bringen könne; das reiche Land Böhmen leide an einem chronischen Deficit; man könne zu großen wirtschaftlichen Actionen beider Völker, der Deutschen und Czechen, nicht mehr kommen wegen der endlosen nationalen, sprachlichen und staatsrechtlichen Streitigkeiten.
Als richtige Schlnssfolgerung aus dieser Erkenntnis des Herrn Abg. Kramáø hätte man erwarten sollen, dass das vernünftige Resultat gezogen werde.
Was war aber die Lösung ? Er forderte auf, dass man sortfahren müsse, für die Zweisprachigkeit in ganz Böhmen, für die Zurückgewinnung des durch die Sprachenverordnungen Verlorenen, für die staatsrechtlichen Zwecke rastlos zu arbeiten Also immer wieder das alte Lied! Und Herr Dr. Pacák äußerte sich am Sonntag in Èáslau in einer Wählerversammlung nach den Berichten öventlicher Blätter: dass dem czechischen Volke in Bezug aus seine "heiligen Güter" die schwersten Kämpfe eine harte Zukunft, bevorstehen. Diese Kämpfe müssten durchgefochten worden. Das czechische Volk müsse die wirtschaftlichen Angelegenheiten wegen dieser Güter - und das sind die bekannten staatsrechtlichen, nationalen und sprachlichen Forderungen gegenüber uns Deutschen - einfach "zurückstellen. "
Bereits kündigt man die Obstruction im Reichsrathe von Seiten des Jungczechen-Clubs in aller Form an, wenn die nationalen Forderungen von der Regierung nicht in vorhinein erfüllt werden. Die Jungczech-n haben darauf bereits die Antwort von den Südslaven erhalten, welche erklären, dass für sie das Reichsparlament der einzige Boden sei, auf dem sie für ihre culturellen Interessen etwas durchsetzen können Nur dort könnten sie noch etwas zur Linderung ihrer Armuth, zur Beseitigung ihrer wirtschaftlichen Nothlage erreichen. Deshalb würden sie sich aus die so feierlich von dem Jungèechenclub angekündigte Obstruction im Reichsrathe nicht mehr als Bundesgenossen einlassen.
Ich glaube, es werden bald auch andere Kreise in dieser Richtung vernünftige Entschlüsse fassen. Auch hier im Landtage und zwar auf den jungèechischen Bänken, kommt die Agrarierpartei immer mehr zu der Einsicht, dass das Volk Reelleres braucht als nationale und staatsrechtliche Streitigkeiten, um nicht zugrunde zu gehen.
Das Volk verlangt wirtschaftliche Arbeit auch aus Ihren Kreisen und es ist diesbezüglich auch in Ihrer eigenen Nation Zwiespalt in dieser Hinsicht ausgebrochen.
Die Zukunft wird klarer sprechen. Die Bänke des jungèzechischen Clubs, welche hier im Landtage die Vertreter der Landbevölkerung einnehmen, sind während der jetzigen Debatte auffällig leer gewesen, speciell dann, wenn Ihre führenden Redner gesprochen haben.
Speciell die deutschen Vertreter in diesem Landtage haben es im Interesse des Friedens längst satt, hier in diesem Hause die Zeit fortgesetzt mit ödem nationalem und staatsrechtlichem Streit um Nichts und wieder Nichts zu vertrödeln.
Wir sind von unseren Wählern hereingeschickt worden, nicht um in jeder Landtagssession zwei Drittel oder drei Viertel der Zeit im Hader um nationale Gegensätze, in staatsrechtlichen oder sprachlichen Angelegenheiten todtzuschlagen, sondern unser Volk hat uns hieher geschickt, dass wir entsprechend dem Drange und Bedarfe der Zeitnoth wirtschaftliche Reformen durchzusetzen suchen, die namentlich den mittleren und unteren Erwerbs-Ständen nützen. In unseren Volkskreisen ist bereits außerordentliche Verbitterung gegen diesen fortlaufend unfruchtbaren Verlauf der Landtagssessionen eingetreten.
Kommen wir dann heim, sollen wir dann unseren Wählern Bericht über den Landtags-Verlauf erstatten, so können wir den Wählern feine positiven Resultate mitbringen.
