Abg. Dr. Funke (fortfahrend): Meine Herren!
Die heutige Sitzung des hohen Landtages wurde durch einen mehr als peinlichen Zwischenfall unterbrochen, der auf Seiten Seiten eine große Erregung hervorgerufen hat, nur mit dem Unterschiede, dass die Erregung auf unserer Seite vollständigste Berechtigung hat (Sehr richtig) wahrend aus jener Seite eine künstliche Erregung herrscht, welche wieder Ihrem Standpunkt entspricht, dass Sie die Herren des Landes, dass Sie die Herren dieser Hauptstadt eines zweisprachigen Landes find und dass die Deutschen, wenn stehier von ihrem satzundsmäßigen Rechte Gebrauch machen, Sie, meine Herren provosieren.
Ich werde im weiteren Verlaufe meiner Ausführungen aus diesen Gegenstand noch zu sprechen kommen, es ist auch von einem temperamentvollen älteren Mitgliede des Jungèechenclub's, soweit ich es verstanden habe, der Ruf an uns ergangen: Hinaus!
Nun, meine Herren, soweit sind wir noch nicht gekommen, und niemandem Steht das Recht zu, uns aus diesem Saale hinauszuweisen. (Stürmische Bravorufe).
Wir sind noch hier und wir werden den Zeitpunkt selbst zu bestimmen wissen, wenn wir diesen Saal verlassen werden. Aber jetzt sind wir auf Grund der Wahl des deutschen Volkes hier und sein Einziger von Ihnen, noch die Gesammtheit darf es wagen, uns hinauszudrängen. (Rus: Es ist eine Frechheit, wenn Sie uns hinausweisen wollen. )
Meine geehrten Herren! Ich fahre in meinen Ausführungen fort. Herr Abg. Dr. Herold hat sich in seiner letzten Rede dahin ausgesprochen, dass die Regelung der Sprachensragen niemals stattfinden wird, dass die Vertreter des èechichischen Volkes niemils ihre Zustimmung ertheilten werden, dass diese Fragen im Reichsrathe ausgetragen werden könnten.
Nun merkwürdigerweise hat der jüngste Politiker der Grundbesitzercurie, Graf Sylva Tarouca, uns gestern gefragt, warum wir denn den Sprachenantrag Dipauli im Abgeordnetenhause nicht unterstützt und nicht zur Berathung zugelassen haben. Es scheint also Graf Sylva Tarouca doch einer anderen staatsrechtlichen Anschauung in dieser Beziehung zu sein. Ja, meine Herren, ich antworte darauf, dass nicht mir es gewesen sind, welche die Behandlung des Sprachenantrages nicht zugelassen haben. (Rufe: Ruhe!), sondern dass die Gewaltthätigkeit, das verbrecherische Vorgehen des Präsidiums des Abgeordnetenhauses (Rufe: So ist es!) und der Majorität es nicht zugelassen haben, dass wir zur Behandlung dieses Antrages gekommen sind. Und da möchte ich noch eine andere Frage stellen: Warum ist es dem Baron Depauli erst im October des vorigen Jahres eingefallen, einen derartig verwässerten Sprachenantrag zu stellen, warum hat sich denn Herr Dipauli sammt seinen "deutschen" Volksgenossen nicht im April oder Mai daran erinnert, dass sie Deutsche sind ? Warum hat denn Herr Barom D pauli und die Herren Jungèechen mit ihm sich so ablehnend verhalten sammt dem feudalen Großgrundbesitz, als wir den Dringlichkeitsantrag auf Aushebung der Sprachenzwangsverordnung überreich haben ? (Ruse: Aber Ruhe!).
Ich kann bei der Unruhe nicht sprechen.
Meine Herren! Da war Ursache zu verhandlungen. (Große Unruhe). Duchrlaucht, ich ersuche um Ruhe und erkläre, dass ich solange warte, als es den Herren von der anderen Seite gefallen wird, sich in einer so lauten Weise zu unterhalten. Ich könnte die Herren überschreien, wenn ich wollte, aber ich habe den Willen nicht die Kräfte meiner Lunge in der Weise diesen sich unterhaltenden Herren zu Liebe anzustrengen.
