Sobota 22. ledna 1898

als die Universität errichtet wurde, hier ebenso wie an allen deutschen Universität, Latein die Unterrichtssprache war, so ist es doch Thatsache, dass seiner Zeit, als hier in Prag und den anderen deutschen Universitäten nicht mehr lateinisch unterrichtet wurde, hier auch mit dem deutschen Unterrichte begonnen wurde, dass wir also folgerichtig schließen können, dass die altehrwürdige Karl-Ferdinandsuniversität hier immer eine deutsche gewesen ist bis zur Zeit erst, wo Sie sie in eine deutsche und èechische getheilt haben.

Um die Erhaltung dieser deutschen Universität handelt es sich uns und den deutschen Studenten, nicht um die Äußerlichkeiten von Kappen und Bändern! Wenn unsere deutschen Burschenschaften mit Band und Kappe nach Tabor gehen würden oder nach Èaslau und sie würden dort mit Steinen beworfen und beschimpft werden, würden wir sagen: Recht ist euch geschehen, geht nicht hin!

Ebenso verhält es sich mit den Sokolisten, die in ihrer aufdringlichen Tracht nach Warnsdorf, Rumburg oder Teplitz wandern, um dort nicht friedlich zu turnen, sondern um die dortigen Èechen zum Widerstände gegen die ansässige deutsche Bevölkerung aufzureizeu.

Meine Herren, an dieser deutschen Universität haben die deutschen Studenten wohl doch ein größeres Recht auf das Farbentragen als beispielsweise die slavischen Studenten an der deutschen Universität in Wien, und dennoch ist es Niemandem bisher in Wien eingefallen, die slavischen Studenten daran zu hindern. Es blieb nur Ihrer Unduldsamkeit, Ihrer Gehässigkeit, Ihrer Empfindlichkeit und Roheit vorbehalten, deshalb gegen die deutschen Studenten wie ein Stier gegen das rothe Tuch anzurennen, deshalb Excesse heraufzubeschwören, weil unsere Studenten von ihrem einsachen harmlosen Rechte, Farben zu tragen, Gebrauch gemacht haben. (Abgeordneter Prade ruft: Man sollte einmal in Wien machen, wie Sie es thun! Unruhe Der Oberstlandmarschall gibt das Glockenzeichen. Da würde die Regierung anders auftreten, die Hußaren würden kommen! Abgeordneter Funke: Feigheit vor dem èechischen Mob!)

Eben, meine Herren, weil diese blind wüthigen Anstürme der Èechen gegen die Couleurstudenten nur ein Symptom ihres Hasses gegen die deutsche Universität ist, deshalb müssen wir Abgeordnete des ganzen deutschen Volkes auch die deutschen Studenten in ihren Rechten unterstützen, und es muss das Polizeiverbot wieder aufgehoben werden, denn wenn es anerkannt würde, dann, meine Herren, würden den deutschen Studenten ihre Rechte niemals mehr zurückgegeben werden.

Es wird Jhnen nichts nützen, Herr Bürgermeister, wenn Sie die hiesigen deutschen Professoren in Ihrer Rede denunzieren, sie lehren an der hiesigen Universität die "Wacht am Rhein". Solche Denunziationen verfangen ebenso wenig wie die Denunciationen deutscher oder èechischer Staatsbeamten aus dem deutschen Sprachgebiete mit Ihren breitspurigen Interpellationen. Es ist einmal so vernadert worden.

Nach dem Falle der Universität, wenn es dazu käme, würden Sie glauben, der Ausrottung des Deutschthums in Prag stünde nichts mehr im Wege? Das ist das Endziel des Kampfes, den Sie mit den Anstürmen gegen die Couleurstudenten begonnen haben? (Rus: Národní obrana! Dr. Vašatý ruft: Und die Juden! Purisicirung!)

