Pátek 21. ledna 1898

nicht und kann nicht bestehen, weil verschiedene geschichtliche und politisch Factoren naturnothwenig ein verschiedenes Product ergeben müssen. Sehen Sie, die Herren lassen sich es jetzt ganz ruhig sagen, weil es thatsächlich so ist und sie können sich den Thatsachen nicht verschließen. Es ist keine Schande. Wir selbst wollen daraus seine Selbstüberhebung oder Geringschätzung Ihrer Selbstherrlichkeit.

Es ist kein persönliches Verdienst, einem anderen Stamme anzugehören, einem größerem als dieser ist oder oder jener. Jin Gegentheile, wenn wir trotz der Zugehörigkeit einem Volksstamme, der nach seinen natürlichen Voraussetzungen weit besser in der Lage ist, seine Eigenart besonders aus der Sprachgrenze zu erhalten, dieser Aufgabe nicht gewachsen wäre, dann müssten wir uns doppelt schämen, dann müssten wir uns den Vorwurf von jedem vorurtheilslosen Beurtheiler gefallen lassen, dass die Zeit für die Größ Ihrer Aufgabe ein viel zu schwachmüthiges viel zu engherziges Geschlecht gefunden hat. Das wollen wir eben nicht thun.

An der Thatsache läss sich einmal nichts ändern, dass Österreich unter deutscher Führung entstanden ist, uns dass es Jahrhunderte lang durch die deutsche Sprache als Einigungsmittel als Einheitsstaat zusammengehalten werden konnte.

Nehmen Sie einfach diesen Kitt heraus, so gehen ganz einfach die übrigen Bestandtheile in Trümmer. Und darum sagen wir, die Vorrechte der deutschen Sprache in Osterreich und in Böhmen sind durchaus kein Unrecht, dessen Abschaffung ja anzustreben ist, sondern sie sind eine geschichtliche Nothwendigkeit, sie sind nothwendig, wenn Osterreich nicht aushören soll, ein Einheitsstaat zu sein (Sehr richtig!) und nicht anfangen will eine reine Ironie auf einen solchen insbesondere aber auf eine Großmacht zu sein (Sehr richtig!). Wir gehen sogar noch weiter, wir sagen, nicht bloß ein gewisser Vorzug der deutschen Sprache, der ihr als Einigungsmittel zukommt, ist naturnothwendig, sondern eine weitere Staatsnothwendigkeit für Osterreich ist auch die gesetzliche Festlegung einer Sprache als Staatssprache. (Stürmische Bravorufe. ) Denn der Staat muss ein Organ haben, dessen er sich selbst zur Enuntationen bedient, und das kann nach der Geschichte und der Natur nur die deutsche Sprache sein. Es ist hoch bedauerlich, dass bei Erlassung der Verfassung dies versäumt wurde. Alle späteren Versuche sind bekanntlich resultatlos geblieben, und doch ist es Notwendigkeit, wenn Osterreich nicht der ständigen Gefahr ausgesetzt sein soll, dass derartige gefährliche Experimente wiederkehren und dass derartige Zustände, wie die heutigen, sich periodisch wieder einschleichen.

Meine Herren! Sie sogen, das war Osterreich das war in Osterreich in letzterZeit, aber es gibt ja eine Zeit, in der unsere Sprache und die Bedeutung unseres Königreiches Böhmen eine größere für die Monarchie war.

Ja, das mag sein. Aber ich bitte, meine Herren, jeder vernünftige Politiker kann doch nur an die vorhandenen Thatsachen und die gegebenen Verhältnisse vorsichtig anknüpfen und kann doch nur bestrebt sein, die Geschichte vorwärts zu bilden, kann aber nicht nach Belieben Jahrhunderte in der Geschichte zurückblättern und Verhältnisse von anno dazumal zum Ausgangspunkte der ferneren Gestaltung nehmen. Das ist reiner Wahnwitz, der nie zu einem gedeihlichen Resultate fuhren kann.

Das ist Ihr Beginnen, mit Ihren Intentionen die alten Zeiten zurückzuführen und vielleicht von 1620 anzufangen.

Was in der Zwischenzeit geschehen ist läßt sich nicht ungeschehen machen, und äußert sich in seinen Nachwirkungen auch für die Jetztzeit und muss die Äbsichten eines jeden vernünftigen Politikers dauernd beeinflußen.

