515. Arcikníže Maximilian ukazuje bratru svému arciknížeti Matyášovi na povážlivé hnutí mezi protestantskými stavy v říši pro volbu krále Římského stejného s nimi náboženství, na odpor a tajné pletichy větší části uherských a českých stavů proti posloupnosti v těchto zemích, jak ji Ferdinand I. ustanovil a žádá ho, aby bratra císaře Rudolfa II. hleděl přemluviti, aby, nejsa ženat, v čas pamatoval na zajištění nástupnictví na trůně v jmenovaných královstvích a v říši.
V MERGENTHEIMU. 1599, 21. května. - Orig. v archivu spoj. dvorské kanceláře ve Vídni I., A. 1.
Durchleuchtigister Fürst, freundlicher geliebter Herr Bruder! E. L. seind meine freundliche willige Dienst allzeit bevor. Und hab nit unterlassen sollen, weil ich vernommen, dass sich E. L. jetzt zu Prag befinden, dieselb freundund bruderlich des je gefährlichen Zustands und unsers Haus Nothdurft zu erinnern. Und werden E. L. ohne Zweifel aus denen von guter Zeit hero einkommnen Avisi verstanden haben, wie widerwärtig sich etliche protestierende Stand im Reich ein Zeit hero nit nur heimblich, sonder ziemlich öffentlich in dem erzeigt, dass sie die Regensburgische bewilligte Turkenhilf zu sparen und ein Unruhe im Reich zu erwecken alle Mittel und Gelegenheit gesucht, jetzo aber dies spanischen Kriegsvolks Anzug und Schaden auf des Reichs Boden zum Schein genummen, und wider der Rom. Kais. Mt., unsers genädigisten freundlichen geliebten Herrn und Bruders, als obristen Haupts Befehlch für sich selbst zun Waffen griffen, sondere Zusammenkünften und Tag angestellt und uber alle Ihrer Kais. Mt. und anderer Reichständ nagst zu Koblenz gethane Einwendung und Abmahnung darauf verharren, und jetzo wieder ein neue Versamblung gen Magdeburg (darbei, wie ich für glaubwürdig berichtet, auch der Kunig zu Danemark personlich sein soll), angestellt, warbei sich nun nicht unvernunftig zu befürchten, dass durch des bösen Feinds, als Zerstörer der Einigkeit und unserer wahren katholischen Religion, Anstiftung durch solche unserm löblichen Haus widerwärtige Leut leichtlich allerlei tentiert werden, das vorderist hochgedachter Rom. Kais. Mt., ganzer Christenheit und in specie unserm Haus Osterreich zu unwiderbringlichen Schaden gereichen mochte, nit allein mit Überziehung der katholischen Stift und Stadt, desgleichen der nieder-burgundischen Landen, sondern auch, dass sie zu Behauptung ihres Religionsintents, wie man von guter Zeit und mehr Orten verwarnet worden, gern einen romischen Kunig ihrer Religion hätten, inmassen in specie von dem Kunig zu Frankreich und Dänemark geredt wird, darunter auch der Pfalzgraf Kurfürst mit einem Anschlag auf Hol- und Seeland verdacht wird.
Wiewohl mir nun nit zweifelt, hochstgedachte Röm. Kais. Mt. und dero furnehme geheime und Reichsräth werden diesem gefährlichen Werk ihres eignen und der Christenheit hohen Interesse halben auf alle mugliche Weg furzubauen nit unterlassen, so müssten wir doch hinwiederumb besorgen, dass durch die Langsamkeit bei ohne das jetzo obliegenden schweren Kriegs- und andern Geschäften in dieser hochwichtigen Sach, daran unserm ganzen Haus all unser Ehr, Reputation, Hoheit und Wohlfahrt liegt, das auch bishero unsere hochgeehrte lieb Voreltern viel Blut und Gut kost, leichtlich was furabsaumbt werden kunnt, das hernacher nit herwieder zu bringen, zumal da (wie E. L. wissen) daraus auch ohne Zweifel die Widerwärtigen ihr Fundament und Ursach schöpfen, Ihr Rom. Kais. Mt. unbeheirat mit keinem Leibserben zu der Succession versehen sein, und zweiflich, ob sie noch heiraten werden und ob auch auf denselben Fall Leibserben zu hoffen.
