermehrung der Schulen immer größere Leistungen aufgehalst. Und da sollet der Geistliche nicht eine entsprechende, gerechte Remuneration für feine stetige Mehrbelastung verlangen?
Dass das gerecht ist, das sehen selbst die Herren aus den jungèechischen Bänken ein. Die Gerechtigkeit dieser Forderung hat auch die deutsche Fortschrittspartei eingesehen, deren Mitglieder im Frühjahre vielfach meinen diesbezüglichen Antrag unterschrieben haben.
Nun, will ich, meine Herren, noch ein paar Worte über die Bedeckungsfrage sprechen.
Fordern ist leicht! Ich habe mich oft gewundert, dass hier im Landtag von vielen Seiten nur gefordert wird, dass aber sehr wenig Abgeordnete dafür sorgen, wie diele Forderungen pecuniär bedeckt werden.
Da stimme ich mit dem Herrn Vorredner überein, dass das Land die wachsenden Schullasten nicht mehr allein tragen kann, dass vielmehr der Staat helfen müsse. Es ist einfach Staatspflicht, hier in der einen oder anderen Weise dem Lande unter die Arme zu greifen; die Landesumlagen sind schon so hoch, dass sie der Bauer und Bürger kaum mehr erscheigen kann. Wenn der Abg. Albl im Namen des Bauernstandes Einspruch gegen zu hohe Forderung erhoben hat, hat er es gewiss nicht in der üblen Absicht gethan, das gerechte standesgemäße Auskommen zu verweigern, sondern nur um zu constantiren, dass der Bauernstand höhere Umlagen nicht mehr hinnehmen kann. Woher soll nur aber das Land die pecuniäre Bedeckung nehmen? Gestohlen kann sie nicht werden! (Abg. Wolf ruft: Die Kirchengüter! Abg. ordn. Opitz: Die Kirchengüter sind nach der Schätzung der statistischen staatlichen Commission - und dazu gehören Kirchen, Kathedralen etc. bis zum Pfarrhause herab - auf 349 Millionen bewertet worden. (Abg. Wolf ruft: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, hat Christus gesagt) Diese Summe würde gerade das halbe Jahresbudget des Staates decken. (Abg. Wolf ruft Eher geht ein Kameel durch ein Nadelohr, als ein Reicher in das Himmel reich kommt. )
Oberstlandmarschall Ich bitte den Herrn Redner nicht zu unterbrechen!
Abg. Opitz: Mit scheint, Herr Wolf, Sie stellen sich hier im Landtage die Aufgabe, zu krakehlen und die Parteien gegeneinander zu hetzen, damit Sie einige Abgeordnetenmandate draußen auf Grund von Verdächtigungen anderer Parteien mehr bekommen. Das wollte ich hier nur auf die endlosen Einwürfe constantieren.
Zur ausgiebigen Bedeckung der Schulund Lehrergehaltes-Erfordenisse wird das ganze Steuersystem gründlich geändert werden müssen.
Es ist richtig, was vor mehreren Tagen hier im Landtage ein Redner gesagt hat: Wir müssen das Geld dort nehmen, wo es noch vorhanden ist. Vielleicht lassen sich neue ergiebige Steuerquellen eröffnen, welche ihr Wasser bisher eben in die großen Kanäle des Großcapitals abgegeben haben
Winden wir unser; ganzes Bergwerkswesen verstaatlichen, würden wir dessen colessale regelmäßige Rein-Einnahmen für die
Staatscassen gewinnen, dann wäre viel geholfen.
So hat die Brüxer Kohlenbergbangesellschaft im Jahre 1898 über 3 Millionen
Kronen Reingewinn ausgewiesen; die letzten Jahre hat die nordböhmische Kohlenberggewerkschaft in Brüx Eineindrittel Millionen Kronen Reingewinn gehabt Könnten wir nach Analogie des Salz- und Tabakmonopols solche Erträge in die Staatscasse leiten, wenn der Staatsbetrieb wie bei Salz und Tabak auch auf d n Kohlenbergbau ausgedehnt würde, dann wäre viel gewonnen Ebenso wäre es, wenn das Bahnwesen nach preußischem System zur Gänze verstaatlicht würde und nicht blos die leidenden Bahnen.
