C. k. vláda se vyzývá, aby mìla péèi o to, aby co nejdøíve na obou c. k. vys. školách technických v Praze zaøídila odbory pro nejvyšší vìdecké uèení v zemìdìlském ingenieurství.
Žádám pány, kteøí tento návrh podporují, by vyzdvihli ruku.
Ich ersuche diejenigen Herren, welche diesen Antrag unterstützen, die Hand zu erheben.
(Stane se. )
Der Antrag ist hinreichend unterstützt.
Návrh jest dostateèné podporován. Žádá ještì nìkdo za slovo?
Verlangt noch Jemand das Wort?
Prohlašuji debatu za ukonèenu.
Ich erkläre die Debatte für geschlossen.
Dávám p. zpravodaji závìreèné slovo.
Zpravodaj posl. Teklý: Již v povšechné debatì byl jsem pro návrh p. posl. Tilšera a pøimlouval jsem se za pøijetí jeho a žádal, aby se také vysoká vláda pøièinila, aby ta køivda, která se nám dìje že se vysoké uèení nezøizuje, byla koneènì odèinìna.
Nejv. maršálek zem.: Pøejdeme k hlasování.
Wir übergehen zur Abstimmung.
A sice dám hlasovati pøednì o resoluci, kterou navrhuje komise, a pak co dodateèný návrh o resoluci, kterou navrhl p. prof. Tilšer.
Ich werde zunächst über die Resolution abstimmen lassen, welche von Seiten der Kommission beantragt wird und dann als Zusatzantrag über die Resolution, welche H. Prof. Tilscher beantragt hat.
Resoluce komisí navržená zní následovnì:
Slavný snìme, raèiž v zásadì schváliti projekt reorganisace hospodáøského vyuèování a uložiti zemskému výboru, aby ji v mezech pùsobnosti své a pokud prostøedky po ruce jsoucí tomu dovolují, provedl.
Der hohe Landtag wolle im Princip das Projekt, betreffend die Reorganisation des landwirtschaftlichen Unterrichtes genehmigen und den Landesausschuß beauftragen, für die Durchführung derselben seinem Wirkungskreise gemäß, und nach Zulaß der vorhandenen Mittel Sorge zu tragen.
Žádám pány, kteøí s tímto souhlasí, by vyzdvihli ruku.
Ich ersuche die Herren, welche damit einverstanden sind, die Hand zu erheben.
(Stane se. )
Ist angenommen.
Jest pøijato.
Nunmehr gelangt zur Abstimmung der Antrag des Abg. Tilscher.
Die k. k. Regierung wird aufgefordert, darauf zu fehen, daß an den beiden k. k. technischen Hochschulen in Prag eine Fachabtheilung für die höchfte misseuschaftliche Ausbildung in Bodenkultur und in kulturtechnischem Ingenieurwesen bald möglichst errichtet werde.
Návrh p. prof. Tilšra zní:
C. k. vládá se vyzývá, aby mìla péèi o to, aby co nejdøíve na obou c. k. vysokých technických školách v Praze zaøízen byl odbor pro nejvyšší vìdecké uèení v zemìdìlství a zemìdìlském ingenieurství.
Žádám pány kteøí s tímto návrhem souhlasí, by vyzdvihli ruku.
Ich ersuche die Herren, welche diesem Antrage zustimmen, die Hand zu erheben.
(Stane se). Jest pøijato.
Ist angenommen.
(Výbornì v støedu. )
Pøíští pøedmìt denního poøádku jest zpráva komise pro obecní a okresní záležitosti o návrhu posl. Dr. Herbsta a 60 soudruhù v pøíèinì dìlení okresù soudních a zastupitelských podle národnosti obyvatelù jejich.
Der nächste Gegenstand der Tagesordnung ist der Bericht der Kommission für Bezirksund Gemeindeangelegenheiten über den Antrag des Dr. Herbst und Genossen in Betreff der Abgrenzung der Sprachlich gemischten Bezirke nach der Nationalität ihrer Bevölkerung.
Zpravodajem jest poslanec pan dr. Fáèek.
Ich ertheile das Wort dem H. Berichterstatter Dr. Faèek.
Zprav. dr. Fáèek. Slavný snìme! Pokládám za to, že nesetkám se s odporem žádné strany této snìmovny opomenu li pøedèítati zprávu, která se od vèerejška nalézá v rukou všech pánù poslancù, pøestanu-li na tom jednom, abych pøednesl návrh komise a spolu oznámil votum
minority. Komise pro okresní a obecní záležitosti èiní tento návrh:
Slavný snìm raèiž usnésti se:
1. Projeví-li v soudních okresích s obyvateli obojí národnosti obyvatelstvo nìkteré té národnosti pøání, aby se který ten okres podle rozhraní národního rozdìlil, má se tomu pøání vyhovìti, pokud to bude podle polohy zemìpisné, podle hospodáøských a jiných pomìrù možné, a to buï tak, že by se takový soudní okres rozdìlil, nebo že by se nové soudní okresy zøídily.
Podá-li se zemskému výboru nìjaká taková žádost, má on, maje zøetel k tomuto pravidlu, ochotnì zavésti vyšetøení vìcí a podle výsledku jeho srozumìti se s císaøskou a královskou vládou o podání takovýchto pøedloh.
2. Tím docházejí spolu také petice okresního a obecního zastupitelstva Manìtínského, mìsta Neètin a desíti obcí okresu Manìtínského, pak petice mìsta Police a Sušice, jakož i petice obcí Malého Ratmírova, Radounky. Velkého Ratmírova, Mutinìvsi, Dìvolína, Rodvinova, Oldøíše a Dvoreèka, Lodheøova, Jindøíše a Otína pod èísly 121 snìm. a èísly 582, 631, 699, 709, 710, 720-739 pet. podané vyøízení svého.