Wir können ihnen aber als Entschuldigung sagen, dass wir nicht schuld daran sind. Wir sind hier die Minorität; wir haben im Landtage keine Macht, um in der Richtung einzuschreiten, dass die Tages- und die Verhandlungsordnung dieses Parlamentes eine andere, eine wirksamere werde.
Wenn der böhmische Landtag in bisheriger Art fortarbeitet, beziehungsweise unfruchtbar bleibt, dann geht nichts verloren, wenn derselbe thatsächlich auf ein oder das andere Jahr sollte von der Regierung gesperrt weiden. (Sehr richtig!)
Es gibt im Gegentheil einen Profit dabei, dann wird unteren Wählern, den Steuerträgern, wennigstens das Geld erspart, das für die Landtagssession und für unsere Diäten sonst auszugeben ist Erspart wird uns auch der Verdruß, dass wir hier sitzen und ohne bestimmend eingreifen zu können, ruhig zusehen müssen, dass eben nichts geschieht. (Abg. Aigner ruft: Da wird aus dem Landtage schon eine Landplage!)
Das ist die gegewärtige Situation. Geändert hätte sie werden können, wenn wir, die beiden Nationen dieses Landes, uns endlich in Frieden verständigt hätten.
Mit Freude haben wir Deutsche deshalb das Zusammentreten der Verständigungsconferenzen in Wien begrüßt Es ist von einem der Herren Vorredner, dem Grafen Buquoy, soeben ausgeführt worden, wie thatsächlich bei diesen Conferenzen auf beiden Seiten guter Wille sich gezeigt hat, zu einem Einvernehmen zu kommen. Und wir haben wochenlang die gute Hoffnung gehabt, dass diese Friedensconferenzen positive Resultate ergeben werden.
Die ersten 14 Tage waren auch thatsächlich überaus fruchtbar, sogar von Seite der Regierung ist die Genugthuung darüber ausgesprochen worden, dass es beiderseits im Meinungsaustausche und der Verständigung so glatt und wohlwollend vorwärts gehe. Es winden bedeutsame Resultate erzielt Diese Friedensconferenzen sind wohl unterbrochen, aber nicht geschlossen worden.
Wir hatten ihre Fortsetzung erwartet. Es sind bei der letzten Vertagung sogar zwei Subcomites eingesetzt worden mit bestimmten Aufträgen in Sachen der Regelung der Sprachenfrage bei den landesfürstlichen Behörden, sowie in Sachen der Minoritätsschulen, die noch vor dem Reichsrath in Wien zusammentreten und mit den Plenarconferenzen Vorarbeiten erledigen sollten.
Da kommt nun auf einmal, während diese Friedensconferenzen noch bestehen, hier im böhmischen Landtage - und es handelt sich darum in dem jetzt discutirten Antrage eine förmliche Order an die Regierung, wie die Sprachenfrage bei den landesfürstlichen, den staatlichen Behörden Böhmens geregelt werden müsse. Nichts weniger bezweckt der vorliegenden Antrag Pacák. Nachdem hier im Landtage schon ein Sturmvogel mit dem Antrage Šamánek, auf obligatorische Einführung der russischen Sprache in den czechischen Mittel- und Handelsschulen losgelassen war, der ganz unverkennbar auch eine gewisse panslavistische Spitze hatte, folgt nun dieser Antrag Pacák.
Nachdem der Antrag Šamánek vorausgegangen ist, und von uns abgewiesen werden musste, auch im Interesse des czechischen Bolkes, (Odpor) - verursacht dieser Antrag Pacák neuen nationalen Hader. Dieser Antrag fordert von der Regierung ohne Verzug Maßnahmen, damit das gleiche Recht der czechischen Sprache bei den Gelichten und Staatsbehörden im ganzen Königreich Böhmen, also auch in ganz Dentschböhmen, in der äußeren und inneren Amtsführung durchgeführt werde.
Meine Herren! Sie wissen, dass das Ministerium Körber schon seit seinem Antritte an einem Sprachengesetzentwurfe in dieser Richtung arbeitet. Dieser Entwurf ist fertiggestellt; er kommt vor sein competentes Forum, vor den Reichsrath Wir hören, dass derselbe bereits am 8. Mai dem Reichsrathe sofort bei feinem Wiederzusammentritt vorgelegt werden soll; die gesetzliche Regelung der Sprachenfrage für Böhmen ist also im vollen Flusse. Sie steht noch bis heute in Verbindung mit den Verständigungs- und Friedensconferenzen.