Oberstlandmarschall läutet.
Abg. Dr. Funke: Meine Herren ! Damals war die Zeit zu einer Auseinandersetzung, dort, meine Herren, war der Ort, wo wir u s auseinandersetzen konnten, und was haben die Herren uns geantwortet ?
Ein vornehmes Stillschweigen haben Sie beobachtet und die Niedrer, die Sie gesprochen haben, haben sieh in wegwerfender der Weise geäußert, hochfahrend und hochmüthig haben Sie dem Grafen Badeni in's Gesicht gelacht, dass er Ihnen die Sprachenverordnungen gegeben hat. Die erste Etappe ist das bloß haben Sie gesagt, wir verlangen; viel mehr das genügt uns gar nicht und Graf Badeni hat im März bei den Unterhandlungen mit den Jungèechen den Glauben und die Hoffnung, dass ein für allemal alle staatsrechtlichen Allüren der Jungèechen durch die Erlassung der Sprachenzwangsverordnungen beseitigt sein werden.
Du armer Graf Badeni, arm nach vielen Richtungen hin, du hast die Jungèechen nicht so gekannt wie wir. Wir haben es ihm ganz klar und deutlich auseinandergesetzt, was die Herren Jungèechen noch weiter begehien werden, wir wussten, das ist nur der Ansang des èechischen Staatsrechtes.
Prinz Schwarzenberg hat in einer be rühmten oder berüchtigten Rede in Budweis am 5. Juli sich dahin ausgesprochen, jetzt ist das deutsche geschlossene Sprachgebiet durchbrochen Wir haben einen großen Erfolg durch die Sprachenzwangsverordnungen erlangt So, meine Herren, war das, und weil Ihnen im Retchsrathe das nicht gepasst hat, wollten Sie die Debatte in den Landtag verlegen, hieher an diese Statte, deren Competenz vollständig nach dem Staatsgrundgesetze und nach der Land tagsordnung ausgeschlossen ist. Ja, es ist auch gesprochen Worden und wird immer gesprochen vom Standpunkte der Einheit und Untheilbarkeit des Königreiches Böhmen.
Meine Herren, es Wird gesprochen von einer Majorität und von einer Minorität und in dieser Richtung hat sich auch der Abg. Herold ausgesprochen. Aber man kann meine Herren, nicht in dieser Weise von der Majorität und der Minorität sprechen, in dem Sinne, wie es die Herren Staatsrechtler der Jungèechen thun; mir haben ja ein großes, geschlossenes deutsches Sprachgebiet, ein Sprachgebiet, welches 80 Gerichtsbezirke an einander schließt. Wo eine Bevol kerung von 111. 000 bis 1, 130. 000 deutscher Sinwohner lebt, wo der Procentsatz der Èechen ein minimaler ist; ja, meine Herren, da geht es nicht an, zu sagen, das kann wenigstens ein vernünftig denkender Politiker nicht thun, der nicht ganz durchdrungen ist von dem Chauvinismus, der Großmann sucht und dem Streben nach der Vortherrschhaft seines Volkes, dass die Majorität die Minorität dirigiren könnte und dass dann in Folge dessen auch die geringsten Minoritäten in dem geschlossenen deutschten Sprachgebiete bestimmend auftreten müssen, und jene Formel, welche Herr Dr Herold gebraucht hat, dass u Böhmen die Majorität aus Èechen bestehe, und dass demgemäß auch im ganzen erschlossenen Sprachengebiete jeder Böhme sich zu Hause fuhlen müsse, das heißt, dass er sein Recht in seinei Sprache finden musse, dass er bei jeder landesfürstlichen Behörde, welche dem Ressort des Innern, der Finanzen, des Handels und des Ackerbaues untersteht, überall seine Sprache vorfinde, dass erhier seine Spra che gebrauche, dass die Erledigungen in seiner Sprache erfolgen.
