Ètvrtek 13. ledna 1898

Ich erlaube mir, dem hohen Hause mitzutheilen, dass sich gegen den Antrag eine Reihe von Rednern hat eintragen lassen.

Dovoluji si sdìliti, že se proti návrhu dali zanésti øeèníci: Dr. Schücker, Prade,

Wolf, Opitz, Funke.

Ich ertheile dem ersten Redner, Herrn Dr. Schücker das Wort.

Abg. Dr. Schücker: Hoher Landtag! Es ist begreiflich, dass eine Frage von einer so großen Bedeutung, oder, wie es der von Sr. Durchlaucht begründete Antrag ausgedruckt hat, von so brennender Wichtigkeit, dass ein solcher Gegenstand im Hause sofort bei erster Lesung eine lebhaste eingehende Debatte herausfordert.

Meine Herren, was mich außerordentlich wundert, und was gewiss auffallend ist, ist, dass Se. Exc. der Herr Staathalter sich nicht veranlagt sieht, (Ruse: Sehr richtig!) sofort danach auszustehen, um im Namen der Regierung die Erklärung abzugeben, wie von ihr diese Frage beantwortet wird. (Ruse: Heraus mit der Farbe!)

Wenn von der glücklichen Lösung dieser Frage die fernere Zukunft und der Friede des Landes abhängt, dann, glaube ich ist die Regierung in erster Reihe verpflichtet, durch ihren Vertreter hier Rede und Antwort zu stehen und die feierliche Erklärung abzugeben, wie sie sich zu dieser hochwichtigen Frage stellt (Rufe: Sehr richtig, - So ist es!) aber nicht etwa erst in der Commission, und damit würde uns auch die Regierung viel Arbeit erspart haben.

Sie hat es ja in der Hand, das Unrecht, welches ihre Vorgänger begangen haben, welche die größte Verwirrung in unserem geliebten Vaterlande hervorgerufen haben, zu beseitigen, indem sie einfach diese Sprachenverordnungen als ein dem deutschen Volke zugeführtes Unrecht (Rufe: Verfassungsbruch! Verrath !) zurücknimmt. (Lebhafter Beifall. )

Ich glaube Sr. Durchlaucht dem Herrn Fürsten Lobkowitz sehr gerne, dass es ihm außerordentlich schwer geworden ist, diesen Antrag der von dem Grafen Buquoy und dessen Parteigenossen gestellt worden ist, hier zu begründen. Man hat es ihm angesehen, mit welcher Schwierigkeit er an die Lösung dieser Ausgabe herangetreten ist, welche Lösung ihm allerdings, wie uns mitgetheilt worden ist, den letzten Augenblick zugefallen ist. (Rufe: Das macht das schwache Gewissen. ) Meine Herren, wie soll man etwas begründen, das ja eigentlich gar keinen Inhalt hat und wie soll man etwas begründen, wenn man - man verzeihe mir diesen Ausdruck - mit etwas belastetem Gewissen (Rufe: Sehr richtig!) an die Lösung dieser Frage tritt.

Ich habe in dem Antrag des Grafen Buquoy nicht den Grund gesunden, welcher den Großgrundbesitz veranlassen könnte einen solchen Antrag zu stellen, noch habe ich irgend eine Ausführung darin gefunden in materieller Richtung, nach welcher sich eigentlich die Herren die Aufhebung, Abänderung oder Regelung der Sprachenfrage in Böhmen denken. (Ruf: am besten verschlafen. ) Auch haben weder die Herren Antragsteller noch die Begründung Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Lobkowitz in der Richtung auch nur eine einzige Thatsache angeführt, woraus man schließen würde, von welchen Intentionen die Herren Antragsteller ausgehen, um eine thatsächlich rationelle Aenderung der Sprachenfrage und eine Sanirung der bestehenden Uebelstände herbeizuführen.

Entschuldigen Sie diesen Ausdruck, die Herren haben sich es sehr einfach gemacht, Sie haben sich den Kopf nicht zerbrochen, wie man das eigentlich machen kann. (Beifall. ) Sie mochten nur den Schein wahren, der dahin geht, und meine Herren, ich werde auch das begründen, dass es eben nur ein Schein ist, dass sie diejenigen sind, welche heute die vermittelnbe Rolle im Landtage spielen. Meine Herren, da will ich einige von Ihnen ausnehmen, aber in toto, die ganze Curie zusammengenommen, ist von diesem Vorwurfe nicht freizusprechen, (Rufe: So ist es') dass sie die vermittelnde Rolle, die sie nach der Landesordnung hier einzunehmen haben, dass sie diese vermittelnde Rolle längst aufgegeben haben. (Beifall. )

