Reichsrathe durch alle unsere Ministeranklagen den Standpunkt vertreten, dass österreichische Regierungen nicht das Recht haben durch einfache Verordnungen bestehende Gesetze z. B. die allgemeine Gerichtsordnung willkürlich abzuändern. Der oberste Gerichtshof hat uns darin Recht gegeben. Wir stehen vollständig auf dem Bodeu des Gesetzes. Die Umstürzler waren auf Seite der Regierung und der Parlamentsmerheit. Ich gebe zu, wir haben den Kampf geführt wir haben ihn geführt in der rücksichtslosesten Weise, mit denselben Mitteln, mit denen Sie gegen uns vorgegangen sind wir haben endlich der brutalen Gewalt die Gewalt entgegengesetzt. Das Recht und das Gesetz aber waren auf unserer Seite, wir waren und sind Sieger geblieben Wir waren die Vertheidiger des Rechtes und der Ordnung und Sie, wenn auch hochgeborene Grafen darunder waren, waren die Revolutionäre. (Bravo, Bravo. Rufe: So ist es! Abg. Stepfan Richter: Und die Regierung, die auf die Gesetze den Eid abgelegt hat). Sie berufen sich immer ans den Artikel 19 des Staatsgrundgesetzes und sagen: Aus dem Artikel 19 der Staatsgrungesetzes folgt die
Gleichberechtigung aller Volksstämme, aber auch die Gleichberechtigung aller Sprachen in Österreich, Meine Herren, dass man eine solche Folgerung nicht ziehen kann, muss wohl jeder Mensch einsehen. Artikel 19 ist wie jedes andere Staatsgrundgesetz ein Rahmengesetz und muss erst durch weitere Gesetze ausgeführt werden, aber nie und nimmer durch einfache Verordnungen der Regierung. (Bravo!) Ich möchte gerade die Herren Großgrundbesitzer fragen, wenn man einmal versuchen wollte einen anderen Artikel des Staatsgrundgesetzes auszuführen, wie sie sich verhalten würden. Es gibt ja auch einen Artikel des Staatsgrundgesetzes, der da sagt: Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich. (Rufe: Sehr gut). Nun meine Herren! Heute ist dieses ausgeschlossen, aber nach 20, 30, 40 Jahren kann einmal eine demokratische Regierung in Österreich bestehen und wenn diese durch eine einfache Verordnung in Ausübung des Artikels des Ctaatsgrundgesetzes decretiren wollte, alle Adelstitel Privilegien, Orden, Fideicommisse u. s. w. haben aufzuhören, denn nach dem Staatsgrundgesetze sind vor dem Gesetze alle Bürger gleich und die Regierung hat das Recht im Verordnungswege das so auszulegen, da würden die Herreu curios auftreten und der Regierung eine ordentliche Opposition machen, ehe sie ihr das Recht einräumen würden, sie ihrer ganzen Standesprivilegien zu berauben.
Sie aber haben mitgewirkt, haben zugegeben, dass man uns unsere nationalen Interessen und die wirtschaftlichen Interessen unseres Volkes anf's tiesste verletzt, indem man eine derartige Verordnung herausgegeben hat. Das einzige Forum, behaupten wir, vor welches die vorliegende Frage gehört, ist der österreichische Reichsrath. Denn diese Frage ist keine deutsch-böhmische Frage (Rufe: Sehr richtig!) und sehr richtig haben die Herren Antragsteller bemerkt, man sollte nicht eigentlich von der Sprachensrage zwischen Deutschen und Èechen sprechen, man sollte von einer Sprachenfrage in einem weit größeren Sinne sprechen. Denn da kommen ja die verschiedenartigsten Fragen in Betracht. Dasselbe, was hier gilt, gilt auch für die verschiedensten Provinzen Österreichs, und überall gibt es ganz andere Verhältnisse. Dieselben müssen in der gemeinschaftlichen Reichsvertretung erwogen morden, es muß ein Sprachengesetz herausgegeben werden, das für alle Provinzen Oesterreichs gleiche Geltung hat. Das verlange ich allerdings, dass unserer deutschen Sprache, nicht weil sie unsere Muttersprache, die Sprache unseres Volksstammes ist, fondern weil sie durch Jahrhunderte hindurch, durch den ganzen historischen Werdegang dieses Reiches für alle Länder Cisleithaniens (mit Ausnahme Caliziens und Dalmatiens) die hier immer berechtigte und bevorzugte Stellung im Verkehre der Staatsbehörden, der sonstigen Behörden unter einander, in der Weise eingenommen hat, dass dieser unserer Sprache gesetzlich ihre Stellung gesichert werde, dass es dann nicht etwa vorkommen kann, dass sie in jedem anderen Landtage, von jeder einzelnen politischen Partei, von jedem einzelnen Volksstamme angegriffen werde, sondern als vermittelndes Element, als Sprache des Staates annerkannt werde.
