Čtvrtek 20. ledna 1898

národa se chovají, zejména nechť se zdržují veškeré provokace, neboť pánové, k nějakému vyvyšování se, k nějaké superioritě, k nějakému nadsazování a nadceňování sebe Vy příčiny nemáte. Nebo záleží-li tyto přednosti v surovostech, pak je pochopuje ovšem každý, ale musíte pak prominouti, jak již jednou bylo řečeno, že špatné příklady pak kazí dobré mravy! (Výborně. )

Mnoho mluvilo se, pánové, o kulturním a nekulturním národě, a tu stručně sluší konstatovati: Národ Český, pánové, má svou vlastní kulturu již od pradávných dob, neboť jen národ kulturní mohl vydati ze sebe Štítného, Chelčického, Husa, onu hvězdu, která nejen zasvítila této vlasti, ale byla pochodní celému západu za osvobození člověka a myšlení svobodného. (Výborně. )

Jen národ kulturní mohl vydati Komenského, jen národ kulturní mohl míti Poděbrada, Žerotína; pravil jsem Komenského, učitele učitelů, který byl učitelem nejen svého národa, ale téměř všech kulturních národů evropských, ano i národů Orientu.

A vzdor tomu potlačování staletému? kterým germánské barbarství a panovačnosť odsoudily národ český k mlčení, hlásá nová doba naše živě naši síla. České umění, česká literatura krásná i vědecká dává nám národně opodstatněný nárok ten, abychom stáli mezi kulturními národy a ku takovým se hlásili.

Jen slepec a nedouk může něco takového popírati. (Výkřik: Aneb zlý člověk!) A pánové, jazyk náš český byl kdysi znám po celé Evropě, a nejen píseň "kdož jste Boži bojovníci" byla známa veškerému křižáctvu ze všech národů na národ český se hrnoucímu, ale i jazyk Všehrdův byl ctěn a vážen široko, tak že i u dvora královského se jazykem českým mluvilo.

Jazyk Všehrdův byl sice zahnán do chaloupek českých, ale opětně byl vyzdvižen vysoko Palackým a Jungmannem a celou řadou básníků novější doby. Musil bych vyjmenovati celou řadu, na kterou by dlouhé a dlouhé Vaše archy nepostačovaly a pánové, Vy chcete proti tomuto jazyku potupně vystupovati, Vy chcete ukazovati na lid český a spisovný jazyk náš, Vy, když u Vás Tyrolan nerozumí Chebanu a Cheban nerozumí Brandenburčanu? Vy nemáte práva jazyk náš tupiti a něčeho takového, myslím, jen duševní nedochůdče může se dopustiti.

Stojíme zde, slavný sněme, ve vlasti této, jejíž práva již tolik králů českých přísahami stvrdilo, obdařeni svou kulturou. Jazyk náš platí po starých dosud platných zákonech v celém tomto nedílném království, a má tutéž oprávněnosť a tutéž platnosť v Litoměřicích, Mostě a Chebu jako všude jinde a není to, pánové, dobývačnosť, jak Vy tvrdíte proti nám, jestli že se domáháme toho práva, aby bylo Vámi také uznáno a šetřeno.

Jest to jen zákonnitý nárok cítiti se v tomto celém království všude domovem. My nechceme upírati téhož práva Vám, ale, pánové, na právě tom něčeho si zkracovati nedáme! (Výborně!)

Přejeme Vám plného vývinu, ale ovšem také my trváme na tom, aby totéž právo bylo nám dáno. - Pánové, tak stojíme zde ve staroslavném tomto městě na této půdě a já nemohu jinak než ukončiti tím slovem: Et si fractus illabitur orbis, impavidum ferient ruinae; Praha jako hlava měst, slovanská, česká Praha zůstane spravedlivá ke všem v nedílném království. (Výborně! Potlesk. Řečníku se gratuluje. )

Nejvyšší maršálek zemský: Přihlásil se k formálnímu návrhu p. posl. hrabě Lažanský.

Der Herr Abg. Graf Lažanský hat sich das Wort zu einem formalen Antrage erbeten.

Hrabě Lažanský: Navrhuji konec debaty.

Ich beantrage Schluss der Debatte.

Nejvyšší maršálek zemský Pan posl. hrabě Lažanský navrhuje konec debaty

Der Herr Abg. Graf Lažanský beantragt den Schluss der Debatte.