Se. Durchlaucht hat zur Begründung des Antrages nichts anderes vorgebracht, als dass wir unerträgliche Zustände im Lande haben, und dass die beiden Parteien oder wenigstens die besonnenen ruhigen Elemente aus beiden Parteien des Krieges, des Kampfes müde sind, und sich nach einer Aussöhnung, nach einem Frieden sehnen. Meine Herren! Wir sind die letzten, die das bestreiten würden, wir haben bei jedem Anlasse hier, der sich geboten hat, insoferne es unsere nationale Ehre, unsere Existenz nicht angetastet hat, unsere Bereitwilligkeit erklärt, Frieden im Lande hier zu schließen. Wir haben bei verschiedenen Anlassen es so gehalten, es sogar in dem Maße gethan, dass wir oft mit unserer Wählerschaft, mit dem Volke selbst in Zwiespalt gekommen sind, indem gesagt wurde, wir seien zu weit gegangen, wir hatten es nicht machen sollen.

Wir haben es trotzdem gethan, weil wir gute Patrioten sind, und weil wir uns klar sind, dass hier in diesem Lande der Friede geschaffen werden muss, wenn Ordnung im Reiche bestehen soll. Wir haben die unerträglichen Zustände hier vollständig anerkannt, (Heiterkeit. Rufe: Wer hat ein Recht hier zu lachen, das ist das Lachen der Verlegenheit!), wir haben das Bedürfnis gehabt, dem abzuhelfen, und das in der Weise gethan, dass wir einen Vorschlag gemacht haben, dieses Land administrativ zu theilen, jenen Vorschlag, dass das Land in das deutsche und tschechische Gebiet getheilt wird. (Rufe: Früher ist keine Ruhe!)

Meine Herren! Ich habe in den langen Jahren, die ich schon auf der Welt bin und hier in diesem Lande lebe, die Erfahrung gemacht, dass bei aller Versöhnlichkeit es nicht möglich ist, diese Gegensätze, die zwischen uns bestehen und die von Tag zu Tag immer größer werden, auszugleichen, und dass es daher im beiderseitigen Interesse ist, möglichst weit auseinanderzugehen und uns zu trennen, damit jeder sein eigenes Gebiet für sich cultivire, weil nur einzig dadurch ein Mittel gegeben ist, aus Frieden zu rechnen, und hätten Sie den Ausgleich vom Jahre 1890, hätten die Herren damals diesen Vorschlag angenommen, (Rufe: Sie haben ihn angenommen, aber das Wort gebrochen!). hätten gerade Sie, die Herren vom Großgrundbesitz, damals das gegebene Wort gehalten und sich für das Zustandekommen des Ausgleiches eingesetzt, dann stunde, meine Herren, es besser im Lande, als es thatsächlich der Fall ist.

Seine Durchlaucht sagte, dass die Herren für die Untheilbarkeit des Königreiches Böhmen eintreten. Ja, meine Herren, unser Antrag aus eine nationale Abgrenzung hätte die Untheil barkeit der Provinz Böhmen (Unruhe. Rufe: ßonigreich Böhmen!) nach seiner Richtung berührt.

Das werden Sie uns zugeben, dass, wenn wir eine deutsche Verwaltung und Sie eine tschechische Verwaltung im Lande haben, wenn wir eine separate Abtheilung der Statthaltern

und Sie eine separate Abtheilung der Statthalterei haben unter einem Statthalter, wenn wir ein öberlandesgericht haben und Sie ein Oberlandesgericht, wir eine Finanzlandesdirection und Sie eine Finanzlandesdirection, damit offenbar das Land nicht getheilt ist, sondern das Land beisammenbleibt, aber eine vernünftige, allein auf Frieden und Ruhe abzielende Verwaltung im Lande eingeführt würde. Dann hat Se. Durchlaucht davon gesprochen, dass die Partei der geehrten Großgrundbesitzer Gewicht legt auf die Erhaltung der Gleichberechtigung beider Sprachen. Meine Herren, Sie sind in diesem Punkte sehr empfindlich und ich mache Ihnen daraus keinen Vorwurf. So gut ich meine Nation liebe und hochhalte, muss ich auch verlangen, dass Sie Ihre Nation hochhalten und für die Rechte derselben eintreten, das ist gleiches Princip. Und besonders dort, wo man auf den nationalen Gedanken besondern Nachdruck legt, muss man auch dem Gegner dieses Recht einräumen. Allein, meine Herren, wenn Sie von Gleichwertigkeit der Sprachen sprechen wollen, dann glaube ich, meine Herren, uberschätzen Sie sich doch. Sie Werden doch nicht behaupten wollen, dass die deutsche und die tschechische Sprache gleichwertig sind. Die deutsche Sprache ist eine Sprache von 70, 000. 000, ja 86, 000. 000 Menschen und wird auf dem ganzen Erdball gesprochen, sie ist die Sprache der (Mehrten (Unruhe! Oberstlandmarschall läutet), die Sprache der Kunst und Wissenschaft und Sie selbst haben mit Hilfe dieser Sprache sich groß gemacht. Und meine Herren, es ist kein Dank von Ihnen - wir haben diesen Dank auch durchaus nicht verlangt, - dass Sie heute auf die deutsche Sprache Steine werfen, und ihre Bedeutung herabsetzen wollen. Die deutsche Sprache ist einmal eine Universalsprache, die deutsche Sprache ist eine Staatssprache, und Sie haben Unrecht, wenn Sie dies thun.

