Pondìlí 18. ledna 1886

Ich erinnere mich an eine anläßlich einer Sehr Verwandten Angelegenheit gehaltene eminente Rede Sr. Excellenz des Grafen Heinrich Clam=Martinitz, dessen wahrhaft goldene Worte ich wenigstens nicht vergessen habe, und ich wollte, meine Herren, daß der Geist und der Sinn dieser Worte heute auch an Ihrer Seite nicht unbeachtet vorübergienge.

In den Anträgen der Kommission aber, meine Herren kann ich durchaus weder eine Bedrückung, noch eine Bedrohung der Deutschen überhaupt, noch eine Verletzung oder Beeinträchtigung Ihrer Nationalität ersehen.

Ich wollte, meine Herren, ich könnte den Ton und die Saite recht treffen, um Eingang in Ihr Herz zu finden, um Sie überzeugen zu können von der Aufrichtigkeit der Gesinnung und des Strebens nach Frieden und nach Versöhnlichkeit, die nicht bloß ich, sondern alle die Herren unserer Seite wollen. (Bravo! rechts und im Centrum). Weil wir dieses Land lieben, meine Herren, und das Wohl desselben uns über alles geht, und weil eben,

die nationalen Zerwürfnisse dieses Landes größtes Unglück sind, eben darum, meine Herren, schon aus nationalem Egoismus, würden wir verlangen, mit Ihnen ein einig Volk von Brüdern zu sein (Stürmischer Beifall rechts und im Centrum), und wenn es wahr ist, daß Worte, die vom Herzen gehen zum

Herzen dringen, dann, meine Herren, verschließen Sie sich nicht ganz meinen Worten. Ich sehe mit patriotischem Schmerze der heutigen Verhandlung entgegen, weil das nicht der Boden ist, der geeignet wäre für meine versöhnliche und vermittelnde Anschauung.

Uns bleibt das traurige Bewußtsein, daß wir, zum Kampfe aufgefordert, den Kampf kämpfen müssen (Bravo rechts), Ihnen, meine Herren, die Verantwortung, daß Sie es so gewollt. (Lebhafter Beifall rechts und im Centrum). Denn, meine Herren, an der Wiege dieses heutigen Antrages stand schon sein Lebenslauf geschrieben und das wußten Sie recht gut, daß wir diesen Antrag nicht annehmen können, nicht annehmen dürfen. (Výbornì). Und wenn Sie selbst so oft und wiederholt gesagt haben, daß in den von Ihnen bewohnten Landestheilen die Wogen der Erregung und Erbitterung schon eine gefahrdrohende Höhe annehmen, dann meine Herren - verzeihen Sie, daß ich es offen sage - dann wäre es kühn von Ihnen, mit schwellenden Segeln hinauszufahren in die offene See, ohne einen sicheren Hafen zu besitzen (Stürmischer Beifall rechts und im Centrum).

Ja, meine Herren, sind wir es aber denn, welche die Erregung und Erbitterung, die Enttäuschungen ins Land hineinbringen, sind wir es, die verantwortlich gemacht werden können, wenn man Ihrerseits allerdings in Vollkommen ehrlicher Absicht uns mit Anträgen entgegenkommt, die Schon bei der Geburt den Todeskeim in Sich haben.

Dann, meine Herren, müssen folgerichtig Debatten entstehen, die weit hinaus in alle Gaue dieses Landes ihre Schatten werfen.

Es sind zwei Momente, meine Herren, gegen die ich sprechen will, weil dieselben mehr oder minder in allen Ihren Reden und Auseinandersetzungen uns vorgehalten werden, und uns eben am meisten verletzen, weil sie am ungerechtfertigtesten sind. Es ist eben ein eigenes Ding um die Voreingenommenheit.

Sie empfangen und begleiten beinahe jederzeit jeden unserer Anträge, jeden unserer Entwürfe, jedes Entgegenkommen von unserer Seite mit dem Gedanken einer schon im vorhinein zugefügten Unbill, einer gegen Sie beab-

Sichtigten Kränkung oder Verletzung Ihrer Nationalität, Ihrer Intressen, Ihrer Würde, und so oft wir aus ganzem Herzensgrunde Ihnen die Hand reichen, ebenso oft wird sie mit

Hohn zurückgewiesen. Statt einer gemeinsamen Verständigung über alle uns doch gemeinschaftlichen Angelegenheiten, über das Wohl und Wehe des Landes, tritt eine immer größere Entfremdung, Erbitterung und damit eine Zersplitterung der kostbaren Zeit und soviel Schätzbaren geistigen Capitals ein. Es liegt aber in der Natur des Menschen, daß wo Gegensätze existiren, nicht ausgeglichen werden, sie sich immer mehr zuschärfen, zuspitzen müssen. Aber ohne gemeinsames Wohlwollen, ohne gemeinsames Entgegenkommen ist eine größere oder Segen bringende Thätigkeit wirklich beinahe unmöglich. Und Wenn von Ihrer Seite in den letzten Tagen wiederholt die Worte gefallen sind: "Wir verlangen keine Aussöhnung, wir verlangen keinen Frieden, nur Ordnung und Ruhe im Lande verlangen wir"; nun, meine Herren, dann kann ich nur bedauern, daß Sie Ihrerseits dieses Bedürfnis nach Frieden und Versöhnung nicht empfinden, und ich glaube auch nicht, daß Ruhe und Ordnung in das Land einkehren werden, wenn nicht zuerst Friede und Versöhnung stattfindet. (Ruf links: Tschechisirung! Unruhe. Oberstlandmarschall läutet).

Und glauben Sie nicht, daß die Schwüle Temperatur dieses Landtagssaales nicht draußen im Lande Gewitter und Sturm erregen wird und nach sich ziehen muß?

