Sobota 22. ledna 1898

Lüge, die mit diesem Minoritätenschwindel getrieben wird; es ist eine Comodie, die inund außerhalb des Landtages ausgeführt wird, denn nicht genug daran, dass Sie draußen nach allen möglichen Fakten suchen und den Deutschen Grausamkeiten involvieren, Blutdurst und alles Mögliche, dessen die Deutschen gar nicht fahig sind, kommen Sie dann auf dem Umwege Ihrer entstellten Berichte dazu, spaltenlange Interpellationen hier einzubringen, in welchen dieselben Lugen aufgewärmt werden über die angebliche Bedrückung èechischer Minoritäten im deutschen Sprachgebiete, die hierherein nach Prag zur Betreibung der slavischen Hetze gebracht worden sind (Ruf: Gestern haben sie's wieder in Budweis gemacht)

Oberstlandmarschall: Ich muss den Herrn Abgeordneten daran erinnern, dass es nicht angeht einem Collegen im Landtage Lugen vorzuwerfen (Posl. dr. Podlipný To jest jejich zvykem. Nemluvte o Budìjovicích !)

Abg. Strache Ich bitte, Herr Oberstlandmarschall, ich habe nur von der Lügenhastigkeit der Berichte gesprochen, die über die angeblich bedrückten èechischen Minderheiten im deutschen Sprachgebiete hieher berichtet werden, diese Lugen, auf welche hin man Interpellationen im Landtage aufbaut - und ich glaube dabei bleiben zu dürfen.

Meine Herren, ich werde das durch einige Falle beweisen, die ein Pendant zu dem berühmten Todten von Aussig bilden. Ich will auch davon gar nicht sprachen, dass auch das Reichenberger Turnfest in ihrer Interpellation eine Rolle spielt, das Reichenberger Turnfest, dessen Zeuge nebst 6-8000 anderen deutschen Turnern auch ich gewesen bin, und von dem ich sagen kann, dass dort die Disciplin eine echt turnerische war. Es war aber auch deutscher Langmuth geubt worden. Keinem deutschen Turner ist es eingefallen, irgend einen Streit zu provocieren. Im Gegentheil, es wurde als ekelhaft empfunden, dass sich èechische Provocateure formlich herandrängten, um einen Streit vom Zaun zu blechen. (Hört!) Darauf, meine Herren, können Sie die Interpellation zurückführen, die Sie eingebracht haben, und wenn Sie sich bei der zuständigen Behörde in Reichenberg nach den Berichten der Sachverständigen erkundigen werden, so werden sie ganz anders ausfallen als wie jene, die auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege zu Interpellationen an den hohen Landtag verwertheter Berichterstattungen, falscher Thatsachen.

Aber es kommt noch besser Zur Zeit der Excesse in Plag hat man sich hier erzählt, dass der Lehrer der èechischen Schule in Saaz geköpft worden sei, und èechischen Schulkindern seien die Augen ausgeslochen worden, man hat es nicht bloß erzählt, sondern auch sogar gedruckt, dass in Teplitz ein Èeche aufgespießt wurde und in der Stadt herumgetragen wurde dass èechische Kinder in Nachahmung des hussitischen Fenstersturzes aus dem Fenster auf das Straßenpflaster hinabgeworfen wurden, und unser Freund und College Siegmund mag sich gewundert haben, als unseren harmlosen Bürgern solche blutdürstige Grausamkeiten unterschoben worden sind.

Ich wiederhole es noch einmal, nicht diese Unterdrückung, sondern die falschen Berichte über die angeblichen Leiden der Minoritäten sind es, welche die Aufregung hervorrufen und die Auflegung auch hier in Prag erzeugt haben

Es wird höhnend von Ihnen behauptet, einer von unseren Abgeordneten, Herr Professor Dr Fournier, hatte sich der Vorgänge in Bodenbach und Saaz geschamt. Meine Herren, das gereicht unserem verehrten Herrn Collegen zur Ehre. Er hat noch ein Schamgefühl und wird nicht noch loben und vertherdigen, was nicht zu vertheidigen ist, weil es ein Fehler war, den keiner billigen kann. Wo ist aber das Schamgefuhl des Herrn Dr. Podlipny, des Burgermeisters von Prag ? (Ruf: Sehr richtig!) Ich habe nicht bemerkt, dass seine gestrige Rede auch nur eine Spur von Schamgefühl gezeigt hatte, trotzdem er es mehr nothwendig gehabt hatte, als je einer. Er stellt sich so unschuldig, als ob er von sich sagen wollte: Dies Kind, kein Engel ist so rein, laßt Euerer Huld empfohlen sein.