Meine Herren! Wir Deutschen haben das Recht zu verlangen, dass endlich einmal die Legitimität dieses Umstanddes ausgesprechen wird, der ja einmal besteht und zwar seit Jahren und Jahrhunderten, dass wir in allen Körperschaften, in welchen wir zusammenkommen, gezwungen sind, uns der deutschen Sprache zu bedienen, dass die deutsche Sprache die Sprache der Armee ist und wenn Sie der Thatsachen sich nicht verschließen wollten, so müssten Sie uns das Zugeständnis machen, dass der deutschen Sprache ein Vorzugsrecht zusteht und dass auch Sie der deutschen Sprache ein Vorrecht vor den übrigen Sprachen einräumen müssen.

Allein, meine Herren, es kommt nicht darauf an, welcher Bedeutung Sie der deutschen Sprache beilegen. Wir fühlen in dieser Beziehung uns vollständig sicher und haben Ihr Urtheil diesbezüglich nicht nothwendig. Wenn aber, meine Herren, hier verlangt wird, dass beide Sprachen in der Weise gleichberechtigt sein sollen, dass beide Sprachen gleichwerthig sind, dann, meine Herren müssen wir dagegen protestieren, (Beifall links, Heiterkeit in der Mitte. Lärm. ) weil Jeder das Interesse hat, deutsch zu lernen, wir aber kein Interesse haben èechisch zu lernen.

Meine Herren! Seine Durchlaucht Fürst Lobkowitz hat sich auch darauf berufen, dass die Herren, mit ihrem Antrag es ermöglichen, dass die Macht unserer Monarchie nach außen hin nicht erschüttert werde

Ja, meine Herren, wir sind jetzt auf bestem Wege die Machtstellung der Monar die aus diese Weise empfindlich zu schädigen und zu untergraben. (Ruhe! Sehr richig! Vy jste to byli! Unruhe!)

Österreich ist bloß groß gewesen als ein großer, mächtiger central-regierter Staat. (Rufe: Vy jste rozbili parlament!)

Zur Zeit der großen Königin Maria Theresia stand Österreich an der Spitze Europas, es war ein central regiertes Reich, welches die großen Mittel des Reiches und die Kraft in eine Hand vereinigte.

Wenn Sie heute in dieser Weise fortfahren, meine Herren und wenn sie thatsächlich Ihre staatsrechtlichen Träume zur Ausführung brigen, "so werden Sie heute aus dem Kaiserstaate Österreich einen Conglomerat machen, wie es die Balkanhalbinsel ist, so werden Sie sehen, dass wir so weit kommen werden, dass wir ein Staat ohne Macht und Bedeutung sind So ist es!), dass uns Niemand mehr die Hand zur Allianz bieten wird und dieser Staat, zerrüttet und zerklüstet im Kampf der Nationen untereinander in sich selbst ein ewiger Herd in's Verderben führt, aber auch Anlaß wird zur Zerstörung des Weltfriedens.

Und meine Herren! diese Bewegung, die Sie hier vollziehen wollen, unterschätzen Sie nicht! Aber, meine Herren! Sie werden es begreiflich finden, daß wir dagegen stimmen, nicht bloß weil wir dieses Reich groß und mächtig erhalten wollen, sondern damit auch der Einfluß des Deutschen, der dieses Reich zu einer großen Macht gebracht hat, erhalten bleibe

Meine Herren! Kommen Sie uns daher nicht mit solchen Argumenten, wo Sie meinen, dass auf dem von Ihnen ein geschlagenen Wege die Machtstellung der Monarchie nach außen gefördert wird.