Wozu dann, hohes Hans, jetzt, nachdem eine solche Gesetzvorlage für die competente Vertretung vorbereitet ist, auf einmal dieser Antrag Pacák, der nicht ein Gesetz fordert, sondern ausdrücklich nur Regierungs"Maßnahmen" verlangt. Was da unter "Maßnahmen" verstanden wird, muss man sich selbst deuten, oder aus der Begründungsrede des Herrn Dr. Pacák entnehmen. Nach derselben wünscht Herr Dr. Pacák eine Zurückführung der Rechte, wie sie durch die Verordnungen des Badenischen Systems den Czechen in Böhmen gegeben worden sind, oder aber eine Regelung dieser Sprachenfrage, nicht durch den Reichsrath, sondern hier auf dem Baden des böhmischen Landtages.
Meine Herren! Ich glaube, nach den bitteren Erfahrungen der letzten drei Jahre wird kaum noch eine österreichische Regierung die Missgriffe wiederholen, dass sie Sprachenverordnungen nach dem System und
Inhalte der Badenischen Erlässe herausgeben würde.
Die Monarchie ist ja durch das Badeni-System bis in ihre Grundtiefen erschüttert worden und die Krone hat es gewiss sehr sorgsam erwogen, als sie die Rücknahme dieser Verordnungen dem Ministerium Clary ausgetragen hat. Sprachenverordnungen dieser Art werden also in Österreich, das gewarnt und gewitzigt ist, nicht mehr zu erwarten sein.
Andererseits muss man sich lebhaft wundern, wenn man hört, dass es gerade Herr Abgeordnete Dr. Pacák ist, welcher verlangt, dass der Sprachenstreit jetzt in der Form von Verordnungen geregelt werde.
Er hat das Unglück, dass er als Jurist, wenn er in ruhigen Stunden die rechtliche Seite dieser Angelegenheit überdenkt, bespricht, und darüber schreibt, ganz anders urtheilt, wie wenn er als Abgeordneter sich darüber äußert, wie es bei dem vorliegenden Antrage in seiner begründenden Rede geschehen ist. Es hat niemand derart abgesprochen und vernichtend das Verordnungssystem in Bezug der Regelung der Sprachenfrage verdammt, wie gerade Herr Dr. Pacák in seinen bekannten "Skizzen". Trotzdem fordert er jetzt in feiner Rede, dass wieder in derselben Art zu helfen wäre. Wenn der Herr Abgeordnete Dr. Pacák der Ansicht ist, dass sämmt-liche Sprachenverordnungen rechtsungiltig sind Dr. Pacák: Lesen Sie die ganze Brochure, nicht bloß einen Satz; meint wir ihn jetzt, im Widerspruche mit seiner allgemeinen Verurtheilung hören, dann fordert er doch eigentlich die Regierung zu einer Art Rechts- und Gesetzbruch auf.
Herr Dr. Pacák hat aber außerdem verlangt, dass eventuell die gesetzliche Regelung der Sprachenfrage von dem Boden des Reichsrathes auf den Boden der Landtage verlegt werde. Ähnliches hat der verehrte Vorredner Herr Graf Bouquoy foeben ausgesprochen. Er sagte, man möge über die "Kompetenz" nicht streiten, ob der Landtag oder der Reichsrath) zur Regelung der Sprachenfrage berechtigt sei.
Ich glaube, darüber muss man sich aber doch ein festes Urtheil bilden, weil dabei legal, gesetzlich, vorgegangen werden muss und weil der gesetzliche Vorgang durch das Staatsgrundgesetz bestimmt wird. Dieses verlangt im § 11 ausdrücklich: Zum Wirkungskreise des Reichsrathes gehören laut "die zur Durchführung der Staatsgrundgesetze über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger zu erlassenden Gesetze. " Unter die allgemeinen Rechte der Staatsbürger gehören nun auch die Grundrechte und damit auch ja Artikel XIX. derselben.
Es ist schwer zu bedauern, dass diese Grundsätze, die nur "anerkannt" sind, wie es dort heißt, noch kein Ausführungsgesetz gefunden haben. Ein solches Ausführungsgesetz in sprachlicher Hinsicht will jetzt die Regierung durchsetzen. Der competente Boden, auf dem ein solches Gesetz gegeben werden kann, ist nach alledem ausdrücklich und unfehlbar nach § 11 des Staatsgrund-gesetzes der Reichsrath. Wozu also diese Competenz-Streitigkeiten? Wozu diese wichtige Frage vernebeln wollen?
