Pondìlí 20. øíjna 1884

Handstipendien wurden auch thatsächlich bei Errichtung jener Akademie aufgelassen u. zw. in den Dreißiger Jahren und erst nach dem Jahre 1848, als die Straka'sche Akademie aufgelöst wurde, wieder in Uebung gebracht.

Wenn die Verleihung der Handstipendien nun an die Bedingung geknüpft ist, daß eine solche Akademie noch nicht existirt, so scheint es doch offenbar klar und logisch, daß, wenn eine solche Akademie errichtet wird, die Handstipendien aufzuhören haben.

Daß der Stifter eine Akademie überhaupt wollte und zwar in Prag, darüber sind die Meinungen gar nicht getheilt, das wird allseitig zugestanden und es handelt sich nur darum, wie und welcher Art diese Akademie sein soll.

Die Majorität der Kommission glaubte also vor Allem prüfen zu müssen, ob jene projektirte Exerzitienanstalt solcher Art sei, daß sie die Möglichkeit der Auflassung der Handstipendien biete.

Nun ist es selbstverständlich, daß daran Niemand gedacht hat, denn man kann doch nicht die körperlichen Uebungen in den Vordergrund und das szientifische Wissen in den Hintergrund stellen und andererseits scheint eben aus Grund des Stiftsbriefes das Kriterium einer richtigen Durchführung der Akademie die Möglichkeit des Wegfalles der Handstipendien gedacht, da dieselben, wie ich mir erlaubt habe zu bemerken, eben nur als Uebergangsstadium gestattet waren und nicht als die dem Witten des Stifters als Regel entsprechende Form des Stiftungsgenusses angesehen werden können und angesehen werden konnten.

Dieses Kriterium trifft nun bei der früher in Aussicht genommenen Anstalt nicht zu. Es ist nun allerdings von dem geehrten Herrn Vertreter des Minoritätsvotums gesagt worden, daß kein hinreichender Grund vorhanden sei an den lange bestehenden Zuständen zu rütteln, daß die Aufrechterhaltung der Handstipendien in vielen Beziehungen wünschenswerth und nothwendig sei, und es wurde darauf hingewiesen, daß dieselben von vorzüglichem Erfolge begleitet sind, nachdemvon 135 Stiftlingen nur 32 wegen schlechten Erfolges die Stiftung aufgeben mußten.

Ich glaube, über diese Frage mögen die Anschauungen verschieden sein. Ich gebe ja zu, daß es Fälle gibt, wo es im Interesse des Stiftlinges liegt, das Handstipendium zu behalten.

Im großen Ganzen aber wurde sogar das als Motiv vorgeführt, daß dabei auch undirekt die Familie partizipiere. Nun, meine Herren, das ist aber gerade eine Ursache und mit einer der Gründe, welche die Vertreter der entgegengesetzten Anschauung dafür anführen, daß man diese Handstipendien aufhebe, weil der Stifter doch in erster Linie eben die Ausbildung des Individuums im Auge hatte und mit seiner Siftung nicht eine Art Versorgungsanstalt für minder bemittelte Familien beabsichtigte.

Abgesehen aber von diesen dem Stiftsbriefe entnommenen Argumenten, welche also, wie ich mir erlaubt habe auszuführen, der Aufrechterhaltung dieser Handstipendien entschieden nicht günstig lauten und, wie die Majorität der Kommission glaubt, sogar die Aufhebung der Handstipendien bedingen, möchte ich mir erlauben, aus jene Stellen des Testamentes aufmerksam zu machen, welche sich mit der seiner Zeit in Aussicht genommenen Exerzitienanstalt noch weniger in Einklang bringen lassen. Es sind dies jene Stellen, in welchen in erster Linie darauf hingewiesen wird, daß der jeweilige Statthalter des Königreiches Böhmen das Protektorat über diese Akademie zu übernehmen habe.

Die betreffende Stelle lautet:

"Jako protektorové této fundace k vìtší cti a slávì boží a pro milou vlast svou takovou práci a starost na sebe pøijíti a vše skrze subdelegirované nebo podøízené osoby bedlivì a milostnì spravovati dáti ráèili".

Nun ließe sich allenfalls denken, daß der jeweilige Statthalter des Königreiches Böhmen sich für die Beaufsichtigung einer Solchen Exercitienanstalt interessiren würde, obzwar auch eine solche Thätigkeit sich mit dem Gedanken: "k vìtší cti a k slávì boží a pro milou vlast svou" nicht gut Vereinigen läßt Wenn es aber weiter hier heißt, daß dem jeweiligen Prager Erzbischof die Befugniß zugetheilt werde diese Anstalt zu überwachen und dafür zu forgen, daß nichts dem katholischen Glauben widersprechendes dort gelehrt Werde, so läßt sich diese Bestimmung des Testamentes mit der in Aussicht genommenen Errichtung einer Exercitienanstalt absolut nicht in Einklang bringen Es wäre, wenn dieser damalige Beschluß zur Thatsache geworden wäre, thatsächlich jenes Beaufsichtigungs- und Ueberwachungsrecht jener beiden Würdenträger illusorisch geworden, Wenn nicht geradezu ad absurdum geführt Die Majorität der Kommission glaubte aber, daß Graf Straka gerade dadurch, daß er diese beiden Würdenträger gewissermaßen zu Testementsexekutoren pro futuro ernannt hat, auch genau andeuten wollte oder angedeutet hat, welcher Art eben die Akademie sein soll, welche seinen Intentionen entspricht. Wir haben einen hinreichenden Ausschluß über die Geistesrichtungs des Stifters darin, daß er nicht nur ein edler hochherziger Menschenfreund, nicht nur ein warm fühlender Sohn feines Landes, sondern auch ein treu ergebener Diener des Kaisers und offener Bekenner seines Glaubens war. Offenbar wollte er, wenn er fein ganzes Vermögen der heranwachsenden Jugend Seines Landes widmete, daß diese seine Geistesrichtung auch auf diejenigen übergehe, welche die Fruchtnießer seines ganzen Vermögens für die Zukünftige Zeit fein werden, und glaubte die beste Garantie dafür darin zu erblicken, daß er eben jene beiden Würdenträger beauftragte, die Ausführung feiner testamentarischen Bestimmungen zu überwachen. Diese Beaufsichtigung scheint eben nur möglich in einer vita comunis, in einer einheitlichen Leitung und ich glaube und die Majorität der Kommission schließt sich dieser Anschauung an, daß Graf Straka, welcher in erster Linie um die Erziehung im allgemeinen nach den Grundsätzen der geistigen und körperlichen Ausbildung im Sinne des mens sana in corpore sano besorgt war, daneben auch einen großen Werth darauf legte, daß die Anhänglichkeit an das Land, das dynastische Gefühl gepflegt werde, und daß eben würdige, tüchtige und brauchbare Söhne des Landes herangezogen werden.

