478.

V Praze 22. - 28. kvìtna 1611.



Brömserova týdenní zpráva kurfirstu Mohuèskému: O rozmluvì se Zúòigou 22. kvìtna týkající se zakroèení ve prospìch císaøùv, nebezpeèí požadavkù èeských stavù a jejich konfederaèních plánù a šetøení autority císaøovy králem, chce-li býti doporuèen kurfirstùm; o pozvání ke korunovaèní slavnosti o jednání stavù s králem; o prùbìhu korunování 23. kvìtna a korunovaèní hostinì; o rozhodnutí vyslancù 24. kvìtna žádat za propuštìnou; o spurných øeèech hrabìte Šlika; o snahách stavù odstranit Khlesla a Khuena; o audienci u španìlského vyslance 25. kvìtna vìnované postavení císaøovì, pomìru královì k nìmu, stanovisku kurfirstù a otázce, zda císaø mùže zùstati v Praze; o špatném zacházení Èechù s císaøskými služebníky, o plánu pøestìhovat císaøe do Øíše a zaèít s øíšskou kanceláøí; o rozmluvì se Zúòigou 28. kvìtna, hlavnì hledì k pasovskému vojsku, o rozmluvì se Sasy a s vévodou Brunšvickým 27. kvìtna, o propuštìní Slezanù z povinnosti; o Khleslovi a jednání s císaøem; o návštìvách 28. kvìtna a žádosti za propuštìnou.

Bromserùv týdenní protokol v státním archivu ve Vídni: Erzkanzlerarchiv, Reichstagsakten 1611, Bd. 103 c, fol. 519 - 523. Ve výtahu vyd. v Briefe und Akten IX., è. 200, st. 478 - 487.

Continualo relationis. - Sontags den 22. Maii etc. 1611. ist besonders nichts mit uns iurgangen. Vormittags bin ich in anticamera gewesen, doselbsten den spanischen orátorem antroffen, welcher sich zu mir genehert und den bericht getan, dass er von seinem könige Schreibens bekommen vom 4. Maii, darin er zum heftigsten vermahnet werde, den könig in Ungarn nomine regis catholici zu erindern, dass er der kaiserlichen hocheit und des hailigen reichs reputation und gunst in acht nehmen und darwieder nichts verhandien wolle. Das habe er albereit verrichtet, auch sich der könig erkleret, dass er sich in diesem fall aller gepüre bezeigen wolle post coronationem. Warauf ich ihnen, orátorem, nach meinem vermögen darzu adhortiret, auch etwas weitleuftig angezogen, was ich und die Saxische vernohmen, der böhmischen stende intention und vorhaben seie, welches allein und principaliter dahin gerichtet, ime könige noch vor der krönung mit gespitzten und gefehrlichen reversen und obligationibus die hende zu binden, das er auch hernechst, ob er schon gern wolte, sich daraus nicht loswürken kündte, sondern ime selbsten und seinem ganzen haus unwiederbringliches unheil und praejuditia causiren wurde, darbei dan Spanien wohl in acht zu nehmen, was ihme daraus zu wachsen möchte, da die confoederationes erstlich der länder under sich selbsten und dan mit den statten und der calvinisten union der böhmischen vorhaben nach auch zu werk gerichtet werden solte, zuegeschweigen, was anderen christlichen potentaten und fürsten vor ein gefehrliches exempel eingeführet werde etc. Hierauf sich der herr orator resolviret, dass er an seinem fleiss nachmals nichts erwinden lassen wolte, verhoffte auch, der könig werde sich nach der crönung in den uberigen puncten aller gepiire bezeigen mit dem ferneren anhang, dass rex catholicus zu solcher praejudicirlichen union nicht verstehen, sondern, da der könig in Ungarn in solche oder dergleichen dem haus Österreich so hoch praejudicirliche Sachen sich einlassen wurde, all sein vermögen dargegen anwenden werde. Conclusive begehret gemelter oratoø, dass ich meinem gnedigsten herrn dem churfursten zu Maintz erstlich den keiser und dan des reichs hocheit und hernach den könig zu Ungarn recommendiren solte, welches ich zwar zu tuen angenohmen, doch darbei gemeldet und gebeten, dass er orator regem Ungariae berichten solte, da derselbe den churfursten und dem reich recommendiret sein wolle, solte er zu forderst selbsten mitiora consilia amplectiren und verschaffen, dass in persona imperatoris, als des haubts, den churfursten und dem reich, als den gliedern, kein unehr oder despect wiederfahre, dan sunsten unmöglich seie, das so das heupt verlezt, solches die uberige glieder nicht empfinden. Welches er also zu verrichten sich erboten etc.