Die Kommission für Bezirks- und Gemeindeangelegenheiten Stellt den Antrag:
Der hohe Landtag geruhe zu beschließen:
1. In allen Fällen, wo die Bevölkerung der einen oder der anderen Nationalität in nationalgemischten Gerichts-Bezirken das Verlangen nach einer Abgrenzung auf Grundlage der Sprachengrenze geltend macht, ist diesem Verlangen, Soweit es nach Maßgabe der geographischen, wirtschaftlichen und sonstigen Verhältnisse sich als thunlich erweist, durch Theilung der betreffenden Gerichts bezirke, eventuell selbst durch Bildung neuer Gerichtsbezirke zu entsprechen.
Wenn immer ein Solches Ansuchen an den Landesausschuß gelangt, hat derselbe diesen Grundsatz zur Richtschnur nehmend, die entsprechende Verhandlung mit den berufenen Organen entgegenkommend einzuleiten und auf
Grund des Ergebnisses mit der k. k. Regierung wegen Einbringung bezüglicher Vorlagen in's Einvernehmen zu treten,
2. Hiemit werden die sub Z. 121 Ldtg. und sub Z. 582, 631, 699, 709, 710, 729 bis 739 pct eingebrachten Petitionen der Bezirks- und Gemeindevertretung von Manetin, der Stadtgemeinde Netschetin und zehn Gemeinden des Bezirkes Manetin, der Stadtgemeinden Polic und Schüttenhofen, wie auch der Gemeinden Klein-Rammerschlag, Radeinles, Groß-Rammerschlag, Muttaschlag, Diebling, Riedweis, Ullrichschlag und Höflings, Riegerschlag, Heinrichschlag und Ottenschlag - erledigt.
Oberstlandmarschall: Nachdem zu dem Antrage der Kommission ein Minoritätsvotum vorliegt, so gelangt nunmehr der Berichterstatter der Minorität zum Worte.
Jelikož bylo podáno votum menšiny návrhu komise, pøichází ku slovu pan zpravodaj menšiny.
Abg. Dr. Herbst: Der Antrag der Minorität geht dahin, daß die kais. Regierung aufgefordert wird, dem Landtage in der nächsten Session Entwürfe vorzulegen, wonach die Bezirke, welche derzeit noch aus Gemeinden Verschiedener Nationalität bestehen, durch Ausscheidung einzelner Gemeinden und Zuweisung derselben zu anderen Bezirken oder durch Trennung bestehender und Bildung neuer Bezirke, Soweit nur immer möglich, in solche Bezirke umgestaltet werden, welche nur aus Gemeinden einer und derselben Nationalität bestehen.
Dieser von der Minorität gestellte Antrag stimmt wörtlich mit demjenigen überein, welchen ich im eigenen und im Namen Von 60 Genossen einzubringen die Ehre gehabt habe und über welchen die Verhandlungen eben im Schoße der Kommission Stattgefunden hatten.
Da ich nun bei der ersten Lesung des Antrages denselben ausführlich begründet habe, so darf ich mich auch heute auf diese Begründung beziehen und enthalte mich daher vorläufig dessen, etwas weiteres beizufügen und behalte mir nur vor, seinerzeit, nämlich am Schluße der Debatte, in ausführlicher Weise auf die Begründung dieses Antrages der Minorität einzugehen.
Oberstlandmarschall: Ich eröffne die Debatte über die Anträge der Kommission.
Zahajují debatu o návrzích komise, a sice pøihlásili se:
Zum Worte sind gemeldet: gegen den Antrag der Kommission - proti návrhùm komise - Hr. Adolf Freih. v. Scharschmidt, Dr. Funke, Edler v. Plener.
Pro návrhy komise - für die Anträge der Kommission - jsou pøihlášeni: Kníže
Windischgrätz, hrabì Ledebour, rytíø Wiedersperg, dr. Vašatý, dr. Naxera, hr. Lev Thun, dr. Šolc.
Ich ertheile das Wort dem ersten gegen die Anträge der Kommission eingetragenen Redner Freih. von Scharschmidt,
Abg. Freiherr v. Scharschmidt:
Hoher Landtag!
Wenn Jemand den Wortlaut der beiden Anträge der Majorität und Minorität der Kommission, sowie sie dem hohen Landtage zur Beschlußfassung vorgelegt werden, ohne nähere Kenntnis der Verhältnisse und ohne nähere Kenntnis des Zusammenhanges dieser beiden Anträge mit den vorausgegangenen Verhandlungen und mit Entwickelung der gegenwärtigen Verhältnisse des Landes vergleicht, so könnte er leicht zu der Ansicht gelangen, dass der Unterschied dieser beiden Anträge ein sachlich sehr geringer sei und dass derselbe eigentlich nur in der Methode bestehe, indem der Antrag der Minorität ein systematisches Vorgehen bei der Abgrenzung der Bezirke durch die Initiative der Regierung in's Auge fasse, während der Antrag der Majorität eine derartige Maßregel von dem Verlangen der Bezirke und der Entscheidung von Fall zu Fall abhängig macht. Da nun trotz eutgegengesetzter Bemerkung im Berichte der Majorität wohl kaum anzunehmen ist, dass die Bevölkerung in gemischten Bezirken einer solchen Vereinigung mit ihren Stammesgenossen in neue Bezirke widerstreben wird und da anderseits selbst bei vollständiger Durchführung dieses Projectes in Theilen des Landes, wo Slaven und Detsche gemischt unter einander wohnen wo eine vollständige nationale Trennung nicht durchführbar ist, - wie in Prag - noch immer gemischte Bezirke übrig bleiben werden könnte man meinen, daß praktesch auf einem oder dem anderen Wege, (wenn auch nach un-
serer Meinung zweckmäßiger durch den Antrag der Minorität) dasselbe Ziel erreicht werden könnte.
