Pondìlí 17. ledna 1898

Ich erlaube mir den Herren mitzutheilen, dass in der Rednerliste Änderungen eingetreten sind, es haben sich nämlich noch als Redner eintragen lassen und zwar für den Antrag Lobkowitz die Herren Abgeordneten: Dr. Podlipný, Dr. Pippich, Dr. Dvoøák, Dr. Koldinský, Graf Buquoy und Šastný und der Abg. herr Dr. Pacák, welcher als Redner für den Antrag an einer früheren Stelle eingetragen ist, hat keinen Platz mit Abg. Grafen Buquoy getauscht.

Jelikož øeènil reèník, který mluvil proti návrhu komise, pøichází nyní na øadu øeèník pro návrh komise.

Nachdem gegenwärtig ein Redner gesprochen, welcher gegen den Antrag eingetragen war, gelangt nunmehr der nächste Redner zum Wort, welcher für den Antrag eingetragen ist, und ich ertheile das Wort dem Abgeordneten Herrn Grafen Sylva Tarouca.

Abgeordneter Graf Sylva Tarouca: Meine Herren! Es ist in Ihren Reihen eine oft beliebte Taktik, bei jeder Gelegenheit den Gegner maßlos zu beschimpfen und heftig anzugreifen und zu glauben, dass dieser das Recht verloren hat, auf Worte, wie Hanswurst, Pestbeule, Volksfeind und dergleichen zu reagiren, wenn es Ihnen beliebt hat, vorher zu erklären: ich will Niemanden beleidigen! Nach diesen maßlosen Angriffen, wenn Ihr Gegner sich dazu herbeilässt, mit Mühe und sachlich Ihre Argumente, vielmehr Angriffe, zu widerlegen, dann wie hysterische Frauen zu sagen: "Du kannst reden, was du willst, wir haben doch Recht!"

Ich glaube, meine Herren, wie die Sachen stehen, brauche ich nach der eben gehörten Rede meinen Eindruck, und ich glaube, es wird auch der Eindruck anderer Herren sein, in keine anderen Worte zu kleiden, als in die klassischen Worte: "Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia

Nejvyšší mašálek zemský. Dovolují si ohlásiti, že v seznamu øeèníkù se stalo nìkolik zmìn.

Pøihlásili se ještì ke slovu pan posl. dr, Podlipný, dr. Pippich, dr. Dvoøák, dr. Koldinský, hrabì Buquoy a Šastný.

Pan posl. dr. Pacák vymìnil si své místo s panem poslancem hrabìtem Buquoy-em.

nostra!" (Bravo! rechts. ) Ein Anderes ist es mit der Rede des geehrten Herrn Abgeordneten Prade, welcher interessant, lehrreich und geistreich, wie immer, gesprochen hat und der mir den Anlass gab, mich zum Worte zu melden. Ich bedauere, dass der Herr Abgeordnete Prade die Anfrage, warum der Großgrundbesitz mit dem Antrage Buquoy vors Haus getreten ist, mit heftigen Angriffen gegen die Partei, welcher ich anzugehören die Ehre habe, verbrämt und eingeleitet hat.

Erlauben Sie gütigst, dass, bevor ich zur Beantwortung dieser an uns gerichteten Anfrage schreite, ich auch einige Worte zur Abwehr verliere. War der Angriff gestattet, muss auch die Abwehr möglich sein. Es hat der H. Abgeordnete Prade gemeint, wir sollten anstatt zu versuchen, in Dinge uns zu mengen, die uns nichts angehen und zu denen wir nicht berufen sind, uns lieber mit der socialen Frage beschäftigen und lieber, bevor wir mit Vermittlungsversuchen vors Haus treten, bedenken, dass es besser gewesen wäre, wenn wir im Jahre 1890 unser Wort gehalten hätten. (Rufe: Gewiss!)