Nachmittage bin ich berichtet worden, dass zwischen dem könig und den stenden die Sachen wegen des revers noch nicht richtig, sondern, dass so der könig die conditiones, so man ime vorgemalet, nicht subsigniren oder einwilligen wolle und albereit anfange zu merken, dass die stend ihnen mit der zeit gleich dem keiser tractiren würden, die Böhmen aber halten mit ungestüm und ernst an und wollen darvon keineswegs weichen.

Welchergestalt ir kais. Mt zu der crönung, auch der pflichterlassung gegen den könig sich in Schriften resolviret, solches ist hierbei sub nro. 1 [Viz è. 450.] zue sehen, wie auch die conditiones, welche die stende dem könige vorhalten und vor der crönung bestetiget haben wollen, beschaffen, solches weiset beiliegende schrift sub nro. 2. [Pøiložen je latinský seznam známých požadavkù stavovských. Zaèíná: "Ut rex confirmat diplomate regio".]

Diesen nachmittag hat sich des königs hofmarschalchen, des von Losensteins, diener bei mir angemeldet und vermeldet, dass der marschalch ihnen zu mir geschicket, mir seinen dienst und daneben zu vermelden, dass die crönung morgenden tags geschehen werde; da ich nun darbei sein wolte, solte ich mich umb 7 uhren hinufverfügen, seie albereit ein besonderer platz vor die churfurstliche abgesandten verordnet; ego thete mich des gruses bedanken, dieweil ich aber von meinem gnedigsten herrn, dem keiser, aufzuwarten abgeordnet, als wolte ich mich morgenden tags in die antecammer begeben und warten, was ire Mt mir befehlen würden. Kurz darnach hat mich der obristburggrave auch zur malzeit, aber ansehentlicher dan der marschalch laden lassen, deme ich aber gleiche antwort geben.

Abends umb 9 uhren bin ich berichtet worden, dass die stende mit dem könig noch nicht einig, auch noch in starker handhing stünden, also dass noch gezweifelt werde, ob die crönung volgenden tags ihren fortgang erreichen werde. Umb 10 uhren in der nacht, sein die böhmische stende wieder vom Raitschien herabgefahren.

Montags den 23. Maii hat sich der tag und das wetter gar kalt, trueb und nass angelassen, morgens frue umb 5 hat man angefangen, das kriegsvolk hinufzuefuhren und sich zu der crönung zu rüsten, umb 7 uhren bin ich sampt den Saxischen und Pfaltzneuburgischen hinaufgefahren und uns in anticamera eingestellet, darauf uns bald auch der Brandenburgische gevolget. Zuvor seind drein gewesen, landgrave von Leuchtenberg, Molart, Barevitius, etliche cammerherrn, der vicecancler [Øíšský vicekancléø Leopold Stralendorf.] und andere mehr unbekante. Ist darbei der bericht kommen, dass der könig mit den stenden noch nicht einig, darüber die zeit verloffen bis den nachmittag umb 2 uhren; da werden wir berichtet, ob solte der könig alles underschrieben haben, und nunmehr allein die schritten abgelesen werden. Es würden auch weder der spanische orator noch auch der nuntius apostolicus oder sunsten einige pottschaft dobei sein. Als wir uns aber uf den gang verfuget, den einritt, doch verdeckt, zu sehen, haben wir den gemelten orátorem sampt allen anderen botschaften einfahren gesehen, darüber wir und, als wir berichtet worden, ihre kais. Mt einen besondern verdruss entpfangen. Kurz darauf ist der cardinal von Dietherichstein auch kommen, der könig aber erst zwischen 3 und 4 gefolget, in einem grünen ungarischen habit reitend, auch folgents die ceremonien gehalten, wie solches sonderlichen beschrieben zu finden.

Inzwischen, als solches alles vergangen, haben sich ire kais. Mt ganz ernst und herzhaft erzeiget und die mahlzeit uf dem hindersten grossen saal gehalten, damit sie das getümmel destoweniger vernehmen. Es hat auch menniglichen, wene ich angesehen, auch under Böhmischen selbsten, ausserhalb etlicher eiferern, so bekant sein, ganz traurich erzeiget, der landgrave von Leuchtenberg aber sampt etlichen mehrn haben interini a la primiera fleisig gespielet und sich dieses alles wenig irren lassen.

