Ètvrtek 20. ledna 1898

man hat die èechischen Arbeiter gerne genommen, man hat sie als ein genügsames, anspruchloses, arbeitsames Volk geschätzt. So war es in allen deutschen Städten.

Wodurch ist es nun anders geworden? Wer hat sich verändert? Unsere wirtschaftliche, mehr kosmopolitisch angelegte Bevölkerung hat sich nicht verändert - die èechischen Minoritäten haben sich verändert.

Wer ist schuld daran? Der Grund liegt in Ihren èechischen Agitatoren. Rufen Sie die èechischen Agitatoren zurück und Sie werden Frieden stiften in den deutschen Städten, die èechischen Minoritäten werden sich über nichts zu beklagen haben, aus dem Grunde, weil die deutsche Majorität sich nicht über sie zu beklagen haben wird.

Was die èechischen Agitatoren für ein Unheil anrichten können, davon ein kleines Beispiel: Ende August ist in allen èechischen Blättern, natürlich mit großer typographischer Ausstattung, die Nachricht aus Aussig erschienen: ,, In Aussig ist ein Ceche erschlagen worden. "

Nun, wir wußten wohl, und kennen die Uebertreibungen Ihrer Presse, aber wir haben uns gedacht: "Wenn das Wahr wäre, dann müßte unsere Partei auftreten gegen unsere eigenen Connationalen. "

Wie hat sich nun die Sache entwickelt. Der èechische Verein, an den das Telegramm gerichtet war, - das Telegramm rührte von dem bekannten Agitator in Aussig, dem Schneider Vorlièek her, der hat es an die Matice školská oder an die Severoèeská jednota, ich weiß nicht, Wie die Competenzen in den èechischen Vereinen gestaltet sind, eingeschickt. Dieser èechische Verein hat sofort einen èechischen Rechtsanwalt und einen Arzt hinausgeschickt, um ein Exempel zu statutieren.

Und der Bericht? Mit dem Berichte blieb es ruhig, es kam bloß eine officielle Kundmachung, eine Erklärung des Bezirkshauptmannes in Aussig, dass die ganze Sache nicht wahr sei, und als ihre beiden Abgesandten hinaufkamen, da fanden sie diesen erschlagenen Èechen lebendig, und er lebt heute noch - und ich wünsche ihm ein langes Leben, weil ich keinem vom èechischen Volke etwas Böses wünsche - sie fanden ihn in vollständigster Sicherheit im Arrestlocale des dortigen Bezirksgerichtes. (Hört, hört!) Allerdings war er auch verwundet, aber nur, weil er das Fenster des Arrestlocales eingeschlagen und sich dabei eine Verletzung zugezogen hatte, und er wurde verhaftet wegen eines Excesses, den er hervorgerufen hatte. Also so sieht der Todte von Aussig aus.

Zu gleicher Zeit gab es zwar keinen Todten, aber einen Schwerverwundeten in Falkenau und an anderen Orten, was aber Alles erlogen war.

Meine Herren, wenn wir zum Frieden kommen wollen: weg mit Ihren Agitatoren. Sie werden von den èechischen Vereinen besoldet, sie müssen also für den Sold etwas thun. (Abgeordneter Dr. Knoll: In Havran haben sie auch einen Deutschen erschlagen. )

Meine Herren, ich wollte über die Prager Ereignisse nicht sprechen, wenigstens ursprünglich nicht; ich dachte, es ist genug darüber gesprochen worden. (Rufe: Zu wenig. ) Nachdem aber der Bürgermeister von Prag aufgetreten ist in einer Weise, dass, wenn seine Rede an die Straßenecken plakatiert wird, sofort Prag wieder in hellen Flammen und in hellem Aufruhr sein würde (Rufe: Sehr richtig! Lebhafter Beifall links), so bedarf dieses Auftreten und diese Redeweise doch einer Erwiderung. (Rufe: Dr. Knoll: Geht hinaus auf die Straße; das macht Ihr! Abgeordneter Peschka: Unsere Anwesenheit provociert Euch schon! Ruf: Wir trauen uns gar nicht auf die Gasse heraus! Abgeordneter Dr. Knoll: Wir werden uns doch nicht einsperren wegen Euch! Abgeordneter Dr. Schreiner: Sie möchten, dass wir fortmüssen! Unruhe. ) Oberstlandmarschall (läutet): Ich ersuche, Zwiegespräche zu unterlassen, wenn ein Redner das Wort hat. (Rus: Das geht zuerst den Pacák an. )

