Úterý 13. ledna 1874

Der Landesausschuß ließ sich hierbei von den begründeten Anschauungen leiten, daß es dem Lande unmöglich sei, dem gesammten Erfordernisse gegenüber auszukommen, ohne die Steuerumlage in einer Weise zu erhöhen, die die Kraft des Landes überschreitet; daß es weiter dem Lande leichter falle, eine verhältnißmäßig kleinere Summe selbst in Form von Subventionen diesem Zwecke zu widmen, als größere in Form von rückzahlbaren Vorschüssen, während anderseits der Staat in Hinblick ans seine bedeutenden Kassabestände selbst über größere Beträge verfügen kann, wenn selbe vorschußweise in Anspruch genommen und deren Rückzahlung in Würdigung der hierdurch geförderten Verwerthung des Holzes gesichert erscheint.

Werden so alle einschlagenden Verhältnisse vorurtheilsfrei erwogen - Verhältnisse, deren nachdrückliche Beredsamkeit eingreifender an die weise Einsicht appellirt, als es die beredtesten Worte ver= möchten; so tritt uns unter der überwältigenden Wucht gegenwärtiger und sich in ferne Zukunft er= streckender Schäden die Dringlichkeit rascher, durch= greifender Hilfe entgegen, zugleich aber die Macht= losigkeit des Einzelnen, und selbst die Unzulänglichkeit der Landesmittel gegenüber einem so außer= ordentlichen Ereignisse grell vor die Augen.

Noch sind es nicht zwei Jahre her, als das= selbe Land seine gesegneten Fluren von einer furchtbaren Katastrophe heimgesucht sah.

Damals ertönte ein Schrei des Mitgefühls durch das ganze Reich - ein Schrei, dem nicht nur die werkthätige Hilfe des Einzelnen und des Landes auf dem Fuße folgte: sondern das Reich streckte helfend die Hand entgegen "dem Lande, wel= ches hilfesuchend die Hand zu ihm erhob.

Die Calamität, der wir jetzt gegenüber stehen, ist zwar nicht so in die Augen springend als die vorerwähnte.

Nicht wenige Stunden haben das Vernichtungswerk vollendet und in seiner ganzen Größe nackt klar gelegt; aber nicht minder furchtbar schreitet die Vernichtung durch die Forste des Böhmerwaldes verhältnißmäßig langsamer aber unbestimmbar in ihren Gränzen -das verzehrend, was Jahrhunderte hervorgebracht und nur Jahrhunderte wieder auf= bauen können.

Nicht um augenblickliche Linderung schreiender Noth handelt es sich allerdings in diesem Falle nicht um einzelne Menschenleben, die ein unerbittli= ches Element plötzlich hinwegrafft; -wohl aber um durchgreifende Bekämpfung und Milderung des fakti= schen, und die Begränzung des noch zu gewärtigenden größeren Unheils, um die Existenzbedingungen einer Bevölkerung von über 18 Quadrat=Meilen, ja um die zu sichernde Zukunft nachfolgender Ge= schlechter: fürwahr, dieses außerordentliche Ereigniß dürste in seinen Consequenzen noch fühlbarer in das Mark des Volkes dringen, wenn es auch minder grell hervortretend, heute noch die Gemüther nicht so mächtig bewegt.

Nachdem nun, wie wir nachgewiesen, der Einzelne sowie das Land der Beschaffung zulänglicher Mittel gegenüber ohnmächtig ist, so tritt an das Reich die ernste Pflicht heran, daß sich das Ganze seines Theiles werkthätige annehme, daß die hier allein mögliche Abhilfe getroffen werde durch jenes Mittel, welches überall einzutreten hat, wo die Kraft des einzelnen und des Theiles nicht ausreicht: und dieses Mittel ist- Anwendung der Staatshilfe.

Diese schon in der Bürgerpflicht begründete Staatshilfe dürfte in diesem Falle nm so weniger vorenthalten werden, als es sich hier nicht nur um ein eminent volkswirtschaftliches Moment, sondern auch darum handelt, daß Zeugniß gegeben werde von dem Gewichte und den Segnungen des österreichischen Reichsverbandes für dessen einzelne Glie= der - Zeugniß von der Solidarität des Ganzen mit den Theilen, anspornend hinwieder die Theile zu hingebender Opferwilligkeit für das Ganze.

Von diesen Anschauungen geleitet, gelangt die Kommission zu der einhelligen Ueberzeugung, daß nur in dem organischen und combinirten Zusammengreifen von Reich, Land und den zunächst Be= theiligten das Mittel ausreichender Hilfe gefunden werden kann und diese sonach gemeinsam berufen sind, dieser Calamität thatkräftigst engegen zu treten.

Zur dritten Frage übergehend, nämlich: "Welche ist die Art und der Umfang der zur möglichen Bewältigung der Calamität und deren Folgen als

nothwendig sich ergebenden Mittel", spricht die Kommission ihre Ansicht dahin aus, daß die zu lö= sende Aufgabe eigentlich in vier Theile zerfalle, und zwar:

1.    In die möglichst intensive Durchführung aller forsttechnischen Mittel zur Abwendung der Gefahr, wie in der möglichst raschen Ausarbeitung der gefallenen und angegriffenen Hölzer.

2.    In die beschleunigte Durchführung jener Kommunikationsmittel, die mit Rücksichtnahme ans die Zukunft geeignet sind, die Abbringung dieser Hölzer zn ermöglichen.

3.    In die möglichst günstige Verwerthung dieser Holzmassen.

4.   In die beschleuntgte Aufkultivirung der blos= gelegten colossalen Waldflächen.

ad 1. Aus dem Protokolle des mit der Leitung der gegen die Borkenkäferverheerungen im Böhmerwalde zu ergreisenden Maßnahmen betrau= ten Central-Comites am 25. November 1873 geht hervor, daß die zur beschleunigten Aufarbeitung nöthigen und geeigneten Arbeiter in der bezeichneten Gegend selbst bei einem täglichen Verdienst von 1 Thlr. pr. Kops nicht aufzubringen sind. Es wurde weiter sichergestellt, daß die noch erforderliche Zahl von Waldarbeitern sich auf rund 2500 Köpfe be=

ziffert.