Meiner Ueberzeugung nach muss jeder Staat gerade so wie das Individum, insbesondere menn verschiedene Volkerschaften in ihm leben, eine Sprache haben. Diese Sprache ist das erste einigende, bindende Glied; Sie ist absolut erforderlich zu der Große und Machtstellung des Reiches; wenn dieselbe ausrecht erhalten werden soll, muss man es sich gefallen lassen, dass die entwickelteste, historisch dazuberechtigte Sprache, die Sprache, welche von der größten Anzahl der außerhalb des Reiches lebenden Menschen, und speziell der umliegenden Gebiete verstanden und gesprochen wird, eine gewisse bevorzugte Stellung einnehme.
Das ist, m. H., keine Zurücksetzung für die andere Nationalität, das ist absolut keine Verletzung in Ihrer eigenen nationalen Rechten, in Ihren nationalen Individualität. Deshalb können Sie Ihre culturellen Ansprüche, den ganzen Entwicklungs- und Werdegang Ihres Volkes bis zur höchsten Vollendung sich vollziehen lassen, auch wenn Sie zugeben, dass für uns in Oesterreich die deutsche Sprache eine historisch berechtigte bevorzugte Stellung einnimmt, und dass ihr diese Stellung gesetzlich eingeräumt und garantiert werde.
Wir sagen, das einzige competente Forum für die Lösung der Sprachenfrage ist der österreichische Reichsrath, und können nun und nimmer darauf eingehen, dass diese Frage hier von unserem Standpunkte oder auch vom Standpunkte der Èechen im Compromisswege zwischen beiden Theilen geordnet werde. Das wäre geradezu ein Bruch in der Gemeinbürgschaft, welche alle Deutschen im Staate, überall in ganz Österreich, in allen Provinzen und Ländern, wo Deutsche wohnen und mit uns fühlen, in letzter Zeit in so glänzender Weise manifestiert haben. (Bravo! Bravo!)
Wir werden unsere Volksgenossen in den übrigen Kronländern dieses Reiches in dieser Frage nicht verlassen, wir werden letztere nur im Einverständnisse mit ihnen für das ganze Reich im Gesetzgebungswege zur Lösung bringen. (Beifall. ) Da werden uns diese sogenannten Friedensschalmeien, die aus den Reihen unserer Gegner bis zu uns herübergedrungen sind, jene Versöhnungsmelodien, die Sie auf einmal anzustimmen für nothwendig finden, nicht im mindesten in unseren Anschauungen und in unserer Überzeugung erschüttern. Diese Friedensmelodien sind gerade unter den gegebenen Verhältnissen recht zur Unzeit angestimmt worden. Die Verhältnisse in diesem Lande sind schlimmer als sie jemals waren, das werden Sie selbst zugeben, und wenn einer von Ihrer Partei zugegeben hat, dass sie schlechter sind als früher, ja schlechter, als sie in den 90er Jahren waren, so muss denn doch wohl Ihre Partei, die so großen Einfluss aus die Entwicklung des politischen Lebens in diesem Lande und die Entwicklung des politischen Lebens in Österreich ausübt, muss doch wohl Ihre Partei auch eine gewisse Mitschuld dafür tragen, dass diese Verhältnisse sich eben so entwickelt haben.