Ich achte und ehre jede Ueberzeugung, meine Herren, aber ich kann doch nicht glauben, daß das Ihre Ueberzeugung ist, daß es unser Wille oder unsere Absicht ist, ohne Sie und über Sie hinaus im Lande schalten und walten zu wollen; mir wenigstens, wenn wir auf Grund der gegenwärtigen Verhältnisse und unserer numerischen Ueverzahl allerdings den Erfolg haben, daß wir jene Absichten, die wir durchsetzen wollen, eben kraft dieses Umstandes auch wirklich durchsetzen, mir wenigstens, meine Herren ist es immer ein bitteres Gefühl, daß diese zu Stande gekommenen, das Wohl des Landes betreffenden Verhältnisse und Errungenschaften stets die Weihe Ihrer Zustimmung entbehren, (Abg. Dr. Starck ruft: "Nicht immer !"), also doch oft entbehren.

Meine Herren, ich entstamme einem Lande, vo es auch verschiedene Nationalitäten gibt. (Gelächter links. Manigfache Zurufe links). Sie müssen lauter reden, wenn ich Sie hören

soll. Ich entstamme einem Lande, wo es auch verschiedene Nationalitäten gibt mit verschiedenen Sprachen, verschiedenen Wünschen, verschiedenen Aspirationen.

Aber, meine Herren, jeder Sonderwunsch und jedes Sonderinteresse verstummt in dem Moment, wo es sich um das Wohl des Ganzen, um das Gesammtwohl des Landes handelt. (Beifall und Händeklatschen rechts und im Centrum.)

Jener politische Takt und jener politische Sinn hat Ungarn zu dem gemacht, was es ist und die im Lande lebenden Minoritäten bedauern es gar nicht, daß sie mit den Magyaren zu einem Staate vereinigt sind (Lebhafter Beifall rechts und im Centrum. Ironischer Beifall links.) L' union fait la force!

Das Gegentheil der Eintracht kann eben auch nur das Gegentheil der Kraft erzielen.

Sprechen Sie also nicht das Wort: Divorcons! aus, das in Kleinem und Großem stets nur zerstört, zertrümmert und nie aufgebaut hat. Nun, meine Herren, was das Geschick, die Vorsehung und eine jahrhundertelange Geschichte so innig aneinander gekettet und verbunden hat, wo so viel gemeinsame Vergangenheit, S° viel gemeinsamer Ruhm, so viele gemeinsamer Glanz und Arbeit zweier Völker mit einander auf das innigste verbunden ist, das, meine Herren, trennen sie nicht, das zerreißen Sie nicht. (Beifall rechts und im Centrum.) Erlauben Sie, daß ich noch eine Bemerkung mache. Wenn der heute in Frage Stehende Antrag, so stelle ich mir vor, angenommen würde, so wäre das die erste Etappe eines langen Weges Ihrerseits gewesen, und ich glaube, um Ende dieses Weges würden Sie erschrecken, wie weit Sie gegangen sind. (Beifall rechts und im Centrum, Gelächter links.)

Das zweite Moment, wogegen zu sprechen ich mir erlaube, ist folgendes; Es ist eine Thatsache, meine Herren, daß Ihrerseits bei der Besprechung von Anträgen, die von dieser Seite des Hauses kommen und wo eine gewisse Rücksichtsnahme auf die berechtigten Rechtsansprüche des böhmischen Volkes und auf die Eignart des Landes genommen wird, diese Rücksichtsnähme Ihrerseits, meine Herren, sehr oft wenigstens als ein Mangel an treuem Einstehen für die Gesammtmonarchie in mehr oder weniger verhüllter Form gedeutet und uns vorgeworfen wird. Nun ich könnte, meine Herren, wenn ich wollte, zurückkommen auf so viele Beispiele, wo Sie über die Stellung des Königreiches Böhmen mit Verletzendem

Hohne gesprochen habeu. (Bravo! Sehr richtig! rechts und im Centrum.)

Aber doch wir vergelten nicht Gleiches mit Gleichem, nicht Böses mit Bösem. Aber gegen die Eingangs erwähnte Indinuation, meine Herren, als ob auf unserer Seite nicht die gleiche Reichstreue und gleiche Reichsliebe existirte, gegen diese Insittuation muß ich aus patriotischer Entrüstung und aus vollstem patriotischen Herzen meinen energischesten Protest und nicht nur meinen, unser aller energischesten Protest einlegen. (Bravo! rechts.)

Denn, meine Herren, wenn ich Ihnen überhaupt einen Vorzug einräumen könnte und einräumen wollte, den Vorzug einer loyaleren Gesinnung nie und nimmermehr. (Bravo! rechts.)

Die Liebe und Treue zur Monarchie, meine Herren, ist nicht ein Monopol irgend einer Nation oder eines Volksstammes, sondern sie ist das ererbte unentweihte Gemeingut aller in Oesterreich unter Habsburgs Scepter lebenden Völker, das ist ein Fels, der ja schon Jahrhunderte fest dasteht im brausenden Meere der Zeit, und den wills Gott! gar keine Woge der Zukunft je unterwühlen, zertrümmern oder lockern wird (Bravo! rechts.)

Aber allerdings glauben und wissen wir, daß es Sich ganz wohl verträgt mit der Liebe zum Gesammtvaterlande, auch der Liebe für die engere Heimath, (Bravo ! rechts und im Centrum) der Treue für dieselbe Ausdruck zu geben.