Es ist hier weiter, ich erlaube mir darauf aufmerksam zu machen, eine Bedingung an den Bezug dieser Stiftung geknüpft, eine Bedingung, welche auch hier in dem Berichte des Landesausschußes angedeutet ist und welche in Verbindung steht mit der in der Akademie zu errichtendeu Kapelle. Dieser eine Umstand allein wäre für die Majorität der Kommission maaßgebend gewesen, Denn die Errichtung einer Kapelle sagt eben deutlich genug, was der Stifter wollte und wie er sich die Ausführung feiner Gedanken dachte. Die Bedingung, die daran geknüpft ist, ist aber thatsächlich unerfüllbar gewesen, wenn die Akademie in der Form einer Exertitienanstalt in's Leben getreten wäre. Der Antrag der geehrten Minorität sagt nun, es mögen die Handstipendien in der bisherigen Zahl aufrecht Verbleiben und dafür gesorgt werden, daß eine Akademie errichtet werde lediglich aus den Mitteln des Reservefondes. Der Gedanke einer Akademie selbst ist also auch in Aussicht genommen und zwar in einer anderen Weise als im Sinne des damaligen Landtags-Beschlußes und zwar in der eigentlichen ursprünglichen Intention des Stifters. Es wurde uns gesagt, es könnte ja vielleicht eine dritte Universität errichtet werden, es könnte ein Gymnasium verbunden mit Exerzicienanstalten errichtet Werden. Nun glaube ich, diesem Ziele gegenüber ist der einfache Hinweis auf die materiellen Verhältnisse ausschlaggebend, welche die Durchführung dieses Gedankens eben absolut unmöglich erscheinen lassen. Wenn dabei die Handstipendien selbst aufrecht erhalten werden sollen, so müsste man den Reservefond zu einer Höhe anwachsen lassen, daß nicht nur die Erbauung der Akademie, sondern auch die ganze Erhaltung des Institutes aus den Interessen jenes Fondes bestritten werden tonnte. Das ist eine Ziffer, die sich auf Millionen belaufen würde und es würde damit thatsächlich die ganze Angelegenheit ad Calendas graecas verschoben werden. Abgesehen davon wäre ja auch eine Hochschule oder Gymnasium welches sich auf 80 Schüler Zöglinge zu beschränken hätte eben eine Unmöglichkeit und wollte man andere herbeiziehen, so stellen sich eben jene Bedenken gegenüber, die die Majorität der Kommission allerdings nicht theilt, welche aber der Herr Berichterstatter der Minorität ausgeführt hat, indem er sagte, es sei dem Witten des Stifters nicht entsprechend, daß auch andere, die in günstigen materiellen Verhältnissen sich befinden, Antbeil nehmen an den Vortheileu eines solchen Institutes. Derselbe Fall wäre auch bei Exerzicienanstalten

eingetreten, und gerade dort in weit erhöhtem Maße. Was nun die pädagogischen Schwierigkeiten betrifft, die sich nach der Auschanung des Herrn Berichterstatters der Minorität der Kommission dem Unternehmen entgegenstellen, so läßt sich nicht läugnen, daß die häusliche Erziehung in Familien selbst der münschenswertheste Zustand ist, vorausgesetzt, daß die Erziehung eine gute sei.

Es können aber Fälle eintreten, wo gerade materielle Verhältnisse ausschlaggebend sind, diese Aufgabe in häuslicher Erziehung nicht im vollständigen Maße erzielt wird, es können Fälle eintreten, wo die Strenge Disciplin des Institutes sogar eine nothwendige und gebotene ist für den einzelnen Charakter, es können Fälle eintreten, wo das Zusammenleben wünschenswerth für Fortschritte der Studien der Zöglinge erscheint "also selbst Vom pädagogischen und didaktischen Standpunkte ist die Errichtung einer Akademie nicht zu bekämpfen und gerade in unserer Zeit wo das öffentliche Leben gewiß eine erhöhte geistige Thätigkeit sordert, wo die Erziehung es mit Sich bringt, daß es wünschenswerth ist, daß man in der Lage sei, im öffentlichen Leben auszutreten, gerade in unserer Zeit Scheint eine Solche Akademie mit einer "vita comunis" einen entschiedenen Vortheil zu bieten, einen Vortheil in der Beziehung, daß die Zöglinge Sich Schon frühzeitig daran gewöhnen, mit anders Denkenden umzugeben, und dabei doch jene Anschauungen und Grundsätze beizubehalten, die sie Sich aus dem Elternhause, mitgebracht haben, Sich gewissermassen abzuschleifen. Der Umstand, daß eben auch jahlende Zöglinge ausgenommen Werden sollten, ist ja etwas, was durchaus nicht als ein Nachtheil bezeichnet werden kann, im Gegentheile es muß aber allerdings vielleicht nicht mit einem auf den Kreuzer ausgerechneten Betrage, den betreffenden Zöglingen an der Anstalt das geboten werden, wofür sie ihren Beitrag leisten.

