Ètvrtek 17. záøí 1868

viele und bedeutende Ergebnisse seines Wissens, seines bedeutenden Talentes gezeigt hat; es handelt sich hiebei um einen Mann, der in schwierigen Verhältnissen fort und fort mit großen Mühen und äußeren Sorgen kämpfend, immerwährend das Höchste im Auge zu halten suchte, und nicht etwa bloß bei der Welt der Erscheinungen stehen blieb, sondern auch jene leitenden Ideen ausfindig zu machen strebte, die eben in der geschichtlichen Erscheinung verborgen liegen, nicht jedwedem Auge sich präsentiren. Es handelt sich hiebei ferner um einen Mann, der bereits als Lehrer seine Lehrthätigkeit in vorzüglicher Weise bethätigt und gezeigt hat, so dass wir ebenso sehr auf dasjenige, was er geschrieben hat, wie aus seine öffentlichen Vorträge hinweisen können, und somit man also im Stande ist, dem h. Hause diese Bitte auf das Nachdrücklichste zu empfehlen. Ich erlaube mir eben deshalb im Anschluße an den Bericht des Landesausschußes den Antrag an das h. Haus zu stellen, dasselbe möge den Landesausschuß ermächtigen, den Herrn Josef Bayer zum honorirten Privat-Docenten zu ernennen, ihn mit der Abhaltung von Vorträgen über geschichtliche Architektur zu betrauen und sich deshalb brevi manu mit der Budgetkommission in's Einvernehmen zu setzen.

Sekr. zem. sn. Schmidt: Komise èiní návrh: Slavný snìme raèiž uzavøíti: "Zemský výbor budiž zplnomocnìn, aby docenta soukromého Josefa Bayera ustanovil za docenta honorovaného a jemu svìøil pøednášky o dìjepisu architektury a se s budžetní komisí o tom v krátké cestì dorozumìl.

Pr. Dr. Höfler: Ich erlaube mir die Bitte hinzuzufügen: Der hohe Landtag wolle von der Drucklegung absehen und gleich in die Vollberathung eingehen.

Sekr. zem. sn. Schmidt: Dále se èiní návrh, aby sešlo od tisku této zprávy a aby se vešlo hned v plnou poradu.

Oberstlandmarschall: Wenn Niemand etwas dagegen einwendet, so werde ich diesen Antrag, in Vollberathung einzugehen, für angenommen annehmen. Wenn Niemand das Wort verlangt, so werde ich über diesen Antrag abstimmen lassen und ersuche jene Herren, welche dafür stimmen, die Hand zu erheben. (Geschieht. ) Der Antrag ist angenommen.

Oberstlandmarschall: Wir kommen nun zum 7. Punkte: Bericht des Petitionsausschußes und zwar Nr. 55. Berichterstatter Hr. Dr. Czyhlarz!

Berichterst. Abg. Dr. Czyhlarz: Der erste Gegenstand ist eine Petition der Ortschaften Wolawec und Wáclawi, Bezirk Turnau. Ich werde mir erlauben den Bericht der Kommission vorzutragen. Hoher Landtag !

Die Bewohner der Ortschaften Wolawec und Wáclawí, Bezirk Turnau, bitten um Trennung von der Gemeinde Leskow und um Konstituirung zu einer selbstständigen Gemeinde, aus dem Grunde, weil ihre Interessen in der Gemeinde Leskow nicht gewahrt sind, indem die Ortschaft Leskow in der Gemeinde die Majorität hat, sonach bei den Gemeindeangelegenheiten nur auf ihre Bedürfnisse Rücksicht nehme Sie berufen sich in dieser Beziehung noch auf ein bereits im Jahre 1864 beim Landesausschuße überreichtes Trennungsgesuch. Dieses Gesuch wurde nun im Lause dieser Session und zwar in der 6. Sitzung am 29. August 1868 seitens des h. Hauses abgewiesen, weil die genannten Ortschaften für sich die Mittel zur Erfüllung des übertragenen Wirkungskreises nicht besitzen. Mit Rücksicht auf diesen erst vor Kurzem gefaßten Beschluß stellt daher die Petitionskommission den Antrag, der hohe Landtag wolle beschließen: Es sei über die Petition der Ortschaften Wolawec und Wáclawí de praes. 29. August 1868 Nr. 55. pet. zur Tagesordnung zu übergehen.