So wissen E. L.. obwohl unser hochloblich Haus kraft Kaiser Ferdinandi Testament, Codicill und vaterlicher Disposition die erblich Succession an beiden Kunigreichen Hungern und Behem und derselben incorporierten Landen auf den Manns- und Weibsstammen von Rechts, Billigkeit und den alten Verträgen nach haben, dass doch der mehrer Theil aus den hunganschen, behmischen, marhe-rischen und schlesischen Ständen wenig oder gar nichts darvon wissen wollen, sonder ihnen ihr freie Wahl einbilden, geschweigen die heimbliche Praktiken, so bei theils Grossen und Kleinen inner und ausser Lands mit unterlaufen, daher man auch selbiger Orten, wann hochstgedachte Rom. Kais. Mt. ohne ehliche Leibserben abgehen sollte (das Gott lang gnädiglich verhüte) nit in geringer Gefahr stunde. Was nun auf solchen Fall unserm ganzen Haus für Schimpf, Schaden und des Erbfeinds halber endliches Verderben und Untergang zu gewarten, das kunnen E. L. leichtlich erachten.
Ich bin ingedenk, als die Rom. Kais. Mt. noch vor sechzehen Jahren krank gewesen, dass beide unsere freundliche geliebte Herren Vettern, Erzherzog Ferdinand und Carl, neben Erzherzog Ernst, alle seeliger Gedächtnus, eben aus diesem Fundament der darauf beruhenden so grossen Gefahr bei Ihr Kais. Mt. glimpflich Anbringen gethan, auf die Succession ihres Haus im heil. Reich und dero Kunigreich und Landen zu trachten. Wie nun solches damalen für hoch nöthig geacht worden, da Ihr Kais. Mt. viel junger und noch in terminis der Verehligung und verhörenden Leibserben gestanden, also bedunkt mich, dass es jetziger Zeit noch mehr vonnöthen, da die Verehligung und verhoffte Leibaerben ungewiss, Ihr Kais. Mt. auch (wie E. L. selbst wissen) zu Zeiteu Ihre Leibsdisposition haben und sonderlich jetzo so gefährlichen Praktiken im Reich eines romischen Kunigs halber wie auch eines hungerischen und behmischen Kunigs halber (wann es zu einem Fall kumben soll) allerlei Discurs fürüber laufen. Ich bezeugs mit Gott, dass ich mir hierinnen mit dem wenigisten auf mein eigen Privatinteressen keinen Sinn oder Gedanken mach, sonder allein den grosseu Schaden, der unserm ganzen Haus auf dieser Gefährlichkeit steht, betrachte, und derwegen, weil E. L. nächst der Kais. Mt. unter uns allen der ältist und Lehenträger ist und derselben also selbsten Pflichts und Verantwurtung halber obliegt, für uns andere und unsers ganzen Haus Wohlfahrt Sorg zu tragen, hab ich nit unterlassen kunnen, E. L. freundund brüderlich zu vermahnen, dass sie nach ersehender Gelegenheit (wofer änderst Ihr Kais. Mt. nit selbsten darvon Anregung thuen) Ihrer Mt. aufs glimpflichist zu Geir.üth führen wollen, was für Warnung oder Avisi aus dem Reich einkommen und was in specie von den behmischen Landleuten desselben Kunigreichs erblicher Succession halber geredt wird, und dass man sich nit weniger in Hungern (zumal auf jetzige Siebenburgische Veränderung und androhenden polnischen Praktiken) zu besorgen haben, und also hierauf Ihr Mt. fleissigist und treulichist bitten (seintmal unsers ganzen Haus einige zeitliche Wohlfahrt an Ihro haftet), dass Sie als unser aller und gemeiner Vater des Vaterlands auf Mass und Weis, wie ihr selbst am besten wissend, gnädigist bedacht sein wollen, sich selbst für angezogne Anschlag und Praktiken und unser Haus für endlichen Untergang zu versichern und darinnen länger nit zu feiern. Darneben dann auch E. L. der Tirolischen, Ernestischen und Würtenbergischen Sachen mit Gelegenheit eingedenk sein wolle, damit dannoch dieselben auch einmal an ihr Ort gebracht und wir Gebrüder nit allenthalben zurückgesetzt und präteriert werden.
Wie ich nun solches alles für die hohe unvermeidenliche Nothdurft erachte, also will ich mich zu E. L. freundlich versehen, sie es von mir nit änderst, als wohl und treulich gemeint vermerken und der Sachen Ihro von Gott hochbegabten Verstand nach allerseits recht zu thun werden wissen. Dero ich zu wohlgefälligen Diensten mit brüderlichen treuen Hulden stets zugethan verbleibe. Datum Mergetheimb den 22. Mai 1599.
E. L. jederzeit gutwilliger Bruder |
Maximilian. |