Ich glaube daher, daß ich im Namen der Kommission erklären darf, daß die Ausführungen des geehrten Heiren Berichterstatters der Minorität Solche waren, daß sie uns von dem einmal eingenommenen Standpunkte nicht abzubringen konnten und erlaube ich mir daher die Anträge der Majorität der Kommission der Genehmigung des hohen Hauses zu empfehlen.

Nejv. maršálek z. (zvoní) Pøejdeme k hlasování.

Wir übergehen zur Abstimmung.

Návrhy nacházejí se tištìny v rukou pánù a nebude tedy zapotøebí, abych je opìt pøeèetl. Dám hlasovati nejdøíve o návrhu menšiny; a pakli by tento návrh byl pøijat, odpadá hlasováni o návrhu vìtšiny; pakli by návrh menšiny pøijat nebyl, dám hlasovat o návrhu vìtšiny.

Sowohl der Antrag der Kommission als auch der Antrag der Minorität befinden sich in den Händen der Herren gedruckt. Und es wird daher nicht nothwendig sein dieselben zu wiederholen.

Ich werde zuerst über das Minoritätsvotum abstimmen lassen; sollte dasselbe angenommen werden, so entfällt die Abstimmung über den Antrag der Kommission; Sollte das Minoritätsvotum abgelehnt werden, so wirb über den Kommissionsantrag abgestimmt.

Ich ersuche diejenigen Herren, welche dem Minoritätsvotum zustimmen, die Hand zu erheben.

Žádám pány, kteøí souhlasí s votum menšiny, by vyzdvihli ruku.

(Stane se. )

(Geschieht).

Das Votum ist abgelehnt.

Návrh jest zamítnut.

Dám nyní hlasovati o návrhu kommisse.

Ich werde nunmehr den Kommissionsantrag zur Abstimmung bringen.

Ich ersuche die Heeren, welche demselben Zustimmen, die Hand zu erheben

Žádám pány, kteøí s návrhem kommisse souhlasí, by vyzdvihli ruku.

(Stane se. )

(Geschieht).

Jest pøijat.

Es ist angenommen.

Pøíští pøedmìt denního poøádku jest zpráva komise, zøízené pro záležitost stavby nové budovy musejní.

Nächster Gegenstand der Tagesordnung ist der Bericht der für die Bauangelegenheiten des Museums gewählten Kommission.

Zpravodajem jest p. dr. Rieger.

Zprav. dr. Rieger:

Slavný snìme !

Zpráva o této záležitosti nalézá se tištìna v rukou pp. èlenù tohoto slavného shromáždìní a na ten èas necítím potøebu, nìco více pøiložiti k tomu co jsem co zpravodaj vìtšiny již ve zprávì povìdìl.

Pøipomínám toliko, že z rozkazu pana pøedsedy této komise bylo uèinìno opatøení, aby se plány musejní s rozpoèty nalézaly ve vedlejší místnosti v èítárnì, kde každému z pánù je volno do nich nahlédnouti.

Ich finde es nicht für nothwendig, zu dem Berichte der Majorität etwas hinzuzufügen, und bringe nur zur Kenntniß, daß über Verfügung des Kommissionsobmanns die plane und Berechnungen für den Museumsbau sich im Lesezimmer vorfinden, wo jeder von den geehrten Mitgliedern davon Einsicht nehmen kann.

Oberstlandmarschall: Nachdem bei diesem Gegenstand ein Minoritätsvotum vorliegt, so wird zunächst der Berichterstatter der Minorität zum Worte gelangen.

Jelikož pøi tomto pøedmìtu je návrh menšiny, dávám slovo pøedevším zpravodaji menšiny.

Ich ertheile dem Herrn Dr. Phil. Knoll das Wort.

Berichterstatter der Minorität Herr Dr. Philipp Knoll (liest):

Das Minoritätsvotum lautet:

Der hohe Landtag wolle beschließen: In Erwägung, daß:

1. der Landtag seine Zustimmung zu einem Museumsbaue aus Landesmitteln nur dann ertheilen könnte, wenn das neue Museum nicht einer Privatgesellschaft zur Benützung überwiesen würde; daß

2. das vorliegende Bauprojekt nicht auf einem Bauprogramme fußt, das die Garantie dafür bietet, daß es sich nur auf die wirklichen Bedürfnisse des in ein Landesmuseum gehörenden Theiles der Sammlungen der Museums-

gesellschaft beschränkt hat, und dem entsprechend auch der für die Durchführung dieses Bauobjektes erforderliche Kostenaufwand die Finanzen des Lances übermäßig belasten würde: daß

3. in der Vorlage des Landesausschusses auch die im Vorjahre vom Landtage gestellten Forderungen: möglichst genau sicherzustellen, wie hoch sich die Einrichtungskosten des Museums belaufen würden, und welche Dotation dem Museum für die Zukunft zu gewähren sein werde, nicht erfüllt wurden, weist der Landtag die Vorlage zur Umarbeitung nach den oben angegebenen Gesichtspunkten an den Landesausschuß zurück.

Viele in diesem hohen Hause dürften der Ansicht huldigen, dass angesichts der klar vorgezeichneten Stellung, welche die beiden Parteien in diesem hohen Hause in der betreffenden Angelegenheit einnehmen, eine eingehendere Debatte über die Frage des Museumsbaues eigentlich überflüßig sei und es das Entsprechendere wäre, sofort in die Abstimmung über die Anträge der Majorität und Minorität einzugehen.