Sekr. zem. sn. r. Schmidt (ète): Èiní se návrh, aby se o petici této èís. 55 pøešlo k dennímu poøádku.

Oberstlandmarschall: Wünscht noch Jemand von den Herren das Wort? (Niemand meldet sich. ) Wenn sich Niemand um's Wort meldet, so werde ich über den Antrag abstimmen lassen, und ersuche jene Herren, welche dafür stimmen, die Hand zu erheben. (Geschieht. ) Der Antrag ist angenommen.

Oberstlandmarschall: Petition Nr. 104, Berichterstatter ebenfalls Hr. Dr. Ezyhlarz.

Ref. Prof. Dr. Czyhlarz: Der zweite Gegenstand ist eine Petition der Gemeindevorstände des Arnauer Bezirkes wegen Vergütung der Vorspannsleistungen während des Krieges im I. 1866 durch das Land. Der Bericht lautet: "H. Landtag! Nach Angabe der Petition beträgt der Schade, welcher den Angehörigen der Gemeinden des Arnauer Bezirkes durch die im Kriege vom I. 1866 geleisteten Vorspänne erwachsen ist, dermal im Ganzen noch die Summe von 11931 fl. 25 kr. ö. W. Da nun der auf die Einzelnen entfallende Betrag die Kräfte derselben häufig übersteigt, so wandten sich die Vorstände der betreffenden Gemeinden an die Arnauer Bezirksvertretung, um die gleichmässige Auftheilung dieser Vorspannsschäden auf den Bezirk zu erwirken. Der Bezirksausschuß ist aber darauf nicht eingegangen, weil eine solche Auftheilung wieder nur die Beschädigten treffen würde - sondern hat zufolge Beschluß vom 2. Aug. 1867 beim Landesausschuße die Auftheilung dieser, dem Arnauer Bezirke erwachsenen Schäden auf das ganze Land beantragt.

Der Landesausschuß hat dieses Ansuchen abgewiesen, weil zu einer solchen Auftheilung höchstens der Landtag kompetent wäre. In Folge dessen haben sich die Peteuten an das h. Haus gewendet und die in Behandlung stehende Petition überreicht. Die Petitionskommission war leider nicht in der Lage, den Antrag auf Gewährung dieser Bitte zu stellen, ganz abgesehen davon, daß aus der Petition gar nicht ersichtlich ist, wem diese Vorspänne geleistet wurden, ob den österreichischen oder preußischen Truppen, was doch auf die Frage eines Ersatzanspruches von Einfluß wäre. Es musste sich die Kommission ganz besonders vor Augen halten, daß es ganz unthunlich wäre, einem einzelnen Bezirke eine derartige Begünstigung zu ertheilen, wie die Petenten verlangen. (O. L. M. läutet. ) Mit demselben Rechte konnten die anderen Bezirke auch ein solches Verlangen stellen, wodurch dem Lande übermässige Lasten aufgebürdet würden.

Die Petitionskommission stellt daher den Antrag: der hohe Landtag wolle über die Petition der Bezirksvorstände des Arnauer Bezirkes, Z. 104 pet. zur Tagesordnung übergehen.

Sn. sek. Schmidt: Èiní se návrh: Slavný snìm raèiž z petice pøedstavenstev v okresu Hostinném è. 104 pet. pøejíti k dennímu poøádku.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand von den Herren daß Wort? (Niemand meldet sich. ) Wenn sich Niemand mm Worte meldet, werde ich über den Antrag abstimmen lassen. Ich ersuche die Herren, die dafür stimmen, die Hand zu erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Petition Nr. 109, 110 und 113 sind ein Gegenstand.

Referent ebenfalls Hr. Dr. Czyhlarz.

Ref. Dr. Czyhlarz: Es sind dies Petitionen der Bezirksvertretung Preßnitz, der Gemeinde Weipert und dann der Gemeinde Preßnitz behufs Führung der Erzgebirgsbahn.