Schließlich hat Seine Durchlaucht auch darauf hingewiesen, dass die Bildungszwecke, die friedliche Fortentwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse in diesem Lande gefördert werden sollen.

Meine Herren, ich erinnere die Herren aus der Kommission, die im Reichsrathe sind - ich habe mit einigen von ihnen im Privatgespräch gestanden - es ist wohl erlaubt, Privatgespräche hier vorzubringen - es wurde versprochen dahin zu wirken, dass die nationale Frage mehr oder weniger in den Hintergrund gestellt werde, dass ein nationaler Waffenstillstand geschlossen werde und dass wir uns auf dem wirtschaftlichen Gebiete zu einer gedeihlichen Entwicklung dieses Landes die Hand bieten wollen.

Meine Herren, ich habe es erlebt, wie diese Worte ausgenommen worden sind. Mir gegenüber waren sie wohl freundlich, aber bann haben die Herren dafür geforgt, dass jene Brandfackel in Böhmen aufgezündet morden ist, welche bei uns geradezu so wirkt, wie noch niemals etwas gewirkt hat, das ist die Sprachenverordnung.

Wir stehen in dieser Frage nun einfach auf dem Standpunkt: Wir verlangen, dass die Sprachenverordnung zurückgezogen werde, bedingungslos zurückgezogen werde und dass wir uns hier in eine Verhandlung darüber, in welcher Weife die Sprachenfrage zu lösen ist, nicht einzulassen haben.

Wir verlangen, dass die Sprachenverordnung aufgehoben wird, welche gegen das Gesetz und gegen das Recht erlassen worden ist, (So ist es! Sehr richtig!) welche trotz unseren lebhaften Vorstellungen erlassen worden ist, welche auch gar nicht einmal den thatsächlichen. Bedürfnissen dieses Landes entspricht - man anticipirt zukünftige Verhältnisse, wie die Herren sich verstellen, dass sie im Lause der Zeit sich vollziehen werden, dass thatsächlich das Deutschthum in Böhmen zurückgedrängt wird und ein Zustand geschassen werden tonnte, wie Sie sichs wünschen. So liegen aber die Verhältnisse heute noch nicht und glauben Sie, meine Herren, wir deutschen Abgeordneten hier in diesem Landtag haben die Verpflichtung mit Einsetzung aller unserer Kräfte und Macht dafür zu sorgen, dass die Zustände hier nicht soweit kommen. (Rufe: Sehr richtig!).

Nun, meine Herren! Der Antrag, der hier gestellt worden ist und der lediglich eine Form ohne "Inhalt ist, ist eigentlich etwas uns nicht Überraschendes, denn, wie die Herren wohl aus dem Reichsrathe sich erinnern, hat Baron Dipauli, der Führer der katholischen Volkspartei, einen ähnlichen Antrag im Abgeordnetenhause eingebracht.

Meine Herren! Er hat es auch unterlassen irgendwelche Grundsätze anzuführen; er hat dies deswegen gethan, weil er sich einer gewissen Sünde schuldig gemacht hat, dadurch, dass er zu jener Zeit, als es sich darum handelte, dass alle Deutschen zusammen zu stehen haben und dass dieses Unrecht von den Deutschen abzuwenden sei, dass er damals mit seiner Partei nicht auf unserer Seite gestanden ist, sondern auf Seite unserer nationalen Gegner (Pfui-Rufe).

Meine Herren, BaronDipaulis Anhang hat in seiner eigenen Wählerschaft dafür in empfindlichster Weise eine Zur-RiechenschaftZiehung erfahren, es wurden ihm darüber die empfindlichsten Vorwürfe gemacht und er war ehrlich genug offen zu sagen, dass, wenn er diesen Äntrag nicht stellen, wenn er sich ablehnend gegen die Regelung der Sprachenfrage verhalten würde, er und seine Partei von der Wählersschaft einfach weggeschwemmt würde.

Denn, meine Herren, auch in den Alpenländern fängt es an sich zu regen, auch in den Alpenländern wird man nicht zugeben, dass wir hier in den Sudetenländern von der Mehrheit der Slaven vergewaltigt werden.