Er sucht den Splitter im Auge des Andern, kummert sich jedoch nicht um den gewaltigen Balken im eigenen und wagt es noch, mit dreister Stirne hier als Aukläger aufzutreten, wo er eigentlich den Verurtheilten zu spielen hatte.

Das erinnert mich, meine Herren, verzeihen Sie den banalen Vergleich, an den Diebe, der von der Menge verfolgt, um die Aufmerk samkeit von sich abzulenken, in einem fort ruft: Haltet den Dieb!

(Posl. Bøeznovský volá: To bylo již v postbüchlu!)

Ich verstehe nicht, was Sie da zwischenrufen, und kann daher nicht darauf autworten.

(Poslanec Bøeznovský volá: On tomu dobøe rozumí, on je vzdìlanìjší než se dìlá. )

Meine Herren!    Sie haben schon oft zu Ihrer Verteidigung    angeführt, die Saazer Crawalle seien Schuld  an den Prager Excessen und Repressalien.

Nun, meine Herren, ist in Saaz wirklich der Anfang gewesen? Haben Sie nicht schon lange vor Saaz eine deutsche Schulvereinsschule über Auftrag desselben Gemeindevorstehers Janda, der kurze Zeit darauf als gemeiner Dieb verhastet wurde, bei helllichtem Tage unter den Augen der Polizei demolieren lassen und in geradezu vandalischer Weise zerstört? Wenn Sie für diese That einen Schein von Gesetzlichkeit in Anspruch nehmen, dann gestatten Sie mir noch weiter an Pilsen zu errinnern.

Sie werden gewiss nicht bestreiten, dass nach dem (gregorianischen Kalender der August vor den November fällt. Die Excesse aber, die sich in Pilsen ereignet haben, die waren nicht Ende November, auch nicht Anfang December. Sie begannen am 17. August und wurden fort gesetzt am 19., 20. und 21. August.

(Posl. Bøeznovský vola: To byl zase žid!)

Gestatten Sie, da ich jetzt am Worte bin, dass ich spreche!

Ich wiederhole, meine Herren, die Excesse in Pilsen begannen am 17. August mit der Zertrümmerung der Fenster der deutschen Turnhalle und der deutschen Handelsschule; am 20. August kamen das deutsche Haus das deutsche Theater die deutsche Schulvereinsschule, Häuser deutscher Kaufleute und jene Gasthöfe daran, wo deutsche verkehren, so der Pilsner Hof und die Actienbierhalle, welche förmlich belagert wurden, so dass die Gäste, die sich daselbst befanden, ihres Lebens nicht sicher waren.

Die städtische Polizei, meine Herren, hat nach übereinstimmenden Aussagen dort so gut wie nichts gethan. Ja der Bürgermeisterstellvertreter und Polizeicommissär Dr. Schmied,

auch ein sogenannter Deutscher, (Ruf: Ein Renegate) seinem Namen nach, (Unruhe), er stammt aus Michelsberg, einem rein deutschen Dorfe. (Große Unruhe und Bewegung. HIas: Tak jako Strache) Meine Eltern und Ureltern sind immer deutsch gewesen, und wenn Sie etwas derartiges sagen wollen, so greifen Sie zu Ihrem verehrten Herrn Grégr, der einen urgermanischen Namen hat, (Unruhe), und dieser verehrte Herr dort, soll sich sogar mitdem echt slavischen Namen "König" schreiben, (Unruhe, Heiterkeit links), der Obmann des jungèechischen Clubs nennt sich Engel und der Begründer der altèechischen Partei schreibt sich mit dem altèechischen Namen Rieger und alle die Brauner, Zeithammer und Herold's, sie alle haben nicht slavische Namen.

Also, wenn Sie daher nicht sehr hineinfallen und sich nicht unsterblich blamieren wollen, so unterlassen Sie in Zukunft solche Zwischenrufe.