Während hier der Vertreter der Regierung, der Statthalter im böhmischen Landtage und uns ausdrücklich, feierlich erklärte, daß die Regierung unter entschiedener Wahrung der Gleichberechtigung und der Gleichwertigkeit beider das Land bewohnenden Nationalitäten und unter selbstverständlicher Bedachtnahme aus die Einheitlichkeit des Landes nichts veranlassen werde, was bei objectiver Würdigung der culturellen und nationalen Bedeutung des deutschen Volkes in Böhmen nicht entsprechen würde, während dabei versichert wurde den verschiedenen auf diesem Gebiete aufgetauchten Interpretationen gegenüber, daß die Regierung im Einvernehmen mit der, seitens Sr. Exc. des Ministerpräsidenten im Budgetausschuße des Reichsrathes abgegebenen Erklärung ebenso mit den Vertretern des deutschen Volksstammes wie mit jenen des böhmischen Volksstammes Fühlung nehmen würde, hat ganz im Gegensatz mit dem wesentlichen Inhalt dieser Erklärung die österreichische Regierung die Sprachenverordnung herausgegeben, die einzig und allein und bis auf jeden Buchstaben und jedes J-Tüpferl von der èechischen Partei festgestellt wurde, die einzig ihren Wünschen entsprach und das nationale und culturelle Interesse der deutschen Volkspartei vollständig hintansetzte.
Dieselbe Haltung, dieselbe zweideutige Haltung, welche die Regierung im Reichsrathe eingenommen hat, nimmt sie auch hier im Landtage ein und hat der Vertreter derselben insbesondere eingenommen bei den letzten Ereignissen in Prag.
Ich will mich auch über diese Schmach die diese Stadt und dieses Volk, in dessen Mitte es geschehen konnte, trifft dass derartige Brutalitäten u. zwar tagelang verübt wurden, nicht länger auslassen.
Aber, dass es möglich gewesen ist, - Wir sind wiederholt an die Abmachungen der 90er Jahre erinnert worden. Wenn Sie, meine Herren, den Muth gehabt hätten, Wort zu halten, dann wäre dasjenige, was vereinbart worden ist, in diesem Lande Gesetz geworden und wir wären besser daran, als es gegenwärtig der Fall ist. (Bravo! Bravo!) Die größte Schuld aber trifft hierin die Regierung und bei dieser Regierung hat es sich so recht gezeigt wie Böses immer Böses muss gebären. denn so etwas ist schließlich in jeder Großstadt, in jeder europäischer Hauptstadt möglich, aber daß eine solche brutale Plünderung mehrere Tage hinter einander unter den Augen der Behörde, am Sitze des Statthalters eines Landes, möglich war, das hatte ich für unmöglich gehalten.
Und eine Regierung, die nicht die Mittel in der Hand hat, dass sie eine derartige Brutalität mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln im Keime unterdrucken und zur Rechenschaft ziehen kann, hat die Achtung jedes Culturvolkes verloren. (So ist es!)