Das ist ein Begehren, meine hochverehrten Herren, welches vollständig ungerechtfertigt ist, und ich bitte, der alte Demokrat Havlíèek hat vollständig Recht gehabt. In keinem Lande werd n Sie das finden, (Ruf: Nicht einmal bei den Chinesen!) ganz richtig, auch nicht einmal bei den Chinesen, auf welche Graf Buquoh so großes Gewicht gelegt hat, über welche Graf Buquy sehr gut gunterrichtet zu sein scheint, und es ist mir fast vorgekommen, als wenn Graf Buquoy mit den Ehine, en sich sehr gerne besctiäftigen wurde.
Wir natürlich gehoren nicht zu den Lieblingen des Grafen Buquoy, also bitte ich, sich die Schlusskolgerungen selbst daraus zu ziehen; das sind Schlussfolgerungen, die wir auch niemals, meine Herren, anerkennen Wurden, das ist der erste Punkt des eisten Paragraphen der Erstudung der Jungèechen in den bekannten Sprachenzwangsverordnungen, und wir kennen ja die Autoren oder vielmehr den Autor, der mit außerordentlichem Geschick das Ganze gemacht hat, und wenn auch die Regierung nach ihrer gestrigen Erklärung die etwas sibyllinisch in manchen Punkten gehalten ist, aus ihrem jetzigen Standpunkte bleibt, so werden wir trotzdem diesen Verordnungsstandpunkt niemals aneikennen. Gesetz wird em solcher Standpunkt nicht werden, meine Herren! (Rufe: Sehr richtig!)
Ja, meine geehrten Herren! Herr Abgeordneter Herold ist auch außerordentlich liebenswürdig und entgegenkommend gewesen. (Rufe: Wie immer !) Er hat gesagt: Die Sprachenzwangsverordnungen sind nicht das Endziel unseres nationalen Strebens. Das haben wir ohnehin gewusst. Aber er war so anfrichtig, das uns bei seiner legten Rede zu wiederholen. Darüber also sind wir vollständig einig wir wissen, was Sie wünschen, was Sie wollen. Was Sie anstreben.
Es wird auch von keiner Seine, auch von der Seite des Großgrundb sitzes nicht nach Frieden gerufen, sondern nach Waffenstillstand in absehbarer ober unabsehbarer Zeit.
Meine Herren, wahrend wir einen Waffenstillstand schlißen sollten, arbeiten Sie rüstig weiter an dun Ausbau Ihres èechischen Staatsrechtes und sagen: "Friede nur durch das èechische Staatsrecht. " Prinz Friedrich Schwarzenberghat in Budweis gesagt: "Das Staatsrecht allem voran"; Dr. Kramaø hat schon in einer klareren, ausführlicheren Weise gesagt:
"Nur auf dem Boden des èechischen Staatsrechtes ist eine Versohnung, ist Friede möglich. "
Meine Herren, auf dem Boden, welchen Sie jetzt betreten haben, durch die Vermittlerrolle des Großgrundbesitzes (Rufe: So ist es!) durch Ihr Verhalten und Benehmen uns gegenüber, durch die Ausbruche des Hasses, der wieder vor einigen Minuten aus den Worten des Dr. Herold gesprochen hat, wird kein Was fenstillstand sich ergeben ein Friede, meine Herren - Wenn sie als Bedingung uns setzen, einen Frieden durch das böhmische Staatsrecht - ein solcher Friede wird zwischen uns niemals zustande kommen.