Alle Herren Redner, die bisher gegen den Antrag Buquoy gesprochen haben, haben diesen alten Paradeschimmel geritten; Sie werden begreifen, dass ich daraus zurückkommen muss, denn die Sache verhält sich anders. Es ist richtig; die sociale Frage berührt uns sehr nahe, aber das ist keines der berühmten Privilegien unserer Partei, sie berührt eben alle; aber an das eine mochte ich Sie erinnern, meine Herren, dass wir, was die sociale Frage anbetrifft, den Vergleich mit irgend einer anderen Partei nicht zu scheuen brauchen. Ich erinnere Sie daran, meine Herren, dass das erste Gesetz über den Normalarbeitstag, welches in irgend einem Staate des Continentes geschassen wurde, aus unsere Anregung durch den Grasen Egbert Belcredi durchgesetzt wurde.

Ich erinnere Sie daran, dass der erste Versuch, die productiven Stände wieder zu organisieren, allerdings, wie wir gerne zugeben, in unzulänglicher Art abermals von unserer Partei versucht wurde, indem Gras Egbert Belcredi die Gewerbe-Reform gegen Ihren Widerstand im Abgeordnetenhause durchgesetzt hat; ich erinnere Sie vor Allem daran, dass wir wieder durch zwei unserer Vertreter, die zufällig nacheinander AckerbauMinister waren, versucht haben, einen sehr wichtigen produktiven Stand zu organisieren. Ich meine die Agrar-Reform, die vom Grafen Falkenhayn und dem Grasen Ledebur vorgelegt worden ist. Aber nicht wir haben verhindert, dass diese Reform zu Stande komme, sondern Sie mit der Obstructiou. Also damit kommen Sie uns nicht! Ebenso bitte ich Sie, nicht mit Vorwürfen zu kommen, dass wir die so tiefe, bedauerliche Lage des Bauernstandes benützt haben, um uns Jagdgründe zu schaffen. Ich glaube nicht, dass irgend Jemand in Böhmen reich genug ist, sich Jagdgründe aus productivem Boden zu schaffen; aber, meine Herren, wer hat es denn verschuldet, dass Bauern gelegt werden können.

Ich erinnere Sie daran, dass noch bis Ende der Sechziger Jahre ein Herrschaftsbesitzer bäuerlichen Grund und Boden gar nicht erwerben durfte, wer hat dann die Wucherfreiheit, die freie Theilung, die freie Vererblichkeit geschaffen?

Sie, meine Herren! Nun komme ich zur zweiten Anklage: Sie behaupten, dass wir im Jahre 1890 das Wort nicht gehalten haben. Das ist einfach nicht wahr (Oho) und Sie wissen sehr wohl, meine Herren, dass wir nie vor der Einlösung unseres Wortes zurückgetreten sind, sondern dass wir nur geglaubt haben, und ich meine, diese Ansicht wird wohl die rechte gewesen sein, dass wir geglaubt haben, dass in dem Momente, wo der eine Theil und zwar die Vertreter der Majorität der Bewohner Böhmens mit der Action nichts mehr zu thun haben wollte, wir nicht mit dem anderen Theile, den Vertretern der Minorität der Bevölkerung Böhmens über die Köpfe der andern hinweg ein Octroy versucht hätten. (Beifall. Zwischenruf: Faule Fische).

So sind Sie immer, meine Herren, Sie beschimpfen den Gegner, und wenn sich der Eegner wehrt, und wenn er die Wahrheit nachweist, sagen Sie: "Faule Fische". (Lärm).

Oberstlandmarschall: Ich bitte den Redner nicht zu unterbrechen.

(Zuruf: Verträgt sich dies mit Ihrer Ehre?)

Graf Sylva-Tarouca: Ja, meine Herren! Ein Mitglied Ihrer Partei hat mir zugerufen: "Verträgt sich das mit Cavaliersehre?" Sie, meine Herren, sollten damit nicht kowmen, solange ein Mann in ihrer Mitte sitzt, dein in öffentlicher parlamentarischer Sitzung auf Grund einer objectiven Untersuchung ein falsches Ehrenswort nachgewiesen worden ist!