Also, meine Herren, Sie gehen immer, wenn Sie von Prag sprechen, von Saaz aus, und auch der Bürgermeister von Prag hat wieder aus Saaz hingewiesen. (Ruf: Auch ein Paradeschimmel. )

Nun, meine Herren, was ist in Saaz geschehen ? Hier habe ich die " "Národni Listy", nämlich eine genaue Übersetzung aus den "Národní Listy". Blicken wir einmal diesem "Verbrechen" ins Auge. Die "Narodní Listy" schreiben wörtlich - die "Národní Listy", welchen es sicherlich darum zu thun ist, dieses Vorgehen einschneidend festzustellen, berichten im Tone äußerster Sensation - davon, dass in Saaz 33 Fenster eingeschlagen wurden, und dass sogar ein Fensterrahmen in Trummer gieng, und der Lärm eine ganze Viertelstunde dauerte! (Lebhafte Heiterkeit links. Widerspruch rechts). Das ist wörtlich aus den "Národní Listy". Es ist dann der Schaden erhoben worden, es sind èechische Baumeister aus Laun zugezogen worden. Der ganze Schaden in Saaz ist auf elf Hundert und einige Gulden erheben worden. In Prag, dagegen wird der Schaden nahezu auf eine Million geschätzt. (Hört, eine Million; wer bezahlt es?)

Meine Herren, wir beschönigen das nicht, was in Saaz geschah - doch welcher Unterschied gegen Prag.

Ich muss noch, meine Herren, nachdem der Bürgermeister mich herausgefordert hat, auch über die Ursachen der prager Excesse sprechen.

Dass diese Excesse in Prag planmäßig angelegt gewesen sind, hat auch Se. Excellenz der Heir Statthalter anerkannt.

Der Herr Bürgermeister hat sich die Mühe gegeben, sich und den Stadtrath reinzuwaschen. Nun will ich aber constatieren. dass tatsächlich im Stadtrathe wiederholt von der Vertreibung der Deutschen gesprochen wurde. Es ist nicht bloß gesprochen worden von der Vertreibung der Deutschen aus Prag, sondern aus ganz Böhmen. (Heiterkeit links) Ein Redner im Stadtrathe hat darauf hingewiesen, dass der Herzog Spitihnìv im Jahre 1055 sogleich, wie er zur Regierung gekommen ist, ein Edict erlassen hätte, dass alle Deutschen binnen 3 Tagen Prag und Böhmen verlassen müssen, eine Reminiscena, die uns in Kosmas, einem bekannten böhmischen Schriftsteller, erhalten ist Kosmas erzählt aber nicht, ob dieses Ediit auch durchgefuhit worden tst, davon schweigt er Was soll es aber bedeuten, wenn der Stadtrath solche Reden fuhit? Und ich constatiere weiter, dass diese Ausfälle gegen die Deutschen den Applaus aller Anwesenden, aber keine Rüge seitens des Bürgermeisters eifahlen haben. Ihre Presse hat sich am nächsten Tage mit Wohlgesallen in diesen Außerungen bewegt. Wer stört also den Frieden?

Wo sind aber, meine Herren, bei der anmäßigen Anregung dieser Excesse die Grundzuge dieser Bewegung zu finden, die Ende November und Anfang December die Strossen Prags durchtobte? Diese sind zu finden in der am 19. August vorigen Jahres auf der Sophien-Insel tagenden Versammlung der "Národní obrana" des Vereines "Nationale Abwehr, " wo nach bekannter Manier über angebliche Vergewaltigungen der èechischen Minoritäten geklagt und zuletzt die Reinigung Prags vom Deutschthum proclamiert wurde. In der Resolution dieses Vereines heißt es wörtlich:,, Es wird die Reinigung Prags vom Deutschthum proclamiert, die Gewerbetreibenden und Geschäfts leute mögen die deutschen Aufschriften von ihren Firmen und Rechnungen beseitigen" und nachdem es nicht alte gethan haben, so wurden sie eben mit Gewalt beseitigt -, "die Theilnehmer verpflichteten sich, " - heißt es weiter - "das Losungswort: Reinigung Prags durchzufuhren und im Kreise ihrer Bekannten und in Gesellschaften und in Vereinen auf eine rasche Verwirklichung dieses Losungswortes hinzuarbeiten. " (Rufe: Hört! Hört!)