Die Juden find auch Staatsbürger und haben dasselbe Recht und dieselben staatsbürgerlichen Rechte wie Dr. Vašatý; aber wir traten nicht für die Juden, sondern für die Deutschen in Prag ein und dieses Recht werden wir uns nicht nehmen lassen, solange wir in diesem Landtage ausharren. (Stürmische Bravorufe. )

Meine Herren! Unter solchen fortwährenden kämpfen, Gehässigkeiten, Verdächtigungen und Fälschungen sprechen diese Herren gleißnerisch) wie die Pharisäer im Tempel von Friedensopfern und Versöhnung und wälzen uns die Verantwortung zu, wenn wir aus diese Versöhnung nicht eingehen. Meine Herren, das ist reine Heuchelei! Was haben Sie uns an Friedensversicherungen an Versöhnung angeboten, was haben Sie uns geboten, um uns zu unserem Rechte zu verhelfen? Sind Sie geneigt, nur für unseren Antrag zu stimmen, uns über die Aushebung der Sprachenverordnungen ein Gutachten zu geben, nicht einmal uns Gelegenheit zu geben in der Commission diesen Antrag zu vertreten, werden Sie dafür stimmen, meine Herren? es wird der Prüsstein ihrer Friedensliebe sein, und wenn die Commission diesen Antrag ablehnen wird, dann streichen Sie das Wort Frieden aus Ihrem Lexikon, dann bringen Sie das Wort Friede nicht mehr auf Ihre Lippen, es ist Falschheit und Lüge.

Meine Herren! Aus den Antrag des Grafen Buquoy, diesen armseligen Verschleppungsantrag brauchen, Sie wahrlich nicht stolz zu sein. Er ist nur darauf berechnet, unsere eigenen Forderungen zu verzetteln und hinzuhalten, uns mit einem derben deutschen Worte gesagt, zu übertölpeln, Dazu meine Herren, können Sie uns nie und nimmer haben.

Wir bringen Ihrer GleichberechtigungsTheorie und ihren Versicherungs-Schalmeien kein Vertrauen entgegen; wir wissen ja, wie Sie Ihre Gleichberechtigung verstehen; Sie fuhren gleich mit gewaltiger Entrüstung in die Höhe, als der Herr Statthalter einmal sich erkühnt hat, die Regierungserklärung zuerst in deutscher Sprache zu verlesen.

Ja, meine Herren! Verstößt denn das gegen die Gleichberechtigung, hat denn die èechische Sprache in diesem Landtag ein Vorrecht, hat die deutsche Sprache nicht dieselben Rechte wie die èechische und kann der Herr Statthalter nicht auch einmal etwas zuerst deutsch, dann èechisch vorlesen? Wenn wir ebenso empfindlich sein wollten wie Sie, meine Herren, könnten wir uns schließlich auch über die Lappalie aufhalten, dass in dem Verzeichnis der deutschen Landtagsabgeordneten, das uns in officieller Ausgabe auf den Tisch gelegt morden ist, auch bei den deutschen Namen der Charakter und sein Stand erst èechisch angeführt wird; es müßte das der einfache Takt geboten haben, dass zuerst das Deutsche gebracht morden wäre.

Meine Herren ! Wir legen darauf keinen Werth, aber wenn Sie, meine Herren, mit uns einmal zur Verständigung gelangen wollen, müssen Sie Ihre Empfindlichkeit, ihren Eigendünkel, Ihre Ueberhebung, Ihren Chauvinismus ablegen. Sonst kann sich das Grab unter Ihrer Nation aufthun, von dem einmal früher einer Ihrer Herren Führer, Dr. Engel gesprochen hat, ein Grab, das dann - wie er sagt, nicht nur die èechische Nation, sondern weit Mächtigere verschlingen würde; - nur das deutsche Volk wird dieser Mächtigere nicht sein. Wenn Sie in Dem Grabe Ihres eigenen Chauvinismus untergehen, das deutsche Volk wird fortbestehen.

In seiner Brandrede ich wiederhole den Ausdruck, denn der Herr Bürgermeister hat es gestern geleugnet Brandreden gehalten zu haben wohl er muß zugeben eine Brandrede am 29. November im Prager Stadtrath vom Stapel gelassen zu haben, in dieser Brandrede sprach der Herr Bürgermeister nur von Seiner Gnaden dem König von Böhmen.

(Posl. Dr. Podlipný: Jen mnì podezøívejte. To jest pan Štìpán Richter, který to tvrdí!)

Abg. Wolf: Ich verstehe Sie nicht, sprechen Sie deutsch.

Posl. Bøeznovský: I on tomu rozumí jako Vy ! Poslanec Dr. Podlipný: S Vámi nemluvím!)