Weiters geht aus demselben Protokoll hervor, daß der Aufwand für die sogleich aufzuarbeitenden Hölzer jener Einzelnen, Gemeinden und Korporationen, die außer Stande sind, diese Gestehungs= kosten aufzubringen, sich mit 100000 st. beziffert. Die sogleiche Beschaffung dieses Betrages aber er= scheint um so dringender, als ansonst die diese Arbeit begünstigende Jahreszeit versäumt und die Folgen nur noch bedenklicher würden.

Dieser Betrag von 100000 st. sindet in den Anträgen des Landesausschußes keine ausreichende Bedeckung.

ad 2. Zur Förderung der Holzabbringung wird auf Grund des Landesausschußberichtes die unver= weilte Inangriffnahme und der Ausbau von 3 Straßen als nöthig erkannt, und zwar:

a)  die Verbindung von Ferchenhaid nach OberMoldau im Ausmaße von 5700 Cur. Klstr. mit einem Kostenaufwand von 28. 000 st.;

b)  die Verbindung von Plane nach Paseken im Ausmaße von 1500 Cur. Klfrn. mit einem Aufwande von 6000 st., und

c)  die Verbindung von Aussergefild nach Unter= Reichenstein im Ausmaße von 7500 Cur. Klftr. und einem Aufwande von 37. 500 st.

Hievon entfällt für den Winterberger Bezirk der Bau einer Straßenlänge von 7900 Cur. Klftr. mit einem Kostenaufwande von 37. 500 st. und für den Bergreichensteiner Bezirk eine Straßenlänge von 6800 Cur. Klftr. mit einem Kostenaufwande von 34. 000 st.

Die Wichtigkeit dieser drei Verbindungen ist sowohl mit Rücksicht auf den gegenwärtig vorlie=

genden Zweck, wie nicht minder für die Zukunft von der in Strakonitz am 19. Oktober 1873 ab= gehaltenen Enquete, sowie wiederholt von der h. k. k. Statthalterei und bem Landesausschuße im anbezogenen Berichte eingehend motivirt und begründet worden.

Es erübrigt sonach nur zu konstatiren, daß die Kommission diesen Anschauungen vollinhaltlich beigetreten ist.

Die gefertigte Kommission schlägt ferner im Einklange mit der Enquete zu Strakonitz und dem Central-Komite zu Prag den raschen Ausbau der beiden Straßenzüge Neuenberg = Berlau und An= dreasberg=Kalsching, beide im Kalschinger Bezirke, vor.

Nach den von Seite der Kommission ermit= telten Daten sind nämlich diese beiden Straßen Querverbindungen der bestehenden Parallel-Straßen und Wege

Sablat Andreasberg, Elhenitz=Kalsching und Dobschitz=Pøisenic, deren Centrale Krumau nun in weiterer Linie Budweis ist.

d)  Nebenbei stellt die projektive Straße Neuen= berg-Dobrusch-Perlau eine direkte Verbindung der Gegend von Oberhaid, Wallern und Christiansberg mit Budweis und zwar über Chlumeckek her.

Diese Straße hat eine Länge von 4750 Cur. Klftr. und wird ohne Grundablösung einen Kosten= aufwand von 24. 000 st. in Anspruch nehmen.

e)  Was den Straßenzug Andreasberg=Kal= sching anbelangt, so muß bemerkt werden, daß diese Straße den Zweck hat, Christiansberg und Kon= kurrenz auf kürzerem Wege mit Kalsching zu ver= binden und insbesondere jene Holzmassen des Groß= chlumberges ohne Steigung an die Moldau zu bringen.

Nachdem übrigens die Strecke Christiansberg= Andreasberg mit sehr geringen Mitteln herzustellen ist, nicht minder die Strecke Kriebaum=Kalsching, so handelt es sich eigentlich nur um die Verbindung Andreasberg Kriebaum, die durch eine Straße über Baiersstift und Schiefer in der Länge von 4000 Cur. Klftr. mit einem Kostenaufwande von 20. 000 fl. herzustellen ist.

f)  Die Mader=Unterreichensteiner Bezirksstraße im Bergreichensteiner Bezirke, deren Ausbau wiede= holt als dringend hervorgehoben wurde, ist mit Hilfe von Landessubventionen von Unterreichenstein bis Hirschenstein vollendet und wird deren rasche Fortsetzung von Hirschenstein über Rehberg nach Mader empfohlen.

Nachdem sich dermalen noch nicht feststellen läßt, ob der Landesausschuß in der Lage sein wird, den raschen Ausbau dieser Strecke aus der ge= wohnlichen Landesdotation für Straßenbauten wird bestreiten resp. subventioniren können, so ist die Kommission auch nicht in der Lage zu bestimmen, ob die Kosten dieser Straße theilweise oder zur Gänze in die Dotation für Straßenbauten an=

läßlich der Borkenkäser=Calamität einzubeziehen sind oder nicht.

Zugleich wird dem Landesausschuße bei Ver= leihung von Subventionen ans dem Straßenbau= dotationssonde für das Jahr 1874 die in Folge der enormen Holzabfuhr beinahe unfahrbar ge= wordene Bezirksstraße Schüttenhofen=Neubrunst des Schüttenhofener Bezirkes zur möglichsten Berücksich= tigung empfohlen.