Meine Herrn! Sie stützen Ihre Ansprüche auch auf weitere Schlagwort: Wir sind die Einheimischen und Ihr seid die Fremdlinge, also die sogenannte Fremdlingstheorie. Das ist ein sehr gefährliches, ja verhängnisvolles Schlagwort, vor dessen weiteren Anwendungen nicht eindringlich genug gewarnt werden kann.

Sie argumentieren nämlich: Nachdem diejenigen Sprachgebiete, welche gegenwältig vom deutschen Sprachstamme bewohnt werden, ehemals vom èechischen Sprachstamme bewohnt waren, haben wir natürlich ein Recht, dieses Sprachgebiet für uns zurückzuerobern, und mit dieser Motiyierung eröffnen Sie frisch-fröhlich einen Angriffskrieg, in dessen Dienst sich eine ganze Reihe nationaler Trutzvereine gestellt hat, und für welch n Ihre Presse überlaut die Werbetrommel. rührt, indem sie heute Advocaten, morgen Ärzte, übermorgen einen Geschäfts mann, dann wieder einen Wirt, einen Brauer für das bentsche Sprachgebiet sucht, indem sie Geldsammlungen einleitet, um, sei es irgendwelche èechischen Unternehmungen auf dem deutschen Gebiete zu schassen, oder aber Concurrenzunternehmungen gegen deutsche Unternehmungen selbst auch auf deutschem Sprachboden zu gründen.

Das ist der reine Angriffskrieg, und wenn Herr Dr. Herold neulich beschwichtigend erklärte, das sei bloß zum Schütze der Minoritäten, so ist dies ganz entschieden unwahr, und es lassen sich tausend Belege für einen und zwar aus Ihrer eigenen Presse ausstellen, dass dies gar nicht bloß zum Schütze der Minoritäten beabsichtigt ist, sondern vielmehr zur Stärkung, zur Vermehrung der Minorität, bis sie zur Majo-. rität wird. (Hört!) Das ist die Rückeroberung, die Revindication, wie Sie predigen, und diese hat, meine Herren, eine sehr gefährliche Seite. Es soll nämlich damit dem Deutschen das Gefühl beigebracht werden, dass er auf seinem Sprachboden nicht so sehr kraftvollen Rechtes, sondren mehr oder weniger etwa miethweise wohne, dass er auch noch das Mitbenutzungsrecht eines andern, des Hansherrn, anzuerkennen habe, dass er für dessen Gebrauch oder dessen Mitgebrauch alles schön in Ordnung halten müsse, dass er in Zimmern wohne, die der Hausherr jeden Tag wieder beziehen kann, da er sie ja nur provisorich geräumthabe.

Ja noch mehr, auch wenn der Hausherr nicht hinkommt, sondern nur zeitweilig, ich möchte jagen, controllweise anklopst, ob alles in Ordnung sei, auch da müsse alles schön parat sein.

Dieser Grundgedanke weht auch aus den Badenischen Sprachenverordnungen. Wenn man nämlich die Frage aufwirst: Ja warum müssen denn um des Himmelswillen alle Beamten des ganzen Landes der czechischen Sprache mächtig sein, warum muss bei allen Gerichten czechisch amtiert werden, wenn das ganze Jahr kein Czeche hinkommt, da wird man die Antwort erhalten: Ja sie haben das Recht dazu, sie können einmal hinkommen und wenn auch mir einer - zur Probe - eine czechische Eingabe hinausfeuert, müsst Ihr sie doch in czechischer Sprache erledigen. (Bravo, Bravo!)

Das ist die eine Seite einer übertriebenen Fremdlingstheorie, welche sogar die Regierung in ihrer neuesten Emanation als solche zu erkennen für gut sand, an jener stelle wo es heißt, dass oft ein theoretisches, im Momente des Bedarses gar nicht vorhandenes Bedürfnis gestellt wird.

Die Fremdlingsteorie ist in kleinli chen Verhältnissen, wo sie für die nächstliegende Zweckmäßigkeit noch nicht überwuchert wird von großen, nebulosen Ideen, längst überwunden und zwar sowohl von Ihnen, als auch von uns.

Zuweileu hört man nämlich in den Landstädten ein altes Vorurtheil auskramen, das lautet: So einen rechten Sinn für unsere Stadt, für unsere wirklichen Bedürfnisse kann doch nur ein einheimisches Kind haben. Diese einheimischen Kinder sind doch etwas ganz anderes, als die dem Erwerbe nachgehenden, zugewänderten, die sogenannten hergelaufenen Kerls.