Ich wiederhole, meine Herren, in seiner Brandrede vom 29. November sprach der Herr Primator von Prag von Seiner Gnaden, dem König von Böhmen. Der Kaiser von Oesterreich scheint für den Herrn Bürgermeister von Prag gar nicht zu existieren. Noch ist er aber zum König von Böhmen nicht gefrönt morden und, sollten Sie es einmal durchsetzen, dann werden die Deutschen dieses Landes seitab stehen, weil sie niemals die Hand bieten werden zur Vermirklichung jener Träumereien, welche der Untergang Oesterreichs wären. (Rufe: Sehr richtig !)

Obwohl Sie uns Nordböhmen "Germania irridenta" nennen, so können Sie nicht eine einzige Thatsache ins Feld führen, die gegen unsere Treue gegenüber dem Vaterlande Oesterreich verstoßen würde.

Im Jahre 1866, im unglückseligen Bruderkriege, dessen Ausgang uns aus Deutschland verdrängt hat, einem Kriege, mit dessen Folgen mir uns nur deshalb versöhnen können, weil mir erkennen, dass er nothwendig war zur Anbahnung der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches, in diesem Kriege, meine Herren, haben deutsche Soldaten ebenso ihre Schuldigkeit gethan, wie die Slaven. Es ist deutscherseits keine Kossuthlegion gebildet worden, ja noch mehr, als alle deutschen Städte und Dorfgemeinden von allen staatlichen Behörden und Organen entblößt waren, ist des Kaisers Geburtstag unter den Bajonetten des Königs von Preußen überall in den deutschen Orten Nordböhmens gefeiert worden.

(Posl. Bøeznovský: Pan Wolf tady øíká, že by to teï již neudìlali!)

und, meine Herren, trotzdem die deutschen Bezirke aller Sicherheitsorgane entblößt waren, ist nirgends auch nur eine Spur von Friedensstörung, Unruhestistung, Plünderung u. dgl. vorgekommen. So, meine Herren, hat das deutsche Volk in Nordböhmen sich zur Zeit des schweren Bruderkrieges gehalten.

Heute ist das deutsche Reich unser Bundesgenosse, und wenn sie in Ihrem französischen Chauvinismus aus die Zertrümmerung dieses Reiches speculieren, so werden Sie sich bitter tauschen, denn Deutschland hat sich durch die mächtige deutsche Arbeit heute eine Weltstellung erobert und mit dieser deutschen Arbeit das gefestigt, was das siegreiche Schwert im Jahre 1870 errungen hat. (Abg. Vašatý) ruft: In russischer Protektion und Neutralität. ) Die Protection Rußlands hat den Sieg über Frankreich im Jahre 1870 nicht herbeigeführt.

Meine Herren, rechnen Sie nicht aus die französische Freundschaft. Schon heute - gestatten Sie mir diese Abschweifung auf ein ferneres Gebiet - bereitet sich unter der Aegide Russlands eine Annäherung Deutschlands an Frankreich vor, und wenn Deutschland seine beiden Flanken gedeckt haben wird, Österreich aber als ohnmächtiger föderalistischer Slavenstaat, worauf Sie ja hinsteuern - kein verlässlicher Bundesgenosse mehr sein wird, dann wird das mächtige Nachbarreich wohl ein Wort hineinreden müssen, wenn es nicht wird ein friedenstörendes Chaos an seinen Grenzen dulden wollen, obwohl es als loyaler Bundesge nosse jetzt taktvoll jede Einmischung in die inneren österreichischen Verhältnisse vermeidet.

Es handelt sich also, meine Herren, nicht nur um die Existenz des deutschen Volksstammes in Österreich. Das deutsche Volk wird fortbestehen, auch wenn die Geschicke dieses Landes gegen uns entscheiden sollten. Es handelt sich vor allen Dingen um die Existenz der Österreichisch-ungarischen Monarchie. (Rufe: So ist es!) Man wirft uns vor, dass wir über die Grenze schielen und die Annexion herbeisehnen. Die Beweise natürlich bleibt man uns schuldig. Weiß doch ober jeder einsichtige, erfahrene Politiker, dass das protestantische deutsche Kaiserreich, welches an inneren Schwierigkeiten infolge seines Centrunis schon genug hat, sich Wohl gar nicht darnach sehnen kann, noch weitere 18 bis 20 Millionen Katholiken aufzunehmen.

Was man aber uns Deutschen zum Vorwurfe macht, darauf arbeiten unsere Gegner mit Blindheit selbst hin, indem sie Zustände herbeiführen, welche in ihrer Entwickelung einmal zu einer schweren Krise führen können. Wer den Fortbestand Österreichs will, muss solchen zersetzenden Zuständen mit aller Kraft entgegentreten. Österreich kann nur als ein Einheitsstaat fortbestehen.