Wir Deutsche in Böhmen wollen ernstlich den endlichen bürgerlichen Frieden in diesem Lande, denn wir wissen sehr wohl wie jetzt die Wohlfahrt des Landes, wie schwer die Wohlfahrt des Reiches, der beiden Völker Böhmens und die Monarchie unter den bisherigen böhmischen Streitigkeiten leidet. Und Sie von czechischer Seite werden uns nicht sagen, dass wir nicht die Hand ehrlich zum Frieden geboten haben, dass wir in den Verständigungsconferenzen in Wien nicht bis an die äußerste Grenze der Nachgiebigkeit gegangen sind.
Auch wir stehen auf dem Boden der Gleichberechtigung beider Völker in Böhmen und, wenn Dr. Kaizl im Reichsrath sagte, dass beide Völker für das Friedenswerk nur eine papierdünne Wand trenne, so ist es die Wahl des rechten Wortes über die Auffassung der Gleichberechtigung.
Wir wollen die Gleichberechtigung neben einander; Sie dagegen stellen sich Böhmen als vollständig national gemischtes Land vor; Sie wollen die Gleichberechtigung untereinander. Das ist die große Differenz in der Auffassung, die uns trennt. Gehen Sie aus Gleichberechtigung beider Völker neben einander ein, dann ist die Verständigung rasch da. Lassen Sie uns ruhig neben einander leben und arbeiten.
Wir Deutsche wollen in unseren geschlossenen deutschen Sprachgebieten, wie der Abg. Dr. Funke sehr zutreffend gesagt hat, nur Ruhe haben. Lassen sie uns also ruhig neben einander walten, Sie in Ihrem geschlossenen czechischen Sprachgebiete für sich und uns in unserem Gebiete, dann werden wir uns bald finden; dann werden die Differenzen, die zwischen uns bestehen, bei gutem Willen rasch und leicht ausgeglichen werden.
Sie werfen uns immer vor: Ja die Deutschen wollen ein Vorrecht, ein Privilegium uns gegenüber mit der Staatssprache; sie sordern die Staatssprache
Meine Herren! Das Land Böhmen ist in Österreich incorporirt, es ist kein selbständiger Staat; Böhmen ist ein Verwaltungsgebiet des Kaiserthums Österreich, des Großstaates Österreich (Abg. Strache: Provinz!)
Wenn wir dieses Land "Königreich Böhmen" nennen, so ist es sachlich doch nur ein Titular-Königthum. Dass dem so ist, sehen Sie in der politischen Verwaltung durch die " Statthalterei. " (Abg. Hoøica: So ist der Kaiser Titular-Kaiser!) Böhmen ist dem Großstaate Österreich einverleibt. Österreich besteht aus verschiedenen Landern, (Ruf: und Königreichen!) und Königreichen, also aus verschiedenen Königreichen und Ländern. Soll Österreich stark und einig, soll es Großmacht bleiben, dann muss es eine einheitliche oberste Verständigungssprache haben (Sehr richtig! Rus: Die Slavische! Odpor a nepokoj. ) Ich werde gleich darauf zu sprechen kommen. (Große Unruhe Der Oberstlandmarschall läutet. ) Das Kaiserthum Österreich muss nothwendig, wenn es fortbestehen soll, eine oberste Amts- und Verständigungssprache ebensogut haben, wie sie die freie Republik Nordamerika hat, wie sie Ungarn hat. (Abg. Hoøica: Sie werden das Kraut fett machen!) Ebenso braucht es eine einheitliche Armeesprache. Beides wird als Staatsnothwendigkeit gefordert. Denn ohne eine einigende Sprache, welche die obersten Staats- und Verwaltungsämter und Heeresleitung zusammenhält, würde Österieich auseinanderfallen.
Diese deutsche Geschäfts- oder Verstän digungs-, Amts- oder Staatssprache - auf den Namen kommt es nicht an - fordert der Staat Österreich, weil er sie zur Geschlossenheit und Lebendigerhaltung als Großmacht nöthig hat. Sie sagen immer, dass diese deutsche Verstandigungs- oder Staatsspräche ein Privilegium für uns Deutsche sei. Das ist unrichtig. Das ist kein Privilegium für uns Deutsche, das ist eine Nothwendigkeit für den Staat.