Das also hat Ihre Presse über die Sophieninselversammlung vom 19. August vorigen Jahres gebracht. Nicht blos die daraus folgenden Tage, sondern wochenlang wurde darüber berichtet und das "Svùj k svemu" feierte wahrhafte TriumpheSie aber, meine Herren, Sie sprechen immerfort von Provokationen. Diese Ausflucht ist nichts Neues in Ihrem Volke. Wenn in Ihrer Geschichte etwas geschehen ist, wofúrsie sich spater schämen mußten, (Rufe: Sehr richtig!) so sprachen Sie immer von einer Provocation. Das kann man aus der Geschichte beweisen.

Im Jahre 1411 bei Beginn der hussitischen Unruhen, (Unruhe) damals als die 14 deutschen Rathsherren aus dem neustadter Rathause aus dem Karlsplatz in die Spieße des wuthenden Pobels herabgestürzt wurden, damals war es auch ein Stein, den Niemand gesehen hat (Heiterkeit), der aus dem Fenster des Rathauses geworfen wurde, und geradeso ist es heute. Cniweder ist es ein Stein, was provoziert, oder eine bunte Kappe oder ein Band, oder wenn nicht! Anderes, dann ist es schließlich ein Schusterbub. (Lebhaste Heiterkeit. )

Nun, meine Herren! Ich muss gegenüber den Anschuldigungen und Anwurfen und Unterstellungen des Herrn Abgeordneten Dr. Podlipný mit aller Entschiedenheit den Vorwurf zurückweisen, 1. dass die deutschen Studenten überhaupt provociren und 2 dass Sie von uns zur Provokation veranlasst und angestiftet weiden. Diese Vorwurfe werden uns antgegengeschleudert.

Meine Herren! Wenn in der Hauptstadt eines doppelsprachigen Landes eine Hochschule ist, so müssen Sie auch Alles, was zur Hochschule gehort, wohl oder über dulden und die Angehorigkeit zu Verlindungen ist eben mit ein Zugehor akademischer Hochschulen Es sind dies Farben, die nicht einmal einen nationalen Charakter haben. Es sind Verbindungsfarben, Farben der Freundschaft, die nicht einmal nationale Bedeutung haben,, und wenn sie sie haben, so ist man sie zu tragen berechtigt, in diesem Falle, wo uberdies der Herr Statthalter bezeugt hat, dass sie statutarisch genehmigt sind.

Wenn nun Jemand sein Recht ubt, so greift er damit in die Rechtssprare des An de ren nicht ein. Wer ein Recht hat, der hat auch das Recht es auszuüben und wenn Jemand das Recht übt - innerhalb dir gesetzlichen Schranken, und diese haben unsere Studenten niemals verlassen, - dann ist auch die Behörde verpflichtet ihn zu schützen. Also verlangt es das Recht eines Culturstaates. (Rufe: Das war wieder Provocation. )

Was geschieht etwa den èechischen Minoritäten, meine Herren! Ihre Minoritäten brauchen sich nur ruhig zu benehmen, so bleiben sie ungefahrdet.

Im ganzen deutschen Sprachgebiete spricht die èechische Arbeiterbevolkerung èechisch und es fallt keinem Deutschen ein, dass er in Brux, oder in Reichenberg, oder irgend wo anders sich darüber aufhält.

Wir haben in Leitmeitz, als wir dort versammelt waren, èechisch reden horen in unserer Gegenwart (Rufe: Ale Ježíši!) es ist Niemandem eingefallen, darin etwas zu finden.

Meine Heren! Umgekehrt halten Sie in Kolin eine Versammlung jungèechischer Abgeordneten und wenn sich dort Jemand aus dem Marktplatze ausstellt und ziemlich laut deutsch spricht, werden wir sehen, was ihm geschieht.

