des èechischen Volkes zu gute kommen wird; denn wenn wir die sociale Reform für unsere Bauern, Arbeiter, Gewerbetreibende erzwingen - denn erbetteln lässt sich nichts; erzwingen und fordern ist das richtige Wort in der Politik - frommt es auch den Czechen.
Ich habe vorhin davon gesprochen, dass wir uns zur Abstinenz nicht entschlossen haben, und habe dafür noch einen anderen Grund anzuführen, als den, dass wir den Verdacht der Furchtsamkeit vermeiden wollten. Wir hatten auch den Grund, hier Gelegenheit zu finden, um abzurechnen mit der, hier durch Se. Excellenz den Statthalter Grafen Coudenhove repräsentierten Regierung, Wir haben eine Gelegenheit gesucht, unter dem Schutze parlamentarischer Rechte der Regierung ihr Sündenregister vorzuhalten, als dessen letzter wunderschöner Posten die Prager Vorgänge stehen, von denen wir behaupten, dass sie nicht zu dieser Ausbreitung gediehen wären, wenn ein besserer und tüchtigerer Statthalter hier wäre.
Aber ein Statthalter der die Pflicht der Objectivität so weit vergisst, dass er dem Bürgermeister-Primator noch aufrüherische verhetzende Worte gegen die deutschen Studenten in Prag in den Mund legt, ein Statthalter, der hier von den Deutschen als Fremdlingen zu sprechen sich erkühnt, ist nicht der Repräsentant einer Regierung, mit der wir in Verhandlug treten können.
Seine Excellenz der Herr Statthalter Graf Caudenhove möge einmal, nach Deutschböhmen hinausgehen und möge sehen, welche Gefühle dort für ihn lebendig geworden sind. Ein Statthalter, gegen welchen eine solche Erbitterung und, ich fuge hinzu, eine solche begründete Erbitterung herrscht, ist nicht berechtigt und nicht der geeignete Mann, an der Spitze der Provinz in einem Augenblick zu stehen, da die Regierung uns auf der Friedensschalmei die wunderschönsten Klänge vorsäuselt.
Ich sage deshalb, wenn wir der Regierung wirklich trauen sollen, so muss sie den Statthalter entfernen, denn unsere unbedingte Forderung ist die Entfernung dieses Statthaliers, in dem wir einen gehässigen Feind unseres Volks sehen. (Lärm).
Oberstlandmarschall läutet: Bitte, meine Herren, mir zu erlauben zu sprechen. Ich muss den Herrn Redner aufmerksam machen, dass eine Kritik der Regierungsthätigkeit den Abgeordneten selbstverständlich vollkommen freisteht, dass ich aber Ausdrücke, wie dass der Statthalter anfrüherische Worte jemandem in den Mund gelegt hat, nicht für zulässig halten kann, und muss ich den Herrn Redner ersuchen, sich solcher Ausdrücke zu enthalten.
Abgeord. Wolf: Es scheint, dass man auch hier nicht die Wahrheit sagen kann.
Ich werde also mich künftig in dem vom Herrn Oberstlandmarschall gesteckten Rahmen halten, kann aber nicht in meiner Kritik der Awtsthätigkeit des Herrn Grafen Coudenhove innehalten, muss vielmehr bitten, einen Vergleich anzustellen zwischen dem Verhalten Sr. Excellenz des Grafen Coudenhove gegenüber den Kundgebungen des deutschen Volkswillens in Eger und seinein Verhalten gegenüber den Kundgebungen des èechischen Volkswtllens, wenn das wirtlich Kundgebungen Ihres Volkswillens waren. Ist es wirtlich wahr, dass das èechische Volk noch aus so niedriger Culturstufe steht, dass seine nationale Begeisterung sich in Plünderung und Mordbrennerei äußern sollte? Im Interesse Ihrer Nation dürfen Sie nicht zugeben, dass diese Ereignisse mit nationalem Wesen und nationaler Begeisterung in Verbindung gebracht werden.