Ich wiederhole, wo wäre die Gerechtigkeit geblieben, wenn wir über die Köpfe der Majorität weg, im Vereine mit der Minorität ein Oktroy versucht hätten? Ja, warum beklagen sich denn die Herren jetzt über die Sprachenverordnungen des Grafen Badent so? Eben deshalb, weil die Regierung, wie Sie sagen, ohne die Vertreter des deutschen Volkes gefragt zu haben, eine Verordnung erlassen hat, (Beifall) und damals, meine Herren, handelte es sich um Gesetze, während es sich diesmal um Verordnungen gehandelt hat, und eine Verordnung, meine Herren, kann leicht durch neue Verordnungen corrigiert werden.

Nun, meine Herren, komme ich zur Beantwortung der Frage, warum wir diesen Antrag eingebracht haben, Der Begründer dieses Antrages, Prinz Lobkowitz, hat schon in einigen Worten dieses Warum beantwortet, wie ich glaube. Trotzdem hat der Herr Abgeordnete Prade gesagt, wären wir leichtfertig, ut aliquid fecise videatur, in diese Aktion hineingestiegen, und nun frage ich Sie, meine Herren, können gerade Sie von Leichtsinn reden, Sie, die in einer so ernsten und schweren Zeit, wo wirklich die Atmosphäre mit Pulver geschwängert ist, wo der kleinste Funke einen großen Brand entzünden kann, die Führung Heißspornen überlassen, über welche Herr Abgeordnete Funke in einem bekannten Interwiew sich ausgesprochen hat (Zwischenruf: Das ist einfach nicht wahr, Zeitungsgewäsch); es ist meines Wissens nicht widerrufen worden, ich muss mich an das halten, was in den Zeitungen steht.

Wenn es aber nicht wahr ist, so stehe ich gerne von der Redewendung ab, die für mich keinen Werth hat. Aber, meine Herren, ist es nicht noch mehr als Leichtsinn, wenn Sie, meine Herren, die Reste der einzigen ausschließlich privilegierten österreichischen Staatspartei hinter solchen Führern aus der schiefen Ebene herunterfausen, an deren Ende die Revolution lauert? (Beifall. ) Das ist mehr als Leichtsinn. Denn so erfahrene Politiker, wie Sie es sind, wissen ganz genau, dass auf den nationalen Radicalismus immer der sociale Radicalismus kommt und dann dieser die Ernte von dem einheimst, was Sie gesätet haben.

Es wird dies ein trauriges Erwachen für jeden österreichischen Patrioten unter Ihnen sein, ein trauriges Erwachen aus diesem wüsten Obstruktionstraume, wenn er zur Erkenntnis, zur beschämenden und vernichtenden Erkenntnis, gelangt, dass Sie sich sagen müssen: C'est travailler pour le roi de Prasse! (Zwischenrufe: Das lassen wir uns nicht bieten! - Große Unruhe. Werfen Sie nicht Pulver in das Pulverdieses fass! - Lebhafte Bewegung. )

Aber, meine Herren, Sie kennen doch ganz genau die gewohnliche Anwendung Sprichwortes. (Große Unruhe. )

Ich bedauere lebhaft, dass die Herren den gewöhnlichen Sprachgebrauch dieses Sprichwortes nicht kennen. Man verwendet dieses Sprichwort, um zu sagen, dass man für etwas umsonst gearbeitet hat. Aber Sie suchen nur immer aus jeder Sache eine cause célébre zu machen. Wenn Sie mich hätten ausreden lassen, so hatten Sie gehört, dass ich im Gegentheil diese Anwendung des Sprichwortes nicht wunsche, sondern sagen wollte, dass Sie nicht für Ihre Sache gearbeitet haben, sondern für, die, die nach Ihnen kommen, nämlich die Anarchisten und Socialisten, das ist die Wahrheit. (Zwischenrufe: Für solche Vermittler danken wir!) Ich bedauere, dass Sie selbst nicht einsehen, wohin Ihr Weg fuhrt, aber so ist es wirklich Sache der Gerechtigkeit, dass Sie, die bei jeder Gelegenheit die maßlosesten Vorwurfe und Verlaumdungen uns an den Kopf weifen, gar so zimperlich und empfindlich sind.