Und im Rahmen der Gesammtmonarchie verlangen wir für Böhmert nichts anderes, als was ihm gebührt, nach Geschichte, nach Recht und nach Versassung (Bravo! rechts und im Centrum), nichts mehr, aber auch kein Iota weniger. Und Wenn es gewiß vollkommen richtig ist, meine Herren, daß man Böhmen den schönsten Demant der österreichischen Monarchie nennt, dann meine Herren, seien Sie versichert, daß in unseren ugen der schönsie Glanz dieses Steines eben diese nie entweihte Loyalität, eben die nie versiegende Liebe und Anhänglichkeit an das gesammte Reich und Seinen angestammten Herrscher ist. (Lebhafter Beifall rechts.) Das ist ja eben unser Hort, meine Herren, und das wissen wir, daß in den Tagen des Glückes und des Unglückes, sowie in den Tagen des Glanzes und der Trauer wir Sie, und Sie uns gewiß immer dort finden werden, wo noch nie ein treuer Sohn des Vaterlandes gefehlt hat, unter jenem glorreichett Banner, dessen Farben für uns nie erblassen (Bravo ! rechts |

und im Centrum), und darum, meine Herren, dieses nicht zu leugnende Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich darin ausspricht, dieses Gefühl bringen Sie es auch in die engere Heimat, lassen Sie es gedeihen zur segenbringenden Frucht. Und weil ich in Ihrem Vorschlage, meine Herren, keinen Schritt zur Einigung, wohl aber das Gegentheil finde, aus diesem Grunde werde ich gegen Ihren Antrag Stimmen. (Stürmischer Beifall rechts und im Centrum. Redner wird vielfach beglüdwünscht.)

Oberstlandmarschall: Es gelangt nunmehr der zunächst gegen die Anträge der Commission eingetragene Redner Herr Dr. Bareucher zum Worte. Ich erteile ihm dasselbe.

Abg. Dr. Bareuther: Unter ganz eigenthümlichen Wandlungen und Gebresten kam der Kommissionsantrag zu Stande, der uns heute beschäftigt und die Kritik, die er von dieser Seite heute bereits gefunden, war eine wohl verdiente. Daß wir den im vorigen Jahre von Dr. Herbst gestellten und von Ihnen in schnöder Weise behandelten und abgelehnten Antrag wieder erneuern würden, das war vorauszusehen.

Sie überraschten uns aber mit einem Gegenantrag, versehen mit 76 Unterschriften, darunter auch mit der Unterschrift des geehrten Hr. Berichterstatters. Das war gewissermaßen der ersie Antrag Fáèek, Fáèek Nr. I, er heißt allerdings Antrag Trojan.

Dem Antrag plener wurde diefsr Trojansche Antrag entgegengesetzt; unserem Verlangen auf Aufhebung der berüchtigten Sprachenverordnung im geschlossenen deutschen Sprachgebiete wird das Verlangen entgegengesetzt, diese Sprachenverordnung noch zu erweitern.

Kühn gemacht durch Ihre Erfolge gehen Sie heute nicht mehr repressiv vor, Sondern Sie begeben sich aus das Ihnen schon geläufige Gebiet der Aggression. Wir verlangen nichts anderes, als daß der Status quo ante, der Zusland vor der Sprachenverordnung hergestellt werde. (Sehr richtig! links). Wir Verlangen, daß unser Sprachgebiet erhalten und gesichert bleibe, daß uns deutsche Beamte in erster und zweiter Instanz beurtheilen.

In ausgezeichneter, geradezu unanfechtbarer Weise hat der geehrte Herr Abgeordnete der Egerer Handelskammer feine Anträge begründet, aber Sie und die Regierung Sind leicht darüber hinweggegangen.

Sie erklären seinen Antrag als unaus-

führbar, ich weiß nicht warum; Sie finden ihn im Widerspruche mit §. 19 des Staatsgrundgesetzes, im Widerspruche mit der Forderung der Gleichberechtigung. Sie sind über den Antrag einfach zur Tagesordnung übergegangen. Dagegen der Antrag des geehrten Herrn Dr. Trojan, der die zwangsweise Einbürgerung des Èechischen in allen deutschen Gebieten beabsichtigt, der die innere Amtssprache ändern will, der wurde von Ihnen beifällig aufgenommen, und die Regierung hat ihn auch wohlwollender behandelt, als den unseren. Sie selbst hat erklärt, daß sie Sorge tragen werde, gegründeten Beschwerden abzuhelfen. Dieser Antrag wurde nun durch die Kommission in eine andere Form gegossen und es entstand dadurch der zweite Antrag, der Antrag Fáèek Nr. II.

Dabei passirte der geehrten Commissionsmehrheit ein Malheur, wovon uns heute bereits ein geehrter Redner einige interessante Details mitgetheilt hat. Sie haben nämlich zu weit über das Ziel geschoffen (Sehr richtig! links). Sie sind über die Grenzen des Landes hinaus in das Reich gedrungen.

Das freilich gefiele Ihnen sehr, wenn Sie mittelst Landesgesetzes die Verfassung Oesterreichs einfach beseitigen könnten (Bravo! links) Nun, meine Herren, das scheint selbst der Regierung über den grünen Klee gegangen zu sein.

Von irgend woher - das werden Sie vielleicht besser wissen als ich - kam das Signal: "Abblasen!" (Bravo! Wacker! links.) Und aus dieses Commando wurde von dem gefährlichen Terrain, das Sie schon eingenommen hatten, wieder eingelenkt auf die verfassungsmäßigen Positionen, vom böhmischen Staatsrecht auf unsere Staatsgrundgesetze.

So entstand nun ein dritter Antrag, das ist der Antrag Fáèek Nr. III. (Sehr gut! Heiterkeit links.)

Sehen wir uns die Motivirung dieses Antrages an, so ist dies im Ganzen und Großen eine gefälligere Reproduktion dessen, was schon Herr Abg. Dr. Trojan angeführt und was wir schon vielmals gehört haben. Zur Begründung wird nämlich das schon längst veraltete Beweismaterial herbeigebracht, und auch wiederum die schon so oft gehörte verneuerte Landesordnung.