Wenn ich als Berichterstatter der Minorität trotzdem das Wort ergreife, um in etwas eingehenderer Weise unseren Minoritätsbericht zu motiviren, so geschieht dies, weil wir die Verpflichtung in uns fühlen, noch einmal die Gründe Ihnen vor Augen zu führen, welche gegen die Annahme des vorliegenden Projektes sprechen und Sie noch einmal eindringlich zu warnen, die Lösung der Angelegenheit in der Weise vorzunehmen, wie es die Kommissionsmajorität beantragt, eine Lösung, welche nur dazu beitragen kann, die diese Mißstimmung bei den Deutschen in Böhmen zu vermehren, (Bravo! links) welche die Finanzen des Landes in übermäßiger Weise belasten, (Sehr richtig!) und zugleich zu einer stetigen Quelle von Verlegenheiten für das Land werden wird. (Bravo !).

Indem ich nun daran gehe, die Ursache für die Mißstimmung der Deutschen in Böhmen gegenüber dem von der Kommissionsmajorität vertretenden Projekte klar zu legen, kann ich mich selbstverständlich nur auf den Standpunkt stellen, den in dieser Frage im allgemeinen diese Seite des hohen Hauses einnimmt, weiß aber nicht, ob ich dabei nicht doch in dem einen oder andern der auf der andern Seite dieses h. Hauses sitzenden Mitglieder

dieser Körperschaft Saiten anklingen machen werde, die den unseren verwandt tönen.

Ich beziehe mich zunächst hiebei aus die Regelung des Rechtsverhaltnißes zwischen dem Lande und dem Museum, welches wir auch im Vorjahre an die Spitze der ganzen Vorgehens in der Museumsangelegenheit gestellt haben und die wir auch heute noch als den Schlüßelpunkt in dieser Angelegenheit bezeichnen müßen. Und da muß ich denn bekennen, daß ich auch dem gegenwärtigen Zustand in dieser Richtung schon als Anomalie ansehen muß, als eine Anomalie welche im Vorjahre der Abgeord. Wolfrum nicht unzutreffend dahin definiert hat: die Museumsgesellschaft beschließt und das Land bezahlt.

Ich stütze mich zur Begründung hiefür auf folgendes: Die Einnahmen der Museumsgesellschaft im Ganzen betragen beiläufig 26. 000 fl.; 10000 fl. von dieser Summe bekommt die Museumsgesellschaft aus Landesmitteln direkt, 6000 fl. indirekt, indem das der Betrag ist, der für die Miethe entrichtet wird von den einzelnen Parteien, die in dem Hause wohnen, das ja die Museumsgesellschaft benützt, das aber dem Lande gehört. Die Museumsgesellschaft bringt selbst nur 10000 fl. auf.

Nehmen Sie noch hinzu, daß das Land alle Räume beistellt, in welchen die Sammlungen des Museums untergebracht sind, dass regelmäßig bei Ankäufen von größern Sammlungen oder bei Uebemahme von Sammlungen unter finanziellen Verpflichtungen, wie wir es Vor Kurzem wieder erlebten die Museumsgesellschaft mit Ansorderungen an das Land herangetreten ist. so werden Sie, Wenn wir das Zusammennehmen, gewiß zur Ueberzeugung kommen, daß es sich bei der Museumsgesellschaft nicht etwa lediglich um ein Institut handelt, welches Vom Lande Subventioniert ist, sondern ein Institut, welches in Wirklichkeit vom Lande unterhalten wird.

Im Gegensatze hiezu nun finden wir aber, daß dem Lande so gut wie gar kein Einfluß auf die Gebahrung des Museumsausschußes eingeräumt ist; denn die einzige Koncession, die wir in dieser Richtung zu verzeichnen haben, ist die, daß wir unter den 15 Mitgliedern des Verwaltungsausschußes des Museums, einen, sage einen Delegaten des Landes bisher gehabt haben. Und diese Anomalie wird ins Ungeheuerliche Steigen, nach der Annahme

der Anträge der Kommissionsmajorität. Zunächst sei in dieser Richtung darauf hingewiesen, daß aus der Annahme dieser Anträge dem Lande die Verpflichtung erwachsen wird zur Durchführung eines Baues, der nach der Ansicht von Sachverstädigen mindestens drei Millionen kosten wird. (Hört!) Das Steht allerdings zunächst im Widerspruche zu dem in dem Berichte des Landesausschußes und in dem Antrage der Majorität angeführten Baukosten. Allein, wenn Sie bedenken, daß die Üiberschreitung der projektirten Baukosten, insbesondere bei Monumentalbauten eigentlich die ausnahmslose Regel ist, Wenn Sie dabei weiter bedenken, daß bei diesem Baue sehr Schwierige und kostfpielige Fundirungen nothwendig sein werden, wenn Sie serner bedenken, daß in diesem präliminare durchaus nicht einbegriffen find die nothwendigen Einrichtungskosten für das Museum, und daß diese Einrichtungskosten sehr kostspielig sein werden, indem die ganze Einrichtung entsprechend dem Styl des ganzen Museums, in gewisser Beziehung prunkvoll sein muß und die eisernen Konstruktionen ind er Bibliothek sehr Viel Geld in Anspruch nehmen werden - wenn Sie das Alles bedenken, werden Sie zu der Uiberzeugung kommen, daß man jener von Sachverständigen geäußerten Ansicht eine gewisse Berechtigung nicht aberkennen kann.

Weiter aber wird nach der Annahme des Antrages der Majorität dem Lande auch noch die moralische Verpflichtung erwachsen für die ausgezeichnete Instandhaltung eines so kostspieligen Baues Sorge zu tragen und wenn ich den verwahrlosten Zustand des "gegenwärtigen Museumsgebäudes in's Auge fasse, so Scheint es mir, daß die Majorität von ihrem Standpunkte aus, sogleich von vornherein hätte beantragen Sollen, daß dem Lande die Verpflichtung zur Instandhaltung dieses Baues auferlegt werde. Wir würden dann wenigstens vor dem gesichert sein, was sich in den ersten Sechziger Jahren dieses Jahrhundertes ereignet hat, wo die Museumsgesellschaft den Bauingenieur, welcher sich anschickte die Bauschäden des Museums auszuzeichnen, gar nicht zur Besichtigung der Bauschäden zuließ (hört) Weil er Sich nicht in vornhinein verpflichten wollte nur solche Anträge zu machen, zu denen der Vertrauensmann des Museums feine Zustimmung geben würde, und die besonders der Museumsverwaltung keine Kosten machen würden Hört). Dabei ist weiter zu erwägen, daß die Verwaltungskosten in dem neuen kolossalen