Allein der Unterschied ist dem ungeachtet ein ganz enormer, ein ganz durchgreifender. Er liegt eben darin, dass der Antrag der Minorität die principielle Anerkennung der Nothwendigkeit einer Solchen nationalen Abgrenzung ausspricht, während dem die Majorität diese nicht anerkennt, Sondern nur auf individuelle Verhältnisse Rücksicht nehmen will Der Kernpunkt der Frage liegt eben in der dritten ErErwägung, welche dem Antrage des Dr. Herbst und Genossen vorausgeschickt ist, und in Welcher die Durchführung dieses Antrages als Vorbedingung für die Sprachliche Sonderung der Verwaltung, für die Durchführung eiuer nach den Sprachgebieten geordneten administration und Rechtspflege erklärt wird.
Dass dem so ist meine Herren, geht wohl auch aus dem Bericht der Majorität hervor, welcher sich mit den Details der Abgrenzungsmaßregeln selbst sehr wenig beschäftigt, Sondern der sich im größten Theil eben die Eventualität dieser sprachlichen Trennung, welche nach einem gebräuchlichen Schlagworte die "Zweitheilung Böhmens" genannt wird, erörtert.
Ich glaube daher auch in meinen Ausführungen mich mit den Detailunterschieden beider Antrage nicht zu beschäftigen, sondern auf diesen Kernpunkt der Frage allein eingehen zu Soßen.
Die Ansicht der Majorität, welche sich gegen den Antrag Herbst's, beziehungsweise gegen den Antrag der Minorität und das in's Auge gefaßte Ziel einer Sonderung der beiden geschlossenen Sprachgebiete ausspricht, wird wesentlich aus der Geschichte zu begründen versucht und zwar zunächst mit Rücksicht auf. die früheren Verhältnisse in Bezug auf die Gefchaftsfprache Es heißt auf der Seite 5 des Majoritätsberichtes: "Es ist historisch wahr, dass die böhmische Sprache im Königreiche Böhmen bis zur Erlassung der erneuerten Landesordnung im Jahre 1627 bei allen Behörden und Aemtern, wie in allem öffentlichen Verkehre ausschließlich Geltung hatte. "
Ich bitte die sehr geehrte Majorität um Entschuldinung; allein da ich in Wien als einstiger Berichterstatter der Minorität wegen der Sprachenverordnung Gelegenheit hatte, mich aussührlicher mit dieser Frage zu be-
schäftigen, so darf ich mir wohl erlauben zu behaupten, und zwar auf Grundlage meiner damaligen Studien zu behaupten, daß das nicht richtig ist, sondern daß diese Behauptung viellmehr historisch unwahr ist. (Bravo! Hört, Hort! links, Unruhe im Centrum. ) Ich bitte ich werde gleich so frei fein das zu beweisen und bin gewiß immer bereit, Berichtigungen entgegen zu nehmen.
Es ist eine bekannte Thatsache, daß das. Städtewesen in Böhmen seine Begründung zunächst durch die Könige aus dem Hause der Premysliden erhalten hat. Diese Könige, deren Regierungszeit für Böhmen sehr glänzend und segensreich genannt werden muß, begründeten das Städtewesen hauptsächlich durch Hereinberufungen von deutschen Kolonisten. Es ist bekannt, daß sie sehr viele Städte gründeten, und daß diese Städte meist einen fast durchaus deutschen Charakter hatten, ja daß bis zum Beginne des fünfzehnten Jahrhundertes sogar die Gemeinde Prag, welche zunächst vor einer Ansiedelung deutscher Kolonisten am Porschitsch ausgegangen ist, ganz deutsch vermaltet wurde. (Sehr richtig! links. )
Ferner ist noch eine der glänzendsten und vielleicht die allerglänzendste Epoche der böhmischen Geschichte, die Zeit Kaiser Karl IV. und der Zusammenhang Böhmens mit dem deutschen Raiserthume und die Gründung der
ersten deutschen Universität in Prag. -
(Bravo! Bravo! links. Gelächter im Centrum und rechts)
(Fortfahrend). "Das römische Reich deutscher Nation" hieß es, und in diesem Reiche wurde diese Universität von jeher seit Jahrhunderters und noch zur Zeit als ich studierte, immer als die älteste Universität des deutschen Reiches betrachtet. (Lebhafter Widerspruch im Centrum).
Daß also die Gründung dieser ehrwürdigen und von mir, der ich ihr selbst angehört habe, auch sehr verehrten Anstat einen großen Einfluß auf Entwicklung und Verbreitung des deutschen Elementes in Böhmen hatte, unterliegt ja gar keinem Zweifel und ist auch historisch richtig. Allerdings ist es auch historisch bekannt, daß im Beginne des 15. Jahrhunderts als die Hussitenfriege entbrannten, das deutsche Element sehr zurückgedrängt, vergewaltigt wurde und daß sehr viele deutsche Städte theils zerstört theils durch Vertreibung der deutschen Einwohner slavisirt wurden. Allein
auch in den darauf folgenden 2 Jahrhunderten, während welcher die unbedingte Vorherrschaft der slavischen Sprache in Böhmen dauerte, hat keineswegs der Gebrauch der deutschen Sprache, der amtlich anerkannte Gebrauch der deutschen Sprache in Böhmen ganz aufgehörtt, es waren noch immer sehr viele deutsche Städte im Westen und im Norden Böhmens übrig geblieben, welche sich des deutschen Rechtes bedienten und in welchen bei den Gerichten deutsch verhandelt wurde, wie es denn bekannt ist, daß von diesen deutschen Stadtgerichten theils an den Schöffenstuhl in Leitmeritz theils und zwar größentheils an die Deutschen Schöffenstühle von Nürnberg und Magdeburg appellirt wurde.