Ich fahre fort, indem ich zu dem Renegaten Schmied zurückkehre, welcher den Deutschen den angerufenen Schutz nicht gewährte, sondern dieselben zum Theil sogar verlacht hat. Nachdem das Zerstörungswerk vollendet war, und auch die politischen Behörden nichts gethan hotten, und als endlich die Ruhe geschaffen wurde durch einen, aus die stürmischen Telegramme der Deutschen nach Pilsen entsandten Statthaltereirath, welcher leider zu spät Militär requirierte und dadurch Ordnung schaffte, so war das alles längst vollendete Thatsache vor Saaz, und Sie haben keine Ursache zu sagen, eine deutsche Stadt habe mit den Excessen angefangen und dadurch den Pragern hier Gelegenheit zu Repressalien geboten. (Abg. König ruft: To byl student nìmecky!) Wenn mein verehrter slavischer Freund König mir zugerufen hat und sich daran stößt, dass wieder ein deutscher Student provocatorisch gewesen sein soll, so ist das ganz unrichtig; ich erinnere daran, meine Herren, dass ein deutscher Offizier unaufgefordert bei Gericht unter seinem Ehrenwort ausgesagt hat, dass der deutsche Student Hartmann im Zustande der Nothwehr gehandelt hat, dass er angegriffen wurde, wie es auch hier deutschen Studenten ergangen ist, die sich nur wehren wollten; denn wahrlich kein deutscher Student wird sich von èechischen Provokateuren todtschlagen lassen. Dass er provociert war, das geht auch daraus hervor, dass die 14tägige" Ärreststrafe von der zweiten Instanz auf 10 fl. herabgemindert wurde.

Die officiellen Berichte über diese Zerstörung datierten vom 19., naturlich um für diesen Fall den 19. als den Entstehungstag der Excesse declarieren zu können, während richtig ist, dass thatsächlich schon am 17. die Fenster des deutschen Hauses und der Turnhalle eingeworfen wurden.

Meine Herren, ich darf wohl ohne von irgend einen meinem Freunde widersprochen zu werden, hier constatieren, dass die èechischen Arbeiter in deutschsprachigen Gebieten unbesorgt wie bisher ihrem Gewerbe nachgehen tonnten, wenn sie nicht muthwillig die Langmuth der Deutschen herausgefordert und zum Platzen gebracht hätten.

Aber Ihre èechischen Arbeiter, aufgereizt durch die planmäßige Hetze der Agitation, begnugen sich nicht mehr mit den gewöhnlichen staatsbürgerlichen Rechten, die ein Eingewanderter für sich in Anspruch nehmen kann, Wie sie der italienische und der slowakische Arbeiter beansprucht und gewährleistet erhält, sie verlangen für sich noch ein besonderes Staatsrecht, ein èechisches Recht, wenn sie in Deutschböhmen warm und halbwegs flügge geworden sind. Das aber, meine Herren, lassen wir uns unter keinen Umstanden bieten.

Wenn der Abgeordnete Dr. Kramáø behauptet, dadurch, dass die Arbeiter dort in den deutschen Gebieten sich der Industrie nützlich erwiesen haben und gebraucht wurden, hatten sie auch Anspruch auf die Pflege ihres nationalen Rechtes, so antworte ich, dass die Arveiter, dort wo sie ihr Brot finden, sich nach Den bestehenden Einrichtungen zu halten haben. (Beifall links. Rufe: So ist es!)

Solange sie das Gastrecht respectieren wollen, werden sie ruhig ihrem Erwerb nachgehen können. Sobald sie aber darüber hinausgehen in der Absicht, unsere deutschen Städte zu gemischtsprachigen zu machen, so werden sie hinaus müssen. (Bravo! Bravo! links. )

Dann werden ihnen zehn Anträge, bei denen hier im Landtage die Hilfe des Landesausschusses in Anspruch genommen wird, nichts nutzen, Denn der Landesausschuss kann keinen deutchen Bürger und Gewerbetreibenden zwingen, einem èechischen turbulenten Arbeiter Arbeit und Verdienst zu geben.

(Poslanec Bøeznovský volá: Pak musíte sami pracovat!

Gar jetzt in den schlechten Zeiten, da brauchen wir Ihre èechischen Arbeiter gar nicht, da haben wir wohl die Pflicht, vor allem unlere deutschen Arbeiter zu beschäftigen. Und wenn Sie nicht eine ganz gewaltige Rückstauung des èechischen Arbeiterelementes in Ihre eigenen Gebiete haben wollen, wenn Sie nicht wollen, dass aus Sachsen, Schlesien und der Provinz Brandenburg Ihnen die èechischen Arbeiter in Scharen zurückgeschickt werden, wo Sie fie nicht werden erhalten können, dann bringen Sie Ihren Arbeitern Art und Sitte bei, und lehren Sie sie, sich im deutschen Gebiete so zu benehmen, dass man sie dulden kann und sie nicht infolge muthwilliger Provocation herausweisen muss.