Ich will nur hier vorübergehend bemerken, daß das Gebiet, das ich hier und im Reichsrathe zu vertreten habe, diese Verordnung aber ganz und gar nichts angeht, denn weder in Eger noch in Asch hat je diese Landesordnung gegolten.

Aus einzelnen Fällen, die vorgekommen

sind, wird deduzirt, daß in einzelnen deutschen Gebieten die tschechische Landessprache dort bezirksüblich war. Nun, einzelne Fälle, ganz spezielle Fälle aus ganz speziellen Gründen können ja Vorgekommen Sein, daß für irgend eine Anstellung auch die Kenntniß der tschechischen Sprache verlangt wurde.

Ein solcher Fall ist der, den der Verehrte Herr Dr. Trojan angeführt hat.

Er hat in seiner Begründungsrede erzählt, daß im Jahre 1840 in Ellbogen (Ruf links : Hört!) eine Konkursausschreibung stattgefunden hat, in welcher für die Stelle eines Polizeikommissärs und Kerkermeisters die Erprobung und Nachweisung der Kenntnis der beiden Sprachen, der tschechischen und deutschen Sprache verlangt worden ist.

Ich habe diesem Fall etwas nachgeforscht, und gerade den Herrn Abg. Dr. Trojan interessirt vielleicht das nähere Detail.

Im Jahre l840 da war Böhmen noch so glücklich, ein deutsches Bundesland zu sein. (Stürmisches Bravo, Beifall und Händeklatschen links. Lebhafter Widerspruch rechts und im Centrum.)

Sie meinen vielleicht, daß es so unglücklich war? Ich meine, daß es so glücklich war, damals ein deutsches Bundesland zu sein, wie wir es uns als Glück wünschen würden, wenn Oesterreich wieder ein Bundesland des deutschen Reiches wäre. (Stürmischer Beifall und Heiterkeit links. Widerspruch rechts und im Centrum. Ruf im Centrum: To jest škandál. Oberstlandmarschall gibt das Glockenzeichen.)

Damals also zogen verschiedene Regimenter durch Ellbogen in die deutschen Festungen, und Ellbogen war eine Raststation dieser Regimenter.

Unter diesen Regimentern befanden sich natürlich auch slavische Regimenter und weil der Polizeiquartiermeister mit der Unterbringung der Regimenter am meisten zu thun hatte, so hat man einen Polizeiquartiermeister gebraucht, der für diese dort durchziehenden Regimenter die tschechische Sprache kennett mußte. Uebrigens nachdem das Bundesverhältnis aufgehört hat, ist es merkwürdig, daß dieser Mann sehr bald das Tschechische wieder verlernt hat. Er war ein Tscheche, zuletzt konnte er aber weder ordentlich tschechisch noch deutsch.

Ich will mich indessen in die weiteren Details nicht einlassen. In ebenso ausgezeichneter Weise wie es Herr Dr. Plener gethan hat, wurde auch von anderen Rednern dieser Seite hier die Begründung des Commissionsantrages bekämpft und insbesondere hat der

vorletzte Herr Redner in ausgiebiger Weise das juristische Material abgechan.

Ich werde mir nur erlauben, einige allgemeine politische Gesichtspunkte zu dem vorliegenden Antrag anzuführen.

Ich mag nun dem geehrten Herrn Berichterstatter in Seinen dreierlei Gestalten folgen (Heiterkeit links), wohin ich will, überall tritt mir derselbe Grundzug entgegen. Seit dem Bestande des jetzigen Ministeriums hat Sich im tschechischen Volke eine Manie herausgebildet, (Widerspruch), ja wohl eine Manie, welche uns einen neuen Glauben beizubringen Sucht, den Glauben an die Oberberrlichkeit des tschechischen Volkes. (Lebhafter Beifall und Bravorufe links.)

Die hiezu unternommenen Versuche imponieren uns zwar nicht, (Rufe: Sehr gut ! links), aber meine Herren, sie sind uns lästig und Sie zwingen uns zur Gegenwehr. (Ruf links: Wacker!)

Ich will nicht auf die kleinlichen Nergeleien eingehen, die wir im privaten und sozialen Leben tagtäglich erfahren.

Die Sache ist mir wirklich zu ernst, als daß ich Schon allbekannte Sache« wieder aufwerfen wollte, ober von der Rücksichtslosigkeit und von der Beharrlichkeit will ich Sprechen, wie diese èechische Propaganda in allen Kreisen des öffentlichen Lebens zu Tage tritt. Da haben Sie die Aemter und Schulen.

Was die Aemter betrifft, so ist es ja eine notorische Thatsache, meine Herren, daß das èechische Volk das größte Contingent für die Beamtenschaft liefert. In der Beamtenschaft dominiert der Czeche jetzt Schon an den höchsten Spitzen bis hinunter in die niedrigen und letzten. (Rufe links; Polizei !) Jawohl ! Wir haben allerdings, meine Herren, auf diese Besetzungen keine Ingerenz. Das aber Versichere ich Sie, wenn die Gemeinden heute noch das Recht hätte«, ihre Richter zu wählen, (Rufe: Bravo, bravo ! links), ich glaube kaum, daß eine deutsche Gemeinde sich finden würde, die nicht ihrem Eonnationalen den Vorzug geben würde. (Rufe: Sehr richtig, naturgemäß ! links.)

Der Deutfche hat eben keinen Sinn für das Ezechische und die Liebe dazu können Sie ihm nicht beibringen. (Rufe: Bravo, bravo! links, auf diese Weise schon gar nicht!)