Ich erlaube mir in dieser Beziehung zur Bekräftigung meiner Behauptung insbesondere eine historische, und aktenmäßig feststehende Thatsache anzuführen Im Jahre 1591 verlangt ein Ezeche Namens Jakob Peøina bei dem Stadtgerichte Brüx wo er mit einer Rechtssache zu thun hatte, in èechischer Sprache vernommen zu werden. Das Stadtgericht von Brüx weigerte sich dessen und berief sich darauf, daß der Gebrauch der èechischen Sprache dort ganz ungewöhnlich sei, daß alle Gerichtsakten, alle Gerichtsbücher stets nur in deutscher Sprache geführt worden feien.
Die Sache gelangte an das Appellationsgericht in Prag, das Appellationsgericht erkannte dies an, und defahl die Durchführung der Gerichtsverhandlung in deutscher Sprache. Dies zum Beweise, daß in jener vorzugsweise slavischen Zeit es doch auch ein Gebiet und eine Anzahl von Städten gegeben hat, in welchem die deutsche Sprache als Amtssprache anerkannt war und darum ist die unbedingte Behauptung des Gegentheils in dem Kommissionsberichte nicht richtig.
Das böhmische Appellationsgericht wurde von Kaiser Ferdinand V., ich weiß die Jahreszahl nicht mehr genau gegründet. Jedenfalls hat es im J. 1591 als sich der Brüxer Fall ereignete, schon bestanden.
Bei diesem Apellationsgerichte also, lange vor Erlassung der verneuerten Landesordnung vom J. 1627 wurden auch zwei Senate, einer für deutsche und einer für böhmische Angelegenheiten instituirt und es hat auch Schon bei diesem Gerichtshöfe vor der Landesordnung eine Abtheilung bestanden, welche in deutscher Geschäftssprache amtirte und mit deutschen Angelegenheiten zu thun hatte. Nun
durch die verneuerte Landesordnung, das erkennt der Kommissionsbericht selbst an, ist die deutsche Sprache wieder eingeführt worden und es wurden damals auch bei dem Landesgerichte ebenfalls 2 Abtheilungen für deutsche und bohmische Angelegenheiten errichtet, wobei ich gerne um der Wahrheit Ehre zu geben anerkenne, daß aus der Landesordnung selbst ersichtlich ist, wie sehr ausgebreitet und weit mehr verbreitet die Kenntniß der böhmischen Sprache als jene der deutschen war, weil in der Landesordnung selbst das Bedenken ausgesprochen worden ist, daß von Anfang sich nicht genug Beisitzer finden dürften, welche der deutschen Sprache mächtig sein werden. Dies erkenne ich bereitwilligst an wie ich überhaupt keineswegs die Absicht habe die Geschichte zu entstellen, sondern nur Irrthümer richtig zu stellen.
Und so blieben die Verhältnisse bis zur Josefinischen Zeit, so blieben sie wenigstens noch "de jure" nach dem Buchstaben des Gesetzes. Daß während dieser Zeit der Gebrauch der deutschen Sprache und die Bedeutung des deutschen Elementes immer größere Fortschritte machte, ist ja eine bekannte Thatsache. Gewiß ist es, daß mit der Einführung der Josefinischen Gerichtsordnung und der Josefinischen Gerichtsorganisation diese sprachliche Sonderung aufhörte, daß es gar keinen èechischen Senat mehr gab, und daß die deutsche Sprache als innere Geschäftssprache zur ausschließlichen Geltung gelangt ist. Es ergibt sich auch daraus, daß die Deutschen in Böhmen, auf deren Vertretung ich mich heute zu beschränken habe, gar keine Veranlassung hatten für ihre Gerichte, für die Rechtspflege der Deutschböhmen, irgend eine besondere Einrichtung zu verlangen, weil die deutsche Sprache im ganzen Lande die herrschende war und die èechische Sprache eben nur für den Parteienverkehr in Anwendung gebracht wurde. (Heiterkeit. )
Es ist ja auch sicher, meine Herren, und sie wissen es doch, daß vor etwa 30 bis 40 Jahren die èechisch=flavische Sprache in tiefen Verfall gerathen, - und daß sie aus dem Verkehr der höher gebildeten Klaffen beinahe ganz verschwunden war - das ist ja eine Thatsache, die nicht bestritten werden kann, und die ich um so mehr anzuführen berechtigt bin, als ich mit ebenso großer Bereitwilligkeit die außerordentlichen Leistungen anerkenne, welche auf dem Gebiete der Sprache stattgefunden haben, und welche zum jetzigen Aufschwung Ihrer Sprache geführt haben. Wir
müssen das alles anerkennen und es wäre ein großes Unrecht, eine Parteilichkeit, Wenn wir das nicht zugeben wollten.