Dieser Unterschied zwischen einheimischen Kindern und hergelaufenen Kerlen ist in der Praxis längst überwunden.

Zuweilen bei Wahlen spielt er noch eine Rolle. Aber wenn man sonst den Thatsachen an den Leib rückt, macht man eine merkwürdige Wahrnehmung. Fragt man in einer solchen Stadt nach dem Bürgermeister, so heißt es: "Er ist eigentlich nicht recht von hier, er kam vor 10 oder 20 Jahren hiehergezogen. " Fragt man nach den Statträthen, so heißt es, der erste, der zweite, die sind hiesige, aber der vierte und der fünfte etc., die sind zwar schon hübsch lange da, aber von hier sind sie doch nicht. Und geht man dann von einem Würdenträger zum anderen, so kommt man, alles zusammengezählt, zum Schlüsse, dass die sog. Hergelaufenen in der Majorität sind und dass, im Grunde genommen, das ganze Wohl und Wehe der Landstädte diesen sogenannten Hergelaufenen anvertraut ist.

Die altansässigen Bürger und die Hergelaufenen, die setzen sich nun zusammen und lachen herzlich darüber über den abgethanen, hergebrachten Zopf, über die Philisterhaftigkeit, über das šosáctví, wie Sie es sagenUnd Ihre Fremdlingstheorie ist die etwas anderes? Nein, durchaus nicht!                     

In letzter Zeit haben unsere parlamentarischen Körperschaften ein neues Gesetz über das Heimatsrecht zustande gebracht, in welchem der Grundsatz Anwendung findet, dass derjenige, welcher eine gewisse Zeit hindurch ehrlich sich sein Brot an einem gewissen Orte verdient hat, hiedurch allein schon einen gesetzlichen Anspruch erhält auf Zuerkennung der Heimatsberechtigung, des Heimatsrechtes daselbst. Es ist das eine den modernen Anschauungen entsprechende und vollauf begründete Anerkennung des sittlichen Wertes der Arbeit, dass nämlich die Arbeit auf jener Schotte, auf der sie verrichtet wird, das Heimatsrecht verleicht und zwar kräftiger und lebendiger, als sie erworben werden kann auf Grund von vergilbten Papieren, auf Grund des Tauf- und Todtenscheines, wo nachgewiesen wird, wo der Großvater und der Urgroßvater gelebt haben und gestorben sind.

Wenden Sie doch denselben Grundsatz auch auf uns Deutsche in Böhmen an: Sollte der deutsche Stamm durch die Arbeit, durch die ehrliche und harte Arbeit, durch seine Arbeit in der Dauer von sieben Jahrhunderten im Lande - sollten wir nicht hier schon längst, ganz abgesehen von allen übrigen Fragen über die Urbesiedelung im Lande, und von der nur für Sie strittigen Frage, was es eigentlich für ein Bewandtnis hat mit den Markomanen, mit Samo dem Franken, sollte der deutsche Stamm hier nicht langst schon seine Heimatsberechtigung über jeden Zweifel, über jede Ankämpfung ersessen

Betrachten Sie doch dieses Kronland, dieses Juwel in der Krone von Habsburg, und ziehen Sie gewissenhaft die Bilanz, wieviel von den angesammelten Naturreichthümern, von den Erzeugnissen der Kunst und Wissenschaft und des Gewerbefleißes aus die deutsche Rechnung zu setzen ist, und Sie werden zu einer Bilanz kommen, vor der die Deutschen nicht zu errothen brauchen (Ledhafter Beifall. ) und dies nicht bloß dort, wo der Arbeit ein wirklich leicher oder auch nur ein auskömmlicher Lohn winkt, finden Sie die deutsche Arbeit am Werke, nein, gerade in den unwirtlichen Theilen des Landes, in den urwaldähnlichen Geholzern des Böhmerwaldes, in den Spitzen-Klöppelhütten des Erzgebirges, in den Bergwerksschachten am Fuße desselben, hinter den Webstühlen des Iser und Riesengebirges, überall finden Sie die deutsche Arbeit (Bravo! Bravo!) und die deutschen Albeiter. Sie sehen sie arbeiten, und was noch mehr wiegt, Sie sehen sie auch hungern und weiter arbeiten und doch nicht auswandern, wie es mit Vorliebe aus anderen Landestheilen geschieht. (Bravo! Bravo!)