- Es würde sonach der Kostenaufwand der fünf erstangeführten Straßen die Höhe von 115. 000 st. erreichen, wobei, wie bemerkt, die Mader=Hirschen= steiner Straße nicht mit einbezogen ist; dem ge= genüber beantragt der Landesausschuß anläßlich der Borkenkäfer=Verheerungen Punkt 2 des Schlußan= trages: der h. Landtag wolle beschließen, es seien unverzüglich die Conkurrenz=Verhandlungen mit den Bezirken, Gemeinden und Waldbesitzern zum Zwecke der Herstellung der genannten ersten fünf Straßen einzuleiten und es sei der Landesausschuß zu ermächtigen, den Betrag von höchstens 70000 st. zur Subventionirung dieser Straßen zu verwenden, wobei es selbstverständlich ist, daß die Beiträge der Konkurrenten nach dem Flächenmaße ihres Wald= besitzes und des ihnen zunächst zukommenden Nutzens der betreffenden Straßen zu bemessen sein werden.

Nachdem weiter der angezogene Bericht selbst hervorhebt, daß die konkurrirenden Bezirke, Ge= meinden und Waldbesitzer in Anbetracht der außerordentlichen Verhältnisse kaum im Stande sein werden, die nach Abschlag der Landessubvention noch unbedeckten Straßenbaukosten aufzubringen, so beantragt der Landesausschuß im Pkt. 3, er sei zu ermächtigen, den restlichen Betrag von 30. 000 st. so wie etwaige von der Subventionssumme von 70. 000 st. erübrigende Beträge) zu Vorschüssen und zwar nach seinem Ermessen zu einem der im Punkt 1. erwähnten Zwecke verwenden zu dürfen.

Obzwar die Kommission den vom Landesaus= schuße dem h. Landtage zur Beschlußfassung empfoh= lenen Anträgen 1, 2 und 3 beitritt, so kann die= selbe doch die Bemerkung nicht unterdrücken, daß in Anbetracht der besonderen Verhältnisse die im Punkte 1. vom Landtage zu bewilligenden 100. 000 vollends zur Subventionirung und Vorschußverthei= lung für die beantragten Strassenbauen werden erschöpft werden müssen, wenn der beabsichtigte Zweck, der in dem raschen Ausbau derselben liegt - er= reicht werden soll.

Aus der allgemeinen Richtung der projektirten Strassenzüge geht hervor, daß die Absicht verfolgt wird, die Flößung des Holzes auf der Moldau und Wottawa zu erleichtern.

Sowohl im Interesse der Holzverflößer, wie nicht minder in dem der Wasserwerksbesitzer aber erscheint die Revision der bestehenden Strompolizei= ordnung, so wie nicht minder die Revision der ein= schlägigen Handhabungs= und Ueberwachungs=Be= stimmungen unabweislich geboten.

Endlich glaubt die Kommission in Hinblick auf die zum raschen Strassenbaue erforderlichen Arbeits= fräste darauf aufmerksam machen zu sollen, daß bei dem Umstande, als die arbeitende Klasse der Ge= birgsbevölkerung bei den Holzarbeiten vollauf Be= schäftigung findet und sich zu dieser schwierigen Arbeit besonders eignet, wohl auch auf die Heran= ziehung von Arbeitern zu ersterem Zwecke wird Bedacht genommen werden müssen.

Die Kommission spricht weiter die Ueberzeugung aus, daß die zu lösende Aufgabe sich nicht blos auf die Frage der Ausarbeitung und raschen För= derung der Holzabfuhr ans dem Walde beschränken dürfe. Es scheint ihr vielmehr ebenso wichtig die Frage der Verwerthung dieser kolossalen Holzmassen, sowie der raschen Aufcultivirung der blosgelegten Waldflächen in's Auge zu fassen.

ad 3. In Richtung der Verwerthung des Holzes erscheint die Sorge um so dringlicher, als ansonst die Gefahr nahe läge, diese ohnehin ange= griffenen Hölzer nach Aufarbeitung und Zusammen= führung der Fäulniß anheimfallen und so die einzige Rente künftiger Jahrzehente in unverwertheten und modernden Holzmassen beklagen zu sehen, wie nicht minder die Gestehungskosten nutzlos angewendet sonach verlogen wären.

Zum großen Theil dürfte dieser Gefahr nur im Wege der Halbverfeinerung zu begegnen sein, weil hiedurch die Hölzer einerseits von den weiteren Folgen des Borkenkäfers bewahrt, anderseits aber eine viel höhere Verwerthung derselben erzielt werden wird.

Insbesondere aber ist die rasche Inangriffnahme der bereits konzessionirten Bahnen im südlichen und südwestlichen Böhmen, so namentlich die Theil= strecke Strakonitz-Kubohütten der Liebenau-Passauer Bahn und die Theilstrecke Pilsen-Eisenstein der Priesen-Eisensteiner Bahn, sowie weiters die mög= lichste Förderung der projektirten Bahnen Budweis= Krumau, Salnau-Kuschwarda und Strakonitz=Klattau= Furth a cheval des Böhmerwaldes, ganz besonders zu befürworten, da diese Bahnen die direkte und indirekte Verwerthung der in Frage stehenden Holz= massen zu fördern wesentlich geeignet find, wie die hohe Bedeutung insbesondere der bereits konzessio= nirten Bahnen durch den Böhmerwald für unseren Handel und die Industrie Böhmens nicht verkannt werden kann, da sie die kürzeste Verbindung mit dem Süden herstellen, in welcher Richtung die sicherste Abzugsquelle für die meisten unserer Ge= werbserzeugnisse (Zucker, Spiritus x) gelegen ist. Die Kommission muß aber auch darauf hin= weisen, daß in Anbetracht der heute bestehenden hohen Eisenbahntariffätze die Verfrachtung des Holzes auf unseren Bahnen geradezu unmöglich ist, und wäre die hohe Regierung auch in dieser Beziehung dringendst um schleunige Abhilfe zu ersuchen.

ad 4. Eben so wichtig erscheint die Frage der Aufforstung jener durch die Kalamität blosgelegten kolossalen Waldflächen.