Nun aber glaube ich, daß auch Sie Ihrerseits vielleicht anerkennen dürf en, daß auch die deutsch-liberale Partei, welche man früher die Verfassungspartei nannte, einigen Antheil hat an der großen Verbreitung, welche die èechische Sprache jetzt erlangt hat (Heiterkeit) durch die Errichtung slavischer Mittelschulen, deren es früher gar keine gegeben hat, und das Schulwesen war ganz gewiß eine Hauptgrundlage des gegenwärtigen Zustandes, der großen Verbreitung und Geltung des böhmischen Idioms. Nun so sehr wir davon überzeugt Sind, daß ein Wechsel in dem System der gegenwärtigen Regierung durch das Interesse des Reiches geboten ist" So sind wir doch gewiß bereit anzuerkennen, daß die faktischen Verhältnisse, welche durch die gegenwärtige Geltung der èechischen Sprache und deren Gebrauch gegründet wurden, als dauernde zu betrachten sind, und daß diese Dauerhaftigkeit eben durch das Schulwesen, insbesondere durch die Errichtung der èechischen Universität in hohem Grade befestigt und Sichergestellt ist. Da nun die Verhältnisse sich ganz anders gestaltet haben als in der Josefinischen und Nachjosefinischen Zeit, so muß man sich darauf einrichten, man muß in Beziehung auf die Sprachlichen Verhältnisse zwischen deutschen und slavischen Bewohnern des Landes Einrichtungen Schaffen, durch welche ein dauerndes Einverständnis, und ein dauernder Friede begründet werden können.
Nun die sehr geehrten Herren Gegner Sind, wenn diese Frage zur Sprache kommt stets mit einem und demselben Recepte bei der Hand.
Wenn die Èechen deutsch gelernt haben, so sollen eben die Deutschen auch èechisch lernen und dann werden sie sich leicht verständigen ("So ist es, Bravo, " links. )
Meine Herren, ich bewundere aufrichtig die sehr geehrten Kollegen Slavischen Stammes, welche im Stande sind, beide Sprachen die Slavische und die deutsche in öffentlicher Rede mit gleicher Sicherheit und mit gleicher Geläufigkeit zu bemeistern. Ich bin es leider nicht im Stande und ungeachtet ich mich ziemlich viel mit Sprachstudien beschäftigt hatte, kann ich nicht behaupten, daß ich außer in meiner Muttersprache im Stande war, mich in einer anderen Sprache so in öffentlicher Rede auszudrücken.
Allein meine Herren, ich bitte doch gegenwärtig zu halten und sich zu erinnern, daß eben diese höchst anerkennungswerthe ja bewunderungswürdige Fähigkeit in zwei Sprachen sich gleich leicht und gleich sicher, gleich beredt auszudrücken, größtentheils nur bei den Angehörigen Solcher Nationen zu sinden ist deren Sprache eben sich noch nicht zu der Ausbreitung einer Weltsprache aufgeschwungen hat,
Sie werden bei Franzosen, bei Engländern und bei Deutschen, - wenn sie nicht durch ganz außerordentliche Verhältnisse oder wie die Diplomaten durch Beruf genöthigt waren, sich eine andere Sprache vollkommen zu eigen zu machen - wohl Sprachkenntnisse, die Fähig-keit zur Konversation, aber keineswegs eine Solche Herrschaft über eine andere Sprache sinden, wie es eben bei Polen, Ungarn und auch bei den nachbarlichen Èechen gefunden wird. Es liegt mir wirklich fern, meine Herren irgend was Verletzendes sagen zu wollen, und dem Werthe der böhmischen Sprache im irgend einer Beziehung nahe treten zu wollen, aber die Thatsachen lassen sich doch nicht bestreiten.
Die deutsche Sprache ist die Muttersprache von mehr als 50 Millionen und die èechische Sprache nur von 5 Millionen und nach dieser Ziffer allein, wenn wir von allen anderen Verhältnissen absehen, bestimmt sich doch auch der verschiedene Grund des Werthes, welchen die Erlernung einer oder der anderen Sprache für die Angehörigen des anderen Stammes hat.
Die sehr geehrten Herren erkennen das auch an. Denn wenn von dieser Forderung an die Deutschen èechisch zu lernen, die Rede ist, so wird gewöhnlich als Motiv angeführt, sie sollen es lernen aus Achtung für ihre Landesgenossen des anderen Stammes und deshalb weil sie eben dem Königreiche Böhmen angehören, in welchem die Mehrzahl der Bewohner der èechischen Sprache sich bedient.
Nun, sehr geehrte Herren, ich glaube, es klingt eigentlich wie Ironie: aus Achtung, glaube ich, hat noch kein Mensch sich der großen Anstrengung des Erlernens einer anderen Sprache unterzogen, und ich glaube, unsere Sehr geehrten slavischen Landesgenossen haben gewiß die deutsche Sprache auch nicht aus Achtung für ihre deutschen Landesgenossen (Bravo, Sehr gut, links oder aus Vorliebe für dieselbe oder für die deutsche Nation überhaupt gelernt. (Sehr gut, Bravo, Bravo, links)
Ich möchte übrigens noch auf einen Umstand aufmerksam machen, der bei der Frage der Sprachenverordnung und der Sprachlichen Sonderung der Verwaltung nicht außer Acht gelassen werden darf. Es wird immer darauf hingewiesen, daß ja auch früher schon von den Beamten die Kenntniß beider Landessprachen gefordert worden ist.
Nun, das ist in gewissem Sinne richtig, obgleich ich ausdrückliche Vorschriften hierüber immer nur gefunden habe bezüglich derjenigen Beamten, die im exekutiven Dienste thätig sein mußten, bezüglich der Kreis- und Magistratsbeamten. Sicher ist es, daß diese Vorschriften nicht außerordentlich streng gehandhabt wurden und daß es sehr viele Beamten gegeben hat, auch bei Stellen im Zentrum von Böhmen, in Prag, Welche der czechischen Sprache nicht ober nur sehr unvollkommen mächtig waren. (Leider, links. ) Nun vielleicht, aber es war so! (Es ist noch so, links)
Nun, ich möchte aufmerksam machen aus den großen Unterschied, welcher in den Anforderungen besteht, welche damals gestellt worden sind und welche jetzt gestellt Werden und bei ernster Durchführung der Sprachenverordnung gestellt merden müssen, aber das hängt eben auch zusammen mit der sehr anerkennenswerthen und von mir ja auch anerkannten hohen Ausbildung, welche das czechische Idiom erreicht hat.
