Böhmens ausgerottet, Sondern eine ganze Reihe deutscher Städte in den Nachbarländern in Brand Steckten und plünderten.
Meine Herren! Das deutet entschieden auf eine angriffslustige, offensive Natur Ihres Volksstammes, nicht aber auf die von Ihnen gepriesenen Sanftmuth Ihres Namens hin. Nun behauptet Ihr Herr Abg. Grégr, die Èechen hätten sich seit jeher in der Defensive gehalten, sie seien nie offensiv gewesen.
Meine Herren! Ihre geschichtliche Vergangenheit Spricht für das Gegentheil. Wie oft wurden die Èechen von den Deutschen zurückgeworfen, wie oft von den Deutschen geschlagen. Sie haben sich immer ausgerafft, und es zu neuen Verwicklungen gebracht, Sie waren nie die. Dulder, sondern stets die Angreifer und es sind die Behauptungen des Abg. Grégr, daß Sie sich auch derzeit in der Defensive befinden, vollständig unrichtig. Es hat Sie niemand angegriffen.
Meine Herren, es ist uns nie eingefallen, an dem Status quo wie er 1879 bestand zu rütteln. Wir wollten weder auf dem Gebiet des Schulwesens noch auf dem Gebiete des Sprachgebrauches bei Gericht und den Behörde« irgend welche Aenderungen herbeiführen. Alle Aenderungen wollen nur Sie herbeiführen, Sie sind diejenigen, die durch Ihre Initiative unsere erworbenen Rechte angreifen. Daraus folgt, daß Sie sich nicht in der Defensive, Sondern in der Offensive gegen uns befinden. Und, meine Herren, wenn wir diese ganzen Verhältnisse ins Auge fassen, venn wir die Kämpfe aus dem 10., aus dem 14., aus dem 17. Jahrhunderte betrachten, dann kommen wir zu dem Schluß, daß dieser gegenwärtige Kampf, den der slavische Stamm in Böhmen gegen das Deutsche unternimmt, auch weiter nichts als eine Wiederholung und Fortsetzung jener Kämpfe gegen das Deutschthum bedeutet, welche in den vorhergehenden Jahrhunderten geführt worden sind. Sie betrachten, meine Herren, diese Provinz Böhmen als eine Staatsrechtliche Individualität; als die können wir sie nach unseren wiederholt abgegebenen Erklärungen nie und nimmer ansehen. Wir betrachten das von Ihnen gefeierte Königreich Böhmen als eine Provinz des österr. Staates, wie ungefähr Steiermark, Kärnten oder Krain, und hierin liegt die unüberbrückbare Kluft in der Anschauung über die Stellung, welche Böhmen im Rahmen des österreichischen Kaiserstaates einnimt. Diese Kluft nenne ich eine unüverbrückbare.
Denn wir haben unsere positiven Anschau-
ungen, von denen wir nicht lassen, und Sie haben Ihre Anschauungen, die Sie wahrscheinlich auch nicht früher aufgeben, als bis Sie endlich dazu gezwungen werden.
Ihr Ziel, meine Herren, ist die Gründung eines Slavenstaates, eines èechischen Staates, den der geniale deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck bereits vor 37 Jahren als eine utopische Phantasmagorie hingestellt hat. Ihr Ziel ist die Wiederbelebung der böhmischen Krone, was ja der Herr Abg. Grégr ganz deutlich zugegeben hat, jene böhmische Krone, die wir nach seiner Behauptung zertrümmern wollen. Aus diese böhmische Krone legen Sie ein besonderes Gewicht und diese soll speciell dem Kronlande Böhmen eine erhöhte Würde, eine größere Weihe, eine bevorzugte Stellung vor jeder anderen Provinz Oesterreichs verleihen
Nun aber, meine Herren, übersehen Sie bei dieser böhmischen Krone, die Sie als Ersatz für die österreichische Kaiser-Krone wählen wollen, (Rufe: Sehr gut! links, Oho! rechts), daß diese böhmische Krone nichts anderes als ein Geschenk deutscher Kaiser ist, (Rufe: Bravo! Bravo! links, Heiterkeit im Centrum), und daß sie das Gepräge deutscher Kaisermacht und deutscher Herrlichkeit an sich trägt (Gelächter im Centrum.)
Und wenn Sie, meine Herren, lachen, lachen Sie wieder zu früh. (Sehr gut! links). Wer hat die böhmischen Könige gekrönt ? Der deutsche Reichskanzler hat sie gekrönt bis auf Karl IV. (Lebhafte Heiterkeit im Centrum) der Erzbischof von Mainz . . . (Unruhe im Centrum). Das sind historische Facta, die Sie durch Ihr Gelächter nicht wegschaffen können. (Sehr gut! links. Der Oberstlandmarschall gibt das Glockenzeichen). Aber, meine Herren, was bedeuten alte Staatsrechte, die Sie ins Feld führen, die aber durch die nachträgliche historische Ereignisse derogirt worden sind?