(liest): Aus Grund des Gesetzes vom 3. Juni 1868, Z. 57 wurde der Buštìhrader Eisenbahngesellschaft die Konzession zum Baue und Betriebe einer Lokomotiv-Eisenbahn von Prag über Saaz, Kontotau bis Weipert oder einem anderen bei weiterer Prüfung etwa als vortheilhafter erkannten Punkt der sächsischen Grenze ertheilt. Die Petenten befürchten nun, daß man aus Grund des letzteren Zusatzes neuesten Nachrichten zufolge die Bahn von Komotau über Kallich-Platten nach Olbernhau führen werde, was zur Folge hätte, daß der Preßnitzer Bezirk mit seinen bevölkerten Ortschaften Weipert, Preßnitz, Kupserberg zc leer ausgehen würde. Demgemäß stellen sie die Sitte, der hohe Landtag möge dahin wirken, daß die Eisenbahn von Komotau durch den Preßnitzer Bezirk über Weipert nach Sachsen geführt werde. Die Petitions-Kommission konnte sich nun der Erwägung nicht verschließen, daß dem h. Landtage eine direkte Intervention in Eisenbahnangelegenheiten schon überhaupt nicht zusteht, indem diese laut des §. 4 Lit. d) des Gesetzes über die Reichsvertretung dem Reichsrathe vorbehalten ist. Um so weniger ist aber in dem vorliegenden Falle eine direkte Einflußnahme seitens des hohen Hauses möglich, da die Konzession auf Grund des Reichsgesetzes vom 3. Juni 1868, Nr. 57 bereits ertheilt und in demselben ebenfalls die Richtung der Bahn gegen die sächsische Grenze offen gelassen ist und auch offen gelassen werden mußte, da dieselbe wesentlich von dem mit Sachsen abzuschließenden Staatsvertrag abhängt. Aber auch auf Grund des §. 19 Lit. b) der L. D. kann die Kommission einen bestimmten dem Wunsche der Petenien entsprechenden Antrag nicht stellen, weil hiezu bloße, mehr oder weniger einseitige Petitionen kein genügendes Substrat bilden und nothwendigerweise auch die übrigen Bezirke und Gemeinden gehört werden müßten.

In Erwägung dieser Umstände stellt daher die Petitions-Kommission den Antrag: H. Landtag möge beschließen: es seien die Petitionen Nr. 109, 110 und 113 der Bezirksvertretung Preßnitz, der Stadtgemeinde Weipert und der Gemeindevertretung. Preßnitz der h. Regierung zur Würdigung abzutreten.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand von den Herren das Wort?

Herr Prof. Höfler hat das Wort.

Abg. Pros. Höfler: Wenn es sich hiebei um eine direkte Intervention des h. Hauses in Angelegenheiten der Eisenbahnen handeln würde, so würde ich, wie Jemand den Antrag stellte, es möge die erwähnte Petition zur besonderen Würdigung der h. Regierung empfohlen werden, in der That nicht den Muth haben, in dieser Art u. Weise voranzugehen und einen derartigen Antrag zu stellen oder zu unterstützen.

Ich glaube aber, daß es sich um etwas anderes handelt.

Ich würde mir aber auch in der That nicht die Freiheit nehmen, den erwähnten Antrag zu stellen, wenn es sich hiebei nur um ein lokales Interesse handeln würde, da wir hier nicht versammelt sind, nur Lokalinteressen zu vertreten, sondern um die des ganzen Landes zu vertreten. Es handelt sich aber, scheint es mir, hiebei um eine Sache von größerer u. bedeutenderer Wichtigkeit. Es ist die Sache des Erzgebirges, es ist die Sache des Nothstandes, welche mit dieser Frage u. mit dieser Bitte an das hohe Haus gekommen ist, sich verknüpft. Ich kann in demjenigen, was der Hr. Referent als Bitte der Preßnitzer Bezirksvertretung vorgetragen hat, nichts anderes erblicken, als den Noth- und Hilfschrei, nicht blos von einzelnen Gemeinden, sondern auch von Städten und einem ausgedehnten Bezirke, der nicht etwa verlangt, so wie andere Städte, daß man sich direkt in eine Angelegenheit einmische, die höheren Regionen zur Entscheidung vorbehalten ist, wohl aber die Bitte enthält, das Gesuch, auf legalem Wege vorzugehen. Das Gesuch enthält, was zu erreichen ist. Es ist ja bekannt, es ist in dem hohen Hause so oft vorgekommen, in welcher Art und Weise der Nothstand dort herrsche, wie gerade durch den Mangel an Kohlen, durch den Mangel an Kommunikationsmitteln, abgesehen von der Ungunst des Bodens und Klimas, sich die Ergebirgsbezirke in einem Ausnahmezustände befinden, welcher auch vor allem als solcher betrachtet und behandelt werden muß.