Da genügt es nicht nur ein Paar dieser armen elenden Proletarier (Hanz richtig), die im Nachzuge dieser politischen Demonstranten einhergezogen sind, einzutangen, die hier in Prag, wie überall in den Großstädten von der Hand in den Mund leben - und gerade die czechische Hauptstadt zeitigt ein Proletairat, wie es in keiner anderen Haupstadt in Europa gesunden wird, das zeigt, dass ihr Volk an cultureller Ausbildung noch viel zu wünschen übrig laßt. Nicht, dass Sie diese Leute vor das Standrecht und die Standrechtcominission stellen, diese dort einsperren - nein, die intellectuellen Urheber müssen Sie ergreifen, das ist Pflicht der Regierung (Abg. Funke: Die kennt man fehl genau') Wenn draußen irgendwo nur dal geringste geschieht, wenn czechische Knaben, - es sind jetzt wieder in Reichenberg 2 czechische Knaben erwischt morden, wie sie die Fenster der Beseda einwarfen, - wenn zufällig zwei Knaben im Uebermuth die Fenster der Beseda einschlagen, was wird in czechischen Journalen gebracht, - es braucht nicht einmal eine Interpellation eingebracht zu werden, so sordern Sie, Herr Statthalter, telegraphisch oder telephonisch den Bürgermeister aus, lediglich unter Hinweis aus die Zeitungsnachrichten jenes Organs "Politik", des nach dem Pester Lloyd persi desten politischen Journals, er soll auf solche Nachrichten aus deutschen Städten hin sich rechtfertigen und Aufklarungen bringen und wenn dies nicht binnen 48 Stunden geschieht, telegraphiren und telephoniren Sie. Und hier?
Was ist aber im Prager Stadtverordnetencollegium, ich mochte sagen, in diesem Jakobinerconvent vorgegangen!
Das Reichenberger Stadtverordnetencollegium hat in politischen und nationalen Demonstrationen nicht den hundertsten Theil dessen gemacht und veranlaßt, was das Prager Stadtverordnetencollegium, und der frühere Statthalter Graf Thun hat ohne jeden Grund, mit solchen lächerlichen Lappalien als Begrundung, wie ich sie damals im österreichischen Reichsrathe entsprechend gekennzeichnet habe, sofort die Reichenberger Stadtvertretung ausgelost, den Burgermeister entsetzt und sogar mich und Dr. Schucker aus der Wahlerliste gestrichen, damit nicht etwa einer ober der andere zum Burgermeister gewählt werden konnte, und das wegen lauter Lappalien.
Und hier - Dr. Podlipny halt Brand reden im Stadtverordnetencollegium und Sie fürchten sich einfach, Herr Statthalter, davor, Sie furchten sich, ihm dasselbe Schicksal zu bereiten, was Sie dem Reichenberger Bürgermeister bereitet haben, Sie, der ja seine Carriere von Reichenberg und der Auslosung des dortigen Stadtverordnetencollegiums aus beonnen haben. Sie wagen es einfach nicht, das Stadtverordnetencollegium aufzulösen und an Stelle des Dr. Poblipny einfach einen Statthaltereirath hinzusetzen.
Denn, wenn dieser Zustand auch nur zwei Jahre dauert, wenn Sie wie dies in Trient, Spalatto und anderen Orten geschehen ist, einen Statthaltereirath der Jahre als Bürgermeister von Prag functionieren lassen, dann werden Sie wieder 2sprachige Strassentafeln hier haben, zweisprachige Tafeln auf allen Laden, dann werden Sie sehen, dass alles ruhig und friedlich sein wird, dann wird vielleicht auch das Blut der cechischen Nation nicht in Wallung gerathen, wenn ein deutscher Coulleursttudent in Cerevis oder schwarz-roth-goldenein Band über den Graben geht.
Aber Sie müssen die Autorität der Regierung nicht so gerne nur gegen uns spielen lassen. Sie müssen sie auch gegen den Jakobinerconvent hier in Prag zur Geltung bringen. Dann diese ganze Bewegung, die Sie hier in Prag sehen, ist von ein paar hundert Leuten gemacht, denn mit dem cechischen Volke, mit dem Bauern- und Gewerbestand, mit dem werden wir uns schon auseinanderletzen, mit dem werden wir schon zu Ausgleichsverhandlungen kommen (Bravo! Bravo!) und uns verstehen.
Aber die Autorität der Regierung muss den paar Leuten gegenüber endlich zur Geltung kommen, die hier in Prag eine solche Jakobinerwirthschaft eingeführt haben (Lebhafte Heilund Bravorufe).