Meine geehrten Herren, mein Herr Vorredner Dr. Kramáø hat auch ausgesührt, dass Die Cultur eines Volkes nicht allein nach dem Maße dessen zu bemessen sei, was das Volk gelernt hat, sondern auch insdesondere nach seiner Gemüthsbildung. Nun, meine Herren, diesfalls kann ich Ihnen einige Beispiele anführen, nach welchen Sie die Höbe der Gemüthsbildung, wie sie in einigen Schichten des èechischen Volkes vorhanden zu sein scheint, ermessen können.

Gelegentlich der Prager Exesse, so wird erzählt, hat eine èechische Frau erklärt, sie habe zwar auch Kinder und wisse, was es heißt, um die Kinder besorgt zu sein, aber dessen ungeachtet müsse sie es wünschen, dass man die deutschen Kinder nicht schone, dass diese Brat vernichtet und ausgerottet werden müsse. (Rufe: Hört! Hört!) -Das ist die Gemüthsbildung einer èechischen Mutter: (Rus aus dem Centrum: Dokázat!)

Ein Herr von der èechischen Seite ruft mir zu: Beweise!

Nun, meine Herren, dann werde ich Ihnen noch einen Fall mittheilen, welcher vor wenigen Tagen in einer öffentlich in Gasthäusern ausliegenden Zeitung in Form eines "Eingesendet", unterschrieben mit dem vollen Namen der Einsenderin veröffentlicht war.

Dieser Fall ist folgender: Eine 80jährige arbeitsunfähige Witwe beschwert sich bitter darüber, dafs ihr Sohn, den sie als Tagarbeiterin mit ihren paar Groschen, die sie sich vom Munde absparte, hat studieren lassen und der im Laufe der Zeit Zuckerfabriksdirektor wurde und sich mehrere 100. 000 fl. erworben hat, dass dieser Sohn bei seinem Tode sein ganzes Vermögen der Stadtgemeinde zu nationalen Zwecken hinterlassen hat.

Dieser slavische Herr hat seiner alten arbeitsunfähigen Mutter zu Lebzeiten ein Taggeld, ein Unterstutzungsgeld wie dies ein reicher Sohn seiner Mutter thut (Rufe: Pfur!) von sage: 39 Kreuzern ausgeworsen, (Rufe: Sfui Teufel!) und diese 39 Kreuzer zahlt diese Stadtgemeiude solange nicht aus, bis die alte Witwe auf ihre Teftamentsansprüche verzichtet und das öffentlich und schriftlich erklärt.

Meine Herrrn ! Das war vor 8 Tagen in einem in der Smeèkagasse gelegenen öffentlichen Restaurant, in einem dort aufgelegten Blatte gedruckt und mit dem vollen Namen, den ich mir allerdings nicht gemerkt habe, unterschrieben. Das mag ein ausreichendes Beispiel sein von der Gemüthsbildung, von der den geehrte Vorredner Dr. Kramáø in so bombastischer Weise gesprochen hat. Wenn wir nach dieser Gemuthsbildung den Grad der Culturhöhe messen würden, so wüiden wir zu einem traurigen Facit gelangen. (Abg. Bohaty ruft: Warum versorgen Sie nicht die Tau sende Bettler hier in Prag? (Posl. Bøeznovský: Ve Vidni nemáte žebraky, tam jen vzdelanìjší mluví nemecky! Unruhe. )

Oberstlandmarschall (läutet): Der H. Abg. Strache hat das Wort. (Abg. Wolf: Das war eine geistreche Bemerkung des Abg. Bøeznovsky. )

Abg. Strache (fortfahiend): Ber einem solchen Fanatismus der oberen -Schichten Darf man sich nicht mundern, wenn der Mob zu Ausschreitungen sich veranlaßt sieht, zumal die Exzesse vom 29. November in dem Organe des Herrn Abgeordneten Dr. Giégr, den "Narodní Listy, " kühn als eine erhabene politische Demonstration bezeichnet wurden.