Wir sind Oesterreicher in erster Reihe, wir sind hier vollberechtigte Deutsche in diesem Lande und dieses Recht, das deutsche Recht, werden wir festhalten, wir und unsere Nachkommen Wir geben Ihnen an Kraft des Wi derstandes nicht mehr nach, meine Herren (Bravo, Bravo). Wir werden mit all dieser Kraft, die Sie an uns kennen gelernt haben - und die Jungeren werden ebenso arbeiten, wie die Aelteren und die nachkommenden Geschlechter auch, wir alle werden, wenn es sein muss, mit allem Nachdruck ihrem Streben Widerstand leisten.
Meine Herren, das ist nicht der richtige Weg, wenn man auf seinen veralteten Grundsatzen, den historischen Rechten, stehen bleiben will.
Nein, meine Herren, der moderne Geist des zu Ende gehenden Jahrhunderts und der Geist des kunftigen Jahrhunderts soll Sie durchdringen, Sie müssen sich aus hohere Zinnen stellen Nicht die veralteten Formen, nicht vergilbte Pergamente können Ihnen die Rechte der Neuzeit geben, können Ihnen jene Freiheit verschaffen, nach der Sie sich sehnen und für die Sie ruher scheinbar eingetreten sind
Sie treten ein für die Freiheit ja dann, wenn es die Vorherrschaft Ihres Volkes gilt Meine Herren, wenn es aber die Rechte des deutschen Volkes gilt, dann sind die großen Abhandlungen, in denen geschrieben steht, dass die Sprachenverhältnisse niemals im Verordnungswege geregelt werden sollen, nichtig, dann wird sogar ein großartiger Politiker sofort seinen Grundsätzen untreu. Der große gordische Knoten muss durchhauen weiden, hat Kramai bei Minister Badeni gesagt, als wir im März vorigen Jahres den Verhandlungen beigewohnt haben
Ja, meine Herren, so sprach ein Mann der Freiheit den Rechten des anderen Volkes gegenüber; erst der gordische Knoten durchhaut und dann der Ausgleich. Und die Antwort habe ich ihm gegeben, und die Zeugen sitzen hier in diesem Hause: "Ja, zerhauen Sie den gordischen Knoten, aber der Ausgleich wird auf diese Weise niemals zustande kommen, " und ich wiederhole hier: Er wird nicht zustande kommen auf diese Weise.
Wir wollen Ordnung, die Regelung unserer Verhältnisse, aber bieten Sie uns doch aufrichtig die Hand! Sie sind ebenso wenig aufrichtig, wie die Großgrundbesitzer auf Ihrer Seite, in diesem Puncte sind Sie einig - in der Unaufrichtigkeit.
Meine Herren, ist das Aufrichtigkeit, was uns geboten worden ist? Ist das aufrichtig, dass Sie, als wir auf Grund des § 19 L O durch unsere Freunde Dr. Schlesinger, Dr Eppinger und uns alle den Antrag eingebracht haben, es sei an die Regierung das Begehren zu stellen, dass die Sprachenverordnungen aufgehoben weiden, dass Sie da, meine Heuen, in unaufrichtriger ja gerad zu fast listiger Weise uns einfach zu übertölpeln suchten.
Nun, meine Herren, Sie hatten den Antrag Schlesinger und Eppinger einer eigenen Commission zuweisen sollen. (Rufe: So ist es!) Sie hatten sich nicht der hinteren Ausfallspforte bedienen sollen und aus Grund der Ihnen zu Gebote stehenden brutalen Mehrheit der Ziffern in diesem hohen Hause den Antrag so zu sagen begraben sollen, einen Antrag, welchen die Vertreter eines ganzen Volksstammes hier eingebracht haben, jene Vertreter, welche mit allen freisinnigen Deutschen und allen freisinnigen Elementen monatelang gekämpft haben gegen die unglückseligen Verordnungen die namenloses Elend über unser Vaterland gebracht haben. Aber, meine Herren, Sie sind diesenigen, die für die nationalen Rechte Ihres Volkes eintreten
Treten Sie nur für dieselben ein, ich und ton alle achten das, aber, meine Herren, achten Sie auch unsere nationalen Rechte Wir und unser Volk haben gezeigt, dass die nationalen Guter die höchsten sind, für die wir einzutreten haben, unser Volk ist hinter uns gestanden und steht in diesem gegenwärtigen Augenblicke hinter uns. (Lebhafter Beifall!) Wir können es ruhig sagen, dass wir Männer des Vertrauens des deutschen Volkes sind, und nicht nur der deutschen in diesem Lande, sondern aller Stammesgenossen in ganz Oesterreich, bei allen Deutschen, mit denen wir durch die Bande der Gemeinbürgschaft zu einem großen Ganzen vereinigt sind. (Lebhafter Beifall. Rufe: Sehr richtig!)