Es wird entweder ein von deutscher Cultur erfülltes Reich (Veselos) lachen Sie nur darüber, aber es ist meine Überzeugung ein mit dem Gepräge deutscher Cultur versehenes und durch deutschen Kitt zusammengehaltenes einheitliches Staatswesen sein oder - es wird nicht sein, und damit schließe ich. (Rufe: Heil! Bravo! - Redner wird beglückwünscht. )

Oberstlandmarschall (läutet): Bevor ich dem Herrn Antragsteller das SchlussWort ertheile habe ich zu bemerken, dass sich der Herr Abg. Dr. Kramáø zu einer faktischen Berichtigung das Wort erbeten hat.

Døíve než dám závìreèné slovo panu navrhovateli, dovoluji si sdìliti, že si p. posl. dr. Kramáø vyžádal slovo ku krátké vìcné opravì.

Dávám slovo p. posl. dru Kramáøovi ku krátké vìcné opravì.

Posl. dr. Kramáø: Slavný snìme!

Dovoluji si opraviti vìcnì jen dvì tvrzení, která ve své øeèi pronesl pøedøeèník. Pan øeèník tvrdil, že jsem snažil

(Abg. Wolf: Oberbüssel aus dem Parlament, Se. Exc. der Polizeipräsident.

Hlas: Drž hubu, kulturo!)

Oberstlandmarschall (läutet): Ich ersuche den Herrn Abg. Wolf, den Redner nicht zu stören.

Abg. Wolf: Ich kann doch meiner Ansicht Ausdruck geben, so oft ich aber Kramáø sehe, so erfasst mich ein solcher Ekel, dass ich ihn zum Ausdrucke bringen muss.

Oberstlandmarschall: Ich rufe den Herrn Abg. Wolf zur Ordnung, weil er sich auf eine vollständig unparlamentarische Art benimmt. (Bravo! Händeklatschen. )

Abg. Wolf: Das war auch nicht parlamentarisch, dass er gegen uns die Waffengewalt angerufen hat und uns hinausführen ließ, dieser Polizeibüttel.

(Abg. Steiner ruft: Das find parlamentarische Zustände! - Große Unruhe. )

Posl. dr. Kramáø (pokraèuje): Já již jsem jednou prohlásil, jakým zpùsobem se chováme ke všem tem provokacím onoho pána, který na druhé stranì tak køièí, a nemám, co bych k tomu pøipojil. Pro mne a za mne mùže mluviti co chce. Jen si dovoluji oprav ti dvì tvrzení, která uèinil pan øeèník pøede mnou.

Pìednì tvrdil, že jsem já ve vídeòském parlamentì. dostal také jednu ránu. Já konstatuji, abych jednou tìm bajkám uèinil konec, že jest to naprostá nepravda.

Já ovšem nevím, jak bych to nazval. Mìl jsem za svou povinnost hájiti poslance Bernera, ale musím upøímnì øíci, když za to, že jsem to uèinil, byl jsem takovým zpùsobem napadán, že bych si to pro budoucnos skuteènì rozmyslil, abych to ještì jednou uèinil.

Nyní dovolte mi, abych opravil jedno tvrzení poslance Stracheho, kterému jsem se skuteènì divil. Pan poslanec Strache snad nerozumí èesky a nerozumnìl tomu, co jsem øekl, ale tím divnìjší jest to od tìch pánù, kteøí jej informovali, že jej informovali takovým nepravdivým zpùsobem.

Pan Strache tvrdil, že jsem já zde obviòoval nìmecké professory ze lži.

Pánové, já jsem pøeèetl celý stenografický protokol, jest-li snad v návalu rozèilení bych býval takových slov užil; ale v celém stenografickém protokolu nenajdete ani jediného takového slova. Já prostì øekl, že nìmeètí professoøi podepsali historicky nesprávnou vìc a nic jiného. (Tak jest!) K tomu mìl jsem právo tím více, že jest to pravda. Ale na tom pánové, vidíte, jakým zpùsobem se dìlá veøejné mínìní.

Pan poslanec Strache tvrdil o mnì nepravdu, bude se to rozšiøovati po celém Nìmecku, a já jsem pevnì pøesvìdèen, že všecky kruhy budou o tom pøesvìdèeny, že jsem užil slov, kterých byl bych o nìmeckých professorech nikdy neužil.