Die ganze Art aber, wie z. B. der Primator aufgetreten ist, die ganze Art, wie von Seite der Regierung hier die Bewegung geradezu gehätschelt wurde, anstatt sie zu unterdrücken, lässt doch den Schluss zu, dass zwischen den maßgebenden politischen Fattoren Ihres Volkes und dem Volke einerseits und zwischen diesen ganz unbestritten in geradezu verbrecherischer Weise gegen die Deutschen austretenden Massen andererseits denn doch ein logischer Zusammenhang besteht. Denn, meine Herren, der Bürgermeister, der im offenen Wagen über den Platz fuhr und den plündernden und sengenden Pöbel mit "drazi obèané" ansprach, hat sich zweifellos in irgend einem geistigen Zusammenhang mit diesem gefühlt. Wir behaupten, wenn seitens S. Excellenz d. H. Statthalters Grafen Coudenhove zu richtiger Zeit richtige Mittel angewendet worden wären, wäre Ihnen diese Schmach, mit der Sie nun vor Mitteleuropa stehen, nicht widerfahren, es wäre nicht bis zu dieser Art von Ausschreitungen, bis zu dieser Entartung gekommen. (Sehr richtig!) Wir haben damals von Baron Gautsch verlangt, dass er die Sprachenverordnung aushebe, damals ist er wirklich in der Lage gewesen, das zu thun, denn zu einem noch wüthenderen Ausbruche nationaler Begeisterung hätte es in Prag nicht mehr kommen können.
Und wenn 21 Bataillone nicht genügt hätten diese, verbrecherische Bewegung in Schach und Bann zu halten, so hätte er die Möglichkeit gehabt, ein Armeekorps nach Prag zu legen, nicht etwa um die Leute niederzuschießen, sondern um die Bürger zu schützen. Es thut mir in der Seele weh, dass so viele von Ihren Volksgenossen erschossen worden sind, dass die brutale Gewalt der Executive zur Anwendung kommen musste, dass das Militär von seiner Wasse Gebrauch machen durste gegen Staatsbürger u. dass Blut vergossen worden ist, aber das alles ist ebenfalls aus das Sündenregister der Regierung zu schreiben. Hätte Graf Coudenhove rechtzeitig die rechten Mittel gewählt, so wäre es ohne Blutvergießen abgegangen, es wäre dies in einer Art abgegangen, dass wir es nicht nöthig hätten, in diesem Landtag Ihnen in dieser überaus gereizten und äußerst erbitterten Stimmung entgegenzutreten.
Verehrte Herren! Baron Gautsch hätte damals, als die Aushebung der Sprachenverordnungen verlangt wurde, wohl mit dem Widerstande der Tschechen zu rechnen gehabt, aber mit einem Widerstände, der auch nicht mehr ärger und größer hätte Werden können, als damals, da sie dem Grafen Badeni gar so bittere Thränen nachweinten. Baron Gautsch hätte es sehr leicht erlangen können, dass man ihm seitens der Krone die Bewilligung zur Aufhebung der Sprachenverordnungen ertheile. Er hätte es nur als Bedingung auszusprechen brauchen. Man War ja ohnehin nicht in der Lage, jemanden zu finden, der den vom Grafen Badeni so tief verfahrenen Staatskarren wieder in Bewegung bringen könnte. Es hätte unter den damaligen Umständen auch leicht die naturnothwendige Voraussetzung für weitere ersprießliche Verhandlungen geschaffen werden können, indem man die Behandlung eines Gesetzes, welches die deutsche Sprache als Staatssprache normiert, für den Reichsrath in Aussicht gestellt hätte.
