Orig. v státním archivu v Drážďanech: Passauischer Akten II. Buch 9167, fol. 248 - 252. A tergo adresa kurfirstovi Saskému. Výtah v Briefe u. Akten IX., st. 396, pozn. 2.

Durchleuchtigster.... Berichten E. churfürstl. Gn. hiermit untertenigst, das die kais. Mt etc. des churfürstl. brandeburgischen abgesandten mit besonderm gnedigen vorlangen erwarten, wie E. churfürstl. Gn. aus unserer relation gnedigst vernommen haben. So hat auch der herzog zu Braunschweig einen eigenen lackeien gen Berlin geschicket und ihr ehurfürstl. Gn. gar hoch erinnert, die schickunge ufs schleunigste zu maturiren und bestalt albereit der brandeburgische agent alhier ein losament vor ihre gesandten. Diese stunde lassen uns ihr Mt etc. anmelden, man sol dieselbige berichten, sobalden die brandeburgischen gesandten ankommen, dann ihr kais. Mt etc. denselben audienz, gnade und ehre erzeigen wolten. Habens derowegen E. churfürstl. Gn. zu referiren nicht unterlassen sollen, ob vieleicht E. churfürstl. Gn. die gesandten, wann sie uf dem wege weren, desto mehr animiren wollen.

Der könig hat noch niemandes, communication mit uns zu halten, vorordenet. Der herzog von Braunschweig bericht uns, der babst habe den Clösell sub poena banni bevohlen, des königs consilia zu hindern und zu endern, dann er wurde hirdurch sein eigen haus genzlichen ruiniren; sei auch der bäbsthehe nuncius und spanische oratoř mit diesem process gar übel zuefrieden.

Herr Hanniwald ist gestern mit Dennageln confrontiret und, wie wir vom grav Schlicken und heuptman Müllern vornehmen, sol er noch heute in sein haus gelassen werden, denn man nichts uf ihme bringen können, also möchte es mit Hegemüllern auch gehen. Gestern haben die böemischen stände den ganzen tag mit den Dampirischen reutern tractiret, die liegen umb die Stadt, rauben und tyrannisiren erger dann die Passauer. So machťs das volk in der Stadt auch nicht viel besser, denn keine bezalung ervolget. Man helt tag und nacht starke wache ufm Reczschin zu ross und fues und geschieht der kais. Mt etc. teglichen viel despects.

Wegen der brandeburgischen reconciliation und ratification des jütterbockischen vortrags haben wir ein memoriál gefast; wir wollen dasselbige eingeben und bald ein decret erlangen uf Brandenburg. So wird Pfalz- Neuburg desto schleuniger vorfahren, wie es dann den pfälzischen raten nicht zuwieder, auch der herzog von Braunschweig und meinezische abgesandte vor gut angesehen, darmit Brandenburg desto mehr ursach habe anhero zu eilen; die copei kann wohl hernach volgen. [Vévoda Brunšvický píše z Prahy 28. dubna kurfirstovi Saskému ve věci braniborské. Císař přijme milostivě braniborské posly; kurfirst Saský má to kurfirstovi Braniborskému oznámiti. Orig. tamže: fol. 245 a 255.]

Der herr von Rosenberg sol mit dem process wieder die kais. Mt etc. übel zuefrieden sein, den ständen heute gar hart darüber zugeschrieben und, weil er unter den ständen die oberste Session und votum habe, sein dissensum darwieder declarirt haben.

Heut haben ihr kais. Mt etc. commissarien ins graven von Sulcz behausung geschicket, des Siebenburgers [T. j. Zikmunda Bathoryho.] kästen, so ihme der von Sulcz ohn ihr kais. Mt etc. bevehl abgefordert und zu sich genommen, zu inventiren und ihm wieder zuzustellen, seind aber die kästen ganz ledig befunden und der von Sulz alles gulden und silbergeret, über 50000 taler wert, mitgenommen.

Gestern ist ein brandeburgischer gesandter Sigmundt Göcz alhier ankommen, ob er aber zum kaiser oder könige geschicket, wollen wir heute erfaren, und E. churfürstl. Gn. morgen berichten. Sol sich noch zur zeit heimblichen vorhalten und vorgeben, es wurden noch mehr gesandten hernacher kommen....

Datum Praag am 18. Aprilis anno etc. 1611....