Steine geehrten Herren ! Der Herr Abgeordnete Dr. Herold hat erklärt, der Form nach können ja die Sprachenverordnungen abgeändert werden. Ja, haben Sie das im April gesagt? Haben Sie das bei den Verhandlungen bei dem Ministerpräsidenten gesagt, wo wir unsere mahnende und unsere warnende Stimme erhoben haben, wo es noch Zeit war, die Härten zu mildern, wo Sie einen Boden gefunden hätten, aus dem wir uns hätten ausgleichen können.
Habe ich nicht gesagt: Von Volk zu Volk wollen wir den ganzen Complex der Fragen lösen? War nicht zu Anfang des vorigen Jahres bei dem vormaligen Justizminister Grafen Gleispach, diesem hochmüthigen Herrn Grafen, eine gememichastliche Conferenz mit den èe chischen Abgeordneten ? Haben wir damals nicht die Frage des Trautenauer Kreisgerichtes behandelt? Ist damals nicht von meinem Freunde, Dr. Nitsche, ausdrücklich hervorgehoben worden, es solle der ganze Complex, unserer nationalen Fragen aufgerollt werden ? Meine Herren, das war noch viel früher, das war in der frühern Session. Ja damals war Zeit, damals aber haben Sie negiert. Sie haben halt billig einheimsen wollen, Sie hatten einen Pakt geschloffen mit dem Grafen Badent, diesem stolzen polnischen Grafen; er hat Sie um Ihre Unterstützung gebettelt, und Sie haben Ihren Schein hingelegt. Die Herren von der Conferenz werden sich errinern, was ich gesagt habe: Sie haben den Schein des Shylock und den werden Sie nicht hergeben und Sie wären auch sehr unvorsichtig, wenn Sie es thäten. Ja, scheinbar, meine Herren, kommen Sie uns entgegen, scheinbar willigen Sie in diese Dreitheilung der Amtsgebiete ein, aber es sind so viele Bestimmungen und gerade die Bestimmungen des § 1 der ersten Sprachenverordnung ist diejenige - welche ja Ihrer politischen und nationalen Anschanung, der Zersetzung des ganzen Sprachgebietes Thür und Angel öffnet.
(Beifall).
Meine Herren! Werden Sie doch vernünstige Politiker, lassen Sie doch ab von einer Anschauung, mit der Sie fortkämpfen können, aber mit der Sie nicht zum Siege gelangen; denn der Widerstand wird von uns ein dauernder, immerwährender und kräftiger sein. (Beifall. )
Meine Herren, gestern hat hier ein Mann, ein deutscher Priester, gesprochen, dem von jener Seite vorgeworfen worden ist, dass er als deutscher Priester die Gebote christlicher Nächstenliebe nicht befolgt hatte. (Unruhe. ) Meine Herren, das ist ein deutscher Priester und wir schätzen das, dass er ein warmes Herz für das Recht seines deutschen Volkes hat. (Lebhaster Beifall. Abg. Abg. König uft: Aber erst seit den Sprachenverordnungen!)
Lieber König, bleiben Sie der König, der Sie sind; der König von Böhmen werden Sie ja doch nicht! (Beifall, Bravorufe. )
Meine Herren! Denken Sie, welche Priester Sie in Ihrer Mitte hahen (So ist es), das sind nationale Priester (fanatische). Ja, wir a erkennen das, wir beneiden Sie darum.