Nein, meine Herren, wir sind nicht leichtfinnig in diese Sache hineingegangen. Wir sind nicht so naiv, wie Sie glauben, dass wir uns einbilden, dass diese Commission villeicht in ein paar Wochen den ganzen nationalen Streit begraben und die Gegensätze zusammenleimen wird, das haben wir uns niemals eingebildet, aber das haben wir geglaubt, dass von irgend einer Seite, gleichgiltig, von welcher, eine Anregung kommen musste; es wäre mir ja zehntausendmal lieber gewesen, wenn ste von Ihrer Seite gekommen wäre (Zwischenruf: Das glauben wir!), dass dem Bedurfnisse nach Frieden Ausdruck gegeben würde; das, glaube ich, das war weder unehrenhaft noch unpatriotisch.

Wir haben geglaubt, dass es vielleicht möglich sem wird im Schöße dieser Commission, im preise von ernsten und ruhigen Patrioten, wo die Phrase keine Wirkung hat, sondern nur die Argumente, frei von dem Einflusse der Gallerie und der Presse, einmal diese Dinge zu besprechen und damit nur die Basis schaffen für eine weitere Verständigung. Glauben Sie mir, meine Herren, nachdem wir einmal erkannt haben und diese Erkenntnis drangt sich jedem Blinden auf, dass in einem ganzen Volksstamme des Königreiches Böhmen eine tiefe Erregung platzgegriffen hat, mag sie nun elementar sein oder nicht, jeder gewissenhafte, ehrliche Patriot vor dieser Volkserregung unbedingt Respect und unbedingt Achtung haben muss und sich ihm auch die Pflicht ergibt, einen Schritt zu wagen, etwas zu thun oder wenigstens einen Versuch zu machen, die erregte Volksstimme zu beschwichtigen, um jedem sein Recht nach Möglichkeit zu gewahren.

Wir stehen auf dem Standpunkte, beiden Volksstammen das gleiche Recht zu gewahren, wir stehen auf dem Standpunkte der sprachlichen Gleichberechtigung, auf dem Standpunkte der Gerechtigkeit, indem wir wünschen, dass jedem in Böhmen die Möglichkeit geboten wird, sein Recht in seiner Muttersprache zu erreichen, aber wir stehen auch auf der Forderung der Einheit dieses historischen Königreiches; - (Bravo, Bravo! Výbornì!) und das, meine Herren, ist für uns eine ebenso unumstößliche Sache, wie für Sie Ihr neuestes Postulat von dem Sie nicht abweichen, das der Schlüssel zu Ihrem weiteren Benehmen ist, die Beseitigung des Statthalters.

Nun, meine Herren, erlauben Sie mir die Gegenfrage: "Warum wollen Sie nicht in diese Commission hinein und warum sträuben Sie sich so furchtbar gegen den Antrag Buquoy'? (Rufe: Weil wir kein Vertrauen mehr haben. ) Dann gestatten Sie, dass ich Ihnen etwas erzahle, was ich selbst erlebt habe: Ein Unternehmer, ein industrieller hier in Böhmen, der den ehrlichen Wunsch hatte, das Los seiner Arbeiter zu verbessern, hatte zufällig Gelegenheit, mit einem der Fuhrer der österreichischen Socialdemokraten zusammenzukommen.