Wenn es an und für sich zu den schwierigsten

Aufgaben des Forstmannes gehört, große, allen Witterungsverhältnissen ausgesetzte Waldblößen auf= zuforsten, so wird diese Schwierigkeit noch erhöht durch die Vernarbung und die hiedurch eintretende Unempfänglichkeit des Bodens selbst, welche Erschei= nungen bei dem starken Graswuchs im Gebirge

nur zu rasch eintreten, wenn der Abholzung nicht die Aufforstung aus dem Fuße folgt.

Hieraus geht hervor, daß die möglichst rasche Kultivirung von höchster Wichtigkeit ist, soll die be= zeichnete Gegend nicht den heutigen Zuständen im Karst anheimfallen. Die Nothwendigkeit einer ein= heitlichen, planmäßigen und wohlorganisirten Leitung dieser Aufgaben bedarf wohl keiner näheren Begründung.

Ohne weiter in den rein fachlichen Theil der angezogenen Fragen 1-3 und 4 einzugehen, deren Erwägung dem ständigen Central=Komite warmstens empfohlen wird, läßt sich doch heute schon mit Be= stimmtheit voraussehen, daß diese hochwichtige Auf= gabe nicht ohne bedeutende materielle Mittel zu lösen und diese in Form von Vorschüssen disponibel zu machen sind.

Nachdem aber eine ziffermäßige Fixirung der hiezu erforderlichen Geldbeträge heute selbst annähernd nicht möglich ist, so hat die Kommission geglaubt, die Höhe der zu erbittenden Summe von dem wirk= lichen und zu rechtfertigenden Bedarfe abhängig machen zu sollen.

So vielseitig die Art und so groß der Umfang der Mittel ist, die hiernach zur möglichen Bewäl= tigung der Borkenkäser=Kalamität und deren Folgen als nothwendig erkannt weiden müssen, so konnte sich dennoch die Kommission nicht verhehlen, daß mit dieser Hilfe, die auch vom Reiche nach so mancher Richtung hin erbeten werden soll, die Aufgabe des Staates noch nicht erschöpft ist, daß es vielmehr von einem höheren Standpunkte betrachtet, unbedingt geboten ist, jene Cautelen zu suchen, die geeignet erscheinen, einem ähnlichen so folgenschweren Ereignisse in Zukunft schon in seinem Entstehen wirksam und durchgreifend entgegen zu treten.

Auf diesem Wege dürfte mau den inneren sachlichen Zusammenhang zwischen den erschütternden Naturereignissen der Jahre 1868-1870-1872 sinden und die Ueberzeugung gewinnen, daß die Grundursache all dessen in der Nichtachtung der einzig unwandelbaren Naturgesetze ruht, - jener Naturgesetze, die den Leitstern der gesammten Agrar= gesetzgebung bilden sollten.

Seit Jahren ist es ein, den Verhältnissen des Landes und seiner Kulturhöhe entsprechendes, mit der Wissenschaft in Einklang gebrachtes Forstgesetz, das dem Lande thatsächlich Noth thut, - ein Be= dürfniß, dem alle kompetenten Fachkreise, so insbe= sondere der böhmische Forstverein wiederholt beredten Ausdruck gaben; sind es weiter jene Durchführungs= und Ueberwachungs=Vorschriften, welche die faktische Handhabung überhaupt der Agrargesetze zu sichern

geeignet wären - wie es endlich immer dringender und unabweislicher wird, jene Lücken auszufüllen, die auf dem Gebiete unserer gesammten Agrargesetz= gebung so fühlbar hervortreten und ihrer Lösung in allgemeinem Interesse harren.

Die Kommission kann nicht umhin, den hohen Landtag zu bitten, seine schwerwiegende Stimme in diesem Sinne zu erheben und die hohe Regierung nach dieser Richtung um ihre Unterstützung ganz besonders anzusuchen.

Nach eingeholter Zustimmung der Budget= Kommission zu der beantragten finanziellen Belastung des Landes stellt die gefertigte Kommission folgende Anträge:

I. Der hohe Landtag wolle beschließen:

1.   Zur Behebung der im Böhmerwalde herrschenden Borkenkäfer=Kalamität und zur Vermehrung der Kommunikationsmittel in den betroffenen Be= zirken wird behufs Subventionirung und Vorschuß= ertheilung die Verausgabung von 100. 000 st. be= willigt.

2.   Der Landesausschuß hat Sorge zu tragen, daß die Konkurrenzverhandlung mit den Bezirken, Gemeinden und Waldbesitzern zum Zwecke der Herstellung der Straßen:

a)  von Ferchenhaid über Mehrgarten und Filz nach Obermoldau, dann

b)  von dem Forsthause Planic über die Bock= hütte nach Pasekau, beide im Winterberger Bezirke, ferner

c) von Außergefild bis Wiederbruckenhäuser im Winterberger und von da über Innergefild, Haidel, oberhalb Unterreichenstein in die von dort nach Rehberg führende Bezirksstraße einmündend, im Bergreichensteinet Bezirke, endlich

d) der Strassenzüge Neuenberg=Dobrusch=Perlau und Andreasberg=Kalsching im Kalschinger Bezirke eingeleitet werden und wird derselbe ermächtigt, den Betrag von höchstens 70. 000 st. zur Subventionirung dieser Strassen zu verwenden

3.   Der Landesausschuß wird ermächtigt, den restlichen Betrag von 30. 000 fl., sowie etwaige von der Subventionssumme per 70. 000 st. erübrigende Beträge zu Vorschüssen und zwar nach seinem Er= messen zu einem der Eingangs erwähnten Zwecke zu verwenden.