Baue ungleich höher zu stehen kommen, als bisher und besonders wird dies der Fall sein, wenn gewisse Abtheilungen des Museums, beispielsweise die Bibliothek der allgemeinen Benützung zugänglicher gemacht werden Sollen, als das bisher der Fall war. Daß die Kosten für Beheizung, die Kosten für Beleuchtung einer Anzahl von Räumen gleichfalls ein erkleckliches in Anspruch nehmen werden, will ich nur nebenbei berühren. Dann ist aber ganz besonders das Eine zu bedenken, daß große Summen nothwendig sein werden, um die jetzigen Sammlungen der Museumsgesellschaft soweit zu vervollständigen und herzuslellen, daß sie einigermaßen den neuen, großen und prunkvollen Räumen entsprechen. Sie sehen also, daß aus alledem ein ungeheheurer Verwaltungsdeficit für das Museum sich ergeben wird und ich glaube, hier eher zu niedrig als hoch zu greifen, wenn ich annehme, daß dieses Verwaltungsdeficit und die Ausgaben für den Museumsbau eine jährl. Belastung des Landes bedingen werden von mindestens 200. 000 fl. (Hört) Ich sehe, daß man geneigt ist dort über diese Annahme zu spotten, aber ich mache die Herren darauf aufmerksam, daß man im Vorjahre auch gespottet hat, als der Berichterstatter der Minorität Herr Abg. Wolfrum die Anficht aussprach, daß der neue Museumsbau zwei bis drei Millionen kosten wird. Vestigia terrent rief der Graf Clam-Martinic damals aus und Dr. Rieger sagte, darüber könnten wir uns beruhigen, denn die Museumsgesellschaft hat ein Bauprojekt in Vorbereitung auf Grund dessen der Bau mit dem Aufwande von 1 Million beiläufig herzustellen sei. Heute aber stehen wir davor, daß die Annahme des H. Abg. Wolfrum buchstäblich in Erfüllung geht. (Hört! links. )

Ich kehre daher auch zu meiner Annahme zurück, welche dahin geht, daß aus dem neuen Museum dem Lande eine jährliche Saft Von 200. 000 fl. erwachsen werde. Wenn wir nun Weiter in Erwägung ziehen, daß die Einkünfte der Museumsgesellschaft aus den Beiträgen ihrer Mitglieder sich kaum vermehren dürften, wenn die Museumsgesellschaft erst einmal in den Sichern Hafen des Neubaues eingelaufen ist, so ergibt sich aus dem Allen, daß künftighin also den 10. 000 fl., welche die Museumsgesellschaft jährlich aufbringt, 200. 000 fl. gegenüberstehen werden, welche das Land aufbringt. Also 200. 000 fl. auf der einen, 10. 000 fl. auf der andern Seite. Und wie verhält es sich deun dabei mit den Rechten?

Da sagt man uns freilich, die Zahl der Mitglieder im Verwaltungsausschuße des Museums, welche vom Lande entsendet werden, vermehrt sich ja sehr erheblich, sie wächst an von 1 auf 6, vermehrt sich also auf nahezu 1/3 oder vielmehr nicht einmal 1/3 sämmtlicher Mitglieder des Verwaltungsausschußes. Nun, meine Herren, über den Einfluß der Minoritäten auf Beschlüsse von Vertretungen machen wir eben so ausgiebige Erfahrungen, (sehr gut! links) daß Sie uns verzeihen werden, wenn wir auf diese Minoritätsvertretung in der Museumsgesellschaft kein Gewicht legen, (Bravo! links) und wir find der Meinung, daß, wenn man wirklich den Vertretern des Landes einen entscheidenden Einfluß auf die Verwaltung des Museums hätte einräumen wollen, doch die Einräumung der Parität im Verwaltungsausschuße das Mindeste gewesen wäre, was man hätte koncedieren müssen.

Nun sucht man allerdings die Einwendungen, welche wir erheben auf Grund des Mißverhältnisses zwischen den Rechten und den Pflichten des Landes dadurch zu entkräften, daß man sagt, ja die Museumsgesellschaft liefert aber den Baugrund, sie trägt außerdem durch die Geschenke, die ihr stets zu theil werden, wesentlich bei zur Vermehrung der Sammlungen, sie verwaltet die Sammlungen sehr billig, und schließlich hat ja das Land das Heimfallsrecht an allen diesen Sammlungen.

Was nun den Baugrund betrifft, so muss ich mich auch hier wieder auf das Urtheil von Sachverständigen berufen. In den Berichten des Landesausschusies und der Majorität der Commission spielt dieser Baugrund allerdings eine große Rolle; im Berichte des Landesausschusses ist er mit 1/2 Million beziffert, im Berichte der Commission ist er bereits auf 1 Million angewachsen. Der Sachverhalt ist aber meiner Meinung nach der, daß dieser Baugrund weit eher ein Danaergeschenk ist, indem der Schuttboden und der steile Anstieg jenes Terrains kostspielige Fundierungen nothwendig machen wird, Fundierungen, welche das Museum an und für sich gar nicht bedürfen würde, eben so wie die Räume, welche man dadurch gewinnen wird, dem Museum einen wesentlichen Nutzen nicht gewähren werden.

Was nun die Geschenke betrifft, so bin ich nicht in der Lage, einzusehen, warum die Geschenke aufhören sollten, wenn das Museum

eine wohlverwaltete Landesanstalt wird; aber ich bin andrerseits auch der Meinung, dass diese Geschenke nur eine ganz untergeordnete Rolle künftighin werden spielen müssen gegenüber einer planmäßigen Vermehrung der Museumssammlungen durch Ankauf, wenn überhaupt in einer nicht anzulangen Frist die Sammlungen einigermaßen entsprechen sollen dem Gebäude.