Er benützte diese Gelegenheit, den socialistischen Führer, nachdem er ihm mitgetheilt, was er für seine Arbeiter gethan hatte, zu fragen.

Naturgemäss fragte er ihn, was er nach Ansicht der Socialdemokraten noch thun könne, um ihnen ein guter und gerechter Arbeitgeber zu sein. Darauf der andere: "Dann haben sie schon mehr gethan, als von ihnen erwartet werden kann". Aus die Gegenfrage des Unternehmers: Aber um Gotteswillen, wie komme denn ich dazu, dem sie zugeben, dass ich schon mehr gethan habe als möglich ist, dass ich in der ganzen Gegend von allen Unternehmern am heftigsten angegriffen werde, dass ich von jedem Agitator, von jedem Organe ihrer Presse mit Beschimpfungen überflutet werde?"

"Aber, lieber Herr, " War die cynische AntWort des Socialisten. "Nur nicht so naiv sein, einen guten Arbeitsgeber können wir nicht brauchen. " Gerade so find Sie, meine Herren, (Abg. Röhling; Der Vergleich hinkt), eine Partei, die gerecht und ehrlich an die Lösung der Sprachenfrage, an die Herbeiführung des nationalen Friedens geht, können Sie nicht brauchen; daher kommt der Hass, die Beschimpfungen, die Verleumdungen, mit denen Sie uns bei jeder Gelegenheit aufwarten. (Beifall. ) Meine Herren, gestatten Sie, dass ich denn doch die bescheidene Bemerkung mir erlaube, dass Ihr bisheriges Vorgehen vielleicht nicht ganz consequent war.

Beim ersten Bekanntwerden der Badenischen Verordnungen hieß es: Ja, der Inhalt der Sprachenveroidnungen, darüber ließe sich vielleicht discutieren, (Unruhe, Rufe: Das mag Badeni gesagt haben) es werden viele Herren hier sein, die das von Ihnen gehört haben, aber wegen dieser Form, die ein Faustschlag ins Gesicht des deutschen Volkes War, muss Badeni Weg, früher Wird kein Frieden sein.

Nun, meine Herren, dann war Badeni weg, aber der Friede War noch nicht da (Rufe: Selbstverständlich, Weil die Ursache noch da War!, dann kamen Sie mit dem Begehren, die Sprachenverordnungen müssen Weg, früher Wird keine Ruhe sein (Ruf: So ist es!)

Und nun sagen lim: Kommen Wir zusammen und berathen wir über die Art und Weise, wie die Sprachenverordnungen durch andere oder vielleicht durch ein Gesetz ersetzt werden könnten. Vor allem müssen Wir uns über die Grundsätze einer solchen Sprachenregelung geeinigt haben, damit nicht wieder das geschieht.

dass vielleicht die andere Seite in Opposition, vielleicht in Obstruktion, tritt. Ja, da sagen sie, im Landtag ist nicht der Boden dazu, im Reichsrathe, da ja! Sa, warum haben sie es dann unmöglich gemacht, dass der Antrag Dipauli zur Verhandlung gelangte? Wir Waren bereit und haben damit ein Opfer unserer au* tonomistischen Uiberzeugung gebracht, wir waren bereit, auf Grund des Dipauli'schen Antrages in Wien in Verhandlungen über die Sprachenfrage zu treten, aber Sie haben es verhindert. - Nun möchte ich Sie noch an etwas erinnern: es ist doch gewiss ein alter Erfahrungssatz, dass wenn man an die Lösung einer sehr caniplicierten Frage heranritt, man sich möglichst beschränken, insbesondere aber seinem Ziele möglichst eine Grenze setzen müsse Qui trops embrasse, mal étreint.

Das ist ein altes Sprichwort. Ja Warum wollen denn Sie dann nicht hier sich mit uns über das zunächst Erreichbare verständigen und Warum rollen Sie die ganze große Nati onalitätensfrage für ganz Oesterreich auf. Nein, meine. Herren! Unter diesen Verhältnissen können Sie doch von uns nicht erwarten, dass wir wirklich glauben sollen, dass viele unter Ihnen eine Verständigung und Frieden Wollen.