Žádám pány, kteří s návrhem souhlasí, by vyzdvihli ruku.

Ich ersuche die Herren, welche dem Antrage zustimmen, die Hand zu erheben.

Návrh jest přijat.

Der Antrag ist angenommen.

Následkem toho náleží pánům, kteří jsou zapsáni pro a contra, by se sjednotili na generálním řečníkovi.

Es haben insolge des angenommenen Schlusses der Debatte die Herren, welche noch zum Worte gemeldet sind, sich bezüglich der Bestimmung eines Generalredners zu einigen.

Die Contraredner, welche noch vorgemerkt sind, sind Dr. Werunsky, Dr. Pergelt und Herr Peschka.

Pánové, kteří jsou zapsaní pro návrh, jsou: Dr. Pippich, Dr. Dvořák, Dr. Koldinský, Dr. Pacák, Šťastný, Dr. Vašatý, Kaftan, Dr. Podlipský, Dr. Moravec, Šnindler, Dr. Brzorád.

Es ist mir mitgetheilt worden, dass Herr Dr. Werunsky als Generalredner contra gewählt worden ist.

Pan posl. Dr. Pacák byl ustanoven za generálního řečníka pro návrh.

Jelikož nyní řečnil pán, který byl zapsán pro návrh, přijde ke slovu pan generální řečník proti návrhu.

Nachdem gegenwärtig ein Herr gesprochen hat, welcher für den Antrag eingetragen war, gelangt zum Wort der Generalredner gegen den Antrag. und ich ertheile das Wort dem Herrn Dr. Werunsky.

Abg. Dr. Werunsky: Als Generalrednet gegen den in Rede stehenden Antrag obliege es mir einen Rückblick zu halten über dinunnmehr viertägige, an Zwischenfällen reiche Debatte. Nach den maßlosen Ängriffen, welch während dieser Debatte gegen uns und unser Volk gerichtet worden sind und uns besonders nach der heutigen unmittelbar vor mir gehaltenen, von Chauvinismus triefenden Rede ist es für mich gewiss schwer hier das Wort "Friede" zu gebrauchen. (Sehr richtig. )

Ich will doch wagen dieses Wort zu gebrauchen; freilich werde ich von einem Frieden sprechen, wie er der Ehre und der Würde des deutschen Volkes entspricht und nicht von einem faulen Frieden. (So ist es. )

Ich werde aber auch nicht anstehen die Mittel anzugeben, welche nach meiner Ansicht unter Voraussetzung des guten Willens von Ihrer Seite (Ja guter Wille!) geeignet sein möchte, diese Streitigkeiten zu beseitigen ober wenigstens zu mildern.

Nun, meine Herren, halten wir einmal Umblick in dem schönen Königreiche Böhmen, ich sage absichtlich Königreich Böhmen ein für allemal, weil dem Lande der Titel gebührt und weil mir ferne liegt, die Gefühle irgend eines Anwesenden zu beleidigen. Aber da ist gleich ein Streitpunkt zwischen uns und Ihnen. Das Wort "Königreich Böhmen" ist für Sie kein bloßer Titel; Sie verfolgen mit diesem Worte gewisse Aspirationen, mährend für uns Böhmen ein Verwaltungsgebiet ist, somit eine Provinz ist. Unser Standpunkt ist der: Die Größe einer Provinz muss nach dem Bedürfnis der Bewohner eingerichtet sein, und da sagen wir: es gibt in der ganzen civilisierten Welt kein Verwaltungsgebiet, welches diese Ausdehnung und diese Volkszahl hätte wie Böhmen. Es gibt in der ganzen civilisierten Welt keine solche Provinz, und, nachdem einer der geehrten Herren Vorredner des Großgrundbesitzes tiessinnige Studien über die chinesischen Verhältnisse gemacht hat, über das Verbreitungsgebiet der deutschen und chinesischen Sprache, so wird er mir wahrscheinlich auch das Zeugnis geben, wenn ich behaupte, dass auch China keine Provinz hat, die ein so großes Verwaltungsgebiet ist, und dass kein Obermandarin in China ein solches Verwaltungsgebiet hat, wie der Statthalter von Böhmen.