Also, meine Herren! Ich constatiere Folgendes: Jeder Èeche, der sich ruhid und anständig benimmt, ist im deutschen Sprachgebiete vollständig ungesahrdet. (Zwischenruf: Das kann der Dr. Engel beweisen. Anhaltende Unruhe. )

Meine Herren! Der Èeche kann im deutschen Sprachgebiete eine ihm heliebige Tracht tragen. Meine Herren! Ich constatiere Folgendes der Wahrheit gemäß auch gegenüber den Ausführungen des gestrigen Redners Dr. Baxa: Jeder Èeche ist im deutschen Sprachgebiete überall vollkommen ungefährdet, solange er sich ruhig und anständig benimmt. Er kann èechisch reden, soviel ihm beliebt, er kann gekleidet gehen, in welchem Gewande immer, aber Sie durfen nicht verwechseln Èechischieden mit èechtschschimpfen und Hohnen, und das Letztere anlangend muthen Ste uns doch zuviel Geduld zu, wenn man sich auch das gefallen lassen soll.

Nehmen Sie in Prag die Vorkommnisse, wie sie sich entwickelt haben, wenn jemand deutsch aus der Straße spricht. Gestern ist es geschehen, dass ein Mädchen mit einem andern deutsch aus der Straße gesprochen, und von einem halbwüchsigen èechischen Burschen eine Ohiferge bekommen hat. (Rufe: Hort! Hort!) Die polizeilichen Untersuchungen sind im Zuge.

Also, meine Herren, darin sehe ich eben den Chauvinismus...

(Abg Breznovský, zieht ein Plakat heivor, auf welchem gedruckt steht: "Hier dars nicht èechisch gesprochen werden!") Rufe: Es ist ja von da Behörde verboten worden! Das sollen sie hier beim Oberstlandmarschall anschlagen lassen' Dann ist der Friede fertig!)

Abg. Wolf: Das ist die Obstruction! (Abg. Woll. Das hat sich der Bøeznovsý selber drucken lassen! Ruf: Nächstens kommt noch darauf, "Und das Plakat darf nicht gestohlen werden!")

Abg. Wolf: Ich beantrage Schluß der Sitzung wegen außerordentlicher Aufregung.

Nejvyšší maršalek zemský: Žádam, by øeèník nebyl pøerušen.

Ich ersuche, den Abg. Prade nicht zu unter brechen.

Abg. Iro: Ich bitte um Unterbrechung der Sitzung zu gegenseitiger Auspräche!

Oberstlandmarschall: Ich ersuche den H. Abg. Berunský fortzufahren.

Abg. Werunsky: Ich begreife Ihre Ausregung nicht.

Abg. Prade: Das ist die Brutalität der tchechischen Minoritäten! (Unruhe. )

Oberstlandmarschall: Ich bitte den Herrn Redner sprechen zu lassen, und nicht die Debatte zu unterbrechen.

Abg. Wolf: Wir haben gar kein Interesse daran, daß die Debatte fortgesetzt werde.

Abg. Prade: Wir lassen uns nicht von denen beflegeln.

Abg. Wolf: Für so etwas gibt sich der Bürgermeister von Prag her! (Rufe: Er ist schon ausgekniffen!)

Abg. Werunsky: Ich glaube, dass es keine Veranlassung zur Ausregung geben konnte. Ich habe Constatierungen vergenommen, über welche Sie sich ja freuen können. Also, ich constatiere nochmals, jeder Tcheche kann sich, Wenn er sich ruhig und anständig benimmt, in jeder deutschen Stadt frei bewegen. Bei uns ist das leider nicht der Fall.

Was haben unsere Studenten gethan? der Herr Bürgermeister hat jenen Tag, den 29. November v. J. morgens erwähnt, an welchem die Excesse in Prag ihren Ansang genommen haben. Was haben die Studenten gethan? Das muss eben constatiert werden nach authentischem Bericht. Sie haben sich in einem Hörsaal gesammelt, sie haben überhaupt nur ihrer Freude Ausdruck gegeben dass endlich Öesterreich von einem Alpdruck befreit ist, dass jene gewaltsame Regierung, die Öesterreich in's Verderben gebracht hat, über Nacht verschwunden ist; sie wollten blos ihrer Freude darüber Ausdruck geben; also von einer Provokation des tchechischen Volkes konnte ja nicht die Rede sein, man konnte ja nicht vermuthen, dass sich das tchechisehe Volk in seiner Totalität mit jenen Gewaltacten identifizieren werde, das konnten aber die Studenten nicht vermuthen.