Ich habe das ja ganz selbstverstandlich gar nicht erwartet, dass der gegenwärtige Statthalter diese Autorität zur Geltung bringen wird; das kann er einfach nicht. Er fühlt sich hier nicht als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und als Statthalter in diesem Lande, auf dem schwierigsten Posten, den wir vielleicht gegenwärtig in Oesterreich haben, er fühlt sich, so mochte ich sagen, hier als ein Beamter, als ein höherer Statthaltereirath, der womöglich mit dem Bürgermeister in Prag und mit den führenden Persönlichkeiten des Landes, den Abgeordneten, auf gutem Fuße bleiben will, und daher kommen dann immer diese wunderbaren Erklärungen; kommt eine deutsche Deputation, so erhalt sie eine beruhigende Erklärung, kommt nun eine cechische Deputation, so gibt es wieder eine beruhigende Erklärung, und dann erfahren wir, dass die Worte des Statthalterr selbst von dem cechischen Bürgermeister in seiner Proclamation angeführt werden gleichsam als Entschuldigungsgrund für diese unerhörten Gewaltthaten; dann kommt die lendenlahme Berichtigung im Prager Abendblatt. Aber einer muss doch die Unwahrheit gesprochen haben.
Herr Statthalter! Entweder hat der Bürgermeister von Prag die Unwahrheit gesprochen, oder haben Sie sie gesprochen. (Lärmender Beifall. ) Dann wird ja alle Welt klar sehen, dann werden wir wissen, ob der Statthalter von Böhmen Dr. Podlipný heißt, oder Graf Coudenhove.
Meine Herren, es soll eine Provokation des cechischen Volkes sein, wenn ein deutscher Student hier auf dem altehrwürdigem Prager Boden, wo wir die älteste deutsche Universität überhaupt haben, wenn aus diesem Boden ein deutscher Student mit seinem üblichen Cerevis (Abg. Funke: berechtigt!) mit seinem schwarzrothgoldenem Bande erscheint.
Das soll eine Provocation sein, - und es hat das sogar der Statthalter zugegeben, wenn diese selben Studenten in ihrem eigenen Heim, in ihrer Alma mater, ein nationales Lied, wenn sie die "Wacht am Rhein" singen! Ja, was stellen Sie sich, Herr Statthalter unter der "Wacht am Rhein" vor? Sie ist ein nationales Schutz- und Trutzlied der deutschen Nation gegen unsere Erbfeinde, die französische Nation, welche wieder Herr Dr. Podlipný und die Herren dort drüben gern haben. Es wurde auch von der äußeren Machtstellung des Reiches gesprochen. Das deutsch-österreichische Bündnis beruht ja darauf, dass wir nicht bloß die Wacht an der Donau, nicht bloß die Wacht in Ost-Galizien, sondern dass wir auch die Wacht am Rhein zu pflegen haben, wir wissen ganz genau, dass unsere Armee, auch Ihre eigenen Soldaten, wenn das Deutsche Reich von zwei Seiten angegriffen wird, verpflichtet ist auf Grund der Allianz in den Krieg zu ziehen, geradeso wie es für Österreich auch das Deutsche Reich thun wird.
Es ist also ein ganz einfaches deutsches nationales Sturm- und Kampflied, das unsere Studenten seit Jahren gesungen haben und fingen werden, und wir werden uns vor solchen Vorwürsen, wie immer Sie heißen, Preußen-Heuchelei und so weiter, nicht im mindesten abhalten lassen, bei jeder uns sich darbietenden Gelegenheit mit einander anzustimmen: "Fest steht und treu die Wacht am Rhein". (Bravo, Händeklatschen links).