Und warum sehen Sie sie dort? Weil es eben ihre Heimat ist.

Und diesen Leuten wollen Sie einreden, dass dal nicht ihre vollberechtigte Heimat ist, dass sie nur ein Oberrecht mit einem Benutzungsrecht, nicht aber eine Heimat mit dem Rechte zum ausschließlichen Gebrauch für ihre Sprache haben.

Das wollen Sie, meine Herren, ihnen einreden, die Kunst übernehmen Sie, wir werden uns davor wohl hüten !

Indessen, ob Sie unser Heimatsrecht anerkennen oder nicht, darnach brauchen wir zum Gluck nicht zu fragen, wir sind einmal aus unserem Sprachboden zu Hause und wollen uns daselbst hauslich einrichten wie unsere Stammes genossen in den übrigen Kronlandern.

Wenn Sie aber uns das Heimatsrecht hier sort in Zweifel zehen, wenn Sie es strittig und der Rückeroberung ausgesetzt erscheinen lassen wollen, so fordern Sie bloß eine Erichernung, die allerdings in der letzten Zeit in gar manchen deutstfjböhmischen Stadten zu Tage getreten ist, die vom Standpunkte der allgemeinen Menschenliebe vielleicht schwer gebilligt werden kann, aber als Kampsmittel im aufgedrungenen Vertheidigungskriege nur erklärlich gesunden werden kann. Ich meine damit die Wohnungskundigung und die Arbeiterentlassung. Gegen die Gesetzlichkeit dieser Maßregeln besteht absolut seine Einwendung. Es find das privatrechtliche Versugungen, zu denen der Betreffende thatsächlich berechtigt ist.

Eiklarlich sind sie aber, weil doch derjenige, der den Angriffskrieg gegen seinen Sprachboden täglich predigen hört und den Kampf lichterloh entbrennen steht, dem fortwahrend gesagt wird, das ist gar sein geschlossener Sprachboden weiter und wir werden schon einmal wieder von unserem Sprachboden.

Besitz ergreifen, dass er für diesen dann sehr nahe liegt, sich die Frage vorzulegen: "Muss ich mich auch daran betheiligen, diese Gefahr dringender zu machen?", und dass er sich seines deutschen Hausherrnrechtes auch erinnert Wollen Sie das etwa verwerflich; oder gar ganz unnatürlich finden?

Nicht eine Rechtfertigung, gar keine Rechtfertigung wollen wir jenen Ereignissen angedeihen lassen, die über deu Boden des Gesetzes hinausgetreten sind, und den Vorkommnissin in unseren Gtadten, welche in der letzten Zeit von sich reden gemacht haben.

Wir haben sie aufrichtig bedauert, kein Wort der Rechtfertigung oder Entschuldigung vorher gebracht, und nur daraus hingewiesen, dass der Schaden wieder gut gemacht wurde.

Aber diese in eine Parallele zu ziehen mit den Ereignissen in der Landeshauptstadt, ist absolut unmöglich). Doch komme ich darauf noach zurück.

Sie sagen weiter, die Sprachenfrage wäre bloß eine Klassenfrage nur einer Handvoll von Beamten.

Dem muß ich nachdrücklichst widersprechen. Denn bei dem Umstände,, dass die Badenischen Sprachenverordnungen gleich für 5 Ministeriessorts und zwar nicht nur für die Conceptsbeamten, sondern auch für die Hilfsbeamten und Diener gegeben sind, da begreifen Sie schon, dass es sich um eine ganz anständige Zahl von Menschenkindern handelt, und mit deren Schicksal hangt auch das Wohl und Wehe ihrer Angehörigen natnrnothweudig zusammen. Ja ich bin überzeugt, es gibt nicht eine halbwegs weiter verzweigte Familie, die nicht mindestens einen Beamten hat oder von ihm die Beamtenschaft erwartet.

Von einer Handvoll von Beamten ist also nicht zu reden. (Bravo!)

Die mit der neuen Gerichtsverfassung verbundeneu Beamtenernennungen haben uns schon einen kleinen Vorgeschmack beigebracht, wie das bei der Fortdauer der Badenischen Verordnungen oder ihnen ähnlichen Erzeugnissen aussehen müsste.

