Ètvrtek 5. dubna 1900

in jenem Augenblicke, wo das gesammte Volk draußen von jüdischen Kohlenwucherern ausgebeutet wird, wo das gesammte Volk ohne Unterschied der Partei und Nation von diesen Leuten ausgebeutet wird, und durch diese unverschämte Ausbeutung die Industrie, der Gewerbestand, die Landwirtschaft und auch die gesammte Arbeiterschaft zu Grunde gerichtet, geknechtet und geknebelt wird, wo keine Regierung ein Wort findet, um gegen diese Ausbeutung aufzutreten, dass Sie nicht die Interessen der Industrie, Ihres Bauernstandes, nicht die Interessen Ihres Gewerbestandes, nicht die Interessen der geknechteten Arbeiter vertreten, sondern hier im Hause mit dem Antrag kommen, auf Einführung der russischen Sprache.

Sie befinden sich im direkten Gegensätze zu Ihrem Genossen, Ihrem connartionalen, Herrn Professor Massaryk der ja auch ein Czeche ist, und ich glaube, Sie weiden doch diesem Herrn die Bedeutung nicht absprechen. (Zwischenruf: Toto si mohou nechat). Wenn Sie ihm dieselbe absprechen sollten, so ist dies Jhre Sache und nicht meine und ich bitte Sie ferner, wenn Sie mich mit Zwischenrufen belästigen wollen, sie deutsch zu machen, denn ich verstehe Ihre Sprache nicht und kann deshalb nur auf deutsche Zwischenrufe antworten.

Ich meine also, Sie erweisen Ihren Volksgenossen, Ihrem arbeitenden Volke, damit durchaus keinen Gefallen und keinen Nutze, wenn Sie die Zeit hier im Landtag in diesem Sinne so vertrödeln. Uns ist das ganz gleichgiltig.

Hat Ihr Antrag eine politische Seite und wollen Sie dazu beitragen, das Reich zu zertrümmern und den Zusammenbruch der Firma Habsburg und Compagnie möglichst bald herbeiführen, so haben wir nichts dagegen.

Oberstlandmarschall (läutet): Ich muss den Herrn Redner ersuchen, von der Allerhöchsten Dynastie nicht in einer solchen Weise zu sprechen.

(Händeklatschen. )

Abgeordneter Wolf (ruft): Da bricht die Menge tobend aus, gewaltiger Sturm erfüllt das Haus.

Abgeordneter Stein: Wir glauben, dieser Antrag könnte für das èechische Volk nur den einen Nutzen haben, dass Sie vielleicht in späteren Jahrzehnten den Söhnen Ihrer Handwerksmeister, und den Söhnen Ihrer Bauern den einen guten Rath geben könnten: Ihr seid im Besitze der russischen Sprache, schaut, dass Ihr in Moskau einen Hausmeisterposten bekommt.

Weil ich also nicht die Absicht habe, Sie ferner mit dieser,, Sache zu belästigen, beantrage ich den Übergang zur Tagesordnung über diesen Antrag des Herrn Abgeordneten Dr. Šamánek. (Lebhafter Beifall links)

Oberstlandmarschall: Es wurde ein Antrag auf Übergang zur Tagesordnung gestellt. Ich bitte die Herren, welche diesem Antrage anstimmen, die Hand zu erheben.

Der Antrag ist nicht hinreichend unterstützt.

Es haben sich noch zum Worte gemeldet die Herren Abgeordneten Graf Schönborn, Sokol und Adámek.

Pøihlásili se ještì k slovu páni poslanci hrabé Schönborn, Sokol a Adámek.

Es gelangt nun zum Worte der Herr Abgeordnete Dr. Eppinger.

Abgeordneter Dr. Eppinger: Ich habe die Ehre namens des Clubs der deutschen Landtagsabgeordneten die Erklärung abzugeben, dass wir gegen diesen Antrag schon in erster Lesung stimmen werden, weil wir thatsächlich die Zeit und Mühe, welche eine Commission auf dessen Vorberathung verwenden würde, für verloren, und die Verhandlung für total leer gedroschenes Stroh ansehen müssen und weil gerade die Schulcommission, vor welche der Antrag gelangen soll, derzeit dringendern und wichtigen Aufgaben zu lösen hat, so dass es förmlich als Frevel an seiner Thätigkeit erscheint, mit derartigen Sachen, die durchaus keine Aussicht auf Verwirklichung haben, diese Commission zu belästigen.