Nach beschehenem einrit hat man uns gesandten eine tafel gedecket und zue hof mit zimlicher ansehentlicher traetation abgespeisset, darüber gleichwohl niemandts sich sonderlichen unserthalben bemühet, als der herr Barevitius. Der von Molart ist auch endlich zu uns kommen, der landgrave von Leuchtenberg aber und der oberst cammerherr Proskofsky seint gar nicht zu uns kommen, ungeachtet sie zu verschiedenenmalen durch den von Molart und Barevitium darzu erfordert und vermahnet worden. Seint also nach gehaltener mahlzeit gegen abend wieder in unser losament gewandert.

Dienstags den 24. Maii haben wir uns vormittags in anticameram verfüget, doselbsten ich vom herrn Barvitio vernohmen, dass ihre kais. Mt selbige nacht wohl geruet, auch noch nach gelegenheit wohl gemutet seien. Nachdeme nun die Saxischen und mich bedunken wollen, dass wir nunmehr alhier nichts sonderlichs nutz seien, auch die Sachen sich also anlassen, dass notwendig ein anderer modus zu tractiren vorgenommen werden müsse, als haben wir uns entschlossen, bei ihrer Mt durch ein memorial unser demission und darbei zu suchen, ob dieselbe uns etwas ferners bevorab in etlichen specificirten puncten allergnedigst anbevehlen wolten, inmassen ob solchen memorial hiebei sub nro 3 zue sehen, welches wir dem herrn Barevitio zuegestelt, [Viz Briefe und Akten IX., è. 200, Str. 481 pozn. 1. V memoriálu tom je také prosba, aby Barvitius zvìdìl od císaøe, zda, kdy a kam chce odjeti do Øíše.] solches mit gelegenheit zu übergeben. Welcher uns berichtet, dass selbigen tags bei ihrer Mt nichts zu verrichten sein werde, dan dieselbige auf gestrigen tumult gern ruhen wolten, er wolte aber der gelegenheit warnehmen.

Als wir herab in den sai gangen, hat sich der grave von Schlick zu den Saxischen und mir verfuget, viel scharpfer, unbescheidener, betröwlicher, dem keiser und dem reich schimpflicher reden beflissen, darvon hisrnechst mündliche relation geschehen solle, inmassen es die Saxische weniger nicht mit verdruss ad notam genohmen und wir es alles stilschweigent einnehmen und mit unsers herzen wehe vertrucken müssen.

Eodem bin ich berichtet worden, dass der spanische orator bei einem ehrlichen man für einer stunden den bericht getan, dass der könig jeztmals in grossen ängsten seie und muten ime die stende uber die vorige allerhand ganz gefehrliche und beschwerliche Sachen zue und solches mit ungestüme. Es hat sich auch eodem der grave von Schlick öffentlichen vernehmen lassen, dass die stände dem könige albereit vorgehalten, dass er den Clesclium und Cain, [Jan Eusebius Khuen z Belasy, tajný rada krále Matyáše a plukovník v Komárnu. Srovn. Briefe und Akten IX. str. 481.] welche sunsten seine innerliche und geheimste rate sein, abschaffen solte, und möchte der Cain in Österreich unruhe anrichten, so lang und viel er wolte. Warauf der Saxische D. Gerstenberger in continenti geantwortet: "Alhier in Böhmen könnet Ihr, herr graf, es selber verrichten" etc., welcher also mit lachendem munde abgangen.

Mitwochs den 25. Maii habe ich auf die schreiben, so ich gestrigs tags vom meinem gnedigsten herrn bekommen, [Viz è. 384 ze dne 15. kvìtna.] morgents umb 7 uhren audienz beim spanischen oratori begeret, welcher mir anmelden lassen, dass er von dem könige umb 8 uhrn erfordert; da ich bis umb 9 oder halb 10 warten kundte, wolte er meiner gern erwarten oder in der capucinerkirchen zu mir kommen. Warauf ich wieder repliciren lassen, das, da es möglich, ich gerne vor der audients beim könig den herrn orátorem ansprechen wolte, dan ich schreiben von meinem gnedigsten herrn und beieich bekommen, welches ime oratori zur information der churfürsten intention wohl dienen mögte. Hat also mich ohne verzug zu ime kommen lassen.