Es ist daher auch begreiflich dass die Herren so erbost sind über die Polizei und das Militär, melche sie in ihier erhabenen patriotischen Demonstration derart gestort haben. (Abg. Stefan Richter: Dafür meiden dem Grafen Grúnne Besuche gemacht. )

Noch classischer aber ist es, wenn sich der Herr Búrgermeister dieser Stadt, um die Schuld die ihm housernweise aus beiden Schultern liegt abzuwälzen, auf das Zeugnis der französischen Zeitungen beruft (Ruf: die schreibt er selbst!) auf dieselben Berichte, die hier von der èechsschen Journalistik hergestellt und dort aus Sympathie für die Èechen abgedruckt worden find.

Es ist ja bekannt, meine Herren, dass die große Nation an der Moldau wenigftens eines gemeinsam hat mit der grande nation an der Seme, nämlich den Hass gegen alles Deutsche. (Posl. Vašatý: Ano!) Der Herr Abgeoitnete Vašaký gesteht es ja. - Und daher ist es auch begreiflich, meine Herren, dass die französischen Zeitungen gern sich dazu hergegeben haben (Rufe: Dr. Podlipný hat die franzosischen Journalisen bei Mader gehabt) den Geschichtsfalschungen über die Prager Excesse in ihren Zeitungen Raum zu geben, und daber ist es auch nicht zu verwudern, dass der Herr Dr. Podlipný hier im Landtage eine förmliche Ovation für die franzosische Welt provociert hat. (Ruf: Er ist ja dort Vice-Präsident!)

Aber etwas kann ich dem Heirn Bürgermeister nicht verzeihen; da er schon von seinen Freunden, den Franzosen, sprach, dass er auch nicht die anderen intimen Freunde, die Russen citiert, die haben auch über Prager -Exeesse geschrieben, allerdings nidht ganz so wie Ihre franzosischen Freunde.

Eine hochgeachtete Petersburger Zeitung die Petersburger "Novosti. "(Posl. Bøeznovský volá: To píše žid! Heiterkeit. ) Der Herr Bøeznovský sieht sogar von hier aus die Petersburger Juden, der muss eine gute Brille haben! Unter den franzöuschen Journalisten gibt es wohl keine Juden, denn die haben ihn gelobt.

Ein hochgeachtetes russisches Blatt also, die Petersburger Novosti, haben die Prager Excesse ganz anders dargestellt.

Se. Durchlaucht der Herr Oberstlandmaischall moge mir gestatten, einen kurzen Artikel zu verlesen: "Raub und Tumult in Prag. Der èechische Pöbel, von Hass gegen alles Deutsche erfüllt, füllt die Straßen und verubt Grauel. Die Zahl der zerstörten Magazine, Wohnungen und öffentlichen Gebäude lässt sich nicht feststellen. Die durch nichts zurückgehaltenen Instincte sind entfesselt. Nicht ein einfacher Tumultant und Plünderer steht vor Euch, den ein jeder in der außer sich gerathenen Menge finden könnte, sondern im Thier, das jede Menschlichkeit verloren hat.

Am Dienstag den 18. russisch, also den 30. November versammelte sich eine Menge vor dem Kinderhospiz "Kaiser Franz Josef. " Auf das Asyl, in welchem nicht die deutschen Feinde, sondern hilflose leidende Säuglinge verborgen sind, fliegen Steine und haut die fanatisch gewordene Menge. Man sucht die Bösewichter zu verscheuchen mit dem Bemerken, dass sich in dem Hospiz hauptsächlich die Kinder èechischer Eltern befinden. Sie wollen nichts davon wissen und werfen Steine auf ihre eigenen Söhne und Töchter. Warum wird dieser sinnlose, unerhörte Greuel verübt ? Weil die Klinik ein Theil der deutschen Universität ist. Dieser selbe Pöbel, für den man keinen Namen findet, versammelt sich vor einem anderen Privathospiz der Neustadt und beginnt es zu demolieren. In einem Fenster zeigt sich ein Kranker mit flehend ausgestreckten Händen, ein Hagel von Steinen ist die Antwort. (Abg. Wolf: Fidschinsulaner!)

Seht Ihr nicht in dieser Menge die von Sacher-Masoch geschilderte Todtengräbertochter? Kinder und Kranke misshandeln, Universitätslaboratorien und Bibliotheken zerstören - ist das nicht dasselbe, wie Lebende in einer Grube mit Todten verscharren? Welches Heiligthum ist vor diesem slavischen Pöbel verschont, der schon die Wohlthaten der österreichischen Cultur durchgemacht hat?