Meine Herren, wenn man vom Staatsrecht sprechen will, dann könnten wir mit demselben Grunde uns auf das deutsche Bundesrecht berufen, das bis zum Jahre 1866 währte und das erst durch den verhängnisvollen deutschen Bruderkrieg gelöst wurde. Das deutsche Bundesrecht ist ein neueres historisches Recht, und wenn wir unsere Staatsrechtlichen Ansprüche auf dieses Wahlrecht basiren wollten, könnten wir dieses mit besserem Grunde thun, als Sie unter Berufung auf das èechische Staatsrecht (Bravo, Bravo! links). Meine Herren, Ihre Ziele haben mehrere Ihrer Parteigenossen in der klafften und deutlichsten Weise ausgesprochen. Herr Dr. Grégr, der sich heute auf einen
Mann hinausspielt, der einer definitive« Partei angehört, machte seinerzeit die Aeußerung, daß der Kampf zwischen Deutschen und Czechen zur Ueberwältigung der Deutschen führen müsse. Dr. Mattuš erklärt, daß das Ziel der Czechen dahin gerichtet sei, das èechische Sprachgebiet zu erweitern und die deutschen Grenzen einzuengen, und meine Herren, ein Abgeordneter adeligen Geblüths, Herr Baron Nádherný, erklärte schon in der Kommission dasselbe, was heute Dr. Grégr in einer ganz offenen Weife betonte, daß das Czechenthum eine Art Bollwerk gegen das deutsche Reich bilden müße. (Rufe im Centrum: Ja wohl!). Sie stimmen zu, es ist mir recht angenehm, daß die Zustimmung Ihrer ganzen Partei zu den staatsmännischen Auseinandersetzungen der Herren Dr. Grégr und Baron Nádherný gegeben wird, eine Zustimmung, welche jedenfalls in höchsten Kreisen gerechtes Staunen erregen wird. (Heiterkeit im Centrum).
Es scheint das Portefeuille der äußeren Angelegenheiten in den Händen des Dr. Grégr zu ruhen (Sehr gut! links).
Nun, meine Herren, der Widerspruch, der zwischen derartigen Emanationen, wie sie von den H. Abg. Dr. Grégr u. Baron Nádherný worgebracht werden, und unserer gesammten äußeren Politik besteht, ist ein so furchtbar greller, ein derartig drastischer, daß man wirklich mit gutem Grunde folgern muß, daß diese slavische Partei in Böhmen, daß die Tschechen bereits eine Autonomie erlangt, die es ihnen gestattet, auch in äußeren Angelegenheiten, unbekümmert um die äußeren Beziehungen des Staates, unbekümmert um die Beziehungen des Reiches zu anderen befreundeten Staaten auf eigene Faust äußere Politik zu treiben (Abg. Dr. Grégr ruft: Ja! Heiterkeit links). Lachen Sie nur darüber, applaudiren Sie, Herr Grégr (Abg. Dr. Grégr applaudirt), der Sie der Feind des deutschen Volkes sind, Sie werden diese Allianz nicht lockern! (Bravo, Bravo! Sehr gut! links, Heiterkeit im Centrum). Aber Sie zeigen es, meine Herren, was
Sie sein wollen, ein selbständiges Volk, ein selbständiger Staat im Staate. Sie nehmen es sich heraus, der jahrelangen Politik des österreichischen Kaiserstaates, dem Bunde zwischen Oesterreich und dem deutschen Reiche Hohn zu sprechen (Sehr gut! links), Sie wollen dieses Bündnis, dos gepflegt und cultivirt wird, das im Interesse des Friedens und der gesicherten Stellung Oesterreichs liegt, ganz einfach beseitigen (Beifall und Händeklatschen links).
Ruchbar mag es werden in allen Ländern welche Stellung Sie dem Bündnisse Deutschlands und Oesterreichs gegenüber einnehmen. Es ist schon lange ein offenes Geheimnis, daß Ihnen das deutsche protestantische Kaiserthum ein Dorn im Auge ist; aber diesmal haben Sie es endlich auch offen ausgesprochen. Herr Dr. Grégr, derselbe Mann, der sich vor Kurzem einmal erlaubte, das deutsche Volk zu beledigen mit den Worten, es sei nicht würdig, den Tschechen den Staub von den Füßen zu küssen, (Oho ! Oho! Rufe links: Impertinenz). derselbe Dr. Grégr nahm sich heraus, zu behaupten, daß das deutsche Reich ein Feind Oesterreichs sei, und derselbe Dr. Grégr behauptete, der österreichische Staat finde gar keine Unterstützung mehr, als bei den Tschechen; auf Ungarn körnte er sich nicht verlassen, auf Polen könne er sich nicht verlassen, - die polnischen Genossen des H. Dr. Grégr im Reichsrath werden ihm für diesen Ausspruch sehr dankbar Sein, - (Beifaß und Heiterkeit links) auf die Slovenen nicht, also schließlich nur auf die Tschechen. (Sehr gut! links.)
Nun, meine Herren, da wäre es weit mit dem alten Kaiserstaat gekommen, wenn dessen einzige Stütze nur noch aus diesen 5, 6 Millionen Tschechen bestünde. Sehr gut! links).
Und diese 5, 6 Mittionen Tschechen sollen für das von Seinen Sonstigen Provinzen verlassene Österreich, ein Bollwerk gegen das mächtige deutsche Kaiserreich bilden! Ist das nicht eine utopische Überhebung?! Sie, meine Herren, scheinen in dem Wahne, eine Großmacht zu sein, zu leben, Sie wollen den Bund, der zwischen Deutschland und Oesterreich besteht, lösen und wollen dann ein Bollwerk bilden. Was wollen Sie eigentlich damit gesagt haben? Sie wollen aggressiv gegen die germänische Rasse austreten. Dasjenige wollen Sie erreichen, was wiederholt ein Wortführer von ihrer Seite vorgebracht hat, Sie wollen einen Keil hineinschieben in die große germanische Welt, Sie wollen einen eiternden Span bilden im deutschen Fleische.
Aber, meine Herren, ein Volksstamm, der derartige Unternehmungen gegen eine große Nation schmiedet, der muß es sich gefallen lassen, daß derartige Pläne, daß derartige Vorbereitungen nicht blos als eine interne èechische Angelegenheit aufgefaßt, daß derartige Vorgänge nicht blos als Frage des besseren Wohlbefindens der Èechen oder Deutschen behandelt werden.
Die Intentionen, die Sie heute an den Tag gelegt haben, die gehäffigen Gesinnungen, die
Sie dem Deutschthume und dem deutschen Nachbarreiche entgegenbringen, (Widerspruch im Centrum), werden endlich einmal dahin führen, daß diese Angelegenheit nicht mehr als interne Frage, Sondern als eine allgemeine deutsche betrachtet werden wirb. (Lebhaftes Bravo! links).