Wir stoßen uns vor allem daran, dass der gestellte Antrag in erster Richtung schon die Competenz des Landtages unbedingt überschreitet.

Es wird nämlich die Einführung der russischen Sprache, eines ganz neuen Lehrgegenstandes, obligat mit 3 Stunden wöchentlich an sämmtlichen Mittelschulen des Landes verlangt, zu welchen bekanntlich auch die Gymnasien gehören.

Nun steht aber die Gesetzgebung über die Grundzüge des Unterrichtswesens, nach der ausdrücklichen Bestimmung des § 11. des Staatsgrundgesetzes über die Reichsverhretung, dem Reichsrathe zu und nicht den Landtagen.

Schon aus diesem Grunde könnte ja ein derartige. Beschluss des Landtages nie sanctioniert werden und es wäre schon aus diesem formalen Grunde nur vergebliche Liebesmüh'.

Aber auch in sachlicher Beziehung haben wir die schwerwiegendsten Bedenken gegen diesen Antrag, denen zum Theil dar geehrte Herr Vorredner Ausdruck verliehen hat.

Sie könnten uns einwenden, der Antrag betrifft ja nur die Mittelschulen mit èechische Unterrichtssprache im Lande, nur unsere Schulen und wenn wir einen Missgriff begehen, so thun wir dies auf eigene Verantwortung. Was kümmert Ihr Euch darum? Dieser Einwurf hätte den Schein der Berechtigung, wenn der Grundsatz schon eingeführt wäre, welchen wir befürworten, das Princip der Anseinanderlegung des Budgets für Unterrichtszwecke beider Volksstämme, welche das Land bewohnen Dann, aber, erst dann könnte jeder Volksstamm derartige Experimente unternehmen; solange aber dieser Zustand nicht besteht, solang wir, sei es durch Vermittlung des Landesoder des Staatssäckels auf diese Ausklagen beizutragen verpflichtet sind, nach Maßgabe unserer sehr bedeutenden Steuerkrait, muss es uns gestattet sein, diesen Antrag auch seine meritorische Zweckmäßigkeit zu prüfen, und als Resultat einer solchen Prüfung ergibt sich folgendes: Wenn an den Mittelschulen, andenen der Unterricht der deutschen Sprache nicht obligat ist, die russische Sprache obligat gelehrt weiden soll, so ist das der Ausdruck der Ueberzeugung der Herren Antragsteller, dass sie für ihre studierende Jugend, welche ihre gebildeten Stände ergänzen soll, tatsächlich die Kenntnis und Erlerung der russischen Sprache für zweckmäßiger halten als die Kenntnis der deutschen Sprache.

Meine Herren! - Gestatten Sie mir den Ausdruck - das ist eine colossale Lächerlichteit, (Widerspruch, ) jawohl mit dieser händigen Sie geradezu auf die leidenschaftliche, nationale Erregung Ihres eigenen Volkstammes in einer für diesen Ihren Volkstamm verletzenden Weise. Sie fordern alle gesunde Vernunft, allen hausbackenen Verstand geradezu zum Widerstände heraus. Wie wollen Sie es rechtfertigen, wenn der junge Mann, bei es aus diesem oder jenem Theile des Landes, nach wenigen Stunden der Eisenbahnfahrt unfehlbar schon in das deutsche Gebier gelangt, und hier auf einmal die Fähigkeit verliert, sich zu verständigen, dafür aber das Zeugnis in der Tasche hat über die Erlerung der russischen Sprache; oder wenn er in jedem beliebigen Leerufszweige ebenso unfehlbar an allen Ecken und Enden auf die ihm nächstliegenden Bildungsbehelfe stößt, aus die deutschen nämlich, und diese nicht benützen kann, weil er die Sprache nicht versteht.