Früher genügte es, Akten zu verstehen, welche übrigens meistens nur einfache gegenstände betrafen und um sich mit den Parteien verständigen zu können. Nach der Sprachenverordnung wird aber verlangt, daß in czechischer Sprache playdoirt und verhandelt werden solle. Ja, dazu sind oberflächliche Sprachkenntnisse nicht ausreichend und es wird dem Deutschen eben mit Rücksicht auf die Verhältnisse der beiden Idiome, welche ich früher auseinandergesetzt habe, mir in den allerseltensten Fällen möglich sein, eine solche Kenntniß der czechischen Sprache sich zu eigen zu machen. welche zu diesen Funktionen ausreicht; und selbst wenn ein Deuscher des Czechischen hinreichend mächtig ist, um wenigstens eine Anstellung zu erlangen im deutschböhmischen Gebiet, wo die czechische Sprache auch gefordert werden soll, so glaube ich, daß diese vollkommene Kenntniß der czechischen Sprache ihm sehr bald abhanden kommen wird, da er keine Uebung und selten Gelegenheit hat, seine Kenntnisse anzuwenden. Man kann doch nicht von einem Bezirksrichter verlangen, daß er nach Vollendung seiner Amts-
geschäfte täglich eine czechische Zeitung, die "Národní Listy" oder den "Pokrok" sich laut vorliest. Mehr Gelegenheit wird er ja gar nicht haben, seine Sprachkenntnisse zu üben und ich weiß es aus eigener Erfahrung. Ich habe leider (es thut mir wirklich leid), keine Gelegenheit gehabt, das czechische Idiom zu erlernen, allein ich habe mir ein anderes Idiom zu eigen gemacht und es wirklich zu einer gewissen Perfektion gebracht. Ja, aber nach kurzer Zeit, als ich das Land verlassen hatte, waren meine Sprachkenntnisse so geschwunden, daß ich Wohl noch eine Vorstellung von der Konstruktion der Sprache hatte, aber in größter Verlegenheit wäre, wenn ich dort der Sprache amtlichen Gebrauch machen sollte.
Also, meine Herren, es läßt Sich ja doch nicht läugnen, daß in dieser Beziehung eine Abhilfe nothwendig fei und getroffen werden muß, denn wenn die Sprachenverordnung ernst genommen und gehandhabt wird, so würde dies wirklich dalhin führen, daß auch in Deutschböhmen nur Czechen die Qualifikation zu einer Anstellung erlangen könnten, und daß das ein unhaltbarer Zustand ist, werden auch Sie, wenn Sie die Hand aufs Herz legen, anerkennen und es begreislich finden, daß sich Deutschböhmen einmüthig gegen die Begründung eines solchen Zustandes wehrt. (Gewiß, Sehr richtig, links. )
Nun es muß, wenn die Sprachenverordnung aufrecht erhalten wird, und wenn sich die Sache weiter so entwickeln wird, durch die Macht der Verhältniße, durch die Logik der Thatsachen, zu einer Sprachlichen Sonderung kommen und zwar nicht bloß auf dem Gebiete der Justiz, allein ich glaube, trotz der Ablehnung des Bareuther'schen Antrages wird sich dasselbe Bedürfniß auch im Landesschulrathe und im Landeskulturrathe geltend machen in letzterem schon deßhalb, weil, wie ich glaube bald eine Verständigung zwischen den Delegirten der Deutschen und den Delegirten der böhmischen landwirthschaftlichen Vereine gar nicht mehr möglich fein wird. Die Verhältniße, wie sie sich eben entwickelt haben, drängen dazu, und ich glaube, das sind Consequenzen, welche kein logisch denkender Mann wird abweisen können.
Nun meine Herren heißt es im Majoritätsberichte dass der Antrag der Minorität ein Atentat auf die Einheit des Königreiches Böhmen, ist, (Heiterkeit) die Einheit des Königreiches Bömen, welche tief im Bewußtsein der ganzen Bevölkerung wurzelt.
Nun ich glaube, von einer Zerreißung der Einheit Böhmens kann ja bei diesem Antrage nicht die Rede sein.
Wenn z. B. ein doppelter Status der richterlichen Beamten eingeführt würde, wenn etwa zwei Senate beim Oberlandesgerichte eingeführt würden, so würde das gewiß die Einheit des Königreiches Böhmen eben so wen so wenig stören, als der Bestand von 2 Oberlandesgerichten in Galizien wie schon neulich angeführt wurde, oder der Bestand einer Statthaltereisektion in Trient oder die Errichtung zweier Sektionen für den Landeskulturrath in Tirol.
Also das ist eine ganz übertriebene Besorgniß. -
Allein die geehrte Majorität geht in ihren Besorgnißen noch weiter. Sie glaubt, daß die Consequenzen einer Annahme des Antrages der Minorität dahin führen würden, die Grundfesten des Reiches zu erschüttern. (Heiterkeit links Oho!)
Es steht ja hier. -
Nun allerdings, meine Herren die Partei der ich anzugehören die Ehre habe, hält die Grundfesten des Reiches für bedroht.
Sie hält sie bedroht durch das gegenwärtige System, welches fortwährend nationale Sonderbestrebungen und Aspirationen begünstigt auf Soften des Gedankens der Staatseinheit (Bravo, sehr richtig, Oho!).