Ego erindert ihnen, was er mir jüngstmal vorgehalten und begehret, dass ich den könig bei reverendissimo recommendiren solte, dessen were ich noch auf die conditiones, wie nechstmals gemeldet, erbietig, es hette aber mein gnedigster herr mir gestern geschrieben und zu verstehen geben, dass ire churfurstl. Gn., wie auch der herr churfurst zue Cöllen, dessen erklerung sie mir zuegeschickt, dieses procediren zuemal übel und hoch empiündten, vielmehr würde solches geschehen, da sie noch des Verlaufs inzwischen berichtet würden. Dahero ich mein voriges anmelden erholet, das sich nemlich der könig selbsten bei dieser handlung zu den churfursten und dem reich accommodiren solte, [von] welchem wie[r] churfurstl. Gn. abgesandten bis noch nichts gleichsehend empfunden oder verspüren können, sondern weren unsere herrschaften bis auf diese stund so gar nichts respectiret worden, dass wier die gesandten auch keiner antwort, zue geschweigen einiger tractation, gewürdiget worden, welches gleichwohl alles an sein ort gesezet würde. Interim käme unsern gnedigsten herrn allerseits ganz fremd vor, achteten auch vor einen grossen despect und zunötigung, dass die keiserliche geheime und reichshoiräte bis noch in Verhaftung gehalten und, wie verlautet würdet, auf Sachen, so allein das heillige Römische reich betreffen, examiniret und befraget worden, da sie doch weder dem könig noch den Böhmen, sondern allein dem keiser und dem reich mit eid und pflichten zuegewand. Dahero seie von wegen und aus befehlch etc. meines gnedigsten herrn mein gebuerliches ersuchen, es wolle der herr orator solches dem könige vorhalten, und ihnen pro sua dexteritate et authoritate sua vermahnen, das reich in besserer aufacht zue haben und die gefangne rate zu erlassen, auch sich sunsten in den noch uberigen puncten also gegen ire kais. Mt und die churfursten erzeigen, das darob zue spüren, dass die churfursten und das hailige reich in etwas estimation oder ansehens bei ime seie.

Ille replicirt, das er alles, was ich vorbracht, vor recht hielte, wolte auch solches in der stunden vorbrengen, inmassen er es auch von seinem rege catholico ausdrüklichen befelch hette, gebe darbei so viel zu verstehen, das er gern wissen wolte, was unser, der gesandten, meinung oder gedanken weren anlangent irer kais. Mt künftige residents.

Ego antwortet, das wir von unsern gnedigsten herrn so viel avis oder berichts hetten, dass ihre churfurstl. Gn. wie auch andere forsten und stende des reichs nicht befinden kündten, wie es möglich seie, dass bei solchem vergangnen Unwesen ire kais. Mt ohne ihrer selbst und des hailigen reichs höchster schmach und Verkleinerung alhier oder in Böhmen verbleiben möchten, aldieweil der Böhmen jezigen gebahren und öffentlichen vernehmen nach ihrer Mt rät und diener nicht allein keine libera vota oder Verrichtung ihrer dienst haben, sondern vielmehr in euserster gefahr leibs und lebens sein müsten, zue geschweigen, was der chur-, fursten und stende abgeordnete, so jedesmals alhier bei hof oder ihrer Mt zu tuen hetten, vor schimpf und anderer ungelegenheit zue gewarten, item was es auch bei allen ausländischen, ja bei aller weit vor ein ansehens haben würdte, dass man in Böhmen einen gefangenen keiser und der seiner eigenen person nicht mechtig, haben solte.

Ille wolte nicht vermeinen, dass die Böhmen oder der könig der intention sein solten, den keiser mit gewald aufzuehalten, würde auch sein könig das nicht gern vernehmen, allein habe er sorge, sie würden begehren, dass der keiser oder vieleicht auch principes imperii einen kleinen schein geben, dass nichts gegen das königreich Böhmen solte gefehrliches practiciret werden.

Ego hielte darfür, dass des reichs gelegenheitanjezo leider also beschaffen, dass danenhero gefehrlicher zunötigung sich nicht zue befahren, so würde es auch den Böhmen oder dem könig nicht nötig sein, in diesem fall vorzuebauen, aldieweil sie nicht gestehen wolten, dass sie ire Mt oder das reich offendiret. Das aber die churund fürsten des reichs zu dergleichen revers oder unnötiger Verpflichtung sich einlassen oder verstehen würden, daran zweifele ich meinesteils gar sehr, kundte auch nicht befinden, mit was fugen solches ihnen zuegemutet werden kundte oder solte, würde auch bei aller weit ein seltzames ansehen gewinnen und vieleicht zue grosser Weiterung anlass geben; und hielte ich es meinesteils darvor, da auch ire Mt solchergestalt hie in Böhmen pleiben wolte, das doch die churfursten und das reich schwerlich darzue verstehen kündten oder würden; es were dan, dass ire Mt auch der keiserlichen cron oder regierung [sich] begeben und ihr wesen hinfüro zu ruhen stellen wolten.