Wir hätten dann vielleicht das Gegenzugeständnis gemacht, dass wir ein 3- oder 4monatliches Ausgleichsprovisorium bewilligt hätten unter der Bedingung, dass mittlerweile das gesammte Budget, der gesammte Compler der Ausgleichsfragen, das Recrutenkontingent, kurz alle die sogenannten Staatsnothwendigkeiten uns zur parlamentarischen Verhandlung vorgelegt und durchberathen worden wären; und dann würden wir nicht hier im Landtage zwecklos beisammensitzen oder wenn, wenigstens nicht in dieser erbitterten Stimmung und Wir könnten über das Landesbudget und die anderen wichtigen Landesangelegenheiten sprechen und das Politisieren dem Reichsrathe überlassen.
So aber, meine Herren, ist man - um einen zahmen, parlamentarischen Ausdruck zu gebrauchen-durch einen verblüffenden Mangek an Staatskunst in Oesterreich soweit gekommen, dass überhaupt nicht weiter regiert werden kann.
Es bleibt dem Baron Gautsch nichts übrig, als sich auf den furchtbar gefährlichen Boden des § 14 zu begeben, als zu versuchen, ob sich die Bölker den Constitutionalismus, den sie mit ihrem Gut und Blut erobert haben, ohne etwas hinwegescomotieren lassen und sich einen blauen Dunst vormachen lassen, als ob die Ausübung des § 14 die Achtung der konstitutionellen Rechte wäre.
Nun, meine Herren, ich habe vorhin gesagt, der Statthalter ist in seinem Wirken am allerbesten zu beurtheilen, wenn man sein Auftreten in Eger und anderwärts in Deutschböhmen mit seinem Verhalten hier vergleicht. Damals in Eger hat man die Gendarmerie aus ganz Westböhmen zusammengezogen, die gange Grenze von Finanzwache entblößt, alle möglichen bewaffneten Leute herbeigezogen, um die Deutschen zu verhindern, dass der Volkstag abgehalten werde, bei welchem nicht etwa turbulente, stürmische Leute, sondern die Träger der Vertrauensmandate des deutschen Volkes vertreten waren. Da gab es nicht stürmische Elemente, die durch jugendlich rasche Erhitzung des Temperamentes dazu neigten, irgendwie auszuarten.
Im Egerer Rathhause sah man Grauopf an Graukopf, Abgeordnete, Gemeindevorsteher, Bezirksobmänner von DeutschBöhmen. Seit wann sind denn diese Abgegeordneten, seit wann sind die Gemeindevorsteher, seit wann sind die Bezirksobmänner Feinde Österreichs, dass man gegen sie Wasfengewalt aufbieten muss? Gegen Leute, welche plündern und morden, wurde Militär nicht oder erst spät in Anwendung gebracht, und als schon 21 Bataillone hier lagerten, standen die Compagnien Gewehr bei Fuß und mussten zuschauen, wie geplündert und geraubt wurde. Sie durften nicht einschreiten, weil der Befehl von oben mangelte; ja im Gegentheil, man hat das Militär dorthin dirigiert, wo nichts mehr zu thun war, und mittlerweile wurde anderwärts lustig darauf losgeplündert und gesengt. Wie war's dagegen in Eger, wo die berittene Prager Polizei in harmlose Leute wie toll hineinsprengte? Glauben Sie, dass das deutsche Volk solche Dinge leicht vergisst, glauben Sie, dafs die Egeraner dadurch zur Loyalität angestachelt wurden, oder dass die Deutschen, die in Tetschen zusammengekommen sind, sich für diese Zustände begeistert haben, als sie mit Bajonetten vertrieben worden sind ? Da hat man alles eher gehört, als den Ruf: Hoch Badeni und auch vom Rufe: Hoch Coudenhove! habe ich in Deutschböljmen nichts gehört.