Der Herr Bürgermeister. Dr. Podlipný macht den Studenten den Vorwurf, sie hätten die,, Wacht am Rhein" gesungen. Meine Herren, es ist Thatsache, dass die Studenten die erste Zeile der "Wacht am Rhein" angestimmt haben; der Rector hat sie ermahnt und unsere Studenten haben, wie immer, der Mahnung des Rectors sofort Folge gegeben Nun frage ich aber, wenn sie gesungen hätten, ist das eine Provocation des tchechischen Volkes? Was hat das tchechische Volk mit der "Wacht am Rhein" zu thun? Das Lied, die "Wacht am Rhein", jenes schöne Lied, ist überhaupt kein appressives Lied, sondern es ist ein Lied, welches die nationale Vertheidigung zum Gegenstande hat, die aber nicht gegen die Tchechen gerichtet ist; das tchechische Volk als solches ist beim Singen der "Wacht am Rhein" ganz unbetheiligt. (Ruf: Was sott man sagen, wenn der Tcheche sein "Hrom a peklo" brüllt!)

Der Herr Bürgermeister von Prag hat noch weiter erwähnt, er hätte die Ruhe hergestellt, wenn nicht Militär und Polizei eingeschritten wären und schließlich hat er doch die Ruhe hergestellt, als Polizei und Militär nicht fertig wurden; und dazu, meine Herren, frage ich, hat es 4 Tage bedurft? Wenn der Herr Bürgermeister ein solches Talent hat zu beruhigen und zu besänftigen, dann wäre es seine Pflicht gewesen, es gleich am ersten Tage zur Änwendung zu bringen, er hätte der Stadt, welche er als Bürgermeister zu beschirmen hat, gewiss einen größeren Dienst erwiesen, als durch seine Rede am Abend des 29. November und durch seine Proclamation (Rufe: Provocation!) am 1. Dezember. Aber das ist eben das Unglück der Landeshauptstadt Prag, dass ihr Bürgetmeister an der Spitze der Chanvinisten steht, und dass et den klaren Blick und die objective Anschauung vollständig verlören hat. Der Herr Bürgetmeister hat auch gesagt, et begreife, wenn Jemand, wie zum Beispiel unser Collega Stephan Richtet, der persönlich Schaden gelitten hat aus Anlass der Präger Schreckenstage, wenn der inftammirt ist und sich beschwert. Er begreife aber nicht die anderen Abgeordneten, denen gar nichts gescheinen ist, ihnen spreche er das Recht dazu ab.

Nun, meine Herren, kehren wir den Spieß um. Wenn niemandem von Ihnen in einer deutschen Stadt etwas geschehen ist, was kümmern Sie sich dann um die tchechischen Minoritäten? (Rufe links: Sehr gut! Bravo! Den Dyk haben sie nicht einmal eingesperrt!)

Ich stelle also klipp und klar die Anstage, hat das deutsche Volk, dessen Angehörige durch 700 Jahre in Prag leben, hier in Prag noch ein Heimatsrecht? Wenn ja, dann müssen sie geschützt werden, und wenn das deutsche Volk, das hier durch 700 Jahre wohnt, hier nicht als heimatsberechtigt behandelt wird, wie sieht es da mit dem Heimatsrechte der èechischen Minoritäten in den deutschen Städten aus, die seit 20 Jahren erst dort zusammengelaufen sind.

Dem Herrn Statthalter möchte ich nur Folgendes erwidern: Er hat gesagt, es werbe Schutz gewährt werden "nach Maßgabe der vorhandenen Mittel". Nun aber ist das in einem Rechtsstaate und Culturstaate gerade umgekehrt. " Die Mittel müssen sich eben richten nach der Größe der Gefahr und nicht umgekehrt. Die Theorie des Staatsrechtes sagt: Die Steuerleistung sei ein Entgelt für den Schutz, den der Steuerträger im Staate genießt, und wenn diese Theorie richtig ist und sie ist richtig - dann muss eben der Staatsbürger unbedingten Anspruch auf Schutz haben.

Meine Herren! Noch etwas glaube ich nicht übergehen zu dürfen. Das muss ich noch kurz erwähnen:

Die Schreckenstage hatten auch einen gewissen Humor. Es schrieb zum Beisplele das Ihnen bekannte Journal "Politik, " als einmal auch ausnahmsweise einem Èechen die Fenster eingeschlagen Worden sind: Es hat sich ein bedauerlicher Irrthum ereignet (Heiterkeit). So sind dem Herren N. N., welcher ein aufrichtiger Èeche ist, die Fenster eingeschlagen worden und es sei bedauerlich, dass das Volk den ausgesteckten panslavistischen Tricoloren nicht geglaubt habe.