Meine Herren! Sie blicken ja so gerne aus Frankreich, Sie nehmen ja den Chauvinismus, den in Frankreich die vernünftigen Leute abgelegt haben, auf, um ihn weiter vor dem Verkümmern zu beschützen. Wir haben ja heute gehört, wie Sie nach Frankreich hinüberblicken, ausblicken zu dem französischen Volke.

Sehen Sie sich die französische Verwaltung an! Glauben Sie denn, meine Herren, dass im Jahre 1789, als Frankreich in Departements eingetheilt wurde, dass dort nicht auch alte provinziale Eigenthümlichkeiten sich geltend machten?

Hat nicht die Bretagne, die Normandie, die Gascogne, Auvergne, hat Burgund nicht auch alte Rechte gehabt? Gewiss aber wird es heute wohl keinen Franzosen geben, welcher aus dem Gebiete der Verwaltung nicht den Ansordernugen der modernen Zeit den Vorzug geben würde gegen alte vergilbte Mode.

Nehmen Sie das Veiwaltungsgebiet in Bayern. Hier haben Sie 8 zweite Justanzen auf politischem Gebiete, im kleinen Sachsen vier und Böhmen bildet für sich ein einziges Verwaltungsgebiet Meine Herren, es ist ein Un sinn, daran festzuhalten, es ist auch nur festzuhalten daran aus Grund einer Fiction, die in einem Rechts- und Culturstaate gar nicht vorkommen soll. Nach unserem Gesetze gibt es nur einen verantwortlichen Chef der Statthalterei, der die ganze Verantwortlichkeit für jedes Er hibit und dessen Erledigung bei der Statthalterei zu tragen hat. Seine Excellenz wird mir bestätigen, dass das in den bestehenden Gesetzen und Verordnungen ausdrücklich ausgesprochen ist. Es wird nur erledigt unter Ver antwortung des Statthalters. Es ist doch eine reine Unmöglichkeit, dass ein einziger Mann, und wenn er eine Arbeitskraft bis zur Unmoglichkeit und ein Talent, welches sondergleichen Ware, besaße, in der Lage wäre, hier die Verantwortung für all' dies zu übernehmen. Und Was folgt daraus? Daraus folgt eine vernunf tige Theilung in Verwaltungsbezirke. Und wenn wir also von einer Zweitheilung des Landes sprechen, so ist das nicht gleich mit der Zerreißung, sondern es ist diese Forderung nicht bloß eine praktisch-nationale, sondern es ent spricht diese Forderung auch den Anforderungen an die moderne Verwaltung.

Und so ist das auch im Gerichtsverfahren Es gibt nirgends keinen Gerichtssprengel zweiter Instanz mit dem Umfange und der Bevölkerungsziffer des Prager Oberlandesgerichts sprengels. Heute, Wo Wir einen mündlichen Civilprocess haben, wo der Civilprocess auf der Mundlichkeit und Unmittelbarkeit des Verfahrens, wo das Oberlandesgericht in die Lage kommen wird, Parteien aus ganz Böhmen zu sich zu berufen, ist das zunächst mit großen Kosten verbunden, und es ist einfach undurchfuhrbar, wenn man nicht die Intentionen des Gesetzes beiseite lassen will. Es wird dann wieder unser mündlicher Civilprocess eine halbe Maßregel sein, wenn man nicht mehr Gerichte erster und zweiter Instanz schafft.

Meine Herren! Diese Eintheilung in De partements und alles, was drum und dran hangt, ist in Oesterreich schon einmal ventiliert Worden und zwar von einem unserer wenigen vernünftigen Staatsmanner, die wir in den letzten Decennien aufzuweisen hatten, von dem Minister des Innern des Jahres 1849, dem Grafen Stadion.

Wenn diejenigen Herren, welche Zutritt haben im Ministerium des Innern, im Archiv nachsuchen, so werden sie finden, dass die Eintheilung Österreichs in Departements vollständig ausgearbeitet War, und Wäre das geschehen, meine Herren, viel Unglück wäre unserem Vaterlande Osterreich erspart geblieben, insbesondere unserem Heimatlande Böhmen. (Sehr richtig, links. )

Also das ist das eine, was uns trennt, die Phrase von der Unteilbarkeit und Unzerreißbarkeit einer Provinz; das muss aber den modernen Anforderungen weichen und wird auch Weichen müssen, so sehr Sie sich auch aus äußeren Gründen allerdings daran klammeru, der inneren Nothwendigkeit können Sie sich gewiss nicht verschließen.