Dann würde der Staat seine jährlichen Einnahmen haben Es kommt noch ein ganz neuer Factor in Betracht bei der Entwicklung der Elektricität, da die Wasserkräfte der Alpenländer in ganz absehbarer Zeit eine colossale Bedeutung gewinnen werden. Wenn diese in Staatsbesitz und Staatsbetrieb übernommen und ausgenutzt würden da die Industrie in absehbarer Zeit du ich Entwicklung der Elektricität aus dem Flachlande in die Alpenländer übergehen dürfte, dann ließen sich diese Betriebe lohnend für die Staatscassen ausbenten.
Damit wären neue Geldquellen geöffnet. Die Lasten winden dann nicht den Bauern, Gewerbsmann, Arbeiter, nicht den Mittelstand drücken, sondern große Erträge für die Allgemeinheit gesichert werden.
Auch die Börse sollte viel fester als bisher in Contribution für die Staatscassen gesetzt werden.
Was sind 50 kr auf einen 5000 fl.Abschluss.
Wir werden also dahin arbeiten müssen, dass der Staat Oesterreich ein anderes Steuersystem annimmt, wollen wir nicht dahin kommen, dass immer nach unten neue Lasten aufgelegt werden.
Für die Lehrergehalte soll der Branntwein herhalten.
Meine Herren! Ich stehe auf dem Standpunkte, dass der Branntw in in Oesterreich, der so unsägliches Unheil in physischer und geistiger Beziehung anstistet, aller dings derart hoch bestenert sein sollte, dass man ihn nur noch in der Apotheke kaufen könnte.
Zur Bekämpfung der Branntweinpest sollte der Staat vielmehr die Unmasse der Schankstellen reduzieren.
Ich stehe auf dem Standpunkte, dass es wohl für den Lehrerstand ein drückendes Gefühl fein muss, wenn gesagt wird: Euere Geholte müssen so ausgebessert werden, dass bei jedem Gläschen Branntwein eine höhere Abgabe erhoben wird.
Auf diese Art werden drei vier Fünftel Millionen Kronen hereingebracht, um daraus nun Euere Gehalte zu erhöhen.
Wenn ich ein Lehrer wäre, würde ich mich dadurch sehr gedrückt fühlen. Uebrigens werden die drei vier Fünftel Millionen Klonen, welche auf den Branntwein als Landeszuschlag gelegt werden, nur knapp ausreichen, dass wir unser Landesbudget sanieren und nicht neue Schulden machen müssen, nachdem das Land vor leeren Cassen steht und die weitere Creditnahme ihn! schon jetzt hart ankommt.
Ich befürworte, um zu refumiren, vom Standpunkte der socialen und christlichen Gerechtigkeit, dass dem Lehrerstande sein Recht in Bezug aus die Gehaltsregulierung ohne weiteren Ausschub gegeben wird. Wir haben im Landtage eine hohe Post für die Gehalte der Lehrer der Ackerbauschulen und Winterkurse beschlossen. Wenn die Volks- und Bür-. gerschullehrer dem gegenüber parallel und proportional behandelt werden wollen, dann begreife ich es. Ist das Eine geschehen, darf das Andere nicht unterlassen werden. Wenn diese Gehaltsregulierung unsere Pflicht ist, weiden wir also mit Ernst und Entschiedenheit nun die Mittel suchen müssen, wie wir die Bedürfnisse des Lehrerstandes befriedigen Doch möge es so geschehen, dass wenigstens auf 10 Jahre hinaus die solid gesinnten Lehrer befriedigt sind und nicht mehr Ursache haben, in Kürze aufs Neue zu klagen und neu zu fordern. Schaffen wir also nach Möglichkeit ein ganzes Werk.
Das ist es, was ich hier zum Ausdruck bringen wollte. (Beifall. )
Námìstek nejv. marš zemsk. Wohanka: K slov. pøihlásili se pp. posl. Krumbholz, Janouš k a dr. Pippich.
Zum Worte hat sich noch der H. Abg. Albl gemeldet. Es gelangt nunmehr zum Worte der Herr Abg. Stein.
Abg. Stein: Hoher Landtag! Wenn ich persönlich in so frivoler Weise die Lehrergehaltsregulierung behandelte wollte, wie es von Seite verschiedener Persönlichkeiten und Parteien in diesem hohen Landtage geschehen ist, dann könnte ich wiederum meine Ausführungen mit dem Refrain des bekannten Volksliedes eröffnen. "Über's Jahr, über'a Jahr, wenn ich wiederkom. " Es wird am 29. Dezember d. J. bereits ein Jahr, dass der Antrag eingebracht wurde, dass endlich die Regelung des Bezüge unserer Lehrerschaft herbeigeführt werde. Und was ist innerhalb dieses Jahres geschehen? Im Grundegenommmen soviel, wie gar nichts.