Nun kommen die Herren auch immer mit ihrer Verdächtigung der deutsch-böhmischen Bevölkerung. Sie sagen, wenn wir Ordnung im Lande herstellen, wenn wir die administrative Zweitheilung durchführen, wenn wir unsere eigene Statthalterei, Landesregierung, Finanzlandesdirection bekommen wollen, dass wir uns dann vorbereiten für die Annection an Deutschland.
Nun, meine Herren, glauben Sie denn, dass das heute noch, in unserer heutigen Zeit, ohne Krieg gehen würde? Glauben Sie, dass für so ein Stück Land, ich habe gewiss die größte Hochachtung vor meinem eigenen Heimatlande, vor Deutsch-Böhmen mit seinen 2 1/2 Millionen Einwohnern, - dass da noch ein Krieg geführt werden würde?
Meine Herren, das glauben Sie nicht. Wenn Sie darüber nachdenken, wenn Sie ihrer connationalen Bevölkerung es in diesem Sinne ordentlich darlegen würden, so würde Sie Jeder auslachen, dem das Märchen erzählt wird, wir wollen DeutschBöhmen lostrennen und vorbereiten für die Annection an Deutschland.
Nun, meine Herren, wenn, was Gott verhüte, ein Brüderkampf zwischen Österreich und- Deutschland vorkäme, und wenn wir da wieder der unterliegende Theil wären, glauben Sie, man würde nur Deutsch-Böhmen annectieren?
Meine Herren, für so dumm dürfen Sie doch den deutschen Staat nicht halten. Das ist aber auch gar nicht nothwendig das wünscht draußen im Deutschen Reiche kein Mensch und am allerwenigsten die deutsche Regierung.
Es wird uns immer der Vorwurf gemacht, besonders mir, weil ich zugesagt habe einen Berliner Verein zu besuchen und unsere Verhältnisse zu Besprechen, wir tragen die Propaganda hinaus in's deutsche Reich, wir wollen die deutsche Nation aufwiegeln gegen Sie Slaven und so weiter, das sind alles unsinnige Behauptungen. Die Politik des deutschen Kaisers und der deutschen Regirung steht so hoch erhaben, gerade so wie auch die Politik unseres eigenen Kaisers über diese kleinen häuslichen Sprachenstreitigkeiten hier in Böhmen und ganz Öesterreich, über diesen Verfassungsstreit, den wir hier führen, dass diese absolut gar und gar nichts mit einander zu thun hat. Und wenn mich heute jemand draußen auffordert in Berlin, - ich dränge mich niemandem auf, aber, wenn mich jemand auffordert dort zu sprechen, so geh ich hinaus, um unsere wirtschaftlichen und handelspolitischen Verhältnisse, wie sie bei uns stehen, den dortigen Volksgenossen darzulegen, weil vielfach sehr falsche und irrige Auffassungen vorliegen, weil wir auch vieles dort falsch beurtheilen und sehr häufig kommt es vor, wenn man mit führenden und sonstigen parlamentarischen Persönlichkeiten in Verbindung tritt, so lernen sie etwas von uns und wir lernen von ihnen und es würde Ihnen auch nicht schaden, wenn Sie manchmal hinnusgiengen! (Funke: Sie gehen ja sehr gerne hinaus).
Nun meine Herren, nachdem ich diese principiellen Gesichtspunkte erörtert habe, will ich mich der Frage zuwenden, ob gerade die Vertreter der Kurie des Großgrundbesitzes in diesem Landtag berechtigt find, eine Vermittler-Rolle zwischen dem deutschen und cechischen Volke in diesem Lande zu spielen (Rufe bei den Deutschen: Die am allerwenigsten). Ich glaube auch nicht. Sie predigen uns, wir sollen uns ausgleichen, wir, die wir ja so weit und hochgehende nationale, politische und wirtschaftliche Interessen, die ein ganzes großes Volk berühren zu vertreten, zu beschützen und zu schützen haben.
Warum gleichen denn Sie sich nicht aus mit dem verfassungstreuen Großgrundbesitze. (Stürmische Bravoruse).