Wenn z. B. in einem einzigen Gerichtssprenget, dem von Böhmisch-Leipa, gleich 4 èechische Conceptsbeamte und ebensoviele Hilfsbeamte, somit nach rein deutschen Orten versetzt werden, da können sie unmöglich ihren Dienst so dersehen können, wie es das Publikum erwarten und verlangen darf. ES kann doch die deutsche Bevölkerung unmöglich solchem Beginnen Dank wissen, sie wird sich vielmehr die Frage vorlegen: Sind wir blos das Versuchssaterrain für die sprachliche Ausbildung der Beamten, und müssen wir deshalb, um für die èechische Agenda nnr unter allen Umstanden Arbeitskrafte zu sichern, noch dazu für das blos mögliche theoretische Erfordernis für die èechische Agenda, müssen da wirklich die Deutschen Abbruch eiletden? Diese Frage ist ernstlich aufgetaucht und sie ist eine Folge der Badenischen Sprachenverordnungen. (Rufe: So ist es! Beifall. Poslanec dr. Vašatý volá: U zemského soudu v Praze je vìtšina Nìmcù !)

Im Übrigen gehen die Sprachenverordnungen und ihre Consequenzen nicht blos die Beamten und die Beamtenaspiranten an, sondern jeden einzelnen Staatsangehörigen. Jeder kann in die Lage kommen, in eine behördliche Verhandlung in dieser oder jener Eigenschaft verwickelt zu werden, er kann in die Lage kommen, einem Vorgange beiwohnen zu müssen, der ihm ganz oder theilweise unverstiändlich bleibt, weil eine ihm ganz oder theilweise ihm nicht geläusige Sprache dabei zur Anwendung gelangt. Das ist doch beschämend und ist druckend, Jeder Einzelne kann in die Lage kommen, nicht mehr die Grundbücher seiner Heimat zu verstehen, weil die Sprache des Ansuchens majjgebend ist für die Sprache der Eintragung. So sehen wir ein Institut herausgewachsen aus dem Badenischen Sprachenverordnungen, welches dem Deutschen die für den öffentlichen Bedarf, für die öffentliche Kenntnis bestimmten Bücher unverständlich eischeinen lässt und den Realcredit in ener ganz bedenklichen Weise bedroht. (Rufe: Sehr richtig!)

Der wirkliche Wert der Sprachenverordnungen ist bei Jhnen auch ein ganz anderer.

Aufrichtig genug Hat dies Fürst Friedrich Schwarzenberg thatsächlich in seiner Budweiser Rede im Juli vorigen Jahres ganz direct gesagt, wor inder Wert der Sprachenverordnungen für Sie besteht, nämlich dass das ganze bis jetzt geschlossene deutsche Sprachgebiet durch die Zweisprachigkeit so durcheinandergerüttelt und durcheinandergeschüttelt werde, dass von demselben nichts mehr übrig bleibt, so dass unsere Forderung nach einer nationalen Absonderung von selbst gegenstandslos wird, und dass wir schließlich keine andere Rettung und sein anderes Heil für uns selbst wissen werden, als einzuschlüpfen in das berühmte warme Nest des Dr. Herold. (Heiterkeit. Ruf: Niemals! Ein ominöser Name!)

Nicht warm, sondern heiß könnte einem mitten darin in dem warmen Neste, in der Landeshauptstadt, werden. (Beifall. )

Meine Herren! Sie wollen ganz einfach das deutsche Sprachgebiet präpariren für die Einführung ihres politischen Ideals, des böhmischen Staatsrechtes. (Rufe: So ist es!) Uns zuzumuthen, dass wir uns dafür begeistern sollen oder auch blos eine lauwarme Theilnahme in unserem Bevölkerungskreise verbreiten sollen, das können Sie wohl selbst nicht fordern.

Meine Herren! Ich erinnere Sie an ein herzhaftes Dictum eines Ihrer ältesten und von Ihrem Standpunkte hochgeehrten Führers, als er damals diesem Staatsrechte eine so ganz eigenartige, dem narkotischen Genussleben entnommene Wertschätzung angedeihen ließ, mit welchem Dictum er gewiss nicht blos eine Lobeshymne dem Tabakmonopol angestimmt hat.

