301.

V Praze, 7. května 1611.



Relace [pro anhaltskou kancelář]: O vyšetřování Slavatově, Martinicově, Tengnaglově, Hannewaldově, Hegenmüllerově a Heideliově; o protestu slezských vyslaných ve sněmu; o vypravení královských poslů k pasovskému vojsku; o krocích saských vyslanců u krále a stavů ve prospěch císařův; o přípravách ke korunování; o stavovském zbrojení, řádění vojska, nedostatku potravin a nemocech.

Kopie ve vévodském anhaltském domácím a státním archivu v Zerbstu: Abt. Dessau A 9a I c nro 41, fol. 257 - 260.

Relatio.

Nachdeme der herr Schlawada und herr Schmetzsanssky, desgleichen der herr Hanniwalldt, herr Hegemuller und Heidelius mit dem Dennagell in der Dalleburgk confrontiret und derselbe zimblich sehr gebrennet und gemartert worden, aber nichts änderst als zuvor, ja noch ein wenigers bekennet hat, nemblichen, dass er nur vermuetungen auf vorbenente personen, weil si oft bei ihr fürstl. Dt gewesen, sonderlichen der Heidelius, dann, wan derselbige komben were, er Dennagel oftmals, do er doch geheimber rat gewesen, hette weggehen müssen, trüge, als sein herr Schlawata, herr Schmetzanssky, herr Hanniwalldt und her Hegemuller von denselben den 3. dits in der landstuben absolviret und losgesprochen worden, doch solicher gestalt, dass sie zween herr Hanniwalldt und Hegemuller einen revers von sich geben sollen, die Verhaftung die zeit ihres lebens nicht zue rechen oder zu anden. Mit dem fleidelio aber sollte den stadtrechten nach procedirt und verfahren werden; und obwohl demselben schuld gegeben wird, dass er den einfall 3 tage zuvor gewuest, so will er es doch nit gestehen; dass er aber oft und vielmals zu ihr fürstl. Dt komben, sagt er, sei dorumb geschehen, weil dieselben ihme jederzeit grossen gnad erzaigt, so habe ihr fürstl. Dt er alhier billich aufgewartet und deroselben zu dartueung seines dankbaren gemuets bisweilen ichtes von behembischen fruchten, obst, colaczschen und andern dergleichen sachen gebracht, sonsten hette er bei ihr fürstl. Dt nicht zu tuen gehabt. Als nun im werk gewesen, dass vorbenennte ihr kais. Mt etc. zwene rate den begerten revers ausfertigen wollen, sein si von dem könig in Ungarn aufs neue verarrestirt, auch dorbei verboten worden, dass ihnen keiner von ihren dienern zugelassen werde, seind derowegen noch in der verhaft und werden wie zuvor stark bewachet; und ob man wohl furgiebet, dass si albereit examiniret sein, auch einer under ihnen etc. umb gnad gebeten haben solle, inmassen man dann ihre aussage, doch ohne namben, umbhertregt und ausspargiret, so ist doch gewiss, dass si in dieser neuen Verstrickung noch nicht examiniret worden, sondern, wofern an der bemelten aussag ichtes ist, si zuvor besehenen sein mueste. Und weil viel cur- und fursten, sonderlichen die cur Sachsen sich ihr ["ihr ihrer" chybně v rk.] heftig annemben, die frau Hegemullerin auch viel vornembe intercessiones für ihren eheherren ausbringt, so wird dorfur gehalten, dass si der verhaft noch wurden erlassen werden. Der Dennagel aber ist wieder in die Altstadt gefuhret worden, welchen der könig auf eczliche viel artigl in der Dalleburg, do er torquiret worden, examiniren lassen wollen. Alledieweil aber soliche wieder die landsordnung gelofen und grosse herren mitbetroffen, dannenhero auch daselbst durch die herren commissarios, dorunder zween appellationräte, heer Riedinger und D. Donner, gewesen, nicht examiniret werden können, ist er dem könig übergeben worden, welcher numehr mit ihme gebaren mag, wie er will.

Es haben auch eben desselben tages die schlesischen gesandten ihre erclerungen übergeben, in welicher si sich anfenglichen beschweren, dass die herren stende dieses königreichs Behemb ihrer ankunft nicht erwartet, sondern ihr kais. Mt proposition abwesend ihrer nicht allein angenomben, sondern auch dorauf geantwortet; und ob si gleichwohl in die crönung willigen, so begeren si doch, dass ihr kais. Mt etc. das regiment, wie tempore Ferdinandi et Maximiliani auch geschehen were, verbleiben und dasselb allein mit rät und dienern besser bestellet und reformiret werden möchte. Wollen auch ein votum zu der wähl eines behembischen königs haben und von ihr kais. Mt vor der crönung ihrer aid und pflicht erlassen und von dem könig versichert sein, dass er si bei ihren alten Privilegien, freiheit, gebreuchund gewonheiten etc. unperturbirter verbleiben lassen wollte. Auf weliches si dits tags eine resolution sowohl von den stenden als auch seiner kgl. Würden haben sollen.