Verehrte Herren und hoher Landtag! Wir können ruhig behaupten, dass in diesem höhen Hause nichts Positives geleistet wurde und gar nichts geschieht, ob es sich um die Noth des Lehrerstandes handelt, ob es sich darum handelt, die großen Massen der Ausbeutung durch die Kohlengauner und Kohlenwucherer zu schützen, ob es sich um andere volkswirtschaftliche Mißstände handelt. Wir werden nur einberufen, wenn der Regierung daran gelegen ist, einen Schnapssteuerentwurf vorzulegen, wo in sieben Stunden das Budgetprovisorium durchgepeitscht werden soll und nur nebenbei die Lehrergehaltsregulierung auf die Tagesordnung gesetzt wird. Was wollen die Lehrer? Ist das, was sie verlangen, wirklich so ungerecht, das man nicht zustimmen könnte, dass der Staat nicht die sittliche Verpflichtung fühlen sollte, für diese Regulierung einzutreten?Sie wollen weiter nichts, als ein menschenwürdiger Dasein führen, ein Dasein, das ihrem Stande entsprechend ist und, hoher Landtag, wir haben die Verpflichtung, dafür einzutreten, dass die Lehrer endlich ein menschenwürdiges Dasein führen können. Betrachten wir die Zahlen der Einkünfte unserer Unterlehrers; wir hören Zahlen, die nicht erfreulich klingen. Ein definitiver Unterlehrer hat 400 bis 450 fl., Jahresgehalt. Nehmen wir 450 fl. an. Davon hat er für das Austellungsdekret den Betrag von 23 fl. 50 kr. zu bezahlen, wobei es ausdrücklich heißt, dass dieser Betrag eventuell im Executionswege hereingebracht werden kann. Dazu kommen 10 prct. als Beitrag zum Pensionsfond, das sind 45 fl, zusammen 67 kr. 50 fr. Da bleibt ihm vom Jahreggehalte von 450 fl. rein 382 fl. 50 kr. Davon muss nun dieser Unterlehrer monatlich 13 fr. Quitungsstempel bezahlen und monatlich 15 kr. Botenlohn bezahlen, wenn er nicht in der Lage ist.
Das Geld selbst vom Steueramte abzuholen. Da könnte Abhilfe geschaffen werden von Seite der Regierung, wenn die das Verständnis und den guten Willen hätte. Dazu könnten unsere Postsparkassa oder andere Institutionen benützt werden, um dem Lehrer seinen kärglichen Gehalt in die Wohnung zustellen zu lassen Der Lehrer hat das Recht, dass ihm der Gehalt zugestellt wird, zumal wo er weit entfernt ist von der Anstalt, wo derselbe ausgezahlt wird. Es kommt sonach der Lehrer mit seinem Gehalt auf ein Monatseinkommen von 31 fl. 59 kr. Von diesen 31 fl. 59 kr., soll der Lehrer nun leben. (Abgeordneter Wolf ruft: Soviel braucht ein Feudalaristokrat an einem Abend auf Cigarren)
Fachzeitschriften, Brochüren, neu erscheidende Bücher soll er kaufen, denn alles dies soll er lesen, er soll auch in der freien Zeit einigermassen als Mensch leben und die Ferienzeit dazu benützen, um sein Wissen zu erweitern, um sein Gemüth zu stärken, um neuerdings den schwelen Beruf als Jugendbildner 10 Monate voll verschen zu können. Alles das soll er von seinem monatlichen Gehalte von 31. fl. 59. kr. vollführen können, Hiezu kommt folgender sehr interessanter Umstand
Unsere Lehrer haben das Recht des Einjährig-Freiwilligen-Jahres; sie dürfen sich dazu melden, sie haben das Recht die Offiziersprüfung zu machen. Das Recht haben sie nun. Aber da sagt deiselbe Staat, du kannst ja gar nicht Reserve-Offizier werden, weil das Gesetz für einen Reserveleutenant ein Mindesteinkommen von 600 fl. jährlich vorschreibt, und dieser elende Racker von einem State beutet die Leute derart aus und handelt so elend, dass er ihnen nur 450 fl. Jahresgehalt gibt, um 10 fl. zu wenig, um Reserveliutenant zu werden. Diesen Stand, einen der tüchtigsten, einer der intellegentesten aus dem Volke, Leute, die vielleicht die besten unserer Armee wären, die verhindert der Staat selbst, Reservelientenants zu werden, weil er für diese Kategorien von Staatsbürgern kein Geld hat. Wenn dieser Staat ein christlicher Staat ist, der wirklich auf dem Fundament des Christenthums steht, so müsste er sich schämen und alle, die an seiner Spitze stehen, bis hinauf zu den allerhöchsten Kreisen Wenn man in den höchsten Kreisen, wenn man in den Kreisen der Herrscherfamilie das Elend kennen würde, das im Lehrerkreise, oder ebenso in Arbeitskreisen herrscht, so glaube ich, dass sie nicht ruhig zu Bette gehen könnten und fortwährend von der unseligsten Gedanken gequält wären. Vielleicht würden dieselben dann daran denken, wie ist denn meinem Volke oder einem wesentlichen Bestandtheile meines Volkes zu helfen, was ist zu thun, um nur etwas von dem in diesem Kreise heirschenden Elend zu beseitigen.