Die Festhaltung der deutschen Einheitssprache geht aus dem Hoheitsrechte des Staates hervor, das derselbe in sprachlicher Hinsicht für sich und seinen Fortbestand fordert. Für uns Deutsche bedeutet diese Thatsache nichts weiter, als einen Vortheil, dass es eben unsere Sprache ist, die sich dazu eignet (Veselost. )
Und nun bitte ich Sie, meine Herren, mir doch gefällig zu sagen, welche denn von den 8 Sprachen in Österreich sonst dazu geeignet wäre, um die einigende Verständigungssprache in Österreich zu sein. (Abg. Strache: Das Russische!)
Sie haben dafür keine andere! Es gibt dafür eben nur die deutsche Sprache. Ich sehe nicht ein, warum Sie sich gegen eine solche Thatfache, die wir Deutsche gar nicht als Privilegium für uns beanspruchen, die nur der Staat als Hoheitsrecht fordert, auflehnen und förmlich beleidigt fühlen können? Ist denn z. B. der Deutsche in der nordamerikanischen Republik, oder der Franzose, oder der Slave, daselbst beleidigt, dass die Staatssprache in diesen freien Republik das anglo-amerikanische ist? Auch dort fordert man eine Staatssprache und hält an ihr im obersten Staatsinteresse fest.
Wenn Sie gegen solche Dinge, die einfach die Nothwendigkeit geschaffen hat, ankämpfen wollen, dann wird es schwer weiden, in Böhmen zu einer Verständigung zu kommen. (Posl. dr. Koldínsky: S Vámi není možný žádný "Verstandigung"!)
Wir Deutsche in Böhmen, 2¼ Millionen zählend, sind durchaus mit der czechischen Bewohnerschaft gewischt. Es gibt zwar allenthalben einzelne sprachlich-gemischte Bezirke, aber die Deutschen in Böhmen besitzen ein großes, geschlossenes Sprachengebiet, (Abgeordneter Hoøica ruft: Das ist neu!) und zwar in 72 Gerichtsbezirken, in welchen nach der letzten amtlichen Volkszählung bekanntlich unter 1, 600. 000 Einwohnern nur 1 1/6% Czechen festgestellt wurden.
(Abg. Aigner: Hört!)
Dieses geschlossene deutsche Sprachgebiet, das Sie gewiss nicht gemischt nennen werden ist fast zweimal so groß als Oberösterreich ist viermal größer als Deutschtirol, ist achtbis neunmal größer als Salzburg. (Abg. Hoøica ruft: Und wievielmal größer als Liechtenstein und Monaco?)
Haben wir Deutsche nun nicht das Recht, dass wir in diesem Sprachgebiete auf dem Fortbestande unseres, durch die Geschichte überkommenen sprachlichen Rechtes beharren? (Ruf: Ganz gewiss!) Haben wir nicht das Recht, die Forderung zu stellen, dass wir in sprachrechtlicher Richtung als Oesterreicher ähnlich behandelt werden, wie unsere deutscheu Stammgenossen in Deutschtirol, in Oberösterreich, in Salzburg? (Abg Aigner: Selbstverständlich! Beifall links. )
Wir stehen mit unseren diesbezüglichen Forderungen auf dem Boden einmal des geschichtlich gewordenen Besitzstandsrechtes, zweitens auf verfassungsmäßigem Boden, drittens auch auf dem Boden des Naturrechtes (Rufe: Sehr richtig!) und endlich auch auf dem Boden des sittlichen Rechtes. (Beifall und Händeklatschen. )
Warum sollen wir Deutsche Böhmens diese Rechte nicht vertheidigen? Warum sollen wir in dieser Richtung nicht als Oesteneicher die Gleichberechtigung mit unseien deutschen Stammesgenossen in den übrigen deutschen Kronlänbern dieses Reiches vertheidigen? Ist das vielleicht etwas Unrechtes?