IL Die hohe Regierung wird ersucht:

a)  Aus Reichsmitteln einen Betrag bis zur Höhe von 100. 000 st. zu Vorschüssen an jene Pri= vate, Korporationen und Gemeinden, welche die Holzgestehungskosten sogleich aufzubringen nicht im Stande sind, zu verwenden, dergleichen solche Waldbesitzer durch Gewährung von Vorschüssen für Zwecke der Holzverwerthung und Aufforstung zu unterstützen;

b)  die bereits im Zuge befindlichen Unterhand= lungen wegen Gewinnung der nöthigen und geeigneten Waldarbeiter mit thunlichster Beschleunigung einem günstigen Abschlusse zuzuführen;

c)  die rasche Inangriffnahme des Baues der konzessionirten Eisenbahnlinien Liebenau=Passau und

Priesen=Eisenstein, insbesondere in den Strecken: Strakonitz, Kubo-Hütten und Pilsen= Eisenstein, sodann die baldigste Konzessionirung der projektirten Bahnen Budweis=Krumau, Salnau-Kuschwarda und Strakonitz=Klattau=Furth zu fördern und auf ent= sprechende Herabsetzung der Eisenbahntarife für Holzfracht hinzuwirken;

d) sobald als thunlich die Entwürfe eines Landesforstgesetzes, sowie einer Flur= und Strompolizei=Ordnung zur verfassungsmäßigen Behandlung einzubringen und für die strengste Handhabung der zum Forstschuße bestehenden Gesetze Sorge zu tragen.

Sekr. snìm. Schmidt (ète): I. Slavný snìme raèiž se usnésti:

1.   Ku odstranìní záhuby, kterouž spùsobuje brouk korovec na Šumavì, a za úèelem rozmnožení prostøedkù komunikaèních v tìch okresích, jež touto pohromou jsou stihnuty, povoluje se zlatých 100. 000 na podpory a zálohy.

2.   Zemský výbor peèujž o to, aby vyjednávalo se s okresy, obcemi a držitely lesù za pøíèinou pøispívání na zøízení silnic:

a)  z Ferchenhaidu, Mergartenem a Filzem do Vltavice hoøejší, pak

b)  od myslivny Planinské na Bockhütte do Paseky, kteréžto obì silnice by byly v okresu Vimberském; dále

c)  z Kvildy až do místa,, Wiederbruckenhauser" v okresu Vimberském a odtud Innergefildem, Haidlem nad Unterreichensteinem až do spojení v okresní silnici odtud do Rehberku vedoucí, v okresu Kašpersko-Horském a koneènì

d)  silnice z "Tisovky" na Dobruše do Perlové a silnice z Andreasberku do Chvalèin a zároveò zmocòuje se zemský výbor, aby vynaložil nejvýše do sumy 70. 000 zl. k úèeli podporování tìchto silnic.

3.   Zemskému výboru dává, se moc, aby zbývající èástku 30. 000 zl. a pøebytky z èástky 70. 000 zl. na subvence urèené, aè budou-li jaké, na zálohy, a sice jak sám za dobré uzná, k nìkterému z úèelù, na poèátku zmínìných vynaložil.

II. Vysoká vláda budiž požádána, aby

a)  z penìz øíšských do sumy 100. 000 zl, poskytovala zálohy tìm soukromníkùm, spolkùm a obcím, kteøíž nemohou si ihned poøíditi penìz na náklady skácením døíví spojené, jakož aby podporovala zvelebování lesù a zužitkování døíví poskytováním záloh takovýmto majitelùm;

b)  seè možno nejdøíve ku konci pøivedla vyjednávání ohlednì zaopatøení si potøebných a zpùsobilých dìlníkù pro práce v lesích;

c)  pùsobila na brzké zapoèetí staveb povolených železnièních dráh Hodkovice - Pasov a Bøezno - Ruda železná (Eisenstein) jmenovitì v jich tratích: Strakonice - Kubo-Hütten a Plzeò - Eisenstein, pak brzké povolení staveb navržených drah Budìjovice-Krumlov-Zelnava -Kušvarda a Strakonice-Klatovy-Brod a aby

naléhala na pøimìøené snížení dopravních sazeb pro náklady døíví;

d) aby podala ústavnímu projednání návrhy zemského zákona lesního, pak øádu o dohlídce na øekách a nivách, a aby péèi mìla o pøísné dùkladné šetøení zákonù pro ochranu lesù stávajících.

Oberstlandmarschall: Ich eröffne die Debatte und ertheile dem Herrn Vizepräsidenten der hohen Statthalterei das Wort.

Statthalterei = Vizepräsident Rieger v. Rie= gershofen: Auf die vom Herrn Berichterstatter betonte Inanspruchnahme der Reichsmittel erlaube ich mir dem h. Hause zu eröffnen, daß die Regie= rung eine Unterstützung aus Staatsmitteln zur Be= kämpfung der Borkenkäfer=Kalamität im Böhmerwalde jetzt in Aussicht nicht stellen kann, jedoch daß die Regierung nicht abgeneigt sei, einen dahin abzielenden Beschluß des h. Hauses zu unterstützen.

Dabei erlaube ich mir im Namen der Re= gierung zu befürworten, es möge das h. Hans in Hinblick darauf, daß hier das Interesse ganzer Gemeinden sowie des Landes selbst in erster Linie zu berücksichtigen ist, die Unterstützung, die den Gemeinden zu gewähren ist, aus Landesmitteln gewähren.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Dr. Forster bittet um's Wort. )

Dr. Forster hat das Wort.

Dr. Forster: Wenn ich mir erlaube, in dieser wichtigen, die volkswirtschaftlichen Interessen des Landes tief berührenden Angelegenheit das Wort zu ergreifen, so glaube ich bei dem Umstande, als ich mit den Verhältnissen des Böhmerwaldes wohl vertraut bin, einige Berechtigung dazu zu haben.

Die vorliegenden Berichte des Landesaus= schußes und der Kommission sind derart erschöpfend, daß ich denselben nur eine kurze Charakterisirung der Situation der Kleingrundbesitzer des Böhmer= waldes hinzuzufügen mir erlauben werde.