Das deutsche Volk empfindet es, dafs mit zweierlei Maß gemessen wird, und nichts kann seine Erbitterung höher steigern, als wenn es sich trotz seiner immer gezeigten Loyalität, trotz seiner Aufopferung für den Staat, trotz seines höheren Culturwerthes, trotz seiner größeren Zahl und Bedeutung für den Staat immer zurückgesetzt sieht. Wie weit das kommen wird, weiß ich nicht, aber das Eine kann ich Ihnen fagen, ich habe die Gelegenheit, die Stimmung nicht nur in Böhmen, sondern in ganz Osterreich kennen zu lernen, und da kann ich Ihnen sagen, es wächst die Erbitterung von Tag zu Tag im deutschen Volke, welches bereits mit dem Äußersten zu rechnen beginnt, es werden bereits die allerradikalften Bestrebungen an die Oberfläche getrieben, man beginnt bereits das Spiel hier verloren zu geben, und denkt daran, wie man wenigstens den Einsatz retten könnte.
Das deutsche Volk ist es müde, in seinen Hoffnungen stets getäuscht zu werden und immer missbraucht zu werden, und seine Kraft und Tüchtigkeit immer zurückgedrängt zu sehen, sich immer seine politischen und nationalen Rechte vorenthalten zu lassen.
Diese Solidarität, diese Gemeinbürgschaft, welche alle einigt, welche fich zwischen allen Parteien, zwischen den alpenländischen und den sudetenländischen Deutschen entwickelt hat, meine Herren, ist eigentlich das, was die Staatskünstler seit den 70er Jahren haben verhindern wollen. Damals hat man, um die Attractionskraft des deutschen Volkes hintanzuhalten, zu slavisieren sich bemüht, und anstatt die Deutschen zu saturieren, sie immer mehr unterdrückt, und da glaubte man Osterreich auf diese Weise zu stützen und zu erhalten, während man im Gegentheile auf diese Weise bei Slaven und Deutschen Wünsche und Bestrebungen erstehen und erstarken ließ, welche der Regierung nicht in den Kram passen dürften.
Verehrte Herren, der Herr Statthalter hat uns ja eine Interpellation beantwortet, welche an ihn bezüglich der Prager Vorfälle gerichtet Worden ist. ich glaube, es ist kein einziger unter den deutschen Collegen, welcher mit dieser Beantwortung einverstanden ist. Diese Beantwortung ist nichts anderes, als ein ziemlich armseliger Polizeirapport, dessen Verfasser ich sofort, Wenn ich etwas dreinzureden hatte, des Dienstes entheben würde, weil von den wichtigften Thatsachen nichts darin enthalten ist. Es ist von allen möglichen Dingen die Rede, nur nicht davon, dass gesengt, gebrannt und geplundert wurde und das geradezu unter den Augen des Militärs, es ist darin keine Rede davon, dass mehrere Hundert verwundet und eine große Anzahl getodtet wurde, weil sie von der bewaffneten Macht bei Plünderungen und Ausschreitungen der bedenkliechsten Art ertappt wurden.
In der Beantwortung ist aber vor allem auch keine Rede davon, welche Aeußerungen der H. Statthalter dem Bürgermeister gegenüber gethan hat, und es wäre wirklich im Jnteresse Sr. Excellenz des Herrn Grasen Coudenhone und für die Stellung, das Ansehen und die Schätzung, welche er kunstig genießen will, ganz vorteilhaft gewesen, wenn er die Behauptung, er habe dem Herrn Bürgermeisier gegenüber die deutsche Studentenschaft beleidigende Worte gebraucht, widerlegt hatte.