Já opravuji to, aèkoliv vím, že to nebude nic plátno. Ti páni budou tvrditi, co øekl posl. Strache, nebudou mluviti ani o tom, že jsem to opravoval a tuto skuteènou lež budou rozšiøovati, jako by zde byla skuteènì pronesena. - Ale mám za svou povinnos, toto nepravdivé tvrzeni aspoò zde opraviti.

Oberstlandmarschall: Es gelangt nunmehr der Herr Antragsteller Dr. Eppinger zum Schlusswort. Ich ertheile ihm das Wort.

Abgeordneter Dr. Eppinger: Hoher Landtag! Wenn ich all Antragsteller das Schlusswort ergreife, so obliegt mir die Ausgabe, aus der vorhergegangenen Debatte dasjenige herauszugreifen, was zur Klärung unserer verschiedenen Standpunkte dient und sieh im Schlussworte zur Begründung des Antrages verwerthen lässt. Leider Gottes lassen sich nur sehr wenige klärende Momente herausgreisen.

Wir haben unseren Standpunkt ziemlich klar von Anfang an erklärt. Wir haben eben einen anderen Begriff von Gleichberechtigung, als dies aus jener Seite der Fall ist in Bezug aus die sprachliche Gleichberechtigungsfrage. Während wir, gerade so wie es in den übrigen Kronländern geschieht und in anderen Staaten, darunter verstehen, dass eine Sprache vor den Aemteren ebensoviel Recht haben soll aus ihrem Sprachboden, wie die andere Sprache aus dem ihrigen, verstehen Sie darunter, dass in dem ganzen Geltungsgebiete bunt durch einander bei jedem einzelnen Amte beide Sprachen gleiche Berücksichtigung finden sollen. Das ist ein unvereinbarer Standpunkt.

Nun, die Regierung hat versucht, diesen Standpunkt zur Hälste zu acceptieren, nämlich bezüglich der inneren Amtssprache, merkwürdigerweise also gerade ans jenem Gebiete, aus welchem Ihnen ein ganz neues Zugeständnis gemacht worden ist, nämlich die èechische innere Amtssprache im rein Èechischen; bezüglich der äußeren Amtssprache hat sie diese Confequenz aber nicht gezogen.

Ich greise aus der Debatte noch einzelne Momente heraus, obwohl ich bekenne, dass nach der reichlichen Auslese, welche mein Freund Strache gehabt hat, mir lediglich eine spärliche Nachlese übrig blieb.

Herr Prof. Kaizl hatte die Freundlichkeit, meine Ausführungen als gemäßigt auzuerkennen, und ich kann dieses Compliment mir dankend quittieren und kann nur meinerseits anerkennen, dass auch seine Antwort zweifellos gemäßigt und fachgemäß war, weil ich ja auch einen gegnerischen Standpunkt respektiere.

Nur eine Aeußerung hob sich um so auffallender von diesem Untergrunde ab; das war die Kritik jener oberstgerichtlichen Entscheidung von 3. November v. J. aus welche ich mich Zur Unterstützung unseres Standpunktes berufen habe.

Man kann verschiedener Ansicht sein über den Werth der oberstgerichtlichen Entscheidungen. Bekanntlich ist es eine Thatsache, dass oft über denselben Gegenstand in ganz kurzen Zeiträumen der Oberste Gerichtshof anderer Anschauung wird; wir wissen, dass wir in gewissen subtilen Fragen des Privatrechtes ein Dutzend Entscheidungen pro und ein. Dutzend Entscheidungen conra finden. Das sei nicht verkannt.

Aber eine oberstgerichtliche Entscheidung nicht aus sachlichen Gründen zu kritisieren, sondern aus persönliche Momente zurückzuführen, was dieser Redner gethan hat durch seine Aeußerung, diese Entscheidung sei nichts anderes, als eine politische Rancune des Präsidenten des obersten Gerichtshofes, das ist - entschuldigen Sie - im höchsten Grade bedenklich.

Die politische Leidenschaftkann zu manchem veranlassen, aber zu einer derartigen Kritik einer oberstgerichtlichen Entscheidung zu greifen, das halte ich für äußerst bedenklich, weil dies zu einer Untergrabung] des Rechtsbewusstseins im Volke führen muss, wie dies nicht durch zehn Parlamentsscandale möglich wäre. (Abg. Vašatý) ruft: To udìlal nejvysší soudní dvùr sám!)