Und darum hat auch der verehrte Abgeordnete der Egerer Handelskammer vollkommen i Recht, Wenn er Sagt, daß es reine Chicane sei, wenn Sie uns èechische Beamte in das deutsche Gebiet Schicken. Nehmen Sie nur einen Fall an. Z B. in einem Orte, den ich hier Vertrete,

in Roßbach versteht kein Mensch das Ezechische, ebensowenig wie das Chinesische. (Heiterkeit, bravo, sehr gut! links) Dort war eine Postmeisterstelle zu besetzen. Die Postmeisterstelle wird ausgeschrieben, es wird aber die Kenntnis beider Sprachen verlangt und richtig, die Roß = bacher bekommen einen Postmeister mit Kenntnis zweier Sprachen, aber einen èechischen, (Natürlich ! Heiterkeit links), wie so viele andere deutsche Bezirke èechische Postbeamten bekommen. (Rufe: Sehr richtig! links.) Ich gelange auf das Gebiet der Schule. Hier ist noch eine wenn auch durchaus nicht ausreichende Selbsthilfe möglich. Nachdem uns die Regierung nicht unterstützt, f° find wir daran gegangen, vor einigen Jahren den deutschen Schulverein ins Leben zu rufen.

Nun meine Herren! wenn überhaupt noch die Notwendigkeit dieses Schulvereines zu beweisen wäre, so war es die Abstimmung, die Vor einigen Tagen hier stattfand, (Rufe: Sehr richtig! links), in welcher Sie uns die Errichtung einer Knabenbürgerschule in den Weinbergeu nicht zugestunden (Sehr richtig, bravo, bravo! links.)

Sie, die czechischen Parnelliten haben mit Hilfe der Konservativen uns einfach niedergestimmt. (Bravo, bravo, sehr wahr! links) Das meine Herren, war ein Faustschlag, den wir nicht vergessen werden, (Sehr gut! links) das muß nun Schon auch dem harmlosesten Menschen einleuchten, warum Sie gegen den deutschen Schulverein, der ja nur deutschen Kindern (Oho, oho ! im Centrum; jawohl, jawohl! für unser Geld, links) geben will, was Sie denselben nehmen, der unsere deutsche Schule Vor Ihren czechischen Umarmungen schützen will, warum Sie gegen diesen Schulverein so verbitterte und gehässige Angriffe richten. Das ganze Negister des Strafgesetzbuches wird aufgezogen, um die verächtlichsten Worte zu finden, und damit die Männer zu beschimpfen, welche den Schutverein, den wir als eine der edelsten nationalen Waffen erkennen, gegründet haben. (Bravo, bravo, Händeklatschen, sehr gut! links.)

Am allerliebsten wäre es dem geehrten Hrn. Abgeordneten von Raudnitz, uns gleich zu Hochverräthern zu stempeln. Mit besonderer Vorliebe wurde denn auch in den letzten Tagen oder Wochen das Thema der Stellung des deutschen Schulvereines zum allgemeinen deutschen Schulvereine in den Blättern behandelt (Sehr richtig! links.) Nun meine Herren, dazu erlaube ich mir zu bemerken, daß der deutsche Schulverein in Oesterreich viel

früher gegründet wurde, als der Schulverein in Berlin. Beide Vereine arbeiten und sind ganz von einander unabhängig. Aber Wenn Angehörige des deutschen Reiches an den Schicksalen, welche die Deutschen hier erleiden, Interesse finden, und immer regeres Interesse zeigen, so ist das nicht nur natürlich, sondern auch sehr erfreulich. (Bravo! Wacker! links.)

Kein Mensch wird darin etwas Ungehöriges finden, wenn Sie als Slaven serbischen oder bulgarischen Verwundeten Hilfsmittel schicken. Und ebenso wird es uns niemand verwehren. Ja, ich sage, es ist Pflicht eines jeden Deutschen, in dem geistigen Kampfe, den wir gegen den Slavismus führen, uns beizustehen. (Bravo, wacker! links)

In dieser Richtung habe ich übrigens eine sehr interessante Stelle in der Schrift Ihres Palacky gefunden: "die österreichische Staatsidee im Jahre 1866." (Hört! links) Darin ist Folgendes zu lesen: "Außerdem wird Niemand läugnen, daß z. B. die Deutschen, die in Oesterreich, Preußen, Rußland und Frankreich leben, ihre gemeinsame« Interessen haben, bezüglich derer sie im vollkommenen und freundschaftlichen Einverständnis leben können, wenn sich auch ihre Regierungen, und somit die genannten Staaten wechfelseitig befehden und bis auf's Blut gegen einander wüthen sollten." Letzteres wünsche ich allerdings nicht zwischen Oesterreich und Deutschland.

In diesem Bewußtsein nationaler Zusammengehörigkeit finden wir auch die Kraft und Ausdauer, unsere nationale Arbeit weiter zu verrichten, trotz aller Verdächtigungen (Sehr gut! links).

Diese manigfachen Invektiven, die uns von èechischer Seite entgegengeschleudert werden, haben doch schon einen Effekt erzielt.

Meine Herren! Man hat sich nicht gescheut, einen höchst ehrenwerthen, höchst geachteten Mann, der in unserer Mitte ist, und dessen Charakter und ehrenfeste Gesinnung über alle Verdächtigungen erhaben ist, deshalb zur Verantwortung zu ziehen, weil er in einem auswärtigen Schulverein eine nationale Rede gehalten hat. Und in den letzten Tagen war ein Rundschreiben, oder die Abschrift eines Erlasses in den Zeitungen zu lesen, welcher an die Bezirkshauptmannschaften gerichtet war, und worin ihnen der Auftrag zukam, ungesäumt über die Gebahrungsweise des deutschen Schulvereins und über eventuelle Ausschreitungen zu berichten. Diese Berichte sollten, soviel ich weiß, am 7. Januar hier bei der Statthaltern eingetroffen fein; Se. Exc. der Herr Statt-

halter wird daher Gelegenheit haben uns darüber Einiges mitzutheilen, (Heiterkeit links).