Wir hätten ja wohl dieser Aufklärung Glauben geschenkt und die Mittheilung des Bürgermeisters dann überall als Märchen bezeichnen kounen. Solangeeresaber nicht der Muhe wert halt, dies zu widerlegen, solange der Statthalter nicht sagt, dass er diese Worte nicht gebraucht habe, werben wir diese Worte geradeso für Wahl annehmen und glauben müssen, als dass der Herr Statthalter Gras Coudenhove einer Schuß für die deutschen Abgeordneten hetschenden Abordnung denselben lediglich nach Maßgabe der vorhandenen Mittel zusicherte und sich überhaupt derselben gegenüber in einer Weise benahm, wie die Deutschen von einem Statthalter der Provinz Böhmen es nicht vorausgesetzt hätten. Verehrte Herren! Alles das ist dein deutsch-böhmischen Volke bekannt, und wenn es nicht widerlegt wird, und man scheint es nicht widerlegen zu können, dann wird es geglaubt werden, und steigert die Gefühle des deutschen Volkes in Böhmen dem Statthalter gegenüber, die alles andere eher als Verehrung und Liebe genannt Werden können. (Beifall). Ich wiederhole: Das deutsche Volk fordert die Entlassung der Statthalters, fordert diese Entlassung als notwendige Sühne für alles das, was unter dem Regime dieses Statthalters und vielfach auf seine unmittelbare Veranlassung uns angethan Worden ist. (Bravo! Bravo! Lebhafter Beifall und Händeklatschen. )
Warum hat der Statthalter damals seine ganze Prager Cavallerie, warum hat er damals seine berittene Polizei nach Eger zu schicken sich so beeilt? Warum hat er diese nicht auch in dem Augenblicke hier in Anwendung gebracht, wo sich noch das Blutvergießen hätte hintanhalten lassen? Das sind Dinge, deren sich ein Statthalter nicht schuldig machen darf. In dem Augenblicke, Wo etwas derartiges ihm auf das Kerbholz geschnitten Werden muss, in demselben Augenblicke muss dieser Mann seines Amtes verlustig Werden und wir erwarten in der allernächsten Zeit die Amtsentlassung des Herrn Statthalters Grafen Coudenhove.
Verehrte Herren! Wir wissen zwar, wie solche Maßregelungen, wenn sie dem Willen und unbeugsamen Wunsche des deutschen Volkes nach endlich verfügt werden, ausfallen. Gewöhnlich fallt der Gemaßregelte statt hinunter hinauf und Herr Stadler v. Wolfersgrün, der schneidige Bezirkshauptmann oder Statthaltereirath, der den Egerer Badeni-Circus so wunderschön herumreiten ließ, dieser gemaßregelte Statthaltereirath sitzt jetzt um eine Stuse hoher im Unterrichtsministerium. Eigentlich ist er statt getadelt belohnt worden, Glauben Sie, dadurch bekommt man einen besondern Begriff vom Gerechtigkeitsgefühle der hohen Regierung im Volke, glauben Sie,, dass dadurch im Volke die Liebe und Achtung für die Regierung gesteigert wird? Solcher Hohn schneidet furchtbar in Herz und Seele, (Beifall) und was in dieser Wunde lebendig wird, davon werden Sie einmal die folgen zu sehen bekommen. (Rufe: Sehr richtig! Bravo! Lebhafter Beifall und Händeklatschen. )
Meine Herren, weil ich von all jenen Dingen spreche, welche das deutsche Volk Sr. Excellenz dem Herrn Statthalter Grafen Coudenhove zum Vorwurfe macht, so habe ich noch von etwas Anderem zu reden, und zwar von dem Verhalten der hohen Regierung überhaupt und besonders ihres Prager Organes, des Herrn Statthalters, anläßlich des Nothstandes, anläßlich der furchtbaren Verheerungen, welche das deutsche Volk, welche die deutsche Bewohnerschaft besonders im Riesen- und Erzgebirge betroffen haben. Damals kamen die Organe der Regierung rasch daher und es war Se. Excellenz der Herr Statthalter Graf Coudenhove sehr bald am Orte der Verheerung erschienen, und es Wurde, wie selbstverständlich, an ihn von Seite der Bewohnerschaft die Frage gerichtet, was der Staat, was die Regierung und Was das Land zu thun gedenke, um dem ungeheueren Schaden abzuhelfen, der durch die Wasserkatastrophe angerichtet worden war. Se. Excellenz und die übrigen ihm unterstehenden Organe gaben die beruhigendsten Versprechungen und Versicherungen, welche jetzt natürlich nicht in Erfüllung gehen.