Eben deshalb kann ich in keiner Art und Weise einen Eingriff in die Rechte anderer, höherer Ordnungen darin erblicken, wenn ich mir erlaube den Antrag zu stellen, daß die erwähnte Bitte der hohen

Regierung zur besonderen Würdigung empfohlen werden möge.

Im Gegentheil, ich möchte sagen, was man nur immer dazu anwenden und thun kann, um Muth und Vertrauen gerade bei diesen Bezirken an den h. Landtag, dann in Bezug auf die Regierung selbst : u wecken, möge geschehen, möchten wir es thun.

Wenn man so mit der bitteren täglichen Noth ringt, wie es dort der Fall ist, so ist es in der That ein doppeltes Brod, was man vom h. Landtage zu erreichen hofft, wenn es sein kann, das materielle, und wenn es sein kann, das Brod des Trostes und der moralischen Ausrichtung; ein anderes Brod verlange ich jetzt nicht für diejenigen, welche die erwähnte Bitte ausgesprochen haben, als das der moralischen Ausrichtung.

Ich bitte, es möge das h. Haus meinen Antrag zum Beschluße erheben und die Angelegenheit; ganz abgesehen von den Stadien, in welchen sie sich in technischer oder sonstiger Beziehung vorfindet, der hohen Regierung zur besonderen Würdigung empfehlen.

Oberstlandmarschall: Wünscht noch Jemand von den Herren das Wort? Herr Dotzauer hat das Wort.

H. Dotzauer: Den Antrag des verehrten Herrn Vorredners erlaube ich mir im vollsten Umfange zu unterstützen. Die Frage des Erzgebirges ist eine stehende Frage. Es ist diese Frage so vielseitig bereits erörtert worden, wie und aus welche Weise man den Bewohnern des Erzgebirges durch Arbeit aushelfen konnte, daß ich mir wohl erlassen kann, daraus näher einzugeben. Ich deute aber auch darauf hin, daß hier ein Verein, nämlich das Central-Komité besteht, welches es sich zur Ausgabe gemacht hat, die Erwerbsthätigkeit des ganzen Erzgebirges zu wecken. Durch diesen Verein ist schon manches wohlthätige eingeführt, unterstützt und auch dem Gedeihen zugeführt worden.

Wenn auch allenthalben die Wirksamkeit dieses Vereines im Erzgebirge selbst nicht richtig gewürdigt und jetzt z. B. die Errichtung von 12 neuen Musterwerkstätten zur Hebung der Spitzenerzeugung, damit dieselbe auf denselben ausgebildeten Standpunkt gelange, wie in Belgien und Frankreich, von den Erzgebirgsbewohnern nicht in dem Momente begriffen wird, so bin ich fest überzeugt, daß die guten Fruchte nicht ausbleiben werden; denn alles, was geschieht, sind Palliativmittel.