Auch scheint es mir ein ganz fehlerhaftes Prinzip zu sein, erst eine große Summe von weniger werthvollen Objecten geschenkt zu nehmen, um dann für diese aufgestapelten Geschenke einen kostspieligen Bau aufzuführen.

Hinsichtlich der Verwaltung bin ich der Meinung, dass unter den neuen Verhältnissen gewiss das Princip der Wohlfeilheit der Verwaltung nicht wird oben an stehen dürfen.

Das, was bis jetzt die Hingebung von Einzelnen geleistet hat, welche der Museumsgesellschaft gegen sehr billigen Entgelt ihre Dienste zur Verfügung gestellt haben, das wird man in Hinkunft nicht zu erlangen vermögen. Man wird das umsoweniger zu erlangen vermögen, als entsprechend den neuen Verhältnissen, die Beamten der Museumsgesellschaft die Arbeiten in den Sammlungen nicht als eine Nebenbeschöftigung werden betreiben können, sondern als sie derselben ihre ganze Zeit, ihre ganze Kraft werden widmen müssen. Es scheint mir andrerseits auch durchaus nicht entsprechend, wenn das Land etwa für das Museum, das es erhält, die Dienste, welche die wichtigsten in der ganzen Angelegenheit sind, gewissermaßen gefälligkeitsweise in Anspruch nehmen sollte. Und es scheint mir auch im höchsten Grade verfehlt, wenn man Hunderttausende jährlich zu Museumszwecken verausgaben sollte und dagegen die Personen, in deren Händen eigentlich das ganze Geschick des Museums liegt, nicht einmal entsprechend ihren Leistungen honoriren sollte.

Nun Spricht man auch von dem Heimfallsrecht an die Sammlungen und von einem großen Vortheil, der dem Lande hieraus erwächst. Da muß ich nun gestehen, daß, wenn mit der Uebernahme der Sammlungen durch das Land etwa auch die Verpflichtung Verbunden Sein sollte, die Sammlungen in ihrer Totalität zu erhalten, sie in ihrer Totalität zu verwalten und zu vervollständigen, daß ich auch da weit eher mich der Meinung zuneigen würde, daß das Land hiemit nur eine große

Last und nicht etwa einen großen Vortheil einheimsen würde. (Rufe: Sehr gut, links. )

Wie verschiedenartig diese Sammlungen sind, und auf wie viel sie sich erstrecken, das geht zur Genüge aus dem Bauprogramm hervor, welches die Museumsgesellschaft verfaßt hat und welches vom Landesausschusse acceptirt wurde. Da finden wir eine paläontologische Sammlung, eine mineralogische Sammlung, eine botanische Sammlung, eine zoologische Sammlung, dann Sammlungen prähistorischer Alterthümer, klassische und ägyptische Alterthümer, eine archäologische Sammlung, des Mittelalters, Sammlung der Renaissance und der Neuzeit, eine spyragistische und eine heraldische Sammlung, eine Sammlung von Musikinstrumenten und Kuriositäten, eine ethnographische Sammlung, eine topographische Sammlung, eine Sammlung von Kupferstichen und Holzschnitten, außerdem eine numismatische Sammlung u. s. w.

Meine Herren! Sie werden zugeben müssen, daß das ein sehr großartiges Gerüst ist: derjenige aber, dem die Sammlungen näher bekannt sind, wird auch zugeben müssen, daß die meisten Fächer dieses Gerüstes sehr unvollständig, ja fast gar nicht ausgefüllt sind, und ich kann mich darauf berufen, daß der Präsident der Museumsgesellschaft, Seine Excellenz Heinrich Graf Clam=Martinitz im Vorjahre bis zu einem gewissen Grade diese allzugroße Vielartigkeit der Sammlungen und in Folge dessen die große Lückenhaftigkeit derselben selbst zugeben mußte und daher Sagte, daß eine Sichtung der Sammlungen und eine eingehende Prüfung derselben sehr wünschenswerth sei.

Mir Scheint nun, daß eine Solche Prüfung und eine solche Sichtung allen weiteren Schritten in der Museumsangelegenheit hätte vorangehen müssen, um die fehlerhaften Grundlagen zu vermeiden, auf denen das ganze vorliegende Projekt erwachsen ist, und ich glaube, daß Se. Excellenz Graf Clam=Martinitz im Vorjahre selbst dieser Ansicht war, indem er sagte, daß eine systematische Prüfung, eine systematische Sichtung und ein systematischer Plan für's Museum ja im Sinne der Anträge liegt, welche im Vorjahre von der Kommissonsmajorität gestellt wurden und die im hohen Hause zur Annahme gelangten.

Nun sollte man aber meinen, wenn eine solche Sichtung wirklich vorgenommen worden

wäre, daß die Sammlung fetbft sich wesentlich hätte reduziren müssen und die von der Museumsgesellschaft in Anspruch genommenen Baukosten dem entsprechend auch hätten kleiner ausfallen müssen. Was finden wir an Stelle dessen ?

Im Jahre 1883 hat die Museumsgesellschaft ein Bauprojekt Vorgelegt, auf Grundlage dessen der Bau beiläufig eine Million in Anspruch nehmen soll, und nun liegt uns ein Bauprojekt vor, das nach dem Voranschlage des Architekten selbst ohne Einrichtungskosten nahezu zwei Millionen kostet.

Ich glaube also, daß da von einer durchgreifenden Sichtung der Sammlungen, die vorhergegangen ist, gewiß nicht gesprochen werden kann.