Das wäre ja ein Frevel gegen die eigene Jugend und am allerwenigsten wurden Sie sich den Dank der Eltern dieser jungen Leut verdienen

Meine Herren! Wenn roh bloß einen ewigen Krieg im Auge hätten, wenn uns als Zukunftsbild thatsächlich vorschweben würde der stete Kampf der beiden Nationalitäten bis zur nationalen Vernichtung des einen oder des andern Theiles, - wenn das richtig wäre, - dann könnten wir thatsächlich Ihre Anregung nur mit Freuden begrüßen

Sperren Sie sich uns ab mit Ihrer "nix daitsch" Theorie und bauen Sie Ihre chinesische Mauer, unser Schade ist es nicht Wir sind vollrommen überzeugt, und auch Sie geben sich kenner Täuschung darüber hin, dass Sie mit der Zunahme der mangelnden Kenntnis der deutschen Sprache einfach aufhören, für uns gefährliche Gegner zu sein.

Sie verlieren die Fähigkeit, Bundesgenossen aus unserem Lager zu werden, die Sie jetzt, leider Gottes, noch haben, Sie verlieren die Verwendbarkeit bei den Centralstellen. Sie geben den Kunstgriff aus der Hand, aus dem Umwege des Utraquisirens zu èechisiren und auch der in den letzten Jahren hervorgekommene Uebelstand der massenhaften Verwendung mangelhaft deutsch sprechender Beamten und sonstiger Augestellten im deutschen Sprachgebiete, den selbst die Lauesten unter uns als eine nationale Gefahr anerkennen, er würde von selbst aufhören, wenn sie überhaupt nicht deutsch sprechen würden, somit auch nicht als schlecht deutsch sprechende Beamte angestellt werden könnten.

Aus allen diesen Gründen ist Ihre chinesische Mauer kein Unglück für uns Aber einerseits halten wir diesen Krieg nicht für nothwendig und andererseits wissen wir sehr gut, dass es Ihnen nicht einst um die Ausführung gemeint ist, dass Sie gar nicht erwarten, dass dieser Antrag zur Thatsache werden soll.

Dazu sind Sie viel zu schlau.

Sie werden sich hüten, die Waffe ans der Hand zu geben, welche Ihnen die Kenntnis der deutschen Sprache verleiht, dazu fürchten Sie sich zu sehr vor den Vorwürfen der Väter und Mutter dieser jungen Leute, die Sie den vorhin erwähnten Consequenzen aussetzen wollten Sie wollen keine Durchführung, nein, demonstrieren wollen Sie gegen die von uns aufgestellte Forderung auf Anerkennung der deutschen Sprache als allgemeinen Vermittlungssprache im Lande.

Das ist des Pudels Kern.

Sie sagen nämlich: Ehe wir anerkennen, dass die Funktion der allgemeinen Vermittlungssprache im Staate den Deutschen gebührt, eher stellen wir den Lehrsatz auf: Unsere Jugend in unseren Lehranstalten lernt lieber russisch als deutsch.

Aber in Wirklichkeit wollen Sie die Durchführung selbst nicht.

Und warum widersprechen Sie der deutschen Sprache als Vermittlungssprache? Aus Gefühlsregungen, welche in richtiger Grenze gehalten niemals zur Unehre gereichen, aus regem Sinn für Ihre Nationalität, welche aber ins Extreme getrieben zu einer krankhaften, zu einer gereizten, ja überreizten nationalen Eitelkeit weiden, die Sie sich dann als Götzen vorstellen, den Sie Ihrer Wählerschaft vorhalten, dem Sie fortwährend Opfer schlachten müssen, und mit dem Sie viel Unheil anstiften, als einen Götzen der auch dem Verständigungswerke hindeiud im Wege steht, wie wir dieser Tage sehen haben.

Ich muss nothgedrungen auf diesen Gegenstand zur Sprache kommen. Sie wollen von der Vermittlungssprache nichts wissen und glauben, dass darin eine Verletzung des Gletchberechtigungsprincipes liegt. Sie glauben, der deutschen Sprache dürfen keine iverteren Vorrechte im Lande gebühren als der èechischen Sprache.

Die Gleichberechtigung müsse eine vollständig mechanische und mathematische sein. (Widerspruch. )

Meine Herren, übereilen Sie sich nicht! Sie verstehen die Gleichberechtigung al eine vollständig mathematische und sehen in der Durchführung derselben bis auf des i-Tüpfelchen geradezu eine Ehrensache!