Eine derartige Behandlung der Situation Böhmens wird Ihr Bollwerk nicht Verhüten. Es wäre ein eigenthümliches Schauspiel, wenn nach dem Wiedererstehen deutscher Macht, Einigkeit und Herrlichkeit unmittelbar an den Grenzen des großen deutschen, Oesterreich befreundeten Nachbarreiches sich Zustände entwickeln würden, die den deutschen Bürger rechtlos stellen, die ihn Jhrer Hegemonie unterwerfen.
Meine Herren! durch Ihre Politik, wenn man ihr überhaupt eine Bedeutung beimessen kann, oder beimessen soll, weil Sie der einzige politische Factor im Staate sein wollen, müßte eine totale Verschiebung der äußeren Verhältnisse Oesterreichs, eine Verschiebung eintreten, die uns, als Sprossen der großen deutschen Nation nie und nimmer Schädigen, die aber für Sie ein phänomenales nationales Unglück begründen konnte, ein Unglück, bei dem leider der alte österreichische Kaiserstaat wahrscheinlich die Zeche bezahlen müßte (Sehr gut! links).
Meine Herren, gestatten Sie mir, daß ich mich nochmals mit Herrn Abg. Dr. Gregr befasse, mit jenem Herrn Dr. Gregr, der bei Seiner Budgetrede in so herablassender Weise, von seinem hohen, würdevollen èechischen Standpunkte aus das unbedeutende deutsche Volk herabblickte.
Derselb Herr Dr. Gregr sagt heute in vollem Bewußtsein der Würde Seiner bedeutungsvollen Nation, daß bei einem Vergleiche der deutschen Geistesarbeiten mit den èechischen die Wage sich offenbar zu Gunsten der Èechen neige. (Rufe im Centrum: Nicht der Deutschen, der Deutschböhmen ! Der Deutschböhmen ! Heiterkeit links). Also die Geistesarbeiten der Deutschen in Böhmen, ich will meine Worte rectificiren.
Der Herr Dr. Grégr sagt wörtlich, daß bei einem Vergleich der geistigen Arbeit der Deutschböhmen mit jener der Czechen die Bilanz zu Gunsten der Letzteren ausfalle Herr Dr. Grégr bezieht sich auf einen bibliografischen Katalog, der wie ich glaube, bei Urbanek erschienen ist (Heiterkeit links). Es ist möglich, daß nach diesem Kataloge die Zahl der èechischen Geistesprodukte größer ist, als die
der deutschböhmischen. Aber man frage vor Allem nach der Qualität, nicht nach dem Quantum ; die Qualität ist vor allem maßgebend (Bravo, Bravo! links).
Nun ist es eine bekannte Thatsache, daß unter diesen èechischen Geistesprodukten, welche eine so hohe Ziffer erreichen, sich eine außer ordentlich große Anzahl von Ubersetzungen, Ubersetzungen deutscher Werke ins èechische befinden. Derartige Ubertragungen sind keine èechischen Produkte, sondern einsache Translationen deutscher Geistesarbeiten in die èechische Sprache. Sie haben unter diesen èechischen Werken, wie mir das von einem sehr Verläßlichen Manne mitgetheilt wurde, sogar eine Masse übersetzter Theatertexte zu verzeichnen. (Sehr gut! Heiterkeit links).
Angenommen, daß die Ziffer wirklich zu Ihren Gunsten spricht, so ist diese durchaus nicht maßgebend für Ihre große Geistesthätigkeit; man muß bedenken, daß Ihre Werke ausschließlich in Böhmen erscheinen; ein ganz anderes Verhältnis herrscht bei den Produkten deutscher Geistesthätigkeit. Die von den Deutschböhmeit geschaffenen wissenschastlichen und sonstigen Werke werden nicht ausschließlich in Böhmen verlegt und gedruckt; im Gegentheil, Sie werden in Wien und insbesondere im Ausland, im deutschen Reich stark verlegt und gedruckt.
Ich will, da Sie die Verlegung im Auslande auch bedenklich finden - ich nehme das hin - darauf hinweifen, daß der deutsche Buchhandel, das deutsche Druckwesen, das deutsche Verlagsgeschäft dem èechischen bei weitem überlegen ist.
In Folge dessen muß sich der Deutsche mit seinen wissenschaftlichen Werken eher nach Leipzig, Berlin, Hamburg, Stuttgart wenden und nicht nach Böhmen; die massenhaften Volkschriften, die wir feit langem besitzen, die Sie aber erst neu geschaffen haben, beziehungsweise die Sie erst übersetzt haben, sind auch Ursache, daß Ihre Ziffern bedeutend in die Höhe schnellten.
Die Quantität der Schriften ist überhaupt nicht maßgebend. Maßgebend sind nur die bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiete der Wissenschaften.
Nicht der Umfang und die Zahl der Schriften bildet den Maßstab der geistigen Entwickelung eines Volkes, sondern die Tiefe der wissenschaftlichen Leistung. Und in dieser Richtung können Sie sich wohl mit uns nicht mess. Denn, meine Herren, Seitdem Palacký, Purkynì, Šafaøík und Inngmann von Ihrem
Schauplatz geschieden sind, können Sie nicht viele èechische Sterne erster Größe mehr verzeichnen.
Meine Herren, es hat der Abg. Grégr in feiner Rede erwähnt, daß ein Ausgleich zwischen ihm, beziehungsweise Seiner Partei und der alten deutschcentralistischen Partei eher möglich sei, aber ein Ausgleich mit uns Nationaldeutschen, die er unpatriotisch genannt und denen er wieder einmal Unbilden ins Gesicht geschmissen hat, die er denuncirt, wie er das sonst immer zu thun pflegt, unmöglich fei.