Nun sagt man uns andererseits aber: "Eine solche Sichtung ist jetzt gar nicht möglich, die Sammlungen sind ungenügend aufgestellt, die Objekte sind zum Theil in Kasten vergraben; man kann unter Solchen Verhältnissen eine entsprechende Sichtung gar nicht vornehmen"

Da muß ich mich nun zum Glauben bekennen, daß ja in einer wohlorganisierten Anstalt eine solche Richtung ganz einfach auf Grundlage der Kataloge möglich fein müßte, in denen ja die Objekte nach ihrer Art und Beschaffenheit klar verzeichnet sein müssen.

Auch bin ich ja nicht der Meinung, daß man sich blos auf die Ausscheidung weniger werthvoller Objekte, und auf die Ausscheidung von Doubletten etwa beschränken soll Ich bin der Meinung, daß eine durchgreifende Sichtung nach einem bestimmten Programme hätte erfolgen müssen, nach einem Programme, welches man in Wirklichkeit einem Landesmuseum zu Grunde legen darf.

Stellen Sie sich nun aber die Zwecke eines Landesmuseums vor und fassen Sie das ursprüngliche Programm der Museumsgesellschaft in's Auge, so werden Sie wohl zugeben müssen, daß in den Nahmen eines solchen Programmes ein sehr großer Raum für fremdländische Naturschätze - und das Sind weitaus die meisten Räume, die in Bezug auf die Zoologischen, in Bezug auf die mineralogischen und botanischen Sammlungen in Anspruch genommen werden - daß also sehr große Räu-

me für fremdländische Naturschätze gewiß nicht in den Rahmen eines solchen Programmes passen; daß in den Rahmen eines solchen Programmes eine ethnographische Sammlung wohl auch kaum hereinpassen würde, und daß insbesondere in den Rahmen eines Solchen Programmes eine Bibliothek von 200. 000 bis 800. 000 Bänden wohl kaum hereinzufügen sein wird. Wenn man aber nun die Forderung aufstellt, es solle eine programmatische Richtung der Sammlungen vorgenommen werden, eine Reduzierung derselben auf die Theile, welche den eigentlichen Zwecken eines Landesmuseums entsprechen, dann heißt es wieder, man will die Sammlungen zerreißen.

Nun meine Herren, dieses Wort "zerreißen" wird uns jetzt so oft entgegen geschleudert, daß es kein Wunder wäre, wenn wir uns selbst schon wie Umsturzmänner vorkämen. (Bravo! links).

Ich aber bin der Meinung, daß wie man im öffentlichen Leben durch die Sonderung des Unzusammengehörigen die Grundlagen für die gedeihliche Entwicklung des Einzelnen findet, ein Gleiches auch in der Forschung und in den Forschungsmitteln stattfinden soll, (Sehr gut! links); daß wie man sich im öffentlichen Leben nahe, erreichbare Ziele sehen muß, nicht Unmögliches anstreben darf, also nicht etwa die volle Befriedigung aller einzelnen, bis zu einem gewissen Grade im Gegensatze zu einanderstehenden Volkselemente, daß man auch in der Wissenschaft, wenn man wirklich Gutes erreichen will, die Ziele nach den Mitteilt bewessen muß und eingedenk bleiben muß des Spruches, daß nur in der Beschränkung sich der Meister zeigt. (Bravo! Sehr gut! links).

Unbekümmert um allen Widerspruch, unbekümmert auch um den Widerspruch gegen die eben entwickelten Anschauungen, die bei mir auf den Grundlagen der ganzen Natnranschauung fußen, die ich durch mein Berufsleben gewonnen habe; unbekümmert also um allen Widerspruch muß ich bei der Forderung beharren, daß eine Reduktion der Museumssammlungen in der Richtung vorgenommen werde, daß alles dasjenige ausgeschieden werde, was nicht in die Zwecke eines Landesmuseums paßt, und daß man auf diese Weise entsprechende Grundlagen für die Organisation eines Museumsgewinnes, daß man vor allem die Grundlagen für die Organisation verwerfe, welche in den verschiedenartigen und lückenhaften Sammlun-

gen der jetzigen Museumsgesellschaft zum Ausdruck kommen und zu Tage treten.

Seien Sie überzeugt, meine Herren, daß alle die Schäden dieser Sammlungen, alle die Lücken derselben viel greller zu Tage treten werden in den neuen prunkvollen Räumen Die Kenner werden den Neubau mit viel höheren Ansprüchen betreten, als jetzt die alten Räume und wenn auch Einzelne von ihnen sich befriedigt fühlen werden von einzelnem Trefflichen in der Sammlung, beispielsweise von der paläoutologischen Sammlung, so werden sie im Großen und Ganzen Vorausgesetzt, daß nicht eine enorme Summe Verschlingende Ergänzung der Sammlungen Stattfindet, das Museum doch mit dem Eindrucke verlassen, daß der Kern der kostbaren Schale nicht entspreche. (Sehr richtig! links).

Eines wuß ich aber noch hervorheben, daß der Zustand, wo man nicht einen harmonischen Eindruck im Museum gewinnen wird, sondern einen Widerspruch empfinden wird, zwischen den prunkvollen Räumen und den Sammlungen, daß dieser Zustand ein Stachel sein wird für sie alle. Und so wird man hasten und hasten mit dem Ankaufe von Sammlungen, welche geeignet sind die bestehenden Sammlungen zu ergänzen und für die Museumgesellschaft wird das Fordern und für das Land das Bewilligen eine stete Quelle von Verlegenheiten sein. (Jawohl, Bravo!)