Meine Herren ! Baron Dipauli hatte also einen Grund dazu, diesen formen. Antrag zu stellen, um sich näml. aus diese Weise zu entschuldigen, und er hätte dort gern die Hand geboten, um das wieder gut zu machen, was er unterlassen hat, dass er und seine Partei

zur rechten Zeit, wo es sich darum handelte dafür zu sprechen, dass die Sprachenverordnungen ausgehoben werden, dies nicht gethan hat Aber, meine Herren, welchen Anlaß hat wohl der Großgrundbesitz hier einen solchen Antrag zu stellen. Daß Sie dies nicht auf dem Principe und nicht aus der Aussassung ihrer Stellung als ausgleichende Gerechtigkeit hier thun, das meine Herren ist bereits gesagt worden, und ich glaube, die Herren werden selbst nicht glauben, daß Sie diese Stellung einnehmen. (Sehr richtig. Wortbruch).

Einstens, meine Herren, hat es wirklich sogestanden, und unser verfassungstreuer Großgrundbesitz insolange er hier Sitz und Stimme im Landtag gehabt hat, er hat gewiss diese Ausgabe als ausgleichende Gerechtigkeit zu wirken erfüllt und es war uns nicht von Vortheil, dass er sich aus diesen Standpunkt gestellt hat, sondern wir haben durch diese Stellungnahme des versassungstreuenGroßgrundbesitzes manches eingebüßt u. schließlich auch die Mehrheit im Landtage, weil der verfassungstreue Großgrundbesitz damals ein Compromiss einging, welches Compromiss in der Weise ausgefallen ist, dass der verfassungstreue Großgrundbesitz hier verschwunden ist (Sehr richtig. )

Und, meine Herren, gestehen Sie es offen, und wenn Sie es nicht gestehen, es ist eine notorische Thatsache, dass alle Herren des feudalen Großgrundbesitzes in Wien im Reichsrath uneingeschränkt aus der Seite unserer nationalen Gegner stehen, und ungeschränkt einer Partei angehören und sich mit ihr vollständig identifizieren nicht nur wenn sie, wie Seine Durchlaucht gesagt hat der tschechischen Nationalität angehören, sondern auch wenn sie ihr nicht angehören.

Wenn also, meine Herren, die Herren des Großgrundbesitzes thatsächlich einen solchen Antrag stellen, so mögen sie vielleicht auf der einen Seite zur Erkenntnis ihres Unrechtes gekommen sein, das sie im Jahre 1890 begangen haben (Abg. Dr. Schreiner: Wortbruch, Rufe: Sehr richtig!), da sie ihr Wort nicht gehalten haben, auf der anderen Seite aber durfte es die Regierung sein, die sich hinter dem Großgrundbesitz versteckt und was wir eigentlich hier sehen, ist ein verschämter Antrag der Regierung.

Ich bin fest überzeugt, dass Se. Excellenz in Ihrem Kreise, in einem kleinen Kreise, wohl die Ansicht der Regierung über diesen Antrag vorbringen werde. Wahrscheinlich wird es sich darauf beziehen und beschränken, dass wir eine allgemeine Rede hören werden, daraus hinausgehend, wir wollen Frieden in diesem Lande zwischen beiden Nationalitäten herstellen, beide Nationalitäten müssen etwas dazu beitragen, damit endlich geordnete Verhältnisse herbeigeführt werden.

Wir hätten erwartet, dass die Regierung hier eine bündige Erklärung abgibt, weil sie genau weiß, dass die Aushebung der Sprachenverordnungen der einzige Anknüpfungspunkt ist, um wieder zu geordneten parlamentarischen Verhältnissen zu kommen und wir werden von unserer Entschiedenheit und von unserem Auftreten nicht früher ablassen, bevor dieses schwere Unrecht gegen uns nicht zurückgenommen wird. (Beifall, Händeklatschen, Heil, Heil!) Die Regierung sollte sich ihrer außerordentlich schweren Aufgabe, die sie hier im Lande zu erfüllen hat, bewusst sein (Wolf: Nicht gewachsen) und ich muss bestätigen, dass nach den Ereignissen, die ich wohl hier nicht persönlich miterlebt habe, die aber, ich kann die Herrn versichern, jedes nationalfühlende Herz in Deutschböhmen mächtig in Mitleidenschaft gezogen haben (Sehr richtig!), uns ist manchmal die Zornesröthe auch über die Wangen gekommen und die Faust hat sich geballt. wie es möglich ist, dass so etwas geschehen kann (Wolf; Coudenhove ist schuld, er muss weg, man muss an die Stelle der Unfähigkeit wieder die Vernunft setzen, dann wirds besser). Die Regierung hat sich angesichts dieser Verhältnisse viel zu schwach gezeigt, viel zu nachgiebig gegen unsere nationalen Gegner, hat viel zu wenig unsere Rechte respectirt.