Aber in diesen Kreisen denkt man nicht an das Elend des Volkes, dort hat man sich mit ganz anderen Sachen zu besaffen es würde mich aber vielleicht zu weit führen, von der vorliegend in Frage der Lehrergehaltsregulierung auf dieses Gebiet zu übergehen.
Ich will nur Folgendes erwähnen: Der Lehrergehalt, wie er heute unseren Lehrern geboten wird, ist viel gelinger als wie der Lohn eines Taglöhners in dieser ProvinzSelbst unsere Landwirte müssen heute einem besseren landwirtschaftlichen Taglöhner einen größeren Lohn bezahlen, als wie es der Tagesgehalt eines Unterlehrers in Böhmen ist.
Und nun fragen wir? Woher soll der Lehrer den Idealismus nehmen, der doch unter allen Umständen zu seinem Berufe nothwendig ist?
Wenn der Lehrer keinen Idealismus hat, wenn er nicht das hohe Gefühl der Vaterlandsliebe kennt, wenn er nicht imstande ist, von seiner Überzeugung und seinem Gefühle einen entsprechenden Percentsatz auf die ihm anvertrauten Kinder zu übertragen, wenn er die Kinder nicht begeistern kann für alles Schöne, Große und Edle, wie es in unserem Volksthume seit Jahrtausenden besteht, dann wird auch der Staat in Zukunft die Folgen verspüren in der neuen Erziehung durch jene Lehrer, die keinen Idialismus kennen. In anderen Ländern, in andern Staaten legt man mehr Wert auf die Lehrer und die Schule und die preußischen Schulmeister haben nicht nur im Jahre 1866 auf dem Schlachtfelde von Königgrätz uns übertroffen, sie haben auch wirklich auf dem Gebiete der Schule und des Wissens uns weit überflügelt. Wir können sehen, dass man im deutschen Reiche und anderen Staaten und Ländern Europas viel mehr Werth auf den Lehrer und die Schule legt, und dass man dort vielmehr dahin wirkt, dass die Schule immer mehr und mehr ausgestaltet wird, dass die Lehrer unabhängig sind, dass sie soviel Gehalt bekommen, um mit voller Lust und Liebe ihren Beruf auszuüben. (Unruhe). Ich bitte recht schön diejenigen Herren, die sich für die Lehrergehaltsregulirung nicht interessiren, sich vielleicht in die Restauration zu begeben, damit die anderen Herren, die der Sache ein Interesse entgegenbringen, nicht durch ihr unnützes Geplauder immer unterbrochen und immerwährend gestört werden.
Meine Herren! Warum geschieht nichts in diesem hohen Landtage? Warum geschieht nichts von der Regierung?
Weil diejenigen maßgebenden Körperschaften, die zu beschiletzen berufen sind, aus jenen Elementen bestehen, die kein Interesse für die heute aus der Tagesordnung stehende Sache haben.