Ille müste gestehen, dass dieses alles seine rationes hette, wolte auch nicht underlassen, solches mit dem könige ernstlich zu reden; solte meinen gnedigsten herrn dessen gewisslich versicheren, dass er befelch von seinem könig habe, des reichs ehr und reputation in acht zu nehmen, wolte auch seinesteils an möglichem fleiss nichts erwinden lassen.

Ego seczte hierin keinen zweifei, wüste auch wohl, dass die churfursten sich anders nichts zu dem könig und ime oratore versehen etc.

Darauf ist er also pald zu dem könig gefahren. Nach diesem habe ich mich in antecameram begeben, doselbsten des königs obersten cammerherrn, dene von Meccau, und andere mehr königische funden, welcher beim keiser allein audients gehabt, aber kaum 5 vaterunser lang drinnen gewesen; wie mich andere berichtet, habe er ihr Mt vor die cession und verstattete crönung dank gesagt, ist aber alles, Werbung und antwort, gar kurz zuegangen, wie gemeldet. Gegen abend hat der spanische orator zu mir geschicket mit begeren, dass morgenden tags vor dem essen zu ihme kommen solte.

Donnerstags den 26. Maii bin ich von verschiedenen orten berichtet worden, welcher gestalt die keiserliche hofdiener und andere deroselben angewandeten von den Böhmen und königischen albereit ganz schmelich tractiret würden, auch gemelte Böhmen, nicht allein gemeinen sondern auch höherer qualiteten, schon anfingen, die keiserischen ganz schimpflich auszumachen und verdriess zu tuen; dahero die rechnung umb so viel mehr und gewiss zu machen, wie es ins künftig darmit abgehen würde, da ihre kais. Mt alhier verharren solten, und also unserer gnedigsten herrn Maintz und Saxens guetachten umb so vielmehr wichtig erscheinet, dass nemlich nicht zu raten, oder ihrer Mt. und dem reich reputirlich, nuzlich und träglich sein könne, solcher gestalt in Böhmen zu verpleiben. Hingegen wir von verschiedenen orten vertreulich avisiret worden, dass noch zweifelhaft, ob auch ihre Mt für sich Selbsten hinweg wolte oder auch von den Böhmen ohne einen schimpflichen revers hinweggelassen werden wolte. Als habe mich mit den Säxischen beratschlaget und auf fleisige erwegung aller umbstände, so wir gehöret und gesehen, so viel bei uns darfür halten müssen, unserer gnedigsten herrn andeuten nach nicht möglich seie, dass ire kais, Mt alhier verpleibe, es seie dan, dass ihro das regiment des königreichs gelassen werde, oder das sie sich des reichs und dessen regierung genzlich verzeihen und sich mit willen zu ruhen begeben wolten. Das erste seie der Böhmen und anderer bekantenundU; empfundenen humor und hartrieckigkeit nach nicht zue hoffen, dass lezte aber ihrer kais. Mt auf so lang getragene keiserliche regierung mit fugen oder glimpflich nicht zuzumuten, als muste notwendig auf das dritte geraten und getrachtet werden, ob es auch schon mit etwas ohnwillen anfenglichs abgehen solte. Damit nun ihrer Mt sowohl als auch der Böhmen meinung und vorhaben, dass es ernst werden solte, etwas entdecket werde, als haben wir vor guet angesehen, dass etwas spargiret werde, das der churfurst zu Maintz auf guetachten seiner mitchurfursten als ein erzcanzler die reichscanzlei und acten ehister möglichkeit alhier ab und an ein ort im reich, da man ihrer Mt sicher raten und deren gemessen könne, zue führen entschlossen. Jedoch haben wir solches zueforderst mit etlichen verschiedenen vornehmen herrn, so hiernechst namhaft gemacht werden können, beratschlaget, und nachdem es allenthalben approbiret worden, als dardurch den Böhmen ire praetension benohmen, dem könig nachdenkens gemacht, auch der keiser, ob er schon nicht gern wolte, dannacht zu folgen vermöget würde - er wolle sich dati alles verzeihen - so habe ich solches dem vicecanzler in namen meines gnedigsten herrn angemeldet: Demnach die churfursten nicht befinden kundten, mit was reputation oder nuzen der kaiserlichen hocheit und des reichs ire kais. Mt solchergestalt lenger ihre residents in Böhmen haben und halten kündten, dahero höchstermelte churfursten ohne zweifei mit denen gedanken umbgehen, wie ihre kais. Mt mit gepurlicher reputation und ehren ins reich zu prengen und also zuegleich auch erfolgen müste, dass die reichscanzlei und deren anhang gepürlich transferiret werde, als Hessen ire churfurstl. Gn. von Maintz ihnen vicencanzlern dessen erindern und avisiren, dass er solches canzleiwesen in solche Ordnung und disposition richten und prengen, auch die interesenten gleichergestalt avisiren wolte, damit, wan hiernechst solche abforderung von den churfursten ferners erfolgen solte, man in allewege gefast und zum abzueg ungehindert seie. Vicecancellarius hat ime dieses Wohlgefallen lassen, auch darvor gehalten, dass es änderst nicht sein kundte, auch je eher je besser.