Als im J. 1872 der Borkenkäfer in jenem Theile des Böhmerwaldes, der im SchüttenhofenEisensteiner Bezirke gelegen ist, sich gezeigt, unterließ man es nicht, die Gemeindevorstände, man unter= ließ nicht, die Besitzer der kleinen Waldparzellen auf= merksam zu machen auf die ihnen drohende Gefahr und sie zu belehren. Von Wenigen aber wurden diese Meinungen beachtet, und erst als im Jahre 1873 die Kalamität Dimensionen angenommen hatte, erst als unter Zuziehung von Forstwirten eine Begehung der Kommission stattfand, die den Nach= weis lieferte, daß sämmtliche angrenzende Wald= parzellen vom Borkenkäfer angegriffen waren, erst da erklärten sich die Grundbesitzer bereit, mit Aufopferung aller ihrer Kräfte an die Aufarbeitung der vom Borkenkäfer angegriffenen Hölzer zu schreiten. Meine Herren! Es war zu spät.

Es mangelte den Leuten-an Arbeitskraft, um dieses massenhafte Material zu bewältigen und aus diesem Grunde erlaube ich mir, in dieser Richtung

einen Appel an die h. Regierung, dahin gehend, daß sie durch Heranziehung von Arbeitskräften dieser Kalamität, welche in ihren Konsequenzen unberechenbar ist, abhelfen möchte, zu richten.

Was aber die in dem Kommissionsberichte weiter angeregte Frage betreffs der Staatshilfe anbelangt, so bin ich der festen Uiberzeugung, daß unsere Reichsvertretung mit derselben Opferwillig= keit die Mittel hiezu bewilligen wird, wie sie es seinerzeit gethan hat, wo im Jahre 1862 es sich um eine ähnliche Kalamität gehandelt hat.

Uibergehend auf die Inanspruchnahme der Landesmittel hat der Kommissionsbericht jene An= träge, welche der Landesausschuß gestellt hat, zur Gänze angenommen und hiezu nur noch einen bei= gefügt, das ist den Ausbau der Straße von Moder nach Rehberg. Ich weiß nicht, meine Herren, ob einem Mitgliede dieses h. Hauses die Gegend bekannt ist? Ich kenne sie und konstatire, daß keine Gegend Böhmens, was Kommunikationswesen betrifft, so stiefmütterlich behandelt, so ver= nachlässigt wurde wie diese. Stundenlange Strecken im Böhmerwalde sinden Sie, wo Sie nicht eine Klafter lang fahrbare Straße haben.

Nur im Winter, wo Schnee ist, ist es mög= lich, Holz da zu verfrachten.

Meine Herren! Das sind allerdings sehr traurige Thatsachen, denen wir uns nicht verschließen dürfen und die auch gewiß das hohe Haus nicht ver= kennen wird. Eine etwaige Einwendung, daß die Steuerträger dagegen sich aussprechen werden, fürchte ich durchaus nicht, denn das alt bewährte Sprich= wort: "Heute mir, morgen Dir" wird ganz gewiß Die Leute bestimmen, diesem Antrage, resp. wenn er durch einen Beschluß zur Ausführung gelangt, die vollste Zustimmung zu geben und aus diesem Grunde erlaube ich mir die Anträge der Kom= mission dem hohen Landtage zur Annahme aufs wärmste zu empfehlen.

Oberstlandmarschall: Herr Dr. Alter hat das Wort.

Abg. Dr. Alter: Ich hatte nicht mehr die Absicht in dieser Angelegenheit das Wort zu er= greisen, weil die Kommission und der Herr Bericht= erstatter thatsächlich Alles dasjenige erschöpft haben, was, wenn man bei der Sache bleibt und nicht in's allzugroße Detail sich verlieren will, gesagt werden kann. Die letzten Worte jedoch, die ich gehört habe, haben diesen meinen Entschluß einigermaßen geändert, und ich komme allerdings auch nur meinem innersten Gefühle nach, nachdem ich glaube, daß, wer immer jene Zerstörung im Böhmerwalde mit eigenen Augen gesehen hat, das Be= dürfniß fühlen wird, soviel in seiner Kraft steht, dazu beizutragen, damit Abhilfe geschafft werde, wo sie wahrlich nothwendig ist. Ich sagte, daß die vorangegangenen Ausführungen mich vorzüg = lich dazu bewogen haben, noch das Wort zu ergreifen. Der Herr Vorredner schilderte die Anfänge jener Kalamität und sprach davon, daß man die Ge=

meindevorsteher und einzelne Waldbesitzer anwies, der Kalamität mit aller Energie entgegenzuarbeiten, und daß dieses nicht geschah und daß es dann zu spät war.

Diese Worte, sie klangen mir ganz ähnlich wie eine Einwendung, die ich zumeist zu hören be= kam, als es sich darum handelte, ob denn das Land und das Reich einzutreten haben zur Bekämpfung des Uibels.

Es war dieses nämlich jene Einwendung, die behauptet, im Großen und Ganzen handelt es sich doch nur um Privatinteressen und die außerordentliche Hilfe sei nur vielleicht darum nothwendig ge= worden, weil vom Ansang an das eigene Zuthun gefehlt hat.

Meine Herren, so stand die Sache aber nie, und ich werde mir erlauben, da ich weiß, daß nur Thatsachen beweisen können, an einem einzigen Beispiele zu zeigen, daß nicht Mangel an eigenem Zuthan, sondern die Unmöglichkeit der Leistung die Größe der Kalamität verschuldet hat.

Es liegt mir vor der Ausweis einer der betroffenen Gemeinden über den Aufwand ihrer Waldwirtschaft. In den Jahren der regelmäßigen Waldwirtschaft hatte diese Gemeinde circa 400000 Kubikklafter Holz und zwar Nutzholz und Brenn= holz aufzuarbeiten und vermochte dieses bei einem Aufwande 5 Zehntel Kreuzer bei einer Kubikklafter Nutzholz und 5/7 Kreuzer bei einer Kubikklafter Brennholz mit in einem Gesammt-Aufwande jähr= licher circa 3200 st.