Und weil zeitung einkomben, dass das passauische kriegsvolk je lenger je grösser schaden tue, so haben ihr kgl. Würden den 4. dits den herren obristen von Hofkirchen und den herrn Hodiczki zu ihr fürstl. Gn. den herren Peter Wockhen von Rosenberg geschicket, allerhand mit ihme zu tractiren und, wofern si von den passauerischen [volk] glait haben können, sich vollend zu demselben nach Budweis zu begeben und mit ihnen ein accord zu treffen. Dann, obwohl ihr kgl. Würden den herren Behemb freigestellt, dass sie ihre commissarios auch mitschicken und, was gehandlet wurde, mitanhören möchten, so haben si doch ihr kgl. Würden alles anheimbgestellet und zugesagt, was dieselb mit bemeltem volk furnemben und schliessen wurden, dass si es guetheissen und damit auch zufrieden sein wollten.

Wie stark sich aber ihr curfürstl. Gn. zu Sachsen ihrer kais. Mt annemben, geben deroselben schreiben, die sie nicht allein an ihr kais. Mt, sondern auch den könig in Ungarn und die hieigen stende getan und noch fast täglichen tuen, inmassen auch der könig in Spanien, desgleichen erzherzog Maximilianus und Ferdinandus zu Österreich ihr churfürstl. Gn. dorumb ersucht und gebeten, dass dieselb ihr Mt nicht verlassen, sondern sich dahin bemuehen wollten, damit gutliche Versöhnung geschehen und ihr Mt reputation erhalten werden möchte; dann, ob si es gleich gern tuen wollten, so seien si doch gar zu weit abgesessen und spureten wohl, wo das wesen hinaus wollte. Es sollen auch von Cöllen und Trier gesandten, ihrer churfürstl. Gn. Gn. wegen ihr kais. Mt assistenz zu laisten, auf dem weege anhero sein.

Ob nun ihr kais. Mt die regierung behalten und die crönung auf negsten donnerstag ihren fortgang gewinnen werde, zu welicher allerlei praeparatoria, als bei der königlichen appellation im hoře, do die kuchel aufgebauet werden solle, und in der schlosskirchen gemachet werden, inmassen vorgestern auf der herren stende begehren der herr landgrafe von Leüchtenberg dem bauschreiber ein ordinanz zukomben lassen, dass er die notturft von brettern und holz hergeben solle, ist noch zweifelhaft, es soll aber auf negsten dinstag der cardinal von Dietrichstein, welcher zu der crönung beschrieben worden, anhero komben und bei der spanischen potschaft einziehen, dann, weil der hieige erzbischof etwas übel auf und zerrütet, hat man, das seine fürstl. Gn. diesen actum vorrichten sollen, bedenken getragen; stehet auch dorauf, dass er gar erlassen und ein herr von Koilobrath, canonicus zu Olmicz, so hiebevor erzbischof alhier werden sollen, aber durch Philipp Langen verhindert worden, an seine stelle erwehlet werde.

Und weil die herren stende alhier unlengst noch drei fendl reuter gemustert; also dass si anjeczo 2 regiment zue fuess und 2000 zu pferd haben, auch noch täglich mehr volk annemben, so ist wenig fried oder guetes alhier zu hoffen. Weil auch die Soldaten nicht bezahlt werden, treiben sie allerhand muetwillen, indeme si nit allein den leuten, so zu mark gehen, die eingekauften sachen aus den körben oder putten, sondern auch denen, die da feil haben, sonderlichen was essende waren sein, dass ihrige nemben, inmassen sie diesen abend in der Alten Stadt die kozen und etliche andere laden aufgeschlagen, wahren doraus genomben und einen solichen lermen angerichtet, dass die tor gesperret und etliche zimblich beschedigt worden. Hieraus wird nun verursachet, dass die bauern nicht zu marke hereinfuhren, die hieigen becken, fleischhacker und andere auch fast nichts auf den marken feil haben oder verkaufen wollen, und, obgleich alles gar teuer und umb doppelt bezalet werden muess, so kann man doch oftmals die notturft, wann mans gleich gerne bezalet wollte, nicht bekomben, und ist zu besorgen, dass es in die lenge noch teuerer wird werden. Es reüst auch die ungerische krankheit mehrers ein und wie man fast sagen will, so soll die infection in der Alten stadt albereit in etlichen heusern sein, also und dergestalt, dass alle drei haubtstrafen, bellum, pestis et fames, zuesambenkomben möchten, gestalt si dann albereit gar nahe beisamben sein.

Praag den 7. Maii anno 1611 etc.




Přihlásit/registrovat se do ISP