Die Consequenz scheint überhaupt nicht Ihre stärkste Seite zu sein. Seit Ihre Partei existiert, hat sie immer und immer wieder, wo sie gekannt hat, die geistliche und Weltliche Autorität bekämpft und erschüttert, sie hat in der Schule und in der Presse, und im öffentlichen Leben, wo sie könnte, die Religion untergraben und aus dem Herzen des Volkes verdrängt (oho !).

Und jetzt wundern Sie sich, wenn das Volk von Ihn n etwas gelernt hat und wenn es die weltliche Autorität die weltlichen Gesetze ebensowenig respektiert, wie Sie die göttliche Autorität und die göttlichen Gesetze (Bravo!) wie Sie immer die Autorität, herabgesetzt und bekämpft haben, ja es heute noch thun. Sie rufen jetzt hier in Prag nach dieser vielgeschmähten staatlichen Autorität, weil das hier in Prag geschehen ist.

Wie die staatliche Autorität in Eger aufgetreten ist, da sind sie voll des tiefsten Unwillens gewesen, (Ruf: Dort war keine Versammlung). Die äußerste Consequenz aber, gegen die gerade wir auf das energischeste protestieren müssen, liegt darin, dass von jener Seite versucht wurde, uns gute Lehren über österreichischen Patriotismus zu geben!

Meine Herren ! solange Sieuntersichn Männer dulden, die in öffentlicher Versammlung den Wunsch proclamiert haben. Ofterreich in einem Unterthänigkeitsverhältnisse zumpreußischen, deutschen Reiche zu sehen, (Rufe: Bravo. Výboròe) solange Ihre höchste politische Weisheit in dem charakterlosen Grundsatze gipfelt, mit den Wölfen muss man heulen, (Rufe: Sehr gut, výbornì) solange, meine Herren, Sie für den Unisturz im Staate vorarbeiten, solange dulden wir von Ihnen keine Belehrung über österreichischen Patriotismus (Beifall).

Nun, meine Herren, nachdem ich mit den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Prade begonnen habe, will ich auch damit schließen. Den Haupttheil seiner Rede hat der Herr Abgeordnete mit dem Refrain "Wacht am Rhein" geschlossen; ich werde mit einem andern Worte, das bei uns auch Refrain geworden ist, schließen und erlaube mir mit den Worten zu schließen, aus denen wir fest und treu stehen: Gott erhalte, Gott segne, Gott schütze unser altehrwürdiges Königreich Böhmen, unser altehrwürdiges Österreich, unfern Kaiser und König. (Beifall).

Oberstlandmarschall: Es gelangt nunmehr zum Wort H. Abgeordneter Opitz; ich ertheilte ihm dasselbe.

Abg. Opitz: Hoher Landtag! Wenn ich mich als Vertreter eines deutsch-böhmischen Wahlbezirkes zum Worte gemeldet habe bei diesem kritischen Gegenstande, der eigentlich den Kern unseres ganzen Streites hier im Lande, im Landtage und im Reiche, in sich faßt, so geschieht es, um zu constatieren, dass auch wir, Vertreter der christlich-deutschen Richtung in diesem Lande (Hört!) mit den übrigen deutschen Abgeordneten anderer Parteirichtungen (Bravo!) aus voller Überzeugung zusammengehen, (Bravo!), wo es sich speciell um die Vertheidigung der nationalpolitischen Rechte unseres deutschen Volkes handelt. (Bravo!)

Das schließt gar nicht aus, dass wir in anderen Dingen, in denen wir vermöge unserer Überzeugung differieren, so in religiössittlichen, in politischen, in sozialen und wirtschastlichen Fragen, selbstverständlich unseren eigenen Standpunct principientreu vertreten. (Gewiss!)