Das zweite, was uns trennt, ist das Schlagwort vom historischen Staatsrecht. Meine Herren Ich habe einmal ausfuhrlich hier im Landtage über dieses historische Staatsrecht gesprochen und werde daher nur kurz sagen:

Es ist das schon an und für sich eine contradictio in adjecto. Das Recht ist etwas positives, etwas geltende, etwas lebendiges. Wenn das Recht historisch geworden ist, dann gehört es eben der Geschichte an. (Sehr gut! links. ) Sie wollen aber aus einem Conglomerat von historischem Staub, vermischt mit Anforderungen moderner Zukunft, welche Sie kaleidoskopisch untereinander mischen etwas schassen, was Sie historisches Staatsrecht nennen, was eine Geheimlehre ist, welche nur den eingeweihten Kreisen bekannt ist, und die der eine so, der andere anders auffasst, die insbesondere auch der historische Adel, der Feudaladel ganz anders auffasst, wie Sie, meine Herren Das ist es, was auch den gegnerischen Parteien wohl bekannt ist.

Aber beide Parteien stehen auf diesem Boden. Es ist das aber gewiss eine societas leonina, jeder will den Löwenantheil aus dieser unnaturlichen Verbindung haben; der Großgrundbesitz will Sie in's Schlepptau fuhren und mit sich reiften und Sie denken sich wieder, wenn wir nur einmal das erreichen, was wir wollen, dann werden wir sofort den Feudaladel ahschutteln; also es ist eine societas leonina, einer will den andern übervortheilen. Aber das ist das Böse, dass wir zwei Nationen hier im Lande gegenüber dem Großgrundbesitz die Stellung einnehmen, wie das Sprichwort sagt: Duobus litigantibus tertius gaudet.

Meine Herren, Wenn mit Ihnen vernunftig zu sprechen Ware, ohne Chauvinismus, vom praktischen Standpunkte, wenn eben ein Friede sich von Volk zu Volk schaffen ließe, dann würden wir Beide gleich die Vormundschaft jener Herren dort abgeschüttelt haben.

Nun, meine Herren, ich komme jetzt eben zu jenen Herren da drüben. Ihre Vermittlung ist von allen Seiten zurückgewiesen worden, ich Weise sie natürlich auch zurück, schon aus allgemeinen Grundsätzen, welche über die Vermittlung bestehen.

Meine Herren, wer vermitteln will, muss 2 Eigenschaften haben, er muss erstens objectiv sein; das sind Sie nicht. Sie stehen ja im Lager der Feinde, und eine feindliche Partei kann doch nicht die Vermittlerin sein wollen.

Zweitens muss der Vermittler das Vertrauen von beiden Seiten haben. Es ist aber schon widerholt gesagt worden, und Sie haben auch selbst die Empfindung, dass Sie unser Vertrauen aus lange Zeit (Rufe: auf immer) verwirkt haben.

Meine Herren, ein sehr geehrter Herr Vorredner aus dem Großgrundbesitze, ich glaube, es war der dritte, hat sich dagegen verwahrt, dass unser Collega Prade vom Krieg gesprochen hat. Nach der gemüthlichen Auffassung Seiner Excellenz des Grafen Buquoy ist hier im Lande noch immer kein Krieg, sondern nur ein Kampf. Und er fasst diesen Kampf dahin auf, dass es sich lediglich, um den Wettkampf aus wissenschaftlichem oder wirtschaftlichem Gebiete handle.

Wenn bisher zwischen uns kein Krieg, sondern nur ein Kampf bestanden hat, so ist die Sache seit Dienstag anders geworden, es wurde uns der Fehdehandschuh, eine Kriegserklärung, eine formelle Kriegserklärung herübergeschleudert vom Herrn Grasen Sylva Tarouca (Sehr richtig!), und meine Herren, wir haben ein Recht zu fragen, und ich stelle formell diese Frage und hoffe, dass der conservative Großgrundbesitz die Loyalität besitzen wird, uns zu antworten. Haben wir es zu thun mit einer Kriegserklärung des ganzen Clubs oder nur mit der des Grasen Sylva Tarouca? (Sehr gut!) Je nach der einen oder anderen Erklärung werden wir uns zu benehmen haben.