Das sind jene jungen Geistlichen, die schon in Seminarien gezüchtet werden, jene jungen Männer, welche die Ueberwindung haben, den ganz gewiss schweren Stand eines Geistlichen zu ergreifen nur aus nanationalem G fühle und nationalem Sinn, trotzdem nicht eine sehr günstige materielle Existenz den Geistlichen winkt.
Und, meine Herren! Sie schicken uns dann Ihre èechischen jungen Kapläne in's deutsche Sprachgebiet.
Sie wissen, wie diese Kapläne mit vollem, Rechte ganannt werden. Das sind Hescapläne die einen Fanatismus entwickeln, der vom Hussitismus aber gar nicht weit entfernt ist. (Ruf: Aerger!)
Ja meine Herren! Die Nächstenliebe, die wird nicht dekannt, die spricht auch aus keinem der Worte unserer nationalen und politischen Gegner Es ist das alte Spiel, welches sich im Laufe der Jahre immer ernenert, es ist eine tiefe Klust, welche die Neuzeit und die Natiolitätenfrage in diesem Lande insbesondere ausgewühlt hat.
Meine Herren! Es gibt keine Kraft u. keine Macht der Welt, unnatürliche Verhältnisse zusammenzuschweißen, weder durch Verordnungen, noch durch Gewalt.
Die Natur hat es vorgezeichnet, wie wir in diesem Lande zu leben haben, lassen Sie uns auf diesem Gebiete deutsch sein, bleiben Sie aus Ihrem Gebiete èechisch, dann werden wir uns verstehen, die großen wirthschaftlichen Fragen werden an uns herantreten u. uns näher bringen.
Meine Herren! Wir werden ja wieder zusammenkommen, Sie aber geläutert von jenem unseligen Chauvinismus, der Sie zum Großenmahn, zum Hochmut!) gebracht hat und der die Vorherrschaft in diesem Lande haben will.
Nein, meine Herren! Achten wir uns gegenseitig, das ist das einzige, gleichen wir uns aus, schlietzen wir einen Waffenstillstand, wir sind bereit, aber auf dem Standpunkte unseres Rechte, von dem wir, ich wuederhole es, nicht ablassen werden, geschehe, was da komme. (Bravo!)
Meine Herren! Es hat der Herr Abgeordnete Herold sich dahin ausgesprochen, dass Sie wellen, dass die böhmischen Minoritäten unserer böhmischen Eirwohnerschaft sich im deutscheu Gebicte zu ihrer Nationalität ebenso offen bekennen können, wie sich auch die deutsche Einwohnersclhaft in böhmischen Gelenden zu ihrem Volksthum immer bekennt (Wie in Saaz).
Wenn ein so einster Politiker, wie Doctor Herold einen solchen Auespruch thut, dann muss man bedenklich den Ropf schutteln.
Meine Herren! Ich bitte, wo gibt es denn eine deutiche Bevölkerung, eine deutiche Minorität in einer èechischen Stadt, die sich zur deutsehen Nationalität bekennt?
Wenn beispielsweise in der Hauptstadt des Cantons Øip, in dem mir so nahe gelegenen Raudnitz oder Pøelauè oder etwas in dem gänzlich slavisirten Neuhaus, denn das war vor 30 Jahren deutsch, ein deutscher Turnverein sich bilden würde, ein deutscher Gesangverein, wie ganz üblich, und die Herren würden mit schwarz-roth-goldenem Bande herumziehen, Gut Heil rufen und würden am Ende noch deutiche Lieder aus der Straße singen, ja, meine Herreu, wie würde es dann denen ergehen?
Meine Herren! Geben Sie sich keiner Täuschung hin und machen Sie uns nicht Dinge vor, die Sie selbst nicht glauben!
Meine Herren! Ich bin Bürgermeister einer deutschen Stadt. Die Mehrzahl der Her. ren wird die Stadt zum mindesten dem Namen nach kennen.