Hier sind zwei Grundzüge, welche für das Erzgebirge nothwendig sind, zwei Hauptmomente und diese Momente heißen: Schule und Kommunikation. Bezüglich der Schule wird sich vielleicht noch die Gelegenheit bieten, wol noch in diesem hohen Hause darüber sprechen und abzustimmen. Heute handelt es sich bloß um die Kommunikationsmittel. Ein ebenfalls wichtiger Theil derselben sind die Straßen im Erzgebirge, welche ich erst vor Kurzem bereist habe. Sie sind im Grunde genommen nicht schlecht; sie sind im fahrbaren guten Zustande, aber die Posteiurichtungen, meine Herren, die fassen unendlich viel zu wünschen übrig. Es sind hier Entrichtungen getroffen, die, ich möchte beinahe sagen, lächerlich sind, die man gar nicht begreifen kann, die den jetzigen Zeitanforderungen stracks entgegenstehen, und von einem Telegraphen im Erzgebirge sieht man bis jetzt keine Spur. Es find Städte im Erzgebirge, wie das gewerbreiche Weipert, Graslitz mit 8000 Einwohnern, Joachimsthal mit 6000 Einwohnern, und es ist dort noch immer kein Telegraph zu sehen, und doch wäre es so nothwendig, daß auch das Erzgebirge dieses neuen Vehikels des Verkehres theilhaftig werde.

Die Hauptsachen sind aber die Eisenbahnen. Es wurde die Eisenbahncommission mit einem Jubel sowohl hier als auch in der Hauptstadt von allen betheiligten Persönlichkeiten aus dem Erzgebirge begrüßt. Alle, welche die Erzgebirgsverhältnisse kennen, waren einverstanden, daß diese Eisenbahn über Kommotau, Sonnenberg, Preßnitz, Kupferberg, Schmiedeberg und Weipert nach Sachsen gehen solle. Man glaubte auch, daß diese Frage erörtert werde. In allerletzter Zeit entsteht aber eine Menge verschiedener Projekte. So habe ich in Katharinenberg von einem sächsischen Kaufmanne gehört, daß sich in Sachsen ein Consortium gebildet hat, welches eine kürzere Eisenbahnlinie über Platten, Kommotau, Kalllich und Olbernhau projektirt habe. In Folge dessen aufmerksam gemacht, habe ich mir gerade diese Theile mit besehen und mich erkundigt, wie da die Industrieverhältnisse sind und ich bin zur Uiberzeugung gelangt, daß diese Eisenbahnlinie, wenn sie wirklich in Ausführung gebracht würde, für das Erzgebirge insoferne ein Unglück wäre, weil dadurch die Eisenbahnlinie Pietznitz-Kupferberg-Schmiedeberg-Weipert und weiter wahrscheinlich nicht zur Ausführung käme; und das ist gerade die wichtige Linie, welche zur Belebung der Industrie und des Gewerbes nothwendig ist.

So lange im Erzgebirge nicht neue Industriezweige eingeführt werden, die nur dann eingeführt Werden können, wenn die direkte und entsprechende Eisenbahnlinie, die ich eben angedeutet habe, in Ausführung kommt - so lange find das alles Palliativ-Mittel, und daher erlaube ich mir den Antrag auf das Wärmste zu unterstützen, daß die Petition der Pretznitzer der hohen Regierung zur besonderen Würdigung empfohlen werde. (Bravo! links. )

Oberstlandmarschall: Herr Freiherr Riese-Stallburg hat das Wort.

Frh. Fr. Riese-Stallburg: Die Eisenbahn durch das Erzgebirge wird wol das geeignetste Mittel seist, den Nothstand des Erzgebirges durcb Erwerb zu beseitigen. (Unruhe; O. -L. -M. läutet. ) Die bis jetzt dort vorwaltenden Industriezweige, z. B. Spittzenklöppelei u. dgl. waren nur sehr unbedeutend. (Unruhe. ) Wir müssen andere Industriezweige dort zu heben trachten (Unruhe; O. -L. -M. läutet); wir müssen weiter zurückgreifen. Seit Jahrhunderten

hat das Erzgebirge, wie sein Name bezeugt, durch Erzreichthum sich hervorgethan; es ist nicht nur Eisen, Kupfer, es ist auch Silber im Erzgebirge. Daß der Bergbau jetzt nicht mehr so blüht, hat seine Ursache darin, weil nur oberflächlich aufgebaut wurde (Unruhe); der Tiefbau konnte nicht in Angriff genommen werden, es fehlte eben an mächtigem Dampfe, es fehlte an Kohle für die Damfmaschinen.