Ebenso anmuthsvoll klingt die Nachricht in der "Politik" vom 1. Dezember, am Mittwoch. welcher Mittwoch ein Ferialtag gewesen ist. Da würde also am zweiten Dezember geschrieben: "Der Ferialtag brachte es mit sich, dass auch die Schuljugend die Begebenheiten mitanschauen konnte. (Ruf: Culturarbeit!)

Also das Facit davon ist, dass an 800 Häusern Fenster eingeschlagen, 44 Läden geplündert wurden (Ruf: 51. Abg. Dr. Eppinger: 7 hat sie unterschlagen); ich habe die Notiz der Politik entnommen.

Nun, meine Herren, eines kann ich nicht übergehen, ich erhebe gegen die Polizei und gegen das Militär keine Vorwürfe; das hat Dr. Baxa besorgt und auf seine Bahnen folgen wir nicht. Ich könnte im Gegentheil constatieren, dass die Polizei sich redlich bemüht hat, dass sie Uebermenschliches geleistet hat.

und wenn nicht Alles so war, wie es wunschenswerth ist, so liegt der Fehler nicht im Corps und nicht bei den Beamten, sondern im ungenügenden Stand der Sicherheitswache.

Nun, meine Herren! Die Polizei hat sich aus folgende Weise geholfen und das war nicht zu billigen.

Der erste Angriff geschah aus diejenigen Häuser, welche schwarzgelbe Straßentafeln hatten.

Das Reichsgericht hat jüngst entschieden, dass die Hausbesitzer in diesem Falle vollständig berechtigt sind, solche Tafeln herauszugeben, aber schwarz-gelbe Tafeln, natürlich, das heute schon bei uns eine Provokation (Stürwische Rufe: Oesterreichischer Patriotismus. Oberstlandmarschall gibt das Glockenzeichen. Ruf: Wo ist dem der Sylva-Tarouca?)

Also, meine Herren, es ist eine Thatsache, welche auch gegnerische Blätter registrierten, alle schwarz-gelbe Tafeln fielen zuerst zum Opfer. Nun, meine Herren, ist Folgendes geschehen: Es ist die Polizei zu den Hausresitzern gekommen und hat sie ersucht, es mögen die schwarzgelben Tafeln (Hört!!) heruntergenommen und versteckt morden.

Begreifen Sie  nicht, was daraus folgt:

Die Reichsfarben, die schwarz-gelben Farben müssen in Böhmen  versteckt werden; soweit ist es gekommen.

Meine Herren, das geschieht nirgends, das geschieht selbst in China nicht, wie uns Graf Buquoy wohl bestätigen wird. Meine Herren, ich wende mich weg von den Prager Ereignissen; nur etwas noch mochte ich ermähnen. Ich möchte eines Mannes ermähnen, welcher über die Prager Ereignisse eine herzliche Freude empfunden hat, das ist ein sehr hochgestellter Herr, Seine Majestät der Sultan. Es ist in verschiedenen Blättern gestanden und auch seither bestätigt morden, dass der Sultan über die Prager Excesse sich außerordentlich interessierte, dass er sich Übersetzungen in das Türkische durch die türkische Botschaft in Wien alltäglich zukommen ließ, und dass er, als das Standrecht publiciert wurde und die Excesse aufhörten, sogar gefragt und an die Botschaft in Wien telepraphiert hat, warum denn nichts weiter kommt. (Bravo, Bravo. Lebhafte Heiterkeit. )

Meine Herren! Hier haben Sie eben das Resultat. Der türkische Sultan, der immer von den Botschaftern der Mächte erinnert und auf  gefordert wird, in seinem Reiche Reformen einzuführen, der sagt in Zukunft, wenn der österreichische Botschafter zu ihm kommt: Kehren Sie vor Ihrer Thür. (Bravo, Bravo! Lebhaster Beifall links. )

Meine Herren! Ich kann nicht von den Prager Excessen scheiden, ohne hier der Wahrheit noch in einer Richtung die Ehre zu geben. Es sind, ich habe es vorhin gesagt, die èechischen Blätter mit Schuld daran. Ich muss mich aber verbessern, muss eine Ausnahme davon machen und muss, der Wahrheit die Ehre gebend, hier erklären, dass ein èechisches Blatt: "Právo lidu" sich brav gehalten hat. (Große Unruhe, Rufe: Das passt Euch nicht, das ist wahr).