Das ist ja Ihre Politik, meine Herren! Gleichberechtigung ist aber nicht eine mathematische Gleichheit des Zugemessenen, Gott bewahre! Unter Gleichberechtigung verstehe ich die Gleichheit der Reichsregeln, nach denen zuerkannt, die Gleichheit des Maßes, nach welchem gemessen wird; aber wo von vornherein ungleiche Factoren sind, kann dieses Zugemessene nicht gleich ausfallen. Fürchten Sie nicht, meine Herren, dass ich von einer aprioristischen Mehr- oder Minderwertigkeit der Sprache zu reden vorhabe, aber ich halte mich nur an die eine Thätigsache, die sich nicht ableugnen lässt.

Die deutsche Sprache ist gegenwärtig in Oesterreich und in Böhmen selbst die staatliche Vermittlungssprache, sie ist es und sie blieb es nach den Gautschischen und Badenischen Verordnungen, deren Aufhebung Sie so sehr beklagen.

Sie ist eine Staatsnothwendigkeit, um deren Durchführung nicht wir aus nationalen Grundsätzen uns erst kümmern müssen, sondern deren Aufrechthaltung Sache des Staates ist, schon im Interesse der Erhaltung seiner Existenz

Nach den beiden Verordnungen von Badeni und Sautich musste doch der Verkehr der Aemter mit den außer Landes gelegenen Behörden, mit den Militärbehörden und mit den Centralbehörden, in deutscher Sprache erfolgen.

Aber noch trauriger, noch verletzender für Ihre Eitelkeit ist es, dass es gar nicht anders sein kann Machen Sie doch nur einen Vorschlag, wie soll der czechische Richter den polnischen angehen um Abhörung eines Zeugen oder nur einen Executionsvollzug. oder soll er vielleicht auf das Russische warten?

Der Pole versteht nicht czechisch, und der Slovene ebenso wenig (Unruhe. Veselost. Der Oberstlandmarschall läutet. )

Was wollen Sie denn machen, wenn Sie selbst, die nichtdeutschen Völkerschaften Oesterieichs in der ausgesprochene Absicht zusammenkommen: "Jetzt wollen wir uns vom Herzen aussprechen" und raisonieren über diese protzige, bevorrechtete deutsche Sprache, die überall den Schnabel voraus hat - wissen Sie, was Sie machen werden, wenn Sie vernünftig und verständig sein wollen? Deutsch reden weiden Sie und mögen Sie die Sache bedauern, wie Sie wollen, es ist eine Thatsache, (Stürmische Bravorufe links), und hat für Sie nichts Beschämendes.

Wo mehrere Sprachgebiete in einem Einheitsstaate vereinigt sind, ist ja zu einem Verkehre der Theile unter einander ein gemeinsames Bindemittel naturnothwendig.

Was auf der anderen Seite vorgeschlagen wurde, ist ja doch nicht durchführbar. Wissen Sie, welchen Vorschlag in praxi man gemacht hat? Wenn der Gebrauch einer Sprache verpönt ist, weil er die Anderssprachigen verdrießt, dann können wir auf den Gebrauch der Sprache überhaupt verzichten, dann können wir uns auf allgemein verständliche Zeichen beschränken Das ist der Grundgedanke unserer wortlosen Münzen, des Unterbleibens des Zugansagens aus den Staats-Eisenbahnen, das ist der Grundge danke Ihrer stummen Zde-Meldungen.

Sie werden doch aber nicht im Ernste glauben, dass sich dies auf alle staatlichen Einrichtungen übertragen lässt, dass wir immer stumm bleiben, ans Furcht nur nicht Ihre nationale Eitelkeit zu verletzen. Das geht nicht, das werden Sie selbst einsehen. Sie sehen überall nur den Gesslerhut aus der Stange, vor dem man die Reverenz machen muss, es thut Ihnen wehe. Sie können dies nur schwer vertragen. Aber thatsächlich ist es ja so. (Rufe: Paragraph 19. )

Über diesen Programmspunkt sind wir schon längst hinaus, der ist schon beim Begriffe der Gleichberechtigung abgethan.