Wenn das Erzgebirge, namentlich das so reichhaltige Plateau bei Sonnenberg, Kupferberg zu Kohle kommt, wenn Dampfmaschinen dort aufgestellt Werden, so werden größere Eisenlager bewältigt, es werden große Silberadern aufgeschlossen werden können, die im Laufe der Zeit aufgelassen wurden. Die Herren, welche das kennen, werden mir gewiß beistimmen; es werden endlich auch, sowie drüben in Sachsen Freiberg sich durch die Kohle erhoben hat, auch dort im Erzgebirge durch die Kohle mächtige Erwerbszweige ausgeschlossen werden.

Die Herren mögen daher beschließen, die hohe Regierung möge angegangen werden und der Landtag möge es befürworten, daß die Eisenbahn auf das Hochplateau kommt, um von dort die Verbindung durch Straßen herzustellen, daß man dadurch Eisen und Kohlen hinbringt, und so das dort wichtigste Gewerbe des Bergbaues begünstige. Das Klima hat dort keinen Einfluß aus den Bergbau, unter der Erde gibt es keinen Winter, dort schadet das Klima Niemandem - und darum muß für Das gesorgt Werden, was der Bevölkerung das homogenste ist. Deßhalb bitte ich nochmals, der hohe Landtag wolle diesem Antrage sein besonderes Interesse zuwenden.

Oberstlandmarschall: Wünscht noch Jemand das Wort? - Herr Abgeordnete Steffens!

Abg. Steffens: Ich bin gewiß der Letzte, der dem entgegen treten würde, daß nicht für das Erzgebirge Alles, was man nur immer thun kann und zu thun in unserer Macht liegt, gethan werden müsse und gethan werden soll. Ich werde gewiß jeden Vorschlag, der dahin geht, das Erzgebirge zu heben, auf das kräftigste unterstützen. Ich habe dies vorausgeschickt, um jedem Mißverständniße vorzubeugen; wenn aber von einem der Herren Vorredner gesagt wird, es handle sich nicht um ein lokales Interesse, so muß ich dem doch widersprechen; etwas dürste es sich doch hier um lokales Interesse handeln. Derselbe Gegenstant ist auch bei Gelegenheit der Verhandlungen der Commission für diese Bahn Gegenstand sehr ausführlicher Erörterungen im Reichsrathe um den betreffenden Ausschuß gewesen. Dort sind Petitionen vorgelegen für diese Bahn, die man vollkommen gewürdigt hat und sind auch Petitionen vorgelegen für andere Richtungen. Daraus schon geht hervor, daß es sich hier um lokale Interessen handelt. Es ist nun aber sehr schwer, die hohe Regierung aufzusordern, einzutreten für irgend eine Bahnrichtung, über welche die Regierung noch gar nicht in der Lage ist, zu entscheiden; es bestehen darüber noch, wie auch im Berichte des Herrn

Berichterstatters gesagt wurde, Verhandlungen mit der sächsischen Regierung, dem norddeutschen Bunde, über den Anschlußpunkt. Dieser Anschlußpunkt an der Grenze ist noch gar nicht sichergestellt und lässt sich auch gar nicht nach dem Interesse des Erzgebirges beurtheilen. Wenn man finden wird, daß die Trace, sowie sie von den Petenten angeregt und von mehreren Herren Vorrednern befürwortet wurde, die richtige ist, dann wird Niemand etwas dagegen einzuwenden haben. Sollte sich aber ergeben, daß diese Bahn, die nicht bestimmt ist, eine Lokalbahn zu sein, sondern die Bestimmung hat, ein Glied in der großen Weltbahn zu werden, durch das Führen über die bezeichneten Orte um eine Meile oder noch mehr länger würde, denn wäre dies allerdings eine Fatalität und man konnte wirklich den lokalen Interessen zu Liebe, dieses allgemeine Interesse nicht opfern und man müsste demselben vielmehr dadurch entsprechen, daß man dieser Gegend, wie ich selbst für nothwendig halte, eine Zweigbahn gibt. Es ist also nicht entschieden ausgemacht, es steht nicht unwiderlegbar fest, daß diese Richtung über Kupferberg und gegen Weipert zu die allerrichtigste wäre und daß wenn man sie zur Ausführung brächte, dadurch nicht andere gewichtige Interessen geschmälert würden. Ich wäre daher vielmehr mit dem Antrag des Petitionsausschußes einverstanden gewesen und werde auch für denselben stimmen aus der Rücksicht, weil man nicht in der Lage ist, augenblicklich darüber abzusprechen. Man ist es nicht, weil die Frage an und für sich nicht spruchreif ist und man ist es umso weniger, weil man darüber keine bestimmten Vorlagen hat. Es ist Niemand über diese Frage ganz genau aufgeklärt und über Fragen, worüber man nicht ganz genau aufgeklärt ist, kann man nicht absolut befürwortend absprechen. Wir haben bereits in einer ähnlichen Angelegenheit, wo es sich um eine Strassensubvention gehandelt hat, ganz genau nach dem Grundsatze abgestimmt, daß man über Dinge, über welche nicht die allergenauesten Vorlagen vorliegen, nicht absprechen, daß man dieses vielmehr derjenigen Behörde oder Korporation überlassen soll, welcher diese Vorlagen zu Gebote stehen. Wir haben die Strassenangelegenheit einfach an den Landesausschuß abgetreten und ich glaube, es wäre das richtigste, wenn wir auch diese Angelegenheit einfach ohne Befürwortung der Regierung überlassen würden.