Die Herren Èechen, die dort wohnen, die dort hinkommen, die sich ein Vermögen erworben haben, leben ganz prächtig und angenehm.
Und die Èechen leben ja gern in deutschen Städten.
Die Vereine, auch die èechischen marschiereu auch ans, die Sokolen gehen auch aus Ausflüge in ihrer Tracht. Was geschieht denn denen. Ja, etwas Unerhörtes ist geschehen am 29. November. Es ist in Leitmeritz in der Beseda eine Fensterscheibe eingeschlagen worden, und das Hausthor ist mit Koth beworfen worden. Das war sehr vorsichtig, dass nur eine Fensterscheibe eingeworfen worden ist.
Etwas musste doch geschehen in Leitmeritz unter diesem Bürgermeister, der zu jener Zeit sich in Wien befunden hat. Es musste etwas geschehen, es musste ein Gravamen erfunden werden, was ja auch in den Protocollen, Schriften und Annalen diefes hohen Landtages nunmehr niedergelegt worden ist.
Eine Fensterscheibe, meine Herren! Das ist der eine Todte im russischen Kriege, der immer gefallen ist! Wenn die Deutschen schon eine Fensterscheibe eingeschlagen haben, dann hätten sie doch nach Ihrer Anschanung eine ganzt Menge Fensterscheiben einschlagen müssen. Aber eine Fensterscheibe, das ist doch sehr durchfichtig, wer diese eine Fensterscheibe eingeschlagen hat. Dass das Hausthor mit Koth beworfen worden ist, zu jener Zeit lag Koth auf den Strafen, und groß war der Schaden auch nicht, der dadurch dem Hausthore verursacht worden ist Also, meine Herren, die èechischen Minoritäten leben in deutschen Städten mit den deutschen Einwohnern, und dieses harte "Svùj k svenu ist niemals in der Weise angewendet worden, wie Sie Ihr Evangelium hinausposaunen, wie Sie es mit einer eisernen Konsequenz durchführen. Wenn aber einmal Jemand es wagt, von diesem "Svùj k svému" in deutscher Sprache Gebrauch zu machen, meine Herren, da ist nun ein Allarm auf der ganzen Linie, in allen Städten und in allen èechischen Zeitungen. Da wird über deutsche Unduldsamkeit und Unversöhnlichkeit der Deutschen losgezogen. So, meine Herren, ist Ihre Kriegsmethode, auf diesem Wege kommen Sie zu seinem Ziele, und es ist ein großer Unterschied, wenn in einer national erlegten Zeit, wie sie jetzt ist, in deutsche Städte èechische
Turnvereine kommen und dort, wie es geschehen ist, durch Zeitungen angekündigt wird: "Ein großes Nationalfest soll jetzt gefeiert werden. Alle èechischen Bewohner der Umgebung sollen kommen. " Meine Herren, das ist etwas anderes, das ist eine Provocation.
Ich werde Ihnen nun bezüglich der deutschen Studenten mir erlauben, meine Ansicht auszusprechen. Meine Herren, wir sind hier in einer Hauptstadt eines zweisprachigen Landes. Hier haben die Deutschen noch eine Berechtigung und die nationale Aufregung, die sich jetzt in den deutschen Städten entwickelt hat, ist eine berechtigte Sache. Wenn Ihre Sokolisten in deutsche Städte hineingezogen sind, so geschah dies nur, um zu zeigen, dass es in jeder Stadt erlaubt ist, wenn sie noch so deutsch ist, doch èechische Demonstrationen machen zu können, und jeder Deutsche ruhig schweigen muss; schweigen, - ich null mich nur dieses Ausdruckes bedienen. Ich habe in meiner Obstructionsrede im November v. I. eine ganz große Reihe von Beispielen angeführt, wie die Agitation künstlich gezüchtet worden ist. Ich habe Ihnen nachgewiesen, wie die Austritte waren, welche èechische Sokolisten in deutschen Städten wirklich ohne jede Ursache provoziert haben.