Wir streben auch mit den Herren Grégr u. Comp. keinen Ausgleich an. (Sehr gut! links.) Das fällt uns durchaus nicht ein.
Wenn der Herr Abg. Dr. Grégr auf unseren deutschnationalen Standpunct hingewiesen hat, so möge er vor allem auf sich hinsehen. Fühlt er sich nicht auch national tschechisch? Wenn er und seine engeren Parteigenossen sich als Jungtschechen fühlen, warum sollen wir uns nicht als Jungdeutsche, als Stramm Deutschnationale fühlen?
Sie, meine Herren, haben gerade zu diesem nationalen Aufschwunge der Deutschen besonders wesentlich beigetragen; Sie haben ja eigentlich das nationale Leben in Böhmen in Schwung gebracht.
Daß Ihnen der nationale Standpunct in Ihrer eigenen Heimat conveniert, daß Sie Ihre Nationalität mit dem Aufwande aller Kräfte cultivieren, das beachten Sie nicht; Sie werfen uns aber vor, daß wir uns unseren, früher theilweise vernachlässigten nationalen Interessen zuwenden. (Bravo, Bravo! links) Von uns fordern Sie, unsere Loyalität dadurch zu bekunden, daß wir das Deutschthum vollständig abstreifen. Ihr Führer Herr Dr. Rieger hat in Chotìboø ausdrücklich die Aeußerung gethan, er empfehle den Deutschösterreichern nichts anderes, als aufzuhören Deutsche zu sein, und sich bloß als Oesterreicher zu fühlen.
Wenn Sie aufhören werden, Tschechen und Polen zu sein, dann könnten vielleicht auch wir uns auf Diesen nur-österreichischen Standpunkt stellen. (Beifall und Händeklatschen links.)
Meine Herren, derselbe Herr Dr. Rieger, der wohl nicht wohlwollend, sondern jedenfalls nur Wohlwollen simulirend uns den Rath gegeben, aufzuhören Deutsche zu sein wünschte uns national entmannt zu sehen. (Gelächter im Centrum). Lachen Sie nur! Lachen Sie nur über die Aeußerungen Ihres Führers! Derselbe Herr empfiehlt uns dies insbesondere aus dem Grunde, weil er in dem
benachbarten deutschen Kaiserreich die größte Gesahr für uns Deutsche erblickt. (Heiterkeit links !)
Das war die Begründung der guten Lehre der Predigt, die er Seinerzeit in Chotieborz gehalten hat.
Der Her Abg. Dr. Gregr hat auch gewisse Unrichtigkeiten Vorgebracht. Es wäre zwar Sache des Abg. Edlen Dr. von Plener, sich in dieser Richtung gegen ihn zu wenden; möglicherweise hat aber Herr Dr. plener gerade dieen Satz nicht übersetzen lassen, den ich übersetzen ließ.
Der Herr Abg. Dr. Grégr hat u A. auch die Aeußerung gemacht, unsere Absicht wäre dahin gerichtet, der deutschen Sprache auch in den tschechischen Gebieten ausschließliche Geltung zu verschaffen, unsere Tendenz sei nach unserem Antrage dahin gerichtet, nur jenen Tschechen den Gebrauch der tschechischen Sprache bei den Gerichten und Behörden in tschechischen Gegenden zu ermöglichen, welche nicht deutsch verstehen
Nun, meine Herren wer den Plener'schen Antrag liest, der muß sofort zu der gegentheiligen Ansicht kommen. Uns ist vom deutschnationalen Standpunkt gar nichts daean gelegen, wie in Nepomuk, in Czaslau oder in Chotieborz verhandelt wird. Uns ist das ganz egal, wenn dort ausschließlich èechisch verhandelt wird.
Uns genirt es vom national-beutschen Standpunkte gar nicht, in welcher Sprache der innere Verkehr bei diesen Behörden in tschechischen Gegenden Stattsindet. Aber es genirt uns vom österreichischen Standpunkte, weil wir auf dem Standpunkte der österreichischen Staatssprache flehen. Das ist die einzige Begründung dessen, Warum wir die deutsche Sprache im internen Verkehr der Behörden Verlangen. Sie sehen
also meine Herren, daß die Auffassung des Herrn Abg. Dr. Rieger in der Richtung VollStändig irrig gewesen ist; das nationale Interesse der Deutschen wird dadurch absolut nicht taugirt, das nationaldeutsche Interesse wird dadurch nicht gekränkt, daß bei den tschechischen Gerichten tschechisch Verhandelt wird; aber um das eine müssen wir schon bitter und darauf müssen wir beharren und davon werden wir
nie und nimmer abstehen, daß bei den deutschen Gerichten auch in deutscher Sprache verhandelt werde.
Wie nun, meine Herren, derselbe Herr Abg. Dr. Gregr uns heute alles mögliche an den Kopf geschleudert hat, so überschüttete er insbesondere mit seinen Invektiven jenen Klub,
dem ich im Wiener Parlamente anzugehören die Ehre habe; er erlaubte sich Angriffe gegen den deutschen Klub, den er als illoyalen und impatriotischen Club hingestellt hat, weil er nicht den Namen "deutschösterreichischer Klub" führt. Um kurz zu sein, möchte ich den Herrn Abg. Dr. Gregr nur frageu, warum hat denn der Èeský klub in Seinem Namen nicht den Beisatz "Oesterreichisch" (Bravo! Bravo! links) warum hat nicht der polnische Club eine solche
Bezeichnung. (Bravo! Bravo! links).