Wenn nun schon die deutsche Sprache thatsächlich, und das lässt sich nicht leugnen, die doppelte Function hat, nämlich das locale Verständigungsmittel zu sein in gewissen Bezirken, wo eine geschlossene deutsche Bevölkerung ist, von absoluter Giltigkeit und

in gemischten von relativer - und auf der anderen Seite noch die Function des mehreien Gebrauchswertes, wie ich dies, um nicht anzustoßen, bezeichnen will - da ist es klar, dass bei der Zumessung von Rechten ein Plus in dem zugemessenen Quantum herauskommen muss, es ist ja gar nicht anders möglich.

Auf anderen Gebieten ist uns dieser Begriff vollkommen geläufig.

Wir wissen sehr wohl, dass im Concurse die Gläubiger einer Rangelasse auch gleichberechtigt sind, fällt es aber darum einem vernünstigen Menschen ein, zu erwarten, dass alle Gläubiger aus der Masse dieselbe Summe erhalten? Es ist nur dieselbe Quote, derselbe Perzentsatz derselbe relative Antheil!

Wo aber von Haus aus ein solcher Mehrwert vorhanden ist, wie in diesem Falle - und Sie können diese Prämisse nicht leugnen - muss auch das Resultat ein anderes sein.

(Ruf: Wir haben noch nicht Concurs gemacht. )

Also kurzum, das praktische Bedürfnis dieser organischen Auffassung der Gleichberechtigung, wie sie thatsächlich auf anderen Gebieten gang und gäbe ist, wird nothwendig zur Zuerkennung des Anspruches des sprachlichen Vorrechtes für die deutsche Sprache führen. Daran dürfen Sie sich nicht stoßen. Diesen Tribut an die Wirklichkeit müssen Sie bringen. Diese Function der deutschen Sprache als Tribut anerkennen, dass Sie in einem Eibheitsverbande zusammenleben, nicht etwa blos mit uns Deutschen, nein, mit Ihren eigenen Standesgenossen, und zwar in einem Reiche, welches nach dem Ausspruche Ihres eigenen Historikers Palacký, wenn es nicht schon bestünde, gegründet werden müsste.

Darum beschwichtigen Sie nur ruhig Ihr nationales Gewissen und Ihre nationale Eitelkeit. Dieser Tribut ist nicht zu groß.

Sie sagen nun freilich: "Wie ist die deutsche Sprache zu dieser Function gekommen?" Sie sagen, durch ein Dictat der Staatsgewalt und da wollen Sie nun, dass die Staatsgewalt auf einmal anders dictiere und dass sie eben Ihrer Sprache die gleichen Rechte in jedem Belange zuerkenne

Das ist das, was aus den Ausführungen des Herrn Collegen Dr. Foøt neulich hervorgieng, nämlich der unberechtigte deutsche Besitzstand sei angehäuft durch neue Summen von Unrecht. Und da schwebt Ihnen so etwas vor wie eine Art Wiedervergeltung vor diesem gleichen Rechte

Wie stellen Sie sich diese Beseiligung des ungerechtfertigten Besitzstandes, diese frühere Gleichstellung vor irgend einer Verständigungs-Action vor? Da muss den Bevorzugten das Plus, das er mehr hat Sie erklären "ungerechtfertigter Weise" und ich gebe Ihnen auch das noch zu - weggnommen werden. Erst dann stehen Sie, wie Sie sagen, uns als Contrahenten mit gleichen Existenzbedingungen gegenüber.

Nun, ich möchte aber den verehrten H. Collegen Dr. Foøt fragen: Hält er es thatsächlich für so ohne weiteres durchführbar, soll das Voriecht, welches die deutsche Sprache gegenwärtig genießt, und das über Böhmen hinausgeht, nämlich im Verkehr mit den Centralstellen, im Verkehre der einzelnen Bestandtheile des Ruches unter einander, ohne weiteres über Nacht cassirt und auf eine andere Sprache übertragen werden? Dies ist doch platterdings unmöglich.

Diese Wiedereinsetzung in den früheren Stand, um auf die Befitzstörungsidee des Herrn Dr. Foøt einzugehen, ist unmöglich. Wollen Sie als Voraussetzung der Verständigungsaction hinstellen, dass wir uns erst verständigen können, bis wir vollständig einander gleichgestellt sind, dann ziehen Sie es vor, ganz unverblümt zu sagen "Ich will die Verständigung überhaupt nicht", anstatt sie erst an eine unerfüllbare Bedingung zu knüpfen.