Ein solches Dictum, mag es auch nachträglich in etwas zurückgenommen oder revociert werden, das bleibt und behauptet die Situation wie eine Leuchtrakete. Es bleibt unvergessen und wirkt besser als vielstündige Vorträge und dessen sind auch wir noch eingedenk. Ihr neuer Versuch aus diesem Gebiete, wozu hat er geführt? Ich weiß nicht, ob Sie schon wirklich vollkommen über den Bedriff des Staatsrechtes einig sind, über greifbare Einzelheiten aber ganz entschieden nichtFür uns bleibt das Wesentliche daran immer nur eins, wir sotten unsern Verband mit unsere Stammesgenossen in den übrigen Kronländern lockern und sollen ein mindestens regeres Verhältnis mit Ihnen eingehen, wir sotten die Mehrzahl unserer vitalsten Angelegenheiten und Fragen, die wir jetzt noch in Gemeinschaft mit unseren Stammesangehörigen in Wien berathen, künstig nur mit Ihnen in Prag berathen.

Das hat aber etwas gefährliches für uns, glauben Sie nicht auch, meine Herren? Sie versichern uns ja natürlich auch: Warum fürchtet Ihr Euch denn, brüderliche Liebe, Wohlwollen, Objectivität und Schonung Euerer gerechten Bedürfnisse, das wird Euch zutheil werden, nur herein!

Wir sotten das aber glauben angesichts dieses jüngsten elementaren Ausbruches eines fanatischen Deutschen-Hasses hier, eines dreitägigen Aufstandes, der nur mit dem Kappzaun des Standrechtes gebändigt werden sollte, angesichrs dieser Zerstörungswuth, die selbst vor humanitären und Kunstinstituten nicht halt gemacht hat, weil sie deutschen Charakters waren angesichts der Erregung, die bloß die Eristenz eines sarbentragenden Studenten als grausame Provocation einpsunden, so dass Sie flehentlich den Vertreter des Kaisers in diesem Lande bitten, er möge das, was den Studenten als Recht zusteht doch cassieren auf einige Zeit (Rufe: Hat es schon gethan! Prade: Eine neue Ministeranllage wegen Verfassungsverletzung!)

Wenn wir angesichts dieser Thatsache keine Vorliebe für Ihr böhmisches Staatsrecht haben, was richtiger ja ein tchechisches wäre, können Sie uns nicht Unduldsamkeit zum Vorwurf machen. Sie sagen, wie könnt Ihr um Euere nationale Existenz besorgt sein? Nun innerhalb Ihres Zukunfsstaates könnte uns doch etwas bange sein um unsere nationale Existenz, da Sie uns nicht einmal unsere körperliche Integrität mit voller Verlässlichkeit schützen können. Bange könnte uns sein; gottlob, in Wirklichkeit fürchten wir weder das eine noch das andere. Wir fürchten nicht um unsere körperliche Integrität, sonst wären wir nicht hier, wir fürchten aber auch nicht um unsere nationale Existenz nicht bloß deshalb, weil wir Angehörige eines großen Kulturvolkes sind, denn dieses Beschwichtigungsmittel von Ihrer Seite lehnen wir dankend ab, weil wir wachsam und auf der Hut sind, weil wir die Intelligenz unseres Volksstammes uns zu Herzen nehmen und weil wir angesichts der drohenden Gefahr unters Gewehr treten und nicht erst warten wollen, bis wir überrumpelt und geschlagen werden. (Lebhafter Beifall. )

Bloß die Zugehörigkeit zu einem großen Volksstamme nützt noch nichts, kann nicht hindern, dass unter Umständen, Lässigkeit, Sorglosigkeit einschleicht und dass infolge dessen nationale Fäulnis und nationaler Tod eintritt.

Was hat es den Deutschen in Ungarn genützt, bloß deutsch zu sein, sie sind doch Blatt für Blatt, gleich der sprichwörtlich gewordenen Artischocke verspeist und magyarisiert worden und, was heute dort von dem

Deutschthum übrig geblieben ist, ist nichts als ein Friedhos deutscher Cultur. Das wollen wir in Böhmen nicht mitmachen und deshalb sind wir furchtlos, weil wir die Gefahr erkennen und bei Zeiten auf der Hut sind. (Ruf: Das Schicksal der Siebenbürger Sachsen wollen wir nicht theilen!)