Meine verehrten Herren! Wenn wir Deutsche aller Gruppen in diesem nationalpolitischen Streite zusammengehen, so sind wir dazu namentlich auch durch zwei wichtige Ereignisse des legten Jahres gedrängt worden. Das Eine ist die Sprachverordnung des Grafen Badeni, die ohne Verständigung der Vertreter des deutschen Volkes in Böhmen, jedoch im Einverständnisse mit den Vertretern des èechischen Volkes, hinausgegeben worden ist und die mit einem ministeriellen Federstriche ganz ruhig eine Reihe unserer alt überkommenen Besitzrechte in sprachlicher und nationalpolitischer Richtung hinweggnommen hat. Würden wir diese Sprachverordnung ruhig hergenommen haben, so wären wir für alle Zukunft dieser altüberkommenen sprachlichen und nationalen Rechte beraubt. (Sehr richtig!)

Es waren die Èechen, die in kleinen Ziffern eingesprengt leben im geschlossenen deutschen Sprachgebiete Böhmens, auch Vor der Sprachenverordnung des Grafen Badent vollständig geschützt, dass sie auf dem Gebiete der Verwaltung und des Gerichtswesens bei Bedarf ihr Recht in ihrer Sprache finden konnten. Was die Badenische Sprachenverordnung verlangt, geht darüber, was übrigens später besprochen werden wird, weit hinaus.

Ein zweites Moment, das uns recht klar vor Augen führt, was wir Deutsche Böhmens eigentlich zu erwarten hätten, wenn wir uns den staatsrechtlichen Forderung gen des Jungenèechenclubs preisgeben würden, hat sich vor unseren Augen jüngst abgespielt in dem dreitägigen Aufruhr in Prag, der ausdrücklich nur gegen die Deutschen und Deutschsprechende in dieser Stadt gerichtet war, und der seinem Charakter nach eine geradezu national-communistische Gestalt annahm.

Ich konstatire, meine Herren, dass durch das ganze deutsche Volk in Böhmen, welcher Parteirichtung esauch ist, noch heute wegen dieser verbrecherischen massenhaften Gewalttaten eine furchtbare Erregung nur zittert, und dass die besonnenen Elemente, darunter die auf christlichem Boden stehenden Elemente, viel Mühe haben, die Verbitterung zu beruhigen und deshalb stürmisch vordrängenden vor Kreise unbesonnenen Entschlüssen zurückzuhalten.

Wir christlich-deutsche Abgeordnete haben diese unsere Stellung gewählt, weil in solchen kritischen Lagen jeder Deutsche an der Seite seines Volkes zur Vertheidigung der bedrohten Rechte desselben zu stehen hat. Deutsche hat gegen sein Volk solidare Pflichten. Wenn Sie, meine Herren von der èechischen Seite, die Solidarpflichten gegen Ihr Volk so eifrig erfüllen, dann gestatten Sie auch uns, den christlichen deutschen Abgeordneten, dass wir denselben treu bleiben, so lange es uns das Gewissen und die sittlichen Pflichten gestatten. Ueber diese Grenzen werden wir nicht hinasgehen.

Dass wir diese Stellung einehmen, ist auch der Wunsch unserer Wählerschaft. Ich habe gestern ein Schreiben von der Stadt Georgswalde, die ich hier im Landtage vertrete, von der dortigen Stadtvertretung und gezeichnet vom Bürgermeister erhalten, der wir den Dank für meine pflichtentsprechende Haltung im Kampfe für die Nechte unseres Volkes warm ausspricht und mich auffordert, an der Seite der deutschen Abgeordneten in diesen Fragen zu stehen und mitzukämpfen einmal für die national-politischen Rechte unseres Volkes, die wir errebt haben von unseren Vorfahren, und zweitens fleißig, mitzuarbeiten für die wirtschaftlichen Reformen und die Besserung der Finanzlage im Lande Böhmen, die bekantlich eine sehr traurige ist.