Nun wird gegen die Forderung, nach Sichd tung der Sammlungen auch das eine geltenn gemacht, dass diese Sammlungen eine Art vo= Fideikommiss seien und der Bericht der Majorität drückt sich über diesen Punkt an einer Stelle folgendermaßen aus:

Schließlich ist es wohl zu bestreiten, ob die Gesellschaft die ihr zu treuer Aufbewahrung und wissenschaftlicher Nutzbarmachung geschenkten Sammlungen und legirten Bibliotheken einfach nach Belieben zerreißen und zu Verkaufen berechtigt wäre. Ich muss darauf das eine entgegnen, dass das, was von unserer Seite Verlangt wird von dem unserseits allerdings verlangt wird, dass es planmäßig und in durchgreifender Weise geschehe, nämlich die Verwerthung einer Anzahl von Objecten der Museumssammlungen behufs Vervollständigung des übrigen, dass das fort und fort von Seite des Museums in der Weise geschehe, dass Doubletten und entbehrliche minder werthvolle Objekte

verwerthet werden, um die Mittel zu anderweitigen Ankäufen zu gewinnen.

Ich kann also diesen Einwand nicht gelten lassen. Dann wieder sagt man uns, dass was Ihr verlanget, die Sichtung der Sammlungen die Übernahme der Museumssammlungen durch das Land, die Verwaltung derselben durch das Land, das alles muss ja dereinst kommen, ist unausbleiblich nach den ganzen Verhältnissen, nur jetzt verlanget es nicht.

Jetzt bewilliget die Summen, welche für den Bau nothwendig sind und übernehmt die moralische Verpflichtung für die Bewilligung einer Dotation, die den jetzigen Museumszwecken angemessen ist. Nun scheint mir das eine eigenthümliche Forderung zu sein, wenn man an uns herantritt, wir sollen die Geldmittel bewilligen, damit die Museumsgesellschaft das ganze Projekt in der kostspieligsten Weise insceniren kamt und uns damit trösten will, es stehe dem Lande ja frei, später einmal wieder das Unternehmen zu reduciren, es auf andere ihm günstiger erscheinende Grundlagen zurückzuführen. Dann heißt es wieder, die Forderungen, die wir stellen, sind nicht die Forderungen der Museumsgesellschaft, das sind Forderungen einer Enquete von Sachverständigen, Welche mit großer Genauigkeit die ganze Sache geprüft haben, mit größter Sorgsamkeit ihre Aufstellungen gemacht und dabei Sich die möglichste Einschränkung von vorne herein zur Pflicht gemacht haben. Nun, wie sieht es mit, dieser Enquete aus ? Und ich beziehe mich dabei auf den gedruckten Bericht des Landesausschusses. Die 1. Sitzung dieser gemeinschaftlichen Enquete fängt am 15. Oktober statt. Dabei Standen 3 Mitgliedern des Landesausschusses, denen man mit allem Respekt von ihrer sonstigen Qualität nicht nachsagen wird, dass sie Sachverständige in Museumsangelegenheiten sind, vier Mitglieder des Verwaltungsausschusses der Museumsgesellschaft gegenüber. In dieser Sitzung erklärten die betreffenden Mitglieder des Verwaltungsausschusses, dass zwar bereits frühere Entwürfe der Museumsgesellschaft verfertigt wurden, dass jedoch dieselben nur ganz allgemeiner Art waren und dass seitens des Museumsausschusses in der gegenwärtigen Sitzung, die den neuen Bau betreffenden Wünsche und Anregungen noch nicht in bestimmter und genauer Formulirung vorgelegt werden können. Aus diesen Ursachen erbaten sich die Vertreter des Museumsausschusses noch eine Frist, um dann auf Grund einer genauen Feststellung der Raum-

bedürfnisse für die Sammlungen mit bestimmt formulirten Anträgen hervortreten zu können.

Nun diese bestimmt formulirten Anträge legten die Mitglieder des Verwaltungsausschusses um 17 Tage später bereits vor. Es fand eine neue Sitzung der Enquete statt, und diesmal Standen neben einem Mitgliede des Stadtrathes und zwei Sachverständigen in Bauangelegenheiten, den drei Mitgliedern des Landesausschusses, fünf Mitglieder des Verwaltungsausschusses des Museums gegenüber. In dieser Sitzung nun wurden die Vorlagen der Museumsgesellschaft besprochen und Schon 12 Tage später stellte der Landesausschuß das Bauprogramm auf Grund der Anträge fest, welche die Museumsverwaltung vorgelegt hatte. Sie sehen also meine Herren, daß es sich dabei um nichts anderes handelte, als um die Anträge und um das Programm, wie sie von der Museumsgesellschaft vorgelegt wurden, einer Gesellschaft, der man doch nicht füglich zumuthen kann, daß sie eine einschneidende Selbstbeschränkung sich auferlegt haben würde. Wenn wir bei alledem noch hören, daß in Folge dieses neuen Bauprogrammes die Baukosten, welche von der Museumsgesellschaft früher auf eine Million bemessen wurden, sich auf zwei Millionen erhöht haben, wenn wir außerdem auf Incongruenzen des Bauprogramms und des naheliegenden Bauprojektes Stoßen, wie die, daß den im 2. Stocke des neuen Museums untergebrachten Sammlungen relativ ein um ein Drittel größerer Flächenraum zugewiesen ist, als es in dem Bauprogramme vorgesehen war, dann werden sie wohl zugeben, daß man unsere Forderung nach einer neuen Prüfung der ganzen Angelegenheit durch vollständig unbefangene, der Museumsgesellschaft vollständig fernstehende Sachverständige berechtiget ist, und daß diese Forderung im Interesse des Landes zu stellen ist. (Sehr gut!) Gegenüber dieser Forderung, der gewiß eine Berechtigung gar nicht abgesprochen werden kann, wird nun geltend gemacht: das ist eine Vertagung der ganzen Sache und diese Vertagung dürfe nicht stattfinden; es sei Gefahr, daß das Haus einstürzen und die werthvollen Sammlungen begraben werden. Nun, wenn es wirklich so wäre, dann müßte man sich doch zunächst die Frage vorlegen: "Wer trägt denn an diesen Verhältnissen Schuld? Wer anders hat denn das Haus so verwahrlosen lassen als die Museumsgesellschaft, die nicht einmal den Landesingenieur, der die Bauschäden aufnehmen wollte, in das Gebäude hineinließ ?" Aber es


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