Meine Herren, es ist ja unerhört und ich habe es gar nicht für möglich gehalten, das! in einem unter dem Scepter unteres gerechten Kaisers verwalteten Lande solche Zustände kommen (Sehr richtig, Wolf: der Statthalter ist schuld, Unruhe), dass es einen Statthalter hier in diesem Lande geben kann, welcher seine Aufgäbe so aufgefasst hat, wie er es thatsächlich gethan hat, dass er geradezu die deutschen Studenten als jene bezeichnet, welche diese ganze Scene provocirt hätten, geradezu darauf hingewiesen hat, dass die Deutschen den Anlass gegeben haben und er entschuldigt damit die Gewaltthätigkeiten. (Pfui! Pfui!) (Abg. Wols: Mordbrenner! Bissel stehlen, bissel brummen!)

Meine Herren! Wissen Sie, was ich als einfacher Abgeordneter gethan habe, als ich gehört habe, dass in der Stadt Saaz, welche zu meinem Wahlbezirke gehört, Gewaltthätigkeiten vorgekommen sind?

Ich habe es nicht unterlassen, sofort nach Saaz zu fahren, dort mich über die Verhältnisse zu orientieren, dort beschwichtigend und beruhigend zu Wirken und zu sagen, ja sich nicht zur Gewalt hinreißen zu lassen, sondern uns den Kampf zu überlassen, da es unsere Sache ist, hier im Parlament den Kamps durchzuführen. Meine Herren, wie war es da mit dem verantwortlichen Statthalter, wie hat der Statthalter gehandelt, meine Herren! Die prager Universität, die alte Carolo-Ferdinandea ist die älteste deutsche Universität (Widerspruch!) die vom Kaiser Karl IV. im Jahre 1348 gegründet worden ist. Meine Herren, Sie, die der èechischen Nation angehören, haben am allerwenigsten Ursache, Kaiser Karl IV. irgend etwas nachzusagen, das nicht zu seinem Ruhme und zu seiner Ehre gereichen würde.

Gehen Sie hin, wohin Sie wollen in Prag (Saxaloquuntur), in der Hauptstadt finden Sie überall das Andenken des Großen Kaisers verewigt, ihm zur Ehre und Ihnen zum Ruhme, allein diese Denkmäler, die von Ihren Connationalen hier gesetzt worden sind, gereichen Prag nicht zum Ruhme, sondern zur Schande. Das Andenken dieses großen Kaisers Karl IV. haben Sie damit in den Koth gezerrt. (Bravo, Bravo! Beifall, Händeklatschen. ) Und meine Herren, ich wurde darauf aufmerksam gemacht auch zu gedenken des Bürgermeisters dieser Stadt. (Pfui, Pfui, großer Lärm. ) - Ich habe mit dem Bürgermeister dieser Stadt ein Privatgesprach darüber gehabt, ich habe ihm da den Standpunkt klar gemacht, dass er sich auf einem vollständig irrigen Wege sich befinde, wenn er immer sagt: Ja, was in Reichenberg geschah, kann auch in Prag geschehen.

Meine Herren, vergessen Sie nicht und es ist Ihnen schon oft gesagt worden, Prag ist die Landeshauptstadt von Böhmen, eine Landeshauptstadt, auf welche auch die deutschen Bewohner des Landes dasselbe Recht haben (Wolf: Gehen Sie nach Vršovic) und niemals aufgeben werben; es ist das himmelschreiendste Unrecht, was hier bereits geschehen ist, dass man die Deutschen hier ans Allem herausdrängt, dass man hier, wenn man auf der Straße herumgeht. Wenn man der czechischen Sprache nicht mächtig ist wenn man ein Landesbewohner ist, der nur einer Sprache mächtig ist, Weil er im deutschen Gebiet geboren und aufgewachsen ist, dass er sich hier nicht mehr auskennt und weiß, wo alle die Behörden sind, aus welche er sich kraft des Gesetzes zu wenden hat und wer Ausiunft zu bekommen hat.