Man stellte ja für die Wiederherstellung der Usermauern der Aupa im Gebiete der Stadt Trautenau den Betrag von 100. 000 fl. als Darlehen und eine bedeutende Subvention in Ausfielt, und heute hat Trautenau 20000 fl. für diese Bagger- und Mauerarbeiten bekommen, also kaum den 6. Theil dessen, was nothwendig ist, und die Stadt Trautenau sieht sich in die Notwendigkeit versetzt, Schulden zu machen und theuern Credit in Anspruch zu nehmen. Denn, was damals versprochen wurde, das wurde nicht gehalten, und die Summe, die man dem Reichsrathe vorlegte zur Wiedergutmachung des angerichteten Schadens, war ein Vettelalmosen gegenüber dem furchtbaren Schaden, welchen die Katastrophe angerichtet hat. -
Also der Herr Statthalter und seine Organe haben es an Versprechungen nicht fehlen lassen.
Aber daran haben sie immer in mehr oder weniger verklausulirten Worte den Hinweis und die Andeutung geknüpft, dass es wohl selbstverständlich sei, dass die Regierung entgegenkomme, andererseits setze sie aber voraus,, dass man den Kamps gegen die Sprachenverordnung aufgebe und dass man den Reichsrathsabgeordneten klar mache, dass angesichts dieser Hilfsbebürftigkeit die Obstruction aufgegeben werden müsse.
Meine Herren! Es wäre zwar nicht schon, doch begreiflich gewesen, wenn unsere Volksgenossen im Riesengebirge angesichts des Elends, dem sie gegenüberstanden, angesichts des Ruins ihrer Existenz, angesichts der Unmöglichkeit für sich und die Ihren Obdach, Wohnung und Kleidung zu finden, wenn sie gesagt hätten: Ja wir müssen den Kamps um ideale Güter aufgeben und müssen trachten, in materieller Hinsicht unsere Befriedigung zu finden. Das hätte uns nicht besonders schön geschienen, aber es wäre von Familienvätern, schwer betroffenen Leuten begreiflich gewesen.
Meine Herren! Um so höher muss es angeschlagen werden, und es sollte dies auch von seiten der Regierung als Beweis für den unerschütterlichen Widerstand des deutschen Volkes gegen die Sprachenverordnung anerkannt werden, um so hoher muss angeschlagen werden, dass das Volk derartige Zumuthungen strenge und entschieden von sich wies und dass die Opposition auch nicht einen Tag und eine Stunde lang gewankt hat.
Meine Herren! Ich weiß nicht, ob dem Herrn Statthalter da ein Vorwurf nach dem Wortlaut des Gesetzes gemacht werden kann, ob man sagen kann, er habe eine seiner Obliegenheiten vernachlässigt. Ich bedauere unendlich, dass es im Landtage, Sie spielen sich ja gerne auf das große Parlament hinaus, keine Form gibt, die Regierung auch dadurch zur Verantwortung zu ziehen, dass man das höchste Organ der Regierung, den Statthalter, unter Anklage versetzt. Aber, meine Herren! ich will nicht behaupten, dass das, was dort der Statthalter und seine Organe gethan haben, vielleicht dem Buchstaben einer Bestimmung der Verfassung oder eines Gesetzes widerspreche, aber meiner Ansicht nach widerspricht es den allgemeinsten Grundsätzen der Menschheit, mit solchem Ansinnen an die schwer betroffenen Leute heranzutreten.