Ich werde Ihnen hier über Natur und sittliches Recht keine Vorlesungen halten (Abg. Dr. Schreiner ruft: Das verstehen sie ja nicht!) Es bestehen darüber Werfe, die gründlich und überzeugend geschrieben sind. Lesen Sie das Werk des Canonicus Dr. Frind über das sprachliche und sprachlich nationale Recht vom sittlichen Standpunkte (Veselos. Beifall) Widerlegen Sie daraus nur einen einzigen Satz!
Mit unseren Forderungen thun wir Ihnen, verehrte Herren, nicht Unrecht, wenn wir für unser geschlossenes deutsches Sprachgebiet den sprachlichen Besitzstand weiter vertheidigen, weiter bewahren wollen. Wir thun Ihnen nicht Unrecht, sondern arbeiten sogar im Interesse des Friedens, wenn wir auf möglichst gründliche sprachliche GebietsAbgrenzung hinarbeiten, damit so die Reibungen, die Anlässe zu Differenzen, mehr und mehr gemindert werden. (Veselost. )
Wir arbeiten also im Interesse des Friedens und auch der Gleichberechtigung, wenn wir wünschen und verlangen, dass in Böhmen hier ein deutsches Sprachgebiet, dort ein böhmisches Sprachgebiet und bei bestimmten Ziffern der nationalen Mischung ein gemischtes Sprachgebiet, in dem zweisprachig amtiert wird, für die Zukunft festgehalten und legal festgestellt werde. Diese Forderung von unserer Seite ist kein Kampfantrag, das ist Friedensgesinnung (Veselost, Ruf: Sehr richtig!) Dagegen ist Ihr Standpunkt der Standpunkt der Eroberungen gegenüber dem deutschen Gebiet. (Beifall links. ) Sie proclamieren die Revindication, sie wünschen Eroberungen von unserem Besitzbestande; Ihre Blätter haben sich darüber klar ausgesprochen - Sie suchen im Wege sprachlicher Änderungen eine èechische Beamtenschaft im deutschen Gebiete einzubürgern: Sie wollen, weil die Deutschen eben keine zweisprachigen Beamten haben, auf diese Weise in unser deutsches Sprachgebiet einflussreich eindringen.
Es hat zwar der Herr Abgeordnete Dr. Pacák in der Begründung seines Antrages gesagt, unsere Forderung sei einfach eine deutsche "Beamtenbrotfrage".
Nein, meine Herren! Es steht eher umgekehrt. (So ist es! Sehr richtig!) Wir verlangen und können dies auch verlangen, dass die Söhne unseres deutschen Volkes in dem rein deutschen Sprachgebiete auch Beamtenstellen erhalten und dass sie als deutsche Beamten avancieren können bis zu den obersten Aemtern.
Wir vertheidigen in dieser Beziehung das deutsche Besitzrecht unserer deutschen Beamtenschaft.
Suchen Sie ein culturell hochstehendes Volk, das aus die Dauer eine fremdnationale Beamtenschaft erträgt, namentlich dort, wo es sich um solch ungemischte Gebiete handelt, wie es in unserem geschlossenen Deutschböhmen der Fall ist. Das finden Sie nicht. Was aber, meine Herren, bei Ihnen verstanden wird unter der "Revindication", das haben im vorigen Jahre die "Národní listy" sehr offen bekannt.
Sie haben geschrieben - es war Anfangs vorigen Jahres: "Ja, wir bekennen, die Bohemia hat Recht mit ihrer Behauptung. Wir Czechen wollen die Deutschen ans allen ihren Stellungen in den Ländern der Set. Wenzelskrone verdrängen.
Wir Czechen sind eben die historischen Herren und Eigenthumer des ganzen Landes.
(Hört!)
Meine Herren! Das ist eine Irrung von Ihrer Seite. Die Deutschen sind Herren und Besstzer ihres Gebietes, die Czechen aber sind Besitzer des Gebietes, das sie compact bewohnen.
Wenn Sie nicht beschuldigt werden wollen, dass Sie nationalen Kommunismus treiden und aus dem Wege des sprachrechtlichen Kampfes das deutsche Sprachgebiet durchsetzen und erobern wollen, dann werden Sie diesfalls den Grundsatz des Unterschiedes zwischen "Mein und Dein" das "Suum cuique" wahren müssen (Abg. Eigner: Das 7. Gebot).