Oberstlandmarschall: Abg. Dr. Stamm hat das Wort.

Abg. Dr. S t a m m: Wenn es sich hier einfach um Lokalinteressen, wie früher hervorgehoben worden ist, handeln würde, etwa um das Wohl von Platten und Olbernhau und der 4 Städte im Erzgebirge, -- glaube ich nicht, daß ich die Debatte durch mein Eintreten noch länger verzögern würde. Allein ich glaube, es handelt sich hier nicht um einfache Lokalinteressen, sondern um das Landesinteresse. Die Petitionirenden bitten: die h. Regierung wolle der Linie, welche bei vielen Städten vorbeigeht und 2 große Dörfer, Weipert und Schmiedeberg, berührt, ihr Augenmerk zuwenden, und die mögliche Richtung über Platten und Olbernhaus nicht befürworten. Die Bahn Platten und Olbernhau ist nicht von dem einheimischen Konsortium, sondern von dem neu aufgetauchten sächsischen Konsortium befürwortet und um sie eingeschritten worden, und es handelt sich auch wirklich um den Kampf, ob den größern Vortheil dieser Bahn das böhmische Erzgebirge oder das sächsische Erzgebirge erhalten soll. Wird die Bahn über Platten und Olbernhau gezogen, gegen welche Strecke die Petitionirenden sind, so fällt der eigentliche Vortheil dieser Bahn auf das sächsische Erzgebirge. Wird sie nach dieser Trace, welche schon dreimal gewählt worden ist, über die Stadt Gremma, Sonnenberg, über das Große Dorf von 2000 Einwohnern, über die Bergstadt Kupferberg, an dem großen hier schon oft genannten Dorfe Schmiedeberg mit 3000 Einwohnern, endlich an der Bergstadt Wiesenthal und Weipert vorbeigezogen, berührt sie gerade den wichtigsten und am meisten vernachläßigten Theil des Erzgebirges. Würde die Trace Platten gewählt, berührt die Bahn ein Dorf: Platten. - Der Herr Vorredner hat die Sache nicht ganz richtig beurtheilt, wenn er sagt, von der einen Seite haben wir Petitionen, von der andern aber auch; von dieser Seite haben wir wirklich keine Petitionen. (Abg. Steffens:,, Im Reichsrathe aber!") Das Dorf Platten hat sich wirklich nicht unterstanden, diesen wichtigen Ortschaften gegenüber sein kleines lokale Interesse geltend zu machen. Es ist das eine Angelegenheit des Gebirges.

Einer von den Herren Vorrednern hat vorzüglich auf die arme Bevölkerung hingewiesen. Ich möchte auch darauf hinweisen, daß hier eine reiche Industriegegend ist und dieß zugleich der Grund ist, welcher für diese Trace spricht.

Es wurde schon vom Herrn Baron RieseStallburg darauf hingewiesen, daß diese Trace, die von den Petirenden des gesammten Bezirkes Preßnitz befürwortet wird, daß diese Trace über nahezu zusammenhängende Lager von Eisenstein, von Kupfer und von Silber gehen.