Es scheint bei diesen Clubs das Privilegium zu existiren, daß sie auch ohne den Beisatz "österreichisch" seit dem Jahre 1879, aber erst seit dem Jahre 1879 nur patriotische Tendenzen Verfolgen. Meine Herren, der Herr Abg. Dr. Gregr hat schließlich noch erwähnt, baß eine deutsche Regierung, wenn sie wieder ans Ruder käme, das Schwergewicht Oesterreichs an die Spree verlegen würde. Es war das eine neuerliche Invektive, eine neuerliche Denunciation, die gegen uns erhoben wird. Ich will auch über diesen AnWurf vollständig offen Sprechen, ich zähle nicht zu denjenigen, welche Worte gebrauchen, um die Gedanken zu verbergen.
Wir, die dieser Partei angehören, haben es nicht nothwendig, unseren patriotischen Standpunkt bei jeder Gelegenheit zu bekunden. Wir sinken nicht zu Verräthern herab, wir werden dazu nie werden; daß in uns das Streben liegt, eine innige Annäherung an das deutsche Nachbarreich aus stabile Basis zu etablieren, haben wir oft erklärt.
Nicht bloß dieinnige; Sympathie zu den benachbarten Stamm-Verwandten mächtiger Nachbarreiche, nicht bloß die natürliche Liebe zu den eigenen Stammesbrüdern, Sondern insbesondere das Bewußtsein veranlaßt uns bei jeder Gelegenheit für einen innigen Bund einzutreten, da in demselben die Garantie für den Frieden Oesterreichs liegt, und weil uns die Ueberzeugung leitet, daß in diesem Bunde ausschließlich und allein die Garantie zu finden ist, daß solche utopische Phantasmagorien, von welchen die Herren Abgeordneten Dr. Gregr und Baron Nádherný gesprochen, nie und nimmer zur Wirklichkeit werden können.
Je inniger der Bund mit Deutschland geschlossen, je herzlicher die Allianz sich gestalten würde, desto kleinlicher und ridiküler würden jene Bestrebungen Werden, welche die Abgeord. Nádherný und Gregr offen bekennen.
Ihr Streben geht dahin, den Freundschaftsbund zwischen Oesterreich und Deutschland
Zu Stören und an deren Stelle eine Feindschaft zwischen diesen Staaten zu schaffen.
Soweit, um dies durchzusetzen, ist meiner Ansicht nach, Ihre Macht doch noch nicht gediehen, und sollte es einmal dahin kommen, daß Sie in äußerer politischen Angelegenheit allein maßgebend sind und daß vielleicht Dr. Gregr oder Baron Nádherný Minister der äußeren Angelegenheiten Würden, (Heiterkeit links), dann, meine Herren, hätte dieser arme alte Staat am allerlängsten existiert (Lebhafter, andauernder Beifall und Händeklatschen links, Redner wird beglückwünscht.)
Oberstlandmarschall (läutet): Mit Rücksicht auf die vorgerückte Stunde werde ich jetzt die Sitzung unterbrechen und dieselbe um 7 Uhr fortsetzen.
Vzhledem k pokroèilému èasu pøeruším nyní sezení a zahájím je opìt v 7 hodin veèer.
(Pøerušení sezení 4 hod. 45 min.)
(Unterbrechung der Sitzung 4 Uhr 45 Minuten.)
(Sezení opìtnì zaèalo o 7. hod. 20 minut.
Wiedereröffnung der Sitzung um 7 Uhr 20 Min.)
Oberstlandmarschall Ich eröffne wieder die Sitzung.
Zahajuji opìt schùzi.
Než budeme opìt pokraèovati v øade øeèníkù, dávám slovo p. místodržiteli.
Bevor wir der Reihenfolge der Redner fortfahren, ertheile ich Sr. Excellenz dem Herr Statthalter das Wort.
Se. Exzellenz der Statthalter Baron Kraus: Hoher Landtag! Ich habe mir das Wort zu einer ganz kurzen Bemerkung erbeten. ' Es hat der Herr Abgeordnete Dr. Bareuther heute in der früheren Sitzung von einem Circular gesprochen, welches ich an die Bezirkshauptmänner in Angelegenheit des deutschen Schulvereines erlassen haben soll und daran die Bemerkung geknüpft, daß ich vielleicht geneigt, aber jedenfalls in der Lage sein würde, darüber näheren Ausschluß zu geben.
Um meine Geneigtheit zu beweisen, habe ich mir das Wort erbeten; aber ich bin nur in der Lage, aus das bestimmteste zu versichern, daß ein solches Circular von mir au die Bezirkshauptmänner nicht erlassen wurde, daß ich keine Frist angegeben habe und daß mir daher infolge dieser meiner Erklärung auch weder bis zum siebenten noch irgend wann sonst ein Bericht über diesen Gegenstand zugekommen ist.
Oberstlandmarschall: Es gelangt nunmehr der nächste für die Anträge des Ausschusses eingeschriebene Redner zum Wort. Ich ertheile das Wort dem Herrn Abgeordneten Ritter von Wiedersperg.
Poslanec rytíø Wiedersperg : Slavný snìme! Když nìkdo podává návrh, mùže míti pøi tom dvojí úmysl, buï aby jeho návrh byl pøijat, anebo také aby byl snad zamítnut. Ovladá-li pøípad první, tak zajisté pan navrhovatel si asi pomyslí a uváží veškeré okolnosti, zdali také jest nadìje, aby návrh jeho nabyl vìtšiny, aby se stal usnešením.
Mohl míti pan z Plenerù takovou nadìji, èili nic? Já mám za to, že ne. On zná naši vìtšinu, on ví, jaké se vloni o podobném návrhu již usnešení uèinilo a tedy zajisté vìdìl, že návrh jeho pøijat asi nebude. On jej ale pøece zadal a ovládá tedy pøípad druhý. Úèelem nebylo pøijetí návrhu, úèel byl vedlejší mimo návrh ležící. Jaký by to mohl býti úèel, pánové ? Já mám za to a jsem pøesvìdèen, panové, že jest to pouze úèel agitace.