Meine Herren! Jener Redner hat auch die Kühnheit gehabt (Ruf: Frechheit!), ich will Niemanden beleidigen - unseren Patriotismus in Zweifel zu ziehen. (Lärm. )

Meine Herren! Arbeiten pour le ro de Prusse diejenigen, welche wie unsere Partei seit 30 Jahren für die Einheit und für die Machtstellung Österreichs kämpfen oder diejenigen, welche Österreich in Atome zerschellen wollen?

Meine Herren, was den Patriotismus des deutschen Volkes in Österreich betrifft, so gilt hier ein lateinisches Sprichwort: Naturam expellas furca, tamen usque recurret. Wenn die österreichischen Regierungen sich zur Ausgabe gesetzt hätten, den Deutschen den Patriotismus auszutreiben, wahrlich, dieser Ausgabe, hätten sie durch die Mittel, die sie angewendet, nicht besser gerecht werden können, aber dennoch gibt es kein ruhigeres, kein friedlicheres, kein getreueres, kein patriotischeres Volk, als unsere deutsche Grenzbevölkerung, und Seine Excellenz der Herr Statthalter kann das von seinen Bezirkshauptleuten täglich hören.

Ich will mir erlauben eine Parallele zuziehen. Nehmen wir an. die Weltgeschichte hätte eine andere Entwicklung genommen und neben Böhmen hätte sich ein 52 Millionen čechische Bewohner zählen des čechisches Reich gebildet.

Meine Herren, wenn Sie aufrichtig sein wollen, Hand auf's Herz, bei Ihrem Chauvinismus würden wir ganz andere Dinge erleben. (Sehr richtig!)

Aber meine Herren, diese Anwürfe, von deren Haltlosigkeit und Grundlosigkeit Sie selbst überzeugt sind, und die darum umso verwerflicher sind, diese Vorwürfe haben auch ihren Grund in einem geweissen Neide, den Sie uns entgegenbringen. Durch unsere günstige Zusammengehörigkeit mit dem großen deutschen Volke, wir schöpfen aus geistigem Gebiet, aus dem Gebiete der Sprache, der Litteratur und Kunst, aus einem unerschöpflichen Born und das verdrießt Sie eben. Ich aber sage: Das Band, welches uns mit dem großen deutschen Volfe aus geistigem Gebiete verbindet, das besitzt die Weihe der Jahrhunderte und das wird keine Macht der Welt und am wenigsten Graf Sylva-Taruca zerreißen. (Ruf: Schöpfen alle, aber heimlich) Jener Redner des Großgrundbesitzes hat insbesonders auch aus die gefürchtete sociale Revolution hingewiesen.

Ich glaube, dass seine Rede in diesem Punkte ehrlich gemeint war, ein Ausdruck wirklicher Furcht, aber die Mittel, die die Herren anwenden um der socialen Revolution zu begegnen, sind ganz verfehlte, die sociale Revolution wird nicht durch historischen Actenstaub gebändigt werden. Ihr kann man nur entgegenstehen durch klaren Blick in die Zukunft nicht aber durch den Rückblick in eine vermoderte Vergangenheit. (So ist es. )

Meine Herren! Sie haben uns vorgeworfen, wir hatten eine wirkliche Friedensliebe dadurch nicht gezeigt, dass wir in die vom Grasen Buquoy beantragte Commission nicht eingetreten sind.

Wir sind aber nicht eingetreten, weil wir bloß darin sehen das Bestreben, ut aliquid fecisse videatur, wir sehen in dieser Commission eine Absicht, diese ganze brennende Frage zu verschleppen und versumpfen zu lassen und dazu können wir im Iuteresse unseres Volkes keine Hand bieten; aber auch formale Gründe hindern uns in diese Commission eintreten, Gründe,, von denen ich mich wundere, dass sie auf čechischer Seite nicht geltend gemacht wurden.

Der sehr geehrte Abgeordnete Pacák hat im vorigen Jahre am baltischen Meere, wie er in der Vorrede sagt, eine Brochüre geschrieben über die böhmischen Sprachenverhältnisse, wo er sich ausdrücklich dahin erklärt, dass der nationale Friede und der nationale Ausgleich nur im Wege von Gesetzen und Veränderungen rücksichtlich die Sprachenfrage keineswegs durch Verordnungen geschaffen werden könne. Er hat aber nicht gesäumt, dem Rufe des verflossenen Grasen Badeni zur Beihilfe bei den Sprachen« verordnungen mit Freude und Befriedigung zu folgen.