Meine verehrten Herren! Es ist nun von den verschiedensten Lösungen gesprochen worden, welche für die Wiederherstellung des Friedens möglich wären, von verschiedenen Lösungen des Sprachenzwistes; ich bedauere aber unendlich, dass Se. Durchlaucht der Prinz Lobkowitz nicht die Freundlichkeit hatte, aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen u. den Anschauungen seines Clubs heraus uns einiges darüber zu sagen, wie er sich die Arbeit dieser Commission vorgestellt hätte.
Glaubte Seine Durchlaucht, dass es möglich sein werde, durch langes Hin- und Herreden die Deutschen hier solange aufzuhalten, bis die Regierung vom Landtage alles erreicht hat, was sie braucht?
Glaubt Seine Durchlaucht und glauben diejenigen, in deren Namen er gesprochen hat, dass wir uns noch einmal werden zum Narren halten lassen? Nein! meine Herren, die Punktationen vom Jahre 1890 und Ihr Verhalten bei dieser Frage sind uns zu gut in klarer und genauer Erinnerung, wie Sie uns hinters Licht geführt haben, wie schlaue Worte Sie angewendet haben, und wir werden uns nicht noch einmal duviren lassen.
Diese Leichtgläubigkeit und Naivität haben Sie uns gründlich abgewöhnt, und wir hüten uns heute, uns vor MittelEuropa noch einmal so unbeschreiblich lächerlich zu machen wie damals dadurch, dass wir Ihnen getraut haben. Jetzt trauen wir Ihnen nicht mehr, d. h. wir trauen Ihnen alles zu, aber nur nichts Gutes für das deutsche Volk.
Wir werden in diese Laube, in diese Commission nicht hineingehen, wir würden vielleicht hineingegangen sein, wenn Seine Durchlaucht versichert hätte, aus den Anschaunngen seiner Partei und seiner Auftraggeber heraus, dass zur Commission solche Vorschläge der Regierung gebracht werden würden, welche uns als die einzig mögliche Lösung der Sprachenfrage in Österreich erscheinten.
Und das ist vor allem ein Gesetz, welches die deutsche Sprache ein für allemal als Staatssprache (Gelächter bei den Èechen) für alle cisleithanischen Länder mit Ausnahme Galiziens und Dalmatiens bestimmt. Meine Herren, gerade durch Ihren Widerstand dagegen zeigen Sie ja, dass es Ihnen nicht um den Frieden ist. Dieser Friede, wenn er wirklich geschlossen werden würde, würde Ihren Besitz garantieren, würde Ihnen vollständig Ihre nationalen Rechte geben, würde Ihnen die Möglichkeit geben, in kultureller, literarischer, wissenschaftlicher Beziehung so fleißig zu arbeiten als Ihnen immer beliebt, und wir würden den weiteren gedeihlichen culturellen Fortschritten ihres Volkes mit Freuden zuschauen. Aber gerade Ihr Hohngelächter zeigt, dass es Ihnen um den Frieden nicht zu thun ist; nicht allein das Ihre wollen Sie behalten, das Unsere wollen Sie dazu kriegen; und darum passt Ihnen die Staatssprache nicht in den Kram und darum ist Ihnen die Sprachenverordnung ein solcher Ritzel für Ihre Begehrlichkeit und für Ihren Chauvinismus gewesen.
Meine Herren, gerade durch Ihr Lachen sind wir aufgeklärt worden, dass es Wahnsinn und Selbsttäuschung von uns Deutschen wäre, an Ihre Friedensphrasen zu glauben.
Wir gehen nicht mehr auf den Leim und wir werden uns mit aller Entschiedenheit dagegen verwahren, dass in irgend einer uns schädlichen Form die Sprachenfrage zur Lösung gebracht werde. Die einzige Lösung ist die Decretirung der deutschen Sprache als Staatssprache, (Lebhaste Unruhe und Zwischenrufe), die würde dann wahrscheinlich auch, verehrte Herren, die Gereiztheit, die Spannung zwischen beiden Nationalitäten im Lande vermindern, das würde Sie auf Ihr Gebiet weisen und würde uns die Sicherheit in unserem Gebiete geben, würde das deutsche geschlossene Sprachengebiet, das größer ist als "manche Provinz Österreichs, vor weiterer Uberflutung mit Ihren Volksgenossen hüten, die zumeist durch die von manchen unserer Industriellen bisher leider gern benützten Lohnunterbietungen sich in unser Sprachgebiet einzudrängen suchen.