Wenn Fürst Schwarzenberg u. Fürst Fürstenberg, Graf Harrach und Graf Oswald Thun oder zum Beispiel Prinz Lobkowitz und Graf Waldstein, meine Herren, wenn die sich nicht einigen können über die nationalen und politischen naheliegenden Fragen, wie verlangen Sie, dass wir uns einigen sollen. (Stürmische Bravoruse!) Dann müssen Sie doch vor allem doch unter Ihren eigenen Standesgenossen dasselbe Interesse - Sie vertreten ja alle zusammen, ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus, ein gewisses Standesinteresse, - auch gemeinschaftlich mit dem verfassungstreuen Großgrundbesitze haben und Sie hatten alle Ursache dazu unter den socialen Erscheinungen dieser Tage.
Ich möchte da hinweisen auf die Ereignisse hier auf den Prager Straßen, da wo die nationale Frage abschneidet und die fociale Frage anfängt.
Meine Herren, das werden wohl Sie nicht und wir alle nicht zu beurtheilen wissen.
Sie hätten Ursache, unter den socialen Erscheinungen unserer Tage mehr als je Ursache sich zusammenzuschließen, alle Großgrundbesitzer, zur Wahrung Ihrer StandesInteressen, vor allem zur Wahrung der Machtstellung der Autorität, damit sie uns einmal durch eine That documentieren, dass Sie österreichische Patrioten sind.
Meine Herren! Wenn Sie das nicht zustandebringen, wenn Sie sich nicht mit Ihren eigenen Standesgenossen über die Sprachenfrage und über Fragen des Staatsrechtes über die Frage, in welcher Weise künstighin in Oesterreich regiert werden soll, in welcher Weise die Verfassung ausgestaltet werden soll, über die Frage, wie das Wahlrecht erweitert werden soll, auch wie die Curien in diesem Landtage gestaltet werden sollen, ob wir da auch noch, wie bisher 2 oder 3 Kurien mit einer cechischen und einer deutschen haben sollen, ob nicht eine vierte, die Arbeitercurie angegliedert werden soll, oder wenn Sie sich über diese Fragen mit Ihren eigenen Standesgenossen, die eine isolierte Stellung einnehmen, nicht einigen können, dann machen Sie uns keinen Vorwurf, dass wir uns unter einander raufen.
Das ist viel schwerer für einen erwählten Vertreter, der in einer nach Tausenden zählenden Bevölkerung mitten unter nationaler Erregung und nationaler Leidenschaft lebt.
Wenn diese nationale Erregung solche Siedegrade durch die Fehler, die die österreichische Regierung gemacht, erreicht hat, kommen wir und setzen uns in den Kommissionssitzungen am grünen Tisch unter uns zusammen in camera caritati, lassen den Statthalter sagen, was die Regierung will, das wird formuliert. Und wenn wir unser Papier herausbekommen, so wird es zerrissen und es werden Radikale herein geschickt.
Meine Herren! Aus solche Weise löst man so schwere Aufgaben nicht Mit solcher Dilettantenhaftigkeit, mit solcher Leichtfertigkeit löst man solche Frage nicht. Gehen Sie vor allem mit gutem Beispiele voran, denn vorläufig sehen wir bei Ihnen nicht, was die Vertreter èechicher Nation gesagt haben. Vor denen haben Sie uns gesagt: Unter uns sind auch Deutsche. Nun diese bedauern wir aufs tiefste und vom Herzen, dass sie mit Ihnen in Gemeinschaft sitzen.