Das find Zustände, meine Herren, die wenn Sie selbst das über sich ergehen lassen müßten, bei Ihnen die höchste Erregung hervorgerufen hätten. Und Sie können wenn Sie als ehrliche und freie Männer urtlheilen wollen, es begreifen, wenn auf unserer Seite die Erbitterung wächst. Aber noch schmählicher meine Herren ist der Terrorismus, unter welchem wir in den Landtag eingetreten sind. Wir sind demnach eingetreten, weil Wir uns nicht fürchten vor demselben Terrorismus. Aber, eine Schmach ist es und ich betone noch einmal eine Schmach von unsäglicher Art, dass Sie, beziehungsweise Ihre Herren Connationalen in Prag nicht einmal die Anwesenheit der deutschen Volksvertreter respectiren und in Anwesenheit derselben Gewaltthätigkeiten an Volksgenossen aus der Gasse begehen lassen. (Pfuirufe. )

Meine Herern! Verträgt sich das mit unserer Würde und mit unserer Ehre, dass wir, die wir hier in diese nach Jhren Begriffen dem reinsten Czechismus verschriebenen Stadt gekommen sind, dass wir es hier erleben müssen, dass in unserer Anwesenheit, wo man meinen sollte, dass wenigstens in unserer Gegenwart unsere Connationalen geschützt werden, dass wir es erleben müssen, dass nebenan Gewaltthätigkeiten geschehen. Ich bitte den Bogen nicht zu straff zu spannen, er könnte brechen über Nacht und Wenn er bricht, dann ist der Nachtheil nicht aus unserer Seite, sondern auf Ihrer Seite. Sie schreien fortwährend svùj k svému fortwährend diese Ttheorie, als ob sie uns Wirtschaftlich aushungern wollten.

Meine Herren, das wird ins Gegentheil umschlagen, der Nachtheil dieser Theorie wird auf Ihrer Seite sein, weil wir ein wirthschaftlich krästiges Volk sind, welches sich selbst zu erhalten imstande ist. (Rufe: Wir können uns nicht einmal im Landtagsgebäude frei bewegen. )

Und da erwartete ich von Sr. Excellenz dem Herren Statthalter eine ausführliche Rechtfertigung, wenn es nicht so weit und noch weiter kommen soll, dass in der deutschböhmischen Bevölkerung nicht derselbe Geist wach wird, welcher diese Herren gegen den früheren Statthalter, den Grafen Franz Thun zur

Geltung gebracht haben. Ich erwarte vor Allem, Dass der Herr Statthalter das reiche Untersuchungs-Material, (Rufe: Hört!) Welches er über diesen Fall gesammelt hat, im Landtage vorlegen wird, und dass wir da einen ausführlichen Bericht bekommen werden. Da Wird sich herausstellen, dass die Schuld nicht auf unserer Seite ist, und das, was man uns zur Last legt, dass in einzelnen deutschen Städten Gewaltihätigkeiten vorgekommen sind, all' das zurückzuführen ist auf die Provocationen von èechischer Seite (Unruhe), die fortgesetzt solange getrieben worden sind (Lärm) bis dann endlich auch dem deutschen Michl, wie Wir sagen, die Geduld gerissen ist und er es endlich satt bekommen hat, in seinen eigenen Gemeinden, in seinen eigenen Städten solche Sachen begehen zu lassen.

Meine Herren! Sie können sich daher nicht darauf berufen, dass es in den deutschen Städten vorausgegangen ist und in den czechischen Städten nachgefolgt ist. Und Wollen Sie, meine Herren, dass ich noch einmal darauf zürückkomme, wollen Sie den Deutschen verathen... (Große Unruhe, Rufe: Wir lassen uns es nicht gefallen! Abg. Dr. Katzwendel: Wir sind die Stärkeren! Abg. Bøeznovský: Ja, mit Eueren preußischen Spionen! Großer Lärm auf allen Seiten, Rufe: Wir sind hier keine Spione) Abg. Wolf: Herr Oberstrandmaschall, wollen Sie uns Genugtuung verschaffen für diese unerhörte Beschimpfung. (Rufe: Roheit, Niederträchtigkeit, preußischer Spion hat ergerufen. Da hört doch alles auf!)

Oberstlandmarschall (läutet): Ich verstehe lein Wort, ich bitte um Gehör! (Gibt wiederholt Glockenzeichen. ) Es ist hier ein Wort gefallen, welches eine entschiedene Beleidigung der anwesenden Herren Abgeordneten involviert und ich muss denjenigen Herrn - ich habe es selbst nicht gehört, aber es ist mir mitgetheilt worden - wenn dieser Ausdruck wirllich gefallen ist, - es ist mir gesagt worden der Äusdruck "preußischen Spion", welchen Ausdruck ich in der allgemeinen Unruhe nicht im Stande war zu hören, - wenn dieser Ausspruch geschehen ist, so müsste ich, sage ich demjenigen Herrn, der ihn gethan hat, den Ordnungsruf ertheilen. (Abg. Bøeznovský): To jsem byl ja!) Ich muss die Herren ersuchen, gegenseitige Beschimpfungen zu unterlassen.