Das ist der Grund, warum wir so beharrlich und ausdauernd das gegenwärtige Regierungssystem bekämpfen, warum wir uns in der Opposition befinden. (Bravo. )
Meine Herren, wenn in aßen Ländern und von allen slavischen Stämmen von den Polen, von den Tschehen, von den Slovenen überall unter Connivenz der Regierung die nationale Fahne geschwungen wird, dann, meine Herren, wundern sie sich, wenn auch die Deutschen sich erinnern, daß sie eine Nation sind? (Bravo, Händeklatschen) aber da heißt es: "Ja, Deutscher, das ist etwas Anderes" (Bravo). Die nationalen Aspirationen nehmen die Slaven für sich allein in Anspruch. Meine Herren, die den deutschnationalen Bestrebungen Sich nicht gefährlich; sie identificiren sich immer mit der österreichischen Staatsidee (Zustim-
mung links) der historisch=politischen Individualität des Königreiches Böhmen, welche der Geschichte angehört, setzen wir die historisch gewordene Individualität des Reiches entgegen. (Bravo!)
Es ist nicht der böhmische Staat, sondern der österreichische Staat, (Bravo, den wir wollen (Händeklatschen). Das ist der Unterschied. Die Deutschböhmen wollen in diesem Staate auch ihr nationales Recht (Rufe: Das haben sie ja!) meine Herren, sie verlangen, Deutschböhmen ist ein eben so rein deutsches Land wie Niederösterreich (Oho!), Oberösterreich (Oho! Stürmische Bravorufe links, Oho rechts, Oberstlandmarschal läutet), wie Obersteiermark und Nordtirol (So ist es), die Deutschböhmen verlangen nichts Anderes, als daß sie eben so verwaltet werden, wie die deutschen Angehörigen jener Länder und die Deutschböhmen können aus Gründen, die ich angeführt habe, sich den Gehrauch der tschechischen Sprache für sie selbst im Lande nicht oktroiren lassen.
Wenn sie den Frieden wollen mit den Bewohnern von Deutschböhmen, dann müssen sie dieser außerordentlich berechtigten Anforderung entsprechen. Es müssen die Verhältnisse der Verwaltung und Rechtspflege in Einklang gebracht werden mit den gegenwärtigen sprachlichen Verhältnissen, wie sie bestehen, und wenn sie dieser Forderung, diesem Begehren, welches in Deutschböhmen schon lange bestand und durch die Sprachenverordnung jetzt in akuter Weise hervorgerufen wurde, nicht nachgeben werden, dann wird der Streit niemals aufhören, es wird die Wunde offen bleiben, Solange - nun solange bis einmal anders wird (Sehr gut, links, Heiterkeits rechts. )
Ob es anders werden wird, das ist eine Frage, die schon seit Jahren die Gemüther der Politiker aller Parteien in Spannung erhält. Unsere sehr geehrten Gegner tragen eine große Zuversicht auf die Dauer und Festigkeit der gegenwärtigen Zustände zur Schau. Ob sie diese Zuversicht auch in ihren tiefsten Innern empfinden, das wage ich nicht zu untersuchen, da ich in die verborgenen Falten ihrer Herzen nicht schauen kann. Mich würde es bedünken, daß der glänzende Erfolg der Versöhnungspolitik nach 5 Jahren, welcher z B. in Böhmen dahin führte, daß eine Gemeinschaft immer weniger möglich ist, und daß ein modus vivendi immer nur in der Sonderung z. B. der Lehranstalten, zuerst der technischen dann der
Universität, in der Trennung der früher aus Mitgliedern beider Nationalitäten gebildeten Vereine, (Rufe: Findelanstalt!) selbst in der Absonderung bei öffentlichen Belustigungen gefunden werden kann; daß andererseits z. B. die Einbringung des früher besprochenen Antrages, welcher gestern das Tageslicht erblickt hat und welcher, wie mir scheint, mit der Behauptung im Majoritätsberichte von dem idyllischen Verhältnisse beider Nationalitäten in den gemischten Bezirken auf sehr scharfe Weise contrastiert, (Rufe links: Sehr gut! Lebhafte Heiterkeit) daß diese beiden Momente wohl für die hohe Regierung eine Mahnung zur Umkehr enthalten dürften, (Rufe links: Sehr richtig!)
Allein ich bin bescheiden geworden, ich woge darüber keine Vermuthung auszusprechen, ich bekenne, daß ich schon lange die österreichische Regierung nicht mehr verstehe. (Beifall links) Aber eines weiß ich gewiß, Verdächtigungen der Intentionen, welche unseren Anträgen zum Grunde liegen, vorgebracht an jener erhabenen Stelle, (Rufe links: Hört!) welche über den Streit der Parteien hoch erhaben sein soll, die können niemals ein geeignetes Mittel sein, die politische Stellung einer Partei zu befestigen (Bravo! links. )
Endlich möchte ich auch darauf aufmerksam machen, daß vielleicht von gegnerischer Seite, die bisher, wie ich gerne anerkenne, vielfach geübte Vorsicht z. B. bei einem unscheinbaren Ereignisse außer acht gelassen wurde, welches sich in aller Heimlichkeit tu der nächsten Nähe dieses Hauses hinter einem Brettergerüste vollzog. (Lebhafte Heiterkeit links, Gelächter im Centrum).
Es wäre mir sehr interessant zu wissen, ob die Modernisiernug der Inschrift aus einem Denkmale des k. k. österreichischen Feldmarschalls, der gewiß, wie manche österreichischen Staats- und Kriegsmänner, die sich um Oesterreich große Verdienste erworben haben, einer tschechischen Adelsfamilie entsproß, welcher aber niemals darauf Anspruch gemacht hat, unter die tschechischen Nationalhelden aufgenommen zu werden, ob dieselbe mit Zustimmung oder Verwissen des Herrn k. k. Feldmarschalllieutenants Stattgefunden hat, welcher gegenwärtig die Ehre hat, Statthalter des Königreiches Böhmen zu sein. (Bravo! links).