Als ich dieses Rundschreiben las, ist mir eine Bestimmung der Strasproceßordnung eingefallen. In der Strasprocessordnung heißt es nämlich, daß Suggestiv-Fragen verboten Seien. Nun, meine Herren, was sind diese Rundschreiben, diese Erlässe, in welchen aufgefordert wird, eventuelle Ausschreitungen bis zum 7. Januar bekannt zu geben, was anderes, als Suggestiv-Erlässe, in welchen den Gefragten die Antwort in den Mund gelegt wird! (Sehr gut! Sehr richtig! Bravo links). Seine Exc. wird, wie gesagt, heute ja die Gelegenheit wahrnehmen müssen, auch seine Stellung zu den Kommissionsanträgen zu kennzeichnen (Rufe links: Punkt für Punkt hat er gesagt) und möchte ich ihn dann bitten, auch auf meine Frage hier Antwort zu geben. Sollte er es nicht thun, so werde ich mir fein Stillschweigen auch zu deuten wissen. (Sehr gut! links).

Ich will nunmehr mein Augenmerk auf die Erscheinungen hier im Landtage selbst richten.

Meine Herren! wenn ein Unparteiischer, aber unparteiischer als der letzte Herr Vorredner, hier in diesem Hause erscheinen würde, so würde er den Kopf schütteln und sagen: "Das ist ein sonderbares Parlament. Aue die hier sind, verstehen deutsch unter einander, könnten Sich in deutscher Sprache verständigen, ein Theil spricht allerdings auch èechisch" (Rufe im linken Centrum Aha! Aha! große Heiterkeit, links). Meine Herren, ich erzähle Ihnen ja von dem Unparteiischen.

Eine wahre Herkules arbeit verrichtet in der Zweisprachigkeit unser geehrte Herr Oberstlandmarschall. (Sehr wahr! links) Alle können das aber nicht thun. Das würde furchtbar viel Zeit kosten.

Nun Spricht der eine tschechisch, der Deutsche Versteht ihn nicht, und der Deutsche muß doch antworten. Und das nennt man eine Debatte! (Heiterkeit links).

Ich bin heute in einer angenehmen Situation. Mein Herr Vorredner ist kein Deutscher, aber auch kein Ezeche, er ist ein Ungar, aber als Ungar hat er deutsch gesprochen. (Heiterkeit und Beifall links).

Er hat seinen Maidenspeech gehalten, und wie das schon geht, verliert man Sich da leicht in blumenreichen, schönen Phrasen. Er ist aus dem Ungarlande als Ritter in die böhmischen Lande gekommen, wo er willkommen ist, und hat uns erzählt, wie es in Ungarn zugeht. (Heiterkeit links).

Nuu, meine Herren, wenn wir so hätten germanisieren können, wie die Ungarn magyarisieren, (Heiterkeit und Beifall links), diese Zustände, wie wir sie jetzt hier erleben müssen, wären niemals eingetreten. (Anhaltender Beifall und Händeklatschen links).

Die Slaven und die Deutschen können ein Liedlein davon singen, wie es ihnen in Ungarn ergieng. (Sehr gut! links).

Meine Herren, ich habe aber einige Skrupel gegen die Ausführungen dieses geehrten Herrn Vorredners.

Er kommt aus einem Lande, das durch den ungarischen Ausgleich vom Staate Oesterreich abgetrennt wurde. Wenn er uns nun eine ähnliche Lehre von einem böhmischen Ausgleich mitgebracht haben sollte, dann bedanken wir uns höchlichst dafür. (Lebhafter Beifall, links).

Ich komme aber zu meinen früheren Ausführungen wegen des Tschechischen und Deutschen hier im Landtage zurück. Es macht also keinen guten Eindruck, wenn eine Debatte stattfindet, wo man sich nicht versteht. Ich benütze gewöhnlich die Zeit, wenn ein tschechischer Redner Spricht zum Briefschreiben, damit ich doch die Zeit nicht ganz tobtschlage. (Unruhe im Centrum, Beifall links und Rufe: Was Sollen wir denn sonst machen?) Ja, meine Herren, das ist so hier im Haufe. Noch schlimmer geht es in den Commissionen zu. Dort sitzt man in camera caritatis, dort soll noch gründlicher berathen werden. Die darinnen sitzen, verstehen auch alle deutsch. Die Tschechen könnten dort mit dem Vorbehalt, daß der tschechischen Sprache durchaus kein Leid geschieht, mit uns deutsch reden. Aber bei Leibe nicht! Das geht S° weit meine Herren, daß in der Commission, welche über den Wahlreformantrag des H. Abg. von Plener berieth, daß in dieser Commission, als man einen Referenten bestellen wollte, wozu man wohl den Antragsteller hätte bestimmen sollen, ein tschechischer Herold austrat (Heiterkeit) und sagte, - natürlich wieder in tschechischer Sprache, so daß die Deutschen wieder nichts verstanden, - "das geht nicht; das ist eine wichtige Frage; da muß ein zweisprachiger Referent gewählt werden;" und hier im Landtage hat es richtig zuerst in tschechischer Sprache getonnert". (Lebhafte Heiterkeit).

Nun, meine Herrn, diese Zustände sind unleidlich. Sie können doch nicht den deutschen Wählern zumuten, daß sie einen Abgeordneten wählen sollen, der auch das tschechische Idiom versteht. Meine Herren, unsere Wähler sind jetzt so aufgebracht, daß sie gerade einen sol-

chen Abgeordneten nicht wählen würden (Beifall links).

So weit haben Sie es gebracht. Aber kann es unter solchen Verhältnissen Wunder nehmen, daß in unseren Wählerkreisen der Ruf nach Zweitheilung dieses Landes entstanden ist, daß dieses Verlangen sich weiter auch dahin äußert, daß die beiden Volksstämme getrennt in Curien über ihr eigenes Wohl und Wehe beschließen, daß sich der deutsche Steuergulden vom tschechischen separire, damit Sie mit diesem letzteren die Kosten für Ihre Liblingsideen: Museumsbau, Burg Karlstein und dergl. bestreiten können. (Beifall links).