Wenn das geschieht, dann werden wir uns rasch verständigen und bald vertragen. Der Deutsche ist nicht kampfsüchtig,; er ist auch nicht national enragiert. Wir Deutsche sehnen die Stunde herbei, dass wir neben Ihren endlich in diesem Lande im Frieden leben, unseren Berufs-Geschäften, unseren Arbeiten und Verpflichtungen ruhig nachgehen können
Wenn wir zwei Völker Böhmens in dieser Richtung aus dem nationalen Kriege, der so gehässig ist und die Leidenschaften so tief aufpeitscht, einen culturellen Wettkampf machen würden, der uns sicher beiden wohl thäte, wenn wir künstig Hand in Hand gehen, im Ineinandergreifen aller Kräfte, gehen möchten, dann wären wir gewiss ob dieses Erfolges glücklich.
Legen Sie, meine Herren auf czechischer Seite, die Waffen nieder und lassen Sie uns ehrlich Frieden schließen auf der Basi der Gerechtigkeit. (Beifall).
Im norigen Jahre hat der Herr Abg. Kaftan hier in Prag in einer jungezechischen Versammlung auf der Kleinseite einen Vortrag gehalten, worin er namentlich die Sprachenverordnungen und ihre Bedeutung seinen Zuhörern klargelegt hat. Daraus mögen Sie zugleich die Gründe entnehmen, warum wir Deutsche diese Sprachenverordnungen so scharf bekämpft haben.
Der Abg. Kaftan hat da gesagt: "Badeni habe, die Czechen respektirend.
die Sprachenverordnungen erlassen, welche, offen gesagt, einen wichtigen Theil der czechischen Staatsrechtes bilden, etwas, was das czechische Volk sich nicht mehr werde nehmen lassen. Die Czechen seien gezwungen, eine Etappenpolitik zu treiben, welche sich bisher nicht schlecht bewährt, habe. Die Regierung des Grasen Badeni habe zugesagt, gewisse Postulate der Czechen in nationaler, cultureller und wirtschaftlicher Beziehung zu erfüllen, und auch die Regierung des Grafen Thun habe dies versprochen und erfülle auch ihr Versprechen, wenn auch langsam. Nach langen Jahren sei ein Czeche Präsident des Oberlandesgerichtes, ein Czeche Präsident des Landesgerichtes geworden; diese beiden Namen bürgen dafür, dass die Sprachenverordnungen durchgeführt werden. Stück für Stück müssen die Czechen arbeiten. Oder sollten die jungezechischen Abgeordneten, wo 6 Millionen Deutsche gegen die Czechen ankämpfen, eine zweite Schlacht bei Lipan, eine zweite Schlacht am Weißen Berge heraufbeschwören ? Der Proceß in Oesterreich reife zum Föderalismus, wenn der Staat stark sei; zum Absolutismus, wenn er schwächlich sei.
Meine Herren! Wenn von Seite Ihrer Führer derart geredet wird, und wenn Ihre Blätter ähnlich schreiben, dann kann uns das doch nicht einladen, dass wir auf Ihre Forderungen so leichthin eingehen.
Da müssen wir Ihren Forderungen gegenüber gründlich mit Misstrauen erfüllt werden.
Die Folge davon ist, dass wir jede Ihrer Maßregeln zweimal, dreimal prüfen, ob nicht eine Schlinge, eine fchädliche Absicht dahinter steckt.
Das ist unser Standpunkt!
Im Uebrigen werden wir nach wie vor weiter für einen gerechten Friedensschluss mit Ihnen eintreten.
Es muß aber ein Frieden sein, der auch unsere Ehre und unseren gerechten Besitzstand wahrt.
Ich bedauere nochmals, dass es in diesem hohen Hause fort und fort zu endlosen staatsrechtlichen und sprachrechtlichen Streitigkeiten kommt, wodurch die Zeit der Landtagstagung großentheils vergeudet wird, während dieselbe zu viel wichtigeren Angelegenheiten verwendet werden müßte.
(Abg. Hoøica ruft: Kurze Reden werden gesprochen, nicht wahr?)
Wenn die Herren uns angreisen, müssen wir Deutsche uns vertheidigen.
(Abgeordneter Herr Posselt ruft: Wir sollen uns vielleicht aufhängen lassen? Abg. Aigner ruft: Den deutschen Besitz wollen Sie langsam einsacken!)
Im Interesse des Friedens spreche ich mein Bedauern auch über diise Debatte und den Antrag Pacák ans.