Návrh má býti zamítnut. Pak se bude ve spolcích v táborech, všude k tomu poukazovati, že my co vìtšina jsme ty tužby skrovné spolubratrù nìmeckých odmítli a z toho se bude odvozovati dùkaz dávno tvrzeného ale nikdy nedokázaného "Vergewaltigunku".
Bude pøinášeti je veškerá strannická, žurnalistika a budou se otiskovati doslovnì veškeré øeèi z levice, vìcná vyvrácení z naší strany se zamlèí. Že pánové prostøedku toho lze použíti též co prostøedku agitace, to leží na bíledni. A k vùli tomu byl loni zadán návrh Herbstùv, co prostøedek agitace byl zadán nyní jeho redidivus návrh pana z Plenerù.
Jelikož mám za to, že právì návrh s tím úmyslem podán byl, aby klesl, pova-
žoval bych tu vìru za marné zneužívání èasu slavné snìmovny, kdybych se jím chtìl meritoricky obírati a z nìho snad chtìl odvozovati veškeré pøíèiny, proè jej nechceme pøijmouti, zdálo by se mi jako bychom si hráli na schovávaèku, kde každý již ví, kde druhý vìzí.
Z pøíèiny té bych si, pánové, pøál, aby vìc ta se nebyla dostala do snìmu, aby se nedávala zbyteèná pøíležitost pánùm z oné strany, by pod ochranou immunity své obvyklé fráse vykøikovali z oken ven. -
Nicménì vítám záležitost tuto nyní s radosti v plném snìmu a to proto ponìvadž se mi zdají výsledky komise velmi dùležité. Komise na místo z pøikázaných sobì dvou návrhù z lùna svého nám pøedkládá nové návrhy a tyto se mi zdají úplnì zpùsobilými, aby každý, kdož nechce stùj co stùj znepokojeným býti, v mysli své se mohl uspokojiti.
Nebudu se jich zastávati, jakož vùbec mám v úmyslu ponechati veškerou polemiku panu zpravodaji. Já chci pohlédnouti na naše neblahé pomìry a hledìti k zøídlùm onoho poèínání si pánù z levice, která neustále ji pudí k oné agitaci, jež bohužel dosáhla již velmi obšírných mezí a nejneblažších výsledkù.
Ponìvadž ale, pánové, mám na mysli líèiti poèínání oné strany, budu pokraèovati v øeèi nìmecké, aby nemohl nikdo mi snad øíci, že mi nerozumìl.
Ich habe eben gesagt, meine Herren, daß ich nicht vorhabe, mich auf eine Polemik einzulassen, und ich werde auch nicht auf die Widerlegung des unmittelbaren Vorredners eingehen. Es hat, glaube ich, die Stimmung des hohen Landtages ja hinreichend den Eindruck charakterifirt, den seine Ausführungen hier gemacht haben. (Rufe rechts und im Eentrum: Ganz richtig!) Wenn Sie Ihrerseits das böhmische Staatsrecht nicht anerkennen wollen, so lässt uns das wahrhaftig seht kühl. Die Set. WenZelSkrone und das böhmische Staatsrecht werden Von allen Anwürsen von jener Seite des hohen Hauses sehr wettig alterirt werden, gerade so, wie der Laus des Mondes noch nie gehindert wurde, wenn er angebellt worden ist. Zustimmung rechts und im Centrum, Entrüstungsrufe links.) Wenn der unmittelbare Vorredner von Eckel gegen die böhmische Sprache gesprochen hat, so überlasse ich das seinem Geschmacke; ich habe dafür keine Erwiderung und gestehe auch, daß ich für eine solche Ton-
art nicht geübt bin, ich bin dafür nicht erzogen worden.
Meine Herren, der Antrag des Abg. der der Egerer Handelskammer soll, wie behauptet wird, eine versöhnliche Tendenz haben, er soll dem nationalen Streite ein Ziel setzen u f. w. So wird von jener Seite des hohen Hauses behauptet.
Nun ich gestehe, daß ich nicht in der Lage bin, in denselben versöhnliche Tendenzen zu finden, so wenig als in dem Vorgänger desselben, dem Antrageseiner Excellenz des H.Dr. Herbst, der im Jahre 1884 hier eingebracht worden ist und welchen ich Sowohl dem Inhalte als der Absicht nach für ganz identisch halte. Ich werde aber jenen Antrag ein wenig Zu Streifen Anlass haben, um den jetzt uns vorliegenden Antrag zu beleuchten. Der Antrag Herbst Schien So ganz express gemacht, um die Politik des Grafen Taaffe zu sördern.
Wenigstens konnte man wohl sagen, daß die Begründungsrede Seiner Excellenz wahrhaftig von Versöhnlichkeit triefte. Nichts als Volkerfriede Sollte erreicht werden, das war Sein einziger Zweck. Wer damals den Antragsteller reden hörte, hätte für wahr meinen sotten, daß in gemischt-sprachigen Bezirken kein Mensch seines Lebens sicher ist, und daß die armen Deutschen täglich Gefahr lausen, von unseren bösen Stammesgenossen massacriert zu werden, und hätte man also auch wohl meinen sollen, daß aus diese Rede des großen Volkssreundes in den weiten deutschen Gauen unseres Vaterlandes, wo auch die Èechen sich aufzuhalten so anmaßend Sind, ein allgemeines Hallelujah angestimmt würde, daß endlich der Tag der Befreiung angebrochen sei, wo sie von der Gemeinschaft mit der inferioren Raffe befreit würden, und diese Gemeinschaft das deutsche KulturBewusstsein nicht weiter verletzen würde.