Das ist die Wahre Provokation, nicht aber dieses fast wüthende Geschrei, Welches sich vorhin erhoben hat, und welches ich Dann mit dem zukömmlichen Strichen noch kennzeichnen werde. Meine Herren, so ist die Sache beschaffen, Sie sind außerordentlich erregt über die Staatsspräche.
Ja, meine Herren, Sie wollen jetzt, wie Dr. Herold erklärt hat, wenn Wir aus dieser Forderung beharren, in den Ländern der böhmischen Krone das èechische als Staatssprache einführen.
Das ist ja schon gesagt und wir haben gegen das Vorhaben und gegen den Beschluss einer ganzen großen Versammlung und vielleicht auch gegen den Beschluß des hohen Landtages, wenn er ihn auch in seiner jetzigen Mehrheit faßt, gar nichts einzuwenden. Aber wie werden Sie das durchführen, meine Herren ? Wenn der Beschluss noch so feierlich gefaßt ist, wenn der Beschluss von allen Gemeinden und Bezirksvertretungen in allen èechischen Orten der Länder der böhmischen Krone, wie Sie es nennen, wir nennen es die Länder Böhmen, Mähren und Schlesien, Sie werden es begreiflich finden, dass wir diese Länder nur mit diesem Ausdruck nennen - so wird das zu keinem Erfolge und zu gar seinem Ziele führen. Aber ist es nicht natürlich, dass die deutsche Sprache in Oesterreich mit Naturuothwendigkeit die Staatssprache ist und sein muß. Sassen Sie doch die kleinlichen Auffassungen, wenn Sie auch ein 6-Millionenvolk sind, meine geehrten Herren, und hören Sie, was ein polnischer Politiker im Jahre 1883 geschrieben hat, nämlich der Abgeordnete Madeyski. Er sagte damals: Aus der staatsrechtlichen Vereinigung der Länder, in welchen verschiedene Volksstämme vertheilt sind, ergibt sich die natürliche Interessengemeinschaft, welche eine einzige Sprache als allen Völkern gemeinsames Verständigungsmittel zu einer statigen über momentane politische Fluktuazionen erhabenen Staatsnothwendigkeit macht.
Als die einheitliche Sprache in diesem Sinne ist die deutsche Sprache von allen Volksstämmen stets und freiwillig anerkannt worden.
Das hat einer der Ihrigen gesagt, Dr. Ritter von Madeyski. Vielleicht hat er sich jetzt - und es scheint, dass er durch die neueste polnisch-èechische Allianz und Schlachzizenwirtschaft, der er sich nicht entschlagen kann anderer Anficht geworden ist. Was finden Sie daran außerordentliches, dass die deutsche Sprache ja wirklich naturgemäß in Oefterreich die Staatsspräche sein muß?
Wollen Sie die èechische Staatssprache außer der Länder der böhmischen Krone auch noch in ganz Oesterreich als Staatssprache declariren, nachdem Sie ja schon so declarationslustig sind, fügen sie sich doch den großen geschichtlichen Verhältnissen und Sie sind ja Männer der Geschichte, Sie bilden sich soviel ein auf Ihre historischen Rechte, von denen Sie Gebrauch machen, als ob es in Böhmen nur ein Volk gegeben hätte und als ob die Deutschen seit 800 Jahren überhaupt nicht im Lande gewesen wären, als ob sie erst seit einigen Jahren hier eingedrungen wären und sich angemaßt haben, in diesem Lande und in dieser Hauptstadt des zweisprachigen Landes auf den Straßen auch Deutsch zu reden. Auch das ist schon ein großes Verbrechen.
Nun, meine hochverehrten Herren, es haben frühere Redner die Prager Ereignisse der jüngsten Zeit zur Sprache gebracht (Rufe: Wird noch geschehen!) und es war der Herr Abgeordnete Herold, der in einer außerordent-