Was muß es, meine Herren, für einen Eindruck auf die Deutschen machen, wenn Sie so kolossale Summen für den Bau eines Mu« seums aufwenden, und dabei die Bestimmung getroffen haben, daß dieses Museum die besondere Pflege der èechischen Sprache an den Tag legen solle.

Wie kann sich die deutsche Wählerschaft damit zufrieden geben, wenn sie für das èechische Museum in Pilsen Dotation und Subvention bedingungslos hergeben muß, während Sie für das Museum in Budweis (Rufe links: Hört, hört!) die Bewilligung durch eine besondere Resolution an die Bedingung knüpfen, daß vorerst die Gleichberechtigung durchzuführen fei. (Rufe links: Das ist Gerechtigkeit!) Nein, nein meine Herren, das ist nicht Gerechtigkeit, das ist das Dictat einer Partei, die herrschen will (Rufe links: So ist es! die herrscht.

Seitdem Sie die Majorität in diesem h. Landtage haben, Seitdem gehen Ihre Bestrebungen dahin, den Slavismus immer mehr zu erweitern.

Das hat sowohl Ihr Rieger wie auch ein heutiger Sprecher gesagt: "Die slavischen Grenzen müssen erweitert werden." Seit dieser Zeit geht auch Ihr Bestreben dahin, die Conpetenzen dieses hohen Landtages immer mehr zu erweitern (Rufe links: So ist es). Es schweben Ihnen größere Landesämter, größere Landeswürden vor, und ganz im Hintergrunde als Schlußakt für den böhmischen Staat die Krönung (Lebhafter Beifall links, Händeklatschen. Ja Wohl! rechts).

Nun die Herren bestätigen, baß meine Ansicht die richtige ist (Rufe links: Ja wohl). Aber meine Herren, das glauben Sie uns, auf diesem Wege werden wir Ihnen nie und nimmer folgen (Beifall links) Wir wiederholen immer wieder aufs neue, daß wir nur ein österreichisches Staatsrecht kennen (Rufe links:

Sehr gut!), kein böhmisches Staatsrecht, daß wir nur einen österreichischen Staatsbürger kennen, keinen, der von Böhmen abhängt.

Wir kennen immer nur eine Staatseinheit, eine österreichische Staatseiuheit. Unter dieser Staatseinheit find die einzelnen Provinzen Verwaltungsgebiete (Rufe links : Sehr richtig! bravo !) und diese Verwaltungsgebiete können zur besseren Verwaltung in zwei Gebiete, sie können in noch mehr Gebiete getheilt werden, wie es eben die Verwaltung erheischt (Sehr richtig! links).

Wir kennen endlich, meine Herren, nur eine Sprache, die Sprache des kaiserlichen

Hauses, die in ganz Oesterreich unbedingt Geltung hat. Das ist, wie wir sagen, die Staatssprache oder Reichssprache, oder wie Sie sie nennen wollen. In dieser Beziehung hat Ihr geehrter Herr Abgeordneter - ich bedauere, daß er heute nicht hier ist - in der letzten Adreßdebatte, Dr. Rieger, folgende Worte gesprochen, die ich Vollständig acceptiere

Er Sagte nämlich, daß in der Armee die Sprachenfrage am allerbesten gelöst ist. "Ich glaube", sagte er, "daß gerade in der Armee diese Frage sehr gut und zweckmäßig entschieden und gelöst ist."

"Wir haben eine Armeesprache für die ganze Armee, und haben eine Regimentssprache für jedes Regiment, und die Herren Officiere und Chargen find verpflichtet, die Sprache des Regiments zu Sprechen."

Nun also, die Armeesprache ist, auf das Eivil übersetzt, die Staatssprache, (Bravo! links) die Regimentssprache ist, auf das Eivil übersetzt, die Sprache des Werbebezirkes. (Sehr gut ! Sehr gut! link).

Wenn nun, meine Herren, ein Regiment èechisch spricht so wird dort èechisch und deutsch gesprochen, Spricht das Regiment aber deutsch, so wird dort nur deutsch gesprochen. (Sehr wahr! Lang anhaltender Beifall, links; Rufe rechts: Das ist keine Logik ! )

Gewiß ist das Logik! Wir Verlangen gar nichts anderes, als daß in unseren Bezirken nur deutsch gesprochen werde.

Daß die deutsche Sprache auch StaatsSprache ist, das ist ein Vorzug für die Deutschen .- das hat die geschichtliche Entwicklung unseres Volkes in Oesterreich zu Stande gebracht.

ES hat auch nach meiner Ueberzeugung der Artikel XI.X des Staatsgrundgesetzes über diese Armee- und Staatssprache nichts gesagt.

Es ist darin nur gehandelt von den Landessprachen. Ich halte dafür, daß die Staatssprache über den Landessprachen steht.

Nach dieser Ueberzeugung würde ich gar keinen Anstand nehmen, das Deutsche an aßen Schuten Oesterreichs als obligaten Lehrgegenstand einzuführen, (Sehr richtig! links) weil das nicht gegen die Staatsgrundgesetze verstoßen Würde.

Aus demselben Grunde konnte die Regierung alle Amtsschüder im Lande nur deutsch hinausgeben, eben weil die deutsche Sprache die Staatssprache ist.