Aber, meine Herren, nichts von alledem ist geschehen. Es kamen zehn Petitionen aus dem höchst gemischtsprachigen Neuhauser Bezirke, die eine Ausschließung nicht wollten, eine ebensolche Emanation kam von Manetin und eine einzige Zustimmungserklärung kam aus Netschetin, aber meine Herren, wie Sich herausstellte, nicht wegen nationaler Bedrückung oder Beunruhigung, Sondern wegen einer Bezirksstraße. "Risum teneatis amici", erlaube ich mir wohl da zu sagen. Fürwahr es muß gar nicht so arg sein mit der Drangsalierung der Deutschen, und wir hätte« alle Ursache, uns zu beglückwünschen, wenn es uns niemals Schlimmer ergangen wäre. Ja, es macht fast den Eindruck, als ob die Deutschen nur dort
von den bösen Czechen mishandelt würden, wo es keine Èechen gibt. - Nun, ist dies nicht wahr? Wenn das Volk thatsächlich in Unfrieden lebte, müßte sich denn das nicht gerade dort zeigen, wo die beiden Volksstämme in unmittelbarem Eontakte leben, mußte beim da nicht an den Sprachgrenzen der Streit am allerheftigsten entbrennen ? Fürwahr, wir haben alle Ursache seiner Excellenz dankbar zu sein für feinen damaligen Antrag, denn glänzender konnte vom deutschen Volke ein Führer nie im Stiche gelassen werden, nie konnte ein glänzenderer Beweis erbracht Werden, daß da, wo die Deutschen und Böhmen Sich aus gegenseitiger Anschauung kennen, alles Hetzen vergeb1ich ist, weil eben die Deutschen alle dem Geschrei von angeblicher Gefahr nicht glaub en.
So ist im Jahre 1884 der Antrag Herbst nur als ein Agitationsmittel in dieses Haus geworfen worden, und heute ist es eben wieder der Antrag Plener. Er soll ein Agitationsmittel sein, um das Volk in Nordböhmen, wo es eben isolirt von der slavischen Bevölkerung lebt, in Aufregung zu versetzen, und das ist dann leider damit auch zu erreichen möglich. Ich glaube aber nun und nimmermehr daran, daß von jener Seite des Hauses ein Antrag eingebracht werden, wird dessen wahre Tendenz die Bersöhnung der beiden Nationalitäten. Als wir vor 6 Jahren in Wien zuSammentraten, und den Vertretern des böhmischen Volkes endlich nach langer Zeit die Möglichkeit gegeben war, an den Berathungen des Reichsrathes theilzunehmen, ohne ihrer RechtsÜberzeugung etwas zu vergeben, da giengen wir hin voll Hoffnung und voll freudiger Erregung, wenigstens von den Neulingen im parlamentarischen Leben, die ihre Gegner noch nicht kannten, darf das behauptet werden, und zu denen zählte ich damals, wir kamen hin in der Hoffnung, daß das Schöne politische Programm, welches das junge Ministerium aufgeslellt hatte, bei allseitigem guten Willen bald zur Thatsache werden würde, und daß die Völkerversöhnung sich in Kürze vollziehen dürfte. Leider belehrte uns gleich die erste Debatte eines andern, und wir Sahen, daß wir uns getäuscht hatten, wenn wir meinten, es bedürfte nur der Verständigung.
Wir mußten zu unserer Betrübnis sehen, daß unsere Gegner eben keine Verständigung wollten. Zwar Hangen einige der Reden der Linken damals noch nicht so schroff, als später Sich die Tonart derselben gestaltete.
Wir fanden aber gar bald, daß man auch
von diesen versöhnlichen Reden Sagen konnte, wie - ich glaube im vorigen Jahre Se. Exc. Graf Heinrich Clam-Martinic gefagt hat: dulci fistula canit und daß die Versöhnlichkeit der Herren auf das Haar der jener Frau glich, die da sagte, "Man kann mich um den Finger wickeln, wenn man thut, was ich haben will."
Unter Solchen Umständen konnte man freilich die erhoffte Veraöhnung nicht zu Stande bringen und das hat leider! auch nicht Stattgefunden, im Gegentheil die damals da und dort in einer Volksversammlung, in einem Vereine, in der Presse usw. vorkommende Unruhe ist heutzutage recht tief in das deutsche Volk im Königreiche Böhmen hineingedrungen.
Aber wessen Schuld ist denn das? Ist es wirklich die Schuld der Regierung, ist es die Schuld der bösen Tschechen?
Was hat die Regierung den eigentlich gethan? Nun sie hat einige der brennendsten Desiderien des böhmischen Volkes erfüllt, sie hat jahrelange Klagen der Von Ihnen geknechteten Völker nicht immer in den Papierkorb geworfen und sie hat einige davon berücksichtigt; sie hat endlich den Art. XIX. der von Ihnen gefertigten Staatsgrundgesetze zwar noch lange nicht zur Durchführung gebracht, aber hin und wieder angewendet (Rufe im Centrum: Pravda!)
Sie weist die gerechten Forderungen der nicht deutschen Völker nicht alimine zurück, und hat uns endlich die Möglichkeit geboten, in den Reichsrath einzutreten. -- Das find ihre Verbrechen. Erklärt das die Aufregung? Ich glaube nicht.
Und die Èechen, ja was haben denn die eigentlich gethan? Die haben eigentlich gar nichts gerhan! Aber sie wollen Schreckliche Dinge thun ! sie wollen die Deutschen vergewaltigen, - entnationalisieren, - bedrohen und vielleicht gar mit Haut und Haar verzehren.
So wenigstens wird von Ihrer Jonrnalistik mangels an Thatsachen immerwährend behauptet.