Möge der Tag bald kommen, wo fruchtbaren Tagesordnungen die Zeit des böhmischen Landtages ausfüllen.
Ich halte es unter den jetzigen Umständen für überflüssig, dass dieser Antrag Pacák, wie unter jetzigen Umständen, die ich schon am Anfang meiner Rede angedeutet habe, zumal da die VerständigungsConferenzen noch nicht ausgegeben seinen, während also noch die zuständigen Vorbereitungen für die Vorlage einer sprachgesetzlichen Regelung im Reichsrathe getrof fen werden, noch im Gange sind, einer Commission aus diesem Landtage zugewiesen werde
Ich muss mich aber bei dieser Gelegenheit gleichzeitig gegen eine Äußerung des geehrten Vorredners, des Herrn Grafen Buquoy wenden, der erklärt hat, es entspreche quasi dem Anstände, dass ein Antrag dieser Art immer einer Commission zugewiesen werde.
Der Herr Abg. Dr. Nitsche hat vor 2 Jahren hier im Landtage einen Antrag gestellt, unterschrieben von einer großen Anzahl deutscher Abgeordneter, dass hier im Landtag die Einrichtung im Interesse der gegenseitigen Verständigung getroffen werde, wie das Gleiche im tirolischen und mährischen Landtage besteht, dass ein Dolmetsch bestellt weide, der die czechischen Reden uns Deutschen, die wir der czechischen Sprache leider nicht genügend kundig sind (Rufe: Uète se èesky!) auf Verlangen der Deutschen in Uebersetzung kurz skizziert, damit wir wissen, was zu uns gesprochen wird. (Beifall links - Odpor a nepokoj. ) Abg. Gebler: Wir verstehen es ja so nicht, was Sie rufen Abg. Stein: Reden Sie deutsch, wenn wir Sie verstehen sollen! Abg. Gebler: Wir verstehen uns nicht, also endlich einmal Scheidung! Großer Lärm. )
Oberstlandmarschall (läutet): Ich bitt um Ruhe!
Žádám, aby byl zachován klid a øeèník nebyl zbyteènì pøerušován.
Abg. P. Opitz: Dieser Antrag des H. Abg. Dr. Nitsche, der im Interesse der Verständigung und des Friedens gestellt wurde, ist damals vom Jungczechenclub und von einem Theile des Großgrundbesitzes a limine abgewiesen, d. h " keiner Commission zugetheilt worden. Ähnliche Beispiele sind noch mehrere vorhanden
Ich schließe mich darum in formaler Beziehung der Haltung der Abgeordneten dieser deutschen Seite des Hauses an, die den An trag gestellt haben, dass der Antrag des H. Dr. Pacák einer Commission nicht zugewiesen werde. (Bravo, Händeklatschen links, Redner wird beglückwünscht. )
Nejvyšší maršálek zemský (zvoní. ) Dovoluji sobì ohlásiti, že pani poslanci dr. Herold a dr. Ladislav Dvoøák vymìnili sobì místa. Následkem toho se dostane k øeèi napøed pan poslanec dr. Dvoøák.
Ich erlaube mir mitzutheilen, dass die Herren Abg. Dr. Herold und Dr. Ladislaus Dvoøák ihre Plätze in der Rednerliste vertauscht haben und dass demnach jetzt Herr Abg. Dr. Dvoøák zum Worte kommt
Ich werde jedoch jetzt wegen vorgerückter Stunde zum Schlüsse der Sitzung schreiten.
Pøikroèím však nyní pro pokroèilou dobu k ukonèení sezení. (Zvoní).
(Läutet). Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass unter den gedruckten Vorlagen ein Antrag der Herren Abg. Albl und Genossen betreffend eine Hilfsaction für die durch Erdrutschungen geschädigten Gemeinden des Saazer Bezirkes sich befindet.
Derselbe hat die Druck-Nr. CXIII Der Herr Antragsteller hat beantragt, es möge dieser Antrag der Budgetrommission ohne erste Lesung zugewiesen werden. Er hat zugleich beantragt, es möge dies mit dem Auftrage geschehen, dass binnen 8 Tagen hierüber Bericht erstattet werde. Nun habe ich mich mit dem Herrn Antragsteller dahin verständigt, dass er von dem letzterem Zusatze absieht und lediglich ersucht, dass sein Antrag