Sie sagten weiter, es war nöthig, bei unserer Unversöhnlichkeit den gordischen Knoten zu zerhauen mit der Schärfe des Schwertes. (Ruf: Redensart des Grafen Badeni!) Es ist das eine Redensart, die jetzt wieder auftaucht. Es ist das ein eigenthümliches Ding mit dieisem gordischen Knoten und dem Mythus, der sich um ihn gewoben hat. Mythen sind ein Aneiserungsmittel für die studierende Jugend, ihnen die öde Geschichte oder die öden Jahreszahlen abwechslungsreicher zu machen, sie stellen die grüne Oase in dem Zahlenmeer vor und erfüllen dort ihren Zweck vollkommen. Wir aber sind sehr skeptisch gegenüber den Mythen und finden, dass sie gewöhnlich nicht wahr sind.

Wir haben gar kein Gemüth dasür, dass der große macedonische König damals den gordischen Knoten wirklich durchhauen habe. Wir vermuthen vielmehr, dass er ein geistreiches Dictum that, dass es am besten wäre den Knoten einsach zu durchhauen und dass seine Höflinge das wörtlich als That hinausgegeben und in die Welt hinausposaunt haben, er habe wirklich einen Knoten durchhauen.

Der gordische Knoten soll keine folche Filigranarbeit, bestimmt für eine Ausstellung weiblicher Handarbeiten, gewesen sein, sondern ein fester Baueruknoten aus Bast, Kornelkirsche, mit welcher die Deichsel; in ein Joch angekettet war und den wird er schwerlich mit einem Griechenschwertlein durchhauen haben.

Das war nicht wie ein herzhafter Zweihänder aus der Landsknechtzeit, für Circuskünstler pradestinirt, sondern dieses dolchartige Schwertlein war bei dem Könige ans Reisen, bei welchem auch so eine Marke Salon- oder HalbSalonmarke verwendet wurde, ein Ausputz. Wenn der König losgeschlagen hatte, sind wir Realisten genug, vermuthen zu können, dass nach dem Gesetze vorn Stoße elastsscher Kugeln vielleicht das Schwertlein mit der Rückschneide ihm ins Gesicht gefallen Ware und ihn wacker zu Fall gebracht hätte.

Und sehen Sie, die Erfahrung gibt uns vielleicht nicht ganz unrecht. Es. möchte ein zweiter Versuch vielleicht auch nicht von gutem sein.

Sie sagen weiter: Ihr seid halt doch die alten, unverbesserlichen Ausgleichstörer von Profession.

Das ist aber ein ominöses Schlagwort, das "Ausgleichsstörer". Es sind zwar schon einige Jahre her; aber wenn Sie auch nicht gern daran erinnert sein motten, so kann ich Ihnen doch nicht helfen, und muss alte Geschichten wieder auswärmen. weil es so nothwendig ist, zum Nachweise dessen, wie eines aus dem anderen mit psychologischer Nothwenbigkeit herausgewachsen ist.

damals, im Jahre 1890, da waren ja bekanntlich Vertreter beider Volksstämme in Böhmen und Vertreter des Großgrundbesitzes unter dem Vorsitze der Regierung damit beschastigt, die Grundzüge eines Ausgleiches für unser Heimatland festzustellen. Sie kamen auch zu einem Resultate. Und gerade dieser hohe Landtag war ja damals darüber her, diese Grundsätze in Gesetzesform zu gießen, und er schuf bekanntlich auch zwei national gesonderte Institute, die bis zur Stunde meines Wissens ja nicht unersprießlich waren. (Rufe: Sehr richtig!)

Damals paßte Ihnen, meine verehrten Herren Jungèechen, die Sache nicht so ganz und es widerstrebte Ihnen der Grundsatz eines nationalen Friedens auf Grunb nationaler Sonderung.

Und was thaten Sie denn damals? Damals rissen Sie die Führung an sich, damals schüchterten Sie die Großgrundbesitzer und die Regierung ein, dass beide Wortbrüchig würden, und, als schließlich noch etwas unter den Hut gebracht werden sollte, errichteten Sie das Rreisgericht in Trautenau.

Damals am 17. Mai 1893 waten Sie die Väter der gewaltthatigen Obstruetion an dieser Stätte (Ruf: Das haben wir nicht vergessen!), damals haben Sie zuerst Lärmscenen vollführt (Rufe: To je veliký rozdíl). Ich komme auf den rozdíl schon. Der Unterschied, der rozdíl, besteht darin, dass Sie damals einen wirklichen, formellen Anlass, einen Bruch der Rechtsordnung oder Geschäftsordnung durchaus nicht constatieren konnten, denn die Vorlage War in ganz correcter Weise vor das Haus gekommen, aber Ihnen paßte es nicht. Sie woll-


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