Als Symptom für solche schreckliche Absichten wird jede miserable Wirthshausbatgerei, wie sie überall, wo Leute Bier, Wein und leider auch Brantwein trinken, mitunter vorkommen, zu einer cause celebre aufgebauscht. Ich erinnere nur an das entsetzliche Gezeter, das seiner Zeit - sogar im Reichsrathe - über die auf diese Weise zu sehr unverdienter Berühmtheit gelangte Kuchelbuder Affaire gemacht wurde und das nun aus der Geschichte in Königinhof(gemacht wird. Nun, meine Herren "in der Noth frißt
der Teufel Fliegen", sagt ein Sprichwort und mangels an besseren Dingen, weil die bösen Tschechen so bös sind, ihren deutschen Landsleuten nichts Böseres zufügen zu wollen, muß man sich eben mit solchem Kram behelfen, begeht aber dabei die Abgeschmacktheit, ihm eine politische Bedeutung beilegen zu wollen.
Wenn nun aber die Aufregung in Nordböhmm besteht und zunimmt, woher kommt denn das? Ohne Ursache kann es doch wohl nicht sein !
Nun, wer die Zeitungsartikel der verfassungstreuen Presse, wer die Reden, die da und dort bei Volksversammlungen und bei allen möglichen Gelegenheiten, und leider mitunter auch von Abgeordneten gehalten werden, verfolgt hat, dem wird die Antwort hierauf nicht gerade schwer. Da wird dem Volke vorerzählt, daß es in Seinen heiligsten Rechten bedroht ist, daß es vergewaltigt und entnationalisirt werden soll u. s. w.
Nun, meine Herren, gutta cavat lapidem non vi, sed saepe cadendo - endlich glaubt es das Volk doch, zumal in den rein deutschen Gegenden, wo es nicht iu der Lage ist, sich durch eigenen Augenschein von der Unwahrheit Solchen Geredes zu überzeugen.
Was Wunder, Wenn es endlich beunruhigt wird ? Das Volk, meine Herren, glaubt leicht ! Sah ich doch in den letzten Fünfziger Jahren einmal in einer kleinen deutschen Stadt Nordböhmens Hellebarden, die mir zu neuen Ansehns schienen, als daß ich sie als Reliquien aus der Schwedenzeit hätte betrachten können.
Auf meine Frage Sagte man mir, die habe man im Jahre 1848 machen lassen, als die Czechen hätten die Deutschen aus Böhmen vertreiben wollen. (Hört! rechts.)
Nur sehr schwer, meine Herren, ließen Sich die guten Leute davon überzeugen, daß die Tschechen nie und nimmer an so etwas auch nur entfernt gedacht hatten. "Man hat es uns eben gesagt", erwiderten sie endlich. Ja, meine Herren, man hat es ihnen gesagt und auch damals hat es schon Störefriede gegeben, die gehetzt haben, und wie man damals Unwahrheiten sprach, so spricht man sie leider auch noch heute.
Man nenne uns doch ein einziges Recht, das wir Böhmen je für uns in Anspruch genommen hätten, das die Deutschen nicht schon längst in vollem Maße besitzen. (Výbornì! im Centrum). So lauge man das aber nicht kann, meine Herren, so lange darf man auch nicht
Von Vergewaltigung sprechen wollen, denn dann ist das nur eine Phrase, eine absichtliche Hetze. -
Ja, meine Herren, wentt zwei gleichberechtigte Erben, denen ihr Erbe ungleich zugetheilt worden ist, einen Ausgleich machen sollen, und der eine, der bisher das größere Stück Feld benutzt hat als der andere, davon einen Theil wird herausgeben Sollen, meine Herren, das wird ihm unangenehm sein, weil er in seinen Einkünften Verkürzt wird.
Aber wenn er anders ein ehrlicher Mann ist wird er auch das ohne Anstand herausgeben. Aber, meine Herren, von Vergewaltigung kann er auch, wenn es ihm durch ein Judikat genommen wird nie und nimmer Sprechen, . weil die Abstellung eines Unrechtes so niemals genannt werden darf.
Aber hier, in denn Streite zwischen Deutschen und Böhmen handelt es sich ja gar nicht um den Genuß materieller Güter, hier handelt es sich lediglich um Rechte, und wenn die Böhmen dieselben Rechte bekommen, welche die Deutschen schon längst haben, so werden eben die Deutschen diese selben Rechte nach wie vor weiter genißen, es erwächst ihnen also nicht der geringste Entgana, die Böhmen wollen den Deutschen in keiner Weise ein Unrecht zufügen. Wir wollen dieselben Rechte, aber nie und nimmer ein Vorrecht haben.
Als ich im Jahre 1879 als Kandidat für den Reichsrath vor die Wähler des rein böhmischen Wahlbezirkes Tabor-Pilgram trat, da sagte ich "Ich will treu zur staatsrechtlichen Partei unserer Abgeordneten halten, so lange sie für volle Gleichberechtigung beider Volksstämme eintreten. Sollten sie aber im Laufe der Zeit, wenn unsere Majorität erstarkt, diese dazu misbrauchen wollen, um den Spieß umzukehren und an den Deutschen Vergeltung zu üben für all das Unrecht, das wir bis zu dieser Zeit so lange zu erdulden hatten, dann werdet Ihr mich in den Reihen der Gegnersehen, denn ich will gleiche Rechte für die Deutschen wie für uns." (Bravo! rechts). Und, meine Herren, man Spendete mir Beifall und wählte mich damals fast einstimmig zum Reichsrathsabgeordneten.
Wenn nun, meine Herren, diese bösen Èechen mich aus ein solches Programm hin gewählt haben, dann scheint mir denn doch die Gefahr, welche von diesen den Deutschen droht, keineswegs so groß zu sein. Ich habe auch bisher noch nicht den leisesten Anlaß gefunden, mich von der Parter loszusagen, der anzugehören ich mir zur höchsten Ehre anrechne.
Wir haben bisher nie und nirgends irgend etwas verlangt, das den Deutschen nur das geringste Unrecht zuzufügen geeignet wäre.
Das Wort "Vergewaltigung" ist somit ein Schlagwort, nur eine hohle Phrase, ohne irgend welche thatsächliche Berechtigung. Ein Gleiches gilt von der Bedrohung und Entnationalisirung.