Wir werden ein für allemal gesichert, wir in unserem und Sie in Ihrem Besitz, und Sie werden, sich anlehnend an die deutsche Kultur, sich weiter entwickeln. - Friedlicher, glaube ich, kann man nicht mehr sprechen und ich glaube, eine Boshert, einen Hass gegen Ihre Nation haben Sie aus meinen Worten nicht entnommen, trotzdem ich als ein Radicaler befannt bin.
Ein Hass gegen die Tschechen besteht bei uns überhaupt nicht; wir sind zu groß gegen Euch (Heiterkeit) - Da gibts nichts zu lachen, - aber wir sind festen Willens, uns nicht mehr Stück für Stück unseres Sprachbodens wegnehmen, unser Land verslaven zu lassen. Es ist unser entschiedener Wille und fester Entschluss, allen Bestrebungen der Regierung, welche Sie vielleicht auf unsere Kosten in die Höhe bringen sollen, mit aller Schneidigkeit und nicht mit der einstigen Plener'schen Mattherzigkeit entgegenzutreten. Aber ans allen diesen Aeuserungen unseres Willens werden Sie einen Hass gegen Ihr Volk schiverlich herauslesen können. Nun, meine Herren, es hat einer der weiteren Herren Rebner uns den Vorwurf gemacht, unsere ganze Empfindlichkeit sei nur eine gemachte, mir suchten nur einen Anlass, um aus diesem Hause herauszugehen.
Meine Herren, darum hat es sich bei der Vorbringung unserer Anschauung gar nicht gehandelt; aber es liegt uns daran, einmal die hohe Regierung, einmal die Großgrundbesitzer, einmal Sie aufzuklären, dass die Stimmung des deutschen Volkes in Oesterreich überhaupt, und insbesondere in Böhmen eine so eminent kriegerische, eine so entschlossene ist, dass keine Regierung mit uns fertig werden wird.
Bei dem Versuche, uns zu unterdrücken, werden wir im Gegentheil stahlhart werden, bei dem Versuche, uns zu unterdrücken werden immer neue Kräfte in uns lebendig werden und ich glaube nicht, dass Österreich einen solchen die tiefsten Tiefen aufwühlenden Sturm, Der Die Folge eines solchen Versuches sein müsste, wird überdauern können.
Meine Herren, ich habe so ziemlich das gesagt, was ich bei Gelegenheit des Buquoy'schen Antrages mir zu sagen die Ehre nehmen wollte, vielleicht kommt noch die Gelegenheit bei Dem von uns eingebrachten Sprachenantrag für mich, mit Ihnen neuerdings darüber mich zu unterhalten. Ich kann nun schließen, ich habe meine Pflicht gethan, der hohen Regierung unseren unbeugsamen Entschluss zum Ausdruck zu bringen, niemals mehr nachzugeben, bis die Sprachenverordnung beseitigt ist.
Ich habe weiter die Forderung des deutschen Volkes mitgetheilt, dass dieser Statthalter unbedingt zu beseitigen ist, ich habe weiter mitgetheilt, dass der einzige Weg zum Frieden nicht die vom Großgrundbesitz vorgeschlagene Commission im Landtage, sondern die Bestimmung Der deutschen Sprache als Staatssprache durch den Reichsrath ist und Damit glaube ich meine Pflicht gethan zu haben ohne Sie, meine Herren, auch nur im geringsten zu verletzen. (Bravo, Bravo, Händeklatschen links. Redner wird von seinen Parteigenossen beglückwünscht. )