Meine Herren, ich begreife nicht, warum Sie so auffahren, wie von einer Tarantel gestochen, wenn ich den Namen eines èechischen Blatte lobend erwähne.

Ich gehe aber noch weiter. Ich muss der Wahrheit Zeugnis geben, indem ich anerkenne, dass diejenigen Mitglieder Ihres Volkes, und insbesondere der Theil der èechischen Arbeiterschaft, welcher der socialdemokratischen Partei angehört, sich ferngehalten hat von allen Excessen und ein correctes Benehmen an den Tag gelegt hat.

Meine Herren, es ist zu konstatieren, dass die Fabrikanten, welche èechische Arbeiter haben, die der socialdemokratischen Partei angehören, von ihren eigenen Arbeitern gegenüber den verrohten Pöbelmassen geschützt worden sind. (Ruf: Vor den Bürgermassen). Es ist dies nicht genug hoch anzuschlagen. Wie hätte es ausgesehen mit der Aufgabe der Polizei und des Militärs, wenn auch die socialdemokratische Partei an den Excessen theilgenommen hätte. Sie hat aber an den Excessen nicht theilgenommen und wird auch nicht theilnehmen, da sie eine ehrliche politische Partei ist, die nichts gemein haben will mit Plünderern und Räubern. (Bravo!)

Nun, meine Herren, komme ich zu der Regierungserklärung, die wir vor zwei Tagen gehört haben. Als ich diese Erklärung hörte, fiel mir ein Wort Grillparzers ein, des größten deutschösterreichischen Dichters, welches ich umändernd folgendermaßen citiere:

,, Es ist der Fluch der österreichischen Regierungen, dass sie die Halbheit lieben in That und Rede. "

Die Erklärung der Regierung muthet eben eigenthümlich an, in ihrer Halbheit hat sie eine gewisse Familienähnlichkeit mit dem Antrage des Grafen Buquoy.

Im Anfange spricht diese Erklärung von Verschiedenem, was in das Rüstzeug der löblichen jungèechischen Partei gehört. Der 2. Theil, der den Hauptinhalt bildet, spricht vom Bedürfnisstandpunkt. Nun, meine Herren, darüber ließe sich allenfalls discutieren, aber die Vorfrage ist eben die Begrenzung des Bedürfnisses. Wenn man eben nur ein wirkliches thatsächliches Bedürfnis ins Auge fasst, so hätten wir dagegen nichts einzuwenden. Aber im Laufe der Zeit haben wir viel sprechen gehört, officiös und officiell, von künstlich eingebildeten Bedürfnissen. Hier wird erst das Urtheil abgegeben werden können, bis wir wissen, inwieweit die Regierung den berechtigten Ansprüchen der Deutschen entgegengekommen ist. Dieses Urtheil wird solange nicht möglich sein, bis nicht das beabsichtigte Opus der Regierung in seinem Wortlaute vorliegt. Kleinlich, geradezu kläglich muthet uns der Schlusspassus der Erklärung an.

Das Ganze, was die Regierung zur Beilegung des Sprachenstreites in's Auge gefaßt hat, ist ein kleinliches Palliativmittel, nämlich die Beförderung der Doppelspachigkeit durch den Unterricht an Mittelschulen.

Nun, meine Herren, einige Worte will ich über dieses Problem sagen, weil doch die Regerung dieser Absicht eine ungebürlich weite Bedeutung beigelegt hat.

Meine Herren! Ich habe das Gymnasium absolviert an einer deutschen Mittelschule, wo das Èechische obligat war.

Mir hat es nicht geschadet, das gestehe ich offen, und meine persönliche Meinung ich spreche nich im Auftrage meines geehrten Clubs - gieng dahin, dass sich auch über diese Frage discutieren ließe, obwohl die Nothwendigkeit für uns in gleicher Weise nicht besteht, wie für die Herren von der èechischen Seite. Derjenige Deutsche, der das Èechische braucht, der wird und kann es auch lernen ohne obligatorischen Unterricht. Es ließe sich aber, wie gesagt, darüber reden. Aber, meine Herren, es geht nicht an, diese eine Frage, die ein Lieblingsthema der Herren conservativen Großgrundbesitzer


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