Wie dem auch sei, es scheint nur, daß die Herren des Sprichwortes vergessen ha-
ben: Kleine Ursachen erzeugen manchmal große Wirkungen, - und daß sie sich etwas unbedachter Weise an ein Gebiet herangewagt haben, welchem der Sprachenstreit gewiß am allermeisten ferngehalten werden muß; und ich glaube, daß es kein glücklicher Gedanke war, das Denkmal des von allen Oesterreichern hochverehrten und gefeierten Marschalls Radetzky zum Gegenstande eines nationalen Sports zu wählen. (Lebhafter Beifall links).
Ich wüßte keine Thatsache anzuführen, welche mehr geeignet wäre, die gegenwärtige Lage zu charakterisiren und Schließe daher meine Ausführungen, indem ich den Antrag der Minorität empfehle. (Anhaltender Beifall und Händeklatschen links).
Oberstlandmarschall: Es gelangt zum Worte der erste für den Antrag der Kommission eingetragene Redner Fürst-Windisch-Grätz.
Abg. Fürst Windisch-Grätz (für):
Hoher Landtag!
Mit dem unmittelbaren Ziele, welches in dem Wortlaute des Antrages der Minorität ausgesprochen ist, stimmt im großen und ganzen dasjenige überein, zu bessen Erreichung nach der von der Kommission beantragten Resolution der Weg geebnet werden soll. Beide Anträge befassen sich mit den Sprachlich gemischten Bezirken und mit der Umgestaltung derselben auf Grundlage der Verschiedenheit der Nationalität ihrer Bewohner.
Warum ich mich nun für den Antrag der Majorität der Kommission entschieden habe und warum ich mich nicht entschließen kann, für den Antrag der Minorität zu Stimmen, das heute kurz zu motiviren bitte ich mir zu erlauben.
Wenn ich den Antrag der Minorität, und zwar den Antrag in seiner Gänze, also auch mit den ihm vorausgeschickten Erwägungen ins Auge fasse, so muß ich gestehen, daß meine Anschauungen schon von der Grundanschauung wesentlich abweichen, auf welche der Antrag der Minorität basirt ist. Der Antrag der Minorität geht nämlich von dem Principe aus, daß die beiden Nationalitäten, welche im Königreiche Böhmen gemeinsam wohnen, Sich miteinander nicht vertragen, Sich
mit einander nicht verständigen können, daß daher nichts anderes übrig bleibt, als daß sie auseinandergehen. (Beifall rechts und im Centrum; Rufe: So ist es! links.
Nun, meine Herren, dafür bringen Sie als Motiv eine große weitgehende Bewegung in der deutschen Bevölkerung Böhmens
Meine Herren! Ich bin weitentfernt, dieses wichtige Argument auch nur irgendwie zu unterschätzen; im Gegentheil ich lege sehr große Stücke darauf, daß sie dieses Argument vorbringen.
Ich möchte mir nun aber nur erlauben, Ihnen auch eine Frage zu stellen: Halten Sie es denn, meine Herren, wirklich für ganz unmöglich oder für ganz gleichgiltig, wenn durch diesen Ihren Antrag und durch andere Anträge, welche aus Ihrer Mitte hervorgegangen sind, wenn durch diese Anträge, welche Sie Versöhnungsanträge nennen, die ich aber lieber mit der Bezeichnung Entzweiungsanträge (Stürmische Ohorufe links, stürmische Výbornì rufe rechts und im Centrum) (Oho= rufe links! benennen möchte, wenn durch diese Anträge nicht auch eine weitgehende, tiefe Beunruhigung des böhmischen Volkes entstehen könnte, (Rufe rechts und im Centrum: Bravo, ganz richtig) eine Beunruhigung, welche am Ende so laut und so lebhaft werden konnte, daß die Herren Abgeordneten des böhmischen Volkes am Ende ebensowenig im Stande sein werden, diese Beunruhigung zu dämpfen, als es Ihnen meine Herren, nach Ihrer Aussage gelingt, die Gemüther Ihrer Wähler zu beschwichtigen. (Výbornì rufe und Heiterkeit rechts und im Centrum).
Se. Excellenz der Herr Antragsteller der Minorität hat in seiner meisterhaften Rede, mit welcher er seinen Antrag anläßlich dessen erster Lesung motiviert hat, hervorgehoben, daß in den letzten fünf Jahren früher latent gewesene Gegensätze an den Tag getreten Sind, und auch heute ist in dieser Art gesprochen worden, und dieser Ausspruch hat sich des ungetheilten Beifalls der linken Seite dieses hohen Hauses erfreut. Nun, meine Herren, ich muß gestehen, ich finde es ganz begreiflich, daß sie das sagen; ich finde es ganz natürlich. Denn in der Zeit, welche der gegenwärtigen Aera vorangegangen ist, haben Sie allerdings nichts bemerkt von einer Unzufriedenheit, von einer Beunruhigung, (Heiterkeit rechts und im Centrum ), und Sie
haben nichts bemerken wollen, denn Sie haben damals geherrscht. (Výbornì! im Centrum, rechts und auf der Gallerie Bravo! rechts Händeklatschen im Centrum und auf der Gallerie).
Sie haben geherrscht in einer Weife, welche an Rücksichtsnahme für andere Nationalität viel zu wünschen übrig ließ (Výbornì und Händeklatschen rechts, im Centrum und auf der Gallerie).
Oberstlandmarschall: (läutet) Ich bin genöthigt den Herrn Redner zu unterbrechen, um der Gallerie eine Ermahnung zu geben.
Ich ersuche die Gallerie sich jeder Theilnahme, jeder Aeußerung des Beifalls oder des Mißfallens zu enthalten. (Bravo! links ).