Ex antecamera bin ich zu dem spanischen oratore gewandert, welcher mir vermeldet, dass gestriges tags abgeredetermassen er den könig ernstlich angeredet, auch mit fleiss erindert mit Vorzeigung regis catholici Schreibens; der habe sich nachmals erkleret, wolte sich der gepüre erzeigen, auch die Sachen mit den gefangenen kaiserlichen raten forderlichen zum ende machen, darbei aber nicht angezeiget, dass er sie ledig wolte lassen. Der herr orator wolte aber verhoffen, es solle darmit kein ferner difficultet haben, wie ihnen bedunkte, so seie es mehrernteils darumb zu tuen, dass sich der könig besorget, wan sie ledig und frei weren, so mögten sie ime im reich mit ihren quaerelis und consiliis hindernus verfügen; wolte doch nachmals nicht underlassen, den könig mit ernst zu vermahnen. Neben diesem wolte er mir in vertrauen nicht verhalten, dass der könig berichtet worden, dass die stende Vorhabens seien, einen guten teil des passauischen kriegsvolks, mit denen nunmehr accordiret seie, in diensten zue behalten, welches dem könig hochverdechtig und dahero in denen gedanken stünde, solches selbsten zue behalten vor sich, da er ohne bewegung oder misstrauen der stende darzukomen kündte. Der orator aber seie deren meinung, dass der könig dahin sich resolviren und bearbeiten solte, dass das volk alles und zumal dimittiret und abgeschafft werde. Damit er nun beim könig umb so vielmehr mit diesem seinem rat durchkommen möge, als were er deren meinung, es solten durch uns, die churfurstliche abgeordnete, höchstermelter könig vertreulichen erindert werden, demnach ob gemeinem geschrei erschalle, dass ihr kgl. Mt solches kriegsvolk, wo nicht gar, doch den mehrern teils im lande behalten wolten, und wir nicht befinden kündten, zu was ende solches gescheen mögte, auch ohngezweifelt solches den angrenzenden churund fursten im reich allerhand nachdenkens und darauf gegenverfassungen verursachen mögten, dannenhero leichtsam mehr ungelegenheit entstehen, so ihrer kgl. Mt selbsten auf allen Seiten wenig Vorteils, sondern vielmehr schädliches misstrauen brengen kündte, als wölten wir in namen unserer herrschaften gepüerlich und vor unsere Personen in undertenigster wohlmeinung erindert und geraten haben, dass solches volk allerdings dimittiret und dardurch ferneres nachdenken nicht verursachet werde etc. Wolte er orator verhoffen, da diese unsere erinderung zu dem seinigen käme, es solle den könig für sich selbsten davon abwenden, auch ime gelegenheit und anlass geben, die stende darvon auch abzuweisen. Ego antwortet kurzlich, dass wir verhoffen, es würde der könig solche treuherzige erinderungen nicht in wind schlagen und sich seinem erbieten gemees gegen ihr kais. Mt also bezeigen, wie es die bilügkeit und die natur selbsten erfordert. Anlangent die gefangene rate, were es in warheit änderst nicht, dass die churfursten solches heftig empfunden und vor einen sonderlichen hohen despect hielten, dahero dem könig, wofern er änderst der churfursten einigen respect habe oder achte, änderst nicht zu raten, dan dass solche förderlichen relaxiret werden. Und da es nur darumb zu tuen, dass er von den gefangenen hindernus sich befahrete, so solten ihre Mt ihro änderst nicht einbilden, als das eben diese detentio und unformbliches gebahren gegen die rate ihro die churfursten und alle gehorsame wohlmeinende stende des reichs weit eher und mehr alieniren und zuwieder machen könne und werde. Was aber das lezte begeren anlangt, kündte ich bei mir änderst nicht befinden als dass der herr orator es allerseits guet meinete, wir churfurstliche hetten bishero nicht viel vermerken können, dass unserer gnedigsten herrn und unsere erbieten und wohlgemeintes erindem wohl aufgenomen oder in etwas respect beim könig gehalten worden, ich wolte aber nicht underlassen, solches mit den Saxischen vertreulich zu communiciren und alsdan dem herrn oratori wieder referiren; wolte ime darbei auch nicht verhalten, dass wir schon vor diesem vernohmen, ob solte entweder der könig oder die stende vorgedachtes kriegsvolk, mehrerteils oder auch wohl ganz ["gar" rk.], in dienst zu behalten Vorhabens, betten auch nicht underlassen, solches unsere allerseits gnädige herrschaften zue berichten, machten uns auch gar keinen zweifei, es werde gestalten umbstenden nach solches nicht allein bei ihren churfurstl. Gn.(sondern auch allen friedfertigen stenden allerhand nachdenkens gebehren, und solches umb so viel eher und mehr, weil euserlichen erschollen, ob solten etlicher unruhiger leut consilia dahien gehen, als ob man die churfursten des reichs mit gewald und einem schrecken zue einer wähl zu vermögen und dringen wolt, inmassen sich etliche in gemeinen und öffentlichen discursen ohne scheu vernehmen lassen. Ich wolte aber nicht verhoffen, das der könig mit solchen schedlichen gefehrlichen und Ungewissen consiliis sich betriegen und ime darauf vergebliche gedanken machen werde, dan solches die wege gar nicht weren. Interim were besorgen, inmassen vor auch gemeldet, da sich der könig oder auch die stende mit solchem überschweren last, mit annehmung des passauischen volks, bei so beschaffenen und albereit zuvortuen gespüreten unvormögen und erschepften geldcasten beladen wurde[n], es werde bei menniglichen, bevorab in reich, ein selzames ansehen gewinnen, aldieweil man sunsten nirgents sehen oder befinden kan, wohien solches genieinet oder worzu es von nöten. Weiters seind noch allerhand discurs zwischen uns beeden vorgangen, so zu einer persönlichen relation differieret werden.