Meine Herren! Die deutsche Sprache ist nicht ohne weiteres durch ein Dictat der Herrschergewalt über Nacht zu jener Stellung in Oesterreich gelangt. Das, was sie jetzt vorstellt, nimmt sie auf Grund eines ein- bis zweihundertjährigen Entwicklungsganges ein, und war kein Gesetz dazu nöthig.

Und glauben Sie, dass die deutsche Sprache aus grundsätzlicher Vorliebe für die deutsche Sprache und Abneigung gegen die slavische Sprache zu dieser Bedeutung gelangt ist?

Gewiss nicht. Es waren reine Zweckmäßigkeitsrücksichten, und aus die Gefahr hin gegen die landläufige Meinung zu verstoßen, erkläre ich aus meiner persönlichen Anschaung, dass z. B. die große Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Josef Träger der Nationcilitätsidee in unserem Sinne nicht waren.

Die Nationalitätsidee in unserem Sinne ist viel späteren Datums und nicht lediglich aus Zweckmäßigkeitsgründen hervorgegangen. Und wissen Sie, meine Herren, wer in Böhmen der größte Germanisator war?

Es waren Leute, welche Politik nie betrieben und der nationalen Idee meilenweit fernstanden, welche gerade aus Rücksicht auf Handel und Verkehr in ihrem Amte die deutsche Sprache bevorzugten, es war dies der Amtmann der Patrimonialgerichtsbarkeit, welcher oft genug selbst èechischen Ursprungs war. Derartige Erscheinungen, meine Herren, lassen sich nicht zurückbilden mit einem Federstrich. Dieses Schreien nach Redressur ist eine Redensart, deren praktische Consequenzen Sie gar nicht zu ziehen wagen.

Der Herr Abg. Dr. Herold hat andere Voraussetzungen für die Möglichkeit einer Verständigung ausgestellt, er sagt nämlich:

Nach einer Volkszählung, die unter dem terroristischen Drucke zurlandegekommen ist, ist eine Verständigung nicht möglich.

Nun, meine Herren, ich gebe zu, nachdem zu Ende dieses Jahres eine neue Volkszählung bevorsteht, hat es viel für sich, bei den Anfällen von Daten, die eine Rolle spielen sollen im Abgrenzungswerke, bis zu diesem Zeitpunkte zu warten.

Aber, meine Herren, wollen Sie sich nur von vornherein nicht dem Irrwahne hingeben, dass etwa die nächste Volkszählung viel anders ausfallen wird, als die vorhergegangenen. Gleiche Urfachen erzeugen gleiche Wirkungen.

Ich glaube nicht, dass der terroristische Druck bloß auf deutscher Seite vorkommt, ich meine, er findet auf beiden Seiten, tu gleichem Maße statt. (Zwischenrufe. ) Aber das steht mindestens fest, es heben sich Druck und Gegendruck aus und es ist geradezu ein kindliches Unterfangen zu glauben, die nächste Volkszählung würde unter dem Einfluss von anderen Kräften sich vollziehen. - Und wollen wir, wenn die nächste Volkszählung, wie vorauszusehen ist denselben Verlauf nimmt, wenn sie nicht nach Ihrem Wunsche ausfällt, dann auch vielleicht bei ihren Theorem bleiben und sagen: Ja, wir können uns nicht verständigen, die letzte Volkszählung war noch zu terroristisch.

Dann können wir noch 10 Jahre warten und, wenn die zweitnächste Volkszählung Ihnen auch nicht conveniert, vielleicht noch weitere 20 Jahre.

Ja, wir können vielleicht warten, ob aber diejenigen, die hinter uns stehen, warten wollen, das ist eine andere Frage. Ich scheue mich indessen gar nicht, meiner subjektiven Überzeugung Ausdruck zu geben, dass ich trotz alledem und alledem die Verständigung für gar nicht unmöglich halte.

Nur darf man sich keiner Täuschung hingeben über den Inhalt dessen, was unter Verständigung zu verstehen ist; nicht etwa gar meinen, dass nach 40 jährigem Kampfe auf einmal eitel Liebe und Frieden eintreten würde, und wir uns um den Hals fallen weiden. Das halte ich für absolut ausgeschlossen. (Lebhafter Beifall links. )

Der nationale Gegensatz wird bleiben, denn das widerspräche jeder Lehre der Geschichte. Es wäre geradezu eine psychologische Unmöglichkeit.