Ich kann Ihnen in dieser Beziehung auch wieder mit einem interessanten Citat dienen, und nenne Ihnen, weil ich Sie nicht zuletzt überraschen will, gleich im Vorhinein den Namen, es ist Graf Leo Thun. In feiner bekannten Schrift: "Betrachtungen über die Zeitverhältnisse" insbesondere im Hinblicke auf Böhmen im Jahre 1849, heißt es auf Seite 39 : "Nichts ist unverständlicher als wenn deshalb, weil dem Slavert endlich Gleichberechtigung geworden ist, ist allem und jedem unverzüglich faktische Gleichstellung verlangt wird." Und weiter auf Seite 63: "Wollte man vollkommene Kenntnis beider Landessprachen, folglich auch der bohmischen in allem Ernste für ein unerläßliches Erfordernis aller Beamten des ganzen Landes auch in jenem Theile erklären, dessen einheimische Bevölkerung ganz deutsch ist, so hieße das unter dem Scheine der Gleichberechtigung für jetzt die Deutschböhmen von jedem Antheil an der Leitung ihrer eigenen Angelegenheiten ausschließen." (Ruse: Sehr gut, Bravo! links, Ruf: Das wollen sie auch!)

Wenn der geehrte Herr Graf unseren heutigen Verhandlungen beiwohnen würde, so müsste er heute dasselbe sagen. So schrieb der* selbe und es würde mich aufrichtig freuen, wenn der Neffe als Onkel (Bravo! links) in diesem hohen Landtage dieselbe Anschauung auch heute vertreten würde. Vielleicht wird er es noch thun.

Meine Herren, also auf der Grundlage der Gleichberechtigung, nicht der Gleichstellung, auf Grundlage der Anerkennung der deutschen Sprache als Staatsprache, der die Landessprachen untergeordnet sind, auf dieser Grundläge wird eine Verständigung mit Ihnen möglich fein. (Sehr gut! links). Wenn Sie aber darauf beharren, Oesterreich ein slavisches Gepräge zu geben, (Abg Tonner ruft: Nein!), dann ist diese Berständigung für immer ausgeschlossen. Indem wir den deutschen Charakter Oesterreichs vertheidigen, verteidigen wir

eine historisch gewordene lebendige Thatsache (Beifall links). Kleinlich erscheint es mir, wenn einer der Ihrigen Vor Kurzem, - ich glaube auch in einer Kommission - sagte, die èechische Kultur reicht noch weiter zurück als die beutsche. (Sehr gut! links).

Die Behauptung wird schwer zu beweisen sein, aber wenn Sie Ihnen Freude macht, so gönne ich Ihnen das Vergnügen. Darauf, meine Herren, kommt es nicht an, wie weit eine Kultur zurückreicht, sondern wie sie sich in der Folge entwickelt und behauptet hat, und welchen Einfluß sie auf den Fortschritt der Menschheit genommen hat. Ein jeder Einzelne von uns ist das Produkt seiner Geschichte. Das èechische Volk hat in der Geschichte große Anläufe genommen - ich erkenne dies an, mir fällt es nicht ein, es zu bezweifeln - gerade in Mitteleuropa war es Böhmen, welches das Werk der Reformation zuerst begonnen, aber, meine Herren, in wilder Ueberhast, im begehrlichen Uebereifer haben Sie die Erfolge, die schönsten Erfolge zumeist wieder zu nichte gemacht. Das soll sein Vorwurf sein. Besonnener, oder wenn Sie wollen, glücklicher hat die deutsche Nation den reformatorischen Gedanken erfaßt und in Sich aufgenommen. Und was das deutsche Volk au Kulturarbeit durch Jahrhunderte bis in die jüngsten Tage (und hoffentlich in die Zukunft), an Kulturarbeit geleistet hat, das muß jeden Deutschen mit Stolz erfüllen. Deshalb hänge ich auch mit glühender Liebe an meinem Volke, deshalb bin ich erfüllt und beseelt von dem weltgeschichtlichen Beruf, den es zu erfüllen hat.

Eigenthümlich, wie meinen Freund und Collegen Schmeykal hat mich auch eine Notiz oder ein Vortrag berührt, den ein geehrter Abgeordneter in einer Kommissionssitzung gehalten haben soll. In diesem Vortrage sind ganz erbauliche Ansichten entwickelt. Die Stelle der Rede, ich lese sie, weil der geehrte Herr Abg. Schmeykal Sie nur kurz erwähnt hat, lautet: "Die Politik unseres mächtigen Nachbarstaates ruht in den Händen von 2 Greisen (Das ist Bismark und der deutsche Kaiser). (Heiterfeit links). Was kann alles nach ihrem Tode geschehen? (Erneuerte Heiterkeit links). Ein Starkes Bollwerk gerade an dieser Grenze ist für Oesterreichs Macht und Bestand unabweislich nothwendig."

Ein Starkes Bollwerk ? Gegen das deutsche Reich, dem wir verbunden sind, und dem mir immer enger verbunden Sein wollen? Und noch dazu ein geradezu unabweisliches Bollwerk?

Meine Herren! Da steht es schwarz aus weiß, das ist die Friedens- und Versöhnungspolitik, wie Sie sich sie denken.

Wenn schon der Herr Abgeordnete von jener Seite Besorgnisse für die Erfolge der Politik seiner eigenen Partei und Partei-Regierung hegt, was sollen dann wir sagen, die immerfort darauf hinweisen, daß diese Regierung und ihre Parteipolitik eine verderbliche, eine verhängnisvolle für Oesterreich sei. (Lebhafter Beifall links). Ich wüill dem èechischen geehrten H. Abgeordneten daraus die Antwort nicht schuldig bleiben:

Um so zäher werden wir an unserer deutschnationalen Idee festhalten, umso entschiedener werden wir dafür einstehen, daß der deutsche Charakter Oesterreichs gewahrt bleibe (Stürmischer Beifall links).

Meine Herren! Ein deutsches Oesterreich ist der Friede, ein flavisches Oesterreich ist der Krieg. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen links. Redner wird von seinen Parteigenossen beglückwünscht).


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