Unter allen diesen Umständen, möchte ich sagen, kann die Wahl nicht schwer sein, daß man die einfache Bitte an die hohe Regierung stellt, die Bitte: sie möge die Sache besonders und eingehend würdigen. Denn die Gefahreu sind zwei, welche sich der Sache gegenüber stellen, einmal das Angedeutete, daß hier bloß eine kurze Linie allein entscheiden könnte.

Meine Herren, wir haben dann und wann schon kurze Linien gezogen, aber dadurch ganze Theile unglücklich gemacht; und wenn diese kurze Linie, welche zu Gunsten von Sachsen, gezogen werden soll, gewählt wird, so wird dieser ganze Theil der Bevölkerung unglücklich gemacht und unfruchtbar gelassen.

Ein 2. Umstand ist der, daß man darauf hingewiesen hat, es sei ein Anschluß mit der sächsischen Regierung, ein Staatsvertrag eigentlich in Aussicht gestellt worden, und ich besorge, es könnten sich sächsische Interessen dabei geltend machen wollen, (Sehr wahr! Bravo!) ba man für das sächsische Interesse in besonderer Richtung eintreten Richtung Und ich glaube, es ist in diesem Falle Pflicht des Landtages, wieder nur einfach zu sagen: hohe Regierung berücksichtige das böhmische Interesse in dieser Frage.

(Ruse: Sehr gut! Bravo!) Unter solchen Umständen, meine Herren, glaube ich, ist der Antrag, welcher dann den Zusatz einer besonderen Berücksichtigung erhalten hat, gewiß zu würdigen, dem wir zustimmen werden. (Bravo!)

Oberstlandmarschall: Der Herr Abg. Ritter von Dotzauer hat sich um das Wort gemeldet.

Ritter von Dotzauer: Ich erlaube mir auf das Wort zu verzichten, nachdem der Herr Abg. Stamm meine Ansicht mitgetheilt hat.

O. - L. - M.: Wünscht Jemand das Wort?

Wenn Niemand das Wort verlangt......

Herr Abg. Steffens hat das Wort.

Steffens: Ich mochte nur ganz kurz darauf aufmerksam machen, wenn man gesagt hat, wir sollen nicht die sächsischen Interessen vertreten, daß ich der Letzte bin, der die sächsischen Interessen vertritt.

Ich vertete hier nur die böhmischen Interessen und will, hier aus rein böhmischen Interessenten aufmerksam machen, welche ein sehr großes Gewicht darauf legen werden, daß die Sahn möglichst kurz Werde. Das sind die Kohlenexportenere. Wir bauen die Bahn vorzugsweise für den Kohlentransport und den Exporteuren wird es nicht gleichgiltig fein, wenn ihre kurze Bahn um 1 oder 1 1/2 Meilen verlängert wird. Ich habe das bemerkt, damit man nicht sage, ich vertrete ganz andere Interessen als die des Landes.

Oberstlandmarschall: Wünscht noch Jemand von den Herren das Wort?

Se. Excellenz der Herr Statthalter hat das Wort.

Exc. Statth. Bar. Kellersperg: Ich will nur mit wenigen Worten konstatiren, daß mir von vielen und verschiedenen Seiten die Führung der Erzgebirgsbahn warm ans Herz gelegt worden ist. Auch ich konnte mich mit der Anschauung nicht befreunden, daß es sich dort bloß um lokale Interessen handelt.

Die Regierung hier im Königreiche Böhmen hat leider mit dem Erzgebirge oft und bei sehr traurigen Anlässen zu thun. Es ist eine Pflicht derselben bei allen Kommunikationen, die dort geführt werden, auf die Interessen des Erzgebirges ein achtsames Auge zu haben. Von Seite der Statthalterei wurde auch damals, als es sich um die Bahn von Saaz gegen Eger handelte, aus das Wärmste jene Linie empsohlen, welche so nahe als möglich am Erzgebirge liegt.

In der gegenwärtigen Fase, wo es sich darum handeln wird, ob der Anschlußpunkt über Weipert oder ein anderer Anschlußpunkt gewählt werden soll, ver-


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