Wenn einmal, und ich hoffe es dauert nicht mehr lange, in diesem Landtage der Provinz Böhmen ein neues? Landtagswahlgesetz eingeführt ist, wodurch dem Großgrundbesitz die überflüssige Anzahl von Mandaten und Stimmen genommen wird (Abg. Wolf ruft: Bravo!) und wodurch wir uns ein auf reiner volkstümlicher, demokratischer Grundläge stehendes Wahlrecht schaffen werden, wo wir unter uns entsprechend die Mandate auftheilen werden, so das wirklich das Volk hier vertreten ist, wenn endlich einmal die Herren Feudal-Aristotraten aus diesem hohen Landtage entsprechend entfernt sein werden, (Abg. Wolf ruft: Es wäre schon an der Zeit) dann wird auch mehr Interesse für diese brennende Frage des Volkes vorhanden sein
Meine Herren! Ich meine in diesem Falle, dass die Aristokraten selbstverständlich überhaupt fein Interesse haben können an der Lehrergehaltsregulierung
Sind es besonders? hohe Aristokraten, dann werden sie ihre Söhne in entsprechende Erziehungsanstalten, in das Theresianische Institut entsenden, wo sie der Würde des Standes und ihren Fähigkeiten entsprechend erzogen werden. Die minder bemittelten werden sich einen Candidaten der Hochschule als Hofmeister halten, damit das Kind zu Hause unterrichtet wird. Man scheut sich ja in diesen Kreisen mit dem Volke in Fühlung ober in Verührung zu kommen.
Man sendet das Kind nicht in die Schule, wie dies von den bürgerlichen
Ständen unseres Volkes geschieht. Infolge dessen haben diese Herren kein Interesse für die Lehrer und für die Gehaltsregulierung.
Andererseits übt der Klerikalismus in unserem Österreich einen ganz kolossallen Einfluss aus, den zu beweisen hier überflüssig wäre. Und der Klerikalismus wie der Feudalismus, das sind die größten Gegner jeder geistigen Freiheit, jeder freien Regung unseres Volkes, und ich finde es wieder begreiflich, denn je mehr das Volk die geistigen Fesseln von sich wirft, um so eher hat die Herrschaft der Feudalen und Klerikalen ein Ende. Denn die Herrschaft dieser beiden Kasten ist doch nur auf der Dummheit der Massen aufgebaut. (Abg. Wolf ruft: Herr, lass es Dummheit regnen über's Land! Abg. Opitz ruft: Und über Wolf und seine Genossen!)
H. Pater Opitz, Sie sollten nicht beten, dass es Dummheit regne, sondern ihrem Beruf wäre es entsprechender, wenn Sie den heiligen Geist bitten würden, dass er uns erleuchte (Abg. Opitz ruft: Das thuen nur auch!), aber darauf verzichten wir. Es wurde im vorigen Jahre von den Herrn Abgeordneten Siegmund, Dr. Werunsky und wenn ich nicht ine, auch Opitz ein Antrag eingebracht, der, worüber wir damals schon uns beschwerten, uns zur Unterschrift nicht vorgelegt wurde.
Obwohl der damals vom Landeslehrerverein ausgearbeitete Antrag als neutraler Antrag hätte eingebracht werden sollen, und es der besondere Wunsch des Vereines gewesen ist, dass dieser Antrag von allen deutschen Parteien ohne Unterschied der politischen Stellung unterzeichnet wird, hat man uns damals, ich weiß nicht den Grund, den Antrag nicht zur Unterzeichnung gegeben, wohl deshalb, damit nicht auch wir auf diesem Antrage als Lehrerfreunde eischeinen. Es hat nichts genützt. Wir haben es in unseren Wählerversammlungen erzählt, dass absichtlich oder unabsichtlich unser Name nicht darunter gekommen ist, dass wir aber lehrfreundlich sind
Es war auch jedenfalls im Interesse gewisser Herren dieser und der drüberen Seite dieses Hauses, dass mein lieber Freund, Herr Abg. Wolf nicht in die Schulkommission gewählt wurde, obwohl es unser Wunsch gewesen ist, und obwohl diesfalls früher Vereinbarungen getroffen waren, dass Abg. Wolf hineinkomme.
Kurz, wie die Wahl kam, ist er gefallen und ich weiß nicht, ob nicht auch in diesem Falle gewisse Parteiintriguen gegen uns dabei im Spiele gewesen sind. Auch dies hat uns nicht geschadet, wie die Herren vermutheten, sondern nur genützt und den allergrößten Vortheil haben wir daraus gezogen, dass ein Mitglied der deutschen Fortschrittspartei in solch wüthender Weise gegen die berechtigten Forderungen der Lehrer aufgetreten i i.