Wir wollen nicht vergessen, dass der tumultuirende Pöbe seine Greuel nach genau festgesetzten Plänen verübt hat und derselbe sich den Distiplinen jenes gut gekleideten Agitators untergeordnet hat. "

Meine Herren! So urtheilen die Russen, die stammverwandten Russen, über Ihre Heldenthaten vom 30. November und 1. und 2. Dezember, und ich bin im Zweifel, ob der Herr Bürgermeister von Prag in seinem Rathhaussalon sich dieses Urtheil eines stammverwandten Blattes hinter den Spiegel stecken wird.

(Posl. dr. Podlipný: To tam napsal zase nejspíše dopisovatel z Vaší strany!)

Es ist umsomehr überraschend, meine Herren, als die Schilderung sich auf wirkliche Thatsachen beruft und gerade solche Entrüstung bei den Russen hervorruft, die sonst nicht so sehr empfindlich zu sein pflegen.

Meine Herren! Als unten in Constantinopel vor Jahr und Tag die Armenier und Türken sich gegenseitig abschlachteten, hat sich die ganze gebildete Welt entsetzt und sagte: So was kann nur in der Türkei vorkommen.

Meine Herren! Ist es nicht in Prag, in dieser Culturstadt, in der Hauptstadt eines Volkes, das sich einer Jahrhunderte langen großen Cultur rühmt, bald auch so weit gekommen? Ist es nicht eine Schande für Oesterreich, an welcher Schande wir theilnehmen, dass es so weit kommen konnte und dass vier Tage lang geraubt und geplündert werden konnte, ehe Einhalt geschah ? Wenn Oesterreich Truppen für Kreta hat, um dort Türken und Kretenser auseinander zu halten, dann darf man nicht von unzureichenden Mitteln sprechen (Beifall), dann müssen auch die Mittel so weit reichen, um den ehrlichen, ordnungsliebenden Bürger in seinem Besitze und seiner persönlichen Sicherheit zu schützen. Wir haben ja gesehen, meine Herren, dass sich mit rechtzeitigen Vorkehrungen sehr gut wirken lässt. Die heutige Statthaltererklärung hat uns ja ein Bild davon gegeben, welche Excesse sich wieder vor einigen Tagen auf dem Prager Graben und Wenzelsplatze zu entwickeln begannen.

Aber es marschierten rechtzeitig nur einige Züge Infanterie, Jäger und Dragoner auf, und der Mob, der seine sowohl, wie der gemeine, verkroch sich in seine Schlupfwinkel. Denn wenn er Ernst sprüt, zieht er sich feig in seine Hohle zurück.

Und wenn die Regierung am 30. November v. J. mit derselben Entschiedenheit aufgetreten wäre, dann wäre es nicht zu diesen scheußlichen Ausschreitungen gekommen, für die Sie wegen rechtzeitiger Unterlassung von Rechtsmitteln die Verantwortung trifft. (Abg. Wolf ruft: Vor allem hätte mau dem Primator das Handwerk legen sollen, der das Volk aufgereizt hat), und trotzdem erklärt die Regierung heute den Krieg nicht dem èechischen Mob und Straßenpöbel, sondern den deutschen Studentenkappen.

Das geht aus der Erklärung hervor, die uns heute von Sr. Excellenz hier bekannt gegeben worden ist, einer Erklärung, die mich anfänglich recht befriedigt hat, ebenso wie sie geeignet war, die Herren Èechen außerordentlich zu verstimmen und ihre Gesichter allmählich zu verlängern.

Es war Ihnen gar nicht recht augenehm, dass der Herr Statthalter heute in dein breiten Polizeirapport alle diese Vorgänge vor der Geschichte für alle Zeiten klargestellt und festgenagelt hat, die dazu führten, dass das Polizeiverbot erlassen werden mußte.

(Posl. Dr. Podlipný volá: Jako u Vás v Žatci; to jsou také historické dokumenty!)

Es hat sich gezeigt, meine Herren, dass wir nicht, wie Sie, in unseren Interpellationen übertreiben, sondern dass wir in unseren Interpellationen sogar noch hinter den Thatsachen Zurückbleiben. Denn wir haben heute aus des Statthalters Erklärung über die jüngsten Excesse in Prag mehr gehört, als wir in da Interpellation, die in diesem hohen Hause eingebracht wurde, angeführt haben.