Durch die Windbrüche des J. 1869, noch mehr aber durch die Winddrüche im J. 1870 haben diese Verhältnisse einen vollständigen Umschwung erlitten.

Die Gemeinde war genöthigt, im J. 1871 be= reits einen Arbeitslohn von 1 kr. per Kubikfuß zu zahlen, mußte jedoch trotz Mangel der Arbeitskräfte bereits über 600000 Kubiksuß in Arbeit nehmen.

Im J. 1872 hat die Gemeinde bereits über 1200000 Kubikfuß Holz aufarbeiten müssen und konnte dies nur mit einem Lohnansatze von 1 1/2 kr. und mit einem Gesammtaufwande von 41000 st. thun; im J. 1873 aber, wo der Einschlag des Borken= käfers sich zumeist offenbarte, da war die Gemeinde in die Lage gekommen, bereits 2500000 Kubikfuß Holz aufarbeiten zu müssen, u zw. mit einem Lohn= anfatze von 21/2 kr. -- 21/4 kr. und mit einem Ge= sammtanfwande von 83200 st. Wenn, meine Herren, alle diese Verhältnisse eine derartige Umgestaltung erfahren, wenn der gewöhnliche Aufwand plötzlich auf's 40 fache sich erhebt, dann kann man weiter nicht sagen, daß es an dem eigenen Zuthun gefehlt habe und es hat auch wirklich daran nicht gefehlt. Denn man muß eben nur die Art und Weife ken= nen, wie ein Sturmwind den Wald behandelt und fällt, nm sich eine Vorstellung davon zu machen, wie schwer es dann der Menschenkraft wird, da wieder Ordnung in's Chaos zu bringen. Nun, meine Herren, ich glaube also nicht, daß das "zu

spät" auf Rechnung der betroffenen Gemeinden und betroffenen Waldbesitzer gestellt werden kann und glaube auch nicht, daß jener Einwand, der aus die= sem "zu spät" vielleicht abstrahirt werden mochte, daß die anderen Faktoren nämlich nicht oder nur in geringem Maaße hinzuzutreten haben, richtig sei. Es wurde darauf hingewiesen, daß gerade jener Landstrich, der von dieser Kalamität betroffen er= scheint, jener sei, der bisher am stiefmütterlichsten behandelt worden ist. Nun dies ist wahr, es ist das eine Thatsache, die kaum in Abrede gestellt werden könnte, aber warum ist es geschehen? Ich glaube einfach darum, weil bisher und im Interesse des gesammten Landes wohl auch in der Zukunft dieser Landstrich dazu bestimmt ist, jenen Regulator zu bilden, den er bis jetzt durch den ausgedehnten Waldkomplex gebildet hat. Der Waldbesitz und seine klimatischen Konsequenzen sind es; welche bisher den Aufschwung jener Landstriche gehemmt haben und der Waldbesitz ist es, der die Existenzbedingungen für die Bevölkerungen jenes Landstriches, aber auch des gesammten Landes in sich trägt.

Es ist auch bekannt, daß gerade diese Art des Besitzes eine der gebundensten ist. Der Waldbesitzer als solcher ist nicht in der Lage, frei wie ein An= derer mit seinem Eigenthum zu schalten und zu walten, er muß den Waldbesitz als solchen erhalten, für sich gewiß nicht, sondern im Interesse des Ganzen; mancher Waldbesitzer würde vielleicht für sich höhere Renten zu erzielen in der Lage sein, wenn er den Wald nicht Wald sein lassen müßte und daraus, daß der Waldbesitzer von jeher unab= weislich gezwungen erscheint, sich dem Interesse des Ganzen zu unterordnen, deduzire ich auch die Ver= bindlichkeit der Gesammtheit, daß ste dann, wenn ein Ereigniß eintritt, wo die Kräfte des Einzelnen nicht mehr zureichen, wieder beispringt, nicht so sehr im Interesse des Einzelnen, als gewiß im Interesse des Ganzen. Ich glaube, daß ich nicht weiter noth= wendig habe, aus die einzelnen Anträge des Aus= schußes einzugehen.

Nur noch ein Moment möchte ich hervorheben. Es ist jenes Moment, welches die Anträge des Ausschußes bezüglich des Straßenbaues betrifft. Auch da kehrt jene Einwendung immer und immer wieder, indem man daraus hinweisen wollte, daß diese Straßen ja denn doch nur eigentlich wieder im Interesse des Waldbesitzes geschaffen werden, daß sie eigentlich Waldstraßen sind. Jene Straßen= züge, die die Kommission in Antrag bringt, sind nun nicht einmal bloße Waldstraßen, sie sind wirklich und werden vielmehr vielleicht die einzigen Ver= bindungen werden, welcher jener Landstrich zu seinem Ausblühen so sehr bedarf. Aber auch für den Fall, daß ste thatsächlich nur Waldstraßen wären, glaube ich, würde die Gesammtheit noch immer nicht das Recht haben, von sich jeden, Aufwand abzuwälzen und zwar darum, weil, wie bekannt, Millionen von Werth dort aufgespeichert liegen, die nicht blos für die einzelnen, sondern für die Gesammtheit verloren

gehen werden, wenn nicht rascher Absatz dafür ermöglicht wird. Ich halte also auch dafür, daß jene Anträge, welche von Seite des Ausschußes bezüglich der Kommunikation in Anregung gebracht worden sind, vollständig aceeptirt werden können.