Es ist sehr interessant heute die Cvalition sehen zu können: Opitz-Albl. Vorhin hat der Herr Abg. Opitz den Herrn Albl in Schutz genommen und sagte, dessen Auf treten sei nicht so feindselig gegen den Lehrerstand gewesen. Verehrter Herr, das ist ja sehr sonderbar, den reactionären Opitz gemeinsam ziehen zu sehen mit dem Abg. Albl. (p. Opitz: Das ist eine Verdächtigung!) Das ist keine Verdächtigung, hoch verehrter Herr! Ich kann sagen, auch in diesem Fall sollten wir uns Ihnen, sowie dem Abg. Albl verpflichtet fühlen, denn die Agitation, die Herr Albl gegen die Lehrergehaltsfrage unternommen hat, hat unserer Partei ganz ungeahnte Vortheile gebracht; aber vom Standpunkte der Lehrer aus müssen wir es bekämpfen, dass Sie diesen Standpunkt eingenommen haben, denn auch in diesem Fall gilt uns die Rücksicht auf die Lehrer höher, als die Parteivo theile, und wenn Sie es nicht glauben, so werden wir Gelegenheit haben, es Ihnen zu beweisen. Infolge der schlechten Besoldung, die unser Lehrerstand hat, finden wir es begreiflich, dass eine wahre Flucht aus dem Lehrerstande immer mehr und mehr platzgreift, das einzelne Bahnen in Deutschböhmen, hauptsächlich die Aussig-Teplitzer Eisenbahn von Lehrern geradezu überfluthet wird, die den Lehrberuf aufgegeben haben und in private Dienste gehen, nur deshalb, weil sie dort einen entsprechenden Gehalt bekommen, nicht drangsaliert weiden und ihrer politischen Ueberzeugung freien Ausdruck geben können.
Dieser Mangel an Lehrern wird immer fühlbarer werden bei uns und diejenigen, die nicht aus dem Lehrerstand flüchten, sie weiden so unzufrieden sein, dass dadurch die socialistisch-revolutionäre Idee immer mehr gestärkt wird, und vielleicht bald werden es die Hohen und Höchsten in diesem Reiche sehr bedauern, dass sie nicht im richtigen Augenblicke für die Erfüllung der gerechten Forderungen des Lehrerstandes eingetreten sind, weil die traurigen Folgen sich in erschreckender Ferne zeigen.
Wenn z. B. ein Lehrer in einem Orte beschäftigt ist, wo der Herr Bezirkshauptmann besonders schlecht auf uns zu sprechen ist, und wenn dieser Lehrer vielleicht sogar in eine Ortsgruppe des Bundes der Deutschen in Böhmen gewählt wird, um dort das Schriftführeramt zu besorgen und zwar nicht weil er ein Deutsch-Radicaler ist, sondern weil er als deutscher Lehrer die Fähigkeit hat, das Schriftführeramt zu besorgen, so wird er verfolgt, gehetzt, in Disciplinäruntersuchung gezogen, und dies alles solange, bis er dieses Mandat zurückgelegt hat, oder er wird einfach versetzt. (Abgeord. Wolf ruft: Da stecken immer die Pfassen dahinter. )
Und dann sagt man, es vereinige sich nicht mit der Würde des Lehrers, dieser oder jener Partei anzugehören.
Aber wenn die Leute hungern und darben, wenn sie Schulden machen müssen beim Wirt, beim Fleischer, beim Bäcker, das vereinbart sich mit der Ehre ihres Standes, weil der Staat die Ursache ist, dass die Leute Schulden machen müssen, wenn sie nicht verhungern wollen!?
Es wurde vorhin daraus hingewiesen, dass es ein Gebot vom christlichen Standpunkte sei, für diesen Antrag einzutreten.
Verehrte Herren und hoher Landtag! Ich bin auch eigentlich beauftragt, im Namen eines Theiles unseres Volkes hier für die Lehrergehaltsregulierung einzutreten, der bisher in diesem hohen Hause nicht vertreten ist Nämlich im Namen der deutschnationalen Arbeiterschaft.
Wir hatten am 30. Juni dieses Jahres in Aussig einen Vertretertag, wo beiläufig 50. 000 deutschnationale Arbeiter durch Delegirte vertreten waren.
Und aus diesem Vertretertag wurde nachstehende Resolution einstimmig angenommen.
"Der am 30. Juni 1900 in Aussig a. E. tagende zweite Vertretertag der deutschvöl-