Also insofern tonnen mir von dem Tenor und dem Inhalte der Erklärung nur befriedigt sein, aber es ist geradezu unverständlich, wenn wir nach alle dem, nach der Constatierung dieser ungesetzlichen Ereignisse, nach den Excessen, die sich wieder zu organisieren begannen, nicht die Erklärung der Regierung horten, dass sich mit aller Gewalt und aller Entschiedenheit diese Excesse unterdrücken werde, sondern als wir schließlich hören müssen, der Widerstand sei soweit gediehen, dass um der Sicherheit der deutschen Studenten willen ein Verbot des Farbentragens erlassen werden darf.

(Abg. Wolf: Die Regierung kapitulirte vor dem Pöbel! (Zwischenruf: Hebt lieber gleich die Universität auf!)

Meine Herren, dann müssen wir leider gestehen, dass die Regierung zwar unsere Beschwerden als gerecht erkennt, aber vor denen, die unsere Beschwerden hervorgerufen haben, tapfer zurückweicht und der Ungesetzlichkeit zum Durchbruch verhilft. (Beifall. )

Das kann für unseren Staat bittere Consequenzen haben, denn heute hat der Statthalter als Organ der Regierung erklärt, dass der Widerstand insoferne von Erfolg gewesen sei, als die Excesse, die Tumulte ein vom Statthalter noch vor wenigen Tagen ausdrücklich hier anerkanntes Recht, für dessen Ausübung er den Schutz zugesichert hat, umstürzten, dass der Statthalter heute erklären musste, er müsse wegen dieses Widerstandes den Schutz dieses Rechtes aufgeben und hat dadurch dem Widerstände, dem brutalen Widerstände auf der Gasse, zum Erfolge verholfen.

Dann, meine Herren, könnten Sie es uns gar nicht übel nehmen, wenn wir, sobald Sie unseren Antrag auf Aufhebung der Sprachenverordnung abgelehnt haben werden, an die Gasse appellieren würden und sagen würden: Mitbürger, wir haben uns bemüht, auf parlamentarischem Boden aus Grund des Gesetzes unsere Rechte zu verteidigen, eine Euch alle schwer bedrückende Verordnung abzuschütteln. Es ist uns nicht gelungen durch den Widerstand der Majorität, welche nicht Grunden zugänglich war, sondern von der brutalen Abstimmung Gebrauch machte.

Allein wir haben in Prag in demselben Landtag, in welchem Recht und Gesetz gewahrt werden soll, erfahren, dass nicht derjenige Theil Recht behält, welcher Recht hat, sondern derjenige, der sich gegen das Gesetz in turbulenter, in excessiver Weise auflehnt. (Beiall links. Ironický potlesk a veselos ve støedu. )

Infolge dessen können wir nichts Klügeres thun, als gegen die Sprachenverordnungen zum brutalen gewaltsamen Widerstände überzugehen.

Meine Herren, das wäre die naturgemäße Folgerung aus der schwachmütigen Regierungserklärung des Herrn Statthalters. Aber wir gehen nicht zur Ungesetzlichkeit über, wir bedauern nur, dass durch diese Regierungserklärung heute neuerdings die Autorität der Regierung auf einen verschwindenden Rest herabgedrückt worden ist, und dass sie sich zu einem so schwachmütigen schwächlichen Versuch einer gar nicht klaren Erklärung entschlossen hat, wo der Statthalter heute etwas zu schützen verspricht, morgen aber ein Polizeigebot dagegen erlässt. Es ist natürlich, dass wir zu einer solchen Regierung (Abg. Wolf ruft: Keinen Schuß Pulver werth!) aber nicht einen Funken Vertrauen haben können.

Meine Herren, glauben Sie mir, wir kämpfen nicht für die Bänder und Kappen, wir wissen, dass das der Ausgangspunkt für einen größeren Kampf ist, der Kampf für die Erhaltung der deutschen Universität auf diesem Boden, und wenn heute auch der Herr Abg. Dr. Kramáø bestreiten wollte, dass es eine deutsche Universität sei, die Kaiser Karl IV. hier errichtet habe, aus dem einfachen läppischen Grunde, dass damals zu der Zeit,


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