Er sagt ausdrücklich, diese Sprachenfragen können nur durch Gesetze geregelt werden, freilich meinte er, durch Landesgesetze, während wir mit Recht auf dem Boden stehen, dass die Sprachenfrage nur durch Reichsgesetze geregelt werben könne, und über Letzteres kann kein Zweifel bestehen.

Der Artikel 19. des Staatggrundgesetzes entbehrt leider bis heute noch des Ausführungsgesetzes, und, wer überhaupt nur einigermaßen in unserem Verfassungsgesetze bewandert ist, wird zugeben müssen, dass ein Staatsgtundge-setz nicht ausgeführt werden kann durch Verordnungen, sondern immer nur durch ein Reichsgesetz und nicht durch ein Landesgesetz. Das ist so klar, dass ich mich wundere, dass die Herren von der čechischen Seite bereit sind, in eine Commission einzutreten, die doch auch ihrem staatsrechtlichen Standpunkt nicht entspricht.

Meine Herren, der Herr Graf Sylva-Tarouca ist noch weiter gegangen. Man wirft uns vor, dass wir nur Einiges aus den gegnerischen Reden herausziehen, wie der Herr Dr. Podlipný dem Herrn Abgeordneten Prof. Dr. Fournier vorgeworfen hat. Ich will also noch das aus der Rede des Herrn Grafen Sylva-Tarouca herausnehmen, was noch nicht besprochen und widerlegt worden ist. Also der Herr Gras Sylva-Tarouca hat mit großer Östentation seiner Partei den Erfolg vindicirt, dass Sie den Normalarbeitstag entdeckt hat. Nun, meine Herren, als der Normalarbeitstag im Jahre 1883 eingeführt wurde, war er früher schon längst in der Literatur behandelt, und brauchte daher nicht erst der Entdeckung von Seite seiner Parteigenossen.

Das müssen wir aber constatieren, dass gegen den Normalarbeitstag von fortschrittlichliberaler Seite, von Seite unserer industriellen überhaupt keine Einwendung erhoben wurde, und auch jetzt, wo der Normalarbeitstag 11 Stunden beträgt, sind viele industrielle, welche nicht einmal den Normalarbeitstag von 11 Stunden, sondern von 10 Stunden eigeführt haben.

Ich begreife daher nicht, wie darin ein Vorwurf gegen uns gesucht werden kann (Ruf: Er behauptet, dass das die Lösung der socialen Frage sei!).

Er hat uns aber auch vorgeworfen, dass wir die Freitheilbarkeit eingeführt haben, und dass wir die Bemühung seiner Partei um Aushebung der Freitheilbarkeit nicht unterstützt haben, sondern dagegen ausgetreten sind. Merkwürdiger Weise hat der Herr Graf unter dem Beifall der Vertreter des čechischen Volkes diese Doctrin ausgesprochen. Dass wir dagegen mit allen Mitteln auftreten müssen, ist doch ganz natürlich.

Das heißt die Dinge auf den Kops stellen, wenn man die missliche Lage des Bauernstandes, die ja auch von unserer Seite zugegeben und bedauert wird, lediglich auf die freie Theilbarkeit zurückschiebt. Sollen wir denn zu der Aussaugung, die durch die Großgrundbesitzer auf der ganzen Welt geschieht, noch mehr die Hand bieten ?

Es spitzt sich hier die Grundfrage folgendermalen zu:

Ist es für einen Staat social-wirthschaftlich richtig und von Bedeutung, dass der ganze Grundbesitz in wenigen Händen sei, oder ist es social-politisch geboten, dass der Grundbesitz sich in möglichst vielen Händen befinde?

Damit hängt auch die Selbstständigkeit des Bauerstandes zusammen. Ist es wichtig, dass der Staat eine zahlreiche, selbstständige, unabhängige, steuerkräfige bäuerliche Bevölkerung habe, oder ist es vielleicht vortheilhafter, wenn er sich auf einige tausend Cavaliere und Halbcavaliere stützt und die Bauern als Unterthanen und halbe Leibeigene fortvegetieren läßt?