Der nationale Gegensatz wird immer bleiben. Das lehrt die Geschichte aller Völker. Aber der Kamps kann andere Formen annehmen. Er kann seine Härten abschleifen und gerade in jenen Punkten, wo er die gehässigsten Formen annimmt, wo er vom menschlichen Standpunkte nicht mehr zu billigen ist, in andere Bahmen gelenkt werden. - Es kann der Kampf, zu einem Wettstreite werden, der andere Tummelplätze aussucht als, ich möchte geradezu sagen, das nationale Herzblut des Gegners. Dann kann der Wettstreit zum Fortschritte und nicht zum Rückschritte der Menschheit dienen. (Lebhafter Beifall links).

Es wird auch das Verständigungswerk, wie ich wenigstens meine, nicht über Nacht weiden, nicht in einem Augenblicke in die Erscheinung treten. Das wird gewiss nicht der Fall sein, dass wir eines schönen Morgens auswachen und ausrufen: Hurrah! wir sind ausgeglichen! Es ist erricht! 

Das geht nicht - sondern es wird lange dauern. Die Leidenschaften werden nicht mit einem Male in ein anderes Bett geleitet werden, - es werden noch immer die Deutschen und Èechen ausnationalen Beweggründen ab und zu sich ganz herzhast herumbalgen; so thöricht ist niemand, dass er derartige Rückfälle für ausgeschlossen hielte. Der Hauptvortheil ist dass nebst der anständigen und menschenwürdigen Form des Kampfes, Raum geschaffen werde für das Interesse an anderen Fragen des öffentlichen Lebens.

Und an solchen Fragen, meine Herren, haben wir wahrlich keine Noth. Sie pochen an den Pforten des hohen Hauses, drängen sich uns zur Lösung geradezu gebieterisch aus und verlangen sie - wir verlieren die Fähigkeit zu dieser Lösung, indem wir uns durch ewigem nationalen Hader selbst zerfleischen.

Diese Rücksicht mag die kräftigste Triebseder zur endlichen Verständigung sein. Das Verständigungswerk darf auch nicht Jubel und dort Trauer zur Folge haben, - das ist ja gar nicht anders möglich, - es ist das nicht der Sieg eines Theiles über den anderen, sondern eben ein Ausgleich, ein gegenseitiges Zurücktreten von strittigen Fragen und Rechten

Darum darf man nicht erwarten, dass vielleicht die Mitarbeiter am Verständigungswerte irgend eine ideale Rolle spielen weiden und dass sie Anspruch auf Dank und Anerkennung haben Gott bewahre! Sie haben eine sehr nüchterne Rotte, bei der sie dem öffentlichen Spotte ausgesetzt sind.

Der Vorgang, der dort naturnothwendig befolgt werden muss, hat mit dem Gehaben des Rufers im Streite, der die Feinde reihenweise niedermäht, oder glaubt, es zu thun, gar nichts gemein. Das Gehaben dort ist eher zu vergleichen mit dem Markten und Feilschen eines vorsichtigen Geschäftsmannes, das zuweilen den Ausdruck allerärgsten Misstrauens nicht scheuen darf wobei ich nur an das ewig betonte Junctim erinnert haben will.

Gewiss! Anerkennung und Dank ist bei der Mitarbeiterschaft bei einem solchen Werke nicht zu holen, sondern eher Spott! Trotz alledem aber glaube ich, dass sich niemand dadurch an der weiteren Arbeit beirren zu lassen braucht.