Eine derartige Kritik ist die Raison des Bauern, der einen Prozess verloren hat und sich hinten er ausredet: Der Bezirksrichter war mir, aufsässig. Das ist derselbe Grundgedanke.

Diese Aeußerung, meine Herren, konnte ich nicht unberührt lassen.

Herr Professor Kaizl erklärte ferner, unser Staubpunkt, nach welchem wir die Competeuz in dieser Frage dem Reichsrathe überwiesen wissen wollen, sei unhaltbar, weil diese Frage für den Reichsrath schwierig, ja die Lösung sogar unmöglich sei.

Bei der Regelu g der Verhältnisse von 7 oder 8 Sprachen sei auf die historischen und auf andere Umstände, welche die Individualität eines Volkes bestimmen, Rücksicht zu nehmen.

Das hat ja zum Theil seine Berechtigung; aber wir haben ja bis dato es nie ausgesprochen, dass wir von der Reichsgefetzgebung die Regelung der Sprachenverhältnisse bis in die kleinsten Details verlangen, wir haben im Gegentheil stets ausgesprochen, dass wir von der Reichsgesetzgebung nur ein Rahmengesetz wünschen, die Feststellung der allgemeinen Grundzüge, innnerhalb welcher aber die Regelung der Einzeluheiten noch immerhin der Landesgesetzgebung überlassen werden kann.

Wir besitzen ja mit derselben Consequenz auf verschiedenen anderen Gebieten ein Reichsrahmengesetz und zur näheren Ausführung ein Landesgesetz, so z. B. bei der Wassergesetzgebung haben wir ein Reichsgrundgesetz, welches in den einzelnen Landesgesetzen näher ausgeführt wurde, welche sich dann ganz ungehindert an die Eigenarten und besonderen Bedürfniffe der einzelnen Kronländer anschmiegen können.

Ein Hinderungsgrund, ein prinäpieller, gegen die Zulässigkeit unserer Anschauung ist das gewiss nicht. (Beifall links. )

Ich muss ferner lieransgreifen aus den Ausführungen des Prinzen Schwarzenberg dessen Erklärung, er könne unmöglich für unseren Antrag sein, weil derselbe nur zu dem Zustande zurückführen soll, in welchem wir vor der Erlassung der Sprachennerordnungen des Grafen Badeni gewesen sind, zu einem Zustande, der eigentlich mei Redner sagte, rechtswidrig gewesen sei, und dass den Èechen mit denselben die geringste Abschlagszahlung gegeben werden konnte, welche sie überhaupt zu fordern hatten.

Eine folche Behauptung aufrecht erhalten zu wollen, jetzt, nachdem die Regierungserklärung herausgekommen ist, finde ich wirklich unbegreiflich. Dass die Regierung eine Parteiregierung wäre, hat gewiss noch nieinand behauptet. Aber in dem Wenigen, was die Regierungserklärung an Abschwächung des uns zugefügten Unrechtes bietet, kommt doch wenigstens Eines vor, durch das klargestellt ist, (Rufe: Hört!) dass die Badenisehen Verordnungen weit über das Ziel geschössen hatten, nämlich die Anfhebung der obligatorischen Sprachenkenntuis auf Seite sämmtlicher Staats- und Landesbeamten.

Das war doch offenbar selbst in jenem Grundsätze nicht mit enthalten und zur Aussührung jenes Grundgedankens nicht nöthig, welcher der Erlassung der Sprachenverordnungen vorschwebte, dass jeder Èeche im Lande vor jedem Amte sein Recht sinden müsste.

Um diesen Zweck zu erreichen, dazu genügt denn doch, dass in jedem Ämte einer da ist; weshalb aber für alle Beamten die obligatorische Sprachenkenntnis gelten soll, - und das soll die geringste Abschlagszahlung gewesen sein - ich bitte, dieses Verlangen scheint mir denn doch so stark übertrieben zu sein, dass es kaum vorbedacht gewesen sein konnte. Damit soll ja selbstverständlich gesagt sein, dass wir auch das Geringste, dass bei jedem Amte jemand zur èechischen Amtierung thätsächlich vorhanden sein muss, als giltig anerkennen. Ich führe das nur an, weil ich mich selbst zwangsweise auf diesen Standpunkt versetze.