Freitags den 27. Mai habe ich mit den Saxischen des spanischen oratoris angeben nach geredet und so viel von ihnen verstanden, dass sie zu dergleichen anlagen nicht viel lustes oder neigung, aldieweil bis uf diese zeit nichts zu verspuren gewesen, dass der könig sich unserer herrn etwas achtete, dahero sie nicht pro reputatone hielten, dass man sich auch furters zu ime nötigen solte, sondern weren deren meinung, dass man aus mangel befelchs solches verbleiben Hesse und sich gegen dem spanischen erklerete, dieweil [wir] unsern abzueg sollicitirten, auch zu erlangen verhoffen, als wolten sie ihresteils solches an ihren lierrti berichten, der würde alsdan vieleicht in Schriften den könig erindern, welches bei jme mehr ansehens haben möchte.

Diesen morgen hat mich der herzog von Braunschweig erfordert und vorgezeiget, was ihrer kais. Mt gedanken seien, wie der könig zu ersuchen, inmassen solches zu papier gebracht, wie hierbei sub nro 4 zue sehen, [Viz níže pøi 21. kvìtnu.] mit begeren, hiervon mit den Saxischen zue conferiren, ob etwas ferners dabei zue bedenken, ist aber darbei unsersteils gelassen worden. Bei diesem habe ich zuegleich hochermelten herzogen das vorhaben mit der reichscanzlei und acten entdecket, hat ime dasselbe allerdings Wohlgefallen lassen, inmassen wir auch sunsten allerhand nachrichtung haben, dass es den Böhmen und königischen allerhand nachdenken brenge, und sie sich dessen nicht versehen hetten.