Der französische Nationalökonom Say hat ausgerechnet, dass England bloß 600. 000 Grundbesitzer hat und Frankreich 4, 700000 Grundbesitzer. Wo sind die Verhältnisse in social-wirthschaftlicher Beziehung anerkanntermaßen besser? In England haben Sie die irifche Frage, während in Frankreich, woselbst keine Fideicommisse seine größeren Latifundien find und in einigen Gegenden Deutschlands nicht minder, der Bauernstand die wünschenswerthe Organisation hat.

Nun also, mit dieser Freitheilbarkeit kann man uns nicht kommen. Wir werden sie immer vertheidigen, weil wir der Ueberzeugung sind, dass durch die Gebundenheit des Grunbbesitzers und durch die Einführung eines besonderen Erbrechtes für den Bauerntstand nur das landwirthschaftliche Proletariat vermehrt wird, und vielleicht haben die Herren ein Interesse daran, - (Ruf: Das kann sein!) wir gewifs nicht!

Meine Herren, wenn ein Grundbesitzer verschuldet ist und nicht ein Grundstück verkaufen darf, um die Schulden zu bezahlen und weiter wirtschaften zu können, so wird er immer tiefer in Schulden gerathen, bis sein ganzes Anwesen unter den Hammer kommt oder vom benachbarten Großgrundbesitz aufgesangt ist.

In England ist man in neuerer Zeit daran gegangen, eine Parzellierung von Grund und Boden und zwar in ziemlich weitgehendem Maße eintreten zu lassen, um die Arbeiterbevölkerung darauf anzusiedeln und insbesondere hat das in der Nähe der bekannten englischen Fabriksstadt Birmingham größere Dimensionen angenommen. Englische Schriftsteller und Nationalökonomen erzählen davon, dass diese Maßregel sich als wohlthätig erwiesen hat und ich kann mir wohl auch denken, dass dann dieser Arbeiter, der auf seiner Grundschulle angesiedelt ist, nicht mehr dem fluctuirenden Element gehört, sondern andere Anschauungen bekommt, die Liebe zum Heimatsboden und zu der Scholle in ihm erweckt wird. Alle diese Vortheile werden verhindert durch jene Maßregeln, welchen Graf Sylva-Tarouca den Krieg erklärt hat.

Meine Herren! Soviel ist in dieser 4tägigen Debatte von tchechischen Minoritäten gesprochen worden, so viele durch nichts bewiesene, nur dem Chauvinismus entsprungene Äußerungen und Beschuldigungen sind hier laut geworden, dass ich doch aus diese Frage betreffend die tchechischen Minoritäten mit einigen Worten zurückkommen muss. Wir können leider nicht mehr von deutschen Minoritäten reden - (Ruf: Leider!) bekanntlich gab es in allen tchechischen Städten noch vor 30 Jahren ziemlich bedeutende deutsche Minoritäten, wie es denn auch nicht anders möglich ist, denn seit uralten Zeiten sind die Urbürger immer Deutsche gewesen, die Städtegründung ist ja ein Produkt deutscher Colonisation, und so blieben die alten Urbürger, ein Stock von Urbürgern, in den böhmischen Städten bis vor 30 Jahren.

Meine Herren! Sie haben diese Minoritäten längst erwürgt, die bestehen nicht mehr. Nur in Prag hat sich seit 700 Jahren ein Stamm kapitalskräftiger deutscher Bevölkerung erhalten und in einigen wenigen Städten, zum Beispiel Pilsen, Přibram, Schüttenhofen, in Neuhaus, letztere Minorität ist allerdings schon nahezu von Ihnen erwürgt. Ich stehe nicht an, zu sagen, dass das für uns, für das deutsche Volk ein Versäumnis ist. (Ruf: Eine Schmach!)

Wir sind nicht rechtzeitig beigesprungen unseren Minoritäten, wie Sie das schon seit längerer Zeit thun, und der Grund ist, weil eben der Deutsche noch immer nicht ablassen kann, mehr Kosmopolit zu sein und das deutsche Nationalgefühl ist erst jetzt entflammt worden und, wie zu hoffen steht, wird es sich nicht mehr in diese Lethargie zurückdrängen lassen, wie vor 30 Jahren es der Fall war.

Nun, wie steht es mit den tchechischen Minoritäten in den deutschen Städten? Noch vor 20 Jahren, da hatten die Deutschen keine Ursache gehabt über die tchechischen Minoritäten zu klagen, im Gegentheil, wie Sie ja selbst wissen,


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