Die Erklärung des Herrn Regierungs-Vertreters hat mich, ich gestehe es, einigermaßen überrascht. Ich glaube wohl, daß die hohe Regierung alle Ursache hätte, in jener Frage Hand in Hand mit den übrigen Faktoren zu gehen. Die Gründe dafür find erschöpfend im Ausfchußantrage behandelt und ich möchte nur noch einen Grund mitberühren, allerdings aber nur ungern. Ich glaube nämlich nicht und bin vielmehr vom Gegentheile überzeugt, daß die Staatsverwaltung als solche so ganz un= schuldig daran sei, daß das Unglück diese Dimen= sionen genommen hat. Freilich hat der Borkenkäfer, ich mochte sagen, die Malize gehabt, in einer Zeit zu kommen und sich zu entwickeln, wo man, wie dies häusig bei uns geschieht, hoher politischer Fragen wegen nicht Zeit gefunden hat, sich mit der einfachen Administration zu beschäftigen. Aber das ändert nichts an der Verpflichtung der Verwaltung, daß wenigstens so viel wie möglich darauf geachtet werden sollte, daß das Mögliche geschehe und darauf wurde wenigstens früher nicht geachtet. Ich anerkenne und möchte wirklich dankend hier der Energie und Aufopferung gedenken, die der gegenwärtige Herr Statthalter der Angelegenheit gewidmet hat.

Aber vor dem, meine Herren, geschah nichts. Und doch ist kraft des Forstgesetzes die Staats= verwaltung, in deren Hand das Ganze gelegt ist, doch ist ste es, die, wenn außerordentliche Ereig= nisse eintreten, zu außerordentlichen Mitteln zu greifen hat.

Also ich glaube, daß, wenn die Regierung über dieses Moment sich klar sein wird, ste jenes Wort, das heute bedingungsweise uns gegeben wurde, auch unbedingt einlösen wird. Aus diesen Gründen möchte ich, meine Herren, nochmals bitten, jene Worte des Ausschußantrages recht sehr zu beher= zigen, welche daraus hinweisen, daß es sich im gegenwärtigen Falle wahrhaftig um die zu sichernde Zukunft nachfolgender Geschlechter handelt, daß es sich um Ereignisse handelt, welche nachhaltiger, als die früheren und vorübergehenden Kalamitäten in den Gemüthern des Volkes nachwirken werden.

Ich empfehle daher aus vollster Uiberzeugung mit aller Wärme, die ich für diese Angelegenheit überhaupt fühle, die Annahme der Ausschußanträge. (Bravo ! Bravo!)

Dr. Hanisch: Ich bitte um's Wort.

Oberstlandmarschall: Herr Dr. Hanisch hat das Wort.

Dr. Hanisch: Vollkommen zustimmend den Anträgen, welche die Kommission rücksichtlich der Verheerungen durch den Borkenkäfer im Böhmerwalde gestellt hat und dieselben dem h. Hause eben= falls aufs Wärmste empfehlend, benütze ich nun die Gelegenheit, um die Regierung auf eine Gefahr

aufmerksam zu machen, welche durch den Borkenkäfer im Osten von Böhmen den Wäldern an der Grenze der Grafschaft Glatz droht. Die österreichischen

Grenzwälder sind bereits angegriffen und wie mir

in einer Sitzung der Rokitnitzer Bezirksvertretung am 29. vorigen Monates von Sachverständigen mitgetheilt wurde, liegt die Veranlassung in den Verheerungen, welche der Borkenkäfer auf der preußischen Herrschaft Schnallenstein, also in den angrenzenden preußischen Waldungen, angerichtet hat.

Das zur Zeit des letzten Windbruches nieder= gelegte Holz ist bisher noch nicht ausgearbeitet worden und so haben wir in Aussicht, daß mit dem Beginne des Frühjahres die Kalamität des Borkenkäfers unsere Waldungen mit erneuerter Hes= tigkeit anfällt. Ich wünschte, daß die Regierung ihre Aufmerksamkeit auch diesem Theile des Ostens von Böhmen, besonders in dem am meisten gefährdeten Rokitnitzer Bezirke, schenke und daß sie rechtzeitige Vorkehrungen treffe, selbst im internationalen Wege, damit wir von dieser Kalamität, so weit es noch möglich, verschont bleiben.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand zu dem vorliegenden Gegenstande noch das Wort? Da dies nicht der Fall ist, so erkläre ich die De= batte für geschlossen. Der Herr Berichterstatter hat das Wort.

Berichterst. Freiherr Korb von Weidenheim: Nachdem der Kommissionsbericht von keiner Seite des h. Landtages angegriffen wurde, sondern im Gegentheile sich der wärmsten Unterstützung ein= zelner Herren erfreut hat, so kann ich mich in meinem Schlußworte ganz kurz fassen. Ich glaube, der Kommissionebericht hat die drei Momente, um welche es sich eigentlich hier handelt, erschöpfend be= handelt. Er hat vor Allem nachgewiesen, daß die Kalamität, in welcher sich der Böhmerwald in diesem Augenblicke befindet, wirklich ein so fürchterliches Ereigniß ist, daß es die Aufmerksamkeit aller gesetzgebenden Körper in Oesterreich in Anspruch nehmen muß. Er hat daraus hingewiesen, daß die Gefahren unbegrenzt sind und daß wir noch heute nicht vor= aussehen können, aus welche Weise und mit welchen Verlusten wir den Abschluß dieser Kalamität erkaufen werden. Er hat endlich daraus hingewiesen und genügend begründet, daß es nicht nur eine Noth= wendigkeit, sondern geradezu eine Pflicht ist, daß der Staat, das Land und die zunächst Betheiligten organisch zusammengreisen, um diese Ausgabe mit Aussicht aus Erfolg zu einer Lösung zu bringen und alle jene Kautelen zu schaffen, welche geeignet sind, solchen ähnlichen Eventualitäten, auf welche vom letzten Hrn. Redner hingewiesen worden ist, zur rechten Zeit, das ist im Entstehen durchgreifend entgegen zu treten.


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