Officielle stenographische Berichte über die Verhandlungen des österr. Reichstages.

Sitzung am 31. October 1848.

(Permanenz.)

Vorsitzender: Präs. Smolka.

Anfang um 10 1/4 Uhr Vormittags.

Präs. Die an Seine Majestät beantragte Adresse ist noch nicht zu Stande gekommen, aus Gründen, wie sie der Herr Berichterstatter des permanenten Ausschusses der hohen Kammer vorzutragen die Ehre haben wird.

Abg. Schuselka. Ich habe nicht Gründe vorzutragen, sondern nur einen einzigen Grund, der in den Ereignissen, die bevorstehen, liegt. Ein wesentlicher Punct der Adresse hätte die Hinweisung auf einen festgeordneten, geregelten Zustand der hiesigen Verhältnisse bilden müssen. Die Verhältnisse dieser so schwer heimgesuchten Stadt sind in diesem Augenblicke gänzlich in Frage gestellt, und es ist uns daher nicht möglich, zu den bereits in der früheren Adresse enthaltenen Gründen für die hiesige Fortdauer des Reichstages auch den anzuführen, daß die Zustände dieser Stadt festgestellt, geordnet und regelmäßig dastehen. Die Berathung über diese Adresse hätte in einer Zeit vorgenommen werden müssen, wo in 1 Stunde oder 1 1/2 Stunden das Verhängniß dieser Stadt sich erfüllen muß. Es würde auch in dieser Beziehung vielleicht nicht anpassend diesen Außenverhiltnissen gewesen sein, hier die Adresse, die auf zufällige, noch nicht vorauszusehende Ereignisse nicht Rücksicht nehmen kann, in Berathung zu nehmen. — Der permanente Ausschuß hat es daher für seine Pflicht gehalten, die Vorlegung der Adresse auszusetzen, und wir und Sie und die Bewohner dieser Stadt müssen in einem ähnlichen Zustande die Ereignisse der nächsten Stunden abwarten, wie wenn ein schweres Gewitter über den Häuptern hängt und man nichts thun kann, als den Gang des Gewitters mit ruhiger Fassung zu beobachten. Das ist unsere Lage, das ist die Lage der Stadt.

Präs. Es wird, wenn sich die Umstände darnach gestaltet haben, morgen die Adresse zur Btrathung vorgelegt werden. — Auch erlaube ich mir anzuzeigen, daß in Folge der vom Abg. Borrosch veranstalteten Sammlung über Tausend Gulden C. M. eingekommen sind, und bereits ihrer Bestimmung zugeführt wurden.

Ich erlaube mir die Sitzung bis morgen 12 Uhr zu unterbrechen, und ersuche die Herren Abgeordneten, sich recht zahlreich zur festgesetzten Zeit einzufinden.

(Um 10 1/2 Uhr.)