Bylo mi sdìleno, že se strany jednoho pana poslance padlo proti jinému panu poslanci slovo: "Prusští špehouni!" Nebyl jsem ve všobecné vøavì s to, abych slyšel, co bylo voláno; pakli tomu tak bylo, musil bych onoho pána volati k poøádku.

Abg. Wolf: Die Versöhnung hat schon angefangen.

Oberstlandmarschall: Ich halte mit diesem Ordnungsruf die Angelegenheit für erledigt (Rufe: Wir nicht!) und ersuche den Herrn Redner, fortzufahren.

Abg. Steiner: Das kann kein Volksvertreter dulden.

Abg. Wolf: Ich bitte um das Wort zur Geschäftsordnung.

Abg. Sigmund: Muss zurückgenommen werden. Was würden die Herren auf Ihrer Seite sagen?

Abg. Posselt: Das muss widerrufen werden, anders gibts keine Lösung.

Abg. Steiner: Das ist eine Beleidigung gegen unser ganzes Volk. (Rufe: Und gegen uns!) Wir sind hier Volksvertreter, das beleidigt unser Volk und uns.

Abg. Prof. Röhling: Das ist für die Massen berechnet.

Abg. Steiner: Das dulden wir absolut nicht.

Oberstlandmarschall: Ich habe auf die Mitteilung der Herren derjenigen Partei, welche sich durch diesen Ausdruck mit Recht beleidigt fühlen würden, wenn er gethan worden ist, den früheren Ausspruch gethan und es ist nicht meine Schuld, dass ich diesen Ausspruch selbst nicht gehört habe.

Ich habe weder über die Worte eines noch des andern Herrn Abgeordneten irgend einen Zweifel ausgesprochen, ich habe nur gesagt, dass, wenn dieser Ausspruch gefallen ist, er entschieden eine Rüge verdient.

Abg. Steiner: Das darf kein Volksvertreter dulden. (Rufe: Das genügt nicht, das muss widerrufen werden. )

Abg. Siegmund: Dieser Schimpf muss zurückgenommen werden.

Abg. Posselt: Das muss widerrufen werden, anders gibt es keine Lösung.

Oberstlandmarschall: Damit, glaube ich, ist diese Sache in einer der Würde des hohen Hauses vollkommen entsprechenden Weise abgemacht. (Große Unruhe. Oberstlandmarschall läutet. Rufe: Ruhe!)

Abg. Wolf: Ja ist die Sitzung unterbrochen?

Abg. Iro: Einstweilen die Sitzung unterbrechen.

Abg. Steiner: Muss widerrufen werden. (Oberftlandmarschall läutet. )

Abg. Wolf: Friede sei Ihr erst´ Geläute!

Abg. Steiner: Davon gehen wir nicht ab, das muss widerrufen werden!

Oberstlandmarschall (läutet): Darf ich die Herren bitten, die Plätze einzunehmen. Sonst kommen wir zu keiner Ruhe. Ich erkläre, dass ich durch diesen Incidenzfall das Recht des Herrn Abgeordneten Schücker weiter zu reden durchaus nicht als gestört oder beeinträchtigt erachte, und dass mein Streben nur dahin geht, diesen Incidenzfall zu beendigen. Zu diesem Zwecke hat der Herr Abgeordnete Bøeznovský das Wort zu einer Erklärung.

Dávám slovo panu poslanci Bøeznovskému, aby dal vysvìtlení.

Poslanec Bøeznovský:

Slavný snìme!

Jest to vlastnì objasnìní a aby se to nedorozumìní urovnalo.

Stál jsem u stolice vedle pana Dra. Pippicha, Dra. "Werunského a tuším, pana Dr. Katzwendela. Pøi øeèi p. Schückra, když nevím, jakého passu použil, obrátil se k nám Dr. Katzwendel a pravil: " Ihr werdet es einmal bereuen. "Wir sind stärker, als wie ihr!" Já jsem se na to obrátil a pravil: ,, Ja, mit den preussischen Spionen!" Tím jsem nemyslil snad nìkoho z poslancù ponìvadž, kdybych nìkterého zdejšího poslance nìmeckého držel za pruského špehouna, já bych s nimi ve snìmu nesedìl. Tolik jsem chtìl na objasnìní.

Já volám za svìdky pana Dra. Katzwendela, Werunského, že to tak bylo.

Oberstlandmarschall: Ich ersuche den Herrn Abgeordneten Dr. Katzwendel zur Aufklärung dieses Falles beizutragen.


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