Die Herren vom Großgrundbesitze erklären durch ihre Sprecher unserem Antrage nicht beistimmen zu können, weil sie selbst die Akzion der Ausgleichsfrage übernommen hätten. Dass sie eine ablehnende Haltung annehmen, das ist doch meines Erachtens gänzlich unrichtig, denn bei Licht besehen, ist der Antrag Buquoy ganz entschieden nichts anderes als die Verwässerung des Antrages; während wir der Commission eine ganz bestimmte concrete Aufgabe zugewiesen wissen wollen, wird hier ein Antrag gestellt, der eigentlich gar keinen Inhalt hat, der bloß in allgemeinen Umrissen Ihre Geneigt heit über die Frage zu sprechen und zu berathen, zum Ausdrucke bringen soll.

Einen solchen engeren Antrag einem viel weiteren entgegenzustellen, heißt doch wirklich mit Absicht die Sache verwässern, und wenn wir weiter auf Ihren Antrag daher nicht eingiengen, begiengen wir wahrlich keinen Widerspruch. Ebenso wenig liegt ein Widerspruch darin, dass wir dem Landtage die Competenz zur Regelung der Sprachenfrage nicht zuerkennen und anderseits doch selbst eine Resolution des Landtages in dieser Frage wünschen. Nachdem auch dieses Bedenken wiederholt vorgebracht wurde, erachte ich mich zur weiteren Entkräftung desselben nicht verpflichtet.

Wir stellen unseren Antrag ausdrücklich unter Berufung auf den § 19 der L. O., nach welchem thatsächlich der Landtag dazu berufen ist, zu berathen und Anträge zu stellen über kundgemachte Gesetze und Einrichtungen und dazu gehören diese Verordnungen und deren Rückwirkung aus das Wohl des Landes, und ein Antrag auf Zurücknahme der Sprachenverordnungen fällt doch ganz gewiss in die Competenz dieses Paragrafen. Der allgemeine Antrag auf Begelung der Sprachenfrage, wie er Gegenstand der von Ihnen gewünschten Commission sein soll, lässt doch unter allen Umständen der Deutung Raum, als wünschten wir von dieser Commission und in weiterer Consequenz vom hohen Landtage selbst die Austragung der Sprachensrage für die landesfürstlichen Aemter.

Das anerkennen wir unter keinen Umständen, denn für die landesfürstlichen Aemter in Böhmen ist nach unserer Ansicht einzig und allein competent der Reichsrath.

Wenig überrgschen konnte uns, dass wir aus eine ablehnende Haltung in diesem oder jenem Lager stoßen. Etwas aber hat uns in den Ausführungen des Prinzen Schwarzenberg thatsächlich überrascht, nämlich die Erklärung, dass er und sämmtliche seine Gesinnungsgenossen sich solidarisch fühlen mit dem Grafen Sylva-Tarouca, was wir uns doch so auslegen müssen, dass die gesammten Herren auf jener Seite einstehen für die Aeußerungen, die er uns gegenüber gebraucht hat, dal heißt, für die unqualificirbaren Injurien und Verdáchtigungen; das, meine Herren, hat uns thatsächlich überrascht, wir glaubten dies aus das übersprudelnde Temperament und die Erregung des Einzelnen setzen zu können, jetzt aber sehen wir alle den Ausdruck des übereinstimmenden Willens der ganzen Körperschaft da drüben - das hat uns wirklich überrascht, und wenn Sie uns das "travailler pour le roi de Prusse" bloß sprichwörtlich vorbrachten, darin, meine Herren, gestatten Sie mir, dass ich einen anderen Spruch der Weisheit als Ausdruck unserer Meinung und als Mahnung zur Vorsicht für fünftige Fälle entgegenhalte; das ist der Weisheitsspruch: Wenn du kämpfen siehst zwei Dra chen - und in Ihren Augen sind wir bei diesem Sprachenstreite vielleicht Drachen tritt als Mittler nicht dazwischen, denn sie konnten Frieden machen und dich selbst beim Kops erwischen. (Bravo! Lebhafter Beifall. )

Ich wiederhole daher den gestellten Antrag und erlaube mir dazu einen Zusatzantrag zu stellen, welchen ich unter Einem Sr. Durchlaucht schriftlich überreiche, dass nämlich die nach unserem Antrage zu wählende Commission beauftragt wird, hierüber binnen 8 Tagen dem


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