Aber, meine Herren, in der Majorität sind die Èechen, und dort, wo die Èechen die Majorität haben, wissen sie immer ihre nationalen Forderungen zur Gel. ung zu bringen, in den Vordergrund zu stellen und am allerehesten solchen mattherzigen national fühlenden Herren gegenüber, wie unsere Großgrundbesitzer. (Ruf: á la Zedtwitz. )
Meine Herren, das schlimmste aber, was sie in diesem Falle gethan haben - das andere will ich eben nur der Unkenntnis unserer Zustände zuweisen - und die Leichtfertigkeit, mit der Sie Politik treiben, ist der Zusatzantrag dieser Kommission: "Dieser Kommission sind alle, die sprachlichen Verhältnisse regelnden Anträge zuzuweisen. "
Meine Herren, dazu waren Sie früher noch nicht entschlossen, das haben sie im ersten Antrage nicht gesagt
Ich weiß nicht, ich bin immer etwas skeptisch im politischen Leben, ob die Erkrankung des Grafen Buquoy nicht damit zusammenhängt. (Heiterkeit. ) Das haben Sie, als Sie wahrscheinlich Kenntnis von unserer Haltung erhielten, nachträglich beschlossen, um uns direct zu verletzen und uns entgegenzutreten, weil sie missen, dass wir für solche Anträge nicht eintreten können, und weil Sie wissen, dass wir fordern müssen, dass unsere Anträge auf Aufhebung der Sprachenverordnung einer Kommission zugewiesen und in dieser Kommission zur Verhandlung gelangen.
Da wollen Sie nun beides dieser einen Commission zuweisen, denn dann, wenn sie zuerst über den Buquoy'schen Antrag verhandelt, über die Sprachenfragelöfung, wird das doch diese vier Wochen dauern, die wir hier zusammen sind.
Dann ober, meine Herrn, kommt natürlich unser Antrag, der aus Aufhebung der Sprachenverordnung geht, im böhmischen Landtage nicht mehr zur Berathung; so ist ihm ein Begräbnis erster oder zweiter Classe bereitet. (Heiterkeit. ) So sehen Ihre Friedensanträge aus, (Rufe: Sehr gut!) die sie gegenüber den Deutschen im Reichsrathe und Landtage einbringen, und dann fordern Sie, dass wir Sie als Vermittler in diesem Kampfe ansehen. Nein, wir bedanken uns dafür. Wir brauchen seine Vermittler, wir können nichts anderes verlangen, als, dass die österreichische Regierung so rasch als möglich die, wie auch der oberste Gerichtshof unwiderleglich anerkannt hat, gesetzwidrigen Sprachenverordnungen aufhebt und reinen Tisch schafft, und Sprachengesetze im österreichischen Reichsrathe zur Verhandlung bringt, welche für das ganze Reich Geltung haben. Aber auch dann werden wir uns noch lange nicht versöhnen. All diese Schalmeien, die Sie da immer vorbringen, von der Veröhnung beider Nationen, die in Böhmen leben, sind doch Utopien; diese beiden Nationen leben im Kriege miteinander, so lange sie in Böhmen wohnen. Nun, meine Herren, nimmt dieser Krieg immer andere Formen an, nach den zeit-, politischen und nationalen Verhältnissen. Oft sind die Deutschen in Agression durch mehrere Jahrzehnte, dann in Defension, der Kampf geht immer fort. Meine Herren, wenn mir einstimmig über einen Antrag einig geworden sind, wenn wir alle Fragen geregelt haben, wenn wir auch die Zweitheilung durchgeführt haben, die nichts anderes ist, als die Ordnung der Verwaltung des Landes des Landes (Rufe: Ganz richtig), von dem Gedanken ausgehend, dass jedes Volk die Beamten, die Richter aus seiner Nationalität hat, und seine Agenden selbst verwaltet, wenn wir auch das durchführen, auch dann wird immer noch nicht Friede werden.
Denn es ist ja nur natürlich, dass die Èechen, welche die inneren agrarischen Bezirkes bewohnen, genöthigt sind, weil die Bevölkernngszahl zunimmt, hinauszugehen aus diesem Gebiete; sie gehen zunächst in unser deutsches Sprachgebiet in Böhmen und den umliegenden Ländern.
Diesen Prozess werden Sie nicht aushalten. Aber was wird dann kommen? Be