Ich kann auch, verehrte Herren, versichern, dass in allen christlich-deutschen Kreisen Böhmens, auch im deutschen Clerus bis hoch hinauf die gleiche Gesinnung herrscht und dass ich Niemand kenne, der nicht in gleicher Art für diese Fragen zum deutschen Volke stünde, jetzt in der Zeit der Noth und Gefahr, welche die Badenische Sprachenverordnung herbeigeführt hat.

Ich kann meinen Herrn Vorredner ruhig versichern, dass, wenn ich eine andere Linie dieshalb einhielte, als es von mir geschieht - und auf den Bänken des Großgrundbesitzes wird jeder begreifen, dass meine Stellung in dieser Hinsicht eine delikate und sehr schwierige ist - von meinen Gesinnungsgenossen und Standesgenossen mit mir scharfe Abrechnung gehalten werden würde. Man würde es gar nicht anders dulden, dass ich eine andere Stellung wählte.

Deshalb, meine Herren, habe ich diese Haltung gewählt. Ich sende das voraus behufs Erklärung des Weiteren, das ich nun zu dem vorliegenden Gegenstande ausführen will.

Es steht aus der heutigen Tagesordnung ein Antrag des Großgrundbesitzerklubs, beziehungsweise, des Grafen Bouquoy, welcher hier im böhmischen Landtage eine Kommission niedergesetzt wünscht, die eine Regelung des Sprachenstreites unter Verständigung beider Volksstämme zu erzielen sich bemüht. Die friedliche und wohlwollende Tendenz dieses Antrages will ich gar nicht verkennen. Ich halte mich überzeugt, dass hinter demselben eine gute Absicht steht. Ich begreife gar nicht, dass man den guten Willen und den Wunsch hat, es möge endlich Friede in diesem Lande zwischen beiden Volksstämmen herbeigeführt, es möge der Streit, der sich hauptsächlich um die Sprachenfrage dreht, endlich beigelegt werden. Wer im Lande Böhmen hätte nicht diesen Wunsch schon längst ?

Ich glaube, es gibt wohl keinen Abgeordneten in diesem Landtage, welcher Partei er auch angehören mag, der diesen Friedensschluss nicht sehulich wünschte. Unter dem bestehenden Stande verblutet ja in diesem reichgesegneten Lande auch der materielle Wohlstand des Volkes. Unter dem Fluche dieses endlosen Haders, der immer aufs neue entzündet wird, leidet Land und Volk unsäglich.

Die Friedens-Stendenz dieses Antrages, meine Herren, verkenne ich nicht, wohl aber halte ich den hier vorgeschlagenen Weg zur Erreichung dieses Friedens nicht für zutreffend und erfolgversprechend. Wir haben seit anderthalb Jahrzehnten im böhmischen Landtage und im Reichsrathe, ebenso in Versammlungen und verschiedenen Körperschaften soviel reden und berathen hören über die endliche Herbeiführung eines national-politischen Friedens in diesem Lande.

Es sind bei den Verhandlungen über den nationalen Frieden am grünen Tische alle möglichen Formen schon ausgedacht, vorgeschlagen und ausgesprochen morden, aber bei alle dem ist es in der Praxis doch nur stetig schlimmer geworden. Bei uns Deutschen in Böhmen hat namentlich ein Ereignis, das auch der Herr Vorredner kurz ermähnt hat, unsere Friedenshoffnungen hier bis aus Nullgrad herabgedrückt. Das ist der mit dem redlichsten Willen und größtem Ernste von allen Seiten unternommene Ausgleich des Jahres 1890 für Böhmen. Ich will auf diese Ausgleichs-Verhandlungen etwas näher und gründlicher eingehen, da sie von dem Herrn Vorredner nur mit flüchtigen Worten ganz kurz gestreift wurden und da sie doch von so charakteristischer Bedeutung


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