Umb 8 uhren habe mich hinauf verfüget und, unsere dimissionem abermals zue soliicitiren, den herrn Barvitium ersuchet, welcher solches auch zu verrichten auf sich genohmen. Nachmittage haben ihre kais. Mt den cammerdiener Eritium zu uns geschicket und zu verstehen geben, dass die schlesingische stende umb erlassung ihrer pflicht auch angehalten, darüber ire Mt in denen gedanken stunden, ire resolution uf den morgenden tag zu verschieben, dargegen der landgrave von Leuchtenberg sich besorgten, sie mögten zuegleich wie vorhieu die Böhmen, ungestummiglich anhalten, als begerten ire Mt unser bedenken hierüber. Darauf wir uns erkleret, demnach wir verstünden, dass ihrer Mt willen were, ire resolution bis auf den morgen zu differireil, so wolten wir vermeinen, es würden die Schlesinger deme sich gepuerlich accommodiren, bevorab da kein actus mehr vorhanden, darauf ihnen so grosser eil vonnöten, auch die crönung und anders, so die Böhmen vor diesem praetendiret, albereit vorüber. Darbei wir auch allerundertenigst erindern wolten, das von gemelten Schlesingern vor der resolution gefraget wurde, ob sie auch hierin von ihren principalen oder den uberigen ihren mitgliedern einen specialbefelch haben oder nicht, aldieweil uns eusserlich angelanget, ob solten noch vor wenigen tagen dergleichen noch nichts vorhanden gewesen sein. Eodem berichtet mich ein ehrlicher bekanter mann, dass der Cleselius ihnen angesprochen und under andern gefragt, wie ihnen diese händel anstündten, ille geantwortet, Hessen sich seltzam ansehen, wolte wünschen, dass es besser were. Cleselius: Er wolte vermeinen, es solte noch alles guet werden, es muste aber änderst als bishero die handlung angestellet werden, dan der spanische orator meinet es zwar guet, hette aber zu dergleichen handl ungen keine qualiteten, redete dem könig, was er gern hörete, und dem kaiser auch, was er gern hörete, ingleichem were es auch mit den cliurfurstlichen abgesandten beschaffen, obschon der uberigen churfursten potschaften auch ankämen, so were es eben eines, und würden sie dem keiser sagen, was er gern hörete. Es hette zwar ihre kais. Mt vor der crönung ihnen Cleselium durch den Eritium anreden lassen, ob er bei irer Mt audients begerete, warauf er geantwortet, dass er bei ihrer kais. Mt nichts anoder vorzubringen hette; dieweil aber nunmehr die cronung vorüber und one allen zweifei des haus Österreichs und des ganzen wesens wohlfart darauf bestünde, dass die beede gebnieder vereiniget werden, als wolte er, da der keiser ihnen nunmehr erfordert, gern zu ime kommen, und da ihre kais. Mt versprechen wolten, die churfursten dahien zu vermögen, den könig zum Römischen könig zu erwehlen, so wolte er beim könig solche conditiones und media zu wegen brengen, darüber ire kais. Mt guete satisfaction erlangen und haben würden; es solte auch darauf der könig dem keiser in allem gehorsamb sein, auch den underhalt und alles zu vermehren und erhöhen, mit der vergwissigung, das mit dem könige absonderlich zue handien, vergebliche arbeit seie, sondern, da man etwas fruchtbarlichs zue handien vermeinet, so miiste man mit ime Cleselio handeletl etc. Also gar scheinet es, dass der hochmuet diesen man besessen und gleichsam verblendet, dass er ime selbsten gefehrliche ding ohne scheu redet, da es ime doch sonsten one verstand und schlauigkeit nicht mangelt.

Sambstags den 28. Maii habe mich morgents früe zu dem spanischen oratori verfüget und deme vermeldet, dass ich verhoffe, meine dimission zu erlangen und deme, zum fall er meinen gnedigsten herrn durch mich etwas berichten wolte, were ich bereit, solches anzuhören und gepuerlichen zu verrichten. Warauf allerhand gesprech ervolget. welches zue einer persönlichen relation ausgesezet wird. Gleichmesiges habe ich auch dem nuncio apostolico zue wissen gemacht, so mich aber bis nach zu ime nicht erfordert. Selbigen vormittags haben die Saxische und ich abermals bei irer kais. Mt umb abfertigung, auch resolution auf die ubergebene puncten angehalten, aber keine antwort bekommen, damit auch an meiner abreise umb so viel weniger verhindert werde, als habe mich bei dem könig angeben, welcher mir gegen abent umb 5 uhren die benamet.




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