Mag es auch ein mühsames, schweres Werk sein, es ist aber ein segensreiches Werk, und der Verständigungsgedanke, wenn ihn auch mancher, der sich jetzt als Baumeister am Volkswohl aufspielt, achtlos und spöttisch bei Seite legt, wird doch der Grundstein und Pfeiler jenes Geständes sein, in welches allein den Volkswohl zuträglichere Zustände Einzug halten können im Lande und in Reiche

Wozu denn Gegensätze immer mehr zuspitzen und zum Schlachtrufe ausnützen anstatt wo möglich die Härten zu nehmen und, wo eine Ueberbrückung möglich ist, dieselbe zu schassen

Diesel letzte Gehalt des Verständigungsbedankens ist eine Idee, die immer wieder an die Oberfläche treten wird. Und mögen nach der einen Schicht, die vor 10 Jahren abgetreten ist, auch noch eine zweite und dritte Schicht von Werkbauten abtreten, magein Detzend und ein Schock politischer Existenzen darüber hin weggeschwemmt weiden, das schadet nichts. Das Opfer ist nicht umsonst gebracht, sondern um einer großen Sache willen gebracht, um die Wiedereinkehr erträglicherer Zustände im Lande (Beifall) Dass dies wo möglich bald geschehe, ist mein aufrichtigster Wunsch

In formaler Beziehung erkläre ich zu wiederholtenmalen, dass wir gegen den Antrag schon in erster Lesung stimmen weiden. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen. Redner wird teglückwünscht. )

Nejv. maršálek zemský: Dovoluji si ohlásiti, že se pøihlásil ještì k slovu pan poslanec Dr. Foøt

Es hat sich noch zum Worte gemeldet Dr. Herr Abgeordnete Dr. Foøt. Es gelangt zum Worte der Herr Abgeordnete P. Opitz.

Ich er heile dem Herrn Abgeordneten Opitz das Wort.

Abg. Opitz: Hohes Haus! Die Mitglieder der national-èechischen Partei haben mit dem Antrage Šamánek alle dentschen Parteien dieses Hauses aus dieser Seite überrascht, indem sie die Einführung des obligatorischen Unterrichtes der russischen Sprache sowohl an den czechischen Mittelschulen als an den czechischen Handelsschulen Böhmens durch den vorliegenden Antrag verlangt haben. Wir sind überrascht darüber, dass dieser Antrag gerade jetzt, in dem Stadium, in dem wir gegenwärtig im Landtag stehen, gestellt worden ist, nachdem wir deutsche Abgeordnete kaum wieder in diese Landesvertretung eingetreten sind Und wäre dieser Antrag noch dahin lautend, dass bloß der nicht-obligatorische Unterricht in der russischen Sprache an den Mittelschulen und Handelsschulen, und das etwa für eine Stunde jeder Woche, eingeführt werde, gestellt wordenwäre, dann hätten wir auch weniger in dieser Richtung einzuwenden gehabt.

Aber es ist beantragt worden, dass der obligatorische Unterricht in der russischen Sprache in drei wöchentlichen Unterrichtsstunden an allen Gymnasien und an allen Realschulen von der 3 Classe an, ferner an den Handelsschulen von der 1. Classe an, eingeführt werde und zwar, in dem Tenor, dass die Absolventen, wie ausdrücklich gesagt wird, der russischen Sprache vollständig mächtig seien Es ist dieser Antrag offenbar ein Vorstoß im panslavistischen Sinne, dessen Tendenz von unserer Seite absolut nicht übersehen werden kann.

Meine Herren! Ich halte von meinem Standpunkt aus dafür, dass dieser Antrag in dem jetzigen Stadium einer neuen Friedens-Antnüpfung, einer neu versuchten Ausgleichung zwischen den beiden Völkern dieses Landes außerordentlich ungünstig, außerordentlich schädlich, und daher für Sie, meine Herren von der czechischen Seite, auch durchaus unpraktisch ist. Ich habe mich deshalb verpflichtet gefühlt, dazu sofort Stellung zu nehmen.

Meine Herren, es ist von meinen Vorrednern bereits in mehrfacher Motivierung dieser Antrag abgelehnt worden. Es ist seine Abweisung ohne weitere Verhandlung beantragt worden, weil seine Behandlung Zeitversäumnis ist, weil sein Inhalt Èechen und Deutschen schädlich ist, weil seine Durchführung dem Lande und der Laudeswohlfahrt nachtheilig ware. Darum wurde verlangt, dass darüber zur Tagesordnung über gangen werde.

Meine Herren! In welcher Situation befinden wir uns jetzt? Nach 2jährigem Fernbleiben vom böhmischen Landtage, sind wir Deutsche aller Parteien wieder in dieses hohe Haus eingetreten, in der ernsten Absicht und mit dem aufrichtigen Willen, hier am Friedenswerke von Neuem mitzuarbeiten.


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